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"antifa" in den Verfassungsschutz Trends
  • Thüringer Heimatschutz (THS) Seit Anfang 1997 tritt die Anti-Antifa Ostthüringen hauptsächlich als Thüringer Heimatschutz auf. Ein Name, den dieser
4.2 Thüringer Heimatschutz (THS) Seit Anfang 1997 tritt die Anti-Antifa Ostthüringen hauptsächlich als Thüringer Heimatschutz auf. Ein Name, den dieser unstrukturierte Personenzusammenschluss bereits früher gelegentlich führte. Dem THS sind die Sektion Jena (früher Kameradschaft Jena), die Sektion Saalfeld, die Sektion Sonneberg, die Freie Kameradschaft Gera und seit Juni die Sektion Eisenach, die auch unter der Bezeichnung Nationales und Soziales Aktionsbündnis Westthüringen (NSAW) auftritt, zuzuordnen. Durch die Sektion Eisenach erhöhte sich die Zahl der Anhänger des THS auf ca. 160 (1999: 120). Der THS unterhält Verbindungen zu IXOSJy9aN snwsIiudo,J anderen Organisationen/Parteien innerund außerhalb Thüringens. Im Wahljahr 1999 gewann der THS durch umfangreiche Mitarbeit im Landesverband und in den Kreisverbänden der NPD Thüringens erheblich an Einfluss. Von den zwölf Kreisverbänden Thüringens sind vier Kreisvorsitzende Anhänger des THS. Im zwölfköpfigen Landesvorstand der NPD ist er mit sieben Funktionären vertreten. 56
  • Suhl teil Ereignskalendr 18. Juni Demonstration der autonomen Antifa gegen das Treffen der Burschenschafter in Eisenach 18. Juni Rechtsextremistische Veranstaltung
3. Juni Rechte Musikveranstaltung in Leutenberg/ Lkr. Saalfeld-Rudolstadt durch Polizei unterbunden 17. Juni DKP, SDAJ und KPD nehmen am Linken Medienspektakel in Suhl teil Ereignskalendr 18. Juni Demonstration der autonomen Antifa gegen das Treffen der Burschenschafter in Eisenach 18. Juni Rechtsextremistische Veranstaltung in Eisenach mit Manfred Roeder als Hauptredner 18. Juni Gründung des Thüringer Landesverbandes der Freiheitlichen Deutschen Volkspartei (FDVP) 23. Juni Gründung des Nationalen und Sozialen Aktionsbündnisses als Gruppierung innerhalb des Thüringer Heimatschutzes 24. Juni Rechtes Zeltlager am Alperstedter See/ Lkr. Sömmerda aufgelöst 25. Juni Wurfzettelaktion des Bundes Deutscher Patrioten (BDP) in Erfurt 27. Juni Rechtsextremistisch motivierter Anschlag auf islamisches Gebetshaus in Gera 29. Juni Friedliche Kurden-Demonstration für Öcalan in Erfurt 1. Juli Politischer Stammtisch der DVU in Weimar 8. Juli Treffen von Rechtsextremisten beim Talsperrenfest am Lütschestausee im Ilmkreis 12.Juli Protestdemonstrationen gegen den Besuch des iranischen Staatspräsidenten Khatami in Weimar
  • Rechtsextremismus bei Aktionen und Demonstrationen der so genannten "Antifaschismuskampagne". Die weiterhin agierenden marxistisch-leninistischen Parteien, Organisationen und Gruppierungen konnten
1. Überblick Das Potenzial der revolutionären Marxisten in der Bundesrepublik Deutschland beträgt etwa 27.000 Personen, zu denen noch weitere insgesamt 7.000 Personen kommen, die die Verfassungsschutzbehörden der gewaltbereiten linksextremistischen Szene zurechnen. Zu diesen zählen auch 6.000 Autonome. Der gewaltbereiten Szene gelingt es, bei anlassbezogenen und überregionalen Aktionen/Demonstrationen zusätzlich mehrere tausend Personen zu mobilisieren. Die Situation des Linksextremismus im Freistaat Thüringen hat sich im Jahr 2000 kaum verändert. Die Anhänger und Sympathisanten der autonomen Gruppen mit jeweils 300 bis 350 Personen entwikkelten sich - wenn auch regional unterschiedlich - organisatorisch und informell weiter und nutzten dafür die Möglichkeiten heutiger Kommunikationstechniken. Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit ist nach wie vor die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus bei Aktionen und Demonstrationen der so genannten "Antifaschismuskampagne". Die weiterhin agierenden marxistisch-leninistischen Parteien, Organisationen und Gruppierungen konnten ihr Mitgliederund Anhängerpotenzial nicht erhöhen. Ihre Aktivitäten blieben in der Bevölkerung weitgeIXasyur] hend unbeachtet. Dennoch waren bundesweite und überregionale Kontakte sowohl des autonomen Lagers wie der orthodoxen kommunistischen Gruppen auch 2000 wahrnehmbar. Mitgliederzahlen linksextremistischer Gruppierungen in Thüringen snwsIiuwo,4 1998 1999 2000 KPF der PDS 120 120 100 DKP 50 bis 100 50 bis 100 50 MLPD 30 bis 40 50 50 KPD wenige Mitgl. wenige Mitgl. wenige Mitgl. Autonome 300 bis 350 300 bis 350 300 bis 350 78
  • Linksextremistische Aktionsfelder und Aktivitäten...................................................................................... 87 4.1 "Antifaschismus" und "Antirassismus"...................................................................................................... 87 4.1.1 Störungen rechtsextremistischer Demonstrationen ............................................................................. 89 4.1.2 Outings ............................................................................................................................................... 91 4.1.3 Anti
Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode Drucksache 19/9 IV REICHSBÜRGERBEWEGUNG........................................................................... 71 V LINKSEXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN ..................................................... 75 1 Überblick .......................................................................................................................................................... 75 2 Ideologischer Hintergrund .............................................................................................................................. 79 2.1 Dogmatischer Linksextremismus und Anarchismus .................................................................................. 79 2.2 Undogmatischer Linksextremismus ........................................................................................................... 80 3 Entwicklung des Linksextremismus ............................................................................................................... 83 3.1 Entwicklung der dogmatischen Szene ........................................................................................................ 83 3.2 Entwicklung der undogmatischen Szene .................................................................................................... 84 3.3 Entwicklung der "Rote Hilfe e.V." ............................................................................................................. 84 4 Linksextremistische Aktionsfelder und Aktivitäten...................................................................................... 87 4.1 "Antifaschismus" und "Antirassismus"...................................................................................................... 87 4.1.1 Störungen rechtsextremistischer Demonstrationen ............................................................................. 89 4.1.2 Outings ............................................................................................................................................... 91 4.1.3 Anti-AfD-Agitation ............................................................................................................................ 92 4.2 Freiräume ................................................................................................................................................... 95 4.3 Anti-Militarismus ....................................................................................................................................... 96 5 G20-Gipfeltreffen am 7./8. Juli 2017 in Hamburg......................................................................................... 98 6 Mitgliederentwicklung der linksextremistischen Organisationen und Gruppierungen in SchleswigHolstein 2014 bis 2016......................................................................................................................................... 98 VI NICHT ISLAMISTISCH MOTIVIERTER EXTREMISMUS MIT AUSLANDSBEZUG ............................................................................................................................... 100 1 Vorbemerkung ............................................................................................................................................... 100 2 Überblick ........................................................................................................................................................ 101 3 Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)................................................................................................................. 103 3.1 Ideologie/Zielsetzung ............................................................................................................................... 103 3.2 Rechtliche Bewertung .............................................................................................................................. 104 3.3 Organisation und Tätigkeit in Deutschland .............................................................................................. 105 3.3.1 Bundesweite Strukturen .................................................................................................................... 105 3.3.2 Strukturen in Schleswig-Holstein ..................................................................................................... 106 3.4 Entwicklungen im Berichtsjahr ................................................................................................................ 107 3.5 Finanzierung ............................................................................................................................................. 112 3.6 Gerichtsurteile und Exekutivmaßnahmen ................................................................................................ 112 4 Türkischer Rechtsextremismus/Ülkücü-Bewegung .................................................................................... 113 4.1 Ideologie und Organisation ...................................................................................................................... 113 4.1.1 Ideologie ........................................................................................................................................... 113 4.1.2 Organisation ..................................................................................................................................... 113 4.2 Entwicklungen im Berichtsjahr ................................................................................................................ 114 5 Entwicklung der Mitglieder-/Anhängerzahlen der extremistischen Ausländerorganisationen in Schleswig-Holstein ............................................................................................................................................ 116 VII ISLAMISMUS UND ISLAMISTISCHER TERRORISMUS ................................ 117 1 Überblick ........................................................................................................................................................ 117 3
