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"antifa" in den Verfassungsschutz Trends
  • trat in erster Linie durch ihre "Anti-Antifa"Arbeit (=), durch verschiedene Propagandaaktionen z. B. anlässlich der "Rudolf-Heß-Aktionswoche" sowie
18 Verfassungsschutzbericht Berlin 2004 1.2 Aktionsorientierter Rechtsextremismus 1.2.1 Anhaltende Dynamik im Netzwerk "Kameradschaften" Die im Jahr 2003 zu beobachtende dynamische Entwicklung des Berliner Kameradschaftsnetzwerks (= Kameradschaften) setzte sich auch im Jahr 2004 fort.12 Dies äußerte sich durch Gründung neuer die Gründung einiger neuer Kameradschaften und den Versuch Kameradschaften der Abstimmung der politischen Arbeit. Nach mehrjähriger Stagnation traten die Kameradschaften in den letzten beiden Jahren wieder vermehrt durch eigenständige und öffentlichkeitswirksame Aktionen in Erscheinung. Die Kameradschaftsführer wandten dabei eine Doppelstrategie an: Einerseits Doppelstrategie setzten sie auf erlebnisorientierte, jugendtypische Aktionsformen und ein verändertes Erscheinungsbild, um eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz zu gewinnen. Dieses Vorgehen führte zu einer szeneinternen Diskussion zwischen Vertretern eines "modernen" und eines "traditionellen" Nationalsozialismus. Andererseits nahm die Konfrontation mit den politischen Gegnern als Ausdruck der Gewaltbereitschaft der Aktivisten weiter zu. Neugründungen und Koordinierungsbemühungen Unter den Bedingungen dieser Doppelstrategie gründeten sich im Jahr 2004 vier neue Kameradschaften in Berlin. Gleichzeitig traten aufgrund der insgesamt hohen Fluktuation einige in der Vergangenheit aktive Kameradschaften öffentlich nicht mehr in Erscheinung oder lösten sich auf. Die bestimmende Rolle hatten die am 9. März 2005 verbotenen "Kameradschaft Tor Berlin" (KS Tor) und die "Berliner Alternative Süd-Ost" (BASO) inne. Beide bemühten sich 2004 um öffentlichkeitswirksame Aktionen. Die KS Tor trat in erster Linie durch ihre "Anti-Antifa"Arbeit (=), durch verschiedene Propagandaaktionen z. B. anlässlich der "Rudolf-Heß-Aktionswoche" sowie durch ihre Teilnahme an zahlreichen rechtsextremistischen Demonstrationen auch außerhalb Berlins in Erscheinung. Die BASO war hauptsächlich im Bezirk Treptow-Köpenick aktiv, wo sie einige 12 Vgl. Senatsverwaltung für Inneres: Verfassungsschutzbericht 2003. Berlin 2004, S. 37 - 43.
  • Frauenbewegung, in der Friedensbewe"Gegenkraft" gung, in antifaschistischen und antimilitaristischen Organisationen und Initiativen, in JuPDS gendund Studierendengruppen, in schwulen
LINKSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 3 Grundprozesse und über die Förderung jener Eigentumsformen, die es am ehesten erlauben, die menschlichen Grundgüter effizient bereitzustellen und gerecht zu verteilen." Die PDS versteht sich weiter als eine konsequente "Antikriegspartei". In dem Parteiprogramm wird das nur dem UN-Sicherheitsrat vorbehaltene Recht, den Einsatz militärischer Mittel zur Erhaltung des Weltfriedens zu beschließen, gebilligt. Der Einsatz der Bundeswehr bei friedenserzwingenden Maßnahmen wird abgelehnt. Dazu heißt es: "Der Weltsicherheitsrat darf das allein ihm durch die Charta übertragene Recht, auch militärische Mittel, wenn alle zivilen ausgeschöpft sind, zur Abwendung der Gefährdung des Weltfriedens einzusetzen, nicht unter dem Druck und im Interesse der "AntikriegsGroßmächte missbrauchen. [...] Die PDS lehnt in konsequenter Anerkennung des Artikels partei" 26 Grundgesetz weiterhin eine Beteiligung der Bundeswehr an UN-mandatierten Militärinterventionen unter Berufung auf Kapitel VII der UN-Charta ab, unabhängig von der jeweiligen Haltung der im UN-Sicherheitsrat vertretenen Staaten." Im Rahmen der parteiinternen Vergangenheitsbewältigung wird zur Geschichte der DDR bemerkt: "Die SED war als herrschende Partei aufgrund der konkreten historischen Bedingungen von Anfang an auf das in der Sowjetunion entstandene Sozialismusmodell und auf Linientreue zur Politik der Sowjetunion fixiert. Sie war weder fähig noch bereit, Sozialismus mit Demokratie und Freiheit zu verknüpfen. Ihren Weg kennzeichneten daher auch schmerzDDRliche Fehler, zivilisatorische Versäumnisse und Verbrechen. Es bleibt für uns eine bittere ErGeschichte kenntnis, dass nicht wenige Mitglieder der SED Strukturen der Unterdrückung mitgetragen und Verfolgung Andersdenkender zugelassen oder sogar unterstützt haben. [...] Es gibt keinen noch so ehrenwerten Zweck, der die Verletzung grundlegender Menschenrechte und universeller demokratischer Grundsätze rechtfertigen könnte." Die PDS sieht sich als eine pluralistische Partei demokratischer Sozialistinnen und Sozialisten, in der unterschiedliche, linke demokratische Kräfte zusammenwirken. Neben dem Bekenntnis zur Möglichkeit von Regierungsbeteiligungen der PDS wird im Parteiprogramm ausdrücklich die verstärkte außerparlamentarische Mitwirkung in verschiedenen gesellschaftlichen Bewegungen betont: "Wir Mitglieder der PDS wollen intensiver als bisher in demokratischen, sozialen und politischen Bewegungen mitwirken: in der Frauenbewegung, in der Friedensbewe"Gegenkraft" gung, in antifaschistischen und antimilitaristischen Organisationen und Initiativen, in JuPDS gendund Studierendengruppen, in schwulen und lesbischen, transgenden und queeren Bewegungen, in Dritte-Welt-Gruppen, in Behindertenvereinen, in Mieterund VerbraucherMISMUS verbänden, in sozialen, kulturellen und sportbezogenen Interessengruppen." "Wir sehen in einer Vielzahl internationaler und weltweit wirkender sozialer, insbesondere auch globalisierungskritischer Bewegungen entscheidende Gegenkräfte zur 109
  • einer GedenkverDemonstrationen anstaltung des "Bundes der Antifaschisten Treptow e. V." am sowjetischen Ehrenmal in Treptow, die durch Mitglieder des Netzwerks
