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"kommunistische partei" in den Verfassungsschutz Trends
  • IMSF) . 87 4.2 Verlage und Buchhandlungen 88 4.3 Parteischulung 88 5. Wahlergebnisse 90 5.1 Bundestagswahl 90 5.2 Landtagswahl
  • Organisationen 97 2.1 "Kommunistischer Bund Westdeutschland" (KBW) 97 2.2 "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD) 99 2.3 "Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten" (KPD/ML
1.1.6 Internationale Beziehungen 71 1.2 "Sozialistische Einheitspartei Westberlins" (SEW) 73 1.3 Nebenorganisationen der DKP 74 1.3.1 "Marxistischer Studentenbund Spartakus" (MSB) 74 1.3.2 "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" (SDAJ) 75 1.3.3 "Junge Pioniere -- Sozialistische Kinderorganisation" (JP) . . . 75 1.4 DKP-beeinflußte Organisationen 76 1.4.1 "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -- Bund der Antifaschisten" (VVN-BdA) 77 1.4.2 "Deutsche Friedens-Union" (DFL!) 77 1.4.3 "Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit" (KFAZ) . 78 1.4.4 "Vereinigung Demokratischer Juristen" (VDJ) 78 1.4.5 "Deutsche Friedensgesellschaft -- Vereinigte Kriegsdienstgegner" (DFG-VK) 79 2. Bündnispolitik 79 2.1 "Aktionseinheit" mit Sozialdemokraten 79 2.2 "Aktionseinheit" mit Gewerkschaftern 80 2.3 Betriebsarbeit 81 2.4 "Volksfronf'-Politik 83 3. Studenten-, Jugendund Kinderarbeit 84 3.1 Studenten 85 3.2 Jugend 86 3.3 Kinder 87 4. Propaganda und Schulung 87 4.1 Institut für Marxistische Studien und Forschungen e. V. (IMSF) . 87 4.2 Verlage und Buchhandlungen 88 4.3 Parteischulung 88 5. Wahlergebnisse 90 5.1 Bundestagswahl 90 5.2 Landtagswahl 92 5.3 Kommunalwahlen 92 V. SED-Aktivität gegen die Bundesrepublik Deutschland 93 1. Zusammenarbeit mit der DKP 93 2. Reisen in die DDR 94 3. Sonstige Westarbeit 94 4. Einreise von Funktionären 95 VI. "Neue Linke" 95 1. Ideologisch-politischer Standort und allgemeine Entwicklung . . 95 1.1 Allgemeiner Überblick 95 1.2 Entwicklungstendenzen im maoistischen Lager 96 2. Organisationen 97 2.1 "Kommunistischer Bund Westdeutschland" (KBW) 97 2.2 "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD) 99 2.3 "Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten" (KPD/ML) 100 2.4 "Kommunistischer Bund" (KB) 101 2.5 "Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands" (KABD) . . . . 101 2.6 "Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD" (AB) 102 2.7 Trotzkistische Gruppen 102 2.8 "European Labour Committees" (ELC) 104 2.9 Undogmatische Gruppen 104 3. Tätigkeit an Schulen und Hochschulen 106 11
  • sehen deutlich zu machen, daß
sehen deutlich zu machen, daß Frieden und Sozialismus zusammengehören" (internes DKP-Schreiben). 2.6 "Antiimperialistische Solidarität" Die DKP betrachtete auch 1983 Aktionen der "antiimperialistischen Solidarität" als "unerläßlichen Bestandteil des Kampfes um den Frieden" (UZ-Extra vom 1.9.1983). Bei ihren Bemühungen, demokratische Bündnispartner zu gewinnen, konnte sie sich auf das von ihr beeinflußte "Antiimperialistische Solidaritätskomitee für Afrika, Asien und Lateinamerika" (ASK) stützen, das einer der Hauptträger der Kampagne blieb. Ebenso wie die DKP-beeinflußte "Freundschaftsgesellschaft Bundesrepublik Deutschland - Kuba e. V." (FG), die nach eigenen Angaben "eine lange Tradition" in der Zusammenarbeit von Sozialdemokraten, Kommunisten, Liberalen und Parteilosen hat ("cuba libre", Nr. 1/1983), bemühte sich das ASK, einen "ursächlichen Zusammenhang" zwischen der "aggressiven Politik der USA in Lateinamerika und der Raketenstationierung in Westeuropa" zu konstruieren (z. B. UZ vom 19.10.1983). ASK und FG arbeiteten auch 1983 im "Koordinierungskreis 3. Welt" (KK3W) mit, der unter dem Namen "Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen" (BUKO) der Geschäftsführung des bundesweiten "Koordinationsausschusses für die Herbstaktionen" angehörte. Schwerpunkte der "antiimperialistischen Solidarität" waren Aktionen zum 10. Jahrestag des chilenischen Militärputsches im September und Proteste gegen das amerikanische Eingreifen auf der Karibikinsel Grenada, bei denen sich der 1982 unter maßgeblicher Beteiligung der DKP gegründete "Freundeskreis Grenada - BRD" hervortat. 2.7 Kampagne gegen "Berufsverbote" Hauptträger dieser Kampagne blieb die Initiative "Weg mit den Berufsverboten", die sich bundesweit auf etwa 350 örtliche und regionale Komitees stützen kann. Etwa zwei Drittel der Mitglieder des zentralen "Arbeitsausschusses" (Sprecherin: Ingrid KURZ, DFU-Direktorium) sind Kommunisten oder Funktionäre DKP-beeinflußter Organisationen. Die von ihm ausgerichtete "16. Aktionskonferenz gegen Berufsverbote" am 25. September in Frankfurt/M. beschloß, die Zusammenarbeit mit ausländischen Komitees zu verstärken und für 1984 eine internationale Konferenz gegen "Berufsverbote" einzuberufen. Der organisatorische Zusammenhalt der "Berufsverbotsinitiativen" blieb durch die Unterstützung der DFU weitgehend gewahrt. Die bundesweite Initiative forderte vorrangig zur Teilnahme an "gewaltfreien Aktionen" gegen die NATO-Nachrüstung auf, denn "Friedensbewegung" und Protestbewegung gegen "Berufsverbote" seien "zwei Seiten einer Medaille" (u. a. Rundbrief vom 7. 7.1983). 3. Betriebsarbeit Für die DKP ist der Betrieb als "Ort des alltäglichen Klassenkampfes, des, wie Marx sagte, elementaren .Guerillakriegs zwischen Kapital und Arbeit'" nach wie vor das "wichtigste Kampffeld" (DKP-Bildungsjahr 1983/84, Heft 2, S. 20). Die Parteiführung forderte deshalb wiederholt, den Einfluß der DKP in Betrieben zu vergrößern, vor allem in den Konzernund Großbetrieben der "materiellen Produktion". Dort sei der "Kern der Arbeiterklasse" tätig, dort entscheide sich, 59
  • Verantwortungslosigkeit des Staates" (DSt 2/76, S. 4). Das "Bonner Parteienkartell" habe "die Arbeitskraft des deutschen Volkes vergeudet" (Flugblatt
  • Bundesrepublik und schließlich ganz Europa in den Sog des kommunistischen Strudels zu stürzen" (DA 12/76, S. 1). Die NPD polemisierte
  • getarnten Milliardenzahlungen an den kommunistischen Osten" ("JN-Artikeldienst", August 1976, S. 2). Das "Bonner Parteiensyndikat" leiste damit "nützliche Handlangerdienste
  • Schluß mit den offenen und verdeckten Reparationen . . . an die kommunistischen Mordbanden in Moskau, Warschau, Prag usw." (Drucksache
h e i t . . . -- das ist die Bilanz der SPD/FDP-Regierung in Bonn" (Der Nationaldemokrat" 1/76, S. 3). Diese Politik sei "Betrug am schaffenden Volk" (Flugblatt des JN-Landesverbandes Niedersachsen). Die Politik der "Sozialliberalen" sei "volksfeindlich und ausbeuterisch" (Rundschreiben des NPDParteivorstandes vom 5. 4. 1976). "Verrückte, schädliche, kostspielige Reformen, verschwenderische Großmannssucht" bewiesen die "Verantwortungslosigkeit des Staates" (DSt 2/76, S. 4). Das "Bonner Parteienkartell" habe "die Arbeitskraft des deutschen Volkes vergeudet" (Flugblatt des NPD-Informations-Zentrums Itzehoe). Durch die "Geldsackdemokratie der CDU/ CSU/SPD/FDP" werde das Geld "sinnlos verplempert" (Informationen des JN-Landesverbandes Schleswig-Holstein 8/76). 2. Gesellschaftspolitik Den Gewerkschaften geht es nach Auffassung der NPD letztlich um die Kontrolle der Industrie (DSt 5/76, S. 3). "Unter sozialem Mäntelchen wird die Wirtschaft ruiniert, um Schwierigkeiten heraufzubeschwören, deren Unruhe in der Arbeitnehmerschaft dann die Gewerkschaften ermächtigt, selbst das Heft in die Hand zu nehmen" (DWZ 18/76, S. 6). Die Volkswirtschaft leide unter der "gnadenlosen Diktatur von Interessengruppen", die eine Gesundung der Staatsfinanzen durch "Eindämmung der überzogenen Tarifautonomie der Sozialpartner" als "soziale Demontage" bezeichneten (DWZ 3/76, S. 4). Es bliebe zu fragen, ob dieses "politische Vabanquespiel" nicht auf eine "sozialistische Systemveränderung hinauslaufen" solle (DWZ 8/76, S. 3). Der DGB begreife sich als eine "politische Kampforganisation mit dem Endziel der Einführung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung" (DWZ 23/76, S. 9). Mit der "sogenannten Reformpolitik" vollziehe sich "die Abkehr von freiheitlich geprägten Normen und die schleichende Hinwendung zu marxistisch-sozialistischen Lebensformen" (DWZ 35/76, S. 3). 3. Ostpolitik Ostund Entspannungspolitik waren wiederum bevorzugtes Agitationsfeld der Rechtsextremisten. Einfallslos wiederholten sie ihre diffamierenden Angriffe gegen diejenigen Politiker, deren Namen mit der Politik der Entspannung und des Ausgleichs in besonderem Maße verbunden sind. Die DNZ des Dr. FREY bezeichnete die SPD "als Wegbereiter der Volksfront" und "BRANDT/WEHNER als Volksfront-Aktivisten". Sie versuchten, "die Bundesrepublik und schließlich ganz Europa in den Sog des kommunistischen Strudels zu stürzen" (DA 12/76, S. 1). Die NPD polemisierte gegen die "Pleitepolitik der alten Bonner Systemparteien . . . mit den als Wirtschaftshilfe getarnten Milliardenzahlungen an den kommunistischen Osten" ("JN-Artikeldienst", August 1976, S. 2). Das "Bonner Parteiensyndikat" leiste damit "nützliche Handlangerdienste" und liefere "den bolschewistischen Henkersknechten Milliardensummen" (DSt 6/76, S. 4). Entspannungspolitik sei "die Einbahnstraße zum Bankrott der Freiheit" (DWZ 18/76, S. 12). Die "Jungen Nationaldemokraten" forderten: "Schluß mit den offenen und verdeckten Reparationen . . . an die kommunistischen Mordbanden in Moskau, Warschau, Prag usw." (Drucksache 5 a des Landeskongresses der JN-Baden-Württemberg vom 15./16. 5. 1976). 21