  • ihnen gilt ihr besonderes Augenmerk im Rahmen der sog. "AntifaschismusBewegung". 3.2 Kommunistische Plattform (KPF) der Partei des Demokratischen Sozialismus
im Rahmen ihrer antidemokratischen Agitation und Propagandatätigkeit. Das Ziel, anstelle der freiheitlichen demokratischen Grundordnung eine sozialistisch/kommunistisch geprägte Diktatur zu errichten, bleibt erhalten. Sie wollen die bestehende Staatsund Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland beseitigen. Obwohl der Niedergang des real existierenden Sozialismus in Europa zu deutlichen Mitgliederverlusten beim linksextremistischen Potenzial geführt hat, lässt sich seit einigen Jahren jedoch eine Konsolidierung der organisierten Parteien und Gruppierungen feststellen. Die Annahme, der historische Niedergang des Sozialismus habe seine Ursache nicht im Marxismus-Leninismus, sondern nur in der mangelnden Ausführung einer an sich guten Idee, findet in jüngster Zeit vermehrt Zustimmung im Sympathisantenkreis dieser Organisationen. Zunehmend fallen auch frühere ideologische Abgrenzungen. Gewachsen ist die Bündnisfähigkeit - auch zwischen militanten und nichtmilitanten linksextremistischen Gruppen - bei bundesweiten Aktionen. Berührungsängste zwischen der Kommunistischen Plattform (KPF) der PDS und den militanten Autonomen sind kaum noch erkennbar. Ausländische und inländische kommunistische Parteien arbeiten zusammen. Die revolutionär-marxistischen Parteien und Organisationen werden im linksextremistischen Spektrum eine feste Größe bleiben. Zum einen ist ihre Ideologie nicht geächtet zum anderen treten ihre Vertreter selbstbewusst auf und sind dabei, ihre Verbindungen und Strukturen insbesondere im europäischen Rahmen zu entfalten. Auch das IXasyur] vorhandene rechtsextremistische Potenzial im Bundesgebiet mit seinen vielfachen Strömungen und Spielarten trägt dazu bei, dass die linksextremistischen Gruppierungen nicht kleiner werden; ihnen gilt ihr besonderes Augenmerk im Rahmen der sog. "AntifaschismusBewegung". 3.2 Kommunistische Plattform (KPF) der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) Die Kommunistische Plattform (KPF) ist ihrer Satzung nach ein Zusammenschluss innerhalb der Gesamtpartei. Gegründet wurde sie im Dezember 1989 von Kommunisten in der damaligen SED-PDS. snwsIiuwo,4 80
  • Organisationen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) zusammen. - Rt 7 IXasyur
3.3 Deutsche Kommunistische Partei (DKP) Die Bundespartei Die DKP wurde 1968 in Frankfurt am Main gegründet und hat ihren Sitz in Essen. Sie setzte die Politik der 1956 verbotenen KPD fort und bekennt sich zu den Lehren von Marx, Engels und Lenin. Die Parteiarbeit ist auf den "revolutionären Bruch mit dem kapitalistischen Profitsystem" gerichtet. Die DKP strebt die Errichtung der Diktatur des Proletariats an. Allein der Sozialismus - als erste Phase der kommunistischen Gesellschaft - sei die historische Alternative zum herrschenden System. Derzeit gehören der Partei bundesweit etwa 5.000 Mitglieder an, davon etwa 260 in den neuen Ländern. Die DKP gibt die Wochenzeitschrift unsere zeit (uz) sowie zweimonatlich die Zeitschrift Marxistische Blätter heraus. Eng arbeitet die Partei mit den Organisationen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) zusammen. - Rt 7 IXasyur] Jugendbeilage der Wochenzeitschrift unsere zeit (uz) snwsIiuwo,4 zum NPD-Verbot 86
  • eine friedlich verlaufene "Anti-Repressionsdemo" durch das "Bündnis Autonomer Antifas Nord" statt. Diese richtete sich gegen die "massive Polizeipräsenz
Drucksache 16/2620 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode chen Absperrungen um den Aufzugsbereich der Rechtsextremisten zu durchbrechen. Mittels einer Sitzblockade versuchten 45 Personen, die schon frühzeitig in den abgesperrten Bereich eingesickert waren, den "rechten Aufmarsch" zu stoppen; Gehwegplatten als Wurfgeschosse wurden herausgerissen, es kam zu etlichen Steinwürfen gegen Polizeibeamte, doch jegliche Versuche, den Aufzug des rechtsextremistischen Spektrums zu erreichen, blieben erfolglos. Aufgrund der Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Gegendemonstranten fand sodann am Folgetag, dem 30. März, eine friedlich verlaufene "Anti-Repressionsdemo" durch das "Bündnis Autonomer Antifas Nord" statt. Diese richtete sich gegen die "massive Polizeipräsenz und unberechtigte Festnahmen von Gegendemonstranten" vom Vortag. * Die Beteiligung der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) an den Kommunalwahlen am 25. Mai in drei Landkreisen und in Kiel traf erwartungsgemäß im gesamten linken Spektrum und darüber hinaus auf Ablehnung. Im linksextremistischen Lager teilte sich der Widerstand in einen friedlich und in einen gewalttätig orientierten Teil. Der größere davon, darunter die linksextremistische Organisation "Avanti - Projekt undogmatische Linke" und der durch linksextremistische Teilnehmer beeinflusste "Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel", verzichtete auf gewalttätige Aktionen. Durch die friedliche Ausrichtung sollte die Bündnisfähigkeit mit Personen und Organisationen des demokratischen Bereichs erhalten bleiben, um für Aktionen und Demonstrationen auf ein großes Mobilisierungspotenzial zurückgreifen zu können. Zudem wollte man gegenüber den Wahlberechtigten möglichst seriös auftreten, um diese von der Wahl der NPD abzuhalten. Mitglieder der herkömmlichen autonomen Szene akzeptieren dagegen keinen taktischen Gewaltverzicht. Sie setzten daher von vornherein, wohl auch gerade als Abgrenzung zu der friedlichen Linie, auf eine gewaltorientierte Konfrontation mit den Rechtsextremisten. Insbesondere in Kiel kam neben der Wahlkampfsituation die Besonderheit hinzu, dass es das Selbstverständnis von Autonomen berührte, als einige NPD-Kandidaten es "wagten", sich in "ihrem" Stadtteil Gaarden niederzulassen. Ab Mitte April kam es zunächst zu ersten Sachbeschädigungen an Wohnobjekten von Rechtsextremisten. Danach eskalierten wechselseitig begangene Straftaten bis hin zu Schlägereien. Als weitere Reaktion führten Autonome 74