Aktuelle Entwicklungen - Rechtsextremismus 29 gliedert, darunter die "Sektion Berlin". Auf einer Homepage im Internet veröffentlicht das AAN personenbezogene Daten von politischen Gegnern in Form von "Schwarzen Listen". In den Rubriken "Alternative Objekte" und "Personen Index" der "Sektion Berlin" sind die Adressen von Einrichtungen, Gruppenund Personen eingestellt - letztere teilweise mit Fotos. Zu gewaltKonfrontation bei tätigem Verhalten kam es am 8. Mai bei einer GedenkverDemonstrationen anstaltung des "Bundes der Antifaschisten Treptow e. V." am sowjetischen Ehrenmal in Treptow, die durch Mitglieder des Netzwerks Kameradschaften gestört wurde. Etwa 20 teilweise vermummte Aktivisten, darunter Mitglieder der Kameradschaften "Tor Berlin" und "Berliner Alternative Süd-Ost" versuchten an den Veranstaltungsort zu gelangen und mittels themenbezogener Transparente und Trillerpfeifen den Ablauf zu stören. Beim Einschreiten der Polizei kam es seitens der Rechtsextremisten zu gewaltsamen Widerstandshandlungen. Das neue Selbstbewusstsein der Kameradschaften in der Auseinandersetzung mit ihren Gegnern zeigte sich exemplarisch an der Provokation, den traditionellen "Silvio-MeierAufzug" der linksextremistischen Szene durch den Bezirk Lichtenberg in seiner ursprünglichen Form zu verhindern. Rechtsextremisten hatten die geplante Wegstrecke des "SilvioMeier-Aufzugs" in Erfahrung gebracht und diese durch die frühzeitige Anmeldung einer eigenen Demonstration blockiert. So fand dort am 20. November unter dem Motto "Dem linken Terror offen entgegentreten" eine vor allem von der BASO getragene Kundgebung mit ca. 160 Teilnehmern statt. Linksextremisten versuchten zwar, nach Beendigung ihrer Demonstration zum Sammelplatz der rechtsextremistischen Veranstaltung zu gelangen, doch dies konnte von der Polizei verhindert werden. Vor dem Hintergrund der bewussten Konfrontation und der Perspektive gestiegenen Gewaltbereitschaft ist zu erwarten, dass die Auseinandersetzungen zwischen Teilen der rechtsund der links-
  • neuen Deutschland. 3 500 Nationalisten demonstrierten trotz Polizeirepression und Antifaterror für "Volksgemeinschaft statt Globalisierung". In: "Deutsche Stimme" Nr. 6/2004, Juni
54 Verfassungsschutzbericht Berlin 2004 Angesichts des Demonstrationsverlaufs fielen die Reaktionen Unterschiedliche Bewertung im rechtsextremistischen Lager sehr unterschiedlich aus. Die NPD wertete die übergreifende Mobilisierung "zur Gemeinschaftsdemonstration der Nationalen Opposition" als Erfolg und gab die Richtung für die Zukunft vor: "Wir [...] werden auch künftig jede Gelegenheit nutzen, um mit immer größer werdenden Demonstrationen immer mehr Volksgenossen davon zu überzeugen, daß der Kampf der Nationalen Opposition für eine nationale und soziale Gemeinschaft die letzte Chance ist, um die volksfremden Pläne dieses asozialen Systems zu durchkreuzen. [...] Die Nationale Opposition bündelt ihre Kräfte für den Kampf um Deutschland!" 77 Kritischer wurde die Demonstration unter den "Freien Nationalisten" in Internetforen besprochen. Zur im Vorfeld diskutierten Bildung eines "Schwarzen Blocks" als Demonstration der Stärke sei es zwar nicht gekommen. Allerdings habe es einen "nationalrevolutionären Block" gegeben, der mehrfach mit Durchbruchversuchen die direkte Konfrontation mit der Polizei gesucht habe. Dieser habe aus Berliner und Brandenburger Rechtsextremisten bestanden, die sich an die Spitze der AuseinanderDemonstration gesetzt hatten. Darüber hinaus sei es im Desetzungen innerhalb monstrationszug zu Auseinandersetzungen "Freier Nationader Demo listen" mit NPD-Angehörigen gekommen, so dass von einigen Teilnehmern lautstark "1. Mai - ohne Partei!" skandiert wurde. Grund für die Auseinandersetzungen war offensichtlich das aggressive Auftreten einiger Demonstrationsteilnehmer, die den Anweisungen der eingesetzten Ordner der NPD nur bedingt Folge leisteten. Weitere Großveranstaltungen: "DS-Pressefest", "RudolfHeß-Aktionswoche", "Heldengedenken" Trotz dieser unterschiedlichen Bewertungen wurde der strategische Kurs der gemeinsamen Mobilisierung und der gegenseitigen Teilnahme an symbolträchtigen Großveranstaltungen auch nach dem 1. Mai fortgesetzt. Damit konnten die Teilnehmerzahlen bei diesen Versammlungen gegenüber den 77 Die Straße frei dem neuen Deutschland. 3 500 Nationalisten demonstrierten trotz Polizeirepression und Antifaterror für "Volksgemeinschaft statt Globalisierung". In: "Deutsche Stimme" Nr. 6/2004, Juni 2004.
  • MASCH) * "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes 152 - Bund der Antifaschisten" (VVN-BdA) 8. Trotzkisten 155 * "Sozialistische Alternative" (SAV) 155 * "Linksruck
Inhaltsverzeichnis * "Marxistische Abendschule Hamburg - Forum für 152 Politik und Kultur e.V." (MASCH) * "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes 152 - Bund der Antifaschisten" (VVN-BdA) 8. Trotzkisten 155 * "Sozialistische Alternative" (SAV) 155 * "Linksruck"-Netzwerk 156 * "Revolutionär Sozialistischer Bund" (RSB) 157 9. "Marxistische Gruppe" (MG) 158 IV. Rechtsextremismus 1. Entwicklungen und Schwerpunkte im Überblick 162 * "Volksfront von Rechts" 164 2. Potentiale 169 3. Rechtsextremistisch motivierte Kriminalität 173 * Rechtsterroristische Bestrebungen 175 4. Aktionistisch orientierte Rechtsextremisten 176 4.1. Bestrebungen in Hamburg und im Umland 177 4.2 Bestrebungen im Bundesgebiet 181 4.3 Aktivitäten 183 5. Sonstige rechtsextremistische Skinheads und andere 190 gewaltbereite Rechtsextremisten 6. Skinhead-Musik und -Vertriebe 192 7. Rechtsextremistische Parteien 196 7.1 Die Republikaner (REP) 196 7.2 Deutsche Volksunion (DVU) 199 7.3 Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 201 * Hamburg 206 8. Sonstige rechtsextremistische Organisationen und 207 Bestrebungen * Dr. Reinhold OBERLERCHER und Horst MAHLER 210 * Jürgen RIEGER 212 11
  • befürchtet deutlich, dass die deutsche "Rechte" weder Juden noch "Antifa" benötige, um sich fertig zu machen. Dazu wäre
RECHTSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 3 Anschlagsplanungen in München - Reaktionen des rechtsextremistischen Lagers Im September durchsuchte die Polizei die Wohnungen von Neonazis im Raum München sowie in der Folge die weiterer Rechtsextremisten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Diese Personen gehören der Kameradschaft Süd (Bayern) bzw. deren Umfeld an oder verkauften ihr Waffen. Bei dem Neonazi Martin Wiese und anderen Personen wurden u. a. Sprengstoff (TNT), mehrere Schussund Stichwaffen, eine Streitaxt und Sturmhauben sichergestellt. Bislang wurden 13 Haftbefehle erlassen, davon mittlerweile zwei außer Vollzug gesetzt. Vorausgegangen waren zwei Hausdurchsuchungen im August bei einem Münchener Neonazi, der sich wegen eines versuchten Tötungsdelikts seit Juli in Untersuchungshaft befand. Bezüge nach Hessen hatte die Kameradschaft Süd nicht. Bildung einer Nach Angaben mehrerer Beschuldigter war u. a. anlässlich der Grundsteinlegung für terroristidas jüdische Gemeindezentrum in München im November ein Sprengstoffanschlag geplant. schen Im September übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen des Verdachts Vereinigung der Bildung einer terroristischen Vereinigung. Im Internet und in einschlägigen Zeitungen diskutierten Rechtsextremisten verschiedenster Lager über die polizeilichen Maßnahmen. Im Vordergrund stand die Furcht vor möglichen negativen Auswirkungen der Geschehnisse auf die Szene. Einhellig wurde die Ansicht vertreten, dass das Ganze von Staat und Verfassungsschutz inszeniert worden Negative sei, um künftig restriktiver gegen Aktivitäten von Neonazis und rechtsextremistischen Konsequenzen Parteien vorgehen zu können. Doch auch selbstkritische Töne wurden laut. Das neoin der Szene nazistische Störtebeker-Netz ließ im Internet