  • Diktatoren" waren "lediglich die lebensnotwendige Reaktion auf die drohende kommunistische Diktatur" (DWZ 9/76, S. 5). Erst das "Brandt-Regime" habe
  • Herausgeber der Vierteljahresschrift "Missus", bezeichnete die SPD als "eine Partei notorischer Geschichtsfälscher und politischer Denunzianten, durchtränkt vom marxistischen Freund-Feind
"Deutschen Verlagsgesellschaft mbH", Rosenheim, herausgegeben. Verlagsleiter ist der ehemalige Spitzenfunktionär der NPD, Waldemar SCHÜTZ. Chefredakteure sind der frühere NPD-Vorsitzende Adolf von THADDEN und der ehemalige NSDAP-Gauhauptamtsleiter Erich KERNMAYR. Die Gesellschafter sind ehemalige und zum Teil noch aktive NPD-Funktionäre und -Mitglieder. Trotz der eingetretenen Entfremdung zwischen der NPD-Führung und der Verlagsleitung agitiert die DWZ nach wie vor in Übereinstimmung mit der politischen Linie der NPD. Das Blatt behauptete, "im Zeichen des Nationalsozialismus" sei ein "Freiheitskampf des deutschen Volkes" geführt worden, "ein Kampf um die Selbständigkeit des ganzen europäischen Kontinents". HITLER sei "in seiner intuitiv-ingeniösen Einmaligkeit . . . ein Phänomen der Weltgeschichte gewesen, wie es deren in Jahrhunderten nur eines gibt" (DWZ 10/76, S. 9). "Die rechten Diktatoren" waren "lediglich die lebensnotwendige Reaktion auf die drohende kommunistische Diktatur" (DWZ 9/76, S. 5). Erst das "Brandt-Regime" habe die "tragenden Pfeiler" eines "antikommunistischen Bewußtseins der Deutschen . . . zum Einsturz" gebracht (DWZ 49/75, S. 3). Die "Hitlerjugend" habe "selbst bei kritischen Beobachtern aus aller Welt hochachtende, nachahmende und mindestens neidvolle Bewunderung ausgelöst" (DWZ 14/76, S. 7). Die Soldaten der Waffen-SS seien "die Avantgarde einer europäischen Völkerfamilie" gewesen (DWZ 42/76, S. 8). 4.3 Zeitschriftenverlage 4.3.1 Die in Coburg erscheinende Zeitschrift "Nation Europa" (NE) erklärte, "ohne die totale Lüge wäre ein Nürnberger Prozeß niemals möglich gewesen" und "die 6-Millionen-Legende" hätte "niemals aufgestellt werden können . . . Ohne die permanente Fälschung von Dokumenten und Aktenstücken hätte sich dieses Volk niemals solange unter Druck halten lassen" (NE 1/76, S. 39). Verantwortlicher Schriftleiter von NE ist der NPD-Landesfunktionär Peter DEHOUST, der zugleich auch Vorsitzender der "Nation-Europa Freunde e.V." ist und als Initiator des 1976 erstmals durch ein Seminar bekanntgewordenen "Hilfskomitees Südliches Afrika" auftrat. 4.3.2 Nach Ansicht der von Bernhard C. WINTZEK, Asendorf, herausgegebenen Zeitschrift "MUT" betreibt der "Zionismus" eine "konsequente Rassenpolitik". Durch Israel drohe der "Dritte Weltkrieg" ("MUT" Nr. 101, S. 11 und 12). Die Schrift will "für die jungen Nationalen weit über Westdeutschlands Grenzen hinaus der publizistische Motor und Ideenspender" sein ("MUT" Nr. 107, S. 2). Neben "Nation Europa" gehört "MUT" mit einer Auflage von mehreren tausend Exemplaren zu den größten rechtsextremistischen Monatsschriften. WINTZEK trat in den vergangenen Jahren häufig als Referent auf Veranstaltungen rechtsextremistischer Organisationen auf. Er war 1972 Bundestagskandidat der NPD. 4.3.3 Der Student Hans-Michael FIEDLER, Alfeld, Herausgeber der Vierteljahresschrift "Missus", bezeichnete die SPD als "eine Partei notorischer Geschichtsfälscher und politischer Denunzianten, durchtränkt vom marxistischen Freund-Feind-Schema" ("Missus" 46, 47/76, S. 2). FIEDLER, der auch zu der Redaktionsgemeinschaft des "Deutschen Studenten-Anzeigers" gehört und für "Nation Europa" arbeitete, verfügt im Göttinger Hochsctiulbe42
  • "ob die Arbeiter und Angestellten
"ob die Arbeiter und Angestellten ihre Klassenlage erkennen und den Kampf um die Verteidigung der eigenen Interessen erfolgreich organisieren" (DKPBildungsjahr 1983/84, Heft 2, S. 21). Trotz verstärkter Bemühungen ist die DKP von ihrem Ziel, in allen Großbetrieben mit mehr als 1000 Beschäftigten durch eine Betriebsgruppe oder ein "Betriebsaktiv" vertreten zu sein, noch weit entfernt. Sie konnte jedoch die Zahl ihrer Betriebsgruppen durch Neugründungen, Aktivierung ehemaliger Betriebsgruppen und durch Umwandlung von Sammelbetriebsgruppen in mehrere Einzelgruppen erhöhen: 1983 wurden etwa 330 (1982: etwa 300) Betriebsgruppen bekannt, davon etwa die Hälfte in der Metallindustrie und über 40 im öffentlichen Dienst, überwiegend in Kommunalund Landesverwaltungen. Außerdem bestehen in allen DKP-Bezirken mehrere "Betriebsaktivs", d. h. kleine Gruppen von Parteimitgliedern, die für eine begrenzte Zeit für den Aufbau neuer Betriebsgruppen eingesetzt werden. Die rund 360 Betriebszeitungen (1982: etwa 370) der DKP sollen als "Kampforgan" der Beschäftigten den politischen Zusammenhang zwischen "Sozialabbau in den Betrieben" und dem "staatsmonopolistischen System" aufzeigen ("Probleme des Friedens und des Sozialismus", Nr. 5/83, S. 642). Obwohl die DKP ihre Betriebszeitungen zu den "schärfsten Waffen der Partei im Klassenkampf" zählt, erschienen sie - mit Auflagen zwischen 100 und 7000 Exemplaren (geschätzte Jahresauflage: 1 700 000 Exemplare) - oft unregelmäßig; häufig wurden sie nicht von den Betriebsgruppen, sondern von übergeordneten Parteigliederungen herausgegeben. Als Argumentationshilfe und zur gezielten Verbreitung in Betrieben erscheint seit Herbst eine Broschürenreihe des "Instituts für Marxistische Studien und Forschungen" (vgl. Nr. 5.1) unter dem Titel "Durchblick". Die Hefte sollen bei aktuellen Themen (z. B. "35-Stunden-Woche - Notwendigkeit oder Utopie?") "populär und wissenschaftlich fundiert" Hintergründe und "gesellschaftsverändernde Perspektiven" aufzeigen und damit zur "Entwicklung von Klassenbewußtsein" beitragen ("praxis", Nr. 5/1983, S. 44 f.). Bei ihrem Kampf gegen die "Arbeitsplatzvernichtung" propagierte die DKP Betriebsbesetzungen als eine der "höchsten und kompliziertesten Kampfformen". Bei der Besetzung der Howaldtswerke Deutsche Werft AG in Hamburg vom 12. bis 20. September war sie durch bekannte Funktionäre im "Aktionskomitee", in der Streikleitung und im "Solidaritätskomitee" vertreten. Zur Koordinierung und Aktivierung der Betriebsarbeit veranstaltete die DKP auch 1983 überörtliche Beratungen mit Betriebsarbeitern und Funktionären einzelner Wirtschaftszweige (Werftund Stahlindustrie) und einzelner Automobil-Konzerne. Für die Betriebsratswahlen 1984 forderte die DKP, die "Aktionseinheit der Arbeiterklasse" durch gewerkschaftliche Einheitslisten zu stärken; dabei hob sie die "unersetzliche Rolle" von "kämpferischen, an den Klasseninteressen orientierten Betriebsräten" hervor (UZ-Extra vom 1.9.1983, S. 14f.). Den "klassenmäßigen" Beitrag hierzu garantieren die linksextremistischen Betriebsratsmitglieder, deren Zahl sich auf mehr als 2000 belaufen dürfte, darunter über 1500 orthodoxe Kommunisten. Um Betriebsarbeiter besser für Leitungsfunktionen in der Betriebsarbeit vorzubereiten, forderte der Parteivorstand eine intensivere Nutzung der bei allen Bezirksvorständen eingerichteten "Marxistischen Betriebsarbeiterschulen", der "wichtigsten Bildungseinrichtung" für Parteimitglieder aus Betrieben (vgl. Nr. 1.1.4). 61
  • Jugend-, Kinderund Studentenarbeit Hauptträger der kommunistischen Jugend-, Kinderund Studentenarbeit blieben die "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" (SDAJ), die "Jungen Pioniere - Sozialistische Kinderorganisation
  • Extra vom 17.3.1983). Die DKP-Führung rief ihre Parteigliederungen wiederholt auf, diese Verbände zu unterstützen. 4.1 Jugend "Im Betrieb
  • Demokratischer Soldaten" (ADS) und Initiativen "Soldaten gegen Atomraketen" mit kommunistischer Beteiligung bekannt (1982: 17 ADS). Orthodoxe Kommunisten und von ihnen
