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"antifa" in den Verfassungsschutz Trends
  • Strukturen festigt. Autonome Gruppierungen wie beispielsweise die autonome antifa [f] oder die Jugendantifa Frankfurt / M sind schon seit mehreren Jahren
Als Teil der "selbstverwalteten Freiräume" bilden insbesondere Infoläden Schaltstellen in der Kommunikation von Autonomen. Mit dem Ziel der Schaffung weiterer Freiräume initiierten hessische Autonome im Freiraumkampagnen Berichtsjahr mehrere öffentlichkeitswirksame Kampagnen. An europaweiten Aktionstagen am 11. und 12. April beteiligten sich hessische Autonome unter dem Motto "Aktionstage für selbstverwaltete Freiräume" mit Veranstaltungen in Marburg und Darmstadt. Weiterhin wurde mit Unterstützung verschiedener hessischer autonomer Gruppierungen eine Kampagne "Für ein autonomes Zentrum in Darmstadt!" ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, bestehende "linke Freiräume" zu verteidigen und darüber hinaus "neue Freiräume" einzufordern. In der Nacht vom 2. auf den 3. August besetzten Personen - welche ihrem Habitus nach zum Teil dem autonomen Spektrum zuzurechnen sind - das leerstehende ehemalige Jugendzentrum Bockenheim in Frankfurt am Main. Auf dem Balkon wurde ein Spruchband mit der Aufschrift "faites votre jeu - altes Juz wieder Besetzt!" (Fehler im Original) angebracht. Inzwischen dient das besetzte Haus auch als weiterer Treffpunkt für Autonome in Frankfurt am Main. Daher erfreuen sich die Hausbesetzer breiter Unterstützung durch zahlreiche autonome Gruppierungen, welche die Besetzungsaktion auch auf ihren Internet-Präsenzen thematisieren und begrüßen. Aktuelle Entwicklungen und Tendenzen Im Berichtsjahr gab es in Bezug auf Autonome eine Reihe interessanter Entwicklungen. Erstens konnten zahlreiche neue Gruppierungen festgestellt werden. Damit hat sich der Trend aus dem Jahr 2007 fortgesetzt, dass sich neue autonome Gruppierungen in Hessen bilden. Neugründungen waren sowohl im regionalen Schwerpunkt der autonomen Szene, dem RheinNeugründungen Main-Gebiet, als auch in Nordund Mittelhessen zu verzeichnen. Zweitens haben sich vor allem in Frankfurt in Main bereits bestehende Strukturen verVerfestigung von Strukturen festigt. Autonome Gruppierungen wie beispielsweise die autonome antifa [f] oder die Jugendantifa Frankfurt / M sind schon seit mehreren Jahren durchgängig aktiv und nehmen innerhalb der Szene eine führende Rolle ein. Verstärkter Drittens haben Autonome eine verstärkte Präsenz von Rechtsextremisten in der Öffent"Kampf gegen Rechts" lichkeit ausgemacht. Sie meinen, hierauf reagieren zu müssen. Dies erfolgt auch durch vermehrte körperliche Angriffe gegen Rechtsextremisten. Auf Grund der starken Polizeiaufgebote bei Demonstrationen des rechtsextremistischen Spektrums ist es den linksextremistischen Gegendemonstranten, die vorrangig die direkte Konfrontation mit den Teilnehmern der rechtsextremistischen Aufmärsche suchen, nahezu unmöglich, direkt zu deren Aufmärschen zu gelangen. Gerade im 138 LINKSEXTREMISMUS
  • aggressivere und selbstbewußtere Nazibewegung einerseits und immer brutaler gegen antifaschistischen Widerstand vorgehende Bullen andererseits zu entwickeln". (Fehler im Original
Berichtsjahr fanden die Aktionen der Autonomen gegen Rechtsextremisten daher verstärkt am Rande oder völlig unabhängig von Veranstaltungen statt. Dies erschwert die Vorhersehbarkeit solcher zum Teil gewaltsamen Aktionen für die Sicherheitsbehörden zusätzlich. Mit dieser Vorgehensweise tragen Autonome zudem ihrer eigenen Forderung Rechnung, "in Zukunft neue Konzepte gegen eine erstarkende, zunehmend aggressivere und selbstbewußtere Nazibewegung einerseits und immer brutaler gegen antifaschistischen Widerstand vorgehende Bullen andererseits zu entwickeln". (Fehler im Original) Die in dieser Äußerung mitschwingende, vehemente Kritik an der Polizei ist Ausdruck Polizei als Feindbild des vierten Trends: Die Polizei als sichtbarstes "Repressionsorgan" des Staates rückt als Feindbild zunehmend in den Fokus der hessischen Autonomen. So wurden der Polizeipräsident sowie der Ordnungsdezernent von Frankfurt am Main nach der "Nachttanzdemo" im Internet von Autonomen massiv angefeindet: "Die Schuld für die Eskalation liegt bei Ordnungsamt, Stadt und Polizei. Jeder Mensch, der sich nicht der autoritären Politik in dieser Stadt unterwirft, hat ganz offensichtlich damit zu rechnen, von Achim Thiel und Volker Stein verprügelt zu werden. [...] Herr Stein und die Stadt Frankfurt haben heute nicht zum letzten Mal von uns gehört." Die autonome Szene kündigte an, dass sie die "städtische Politik mit allen Mittel so lange kritisch" begleiten werde, "bis Stein und Thiel zurückgetreten sind". Fünftens konnte sowohl bei Angriffen gegen Rechtsextremisten, als auch bei Aktionen gegen die Polizei in der jüngsten Vergangenheit eine deutlich erhöhte GewaltbereitHohe Gewaltbereitschaft schaft Autonomer beobachtet werden. So wurden u. a. - wie oben dargestellt - von einer Demonstration zurückkehrende Rechtsextremisten am 8. November am Frankfurter Hauptbahnhof massiv von Autonomen angegriffen. Auch während der "Nachttanzdemo 2008" wurde die hohe Gewaltbereitschaft Autonomer deutlich, als es zu zahlreichen körperlichen Angriffen auf Polizisten kam. LINKSEXTREMISMUS 139
  • Internet-Präsenzen sind die Internetportale Linksnavigator Rhein-Main und Antifa Frankfurt. Im Gegensatz zu den Internet-Präsenzen von Parteien oder
Autonome nutzen dagegen das Medium Internet vor allem, um zeitnah EreignisbeAutonome richte und Bildmaterial zu verbreiten, aber auch um Recherchen über den politischen Gegner zu veröffentlichen. Selbst kleinere autonome Gruppen sind zumeist - wenn auch zum Teil mit einfachen Mitteln und ohne regelmäßige Aktualisierungen - im Internet vertreten. Einige Gruppierungen verfügen sogar über durchaus ambitioniert gestaltete Internetpräsenzen. Nahezu alle dieser Internetseiten sind miteinander verlinkt. Oft werden Inhalte einzelner Seiten - etwa Demonstrationsaufrufe - von anderen autonomen Gruppierungen übernommen. Dieses zeigt die enge Vernetzung innerhalb der autonomen Szene. Neben ihren Internetauftritten betreiben Linksextremisten sogenannte "KampagneMobilisierung und seiten", die - wie z. B. für die diesjährige Antirepressions-Kampagne der Jugendantifa Terminkalender Frankfurt / M oder die "Nachtanzdemo 2008" - temporär eingerichtet und zur Mobilisierung genutzt werden. Einen weiteren Schwerpunkt autonomer Internet-Präsenz stellen Terminkalender mit aktuellen Ankündigungen über regionale und bundesweite Veranstaltungen und andere Aktivitäten dar. Beispiele für hessische Internet-Präsenzen sind die Internetportale Linksnavigator Rhein-Main und Antifa Frankfurt. Im Gegensatz zu den Internet-Präsenzen von Parteien oder parteinahen Organisationen fehlt Internetauftritten der