verlauten, der "Fall Wiese" mache befürchtet deutlich, dass die deutsche "Rechte" weder Juden noch "Antifa" benötige, um sich fertig zu machen. Dazu wäre sie gut alleine imstande. Der KDS, vertreten durch Thomas Brehl, distanzierte sich in einer "Presseerklärung" von Gewalt und jeder Art von Terror. In der Erklärung hieß es: "Die hochkriminellen Machenschaften eines Herrn Wiese repräsentieren nur einen verschwindend geringen Teil des Nationalen Widerstandes, der in seiner Gesamtheit die argumentative Auseinandersetzung mit dem herrschenden System und seinen Vertretern sucht, auch und gerade wenn sie ihm vielfach verweigert wird. [...] Sollte es sich bei Herrn Wiese um einen Agenten interessierter Kreise handeln, würde uns das nicht wundern. Selbst wenn er das nicht ist, spielt er den Gegnern des Nationalen Widerstandes in die Hände und hat somit der sozialrevolutionären Sache mehr geschadet, als er ihr je hätte nutzen können. Schon werden Rufe laut, das Demonstrationsrecht zu beschneiden und juristisch noch härter gegen ,rechts' vorzugehen". Das Beispiel der Roten Armee Fraktion (RAF) habe gezeigt, dass man den Staat - "trotz eines erheblichen Aufwandes an Intelligenz, Geld und Logistik" - nicht wegbomben könne. 90
  • Verhalten lässt den Schluss zu, dass nicht nur die "Antifa" genarrt, sondern auch "der Staat" - unter möglichst hohem Kostenaufwand - vorgeführt
RECHTSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 3 RECHTSEXTREMIS Nach München (18. Januar) und Homberg/Efze (Schwalm-Eder-Kreis) am 25. Januar war Frankfurt am Main die dritte Demonstration, die Hupka kurzfristig absagte bzw. zu der er ohne vorherige Ankündigung nicht erschien. In allen drei Fällen war die Polizei mit einem Großaufgebot an Kräften vor Ort. Hupkas Verhalten lässt den Schluss zu, dass nicht nur die "Antifa" genarrt, sondern auch "der Staat" - unter möglichst hohem Kostenaufwand - vorgeführt werden sollte. Blieb die Veranstaltung der NPD in Berlin mit rund 1.300 Teilnehmern hinter den Erwartungen der Partei zurück, konnten die konkurrierenden Neonazis in Halle an der 1.200 Saale etwa 1.200 Personen mobilisieren (im Vorjahr waren es in Frankfurt am Main lediglich Demonstranten 350 Teilnehmer gewesen). Während der Kundgebung (Motto: "Arbeitsplätze statt Kriegsin Halle an plätze") sprachen u. a. die Neonazis Christian Worch und Gerd Ittner sowie ein Teilnehder Saale mer aus den Niederlanden. Die Neonazis, vor allem Worch, feierten die Demonstration als großen Erfolg. Im Internet hieß es, man habe am 1. Mai gegen "Massenarbeitslosigkeit, steigende Kriminalität, Steuererhöhungen, Korruption, Verausländerung, Bildungsmisere, wachsendes Elend", Globalisierung und "deutsche Kriegseinsätze" demonstriert. Höhepunkt für die Neonazis war der Heß-"Gedenkmarsch" im August. Zum dritten Male hintereinander versammelten sich Neonazis aus ganz Europa in Wunsiedel (Bayern), um des 1987 verstorbenen Hitler-Stellvertreters zu gedenken. Die Teilnehmerzahl erreichte mit 2.600 Personen einen neuen Höchststand (2001: 900, 2002: 2.500 Personen). Vor Beginn des Demonstrationszugs spielten die Skinhead-Band Sleipnir (Nordrhein-Westfalen) sowie zwei rechtsextremistische Liedermacher. Als Redner trat neben dem Anmelder Jürgen Rieger u. a. der stellvertretende NPD-Vorsitzende Holger Apfel auf. Hatten sich am 1. Mai Neonazis und NPD noch in Konkurrenz zueinander befunden, betonte Apfel dieses Mal die Verbundenheit seiner Partei mit den Anwesenden: Die NPD stehe "stets an der Seite derer [...], die für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen". Apfel behauptete, das "alljährliche Gedenken in Wunsiedel" sei ein "eindrucksvolles Manifest", dass sich die "deutsche Jugend ihrer Verantwortung vor der gesamten deutschen Geschichte bewußt" sei, "allen Kriminalisierungsversuchen zum Trotz die Fackel der Freiheit" trage und nicht eher ruhen werde, bis die "Herrschaft der Minderwertigen überwunden und Deutschland vom Joch der alliierten Fremdherrschaft befreit" sei. Während der "Gedenkmarsch" ohne Zwischenfälle verlief, nahm die Polizei im Vorfeld der Veranstaltung 67 Rechtsextremisten - zumeist wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen - vorübergehend fest. Nach dem Verbot der Kundgebung durch das Landratsamt Wunsiedel war die Durchführung des Heß-"Gedenkmarsches" bis zuletzt fraglich. Während die Mobilisierung trotz des Verbots weiterlief, meldeten in Jena (Thüringen) die NPD und in Bad Hersfeld (Landkreis Bad Hersfeld) der Neonazi Christian Worch mögliche Ersatzveranstaltungen an. Nach der letztinstanzlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zugunsten der Neonazis wurden die 84
  • Jahresanfang schlossen sich die autonomen Gruppen "Autopool", "Antifaschistische Linke Berlin" (= ALB), "Für eine linke Strömung" (F.e.l.S.) sowie die Gruppe "Subversion
76 Verfassungsschutzbericht Berlin 2004 Rechtsextremisten. Derartige Aktivitäten werden als Aufklärungsarbeit gegenüber der Öffentlichkeit bezeichnet; ihr tatsächlicher Zweck dürfte jedoch die Verunsicherung und versteckte Bedrohung des politischen Gegners sein.135 2.2 Strukturelle Entwicklungen 2.2.1 Gründung des linksextremistischen Netzwerkes "ACT!" Am Jahresanfang schlossen sich die autonomen Gruppen "Autopool", "Antifaschistische Linke Berlin" (= ALB), "Für eine linke Strömung" (F.e.l.S.) sowie die Gruppe "Subversion International" (!SI!) zum linksextremistischen Netzwerk "ACT!" zusammen. Kundgetan wurde die Gündung bei einer "Fiesta Zapatista" anlässlich des zehnten Jahrestages des ZapatistenAufstandes im mexikanischen Bundesstaat Chiapas - ursprünglich eine Solidaritätsaktion des linksextremistischen Spektrums mit den Aufständischen - am 10. Januar in KreuzAktionsbezogener berg. "ACT!" ist ein aktionsbezogener Zusammenschluss verZusammenschluss schiedener linksextremistischer autonomer Gruppen, die ihre jeweiligen Strukturen und Identitäten weiterhin bewahren. Eine Auflösung der einzelnen Gruppen zugunsten des Bündnisses scheint bisher nicht beabsichtigt zu sein. In der Tageszeitung "junge Welt" vom 14. Januar wurde das Aktionsnetzwerk "ACT!" öffentlich bekannt gemacht.136 Den Ausführungen zufolge stehen die beteiligten Gruppen als "repräsentativ für das Spektrum der radikalen außerparlamentarischen Linken". In seinem Grundsatzpapier "Kommunique No. 1" führt das Bündnis aus: "Mit ACT! gründen wir ein Netzwerk aus derzeit vier Berliner Gruppen der radikalen Linken, in denen insgesamt rund 100 Menschen organisiert sind. Auf der Grundlage unserer gemeinsamen politischen Praxis wollen wir zukünftige Aktionen koordinieren und gemeinsame Debatten über politische Ziele führen."137 135 Vgl. S. 100 ff. 136 Anja Wagner-Roth: "Gemeinsam rebelliert es sich besser". In: Junge Welt vom 14.1.2004. 137 Internetauftritt von ACT!, Aufruf am 9.11.2004.