4. Jugend-, Kinderund Studentenarbeit Hauptträger der kommunistischen Jugend-, Kinderund Studentenarbeit blieben die "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" (SDAJ), die "Jungen Pioniere - Sozialistische Kinderorganisation" (JP) und der "Marxistische Studentenbund Spartakus" (MSB). Die DKP nannte sie "kämpferische Partner", denen ein wesentliches Verdienst daran gebühre, daß sich in breiten Kreisen des "arbeitenden Volkes" und der Jugend Ansätze von "antifaschistischem", "antiimperialistischem" und "Friedensbewußtsein" entwickelt hätten und in "Teilen der Arbeiterklasse Klassenbewußtsein wiederbelebt" worden sei (UZ-Extra vom 17.3.1983). Die DKP-Führung rief ihre Parteigliederungen wiederholt auf, diese Verbände zu unterstützen. 4.1 Jugend "Im Betrieb, in der Schule, in der Kaserne, im Jugendzentrum . . . , überall dort, wo Jugendliche zusammen arbeiten, lernen, ihre Freizeit verbringen", wollte die SDAJ tätig werden, um junge Menschen für ihre Ziele zu mobilisieren ("elan" 2/82). Zu diesem Zweck griff sie wiederum jugendwirksame Themen wie Frieden und Bundeswehr, Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel, Solidarität mit der Dritten Welt und Freizeitgestaltung auf. Sie bediente sich dabei auch spektakulärer Aktionsformen (z. B. Anketten, Blockaden, Besetzungen) und führte ihre Bündnispolitik - nicht ohne Erfolg - fort. Als Bilanz dieser Aktivitäten verkündete die SDAJ: Sie habe Anteil daran, daß heute in der Jugend ein "geistig-moralisches Klima" vorherrsche, das "im Lager der Rechtskräfte" zu "ernsthafter Besorgnis" geführt habe; sie sei an der Entwicklung von Bündnissen wesentlich beteiligt (UZ vom 6. 5. 1983). Mittelpunkt der Aktivitäten der SDAJ blieb der "Friedenskampf". Der Verband agitierte und demonstrierte, sammelte Unterschriften unter den "Krefelder Appell", erklärte Schulen und Lehrwerkstätten zu "atomwaffenfreien Gebieten" und arbeitete in Gremien der Protestbewegung gegen die NATO-Nachrüstung, wie z.B. im bundesweiten "Koordinationsausschuß für die Herbstaktionen", mit. Auf dem "Festival des politischen Liedes" der FDJ in Berlin (Ost) im Februar forderten SDAJ, MSB und SHB zusammen mit demokratischen Jugendorganisationen aus der Bundesrepublik Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung den einseitigen Verzicht auf die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen (SDAJ-Presse-lnfo Nr. 20/1983). Die SDAJ verband "Friedenskampf" und "Antimilitarismuskampf": als "einzige Arbeiterjugendorganisation" habe sie ihre Mitglieder "ermuntert", ihre Dienstzeit in der Bundeswehr - dem "Kern der imperialistischen Staatsmacht" - abzuleisten und "auch in Uniform das Klasseninteresse nicht aus den Augen zu verlieren" (UZ vom 28. 9 und 4. 10.1983). 1983 wurden mehr als 20 SDAJ-beeinflußte "Arbeitskreise Demokratischer Soldaten" (ADS) und Initiativen "Soldaten gegen Atomraketen" mit kommunistischer Beteiligung bekannt (1982: 17 ADS). Orthodoxe Kommunisten und von ihnen beeinflußte Gruppen gaben 8 (1982: 12) Soldatenzeitungen heraus. Sie führten 420 (1982: 600) Aktionen gegen die Bundeswehr durch und waren - teils im Bündnis mit anderen Linksextremisten und mit demokratischen Kräften - an mehr als 1000 weiteren derartigen Aktionen von "Friedensinitiativen" etc. beteiligt (vgl. auch Abschn. Vl.3.1). Wiederholt nahmen auch 62
  • jeder zweihundertste Wähler gab seine Stimme einer linksextremistischen Partei. Allerdings erwies sich die Jugend, vor allem an den Hochschulen, für
  • übrige Bevölkerung. 1. Orthodoxe Kommunisten Die "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP), die sich weiterhin der SED und der KPdSU politisch unterordnet
Linksextremistische Bestrebungen 1976 I. Allgemeine Erfahrungen Die linksextremistischen Kräfte in der Bundesrepublik Deutschland haben sich auch im Jahre 1976 unvermindert bemüht, ihre politische Basis in der Bevölkerung zu erweitern, um damit ihrem Ziel, der Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung näher zu kommen. Sie konnten die Gesamtzahl ihrer Anhänger leicht steigern, fanden aber in breiteren Schichten der Bevölkerung nur wenig Resonanz. Das zeigte auch das Ergebnis der Bundestagswahl: nur jeder zweihundertste Wähler gab seine Stimme einer linksextremistischen Partei. Allerdings erwies sich die Jugend, vor allem an den Hochschulen, für linksextremistische Parolen wiederum erheblich anfälliger als die übrige Bevölkerung. 1. Orthodoxe Kommunisten Die "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP), die sich weiterhin der SED und der KPdSU politisch unterordnet, blieb mit ihren Nebenorganisationen -- "Marxistischer Studentenbund Spartakus" (MSB), "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" (SDAJ) u. a. -- und mit den zahlreichen von ihr beeinflußten Organisationen der bedeutendste Faktor im Linksextremismus. Der DKP gelang es jedoch weder ihren Mitgliederstand zu erhöhen, noch, wie die Bundestagswahl zeigte, ihren Einfluß in der Bevölkerung zu vergrößern. Darauf beruht auch ihre schwache Stellung in den Betrieben und in den Gewerkschaften. Allerdings waren die anhaltenden Versuche der DKP, demokratische Kräfte für gemeinsame Aktionen zu gewinnen (Bündnispolitik), teilweise erfolgreich, so bei der Kampagne gegen die Fernhaltung von Extremisten aus dem öffentlichen Dienst ebenso wie bei ihrer Bündnispolitik an den Hochschulen, wo der MSB Spartakus größeren Einfluß ausüben kann, weil demokratische Studentenverbände nach wie vor mit ihm koalieren. Die SED setzte ihre subversive Tätigkeit gegen die Bundesrepublik Deutschland fort und unterstützte massiv die DKP, die ohne diese erhebliche politische und materielle Unterstützung zur Bedeutungslosigkeit verurteilt wäre. 2. "Neue Linke" Innerhalb der "Neuen Linken" -- das sind die Linksextremisten, die nicht dem Kommunismus sowjetischer Prägung (orthodoxer Kommunismus) zuzurechnen sind -- dominierten weiterhin die untereinander zerstrittenen mao54
  • istischen Parteien und Bünde. Sie konnten die Gesamtzahl ihrer Mitglieder zwar geringfügig erhöhen. Ihre politische Bedeutung und ihr zahlenmäßiger Einfluß
  • Hochschulen zurück. Die stärkste maoistische Gruppe ist der "Kommunistische Bund Westdeutschland" (KBW) geblieben. Die Kluft zwischen den Maoisten hat sich
istischen Parteien und Bünde. Sie konnten die Gesamtzahl ihrer Mitglieder zwar geringfügig erhöhen. Ihre politische Bedeutung und ihr zahlenmäßiger Einfluß in den Betrieben, der ohnehin gering war, ging jedoch ebenso wie an den Hochschulen zurück. Die stärkste maoistische Gruppe ist der "Kommunistische Bund Westdeutschland" (KBW) geblieben. Die Kluft zwischen den Maoisten hat sich durch die politischen Veränderungen in China vertieft. Die KPD, die Beziehungen zur KP Chinas aufnahm, und der KBW stellten sich hinter die neue chinesische Führung, dagegen orientierte sich die KPD/ML ausschließlich an den albanischen Kommunisten, die sich der Entwicklung in China gegenüber distanziert verhalten. Eine gewisse Veränderung, vor allem an den Hochschulen, ergab sich durch Versuche der undogmatischen, d. h. der nichtmaoistisch oder nichttrotzkistisch orientierten "Neuen Linken", an Zielvorstellungen und Aktionsformen der antiautoritären Protestbewegung der Jahre 1967--1969 anzuknüpfen, mit fließenden Grenzen zu Organisationen, die sich nach ihrem eigenen Selbstverständnis als anarchistisch bezeichnen. Die Bereitschaft des Kerns der "Neuen Linken", Gewalt als Mittel im politischen Kampf anzuwenden, ist ungebrochen. Trotz eines gewissen Rückgangs des politischen Einflusses nahm die Zahl der gewaltsamen Aktionen der "Neuen Linken" wieder zu. An den meisten Ausschreitungen waren KBWAnhänger beteiligt. 3. Terroristen Die Aktivitäten deutscher linksextremistischer Terroristen in der Bundesrepublik Deutschland hielten trotz der Abwehrerfolge auch 1976 an. Sie steigerten sich nach dem Selbstmord Ulrike MEINHOFs im Mai und erreichten ihren Höhepunkt mit schweren Sprengstoffanschlägen gegen amerikanische Einrichtungen in Frankfurt/Main, bei denen über zwanzig Menschen verletzt wurden und Sachschaden in Millionenhöhe entstand. Insgesamt hat sich die Zahl der im Bundesgebiet verübten Terrorakte (Mordund Sprengstoffanschläge, Brandstiftungen, Raubüberfälle) allerdings mit 30 im Vergleich zu den Jahren 1975 (46) und 1974 (104) erneut stark verringert. Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß es einerseits der Polizei gelungen ist, zahlreiche Terroristen und mutmaßliche Unterstützer festzunehmen, wodurch andere ins Ausland abgedrängt worden sind, und sich andererseits die im Bundesgebiet operierenden oder im Entstehen begriffenen Terrorgruppen, gestützt auf Helfer in ihrem Umfeld, auf organisatorische und logistische Aufgaben konzentrierten, und die zu einem Teil den etwa 20 im Vorfeld des Terrorismus tätigen Sympathisantenund Unterstützungsgruppen zugehören (s. unten VII, 3.2.6). Terrorakte im Ausland wie die Entführung einer französischen Verkehrsmaschine von Athen nach Entebbe/Uganda unter maßgeblicher Beteiligung Deutscher, die Ausbildung deutscher Linksextremisten in Lagern der "Volksfront für die Befreiung Palästinas" (PFLP) und die anhaltenden grenzüberschreitenden Verbindungen deutscher Terroristen und ihrer Unterstützer haben 1976 die sicherheitsbedrohende internationale Verflechtung des Terrorismus bestätigt. 56