autonomen Szene eine ausgeprägte Strukturierung. Der Zugang erfolgt häufig über einzelne Themenfelder, die für den jeweiligen Nutzer interessant sind. Spezielle Nutzungsformen des Internets durch Linksextremisten Mailinglisten Das Instrument der Mailinglisten hat im Bereich der linkextremistischen Internetaktivitäten vor dem Hintergrund der gängigen Praxis der Bündnisund Kampagnenpolitik sowie der damit einhergehenden Notwendigkeit der Information und Mobilisierung verschiedenster Akteure einen hohen Stellenwert. Es wird dabei zwischen offenen und geschlossenen Mailinglisten unterschieden: Offene Mailinglisten Offene Mailinglisten sind für jeden Internetnutzer nach einer Anmeldung per E-Mail beim Listenbetreiber zugänglich. Sogenannte "Listenmoderatoren" garantieren eine sachgerechte Informationssteuerung und bemühen sich zudem sicherzustellen, dass die Teilnehmer nicht nur Informationen beziehen (passive Teilnahme), sondern auch entsprechende Beiträge liefern (aktive Mitarbeit). In geschlossenen Mailinglisten findet ein Informationsaustausch nur innerhalb einer Geschlossene Mailinglisten Gruppe statt. Der Zugang erfolgt über persönliche Kontakte. Die Teilnehmer sind gehalten, aktiv mitzuarbeiten. Eine ausschließlich passive Teilnahme führt in der Regel NUTZUNG DES INTERNETS DURCH EXTREMISTEN 149
  • erwähnen sind drei Brandanschläge, von denen zwei dem Themenbereich Antifaschismus zuzuordnen sind: in Frankfurt am M ain wurde im Anschluss
L I N K S E X T R E MI S MU S H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 1 Besonders zu erwähnen sind drei Brandanschläge, von denen zwei dem Themenbereich Antifaschismus zuzuordnen sind: in Frankfurt am M ain wurde im Anschluss an die Auseinandersetzungen am 1. M ai ein S-Bahn-Zug in Brand gesetzt; in M arburg wurden Brandbeschleuniger in ein Haus einer Burschenschaft geworfen, die von Linksextremisten als "faschistisch" angesehen wird. Der dritte Brandanschlag stand im Zusammenhang mit dem Transport eines CASTOR-Behälters nach Gorleben: Dabei wurden Fahrzeuge der Deutschen Bahn AG in Kassel in Brand gesetzt. Der Großteil der Straftaten erfolgte wie in früheren Jahren im Rahmen der Konfrontation gegen Rechtsextremisten bzw. den politischen Gegner. Andere Themenschwerpunkte waren die Kernenergie sowie die Ausländerund Asylfrage. S S L I N K MI S MU E EXT R S S L I N K I S M U T R E M E X 108
  • rs22eeeasnsnnesnnnncnn 34 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -- Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) ...... vun. 85 Deutsche Friedens-Union (DFÜ) ..... rss sesasseeeeeeeearen
Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAY) ....... 32 Junge Pioniere -- Sozialistische Kinderorganisation (JP) .......nnneeeeeenn en 33 Institut für Marxistische Studien und Forschungen e.V. (IMSF) .......222220.. 33 Marxistische Arbeiterbildung (MAB) ........22ccaeseeeeenurr nenn rennen 34 DKP-beeinflußte Organisationen ..............rs22eeeasnsnnesnnnncnn 34 Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -- Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) ...... vun. 85 Deutsche Friedens-Union (DFÜ) ..... rss sesasseeeeeeeearen ernennen 36 Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit (KFAZ) ................ 36 Die Friedensliste ...........2220ueeesneseeeeeeeseneennn nennen nenne 37 Demokratische Fraueninitiative (DFÜ) .... 2.222.202 eeneesnnnennneerenenen 37 Extreme Neue Linke .......222222eeeeesennene rennen neennenareenen '38 Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) .. 38 Vereinigte Sozialistische Partei (VSP) ..............39 Manxkistische Gruppe (MG) .......22enseeeeneeeneeeesreennn nennen 39 Sonstige kommunistische Organisationen undtrotzkistische Gruppen ......... 40 Autonome und anarchistische Gruppen .....:2222eseeeeeeennenr rennen nen 40 Linksextreme Bestrebungen an den Hochschulen ...............e.2.0043 Linksextremer Terrorismus 43 Rote Armee Fraktion (RAF) .. nn. 48 Revolutionäre Zellen (RZ) ..... 22 csseseeeeerrereneennn ernennen nn 45 [=X-11147:3| 117 > ER 45 Sicherheitsgefährdende Bestrebungen von Ausländern . 47 [1 |) -) 47 Türken ....... Soouuueeeeneeeeeneneneeeeeeennrnennnn nennen nn 48 Türkische Kurden ...........2nn0sueeeneeeennereer ern n nase nne nenn 52 lraner .....2220 2oeeneeneneeeeeeeeeeeen een eeeeeeeenerenn 53 Beurteilung .........2.2222220ceereesseeeneenerenesnnnnenneneneren 54 Spionageabwehr ...................eeneesesenennennnennen 56 Nachrichtendienste und illegaler Technologietransfer...................: 56 Nachrichtendienstliche Stützpunkte ...........:--Hrrrenenseeneennne 57 res Werbung ......22222ccuaereeeseeeneneeenenenenene nnenenenenn 60 Führungsmethodik ....... 62 Verurteilungen inHessen ..........rssseeeeeeeerrersene een en nneren 62 Beurteilung ..........:22cesseeesreneerees orten een ener rennen 62 4
  • Szene derartige Outing-Aktionen seit Jahren zum festen Bestandteil "antifaschistischer" Aktivitäten gehören, bedienen sich Rechtsextremisten dieser Vorgehensweise erst seit etwa
AUSEINANDERSETZUNGEN ZWISCHEN RECHTSUND LINKSEXTREMISTEN Strategien und Vorgehensweisen Der Kampf gegen den politischen Gegner stellt einen Schwerpunkt sowohl bei Rechtsals auch bei Linksextremisten dar. Der Großteil aller politisch motivierten Gewalttaten beider Szenen verortet sich in diesem Bereich. Das Vorgehen ist in beiden Szenen mittlerweile identisch und reicht von sogenannten Outing-Aktionen bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen. Während in der linksextremistischen Szene derartige Outing-Aktionen seit Jahren zum festen Bestandteil "antifaschistischer" Aktivitäten gehören, bedienen sich Rechtsextremisten dieser Vorgehensweise erst seit etwa 2010. Sowohl Rechtsals auch Linksextremisten erstellen umfangreiche Datensammlungen mit personenbezogenen Informationen über den politischen Gegner. Die Daten werden beispielsweise durch Fotografieren von Demonstrationsteilnehmern oder durch Recherche im Internet gesammelt. Outings erfolgen regelmäßig durch Veröffentlichung im Internet. Vor dem Hintergrund seiner nachhaltigen Wirkung spielt dieses Medium in Auseinandersetzungen eine zentrale Rolle. Flugblattverteilungen und Kundgebungen an Wohnorten oder gar ArbeitsOutings und "Home-Visits" stätten - sogenannte Home-Visits - stellen hingegen eine deutlich konfrontativere Form eines Outings dar. Die aggressivste Form der Auseinandersetzung sind körperliche Angriffe gegen Personen des gegnerischen Spektrums sowie Sachbeschädigungen an deren Wohnhäusern oder Fahrzeugen. Darüber hinaus attackieren technisch versierte Aktivisten des linksextremistischen Spektrums gezielt Internetauftritte des Gegners. Sie legen Webseiten von Rechtsextremisten durch "Hacken" lahm, verändern sie inhaltlich oder spionieren personenbezogene Daten aus und veröffentlichen diese. Ziel von Outing-Aktionen ist es, den Gegner durch Veröffentlichung der gesammelten Daten in dessen sozialen Umfeld zu isolieren: Verlust des Arbeitsplatzes, der Wohnung und sonstiger sozialer Bindungen sind angestrebte Folgen. Bereits in diesem Stadium begehen die "Angreifer" Straftaten, indem sie persönliche Daten ohne Zustimmung der Betroffenen veröffentlichen. Darüber hinaus wird mit dem Outing eine Provokation des Gegners beabsichtigt. Outings sind also konkrete Anlässe, die das stets vorhandene Potenzial gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen den Szenen jederzeit ausbrechen lassen können. Mit ihren Aktionen gegen Rechtsextremisten machen sich Linksextremisten die hohe Sensibilität für rechtsextremistische Bestrebungen in Gesellschaft und Medien zunutze und missbrauchen diese, um für ihre eigenen extremistischen Überzeugungen Akzep84 AUSEINANDERSETZUNGEN ZWISCHEN RECHTSUND LINKSEXTREMISTEN