  • Krematorium des ehemaligen KZ Buchenwald eine Gruppe von Antifaschisten und Angehörigen linker Organisationen. Unter ihnen befanden sich Vertreter der Deutschen
3.7 Exkurs: Gedenken an Ernst Thälmann KPDund DKP-Mitglieder bei Gedenkfeier Anlässlich des 56. Jahrestages der Ermordung des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)Ernst Thälmannn traf sich am 18. August am Krematorium des ehemaligen KZ Buchenwald eine Gruppe von Antifaschisten und Angehörigen linker Organisationen. Unter ihnen befanden sich Vertreter der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und der KPD. Stalinistische Ausrichtung der KPD Thalmann (1886-1944) trat 1920 als Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Hamburg mit dem linken Flügel seiner Partei in die KPD über. 1924 übernahm er die Führung des Roten Frontkämpferbundes, 1925 die der KPD. Seiner Führung ist die Gleichschaltung der KPD mit der stalinistisch ausgerichteten Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) zuzuschreiben. Innenpolitisch trat er mit volkstümlicher Beredsamkeit gegen die SPD auf, die er als Hauptfeind bekämpfte. Gegen eine kritische Würdigung Die Zeitung junge Welt (jW) vom 28. August berichtete über einen Disput zur geschichtlichen Aufarbeitung der Thälmann-Figur, der IXasyur] während der Gedenkveranstaltung im ehemaligen KZ Buchenwald stattgefunden habe. Ein Redner habe sich erlaubt, Thälmann eine "widersprüchliche Person" zu nennen, die mit Fehlern behaftet und am Scheitern einer Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen den Nationalsozialismus mitschuldig sei. snwsIiuwo,4 Dagegen habe sich ein zweiter Redner gewandt und behauptet, die Thälmann-Rede "Krieg dem imperialistischen Kriege" sei nach dem "NATO-Krieg gegen Jugoslawien" aktueller denn je. Diesem Redner, der - der jungen Welt zufolge - ein realistisches Bild Thaälmanns zeichEmst Thaälmann 1930 98
  • worden. Der /W-Artikel schließt mit einem Aufruf an "alle Antifaschisten, Sozialisten, Kommunisten und andere fortschrittliche Demokraten", sich nicht spalten
nete, sei das Wort während seines Beitrags entzogen worden. Der /W-Artikel schließt mit einem Aufruf an "alle Antifaschisten, Sozialisten, Kommunisten und andere fortschrittliche Demokraten", sich nicht spalten zu lassen. 3.8 Roter Tisch der Kommunisten Ostthüringens Am Roten Tisch der Kommunisten Östthüringens treffen sich neben Parteilosen auch Mitglieder der DKP, der SDAJ, der KPD, der MLPD, der Kommunistischen Plattform der PDS und des Deutschen Freidenkerverbands, der, nach eigenem Bekunden, "die Interessen aller nicht religiösen Menschen vertritt". Über Parteiund Verbandsgrenzen hinweg will dieser "offene Zusammenschluss" eine Aktionseinheit schaffen, die mit dem gemeinsamen Auftreten bei politischen Veranstaltungen beginnt. 3.9 Rote Hilfe e. V. (RH) Die "Rote Hilfe e. V." (RH) nimmt kommunistische Traditionen aus den zwanziger Jahren auf. Sie wurde im Jahre 1974 als Vorfeldorganisation der ehemaligen stalinistisch ausgerichteten Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML) gegründet. Heute bezeichnet sich die RH als parteienunabhängig und arbeitet als Rechtsund Hafthilfeorganisation. Dabei unterstützte sie auch 2000 linksextremistische Straftäter. Sie sieht ihre Aufgabe darIXasyur] in, "Solidaritätsund Antirepressionsarbeit" zu leisten. In der RH sind -nach eigenen Angaben - bundesweit etwa 4.000 Mitglieder organisiert. Sie gliedert sich in 37 Ortsbzw. Regionalgruppen. Eine der Ortsgruppen befindet sich nach Angaben der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Die Rote Hilfe in Erfurt. Ende des Jahres gründete sich eine Regionalgruppe Südthüringen mit Sitz in Zella-Mehlis. snwsIiuwo,4 100
  • vereinzelt gab es öffentlichkeitswirksame Aktivitäten der so genannten AntifaGruppen. Diese regional und oft in ländlich geprägten Gebieten agierenden Gruppierungen rekrutieren
Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2620 Folgerichtig verlief die Entwicklung in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich und eher stagnierend. Nur vereinzelt gab es öffentlichkeitswirksame Aktivitäten der so genannten AntifaGruppen. Diese regional und oft in ländlich geprägten Gebieten agierenden Gruppierungen rekrutieren sich meist aus Jugendlichen, haben Bezüge zur örtlichen Subkultur und thematisieren fast ausschließlich das Themenfeld "Anti-Faschismus". Dementsprechend richten sich ihre Aktionen in der Regel gegen rechtsextremistische Aktivitäten in der eigenen Umgebung. Die Akzeptanz anarchistischer und kommunistischer Ideologiefragmente grenzt diese Gruppen meistens, wenn auch nicht immer, vom demokratischen Spektrum ab. Dabei wird die Anwendung von Gewalt oft akzeptiert und die Durchführung von Straftaten, wie Sachbeschädigungen und Blockaden als Aktionsform in Kauf genommen. Nicht selten bestehen auch Kontakte zu demokratischen Parteien und Gewerkschaften, ohne dass es regelmäßig zu einer dauerhaften Zusammenarbeit käme. Die Existenz dieser örtlichen Gruppierungen führt unter anderem zu dem bekannt hohen Mobilisierungspotenzial der "linken Szene" bei Gegendemonstrationen anlässlich rechtsextremistischer Kundgebungen. Eine Veränderung szenetypischer Merkmale war 2008 nicht festzustellen. Ähnliches gilt für die klassische autonome Szene. 