  • Orthodoxe Kommunisten 1. Politische und organisatorische Entwicklung 1.1 "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) 1.1.1 Ideologisch-politischer Standort Die DKP repräsentiert
  • Parteien: "Der politische Kompaß, an dem sich die Deutsche Kommunistische Partei orientiert, zeigt weder heute noch morgen auf Distanz
cherheit von Menschen und Natur, "demokratische Kontrolle" und Nachweis der Notwendigkeit für die Sicherung der Stromversorgung. Solange diese Bedingungen nicht erfüllt seien, stehe die DKP an der Seite der "Bürgerinitiativen" gegen die Errichtung von Kernkraftwerken. Auch für Gruppen der "Neuen Linken" ist der Kampf für Umweltschutz vor allem Klassenkampf, denn es gehe dem "bürgerlichen Staat" bei seinen Umweltschutzmaßnahmen allein um das "Profitinteresse" der Kapitalisten. Die meisten Gruppen der "Neuen Linken" entfalteten eine hemmungslose, von Gewaltakten begleitete Agitation gegen die Errichtung von Kernkraftwerken mit dem Argument: "Nicht die Technik ist gefährlich, sondern ihre Anwendung durch die Kapitalistenklasse". 7. Internationale Solidarität Die DKP bekundete wiederholt ihre "unverbrüchliche" Verbundenheit mit denen, die gegen "imperialistische Ausbeutung und Unterdrückung, für nationale Unabhängigkeit" und gegen Rassismus kämpften; dies gelte vor allem für den Kampf der chilenischen Kommunisten, der arabischen Völker gegen Israel und der Befreiungsbewegungen des südlichen Afrikas. Neben der agitatorischen Unterstützung führten DKP und kommunistisch beeinflußte Organisationen Spendenaktionen durch, um so materielle Solidarität zu üben. Die Gruppen der "Neuen Linken" übten gleichfalls durch Kundgebungen, Publikationen und Spendensammlungen die internationale Solidarität mit dem Kampf ihr nahestehender revolutionärer Kräfte in aller Welt, vor allem im Nahen Osten und im südlichen Afrika. IV. Orthodoxe Kommunisten 1. Politische und organisatorische Entwicklung 1.1 "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) 1.1.1 Ideologisch-politischer Standort Die DKP repräsentiert den sowjetisch orientierten, auch als orthodox bezeichneten Kommunismus in der Bundesrepublik Deutschland. Auch 1976 folgte sie ergeben und kritiklos der von KPdSU und SED vorgezeichneten ideologischen und politischen Linie. Immer wieder beteuerte sie ihre enge Verbundenheit mit diesen Parteien: "Der politische Kompaß, an dem sich die Deutsche Kommunistische Partei orientiert, zeigt weder heute noch morgen auf Distanz zum realen Sozialismus, sondern bleibt immer auf feste Verbundenheit mit der sozialistischen Welt, vor allem mit der Sowjetunion und der DDR, gerichtet. Unsere Partei hält Thälmanns Devise ,Der Prüfstein für jeden Kommunisten ist sein Verhältnis zur Sowjetunion' stets in Ehren und betrachtet es als vornehmste Klassenpflicht, . . . allen . . . Angriffen auf die Sowjetunion und die anderen sozialistischen Staaten entschieden entgegenzutreten." (Bericht des Parteivorstandes der DKP an den Bonner Parteitag, 19. bis 21. März 1976, als Manuskript gedruckt, hrsg. vom PV der DKP, Düsseldorf, S. 10). 66
  • gibt sie auch heute nicht." Während einige westeuropäische kommunistische Parteien nach größerer Unabhängigkeit von Moskau strebten, nannte
  • Hauptkraft" der kommunistischen Weltbewegung durchzusetzen vermochte -- die "heilige Pflicht" eines jeden Kommunisten (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O
  • Kamel durch ein Nadelöhr als daß die Deutsche Kommunistische Partei für den Lohn .bürgerlicher Salonfähigkeit' auch nur einen Fußbreit abweicht
  • proletarischen Internationalismus, dem Kraftquell der kommunistischen Bewegung" (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O., S. 10). Als die "revolutionäre Partei
Das Verhältnis zur KPdSU sei immer problemlos gewesen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der DKP, Hermann GAUTIER, in einem Interview mit Radio Moskau: "Unsere Partei war seit 1956 verboten, die KPD, wir haben uns 1968 als DKP neu konstituiert. Aber es hat auch während der Zeit des Verbots nie Probleme zwischen unseren Parteien gegeben, und es gibt sie auch heute nicht." Während einige westeuropäische kommunistische Parteien nach größerer Unabhängigkeit von Moskau strebten, nannte die DKP die Verteidigung des "Proletarischen Internationalismus" -- mit dem die KPdSU jahrzehntelang ihren Führungsanspruch als "Hauptkraft" der kommunistischen Weltbewegung durchzusetzen vermochte -- die "heilige Pflicht" eines jeden Kommunisten (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O., S. 51). Nationale Besonderheiten müssen nach Ansicht der DKP in den internationalen Klassenkampf eingeordnet und dürfen nicht über die Prinzipien des "proletarischen Internationalismus" gestellt werden (Studienmaterial für das 5. Thema im Bildungsjahr der DKP 1975/76, hrsg. vom PV der DKP, Düsseldorf, Mai 1976, S. 13 f.). Die Bemühungen der DKP, sich auch als "nationale Kraft" der Bundesrepublik Deutschland darzustellen, standen zu diesen Aussagen und der bedingungslosen Unterordnung unter KPdSU und SED in Widerspruch. Die DKP verurteilte jede Art von "Rechtsund Linksopportunismus", d. h. Abweichungen von der sowjetischen Linie, insbesondere den "antisowjetischen, entspannungsfeindlichen" Kurs der chinesischen Kommunisten. Auch 1976 bekräftigte die DKP die in ihren Grundsatzdokumenten niedergelegten verfassungsfeindlichen Zielsetzungen (vgl. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion betreffend die DKP -- BT-Drucks. 7/4231 vom 29. 10. 1975) durch zahlreiche Verlautbarungen. Sie betonte, für die Errichtung des "Sozialismus/Kommunismus" zu kämpfen und ihre ganze Tätigkeit auf den revolutionären Marxismus-Leninismus zu gründen: "Eher . . . geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als daß die Deutsche Kommunistische Partei für den Lohn .bürgerlicher Salonfähigkeit' auch nur einen Fußbreit abweicht von den Lehren von Marx, Engels und Lenin, von der großen Idee des proletarischen Internationalismus, dem Kraftquell der kommunistischen Bewegung" (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O., S. 10). Als die "revolutionäre Partei der Arbeiterklasse" will die DKP auch in der Bundesrepublik Deutschland die sozialistische Gesellschaftsordnung auf dem Wege über die sozialistische Revolution und die Diktatur des Proletariats errichten, wie sich bereits aus ihrem Bekenntnis zum Marxismus-Leninismus, aber auch aus anderen Aussagen ergibt: "Unabdingbare Voraussetzung" für den Sozialismus, so betont die DKP, sei eine "grundlegende Umwälzung der politischen Macht aus den Händen des Großkapitals in die Hände der Arbeiter und der übrigen Werktätigen" (Studienmaterial, a.a.O., S. 11). Der Sozialismus sei noch nirgendwo durch die "Aufeinanderfolge von Reformschritten" erreicht worden; wo er existiere, "ging immer die Erringung der politischen Macht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten voraus" (Kurt SCHACHT, Referent beim Parteivorstand der DKP: Bilanz sozialdemo67
  • kratischer Reformpolitik, Frankfurt/M. 1976, S