  • Aktivitäten hessischer Autonomer standen, wie in den vergangenen Jahren, "antifaschistische" Aktionen, Demonstrationen und Kampagnen. Das gilt für Autonome in allen
aber die Vorstellung von einer Welt, in der jeder nach seinen Bedürfnissen leben und sich selbst verwirklichen kann. Dazu müssten alle Systeme, die dem Individuum Pflichten und Zwänge auferlegen, beseitigt werden. Zu diesen Systemen gehören nach diesem Verständnis auch Demokratie und rechtsstaatliches Handeln. Um ihre Ziele zu erreichen, halten Autonome die Anwendung von Gewalt für ein legitimes Mittel. Insbesondere auf Grund ihres militanten "Aktionismus" stellen sie eine Bedrohung für die Innere Sicherheit in Deutschland dar. Überblick Im Mittelpunkt der Aktivitäten hessischer Autonomer standen, wie in den vergangenen Jahren, "antifaschistische" Aktionen, Demonstrationen und Kampagnen. Das gilt für Autonome in allen Regionen Hessens, insbesondere in den Szeneschwerpunkten Frankfurt am Main, Darmstadt und Marburg. Gewaltsame Übergriffe von Autonomen auf Rechtsextremisten nahmen zu. Bei Demonstrationen gegen die im Berichtsjahr zweimal in Hessen tagende Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) standen die Themen "Antirepression", "Antirassismus" und "selbstverwaltete Freiräume" im Vordergrund. Die mit dem Wintersemester einsetzende Wohnungssuche von Studierenden missbrauchten Autonome für Hausbesetzungen. Außerdem beteiligten sie sich an den bundesweiten "Bildungsstreiks". Die Partei DIE LINKE.1 vertritt auch in ihrem neuen Parteiprogramm Ziele, die nicht mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vereinbar sind. Im hessischen Landesverband der Partei sind nach wie vor linksextremistische Zusammenschlüsse aktiv und üben signifikanten Einfluss aus, u. a. die Kommunistische Plattform (KPF) der Partei DIE LINKE., die Sozialistische Linke (SL) und die Antikapitalistische Linke (AKL). Kontroverse Debatten über den Entwurf des neuen Programms prägten die Partei im Berichtszeitraum. Andere in Hessen aktive linksextremistische Parteien vermochten ihrem voranschreitenden Bedeutungsverlust nicht entgegenzuwirken. Die DKP führte Grabenkämpfe um die richtige Auslegung des Marxismus. Die sektiererisch auftretende MLPD blieb im linksextremistischen Spektrum isoliert. Der Roten Hilfe e. V. (RH), der SAV und der FAU gelang es dagegen, sich vor allem durch die Instrumentalisierung von Sozialdebatten und die Nutzung von Veranstaltungen nichtextremistischer sozialer Bewegungen öffentlich darzustellen. 1 Das LfV Hessen beobachtet die Partei DIE LINKE. in ihrer Gesamtheit. Ihre Fraktionen bzw. Abgeordneten im Europäischen Parlament, im Bundestag und im Hessischen Landtag werden hingegen nicht beobachtet. LINKSEXTREMISMUS 91
  • fortschrittliche Entwicklungen" zu würdigen. 3. Die AKL interpretiert den "antifaschistischen" Kampf als Kampf gegen das Ganze, d.h. gegen die bestehende
Gedankenguts ist wesentliches Anliegen der Kommunistischen Plattform" (Schreibweise wie im Original). In Hessen ist die KPF vom hessischen Landesverband der Partei DIE LINKE. formell als Landesarbeitsgemeinschaft anerkannt. Ebenfalls als offen extremistisch ist die Strömung AKL einzustufen. Die programmatischen Aussagen der AKL zeichnen sich durch vier Aspekte aus: 1. Sie fordert die Überwindung der bestehenden Gesellschaftsordnung und die Einführung des Sozialismus. In ihrer Gründungserklärung heißt es, DIE LINKE. müsse die "gesellschaftliche Alternative zum Kapitalismus wieder in die öffentliche Debatte [...] bringen". Dabei sei eine "Orientierung auf eine sozialistische Perspektive" nötig. 2. Die AKL verharmlost die Diktatur in der DDR. In einer Erklärung der AKL zu einer Konferenz im März 2007 stand, sozialistische "Errungenschaften" müssten gewürdigt werden. Aus der Geschichte der DDR sei zu lernen und deren "fortschrittliche Entwicklungen" zu würdigen. 3. Die AKL interpretiert den "antifaschistischen" Kampf als Kampf gegen das Ganze, d.h. gegen die bestehende Gesellschaftsordnung, die nach ihrer Auffassung für das Entstehen "faschistischer" Tendenzen verantwortlich sei. 4. Die Bedeutung einer Bündnispolitik betont die AKL und schließt darin ausdrücklich auch die linksextremistische DKP8 ein, um breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen die "herrschenden Verhältnisse" zu erzeugen. DIE LINKE. dürfe sich nicht dadurch schwächen, dass sie sich gegenüber kommunistischen Parteien wie der DKP abgrenze. Der hessische Landesverband der Partei DIE LINKE. erkennt die AKL formell als Landesarbeitsgemeinschaft an. Die führende Aktivistin der AKL Hessen ist zudem Mitglied des hessischen Landesvorstands der Partei. Die SL ist ein weiterer offen extremistischer Zusammenschluss innerhalb der Partei und vom hessischen Landesverband formell als Landesarbeitsgemeinschaft anerkannt. Die SL hatte im Berichtszeitraum nach eigenen dem Internet zu entnehmenden Angaben "77 Unterstützer/innen in 21 der 26 hessischen Kreisverbände[n]" (Schreibweise wie im Original). Von 25 Landesvorstandsmitgliedern der Partei DIE LINKE. Hessen gehörten sechs der SL an. Ebenfalls gehörten der SL Trotzkisten des 2007 in Frankfurt am Main gegründeten Netzwerks marx21 an. Dieses Netzwerk im Umfeld der Publikation marx21 - Magazin für internationalen Sozialismus besteht aus ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten trotzkistischen Gruppe Linksruck. In der Partei DIE LINKE. wollen die Mitglieder des Netzwerks - so die bis heute gültige Erklärung führender Aktivisten in der ersten Ausgabe des Magazins marx21 (Juni 2007) - in der SL für eine "neue Partei des Klassenkampfes und eines Sozialismus von unten kämpfen". Ziel ist die Überwindung der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung durch eine Revolution. So heißt es in derselben Ausgabe der Publikation: "Massenbewegungen in Rätestrukturen [können] eine demokratische Selbstverwaltung entwickeln, welche in einer Revolution den bestehenden Staatsapparat entmachtet, das Großkapital enteignet und die Grundlage für eine neue Gesellschaftsordnung legt." 8 Siehe S. 99 bis 101. 96 LINKSEXTREMISMUS