2008 waren kaum neue Gruppierungen zu beobachten; weiterhin dominierten die etablierten Gruppen. Nach wie vor lehnen Vertreter der herkömmlichen autonomen Linie auch die Zusammenarbeit mit bürgerlichen Kräften ab, sind bereit, Gewalt als Aktionsmittel jederzeit einzusetzen und vermeiden es nach Kräften, sich durch Bündnisse dauerhaft vereinnahmen zu lassen. Wie im gesamten linksextremistischen Spektrum ist der "Anti-Faschismus" bedeutendstes Handlungsfeld. Dessen ungeachtet werden meist auch andere, von Linksextremisten regelmäßig besetzte Themen anlassabhängig und recht spontan aufgegriffen, soweit sie denn geeignet erscheinen, aktionsorientierte Reaktionen zu begründen. Aber auch diejenigen Gruppierungen der Szene, die Bündnispolitik als Teil ihrer eigenen politischen Strategie verstehen, mussten im Berichtsjahr eine Stagnation ihrer Vernetzungsbemühungen und eine gewisse Lustlosigkeit zur kontinuierlichen politischen Arbeit bei weiten Teilen des undogmatischen Lagers akzeptieren. Den An65
  • Grundlage der Diskussionen und Aktionen der autonomen Szene: e Antifaschismus, e Antirassismus, dege Dritte Welt, e "Häuserkampf"/Umstrukturierung von Wohnvierteln
101 4. Autonome 4.1 Allgemeines Ende der siebziger Jahre bildeten sich in der Bundesrepublik die ersten autonomen Gruppen. Heute agieren Autonome in fast allen größeren Städten, insbesondere in Ballungsgebieten wie Berlin oder Linksextrmis u dem Rhein-Main-Gebiet. Bundesweit gibt es mehr als 6.000 gewaltbereite Autonome. Der Begriff des Autonomen bedeutet, nach eigenen Gesetzen zu leben. Ein selbstbestimmtes Leben ohne "Anordnungen", ohne Gesetze, ist ihr Ziel. Staatliche und gesellschaftliche Zwänge lehnen sie ab. "Keine Macht für niemand!" lautet die paradoxe Devise. Ihre individuelle Befindlichkeit mündet in eine generelle Anti-Haltung. Autonome haben folglich keine festen ideologischen Vorstellungen. Anarchistische Elemente mischen sich in ihren Ansichten mit nihilistischen, sozialrevolutionären, mitunter auch marxistischen Versatzstücken. Autonome wollen alles Bestehende und Hemmende zerschlagen. Mit ihrem ausgeprägten Individualismus verlangen sie aber nicht nach theorielastigen Konzeptionen zur Veränderung der Gesellschaft. Revolte, nicht Revolution, heißt ihre Devise. Verschiedene Schwerpunktthemen, die in Intensität und Bedeutung schwanken, bilden die Grundlage der Diskussionen und Aktionen der autonomen Szene: e Antifaschismus, e Antirassismus, dege Dritte Welt, e "Häuserkampf"/Umstrukturierung von Wohnvierteln, e Widerstand gegen das Ausländerund Asylrecht, e Anti-Atomkraft-Bewegung, insbesondere Castor-Transporte, (r)e Aktionen gegen die Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover, deg Proteste gegen das Eingreifen der Nato-Streitkräfte in den KosovoKonflikt. Die Formen, in denen sich Autonome mit ihren Themen auseinander setzen, sind vielfältig, friedlich oder gewalttätig. Sie reichen von Diskussionen, Vortragsveranstaltungen, Demonstrationen bis zu Straßenkrawallen, Sachbeschädigungen, Brandund Sprengstoffanschlägen. Bei Protestaktionen gegen Veranstaltungen der rechten
  • einer Kundgebung in Barmbek unter dem Motto "Heraus zum antifaschistischen Mai - Den Nazis keinen Meter". Aus Schleswig-Holstein haben
Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2620 Regelmäßig werden in dem bundesweit bedeutsamen Berliner autonomen SzeneBlatt "INTERIM" Beiträge zum Thema "Militanz" veröffentlicht. So gab es auch in 2008 unter anderem einen längeren Text unter dem Titel "G8-Gipfel und Militanz, Repression und Solidarität". Er endete mit dem Aufruf: "Wer wie die G8-Kritiker/innen für eine andere, bessere Welt streitet, muss sich auch über die möglichen Mittel und Wege dorthin verständigen. (...) Genau das zu verteidigen und aufzugreifen, was die staatliche Repression ins Visier nimmt, für die Notwendigkeit militanter Praxen zu werben und einzutreten, ist eine konsequente, entschlossene und offensive, das heißt: militante Form der politischen Solidaritätsarbeit." In Teilen der linksextremistischen Szene wird Militanz - von zivilem Ungehorsam über gewalttätige Ausschreitungen bei Demonstrationen und Sachbeschädigungen bis hin zu Brandanschlägen - als legitime Aktionsform betrachtet. Dabei handelt es sich häufig nicht um spontane Aktionen, sondern um geplantes Vorgehen. So wurde aus Anlass von rechtsextremistischen Demonstrationen immer wieder die direkte Konfrontation mit dem "politischen Gegner" gesucht. Neben der Bereitschaft zu diesen fast schon üblichen militanten Auseinandersetzungen sind aber auch die Angriffe auf Polizeikräfte mittlerweile zur Regel geworden. Dabei dienen Steinund Flaschenwürfe aus dem Hinterhalt sowie die Verwendung von Feuerwerkskörpern offenbar einem Teil der Linksextremisten als "legitimes Mittel" für Angriffe auf den Staat. Linksextremisten unterschiedlicher Richtungen nahmen den "revolutionären 1. Mai" bundesweit zum Anlass, ihre politischen Ansichten mit Demonstrationen und Aktionen auf der Straße zu manifestieren. Eine besondere Bedeutung kam dabei der von Rechtsextremisten am 1. Mai in Hamburg-Barmbek angemeldeten Demonstration unter dem Motto "Arbeit und soziale Gerechtigkeit für alle Deutschen - Gemeinsam gegen Globalisierung" zu. Ein breit gefächerter Widerstand mit rund 6.600 Teilnehmern, darunter bis zu 2.200 Gewaltbereite, sammelte sich zu einer Kundgebung in Barmbek unter dem Motto "Heraus zum antifaschistischen Mai - Den Nazis keinen Meter". Aus Schleswig-Holstein haben an der Demonstration rund 350 Personen, darunter auch zahlreiche Gewaltbereite, teilgenommen. Es kam zu schwersten Ausschreitun63