kratischer Reformpolitik, Frankfurt/M. 1976, S. 94). Die "politische Macht der Arbeiterklasse" müsse fähig sein, die Errungenschaften der "Sozialistischen Umwälzung" gegen jeden "Anschlag der inneren und äußeren Reaktion" zu verteidigen (Studienmaterial, a.a.O., S. 11 f.). Der Begriff "politische Macht der Arbeiterklasse" ist für die DKP nach wie vor identisch mit dem "wissenschaftlichen" Begriff "Diktatur des Proletariats" (vgl. Willi GERNS, Mitglied des DKP-Präsidiums, Robert STEIGERWALD, Mitglied des DKP-Parteivorstandes: Für eine sozialistische Bundesrepublik, Frankfurt/M. 1976, S. 21; Studienmaterial, a.a.O., S. 12). Das "Grundmodell" des Sozialismus sieht die DKP in den Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaften, insbesondere in der DDR, verwirklicht: "Es gibt nur einen Sozialismus: den Sozialismus, den Marx und Engels von einer Utopie zur Wissenschaft machten . . . , den die Partei Lenins als erste zur Wirklichkeit werden ließ, der heute in den sozialistischen Staaten erfolgreich aufgebaut wird und dem in der ganzen Welt die Zukunft gehört" (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O., S. 40). Auf dem IX. Parteitag der SED würdigte der DKP-Vorsitzende Herbert MIES die Leistungen der SED als "Erfüllung des Vermächtnisses der revolutionären Kämpfer der deutschen Geschichte". Die SED habe auch für die Sache der Arbeiter der Bundesrepublik Deutschland einen bedeutenden Beitrag geleistet. In der DDR gebe es keine Arbeitslosigkeit, keine Zukunftsund Existenzangst, keine "Mißachtung der existenziellen Freiheitsund Menschenrechte". Der Parteitag der SED werde der DKP "neue Impulse und Zuversicht" geben, "Ansporn und Anregung" sein. Seine Beschlüsse bewiesen: der "reale Sozialismus" bedeute reale Freiheit und wirkliche Demokratie ("Unsere Zeit" -- UZ -- vom 22. und 28. 5.1976). In Verfolgung dieser Bestrebungen setzte die DKP gezielt die Staatsund Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland herab. Der "bürgerliche" Staat sei ein "gemeinschaftlicher Ausschuß der Hochfinanz, . . . ein Instrument zur Mehrung ihres Reichtums und zur Verschleierung des unversöhnlichen Gegensatzes zwischen Arbeit und Kapital" (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O., S. 21). Die DKP behauptete, in der Bundesrepublik Deutschland herrsche der "staatsmonopolistische Kapitalismus": die Vereinigung der Macht der Monopole mit der Macht des Staates. Daher sei der Kampf um eine "antimonopolistische Demokratie" am besten geeignet, den Weg zum Sozialismus zu öffnen. Auch bei der Errichtung der "antifaschistisch-demokratischen Ordnung" in der DDR (bis 1950) habe es sich um eine "antimonopolistische Umwälzung" gehandelt (GERNS/STEIGERWALD, a.a.O., S. 44, 48). Damit bekennt sich die DKP zu dem Entwicklungsprozeß, der in der DDR zur Alleinherrschaft der SED geführt hat. Der Hebel auf einem solchen Weg in der Bundesrepublik Deutschland soll die "antimonopolistische Umwälzung" sein. Die DKP behauptete zwar erneut, sie kämpfe auf der "Basis der im Grundgesetz verkündeten demokratischen Prinzipien und Rechte", vermied aber wiederum ein eindeutiges Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung (GERNS/STEIGERWALD, a.a.O., S. 50/51). In den demokratischen Rechten und Freiheiten sieht die DKP vielmehr ein Instrument des Klassenkampfes, das den Kommunisten "wichtige Möglichkeiten" bietet, sich zu organisieren, parlamentarische Positionen zu erringen und auszu68
  • nutzen (UZ vom 29. 9. 1976). Kommunistische Abgeordnete würden von der "Tribüne des Parlaments" dem außerparlamentarischen Kampf als der wichtigsten
  • sich zur revolutionären Gewaltanwendung. So schrieb der Referent beim Parteivorstand der DKP, Hans ADAMO: "Ohne die Gewalt des wirklich revolutionären
nutzen (UZ vom 29. 9. 1976). Kommunistische Abgeordnete würden von der "Tribüne des Parlaments" dem außerparlamentarischen Kampf als der wichtigsten Form des Klassenkampfes Impulse geben und ihn wirksam unterstützen (UZ vom 14. 8. und 29. 9. 1976). Obwohl die DKP die "sozialistische Revolution" möglichst "ohne Bürgerkrieg" durchführen möchte, wandte sie sich nach wie vor gegen die "Illusion eines .friedlichen' Spaziergangs" zum Sozialismus und bekannte sich zur revolutionären Gewaltanwendung. So schrieb der Referent beim Parteivorstand der DKP, Hans ADAMO: "Ohne die Gewalt des wirklich revolutionären Kampfes würde es keinen gesellschaftlichen Fortschritt und keinen Sozialismus geben ... Die Durchsetzung der Klasseninteressen der Arbeiterklasse sowie der Befreiungskampf gegen den Imperialismus, insbesondere die Schaffung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung ist nicht denkbar ohne die Anwendung von Gewalt in dieser oder jener Form. . . . die Anwendung von Gewalt (ist auch) ein unerläßliches Mittel für die Verteidigung der sozialistischen Errungenschaften und des sozialistischen Aufbaus . . . In der sozialistischen Gesellschaft ist sie, wie Lenin erklärte, .wirksam gegenüber denjenigen, die ihre Herrschaft wieder aufrichten wollen'" (Hans ADAMO, Einleitung zu: Marx/ Engels/Lenin, Über den Anarchismus; Frankfurt/M. 1976, S. 48). 1.1.2 Parteitag Für die DKP war ihr 4. Parteitag vom 19. bis 21. März in Bonn Höhepunkt des Parteilebens; sie stellte sich dabei geschlossen, diszipliniert und selbstbewußt dar, was auch die Wahl des Tagungsortes demonstrieren sollte. Der Parteitag bestätigte den bisherigen ideologischen und politischen Standort der Partei. Er beschloß, bis zum nächsten Parteitag (Oktober 1978) den Entwurf eines "Parteiprogramms" erarbeiten zu lassen, das auf den politischen Grundsatzdokumenten und Einzelprogrammen fußt. Der Parteitag wählte wiederum Herbert MIES zum Vorsitzenden und Hermann GAUTIER zum stellvertretenden Vorsitzenden; außerdem wählte er die übrigen 89 Mitglieder des Parteivorstandes. Dieser bestellte sein Präsidium (16 Mitglieder) und sein Sekretariat (10 statt bisher 9 Mitglieder); einzige personelle Änderung war die (zusätzliche) Wahl des ehemaligen Bundesvorsitzenden der SDAJ, Rolf PRIEMER, der dem Präsidium seit November 1973 angehört, in das Sekretariat. Acht Mitglieder des Sekretariats gehören gleichzeitig dem Präsidium an. 1.1.3 Mitgliederstand Nach dem Bericht des Parteivorstandes an den Bonner Parteitag hatte die DKP im März 42.453 Mitglieder (Parteitag 1971: 33.410; 1973: 39.344). Kurt FRITSCH, Mitglied des Präsidiums, führte dazu aus, von den seit November 1973 neu aufgenommenen Mitgliedern seien mehr als 6 0 % Arbeiter und Angestellte und über 7 0 % jünger als 30 Jahre. Die genannte Mitgliederzahl erscheint überhöht. Der Parteivorsitzende MIES selbst hatte im September 1975 ebenso wie das Zentralorgan der DKP "Unsere Zeit" (UZ) Ende Februar 1976 von 40.000 DKP-Mitgliedern gesprochen (UZ vom 24. 2. 1976). UZ nannte im September (3. 9. 1976) erneut die Zahl 40.000. Führende Funktionäre 69
  • Auflage (während des Bundestagswahlkampfes schätzungsweise mehrere hunderttausend Exemplare). Der Parteivorstand veröffentlichte ferner die "DKP-Landrevue" und als Informationsdienste
  • Grundorganisationen übernommen. 1.1.6 Internationale Beziehungen Als "Teil der internationalen kommunistischen Bewegung" unterhielt die DKP enge Kontakte zu ihren "Bruderparteien
  • Ungarn, Belgien und Frankreich. Die DKP war ferner auf Parteitagen und anderen
  • Veranstaltungen (u. a. Pressefesten) der KPdSU, der SED, der kommunistischen Parteien Frankreichs, Bulgariens, Belgiens, der CSSR, der Mongolei, Portugals, Vietnams
  • ./30. Juni in Berlin (Ost) an der Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas teil. Im Gegensatz
  • Vorsitzenden der nach größerer Unabhängigkeit von Moskau strebenden westeuropäischen kommunistischen Parteien legte MIES ein "verstärktes Bekenntnis zum proletarischen Internationalismus
  • Gewicht sei. Die DKP beteiligte sich an Beratungen von kommunistischen Parteien des "kapitalistischen" Europa in Stockholm (6.--8. Mai -- Thema
lag unverändert zwischen 30.000 und 40.000 Exemplaren, die der Freitagsausgabe zwischen 60.000 und 70.000 Exemplaren. 1976 fand kein zentrales "UZ-Pressefest" statt. Die Stadt Düsseldorf gab dafür die Rheinwiesen nicht frei. Nachdem das Verwaltungsgericht Düsseldorf einen Antrag der DKP auf eine einstweilige Anordnung zur Überlassung der Rheinwiesen zurückgewiesen hatte, beschloß das Präsidium der DKP, das dritte zentrale "UZ-Pressefest" auf Mitte 1977 zu verschieben. Die DKP erweiterte das seit Anfang 1973 aufgebaute Netz ehrenamtlicher "Arbeiterund Volkskorrespondenten" auf etwa 800 Personen, die der UZRedaktion über betriebliche und lokale Vorgänge berichten sollen. Seit Anfang 1976 gab der Parteivorstand in unregelmäßiger Folge den achtseitigen "DKP-Report" heraus, der auch mit Regionalausgaben erschien. Die Zeitung, die breitere Schichten für die Ziele der DKP gewinnen soll, hatte eine hohe Auflage (während des Bundestagswahlkampfes schätzungsweise mehrere hunderttausend Exemplare). Der Parteivorstand veröffentlichte ferner die "DKP-Landrevue" und als Informationsdienste den "DKP-Pressedienst" und die "DKP-Informationen". Beiträge des monatlichen "Informationsdienstes für Betriebsund Wohngebietszeitungen" wurden von den überwiegend unregelmäßig erscheinenden rd. 400 Betriebszeitungen (s. IV. 2.3) und von den rd. 490 weiteren "Kleinzeitungen" der Bezirks-, Kreisund Grundorganisationen übernommen. 1.1.6 Internationale Beziehungen Als "Teil der internationalen kommunistischen Bewegung" unterhielt die DKP enge Kontakte zu ihren "Bruderparteien". DKP-Delegationen besuchten die Sowjetunion, die DDR, den Irak, die CSSR, Ungarn, Belgien und Frankreich. Die DKP war ferner auf Parteitagen und anderen Veranstaltungen (u. a. Pressefesten) der KPdSU, der SED, der kommunistischen Parteien Frankreichs, Bulgariens, Belgiens, der CSSR, der Mongolei, Portugals, Vietnams, Zyperns, Dänemarks, Israels und Luxemburgs vertreten. Eine Delegation der DKP unter Leitung ihres Vorsitzenden MIES nahm am 29./30. Juni in Berlin (Ost) an der Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas teil. Im Gegensatz zu den Vorsitzenden der nach größerer Unabhängigkeit von Moskau strebenden westeuropäischen kommunistischen Parteien legte MIES ein "verstärktes Bekenntnis zum proletarischen Internationalismus" ab und betonte die "freundschaftliche Verbundenheit" mit der KPdSU und der Sowjetunion, deren Existenz und Politik für die Stärkung der "revolutionären Kräfte" auch in der Bundesrepublik Deutschland von besonderem Gewicht sei. Die DKP beteiligte sich an Beratungen von kommunistischen Parteien des "kapitalistischen" Europa in Stockholm (6.--8. Mai -- Thema: Inflation und Einkommenspolitik), Gennevilliers (12./13. Juni -- Thema: Kampf gegen Automobilkonzerne), Straßburg (7. Juli -- Thema: Kampf den "Berufsverboten"), Ferrara (11./12. Oktober -- Thema: Probleme der Landwirtschaft der EG-Länder) und Luxemburg (6. November -- Thema: Kampf gegen Stahlkonzerne). 71