  • vergangenen Jahren - auf "antimilitärischen" und "antifaschistischen" Kampagnen und Veranstaltungen. So protestierte sie am 16. Juli in Gießen gemeinsam
erzeugt worden sei. Genau darin, in der "Verbreitung von Klassenbewusstsein", sieht die SDAJ ihre vorrangige Aufgabe. Der Schwerpunkt ihrer öffentlichkeitswirksamen Tätigkeit lag - wie in den vergangenen Jahren - auf "antimilitärischen" und "antifaschistischen" Kampagnen und Veranstaltungen. So protestierte sie am 16. Juli in Gießen gemeinsam mit der DKP unter dem Motto "Kein Fußbreit den Faschisten!" gegen einen Aufmarsch der NPD und JN. Der 20. Bundeskongress der SDAJ am 1. und 2. Oktober in Hannover beschloss, in Schulen und Betrieben zusammen mit Schülervertretungen und der Gewerkschaftsjugend lokale Bündnisse im Rahmen der bis Mitte 2012 laufenden Kampagne "Nazifreie Zonen" zu bilden. Am Kongress beteiligten sich auch DKP-Mitglieder, darunter die Bundesvorsitzende Bettina Jürgensen sowie - auch aus dem Ausland - Anhänger anderer linksextremistischer Organisationen. Sozialistische Alternative (SAV) Gründung: 1994 Bundesvorsitzende: Sascha Stanicic Mitglieder: In Hessen etwa 60, bundesweit etwa 400 Solidarität - Sozialistische Zeitung Medien (Auswahl): (Erscheinungsweise monatlich), Internetpräsenz Die trotzkistische SAV bezeichnet sich als revolutionäre, sozialistische Organisation und ist die deutsche Sektion des Dachverbandes Committee for a Workers' International mit Sitz in London (Großbritannien). Mitglieder der SAV traten seit 2008 im Rahmen der für Trotzkisten typischen "Entrismuspolitik", also der offenen oder verdeckten Unterwanderung bestehender Organisationen, in die Partei DIE LINKE. ein. Dazu hatte Unterwanderung von die Organisation ihre Mitglieder aufgerufen. Innerhalb der Partei DIE LINKE. wollen Organisationen SAV-Mitglieder laut einer Erklärung denjenigen Kräften mehr Gewicht verleihen, die sich für eine "kämpferische, sozialistische Politik engagieren." Es gelte, den "Aufbau eines marxistischen Flügels" zu forcieren. Gleichzeitig engagiert sich die SAV für die "Bildung eines oppositionellen Netzwerks von Aktiven, die innerhalb und außerhalb" der Partei DIE LINKE. wirken, um den "Kampf für eine sozialistische Massenpartei" fortzuführen. Als eigenständige Organisation besteht die SAV fort. Im Berichtszeitraum war sie in unterschiedlichen Politikfeldern, z.B. Bildungspolitik und Tarifkonflikte, aktiv und beteiligte sich an entsprechenden Demonstrationen und Aktionen. Ortsgruppen der SAV in Hessen bestehen in Kassel, Fulda (Landkreis Fulda) und Frankfurt am Main. LINKSEXTREMISMUS 101
  • Etablierte, über lange Zeit aktive Gruppierungen - etwa die autonome antifa [f] in Frankfurt am Main, die in Hessen eine zentrale
Die FAU versteht sich als "anarchistische Gewerkschaft", die durch "direkte Aktionen" wie "Streiks, Boykotte und Besetzungen" eine selbstverwaltete Wirtschaft und eine "libertäre", d.h. im Sinne des Anarchismus "herrschaftsfreie", Gesellschaft erreichen will. Im Berichtszeitraum agierte die FAU schwerpunktmäßig im Themenfeld "Antikapitalismus / Sozialabbau". So organisierte sie am 18. November einen bundesweiten Bundesweiter Aktionstag Aktionstag gegen "Lohndumping und Outsourcing" in Offenbach am Main. Ferner in Offenbach am Main nahm die FAU zusammen mit anderen Gruppierungen des linksextremistischen Spektrums, u.a. Autonomen, an Protestaktionen gegen die Sitzung der IMK am 22. Juni in Frankfurt am Main teil. Die aus verschiedenen Aktionsgruppen bestehende Graswurzelbewegung will durch den Aufbau einer "Gegenmacht von unten" die bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse zerstören. In ihrem Konzept des "zivilen Ungehorsams" propagiert sie u.a. den "massenhaften Bruch von Gesetzen" oder Sabotage als Aktionsformen. Entsprechende Aktivitäten der dieser Bewegung zuzurechnenden Anarchisten der Projektwerkstatt in Reiskirchen-Saasen (Landkreis Gießen) richteten sich schwerpunktmäßig gegen den Einsatz der Gentechnik. Hier unternahmen sie vor allem sogenannte Feldbefreiungen, bei denen sie Anpflanzungen gentechnisch veränderter Pflanzen zerstörten. Autonome Aktivisten: In Hessen 340, bundesweit 6.200 Regionale Frankfurt am Main, Darmstadt, Marburg, Gießen Schwerpunkte: Swing - Autonomes Rhein / Main-Info Medien (Auswahl): (Erscheinungsweise zweimonatlich), Interim (Erscheinungsweise vierzehntägig), Internetpräsenz Ideologie und Organisationsformen Als Autonome werden organisationskritische, undogmatische und gewaltorientierte Linksextremisten bezeichnet. Trotz unterschiedlicher ideologischer bzw. inhaltlicher Positionen eint sie das Bestreben, die freiheitliche demokratische Grundordnung, d.h. das "kapitalistische System", zu zerschlagen und stattdessen eine "herrschaftsfreie Gesellschaft" zu errichten. Autonome lehnen starre Organisationsstrukturen ab und beharren auf ihrer Selbstbestimmtheit. Sie organisieren sich lediglich in losen Gruppen, die oft nur kurze Zeit bestehen, wobei Neuformierungen möglich sind. Etablierte, über lange Zeit aktive Gruppierungen - etwa die autonome antifa [f] in Frankfurt am Main, die in Hessen eine zentrale Position einnimmt - bilden die Ausnahme. Oftmals nur aktionsund anlassbezogen sind einzelne autonome Gruppen Teile lockerer Netzwerke. Persönliche Kontakte erhalten den Informationsfluss und die Mobilisierungsfähigkeit. LINKSEXTREMISMUS 103
  • auflösen - Gegen Extremismustheorie und Repression"), zu der die autonome antifa [f] sowie die Gruppe [c2] als Auftakt zu den Protesten
("Tatort Flughafen - das Abschieberegime stoppen!", etwa 350 bis 400 Teilnehmer) am 20. Juni im Frankfurter Flughafen sowie zwei Tage später eine von Autonomen getragene Demonstration ("Wir kommen um zu stören - IMK auflösen!") mit etwa 1.600 Teilnehmern am 22. Juni in Frankfurt am Main. Insgesamt verliefen die Proteste ohne massive Störungen. Im Anschluss zur letztgenannten Demonstration griffen Autonome auf dem Campus der Universität Polizeibeamte an und bewarfen sie mit Steinen, pyrotechnischen Gegenständen und Feuerlöschern. Die Demonstration am 3. Dezember in Wiesbaden gegen die "Herbsttagung" der IMK (8. bis 9. Dezember) blieb mit etwa 200 Teilnehmern weit hinter den Erwartungen der autonomen Veranstalter zurück. Das um die Gruppe [c2] gegründete lokale Vorbereitungsbündnis, bestehend aus bis dahin überwiegend unbekannten autonomen und anarchistischen Gruppen, offenbarte damit sowohl einen Mangel an Organisationsund Aktionserfahrung als auch eine fehlende überregionale Vernetzung der seit kurzem aktiven Wiesbadener autonomen Szene. So fanden sich zu einer kurzfristig angemeldeten Demonstration ("Verfassungsschutz auflösen - Gegen