  • gegen den Vorwurf des "antisemitischen Geschichtsrevisionismus": "Gerade ein Antifaschismus als Massenbewegung soll im Keim erstickt werden, um das herrschende System
EXTREMISMUS IN HESSEN LINKSEXTREMISTISCHE STRAFUND GEWALTTATEN IN HESSEN (2016 BIS 2020) 120 110 100 90 80 65 61 60 48 34 40 Strafund Gewalttaten 25 insgesamt 20 5 13 5 0 Gewalttaten 2016 2017 2018 2019 2020 Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) | Die eng mit der DKP verbundene SDAJ verknüpfte die aus der COVID-19-Pandemie resultierenden wirtschaftlichen Herausforderungen mit der Parole "Gesundheit statt Profite". Ihre Versuche, Anschluss an die Klimaund Umweltschutzbewegung zu finden, reduzierte die SDAJ sehr stark, so war sie auch bei den Protesten im Dannenröder Wald nicht präsent. Ebenso gingen die Aktionen der SDAJ zurück, was Flugblattverteilungen an Schulen in Hessen betraf. Im Zusammenhang mit den staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie verlagerte die SDAJ ihre Aktivitäten stattdessen vermehrt ins Internet. In diesem Rahmen versuchte sie, von dem Pandemiegeschehen betroffene Schüler für ihre politische Zwecke zu beeinflussen und zu instrumentalisieren. Kommunistische Organisation (KO) | Die KO, die sich 2017 in Frankfurt am Main von der SDAJ abgespalten hatte, war weiterhin im Aufbau begriffen und trat im Berichtsjahr zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung. Bei einer Demonstration in Gießen (Landkreis Gießen) soll ein KO-Angehöriger laut Medienberichterstattung geäußert haben, dass die Novemberpogrome von 1938 eine "Inszenierung der Eliten" gewesen seien, wogegen die deutsche Bevölkerung keinen Hass gegen Juden gehegt hätte. Im Internet wehrte sich die KO gegen den Vorwurf des "antisemitischen Geschichtsrevisionismus": "Gerade ein Antifaschismus als Massenbewegung soll im Keim erstickt werden, um das herrschende System zu schützen". Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) | Mittels ihrer Kampagne "Gib Antikommunismus keine Chance!" kritisierte die Partei die angebliche "Gleichsetzung von links und rechts" und die "Verharmlosung des Faschismus": "Denn die Faschisten ziehen ihre wesentliche Rechtfertigung aus dem Antikommunismus". Darüber hinaus arbeitete die MLPD im Rahmen ihres Protests gegen die türkische Politik mit kurdischen Gruppierungen zusammen. Ihre AblehHessischer Verfassungsschutzbericht 2020 - 53
  • türkischen Faschismus eine Repressionsund Einschüchterungspolitik gegen revolutionäre, demokratische und antifaschistische Menschen". Seit ihrem Verbot führt die DHKP-C ihre Großveranstaltungen
AUSLÄNDEREXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 3 - EXTREMISMUS Vereinsgesetz u.a. eine schwere räuberische Erpressung und eine versuchte räuberische Erpressung angelastet. Er soll bereits Ende 2001 in einem Fall mit einer Waffe die Zahlung eines Geldbetrages an die DHKP-C erreicht und in einem weiteren Fall eine solche Zahlung unter Androhung von körperlicher Gewalt erstrebt haben. Dieser DHKP-C-Aktivist war bereits am 14. Februar vom Landgericht Frankfurt am Main wegen besonders schwerem Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in einem besonders schweren Fall sowie des Verstoßes gegen das Vereinsgesetz zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, verurteilt worden. Der türkische Staatsbürger hatte sich an gewalttätigen Ausschreitungen von linksextremistischen Türken am 1. Mai 2001 in Frankfurt am Main beteiligt. Eine mit Steinen, Dachlatten und Gymnastikkeulen bewaffnete Gruppe um den Angeklagten wollte dabei eine Polizeikette durchbrechen. Darüber hinaus vertrieb er in großer Stückzahl Propagandamaterial der DHKP-C. Das Urteil ist rechtskräftig. Die DHKP-C agitierte in ihrem Publikationsorgan Ekmek ve Adalet gegen die Durchsuchungen. Die von der Staatsanwaltschaft eingeleiteten Maßnahmen bezeichnete sie als rechtswidrig und rief zur Solidarität und Unterstützung ihrer Zeitung auf. In der Ausgabe vom 27. Juli wurde behauptet, die Razzia gegen die Zeitschrift mache die deutsche Unterstützung des türkischen Faschismus deutlich. Der deutsche Staat zeige Ausländern gegenüber "mit Druck, Willkür und Verboten ... zügellos sein Gesicht der Unterdrückung". Der DHKP-C-nahe Solidaritätsverein mit den politischen Gefangenen und deren Familien in der Türkei (TAYAD) titelte auf seiner Internet-Homepage: "Deutsche Polizei verbreitet Terror". Nach Auffassung des TAYAD praktiziere Deutschland "im Namen der USA und des türkischen Faschismus eine Repressionsund Einschüchterungspolitik gegen revolutionäre, demokratische und antifaschistische Menschen". Seit ihrem Verbot führt die DHKP-C ihre Großveranstaltungen im benachbarten Ausland, bevorzugt in Belgien oder in den Niederlanden, durch. Am 26. April fand in Rotterdam (Niederlande) anlässlich des 9. Jahrestages der Parteigründung und zum Gedenken an die "Gefallenen der Revolution" ihr jährliches Parteifest mit rund 3.500 (Vorjahr: 2.500) Teilnehmern statt. Beherrschender Agitationsschwerpunkt der DHKP-C blieb die Gefängnisreform in der Türkei, mit der statt der bisher üblichen, den Zusammenhalt von extremistischen und Hungerstreikkriminellen Gruppen begünstigenden, GroßAktionen raumzellen kleinere Zellen nach europäischem Standard eingeführt wurden. Die Linksextremisten sprechen hier von "Isolationszellen", in denen "Isolationsfolter" drohe. Dagegen wurde bereits im Oktober 2000 von den linksextremistischen Organisationen in der Türkei ein Hungerstreik begonnen (sog. "Todesfasten"), der inzwi45
  • teils offener Aggression gegenüber den "Antideutschen". Insbesondere die autonome antifaschistische Szene ist von dieser ideologischen Spaltung betroffen. Als Gegenpol
Aktuelle Entwicklungen - Linksextremismus 85 linken Spektrum gebe es einen weit verbreiteten Antisemitismus, der sich im so genannten Antizionismus - etwa in der Antizionismus als linke Form des Kritik an Israels Vorgehen in den besetzten Gebieten - äußere: Antisemitismus "Nur verkennen die linken Israel-KritikerInnen, daß Kritik-anIsrael-üben zur Zeit die Art ist, mit der sich Antisemitismus in Deutschland äußert und verbreitet."161 Da die USA seit jeher als Schutzmacht Israels gelten, wird von Begrüßung der den "Antideutschen" die Politik der USA im Nahen und Mittleren amerikanischen Osten, insbesondere das Vorgehen gegen den Irak begrüßt. Politik Die antideutschen Positionen treffen im weiteren linksextremistischen Spektrum auf scharfe Kritik. Die Befürwortung der Nahost-Politik der USA und insbesondere die Begrüßung des Krieges gegen den Irak162 brachte den "Antideutschen" die Bezeichnung "Bellizisten" ein (im Sinne von Kriegsbefürwortern, lat. bellum = Krieg). Die mit Hilfe der antideutschen Ideologie Antiimperialistische Positionen gerechtfertigte Unterstützung Israels bricht zudem ein linksextremistisches Tabu, da Nationalstaaten dort grundsätzlich als Ausdruck von Herrschaft und struktureller Unterdrückung