  • weitgehend fremd. Ihr Selbstverständnis ist grundsätzlich geprägt von antikapitalistischen, antifaschistischen und antisexistischen Einstellungen. Diffuse anarchistische und kommunistische Ideologiefragmente ("Klassenkampf", "Revolution
Drucksache 16/2620 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Die örtlichen Schwerpunkte der undogmatisch-linksextremistischen Szene befinden sich unverändert in den großen Städten des Landes. Während in Kiel nahezu die ganze Palette der Szene-Themen bearbeitet wird und die Landeshauptstadt auch aufgrund ihrer personellen Stärke landesweit eine wichtige Rolle spielt, haben die anderen Städte eher Bedeutung in ihren jeweiligen Regionen. So hat z. B. die Szene in Flensburg ihren Arbeitsschwerpunkt im Bereich "Anti-Faschismus" und deckt zu diesem Thema den ganzen nördlichen Landesteil ab, während Lübeck eine ähnliche Rolle für den Südosten des Landes spielt. 2.1.2 Strategien, Aktionsformen, Gewalt Die undogmatisch-linksextremistische Szene ist nicht homogen. Sie besteht aus eher kleineren, mehr oder weniger gefestigten und eigenständigen Gruppierungen. Es gibt kein einheitliches ideologisches Konzept. Führungsstrukturen oder Hierarchien sind der Szene weitgehend fremd. Ihr Selbstverständnis ist grundsätzlich geprägt von antikapitalistischen, antifaschistischen und antisexistischen Einstellungen. Diffuse anarchistische und kommunistische Ideologiefragmente ("Klassenkampf", "Revolution" oder "Anti-Imperialismus") bilden den Rahmen ihrer oftmals spontanen Aktivitäten, die letztlich auf die Überwindung des "herrschenden Systems" abzielen. Neben "offenen" Formen politischer Betätigung, wie Agitation in Flugblättern, Plakaten, Internet-Aufrufen und Szene-Publikationen, praktiziert das undogmatischlinksextremistische Spektrum auch militante Aktionsformen. Dabei kommt es je nach Situation immer wieder zu Straftaten, wie Sachbeschädigungen unterschiedlicher Art und Intensität, Brandanschlägen, gefährlichen Eingriffen in den Straßenund Schienenverkehr sowie Körperverletzungen, insbesondere gegen Polizisten und Rechtsextremisten. Zum Informationsaustausch bedient sich die Szene auch weiterhin "bewährter" Methoden wie Szene-Publikationen, Infoläden und Treffen. Daneben nutzt sie die Mittel der modernen Informationsgesellschaft, wie Internet und Mobiltelefone, mit der Möglichkeit geschützter Kommunikation. Dies begünstigt das in weiten Teilen konspirative Verhalten von Linksextremisten, erhöht deren Aktionsfähigkeit und soll den Sicherheitsbehörden die Aufklärung erschweren. 62
  • Faschismus zu beseitigen. Für Schleswig-Holstein sind beispielhaft die "antifaschistischen Aktivitäten" aus Anlass einer Demonstration am 29. März in Lübeck
Drucksache 16/2620 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode III. Linksextremismus 1 Überblick In Ermangelung eines herausragenden Ereignisses, wie es sich im Jahr 2007 mit dem G8-Gipfeltreffen im Juni in Heiligendamm geradezu angeboten hatte, widmete sich die linksextremistische Szene 2008 bundesweit verstärkt ihrem traditionellen Aktionsfeld: dem "Anti-Faschismus-Kampf". Dieser richtet sich nur vordergründig auf die Bekämpfung rechtsextremistischer Strukturen. Eigentliche Stoßrichtung ist die freiheitliche demokratische Grundordnung als "kapitalistisches System", um die angeblich diesem Gesellschaftssystem immanenten Wurzeln des Faschismus zu beseitigen. Für Schleswig-Holstein sind beispielhaft die "antifaschistischen Aktivitäten" aus Anlass einer Demonstration am 29. März in Lübeck und im Zusammenhang mit der Beteiligung der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) an der Kommunalwahl im Mai in Kiel zu nennen. Linksextremisten sind erklärte Gegner der Verfassungsordnung der Bundesrepublik Deutschland, die sie als von Rassismus und Faschismus geprägten Kapitalismus diffamieren. Je nach ideologisch-politischer Orientierung - revolutionär-marxistisch oder anarchistisch - haben sie sich als Ziel ein totalitäres kommunistisches System oder eine "herrschaftsfreie Gesellschaft" (Anarchie) gesetzt. Dementsprechend sollen politische Aktivitäten und Kampagnen dazu geeignet sein, diesen Zielen schrittweise näher zu kommen. In den Bereichen des dogmatischen sowie des eher organisierten undogmatischen Linksextremismus wird mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen folgerichtig die Hoffnung verbunden, zunächst eine Stärkung der systemkritischen Szene, insbesondere der eigenen Organisation, zu erzielen. Die Themen "Alternative/Autonome Zentren", "Sozialproteste" sowie "Anti-Globalisierung" waren für die linksextremistische Szene im Berichtsjahr von eher geringerer Bedeutung; hingegen wurden die Politikfelder "Anti-Faschismus", "Anti-Repression", "Anti-Atomkraft", "Anti-Militarismus" sowie "Anti-Rassismus" häufiger Anlass von Aktivitäten. Auf Bundesebene hat sich die Anhängerschaft der Linksextremisten leicht um 400 Personen auf 31.200 (2007: 30.800) erhöht. In Schleswig-Holstein lag ihre Anzahl 60
  • Hauptinitiator der "Bündnisdemonstration"" trat die militante "Antifaschistische Aktion Berlin" (AAB) auf. In einer über das Internet verbreiteten Erklärung
105 Als Hauptinitiator der "Bündnisdemonstration"" trat die militante "Antifaschistische Aktion Berlin" (AAB) auf. In einer über das Internet verbreiteten Erklärung zog sie eine positive Bilanz. Sie würdigte es als einen Erfolg ihrer Mobilisierung, "dass so viele TeilnehmerInnen mit dieser Demonstration auf den Zusammenhang zwischen neofaschistischem Terror und staatlicher rassistischer Politik hinwiesen ...". Es komme jedoch nicht nur auf die Ächtung, sondern auch auf "prakLinksextrmis u tisches, direktes Eingreifen gegen Faschisten" an. 3. antirassistisches Grenzcamp in Forst "Stadtspaziergang" der Campteilnehmer durch Forst symbolische Überquerung des Grenzflusses Neiße