Extremismustheorie und Repression"), zu der die autonome antifa [f] sowie die Gruppe [c2] als Auftakt zu den Protesten gegen die IMK aufgerufen hatten, lediglich 42 Teilnehmer am Wiesbadener Hauptbahnhof ein. Dem Staat und seinen Vertretern werfen Autonome vor, im Rahmen einer von "staatlichem Rassismus" geprägten Asylund Ausländerpolitik die Rechte der in Deutschland "Antirassismus" als lebenden Ausländer zu beschneiden. Migranten würden in Deutschland als "wirtAktionsfeld schaftlich nicht verwertbare Ware" angesehen, "kriminalisiert" und abgeschoben. Neben der Demonstration am 20. Juni im Flughafen Frankfurt/Main fand am 13. Oktober eine Kundgebung ("Europäische Flüchtlingspolitik - Keine Grenzen für Menschenrechte") unter Beteiligung des autonomen Aktionsbündnisses gegen Abschiebung Rhein-Main in Frankfurt am Main statt. Im Anschluss besetzten Mitglieder des Netzwerkes kein mensch ist illegal zusammen mit einigen Aktivisten der Frankfurter und Kölner autonomen Szene die Frankfurter Paulskirche und forderten: "Fluchtwege öffnen - Flüchtlinge aufnehmen!" "Selbstverwaltete Freiräume" Die Etablierung und Bewahrung selbstverwalteter autonomer Zentren, oft in besetzten Häusern, ist für die Szene von herausragender Bedeutung. In den Zentren, denen häufig Infoläden angeschlossen sind, finden Gruppentreffen, Vorträge und Mobilisierungsveranstaltungen vor Demonstrationen statt. Meist von einer Vielzahl von Gruppen und Einzelpersonen frequentiert, sind sie zudem ein Ort der Vernetzung der Szene. Darüber hinaus stellen Infoläden den meist nur locker organisierten autonomen Gruppen eine Infrastruktur zur Verfügung. Es gibt eine umfangreiche Büroausstattung, Informationen aus Archiven können beschafft werden. Infoläden dienen außerdem häufig als Postadressen für konspirativ agierende Gruppen. In Frankfurt am Main ist das im Jahr 2009 von der Stadt der Hausbesetzerinitiative Faites votre jeu! überlassene, ehemalige Gefängnis Klapperfeld mittlerweile zur herausLINKSEXTREMISMUS 109
  • Linksextremisten agitierten gegen den Irakkrieg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Autonome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Antifaschismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Antirassismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Linksextremistische Einflussnahme auf die Anti-Atom-Bewegung
INHALT H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 Bundestagswahl: Zweitstimmen-Ergebnisse für NPD und REP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Skinheads. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Neonazis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Solidaritätsbekundungen mit dem Irak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Andere Organisationen und Publikationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Rechtsextremisten und Kommunikationsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Strafund Gewalttaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 LINKSEXTREMISMUS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Was wollen Linksextremisten?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Linksextremistisches Personenpotenzial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Deutsche Kommunistische Partei (DKP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Trotzkistische Gruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Linksextremisten agitierten gegen den Irakkrieg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Autonome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Antifaschismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Antirassismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Linksextremistische Einflussnahme auf die Anti-Atom-Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Globalisierungsgegner und Verfassungsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Linksextremistische Einflussnahme auf die Anti-Globalisierungsbewegung . . . . . . . . . . . 115 Strafund Gewalttaten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 ORGANISIERTE KRIMINALITÄT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 SPIONAGEABWEHR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Nachrichtendienste der Russischen Föderation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Nachrichtendienste des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas. . . . . . . . . . . . . . . . 122 Proliferation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 Nachrichtendienste der Volksrepublik China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 WIRTSCHAFTSUND GEHEIMSCHUTZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Geheimschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Wirtschaftsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 GESETZ ÜBER DAS LANDESAMT FÜR VERFASSUNGSSCHUTZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 REGISTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 IMPRESSUM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 5
  • Situation schon vorbereitet, da in sämtlichen Schriften der kriminellen ,antifa' absolut offen die Anwendung von Gewalt empfohlen und propagiert worden
RECHTSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 MUS Hamburg). Auch aus Schweden, der Schweiz und den Niederlanden waren Rechtsextremisten angereist. In Leipzig scheiterte dagegen am 6. April eine von Worch angemeldete Demonstration ("Gegen Repression und linke Gewalt, für Demonstrationsfreiheit - Wir sind das Volk!") bereits vor ihrem Beginn. Die Polizei unterzog die rund 1.100 Rechtsextremisten einer eingehenden Personenüberprüfung, so dass es aus Zeitgründen nicht mehr zu dem gerichtlich erlaubten Demonstrationszug zum Völkerschlachtdenkmal kam. Auch die nächste, von der Bürgerinitiative für deutsche Interessen als Großereignis geplante Veranstaltung, die 1. Mai-Demonstration in Frankfurt am Main, endete - aus Perspektive der Neonazis - als Enttäuschung. Aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung fand der Aufmarsch nicht in der Frankfurter Innenstadt, sondern abseits gelegen im Industriegebiet in Frankfurt-Fechenheim statt. Das Motto lautete: "Gegen ein Europa der Konzerne! Vielfalt erhalten - Globalisierung bekämpfen!" Hatten sich 2001 noch ungefähr 1.200 Personen in Frankfurt am Main versammelt, nahmen dieses Mal rund 350 Rechtsextremisten an der 1. Mai-Demonstration teil. Grund hierfür waren wohl eine Verunsicherung der Neonazi-Szene durch die Polizeiaktion in Leipzig, verschiedene bundesweit konkurrierende NPD-Kundgebungen und die - im Gegensatz zum Vorjahr - fehlende "Attraktion" in Form eines Skinhead-Konzertes. Sicherlich hielt auch die Gewaltbereitschaft linksextremistischer Gegendemonstranten, 2001 massiv in die Tat umgesetzt, manche Neonazis von der Anreise ab. Im Internet stand hierzu: "Wir waren auf diese Situation