gelten. So wird das Mitführen von Israelund USA-Fahnen auf Demonstrationen von Teilen der linksextremistischen Szene als Provokation empfunden und führt zu teils offener Aggression gegenüber den "Antideutschen". Insbesondere die autonome antifaschistische Szene ist von dieser ideologischen Spaltung betroffen. Als Gegenpol zu den Unterstützung palästinensischer "Antideutschen" gelten die antiimperialistischen Gruppierungen. Positionen Sie begreifen ihren Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse nicht nur regional, sondern - indem sie sich mit den Befreiungsbewegungen der Welt solidarisieren - international. Als Hauptfeind gelten die "imperialistischen Mächte", an erster Stelle die USA aber auch die Bundesrepublik Deutschland. Da die Palästinenser von den "Antiimperialisten" als ein "von den USA und ihrem Kampfhund im Nahosten, Israel,"163 unterdrücktes Volk angesehen werden, trifft die uneingeschränkte Solidarität der "Antideutschen" mit Israel hier auf besonderen 161 "Das Problem ist Antisemitismus". In: "INTERIM" Nr. 550 (9.5.2002), S. 3 - 4, hier S. 4. 162 Gemeint ist hier der erste Irakkrieg. 163 "Das Problem ist Antisemitismus". In: "INTERIM" Nr. 550, S. 3 - 4.
  • Linksextremistische Einflussnahme auf die Friedensbewegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Autonome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Antifaschismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Antirassismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Globalisierungsgegner und Verfassungsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Linksextremisten in der Globalisierungsbewegung
INHALT H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 3 Skinheads. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Neonazis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 Anschlagsplanungen in München - Reaktionen des rechtsextremistischen Lagers . . . . . 90 Reaktionen auf den Krieg im Irak. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Andere rechtsextremistische Organisationen und Publikationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Rechtsextremisten und Kommunikationsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 Strafund Gewalttaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Rechtsextremistische Straftaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 LINKSEXTREMISMUS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Was wollen Linksextremisten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Im Bericht erwähnte Gruppierungen in Hessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Linksextremistisches Personenpotenzial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Deutsche Kommunistische Partei (DKP). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Trotzkistische Gruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Linksextremistische Einflussnahme auf die Friedensbewegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Autonome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Antifaschismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Antirassismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Globalisierungsgegner und Verfassungsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Linksextremisten in der Globalisierungsbewegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Linksextremisten in der Anti-Atom-Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Anarchismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Linksextremistische Straftaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 ORGANISIERTE KRIMINALITÄT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 SPIONAGEABWEHR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Nachrichtendienste des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas. . . . . . . . . . . . . . . . 135 Nachrichtendienste der Russischen Föderation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Proliferation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 WIRTSCHAFTSUND GEHEIMSCHUTZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Geheimschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Wirtschaftsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 GESETZ ÜBER DAS LANDESAMT FÜR VERFASSUNGSSCHUTZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 REGISTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 IMPRESSUM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 5
  • 1980er Jahre als Reaktion auf zunehmende Wohnraumspekulation, zweitens die "Antifa" Anfang der 1990er Jahre in Folge einer Welle fremdenfeindlicher Übergriffe
Linksextremismus 117 Im historischen Rückblick sind für Berlin drei Strömungen von Autonomen zu unterscheiden: Die Hausbesetzer-Szene Anfang der 1980er Jahre als Reaktion auf zunehmende Wohnraumspekulation, zweitens die "Antifa" Anfang der 1990er Jahre in Folge einer Welle fremdenfeindlicher Übergriffe sowie drittens und aktuell die (re-)organisierten Postautonomen, die vor allem im Zuge von Globalisierungskritik und Finanzkrise Aufwind erhalten. Letztere sind nicht mehr als Autonome im ursprünglichen Sinne zu bezeichnen. Im politischen Protest u.a. gegen Kapitalismus, Faschismus, Rassismus und Militarismus suchen und finden diese Strömungen in unterschiedlichem Ausmaß Anschluss an subkulturell verwandte oder ideologisch nahestehende Milieus. Das macht die Unterscheidung zwischen dem Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung und für ein legitimes 4 gesellschaftliches Anliegen erheblich schwieriger als in anderen Phänomenbereichen des politischen Extremismus. 4.2 Personenpotenzial und Straftaten Linksextremisten führen ihren Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung sowohl mit legalen als auch mit illegalen Mitteln. Zu den legalen gehören Parteiund Vereinsgründungen sowie die Durchführung von öffentlichen Veranstaltungen und das Erstellen von Publikationen zur Verbreitung ihrer politischen Ideen. Hierfür nutzen sie intensiv auch das Internet. Unter anderem dadurch, dass sie aktuelle Themen aufgreifen, die viele Menschen bewegen, sind sie bemüht, sich weit über ihr eigenes Spektrum hinaus zu vernetzen. Zu diesem Zweck versuchen sie außerdem andere Organisationen und Zusammenschlüsse zu unterwandern. Manchmal treten sie zu Wahlen an. Primäres Ziel ist es, Menschen für ihre verfassungsfeindlichen Ziele zu gewinnen. Darüber hinaus kämpfen Teile der linksextremistischen Szene auch mit illegalen Mitteln gegen das ihnen verhasste "System". Dabei begehen sie Straftaten bis hin zu schwerer Gewalt gegen Repräsentanten und Institutionen von Staat und Wirtschaft, andere Personen oder Organisationen, die sie als politische Gegner betrachten, sowie gegen Fahrzeuge und Gebäude, deren Besitzer nicht in ihr Weltbild passen. Insofern sind sowohl die Personenpotenziale wie auch die Zahl der Straftaten wichtige quantitative Indikatoren für die aktuelle Entwicklung im Berliner Linksextremismus.