  • Vertretern der SED, der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, der kommunistischen Parteien Brasiliens, Uruguays, Vietnams, Südafrikas, Chiles, Honduras und der Palästinensischen Befreiungsorganisation
  • statt. Zum Bonner Parteitag der DKP waren Vertreter von 36 "Bruderparteien" erschienen. Unter diesen räumte die DKP den Delegationen
  • Konzerne" aus, zu der die SEW und neun ausländische kommunistische Parteien Vertreter entsandten. 1.2 "Sozialistische Einheitspartei Westberlins
  • Gewerkschaften zu unterwandern, blieben ohne größere Erfolge, obwohl die Partei einzelne wichtige Funktionen besetzen konnte. Die SEW beteiligte sich auch
  • internationalen Veranstaltungen der "Bruderparteien": Sie war auf der Konferenz kommunistischer und Arbeiterparteien Europas (Juni) in Berlin (Ost) vertreten, ebenso
Im Bundesgebiet fanden Treffen mit Vertretern der SED, der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, der kommunistischen Parteien Brasiliens, Uruguays, Vietnams, Südafrikas, Chiles, Honduras und der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO statt. Zum Bonner Parteitag der DKP waren Vertreter von 36 "Bruderparteien" erschienen. Unter diesen räumte die DKP den Delegationen der KPdSU und der SED einen besonderen Rang ein. Der Leiter der KPdSU-Delegation, Wladimir DOLGICH, Sekreätr des ZK der KPdSU, versprach der DKP weiterhin die "brüderliche Solidarität und die internationalistische Unterstützung der sowjetischen Kommunisten". Für die SED versicherte Paul VERNER, Mitglied des Politbüros des ZK, seit Oktober auch Mitglied des Staatsrates der DDR, die Kommunisten der DDR stünden fest an der Seite der DKP. Ferner richtete die DKP am 10./11. Dezember in Düsseldorf eine Beratung über "Probleme des gemeinsamen Kampfes gegen die multinationalen Konzerne" aus, zu der die SEW und neun ausländische kommunistische Parteien Vertreter entsandten. 1.2 "Sozialistische Einheitspartei Westberlins" (SEW) Die SEW, die unverändert der ideologischen und politischen Linie der SED und der KPdSU folgt, trat auch 1976 für "grundlegende demokratische Veränderungen" ein, d. h. für eine "antimonopolistische Demokratie", um so den Weg für die revolutionäre Umgestaltung zu öffnen (vgl. SEW-Zentralorgan "Die Wahrheit" vom 22. 1" 20. 2., 27. 7. und 14. 12. 1976). Um diese Ziele zu erreichen, strebte sie nach wie vor die "Aktionseinheit" mit Sozialdemokraten und ein Bündnis mit "allen demokratischen Kräften Westberlins" -- d. h. eine Volksfront -- an (SEW-Vorsitzender Gerhard DANELIUS auf der Tagung des SEW-Parteivorstandes am 19. Februar). Die SEW konzentrierte ihre Aktivitäten schwerpunktmäßig auf sozialpolitische, kommunalpolitische und innerstädtische Probleme; sie will damit ihre "Massenbeziehungen" stabilisieren und ausbauen. Dazu dienten auch die neuerdings von SEW-Kreisleitungen vierteljährlich herausgegebenen Bezirksund Kreiszeitungen. Nach Aussagen führender Funktionäre konnte die SEW auch 1976 die Zahl ihrer Mitglieder (etwa 7.500) nicht erhöhen, die in ihrer Mehrheit ohnehin nur selten zu aktiver Parteiarbeit bereit waren. Versuche der SEW, Betriebe und Gewerkschaften zu unterwandern, blieben ohne größere Erfolge, obwohl die Partei einzelne wichtige Funktionen besetzen konnte. Die SEW beteiligte sich auch 1976 an internationalen Veranstaltungen der "Bruderparteien": Sie war auf der Konferenz kommunistischer und Arbeiterparteien Europas (Juni) in Berlin (Ost) vertreten, ebenso auf den Beratungen westeuropäischer "Bruderparteien" über Aktionen gegen "Berufsverbote" (7. Juli, Straßburg) und gegen multinationale Konzerne (10/11. Dezember, Düsseldorf). Schwerpunkt der Aktivitäten der "Freien Deutschen Jugend Westberlins" (FDJW), der Jugendorganisation der SEW, war 1976 eine Kampagne gegen Jugendarbeitslosigkeit; ein Höhepunkt war das "Atzefest" mit 5.500 Besu73
  • Marxismus-Leninismus (vgl. Resolution des Bonner DKP-Parteitages: Unterstützung des Kampfes der demokratischen Jugendund Studentenbewegung, UZ vom 25. März
  • Pioniere -- Sozialistische Kinderorganisation", die von den entsprechenden Nebenorganisationen anderer kommunistischer Parteien -- so von der "Freien Deutschen Jugend" -- als "Bruderorganisationen" anerkannt
  • seines Bestehens -- wie sein Bundesvorsitzender Steffen LEHNDORFF, Mitglied des Parteivorstandes der DKP, betonte -- für die "sozialistische Revolution" ("rote blätter" M/76
  • unterhielt wie in den Vorjahren Kontakte zu kommunistischen Jugendund Studentenorganisationen der DDR und des Auslandes. So nahm Anfang Juni eine
ehern (Atze, die Symbolfigur der Kampagne, ist eine Berliner Type). Die Mitgliederzahl der FDJW (700) stagnierte wie in den Vorjahren. 1.3 Nebenorganisationen der DKP Die DKP stützte sich auch 1976 in weiten Bereichen ihrer Tätigkeit auf ihre Nebenorganisationen, wie besonders im Bundestagswahlkampf deutlich wurde. Diese formell selbständigen Vereinigungen mit eigenen Satzungen, Vorständen und Mitgliedern ordnen sich offen der DKP politisch unter: Sie bekennen sich -- wie die DKP -- zum Marxismus-Leninismus (vgl. Resolution des Bonner DKP-Parteitages: Unterstützung des Kampfes der demokratischen Jugendund Studentenbewegung, UZ vom 25. März 1976, S. 14); ihre Vorstände sind mit DKP-Mitgliedern besetzt. Die wichtigsten Nebenorganisationen sind nach wie vor der "Marxistische Studentenbund Spartakus", die "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" und die "Jungen Pioniere -- Sozialistische Kinderorganisation", die von den entsprechenden Nebenorganisationen anderer kommunistischer Parteien -- so von der "Freien Deutschen Jugend" -- als "Bruderorganisationen" anerkannt werden. 1.3.1 Der "Marxistische Studentenbund Spartakus" (MSB), der sich nach wie vor zum Marxismus-Leninismus bekennt und zum "revolutionären Handeln" aufruft, kämpfte auch im fünften Jahr seines Bestehens -- wie sein Bundesvorsitzender Steffen LEHNDORFF, Mitglied des Parteivorstandes der DKP, betonte -- für die "sozialistische Revolution" ("rote blätter" M/76, Beilage S. 4) und propagierte den "realen Sozialismus" der DDR als prinzipielle Alternative zum "kapitalistischen System" der Bundesrepublik Deutschland (vgl. Vorwort zur Broschüre "Freier leben -- Sozialismus in der DDR", hrsg. v. Bundesvorstand des MSB, erschienen im Oktober 1976). Der MSB konnte 1976 als einzige linksextremistische Studentenorganisation deutliche Erfolge in der Mitgliederwerbung aufweisen: Mit 5.300 Mitgliedern (1975: 4.700) blieb er der stärkste linksextremistische Studentenverband; seine Schwerpunkte liegen an den Hochschulen in Hamburg, Marburg, Bonn und München. Der Anteil des MSB an den Sitzen in den studentischen Selbstverwaltungsorganen an den Hochschulen ist im Abschnitt II, Ziffer 4 dieses Berichtes dargestellt. Zur Verbesserung der Arbeit der MSB-Gruppen eines Hochschulortes wurden Ortsverbände als übergeordnete Leitungsorgane gegründet. Allerdings gelang es trotz eines Wettbewerbs der MSB-Gruppen nicht, die Auflage des monatlich erscheinenden MSB-Organs "rote blätter" zu erhöhen (rd. 30.000). Der MSB unterhielt wie in den Vorjahren Kontakte zu kommunistischen Jugendund Studentenorganisationen der DDR und des Auslandes. So nahm Anfang Juni eine MSB-Delegation am "X. Parlament" der FDJ in Berlin (Ost) teil. Am 6. Dezember erneuerte der MSB seinen "Freundschaftsvertrag" mit der FDJ. 74
  • wiedergewählte Bundesvorsitzende Wolfgang GEHRCKE, Mitglied des Parteivorstandes der DKP, hob die "enge Verbundenheit" seiner Organisation mit der DKP hervor