schon vorbereitet, da in sämtlichen Schriften der kriminellen ,antifa' absolut offen die Anwendung von Gewalt empfohlen und propagiert worden war, wobei dies natürlich strafrechtlich unverfolgt bleiben wird" (www.npd-frankfurt.de). Der Nationalist, Organ der Frankfurter NPD, sprach in seiner Ausgabe Nr. 1 von "Rotmordgesindel", das eine "weitere nationalrevolutionäre 1. Mai-Demonstration in unserer Stadt verhindern" wolle. Es gelangten nicht alle angereisten Neonazis nach Fechenheim, da Gegendemonstranten teilweise die Zugangswege zum Veranstaltungsort blockierten. Die in Fechenheim angekommenen Rechtsextremisten mussten sich - ähnlich wie in Leipzig - aufgrund gerichtlicher Auflagen einer akribischen Kontrolle unterziehen. Als des"Systemknechte halb eine Durchführung des geplanten Marsches immer unwahrscheinlicher wurde, verhindern versuchte der Versammlungsleiter Worch mit einem kleinen Teil der Rechtsextremisten losgenehmigte zumarschieren. Es kam zu Rangeleien mit der Polizei, noch wartende Neonazis wollten Demonstration" gewaltsam zu der anderen Gruppe durchbrechen. Als Reaktion auf die gescheiterte Demonstration veröffentlichten Freie Nationalisten auf der Homepage des NPD-Kreisverbandes Frankfurt am Main einen Bericht unter der Überschrift "1. Mai Demo in Frankfurt: Wir kommen wieder - Garantiert". Darin prangerten sie die angeblich "schikanösen Auflagen" an und kritisierten das von der Polizei angewandte Verfahren. Dem vermeintlich "hilflos" agierenden Staat warfen die Neona75
  • umgekehrt seine angeblich 800 ,Gegendemonstranten' gefreut haben dürften. Nein, ,Antifas', ihr müsst euch schon damit abfinden, dass der Nationale
RECHTSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 zis vor, fehlende Argumente und Moral durch wachsende Repression im Umgang mit Rechtsextremisten zu kompensieren (www.npd-frankfurt.de). Die Kameradschaft Bergstraße fragte auf ihrer Internet-Seite: "Für was gibt es den[n] rechtskräftige Beschlüsse, wenn die Systemknechte, in Form von Polizei, genehmigte Demonstrationen verhindern? Es ist voraus zusehen [sic], dass diese Taktik der Polizei Schule machen wird und in Zukunft bei weiteren nationalen Kundgebungen angewendet werden könnte" (www.kameradschaft0.tripod.com). Um gegen die der Polizei unterstellte Verzögerungstaktik zu protestieren, meldete Worch noch am 1. Mai eine weitere Demonstration für den 4. Mai in Frankfurt am Main an. Das Motto lautete: "Gegen Behördenwillkür". Gleichzeitig versuchte Worch damit offensichtlich, einer zunehmenden Demotivation unter den Neonazis vorzubeugen. Gerichtlich erlaubt, fanden sich bei dem neuerlichen Aufzug etwa 60 bis 70 Rechtsextremisten ein, begleitet von bis zu 800 Gegendemonstranten. Dass es ihnen gelang, ihr Recht auf Versammlungsfreiheit zu verwirklichen, feierten die Neonazis als Erfolg: "Der neuerliche Aufmarsch nationaler Verbände in Frankfurt am Main vom 4. Mai [...] hatte ohnehin nur das eine Ziel: Das nationale Deutschland marschiert auch in Frankfurt, wenn wir das wollen! Und wenn es nur 70 Kameraden waren, was soll's! Wir sind marschiert und das hat den volksverräterischen Gegner mehr geärgert, als ihn umgekehrt seine angeblich 800 ,Gegendemonstranten' gefreut haben dürften. Nein, ,Antifas', ihr müsst euch schon damit abfinden, dass der Nationale [sic] Widerstand eure letzte Bastion längst entjungfert hat und ihr habt es in Hamburg, Berlin und zuletzt in Göttingen erlebt, dass [,] wenn wir erst einmal beschlossen haben, euch die Straßen einer Stadt streitig zu machen, dass wir dann aber auch Erfolg haben! Früher oder später" (www.npd-frankfurt.de). Hatte sich das "nationale Lager" zum 1. Mai auf keine gemeinsame Demonstration einigen können, standen sich in Leipzig am 8. Juni erstmalig die NPD und Teile der Neonazi-Szene an einem Ort direkt als Konkurrenten gegenüber. Anlässlich der "Wehrmachtsausstellung" führten beide Seiten etwa zeitgleich Gegenveranstaltungen durch. Die Demonstration der NPD zog rund 1.100 Teilnehmer und die der Neonazis um Worch etwa 430 Personen an. Die NPD bot ihren Bundesvorsitzenden Udo Voigt, dessen Stellvertreter Holger Apfel sowie die Neonazis Friedhelm Busse und Herbert Schweiger als Redner auf. Worch war es gelungen, für seine Demonstration den Auftritt der Skinhead-Band Oidoxie (Nordrhein-Westfalen) gerichtlich durchzusetzen. Ihre Mobilisationsfähigkeit entfaltete die Neonazi-Szene erst anlässlich des Rudolf Heß-"Gedenkmarsches" am 17. August in Wunsiedel (Bayern). Mehr als 2.500 Personen fanden sich ein, um des ehemaligen Hitler-Stellvertreters, des vermeintlichen "Märtyrers des Friedens", zu gedenken. Im Vorjahr waren es 900 Personen gewesen. Die nahezu Verdreifachung der Teilnehmerzahl resultierte wahrscheinlich aus einer gewissen Planungssicher76
  • rechtsextremistischer Sicht Internet kommentiert wie Standardthemen (z. B. Anti-Antifa, Revisionismus). Der Bereich der rechtsextremistischen Musik-Szene nahm
RECHTSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 RECHTS EXTREMISMUS Innerhalb der rechtsextremistischen Szene gewannen Internet-Diskussionsforen an Bedeutung. Neben speziellen Fragen und Hilfestellungen bei der Computertechnik wurden tagesaktuelle politische Geschehnisse ebenso diskutiert und aus rechtsextremistischer Sicht Internet kommentiert wie Standardthemen (z. B. Anti-Antifa, Revisionismus). Der Bereich der rechtsextremistischen Musik-Szene nahm mit CD-Besprechungen, Konzert-Berichten oder Hinweisen auf einschlägige Download-Möglichkeiten einen breiten Raum ein. Weiterhin bestand in den Foren die Möglichkeit, auf eigene Websites hinzuweisen. Um als Teilnehmer registriert zu werden, genügt meist die Auswahl eines fiktiven Namens (Nickname). Sowohl die steigende Anzahl der registrierten Mitglieder als auch das Volumen der Diskussionsbeiträge sind Beleg dafür, dass sich dieser Internetbereich für Rechtsextremisten zu einem wichtigen Kommunikationselement entwickelt hat. In den Foren rechtsextremistischer Homepages wurde verstärkt eine Strategiediskussion geführt, wie das Internet besser genutzt werden könnte. Teilnehmer im Forum der Website Neogermania warfen die Frage auf, ob rechtsextremistische Internet-Seiten, Strategieauch ohne strafbare Inhalte, überhaupt dauerhaft auf deutschen Speicherplätzen eingebundiskussionen den werden könnten, ohne dass sie von Providern gesperrt würden. Im Nationalen Forum wurde die Möglichkeit erörtert, wie die Akzeptanz der von Rechtsextremisten gestalteten Seiten für den "normalen Bürger" zu erhöhen sei. Im Sinne der Sache könne das Internet noch besser eingesetzt werden, wenn dort auf "Hakenkreuze und Beschimpfungen gegen Linke" verzichtet würde. Statt dumpfe Hassparolen zu verbreiten, solle klar argumentiert werden. Auch solle es auf Websites nicht ausschließlich um das Thema "Nationalsozialismus" gehen, sondern es könnten