  • vernetzen und zu strukturieren, zum Beispiel in der "Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation" (AA/BO). Der Erfolg solcher Bemühungen bleibt abzuwarten; im Grunde
indirekt der Vorbereitung von Anschlägen dienen - zu sammeln und auszutauschen. Seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen, die autonome Szene stärker zu vernetzen und zu strukturieren, zum Beispiel in der "Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation" (AA/BO). Der Erfolg solcher Bemühungen bleibt abzuwarten; im Grunde widerspricht es dem autonomen Selbstverständnis, sich auf programmatische Konzepte festzulegen und sich in organisationsähnliche Strukturen einbinden zu lassen. N Ü aa Die braune Pest geht vom Staat aus! Traditionelle anarchistische Gruppen und deren Ideologie sind nach wie vor im linksextremistischen Spektrum ohne Bedeutung. Sie treten weder durch öffentliche Äußerungen noch durch Aktivitäten irgendwelcher Art nennenswert hervor. Die deutschen Terroristen aus dem linksextremistischen Spektrum bedienen sich zumTeil ähnlicher ideologischer Kategorien wie die gewaltbereiten Autonomen. Allerdings geht ihre Militanz wesentlich über die von den Autonomen im allgemeinen demonstrierte hinaus, wenn auch direkte Anschläge auf Personenin letzter Zeit nicht verübt worden sind. Für manche Extremisten war beziehungsweise ist die autonome Szene eine wesentliche Station auf ihrem Wegin eine terroristische Gruppe. Bestimmte Gruppen gehören dem sogenanntenterroristischen Umfeld an; unter ihnen finden sich beispielsweise auch Personen, die Kontakte zu den im Untergrund lebenden Terroristen unterhalten. Über diese Verbindungensind nicht selten Extremisten aus dem "Umfeld" zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Untergrund abgetaucht. Verfassungsschutzbericht 1994 :
  • Inund Ausland an. gen Volkseigener Betriebe und antifaschistischer Mahnund Gedenkstätten sowie Das IMSF veranstaltete wissenschaftliche durch Besuche bei ausgesuchten GastfaTagungen
etwa 1.500 Mitgliedern (1988: 3.000 Mitsieren, die marxistische Theorie weiterzuglieder) und wurde ebenfalls von den Ausentwickeln und zur Erweiterung und Stäreinandersetzungen zwischen Traditionalikung des Einflusses der marxistisch-leninisten und Erneuerern erfaßt. Der JP-Bunstischen Weltanschauung im Lande beizudesvorsitzende Gerd Härtel trat im Oktober tragen". Es arbeitete eng mit den Instituten zurück. Er erklärte in einem Brief an die JPfür Marxismus-Leninismus und den AkaBundesleitung, er wolle nicht Rad in Strukdemien für Gesellschaftswissenschaften turen sein, die er ablehne. Die enge Anbinbei den Zentralkomitees der KPdSU in dung des Jugendverbandes an DKP und Moskau und der SED in Berlin (Ost) sowie SDAJ habe zu Fremdbestimmung, zu unmit zahlreichen weiteren Instituten ähndemokratischen Absprachen sowie zur licher Aufgabenstellung zusammen. Unterordnung des JP-Sekretariats unter Beschlüsse von DKP und SDAJ geführt. Seit Juli ist Dr. Jürgen ReuschDirektor des Es wurde beschlossen, bei der siebenten IMSF. Der bisherige Direktor Dr. Heinz Bundeskonferenz im März 1990 über die Jung war aus "Gesundheitsgründen" zuIdentität des Verbandes, über Strukturen rückgetreten. Er zählte zu den Erneuerern und Bewertung der Verbandsgeschichte im Präsidium der DKP. Die Mehrzahl der zu diskutieren. In Vorbereitung der KonfeMitarbeiter und der Mitglieder des wissenrenz fand am 19. November ein bundesschaftlichen Beirats gehört ebenfalls der weiter Ratschlag in Frankfurt am Main DKPan. 1987 wurde beim Institut ein Zenstatt. trum für Marxistische Friedensforschung (ZMF) eingerichtet. Dem "wissenschaftJP und DKP organisierten vom 27. Juli bis lichen Kuratorium" des ZMF gehören 18 6. August erneut preisgünstige Kinderfeüberwiegend kommunistische Wissenrienreisen in die DDR. Durch Besichtigunschaftler aus dem Inund Ausland an. gen Volkseigener Betriebe und antifaschistischer Mahnund Gedenkstätten sowie Das IMSF veranstaltete wissenschaftliche durch Besuche bei ausgesuchten GastfaTagungen, Kolloquien und Diskussionsmilien und Pioniergruppen der DDRsollte runden, gab im Eigenverlag Monograden zehnbis 14jährigen Teilnehmern das phien, Broschüren, Informationsberichte, Leben im Sozialismus als kinderfreundlich Analysen und Dokumentationen sowie ein und erstrebenswert näher gebracht werumfangreiches Jahrbuch heraus. den. Aus Hessen nahmen 110 Kinder an der Ferienaktion teil. Den Organisatoren Nach dem Stopp der konspirativen Finangelang es nicht, das von der DDR zur zierung durch die DKP/SED geriet auch Verfügung gestellte Kontingent auszudas IMSF in eine Existenzkrise. Das eischöpfen. gentliche "Forschungsinstitut" wurde aufgelöst. Die Arbeit soll auf der Basis ehrenamtlicher Mitarbeit und mit einem kleineren Institut für Marxistische Studien Büro fortgesetzt werden. Im Dezember und Forschungen e.V. (IMSF) wurde ein von 60 Personen aus "Wissenschaft und Gewerkschaft" unterzeichneter Das IMSF mit Sitz in Frankfurt am Main Spendenaufruf zur Rettung des IMSF verwurde 1968 von DKP-Funktionären geöffentlicht. Die eingehenden Beträge solgründet. Als wissenschaftliches Institut der len für die Aufrechterhaltung von Büro und DKP hat es die Aufgabe, "die Arbeits-, Bibliothek verwandt werden. Lebensund Kampfbedingungen der Arbeiterklasse der Bundesrepublik zu analy34
  • Gruppen "ACT!", "B.A.N.G.", "Anti-Atom-Plenum" (AAP), "Autonome Antifa Gruppen", "Freiheitliche Arbeiter Union" (FAU), "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD) und "Linksruck
94 Verfassungsschutzbericht Berlin 2004 lands" (= MLPD) sowie türkischer linksextremistischer Gruppierungen. Die 16.00 Uhr Demonstration startete mit ca. 2 400 Teilnehmern, darunter ca. 900 Personen, die als gewaltbereit eingeschätzt wurden. Die Teilnehmer stammten u. a. aus den Gruppen "ACT!", "B.A.N.G.", "Anti-Atom-Plenum" (AAP), "Autonome Antifa Gruppen", "Freiheitliche Arbeiter Union" (FAU), "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD) und "Linksruck". Nach den Demonstrationen begab sich ein Teil der Teilnehmer auf das "MyFest". Dort bildete sich gegen 20.00 Uhr am Spontandemonstration Heinrichplatz plötzlich ein Demonstrationszug aus ca. 100 Personen des autonomen Spektrums. Angeführt wurde der Zug von der Gruppe "B.A.N.G.", die ein Transparent mit der Aufschrift "Alle Macht den Räten, brecht dem System die Gräten" vor sich hertrug. Die Teilnehmer dieses Blockes hatten sich überwiegend vermummt. Während des Marsches schwoll die Teilnehmerzahl auf ca. 1 000 Personen an. Unter diesen befanden sich auch gewaltorientierte Jugendliche, die sich zum Teil nach Vorbild des Autonomenblocks ebenfalls vermummten. Nach dem Angriff auf Abfeuern von Leuchtraketen am Heinrichplatz kam es am Ende Polizeikräfte der Demonstration zu einem unvermittelten Angriff der Autonomen, die die Polizeikräfte mit Steinen bewarfen. Die Ausschreitungen konnten von der Polizei jedoch zügig unterbunden