  • Freundschaftszug" in die UdSSR (15.--31. Juli); zahlreiche ausländische kommunistische Jugenddelegationen beteiligten sich am SDAJ-"Festival der Jugend" (24. April
1.3.2 Die "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" (SDAJ) betonte auf ihrem V. Bundeskongreß (4./5. Dezember in Frankfurt/M.) erneut ihre ideologische Übereinstimmung mit der DKP. Die Mitglieder des neugewählten "Geschäftsführenden Bundesvorstandes" und des erstmals gebildeten Sekretariats gehören sämtlich der DKP an. Der wiedergewählte Bundesvorsitzende Wolfgang GEHRCKE, Mitglied des Parteivorstandes der DKP, hob die "enge Verbundenheit" seiner Organisation mit der DKP hervor. Die SDAJ dokumentierte dies auch durch die Unterstützung der DKP im Bundestagswahlkampf und die Kandidatur von führenden SDAJ-Funktionären auf den Listen der DKP. Das Verlangen der DKP nach einer "sozialistischen Bundesrepublik" verankerte die SDAJ in ihrer vom V. Bundeskongreß geänderten Satzung und in ihrem neuen "Aktionsprogramm für die 5 Grundrechte der Jugend". Als Beispiel für die "sozialistische Alternative" zur "kapitalistischen Gesellschaftsordnung" dienen im Aktionsprogramm die "Länder des Sozialismus". Mit der Neugliederung des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen in die Landesverbände Rheinland-Westfalen und Ruhr-Westfalen und des Landesverbandes Bayern in die Landesverbände Franken-Oberpfalz und Südbayern hat die SDAJ ihre Landesgliederungen den DKP-Bezirksorganisationen angepaßt. Nach eigenen Angaben hatte die SDAJ Ende 1976 33.000 Mitglieder (1975: 27.000), die in 600 Gruppen (1975: 550) zusammengefaßt waren. Die Zahl der aktiven SDAJ-Mitglieder dürfte freilich unverändert bei etwa 13.500 gelegen haben. Die SDAJ erhöhte nach eigenen Angaben die Zahl ihrer Lehrlingsund Berufsschulzeitungen 1976 auf 400 (1975: 350), die nach wie vor meist unregelmäßig und mit geringen Auflagen (etwa 600 Exemplare je Ausgabe) erscheinen. Zur Verbesserung ihrer Öffentlichkeitsarbeit führte die SDAJ vom 1. bis 6. November eine Werbekampagne für ihr Sprachrohr "elan -- Das Jugendmagazin" durch. Seit September gibt die "elan"-Redaktion monatlich einen Informationsdienst "Jugendpolitische Blätter" heraus. Auch 1976 unterhielt die SDAJ enge Verbindungen zur FDJ der DDR. Beide Organisationen erneuerten am 6. Dezember ihren "Freundschaftsvertrag". Zahlreiche SDAJ-Delegationen reisten aus verschiedenen Anlässen in die DDR, Vertreter der FDJ kamen zu SDAJ-Veranstaltungen und zu Gesprächen mit SDAJ-Funktionären in das Bundesgebiet. Ferner baute die SDAJ ihre internationalen Beziehungen zu "Bruderorganisationen" aus: Eine Delegation der SDAJ nahm an Feiern zum 1. Mai in Moskau teil; 300 Mitglieder der SDAJ und des MSB Spartakus reisten -- wie im vergangenen Jahr -- mit einem "Freundschaftszug" in die UdSSR (15.--31. Juli); zahlreiche ausländische kommunistische Jugenddelegationen beteiligten sich am SDAJ-"Festival der Jugend" (24. April in Dortmund); die SDAJ war in der Delegation des kommunistischen "Weltbundes der Demokratischen Jugend" (WBDJ) vertreten, die am "Europäischen Jugendund Studententreffen" vom 19. bis 24. Juni in Warschau teilnahm. Weitere Begegnungen fanden mit den kommunistischen Jugendverbänden Rumäniens, Spaniens und Frankreichs statt. 1.3.3 Die "Jungen Pioniere -- Sozialistische Kinderorganisation" (JP) stellen nach Aussagen ihres Vorsitzenden Achim KROOSS, Mitglied der DKP und des "Geschäftsführenden Bundesvorstandes" der SDAJ, die "Alternative zur kapitalistischen Erziehung" dar. DKP, SDAJ und MSB setzten ihre Unterstüt75
  • Kontakte mit ausländischen kommunistischen Pioniergruppen und mit der kommunistischen Weltkinderorganisation CIMEA, der die JP angehören, wurden intensiviert. So nahmen Gruppen
  • Organisationen sind von Kommunisten auf Veranlassung ihrer Parteiführung gegründet, andere ohne kommunistischen Einfluß zustande gekommen, aber später von Kommunisten unterwandert
zung für die JP-Organisation auch 1976 fort. Die JP haben nach eigenen Angaben nunmehr über 200 Gruppen (1975: 171). In den meisten Bundesländern bestehen Landesausschüsse, denen überwiegend DKP-Mitglieder angehören. Sie haben die Aufgabe, Pioniergruppen anzuleiten und Arbeitspläne zu entwerfen. Auch 1976 setzten die JP mit Hilfe der DKP ihre Anstrengung fort, geeignete Betreuer auszubilden. In Pionierleiterseminaren im Bundesgebiet und in der DDR wurden SDAJund DKP-Funktionäre für diese Aufgaben geschult. Die JP gaben alle zwei Monate eine "Pionierleiter-Information" heraus; die zentrale Kinderzeitung der JP, "Willibald", erschien weiterhin unregelmäßig. Die JP und die DDR-Pioniere-Organisation "Ernst THÄLMANN" erneuerten am 11./.12. Februar den 1975 abgeschlossenen Freundschaftsvertrag, der ihre Zusammenarbeit im Geiste des "proletarischen Internationalismus" vertiefen soll. Die Kontakte mit ausländischen kommunistischen Pioniergruppen und mit der kommunistischen Weltkinderorganisation CIMEA, der die JP angehören, wurden intensiviert. So nahmen Gruppen der JP am 30. Jahrestag der französischen Pionierorganisation in Paris, an einem Pressefest dänischer Kommunisten in Kopenhagen und an einem internationalen Pioniercamp in Bulgarien teil. 1.4 DKP-beeinflußte Organisationen Als DKP-beeinflußte Organisationen sind diejenigen Vereinigungen anzusehen, die sich meist "überparteilich" oder "unabhängig" darstellen, tatsächlich aber unter erheblichem Einfluß der DKP stehen. Einige dieser Organisationen sind von Kommunisten auf Veranlassung ihrer Parteiführung gegründet, andere ohne kommunistischen Einfluß zustande gekommen, aber später von Kommunisten unterwandert worden. Das Spektrum kommunistisch beeinflußter Organisationen reicht von losen "Initiativen" und "Komitees" bis hin zu festgefügten Verbänden. Der Grad des kommunistischen Einflusses ist unterschiedlich: In einigen dieser Organisationen sind wesentliche Entscheidungen gegen den Willen der DKP nicht möglich, bei anderen ist trotz erheblichen DKP-Einflusses noch Raum für politisches Eigenleben und einen entsprechenden Einfluß demokratischer Mitglieder. Fast immer sind Teile der Vorstände und die Mehrheit der Mitglieder keine Kommunisten, einzelne von ihnen sind zugleich Mitglieder demokratischer Organisationen. Es gibt auch Mitglieder, die Teilziele der beeinflußten Organisationen verfolgen und dabei entweder den erheblichen kommunistischen Einfluß nicht erkennen, oder ihn zwar erkennen, aber in Kauf nehmen, oder in Einzelfällen diesen Einfluß sogar zurückdrängen wollen. Jedoch liegen in den beeinflußten Organisationen entscheidende Funktionen, vor allem im organisatorischen Bereich ("Sekretariat") zumeist in den Händen prokommunistischer und kommunistischer Funktionäre, die mitunter aus Tarnungsgründen nicht offiziell der DKP beitreten ("verdeckte Mitgliedschaft"). Diese Organisationen verfolgen weitgehend Ziele, die nicht verfassungsfeindlich sind, aber mit kommunistischen Teilzielen übereinstimmen (z. B. Auflösung der NATO, Kampf gegen "Berufsverbote"). Häufig gelang es den 76
  • Bündnispolitik Auch 1976 war die Bündnispolitik wichtiger Bestandteil der kommunistischen Strategie und Taktik. Um ihre Isolierung zu überwinden
  • Zusammenarbeit der Kommunisten mit Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, christlichen und parteilosen Arbeitern, sowie, darauf aufbauend, das "demokratische Bündnis aller antimonopolistischen Kräfte" (Volksfront