  • Personen, darunter gewaltbereite IXasyur] Autonome und Antifas, Angehörige revolutionär-marxistischer und stalinistisch-maoistisch orientierter Gruppen sowie ausländische Linksextremisten. Der Aufzug
In der Nacht auf den 1. August randalierten etwa 150 Personen in Forst, warfen Papierkörbe um, steckten Müllcontainer in Brand und errichteten aus Hausmüll Straßenbarrikaden. Während einer nicht angemeldeten Versammlung am 2. August im Hauptbahnhof Cottbus beschmierten sechs vermummte Personen die Wände der Bahnhofshalle mit Farbe. Etwa 150 bis 200 - zum Teil vermummte - Personen blockierten am 3. August für ca. eine Stunde die BGS-Liegenschaft in Jänschwalde. Sie errichteten Barrikaden und hoben einen Graben aus. Unbekannte Teilnehmer des Camps zerstachen am 6. August die Reifen eines Einsatzfahrzeugs der Polizei, als diese einen illegal betriebenen Sender des Grenzcamps sicherstellen wollte. N he Revolutionärer 1. Mai in Berlin An der Demonstration "Imperialistische Zellen angreifen! Soziale Revolution weltweit!" am Abend des 1. Mai beteiligten sich bis zu 15.000 Personen, darunter gewaltbereite IXasyur] Autonome und Antifas, Angehörige revolutionär-marxistischer und stalinistisch-maoistisch orientierter Gruppen sowie ausländische Linksextremisten. Der Aufzug führte durch den Bezirk Kreuzberg. Nach der DemonsnwsIiuwo,4 stration kam es zu schweren Ausschreitungen. INTERIM wertet in seiner Ausgabe Nr. 1. Mai in Berlin als Erfolg. 106
  • könnte. Nicht von ungefähr kommt die Aussage eines betroffenen Antifaschisten, er habe in über zwei Jahren Gestapo-Haft niemals eine
Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2620 er Nationalist' und NPD-Mitglied) in seiner Auftaktansprache bis ins kleinste Detail aufzählte, mit welchen Methoden die über 372 Männer, Frauen und Kinder des geheimen britischen Folterlagers in der 'verbotenen Stadt' Bad Nenndorf misshandelt und teilweise zu Tode gequält worden sind. Es ist eine bestialische Perversität, wie sie einem deutschen Menschen niemals zu eigen sein könnte. Nicht von ungefähr kommt die Aussage eines betroffenen Antifaschisten, er habe in über zwei Jahren Gestapo-Haft niemals eine solche Behandlung erfahren müssen, wie in dem britischen Folterlager im Winklerbad." Die verhältnismäßig hohe Teilnehmerzahl zeigt, dass revisionistische Themen nach wie vor eine besonders große Anziehungskraft auf aktionistisch geprägte Rechtsextremisten haben. 16. August, Kiel Im Zusammenhang mit dem 21. Todestag von Rudolf Heß führten Rechtsextremisten nach dem endgültigen Verbot der geplanten zentralen Veranstaltung in Wunsiedel (Bayern) am Wochenende des 16./17. August im Bundesgebiet lokale Gedenkveranstaltungen durch. Am Abend des 16. August kam es auch in der Kieler Innenstadt zu einem vermeintlich "spontanen Fackelmarsch" von 35 Neonazis unter der Leitung von Peter Borchert. Die Demonstrationsteilnehmer führten Fackeln, Transparente und so genannte Flyer mit der Aufschrift "Kampagne Nobelpreis für Rudolf Heß" mit. Gegen 23 Uhr wurde der Aufmarsch am Holstenplatz durch die Polizei gestoppt. Mehrere Angehörige der linksextremistischen Szene beobachteten die "Aktion". Ihre Versuche, zu den Rechtsextremisten vorzudringen, wurden vereitelt. 6. September, Dortmund (Nordrhein-Westfalen) Rund 1.200 Rechtsextremisten demonstrierten am 6. September unter dem Motto "Gegen imperialistische Kriegstreiberei und Aggressionskriege" in Dortmund. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer war nach den Regeln des so genannten Schwarzen Blocks einheitlich schwarz gekleidet. Es wurden Parolen wie "Juden raus - aus Palästina" und "Nie wieder Israel" skandiert. Neben einem kurzen Wortbeitrag von Christian Worch sprachen führende Rechtsextremisten aus Bulgarien, Tschechien, Österreich und Großbritannien. Die Polizei bezeichnete das Aggressionspotenzial der rechtsextremistischen Teilnehmer als sehr hoch; es kam zu Flaschenwürfen auf die Sicherheitskräfte und zur Verwendung von Pyrotechnik. Es erfolgten sechs Straf47
  • Wahlperiode Drucksache 16/2620 Der kurze Beitrag endete, "Ja, liebe Antifa, das war wohl nichts! Aber dennoch: Wir sehen uns wieder
Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2620 Der kurze Beitrag endete, "Ja, liebe Antifa, das war wohl nichts! Aber dennoch: Wir sehen uns wieder in Kiel auf UNSEREN Straßen!", und mit einem Foto vermummter Rechtsextremisten, darunter Peter Borchert (Kiel). Nach Borcherts Inhaftierung am 29. August für den Rest des Jahres erlahmten die auf Konfrontation gerichteten Aktivitäten. Unabhängig hiervon fielen zum Ende des Jahres vermehrt Informationen über die Versuche von Einzelpersonen an, in verschiedenen Regionen des Landes neonazistische Strukturen aufzubauen. Es bleibt abzuwarten, ob sich hieraus neue "Kameradschaften" entwickeln werden. 