beispielsweise aktuelle Zeitungsberichte wiedergegeben und das Zeitgeschehen kommentiert und hinterfragt werden. Die Zahl der Nationalen Infotelefone (NIT) ging - möglicherweise Nationale wegen der Konkurrenz durch das Internet - weiter zurück. Von ehemals 13 im Jahre 2000 Infotelefone (2001: acht) waren noch fünf NIT aktiv, davon keines in Hessen. Es ist zu erwarten, dass das alte System der nationalen Mailboxen und Infotelefone in absehbarer Zeit komplett durch das Internet ersetzt werden wird. In Hessen waren den Sicherheitsbehörden insgesamt 47 Websites hessischer Rechtsextremisten oder entsprechender Organisationen bekannt. Erkenntnisse über dreizehn Homepages wurden an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. In sieben Fällen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Auf der Homepage Sturm 18 Cassel stellte der Betreiber ein Lied der bisher unbekannten Band Herbststurm ein. Im Text heißt es u. a.: "Hier in Deutschland läuft was verkehrt, der Dönerschnitzer sich vermehrt, als SaVolksmenbanken deutscher Frauen, die deutsche Unschuld sie ihr klauen, das Kopftuch klebt an verhetzung der deutschen Kultur, und in Bremen da sieht man es nur, eines Tages erwacht die deutim Internet sche Wut, gegen die Kanackenbrut, gebrochene Nase, blutige Lippen, zersplittertes Knie und zertretene Rippen, gebrochenes Becken, die Kutte ist leer, Uhr und Kette, die gibts nicht mehr, als Deutscher hat man es eben schwer, als Nazi zeigt man Gegenwehr". 85
  • allem lokale Aktionsmöglichkeiten eröffnete, wurde die stark mit antifaschistischen Aspekten verknüpfte und vor allem von Autonomen betriebene Antirassismusarbeit nur wenig
LINKSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) kam es durch Gegendemonstranten zu massiven Störversuchen. Andere Themen konnten von Linksextremisten noch weniger im Sinne ihrer eigenen Themenkrise Interessen genutzt werden. Während der drohende Krieg gegen den Irak linksextremistischen dogmatischen Gruppen vor allem lokale Aktionsmöglichkeiten eröffnete, wurde die stark mit antifaschistischen Aspekten verknüpfte und vor allem von Autonomen betriebene Antirassismusarbeit nur wenig beachtet. Im Zusammenhang mit Atompolitik, der Diskussion über Globalisierungstendenzen oder einen Ausbau des Flughafens Frankfurt/Main gab es auch von Linksextremisten nur sehr geringen oder gar keinen Widerstand. Die wenigen Aktionen verliefen in der Regel friedlich und meist mit sehr geringer Beteiligung. Dies drückt sich auch in einem Rückgang der Straftaten aus. Besonders zu erwähnen ist ein Brandanschlag am 14. September auf das Landgericht in Gießen. Unbekannte Täter warfen mehrere Brandsätze in das Gebäude. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von 40.000 EUR. Am Gerichtsgebäude war die Parole aufgesprüht: "Feuer und Flamme für Knast, Justiz und Staat". Selbst für die PDS, die über Jahre besondere politische Erfolge erzielt hatte, brachte die Tatsache, dass sich verschiedenste politische Interessengruppen um Themen bemühten, die von der Partei als die eigenen Schwerpunkte in Anspruch genommen werden konnten, Schwierigkeiten. So konnte sich die PDS nicht mehr als "einzige konsequente Anti-KriegsPartei" darstellen. Auch bei anderen Aspekten konnte die Partei nicht vermitteln, eine angeParteien messene bzw. eine alternative Politik zu vertreten. Ein Beispiel hierfür war insbesondere die parteiinterne Diskussion über die Frage "Regierungsbeteiligungen - ja oder nein?" Auch dieses trug zur Wahlniederlage der PDS bei der Bundestagswahl bei. Demgegenüber zeigten die Ergebnisse linksextremistischer Parteien bei der Landtagswahl 2003 auf, dass marxistisch-leninistische Parteien im politischen Leben z.Z. nur eine Marginalie sind. Sie gewannen lediglich ein Sechstel (rund 7.250 Stimmen) der von der PDS bei der Bundestagswahl erreichten Stimmen. Trotz der von Linksextremisten selbst eingestandenen Handlungskrise und einer deutlich geringeren Beteiligung an Veranstaltungen blieb die Zahl der Anhänger linksextremistischer Organisationen und Gruppierungen konstant. Mitgliederverluste dogmatischer Gruppen hielten sich auf Grund von Neueintritten im Rahmen. Die Steigerung bei sonstigen Linksextremisten ergibt sich wegen neu zu berücksichtigender Organisationen. Die Zahl gewaltbereiter Autonomer hat sich auf Grund der anhaltenden Handlungskrise reduziert. Potenzial Allerdings gibt es eine deutlich gewachsene Zahl junger Menschen, die sich an Demonstrationen und Veranstaltungen beteiligen, ohne in linksextremistischen Gruppierungen aktiv zu sein. Besonders gravierend ist, dass sich darunter auch Personen befinden, die nicht vor Gewalt/Sachbeschädigungen zurückschrecken. Um diesen Personenkreis bemühen sich linksextremistische Organisationen und Gruppen besonders, weil sie hoffen, sie für ihre eigenen Ziele gewinnen und zur Mitarbeit bewegen zu können. RTXESKNILLINKS 92
  • anderem von Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten, Linksruck, Sozialistische Alternative VORAN, Partei für Soziale Gleichheit, Freie Deutsche
LINKSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 Linksextremistisches Personenpotenzial* 2002 2001 2000 PDS Hessen 550 550 550 Bund** 78.000 84.000 88.600 DKP Hessen 450 500 550 Bund 4.700 4.500 4.500 MLPD Hessen 120 120 120 Bund 2.000 2.000 2.000 Autonome/Antiimperialisten Hessen 420 500 500 Bund 5.500 7.000 7.000 Sonstige *** Hessen 1.900 1.700 1.700 Bund 32.500 29.400 32.500 Summe **** Hessen 3.350 3.300 3.320 Bund 42.800 42.900 45.000 * Die Zahlen sind gerundet und z.T. geschätzt. ** Bei der PDS ist davon auszugehen, dass nicht alle Mitglieder linksextremistische Ziele verfolgen oder unterstützen. *** Anhänger einer Vielzahl kleiner und kleinster Gruppen, unter anderem von Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten, Linksruck, Sozialistische Alternative VORAN, Partei für Soziale Gleichheit, Freie Deutsche Jugend. ****Mehrfachmitgliedschaften wurden vom gesamten Personenpotenzial abgezogen. Die Summe Bund enthält nicht die Zahl der PDS-Mitglieder, da diese auf Bundesebene gesondert gezählt werden. EXTREMISMUSSUM 93
  • Anhänger zu einer Wahlkampfveranstaltung fahren wollten (vgl. "Antifaschismus"). Autonome regten mit grundsätzlichen Thesen zu "politischer Gewalt" eine internationale Diskussion über
LINKSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 Autonome Aktivisten: In Hessen rund 350, bundesweit weniger als 5.500 Personen Regionale Schwerpunkte: Darmstadt, Frankfurt am Main, Gießen, Hanau, Kassel, Marburg, Wiesbaden Publikationen (Auswahl): Swing (Erscheinungsweise monatlich), Interim (Erscheinungsweise wöchentlich) Autonome bekämpfen die freiheitliche demokratische Grundordnung und den Staat, um an deren Stelle eine herrschaftsfreie Gesellschaft zu setzen, in der sie in absoluter Unabhängigkeit leben können. Die Zerschlagung des politischen Systems in der BundesZiele von republik Deutschland soll durch die "Selbstverwirklichung" des Einzelnen im Kampf gegen Autonomen das "Schweinesystem" erfolgen. Ihnen werden Gruppen und Personen zugerechnet, die weder über feste organisatorische Strukturen noch über ein gemeinsames ideologisches Konzept verfügen. Sie folgen verschwommenen anarchistischen und sozialrevolutionären Vorstellungen und vertreten teilweise ein marxistisches Weltbild. Autonome fühlen sich als eine Basisbewegung. Sie wollen die "direkte Demokratie" praktizieren. Ihre Aktivitäten, die sie als "phantasievolle Aktionen" bezeichnen, umfassen Beteiligung an Demonstrationen, Farbschmierereien, Plakatund Flugblattaktionen, Buttersäureanschläge, Steinwürfe sowie Brandund Sprengstoffanschläge. Bei der Wahl des Angriffszieles und der Aktionsform bemühen sich Autonome stets um Vermittelbarkeit ihres Vorgehens. Gemeinsam ist allen Autonomen eine latente Gewaltbereitschaft, die anlassbezogen in Gewalt gegen Sachen umschlagen kann. Uneinigkeit besteht in Bezug auf die Gewaltanwendung gegen Personen. Einige Autonome nehmen während Demonstrationen z.B. Körperverletzungen von Polizisten in Kauf, denn diese repräsentieren den in ihren Augen verhassten Staat. Akzeptiert ist unter Autonomen nach wie vor, (vermeintliche) Neonazis auch körperlich anzugreifen und zu verletzen. Dies zeigte ein Brandanschlag auf ein Fahrzeug in Darmstadt, mit dem NPD-Anhänger zu einer Wahlkampfveranstaltung fahren wollten (vgl. "Antifaschismus"). Autonome regten mit grundsätzlichen Thesen zu "politischer Gewalt" eine internationale Diskussion über "linksradikale Politikund Aktionsformen" an. Grundlage bildete unter anderem ein Ende 2001 in der Interim Nr. 538 und dem autonomen Rhein-MainDiskussion Info Swing veröffentlichtes "militant manifesto". Die Autoren erklärten, dass die Anwendung zur Gewalt politischer Gewalt eine Vielzahl von Möglichkeiten einschließe. Sie reiche vom "aktiven zivilen Ungehorsam bis zu bewaffneten Aktionen". Diese Militanzdebatte wurde mit einer Reihe von Beiträgen, die alle in der als Forum dienenden Szenezeitschrift Interim veröffentlicht 107
  • Straßenverkehr. Erwähnenswert sind mehrere Brandanschläge, die in die Themenbereiche "Antifaschismus" und "Antirassismus" fallen. Beispiele: - > Vor dem Hintergrund des Bundestagswahlkampfes wurde
LINKSEXTREMISMUS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 waltung sowie dem ausgesprochenen Versammlungsverbot verlief die Veranstaltung ohne nennenswerte Störungen. Dieser Trend setzte sich bei einer Demonstration am 14. September in Köln, für die InterLinksruck massiv mobilisierte, sowie bei den folgenden internationalen Konferenzen im nationale Verlauf des Jahres fort. Bei dem NATO-Gipfel in Prag (Tschechien) im November demonProteste strierten etwa 1.500 Personen. Zu gewalttätigen Ausschreitungen wie noch zwei Jahre zuvor bei den ebenfalls in Prag durchgeführten Demonstrationen gegen den Internationalen Währungsfond kam es nicht. Trotz frühzeitiger Mobilisierung zu dem EU-Gipfel in Kopenhagen (Dänemark) im Dezember wurde auch hier die erhoffte Zahl von Demonstrationsteilnehmern nicht erreicht. Demonstrationen und Kundgebungen am Konferenzort mit rund 2.000 Demonstranten verliefen friedlich. Strafund Gewalttaten Von 599 extremistischen Straftaten im Bereich der politisch motivierten Kriminalität waren 37 (2001: 49*) dem Bereich Linksextremismus zuzuordnen. Bei 13 Straftaten handelte es sich um Körperverletzungen, die übrigen verteilten sich auf Brandstiftungen, Landfriedensbrüche und gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Luft-, Schiffsund Straßenverkehr. Erwähnenswert sind mehrere Brandanschläge, die in die Themenbereiche "Antifaschismus" und "Antirassismus" fallen. Beispiele: - > Vor dem Hintergrund des Bundestagswahlkampfes wurde ein Brandanschlag auf ein Fahrzeug der NPD am 1. September in Frankfurt am Main verübt. Damit sollten offensichtlich Plakatierungsaktionen der Rechtsextremisten verhindert werden. Der Schaden betrug 7.000 Euro. - > Brandanschlag auf das Landgericht in Gießen am 14. September, dem so genannten "antirassistischen Aktionstag". Es entstand ein Schaden von 40.000 Euro. Der Großteil der Straftaten wurde - wie in früheren Jahren - im Rahmen der Konfrontation mit Rechtsextremisten bzw. dem politischen Gegner verübt. Ein anderer Themenschwerpunkt war die Ausländerund Asylfrage. * Im Jahresbericht 2001 waren 46 Straftaten angegeben. Auf Grund von Nachmeldungen hat sich die Zahl der Straftaten erhöht. 116
  • ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AAO Antifaschistische Aktion Odenwald DHKP-C Revolutionäre VolksbefreiungsparteiFront ADHF Föderation für demokratische Rechte in Deutschland DIDF Föderation der Demokratischen
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS H E S S I S C H E R V E R F A S S U N G S S C H U T Z B E R I C H T 2 0 0 2 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AAO Antifaschistische Aktion Odenwald DHKP-C Revolutionäre VolksbefreiungsparteiFront ADHF Föderation für demokratische Rechte in Deutschland DIDF Föderation der Demokratischen Arbeitervereine e.V. ADHK Konföderation für demokratische Rechte in Europa DKP Deutsche Kommunistische Partei ADÜTDF Föderation der Türkisch-DemokratiDLVH Deutsche Liga für Volk und Heimat schen Idealistenvereine in Europa e.V. DS Deutsche Stimme AG3F Antirassistische Gruppe für freies DVU Deutsche Volksunion Fluten EMUG Europäische Moscheebauund UnterAKP Gerechtigkeitsund Entwicklungsstützungsgesellschaft e.V. partei EU Europäische Union AMS Assoziation Marxistischer StudentInnen FDJ Freie Deutsche Jugend API Arbeiterkommunistische Partei Irans FAPSI Föderale Agentur für Regierungsfernmeldewesen und Information "FedeATIF Föderation der Arbeiter aus der ralnoye Agentstvo Pravitelstvennoy Türkei in Deutschland e.V. Suyazi l" ATIK Konföderation der Arbeiter aus der FIS Islamische Heilsfront Türkei in Europa FP Tugendpartei BK Babbar Khalsa International FSB Föderaler Sicherheitsdienst, russiBMI Bundesministerium des Innern scher Abwehrund Sicherheitsdienst BuFriRa Bundesausschuss Friedensratschlag "Federalnaya Sluzhba Bezopasnosti" BVDG Bewegung Deutsche VolksgemeinGFP Gesellschaft für Freie Publizistik schaft GI Al-Gama'a al-Islamiyya (Islamische D.I.A. Der Islam als Alternative Gemeinschaft) DABK Ostanatolisches Gebietskomitee GIA Bewaffnete Islamische Gruppe DBI Deutsche Bürgerinitiative GSPC Salafitische Gruppe für die Mission und den Kampf DEHAP Demokratische Volkspartei GUS Gemeinschaft unabhängiger Staaten DETUDAK Solidaritätskomitee mit den politischen Gefangenen in der Türkei HADEP Demokratische Partei des Volkes DHKC Revolutionäre Volksbefreiungsfront HAMAS Islamische Widerstandsbewegung DHKP Revolutionäre Volksbefreiungspartei HKL Hauptkampflinie 142