1.4.5 "Deutsche Friedensgesellschaft -- Vereinigte Kriegsdienstgegner" (DFG-VK) Die DFG-VK ist die mitgliederstärkste kommunistisch beeinflußte Organisation geblieben. Sie ist aber gleichzeitig die Organisation, in der Nichtkommunisten in der Mitgliedschaft die weitaus größere Mehrheit bilden. Von ihren etwa 20.000 Mitgliedern (eigene Angaben) dürfte nur die Hälfte aktiv mitarbeiten. Die DKP hatte den Zusammenschluß der Organisationen der Kriegsdienstgegner zur DFG-VK (November 1974) aktiv unterstützt. In der DFG-VK haben Kommunisten nach wie vor führende Funktionen inne: So leitet Bernd KEHRER, Vorstandsmitglied der SDAJ, das Referat Organisation im DFG-VK-Bundesvorstand. Klaus MANNHARDT, einer der beiden Bundesvorsitzenden, ist Mitglied des prokommunistischen, sowjetisch gesteuerten Weltfriedensrates. Helmut Michael VOGEL, der andere Bundesvorsitzende, rechtfertigte die Zusammenarbeit der DFG-VK mit Kommunisten: "Es kann aber nicht gegen oder ohne, nur mit den Kommunisten gewonnen werden -- im Weltmaßstab wie auch innerstaatlich" (Organ der DFG-VK "Zivilcourage", Nr. 8/9 -- August/September 1976, S. 14 f.). Die Gesellschaft vertrat wiederum zahlreiche Forderungen, die sich mit Tagesforderungen der Kommunisten decken. Sie griff die Bundeswehr an, weil diese angeblich gegen die Staaten Osteuropas gerichtet sei und die Aufgabe habe, die "Herrschaftsverhältnisse" im Innern zu stabilisieren; behauptete, das westliche Bündnis habe die Abrüstung bislang blockiert (vgl. u. a. Programm der DFG-VK; "Zivilcourage" Nr. 1 -- Januar 1976, S. 1 ff.). Der DFGVK-Bundesvorstand kritisierte allerdings die Äußerung des DDR-Verteidigungsministers Heinz HOFFMANN, der atomare Verteidigungskrieg sei ein "gerechter Krieg". Kritik der DFG-VK an der anhaltenden militärischen Aufrüstung der Staaten des Warschauer Paktes, insbesondere der Sowjetunion, ist allerdings nicht bekannt geworden. 2. Bündnispolitik Auch 1976 war die Bündnispolitik wichtiger Bestandteil der kommunistischen Strategie und Taktik. Um ihre Isolierung zu überwinden und zu einer "Massenbasis" zu gelangen, strebte die DKP verstärkt Bündnisse mit nichtkommunistischen Kräften an: Die "Aktionseinheit der Arbeiterklasse" (Arbeitereinheitsfront), d. h. die Zusammenarbeit der Kommunisten mit Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, christlichen und parteilosen Arbeitern, sowie, darauf aufbauend, das "demokratische Bündnis aller antimonopolistischen Kräfte" (Volksfront). 2.1 "Aktionseinheit" mit Sozialdemokraten Erneut wertete die DKP die "Aktionseinheit der Arbeiterklasse" als wichtigste Voraussetzung für den "entscheidenden Schlag" gegen das "herrschende System" (GERNS/STEIGERWALD, a.a.O., S. 54 ff.). Deshalb strebte sie unvermindert gemeinsame Aktionen mit Sozialdemokraten an, wie es "unverzichtbarer Bestandteil" ihrer Politik sei (Bericht an den Bonner Parteitag, a.a.O., S. 25). Die DKP behauptete, sie erhebe in der "Aktionseinheit" keinen "Hegemonieanspruch"; die Kommunisten trügen jedoch eine "besondere Verantwor79
  • Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas (29./ 30. Juni in Berlin-Ost) hatten die vertretenen Parteien ihre Bereitschaft zur "gleichberechtigten
tung", weil sie als Vertreter des Marxismus-Leninismus über die Einsicht in die Bedingungen und Grundtendenzen der Entwicklung verfügten (GERNS/ STEIGERWALD, a.a.O., S. 54, 69). In ihrem Bemühen um "Aktionseinheit" befand sich die DKP in voller Übereinstimmung mit ihren europäischen "Bruderparteien": In dem Dokument "Für Frieden, Sicherheit, Zusammenarbeit und sozialen Fortschritt in Europa" der Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien Europas (29./ 30. Juni in Berlin-Ost) hatten die vertretenen Parteien ihre Bereitschaft zur "gleichberechtigten Zusammenarbeit mit allen demokratischen Kräften und besonders mit den sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien im Kampf für Frieden, Demokratie und den Fortschritt der Gesellschaft" bekräftigt. Dieses "Dokument" übergab am 26. November eine Delegation der SED dem Generalsekretär der "Sozialistischen Internationale" anläßlich des Kongresses der sozialistischen und sozialdemokratischen Parteien in Genf (26.-28. November). Da die SPD Kontakte zur DKP ablehnt, wandte die DKP weiterhin die Taktik der "Aktionseinheit von unten" an: Sie umwarb die Mitglieder der SPD und attackierte die Parteiführung, um sie zu isolieren. So warf die DKP der SPDFührung vor, sie versuche sich als "Zuchtmeister" der ausländischen sozialdemokratischen Parteien aufzuspielen, stelle sich auf die Seite des Imperialismus und strebe mit ihrer Reformpolitik die "Verewigung des staatsmonopolistischen Kapitalismus" an (Kurt Schacht, a.a.O., S. 64, 113). Größeren Anklang für die "Aktionseinheit" fanden die DKP und ihre Nebenorganisationen wie in den vergangenen Jahren bei ihren Kampagnen gegen "Berufsverbote", für Solidarität mit Chile und für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit. Auch Übereinstimmung in der Beurteilung anderer aktueller politischer Fragen -- z. B. Lohnkämpfe und Streiks, Jugendarbeitslosigkeit und Berufsausbildung, Mieterhöhungen und Tariferhöhungen im Nahverkehr -- führte wiederum zu regional und zeitlich begrenzten gemeinsamen Aktionen mit meist jüngeren Sozialdemokraten. Der "Sozialistische Hochschulbund" (SHB) warb unvermindert für die Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. Er praktizierte enge "Aktionseinheit" mit dem MSB Spartakus an den Hochschulen (s. dazu auch Abschnitt IV, Ziffer 3.3) und bemühte sich ebenso wie die zweimal monatlich erscheinende prokommunistische "Sozialistische Korrespondenz" (SK), oppositionelle "marxistische" Kräfte in der SPD zu aktivieren und prokommunistisch zu beeinflussen. 2.2 "Aktionseinheit" mit Gewerkschaftern Unverändert ist die Taktik der DKP gegenüber den Gewerkschaften: Sie tritt für starke Gewerkschaften ein, gibt vor, gewerkschaftliche Beschlüsse konsequent zu verfechten, und forderte ihre Mitglieder auf, aktiv in den Gewerkschaften mitzuarbeiten. Mit dieser vorgeblichen Loyalität gegenüber den Gewerkschaften will die DKP die Gewerkschaften langfristig in "klassenorientierte Kampfverbände" verwandeln und schließlich als Hebel bei der Durchsetzung revolutionärer Ziele mißbrauchen. Die orthodoxen Kommunisten wenden sich nach wie vor gegen die "maoistischen Spaltergruppen" in den Gewerkschaften und unterstützen die ge80
  • Dennoch sind auch 1976 die Bemühungen der Partei, die bestehenden Betriebsgruppen zu aktivieren, neue Betriebsgruppen zu gründen und neue Betriebszeitungen
  • gewerkschaftlichen Interessenvertretung zur Vertretung ihrer politischen Interessen die kommunistische Partei brauchten (UZ-Extra, a.a.O., S. 21). Die DKP verfügte
gen Anhänger der "Neuen Linken" gerichteten Unvereinbarkeitsbeschlüsse des DGB und seiner Einzelgewerkschaften. Auf den sechs Gewerkschaftstagen im Berichtsjahr blieb der DKP ein nennenswerter personeller Erfolg versagt. Lediglich auf dem 9. Ordentlichen Gewerkschaftstag der "Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen" (HBV -- 26. September bis 2. Oktober, Saarbrücken) wurde ein DKP-Mitglied in den Hauptvorstand wiedergewählt. Bereits seit einigen Jahren gehört je ein DKP-Mitglied dem Hauptvorstand der IG Druck und Papier sowie dem der IG Holz und Kunststoff an. Die DKP unterstützte die "Prüfsteine" des DGB zur Bundestagswahl 1976, unterstrich dabei aber die eigenen, weitergehenden Forderungen. Sie beschuldigte einzelne Gewerkschaftsführer, bei der Lohnund Tarifpolitik dem angeblichen "Druck der Unternehmerverbände und der sozialdemokratisch geführten Bundesregierung" nachzugeben. Dieses Verhalten führe zu finanziellen Einbußen der Arbeiter und Angestellten. Sie behauptete, "falsch verstandene Solidarität einzelner sozialdemokratischer Gewerkschaftsführer" nütze nur denen, "die aus den Gewerkschaften Ordnungsfaktoren des kapitalistischen Systems machen möchten" (Bericht des Parteivorstandes der DKP an den Bonner Parteitag). 2.3 Betriebsarbeit i Die DKP hat auch 1976 die Betriebe als ihr wichtigstes "Kampfund Aufgabenfeld" bezeichnet und alle Parteigliederungen angewiesen, die Unterstützung der Betriebsgruppen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu stellen (Protokoll des Bonner Parteitages der DKP, hrsg. vom Parteivorstand der DKP, S. 62, 520; UZ-Extra, Eigenbeilage zu UZ vom 21.10.1976, S. 10). Dennoch sind auch 1976 die Bemühungen der Partei, die bestehenden Betriebsgruppen zu aktivieren, neue Betriebsgruppen zu gründen und neue Betriebszeitungen herauszugeben, ohne nennenswerten Erfolg geblieben. Selbstkritisch stellte die DKP fest: Betriebsgruppen und Betriebszeitungen seien nicht in der Lage, den Arbeitern klar zu machen, daß sie neben der gewerkschaftlichen Interessenvertretung zur Vertretung ihrer politischen Interessen die kommunistische Partei brauchten (UZ-Extra, a.a.O., S. 21). Die DKP verfügte am Jahresende 1976 unverändert über rund 300 Betriebsgruppen, davon die Hälfte in der Metallindustrie. Im öffentlichen Dienst bestanden etwa 30 Betriebsgruppen -- überwiegend in Landesund Kommunalverwaltungen. Wie in den vergangenen Jahren ist nur ein geringer Teil aller Betriebsgruppen aktiv gewesen. Die Zahl der DKP-Betriebszeitungen lag bei etwa 400. Die meisten Zeitungen erschienen unregelmäßig und wurden nicht von den DKP-Betriebsgruppen selbst, sondern von übergeordneten Parteistellen herausgegeben. Um die Betriebsarbeit zu beleben, veranstaltete die DKP auch 1976 Treffen mehrerer Betriebsgruppen eines Konzerns sowie überörtliche Tagungen mit Betriebsgruppen einzelner Wirtschaftszweige (Bauarbeiter-Treffen, Werftarbeiter-Beratung, Stahlarbeiter-Konferenz). Die DKP ist seit jeher bestrebt, Positionen in den Betriebsräten zu erreichen. Von den 1975 gewählten fast 200.000 Betriebsratsmitgliedern sind jedoch nur etwa 800, d. h. rd. 0,4%, DKP-Anhänger. Allerdings liegt ihr Anteil in den 1240 81