  • gesucht und mit manchmal großer Brutalität ausgetragen. Zum Aktionsfeld "Antifaschismus/Antirassismus" zählen die Autonomen auch den Widerstand gegen die Asylpolitik
Die Autonomen behaupten, daß der kapitalistische Staat um seiner Selbsterhaltung willen Rassismus und Faschismus begünstige, mindestens aber toleriere. Deshalb ist es aus der Sicht der Autonomen geboten und gefordert, den Kampf gegen Faschisten und Rassisten in die eigenen Hände zu nehmen. So werden Auseinandersetzungen mit Rechtsextremisten oder vermeintlichen Rechtsextremisten unter dem Motto "Schlagt die Faschisten, woihr sie trefft!" gesucht und mit manchmal großer Brutalität ausgetragen. Zum Aktionsfeld "Antifaschismus/Antirassismus" zählen die Autonomen auch den Widerstand gegen die Asylpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Der breite Themenbereich "Antiimperialismus/Antikolonialismus"" bietet den Autonomen ebenfalls ein Aktionsfeld. Vor allem die 2 ss fortschreitendepolitische und wirtschaftliche Integration Europas imperialismus/ (insbesondere in der Europäischen Union) und darüber hinaus die internationale Kooperation von Staaten und Wirtschaftsunternehmen wird von ihnen abgelehnt und bekämpft. Außerdem wenden sich Autonome mit militanten Aktionen gegen bestimmte wirtschaftliche Großvorhaben (zum Beispiel Großflughäfen) und wissenschaftliche Praktiken (zum Beispiel Gentechnik, Tierversuche), die sie als schädlich oder moralisch verwerflich betrachten. Insbesondere die Berliner autonome Szene widmet sich seit einigen Jahren schwerpunktmäßig GEGEN SPEKULANTEN 'IHRE =," STADTPLANER UND POLITIKER. einst wc' "proletarischer" Stadtteile Berlins im Zuge der Ausgestaltung Berlins als Hauptstadt. Die gewaltsame Konfrontation mit dem Staat suchen Autonome hauptsächlich bei Demonstrationen, die sie entweder selbst veranKonfrontation stalten oder an denensie sich beteiligen. Autonome gehen aber mit Staat dem auch mit Anschlägen gezielt gegen Personen und Sachenvor. Autonome Gruppendefinieren sich selbst häufig über ihre selbstgeschaffenen "Freiräume", meist besetzte Häuser. Als Kommunikationszentren der Szene dienen alternative Kulturzentren und sogenannte "Info-Läden", die manchmal in besetzten Häusern eingerichtet werden. Hier nutzt man teilweise auch moderne Kommunikationstechniken wie Computer mit Mailboxen, um Konzepte und Informationen - auch solche, die direkt oder Verfassungsschutz durch Aufklärung
  • Partei mit beispiellosen inneren Widerrung für eine friedensfähige und antifaschisprüchen zu kämpfen hat (UZ vom 7. Jastische Bundesrepublik Deutschland @rnuar
unverändert der Sozialismus als grundletei habe ihr einheitliches Bekenntnis Zur gende Alternative zum "historisch überlebmarxistisch-leninistischen Weltanschauten Kapitalismus". Mies räumte ein, daß ung bekräftigt und eine Handlungsorientiedie Partei mit beispiellosen inneren Widerrung für eine friedensfähige und antifaschisprüchen zu kämpfen hat (UZ vom 7. Jastische Bundesrepublik Deutschland @rnuar 1989). halten. Die Neuwahl der Leitungsgremien stand Nach der erneuten Schwächungihres Einganz im Zeichen der personalpolitischen flusses in den Führungsgremien der Partei Auseinandersetzung zwischen Traditionaveranstalteten die Erneuerer sogenannte listen und Erneuerern. Die ZusammensetStrömungstreffen zur offenen Diskussion zung des von 94 auf 98 Mitglieder vergröund versuchten, sich bundesweit zu fOrBerten Parteivorstandes änderte sich jemieren. Das Präsidium der DKP branddoch nur unwesentlich. Das Gremium bemarkte diese Zusammenkünfte als "Ge stand weiterhin überwiegend aus ehemaliheimtreffen" und rief in einem dramaligen Mitgliedern der verbotenen KPD; 27 schen Appell alle Mitglieder auf, den MinMitglieder gehörten dem Parteivorstand derheitentreffen außerhalb der Partei entersimals an. Der Einfluß der Erneuerer gegenzuwirken. Die zentrale Schiedskomging zurück. Der Parteivorsitzende Mies mission bezeichnete diese Treffen in @!(71,8% Ja-Stimmen) und seine Stellvertrenem Beschluß als parleischädigend, Weil terin Ellen Weber (67,7% Ja-Stimmen) sie zur Fraktionierung und Spaltung der wurden in ihren Ämtern bestätigt, mußten Partei führten. Der DKP-Parteivorstand jedoch gegenüber früheren Wahlen deutwählte bei einer vorgezogenen Tagung am liche Stimmeneinbußen hinnehmen. Erst27.128. Mai zwei Erneuerer aus dem PrAslmals in der Geschichte der DKP überstieg dium ab, ein dritter erklärte aus Protest die Zahl der Kandidaten (110) die der zu seinen Rücktritt und legte später auch wählenden Vorstandsmitglieder (98). In seine Funktion als Leiter des Instituts für das Präsidium (20 Mitglieder) wurden drei Marxistische Studien und Forschungen Erneuerer gewählt, jedoch in das Sekreta(IMSF) der DKP nieder. Die Abwahl der riat (neun Mitglieder) keiner. 52,4% der Erneuerer stieß in Teilen der DKP auf Mitglieder von Präsidium und Sekretariat Unverständnis und empörte Ablehnung. waren bereits für die illegale KPD tätig. Eine vom Parteivorstand eingesetzte KOMmission zur Klärung derstritligen Fragen Auch beim Fortsetzungsparteitag am 18. erklärte nach zweimonatigen BemühunFebruar in Wuppertal zeigten die BeratungenIhre Missionfür gescheitert. Daraufhin gen unverändert starre Fronten zwischen eskalierten die Auseinandersetzungen, 16 Traditionalisten und Erneuerern. Auf VerParteivorstandsmitglieder der Erneuierer änderungen des Kräfteverhältnisses geverließen die Beratung des Parteivorstanrichtete Anträge wurden abgelehnt oder des am 26./27. August, acht von ihnen durch Vertagung vorläufig entschärft. Der traten zurück. Der Partelvorstand berief Parteivorstand erhielt den Auftrag, Komeine "Konferenz '89" am 14. Oktober In missionen zur Neufassung des ParteiBottrop ein, bei der etwa 500 Funktionäre programms sowie des Statuts und der und Mitglieder in fünf Arbeitsgruppen über Schiedsordnung zu bilden, Ein Antrag, diedie "Handlungsorientierung" der Partei se Kommissionen anteilig mit Vertretern 1989/90, den Umgang mit "Strömunge@""; der unterschiedlichen Strömungen zu bedie Erneuerung derPartei und die Entwvicksetzen, fand ebenfalis keine Mehrheit. In lung im realen Sozialismus diskutierten. seinem Schlußwort betonte Mies, die ParDie reformwilligen Kräfte veranstalteten 27