3.3.1 Bedeutende Demonstrationen unter Beteiligung schleswig-holsteinischer Rechtsextremisten 13. Februar, Dresden (Sachsen) Aus Anlass des 63. Jahrestages der Zerstörung der Stadt Dresden (13. Februar) hatte der Landesverband Sachsen/Niederschlesien der "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland" (JLO) - wie schon in den Vorjahren - auch 2008 zwei "Trauermärsche" durch die Dresdener Innenstadt veranstaltet. An dem größeren Aufzug am 16. Februar nahmen nach Polizeiangaben rund 3.800 Personen teil (2007: 1.750; 2006: 4.200). Der Schweigemarsch wurde von JLO-Anhängern und der NPDFraktion im Sächsischen Landtag angeführt. Neben deutschen Rechtsextremisten nahmen auch Personen aus Schottland, Großbritannien, Frankreich, Schweden und aus Tschechien teil. Aus Schleswig-Holstein waren unter offenkundiger Leitung des Neonazis Peter Borchert rund 80 Personen (NPD-Aktivisten und "Freie Nationalisten") angereist. Die hohe Beteiligung spiegelt die Bedeutung dieser Veranstaltung auch für die hiesige rechtsextremistische Szene wider. 29. März, Lübeck Die Demonstration "Bomben für den Frieden? - Im Gedenken an den alliierten Bombenterror vom 28./29. März 1942" wurde schon Monate im Voraus intensiv in rechtsextremistischen Kreisen beworben. Initiator war - wie auch schon in den vergangenen Jahren - der "Freie Nationalist" und stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Jörn Lemke (Lübeck). 43
  • Gutsche zum Rathaus eskortiert. Das war nötig, da selbsternannte Antifaschisten (...) Krawalle und Randale angekündigt haben
Drucksache 16/2620 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode "Schwarzen Block" zugeschrieben und Mutmaßungen über einen künftigen Strategiewechsel der Rechtsextremisten angestellt. Im Verlauf der weiteren im Berichtsjahr durchgeführten Demonstrationen hat sich diese Vermutung allerdings noch nicht bestätigt. Insofern ist das Auftreten des "Schwarzen Blocks" am 1. Mai zwar als Warnsignal, jedoch nicht als Strategiewechsel zu bewerten. Diese Demonstration in Hamburg war Anlass für ein kurz darauf in Dithmarschen durchgeführtes Treffen, bei dem Anhänger für die Idee des "Schwarzen Blocks" rekrutiert werden sollten. Danach wurde eine neue Internet-Seite mit verschiedenen Bezeichnungen wie "Nationaler Widerstand Kiel", "Autonome Nationalisten Kiel" oder auch "Kieler Nationale" bekannt. In der Rubrik "Über uns Autonome Nationalisten Kiel" stellte sich die Gruppe als "antikapitalistisch" dar: "(...) gegen die Ausbeutung unseres Volkes durch die geldgierigen Heuschreckenplagen der neuen Zeit, zurück zu einer nationalen und wahrhaften völkischen Wirtschaft, an welcher wir alle wachsen können." In einer Darstellung zu den Zielen des "Nationalen Widerstand Kiel" wird deutlich, dass fehlende Organisationsstrukturen und bestehende Uneinigkeiten innerhalb der Szene ausschlaggebend für die Neugründung waren: "Wir erhoffen uns (...) eine größere Einigkeit und einen größeren Informationsfluss für den Widerstand im Norden. (...) Ob nun autonom oder traditionell, wir dürfen uns nicht zersplittern (...)." Durch einen "nationalen Bund" sollen Schlagkraft, Sicherheit und Kameradschaft möglich sein. "Außerdem können wir dem Feind geschlossen gegenübertreten." Der Theorie des Anstifters dieser Aktivitäten sollten dann offenkundig Taten folgen: In der Rubrik "Aktuelles" erschien ein Kommentar zur NPD-Kundgebung am 12. Juni in Kiel aus Anlass der konstituierenden Sitzung der Ratsversammlung: "Im Schutze eines 30 Mann starken schwarzen Blockes aus Kiel wurde Hermann Gutsche zum Rathaus eskortiert. Das war nötig, da selbsternannte Antifaschisten (...) Krawalle und Randale angekündigt haben." 42
  • dieser Seiten politisch missliebige Personen "geoutet": In typischer "Anti-Antifa"-Manier wurden Namen, Fotos und weitere persönliche Informationen zu "linken
Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/2620 sich zudem Seiten, die zu besonderen Szene-Anlässen wie Kundgebungen, Konzerten usw. mobilisieren. Aus Schleswig-Holstein waren Ende 2008 mehr als 20 verschiedene Internet-Angebote bekannt. Zudem wurden mehrere neu erstellte Blogs mit Bezügen ins Land festgestellt. Zum "Pflichtprogramm" für alle aktionistisch orientierten Rechtsextremisten gehört die Seite des "Aktionsbüro Norddeutschland". Sie wird seit mehreren Jahren von einer Einzelperson aus Schleswig-Holstein betrieben und ist in das so genannte Netzwerk Nord eingebunden. Das "Aktionsbüro" dient als virtuelle Anlaufstelle und Knotenpunkt diverser rechtsextremistischer Aktivitäten in Schleswig-Holstein. Besucher finden unter anderem Aufrufe zu Demonstrationen, juristische Ausarbeitungen zu verschiedenen, für Rechtsextremisten bedeutsamen Themen, Kontaktadressen und Aktionsberichte. Im September 2008 haben Aktivisten aus Schleswig-Holstein ein neues Informationsportal ins Internet gestellt. Unter der Überschrift "So sind wir" stellen sie sich als "revolutionäre Freiheitskämpfer für ein unabhängiges sozialistisches Deutschland" dar. Veröffentlicht werden hauptsächlich politische Artikel (unter anderem ein "Solidaritätsbericht" über den in der Justizvollzugsanstalt Lübeck einsitzenden Rechtsextremisten und Mörder Kay Diesner), daneben aber auch Anleitungen zur Herstellung von Transparenten und eine Vielzahl von Verweisen auf andere rechtsextremistische Internet-Seiten. Angeschlossen ist außerdem ein zugangsgeschütztes Forum; auf vielen einschlägigen, auch bundesweit bedeutsamen Seiten, gibt es Verlinkungen. Die Betreiber streben offenbar an, diese Seite als zentrale Plattform der schleswigholsteinischen Neonazi-Szene zu etablieren. "Aktionsgruppen" aus den Bereichen Kiel, Ostholstein und Dithmarschen haben 2008 dafür gesorgt, dass die Anzahl der regional geprägten Internet-Seiten erheblich gesteigert wurde. Einige dieser Blogs wurden jedoch nur sehr sporadisch betreut und mit neuen Inhalten hinterlegt. Gleichwohl wurden auf einer dieser Seiten politisch missliebige Personen "geoutet": In typischer "Anti-Antifa"-Manier wurden Namen, Fotos und weitere persönliche Informationen zu "linken" Szene-Angehörigen veröffentlicht. 25