  • Etablierte, über lange Zeit aktive Gruppierungen - etwa die autonome antifa [f], welche in Frankfurt am Main eine zentrale Position einnimmt
Organisationsformen, Ideologie und Gewaltneigung Organisationsstrukturen Als Autonome12 werden organisationskritische, undogmatische und gewaltorientierte Linksextremisten bezeichnet. Autonome stehen starren Organisationsstrukturen ablehnend gegenüber. Sie beharren auf ihrer Selbstbestimmtheit und organisieren sich daher lediglich in lockeren Gruppen. Diese bestehen oft nur kurze Zeit und lösen sich dann auf. Etablierte, über lange Zeit aktive Gruppierungen - etwa die autonome antifa [f], welche in Frankfurt am Main eine zentrale Position einnimmt - stellen in der Szene eine Ausnahme dar. Zwischen autonomen Gruppen bestehen - oftmals auch nur aktionsund anlassbezogen - lockere Netzwerke und persönliche Kontakte, die den Informationsfluss und die Mobilisierungsfähigkeit der Szene garantieren. Die Tatsache, dass viele Gruppierungen lediglich temporär bestehen, ist u. a. der ideologischen Heterogenität der Szene geschuldet. Hier gibt es eine große Vielfalt ideoloIdeologie gischer Ausrichtungen: Neben verschiedenen, zum Teil diffusen kommunistischen Ansätzen existieren auch anarchistische Deutungsmuster. Häufig führen die sich gegenüber stehenden unterschiedlichen Positionen der ideologischen Hauptströmungen - Antiimperialisten, Antideutsche und Antinationale - zu Auseinandersetzungen in der Szene. Ideologische Strömungen bei Autonomen Antiimperialisten machen die angeblich durch den Kapitalismus bedingte "imperialistische" Politik westlicher Staaten wie der Vereinigten Staaten von Amerika oder Israel für weltpolitische Konflikte verantwortlich. Sie stehen daher fest an der Seite von "antiimperialistischen Befreiungsbewegungen" etwa in Südamerika oder der arabischen Welt. Antideutsche hingegen zeigen sich uneingeschränkt solidarisch mit dem jüdischen Staat Israel, aber auch mit den Vereinigten Staaten von Amerika als dessen militärischer Schutzmacht. Arabische Regimes und Terrororganisationen halten sie hingegen für "rechtsradikal" oder gar "islamfaschistisch". Ferner sprechen Antideutsche der deutschen Nation mit Verweis auf den Holocaust die Existenzberechtigung ab. Den Antiimperialisten unterstellen sie - ebenso wie dem deutschen Volk im Allgemeinen - antizionistische und antisemitische Einstellungen. So heißt es in einem Text der Frankfurter antideutschen Gruppe Morgenthau: "Die Faktenresistenz und Realitätsverleugnung, mit der in deutschen Medien gegen Israel Stellung bezogen wird, ist nur ein anderer Ausdruck des antizionistischen Konsenses, in dessen Mitte sich todesmutige Gotteskrieger und linke friedensbewegte Ideologen die Hand reichen. [...] [G]egen das antisemitische Bündnis, das von der Linkspartei bis zur Hamas reicht". 13 Mittlerweile hat sich zumindest in der hessischen autonomen Szene mit den Antinationalen eine dritte, eindeutig dominierende ideologische Ausrichtung etabliert. Die 12 "Autonom" ist aus den griechischen Wörtern "auto" (selbst) und "nomos" (Gesetz, Brauch, Sitte) abgeleitet und bedeutet so viel wie "eigenständig". 13 Gruppe Morgenthau: "Solidarität mit Israel!" 128 LINKSEXTREMISMUS
  • auch an Aktionen in den Themenbereichen "Antirassismus", "Antifaschismus" und "Anti-AKW". Hierbei gingen sie - teils langfristige, teils anlassbezogene - Bündnisse
des Anarchismus lehnen die bestehende Staatsund Gesellschaftsordnung ab und Selbstverständnis verfolgen das Ziel einer "herrschaftsfreien Gesellschaft". Die FAU versteht sich als "anarchistische Gewerkschaft", die durch "direkte Aktionen" wie "Streiks, Boykotte und Besetzungen" eine selbstverwaltete Wirtschaft und eine "libertäre" Gesellschaft erreichen will. Sie ist in Hessen mit Gruppen in Frankfurt am Freie ArbeiterinnenMain, Darmstadt, Kassel, Lich (Landkreis Gießen) und Marburg, vertreten. und Arbeiter-Union In Hessen trat die FAU im Berichtsjahr durch vielfältige Veranstaltungen und Aktionen schwerpunktmäßig im Themenfeld "Antikapitalismus / Sozialabbau" in Erscheinung. So initiierte sie eine Kampagne zur "Abschaffung der Leiharbeit", in deren Verlauf u. a. 150 Teilnehmer mit einem sogenannten "Stadtrundgang" unter dem Motto "Dumpinglohn und Zwangsarbeit - dafür haben wir keine Zeit" am 9. April in Frankfurt am Main gegen Zeitarbeitsfirmen demonstrierten. Darüber hinaus beteiligten sich Ortsgruppen der FAU auch an Aktionen in den Themenbereichen "Antirassismus", "Antifaschismus" und "Anti-AKW". Hierbei gingen sie - teils langfristige, teils anlassbezogene - Bündnisse mit verschiedenen Gruppierungen des linsextremistischen Spektrums ein. Die Graswurzelbewegung besteht aus den verschiedensten Aktionsgruppen, die durch den Aufbau einer "Gegenmacht von unten" die bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse zerstören wollen. In ihrem Konzept des "zivilen UngeGraswurzelbewegung horsams" wird "massenhafter Bruch von Gesetzen" als Aktionsform propagiert. Die politische Arbeit der dieser Bewegung zuzurechnenden Aktivisten der Projektwerkstatt in Reiskirchen-Saasen (Landkreis Gießen) richtete sich zuletzt gegen den Einsatz der Gentechnik. Hier engagierten sie sich vor allem bei sogenannten "Feldbefreiungen", bei denen Anpflanzungen gentechnisch veränderter Pflanzen zerstört werden. Im vergangenen Jahr wurde der führende Aktivist der Projektwerkstatt wegen Sachbeschädigung an einem Versuchsfeld der Justus-Liebig-Universität Gießen zu sechs Monaten Haft verurteilt. Sein durch Proteste von Anhängern begleiteter Haftantritt im offenen Vollzug der Justizvollzugsanstalt Gießen erfolgte am 23. September. Autonome Aktivisten: In Hessen 400, bundesweit 6.200 Regionale Frankfurt am Main, Darmstadt, Marburg, Gießen Schwerpunkte: Swing (Erscheinungsweise zweimonatlich), Publikationen (Auswahl): Interim (Erscheinungsweise vierzehntäglich), Internetpräsenzen LINKSEXTREMISMUS 127