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"links or rechts" in den Verfassungsschutz Trends
  • LINKSEXTREMISMUS 2. "...ums Ganze! - kommunistisches Bündnis" (uG) Gründung: 2006 Anhängerschaft 260 (2022: 260) in Deutschland: in zehn Ortsgruppen Publikationen/Medien: "mole
LINKSEXTREMISMUS 2. "...ums Ganze! - kommunistisches Bündnis" (uG) Gründung: 2006 Anhängerschaft 260 (2022: 260) in Deutschland: in zehn Ortsgruppen Publikationen/Medien: "mole" (Englisch für: "Maulwurf"; Zeitung erscheint unregelmäßig) Mitgliedsgruppen: "antifa nt - Autonome Antifa München" (Bayern) "Theorie.Organisation.Praxis" (Berlin) "Basisgruppe Antifaschismus (BA)" (Bremen) "Kritik&Praxis" (Frankfurt am Main, Hessen) "Communist Action & Theory" (Marburg, Hessen) "Redical [M]" (Göttingen, Niedersachsen) "In/Progress" (Braunschweig, Niedersachsen) "Antifa AK Köln" (Köln, Nordrhein-Westfalen) "Eklat Münster" (Münster, Nordrhein-Westfalen) "Undogmatische Radikale Antifa (URA)" (Dresden, Sachsen) Das kommunistische Bündnis "...ums Ganze!" (uG) ist ein Zusammenschluss lokaler Gruppen der autonomen Szene. Als uG-Bündnis bündeln die ansonsten eigenständigen Gruppen anlassbezogen ihre Kräfte, um überregional wahrnehmbar und handlungsfähig zu sein - zum Beispiel in Aktionsbündnissen und bei Großveranstaltungen. Neben zehn Ortsgruppen in Deutschland gehört zu uG auch die "autonome antifa [w]" aus Österreich. Im Rahmen seines "antifaschistischen Kampfes" betreibt uG seit 2016 die Kampagne "Nationalismus ist keine Alternative" (NIKA). Zudem ist uG Teil des internationalen Netzwerks "BEYOND EUROPE - Antiauthoritarian Platform against Capitalism". 195
  • LINKSEXTREMISMUS 3. "Perspektive Kommunismus" (PK) Gründung: April 2014 Anhängerschaft 150 (2022: 100) in Deutschland: in sieben eigenständigen Organisationen Publikationen/Medien
  • Zeitung" (jährlich zum 1. Mai) Mitgliedsgruppen: "Antikapitalistische Linke München" (Bayern) "Linke Aktion Villingen-Schwenningen" (Baden-Württemberg) "Revolutionäre Aktion Stuttgart" (Baden
  • Aktion Karlsruhe" (Baden-Württemberg) "Roter Aufbau Hamburg" (Hamburg) "Kommunistische Linke Köln" (Nordrhein-Westfalen) "Revolutionäre Linke Duisburg" (Nordrhein-Westfalen) Die "Perspektive
LINKSEXTREMISMUS 3. "Perspektive Kommunismus" (PK) Gründung: April 2014 Anhängerschaft 150 (2022: 100) in Deutschland: in sieben eigenständigen Organisationen Publikationen/Medien: "1. Mai Zeitung" (jährlich zum 1. Mai) Mitgliedsgruppen: "Antikapitalistische Linke München" (Bayern) "Linke Aktion Villingen-Schwenningen" (Baden-Württemberg) "Revolutionäre Aktion Stuttgart" (Baden-Württemberg) "Revolutionäre Aktion Karlsruhe" (Baden-Württemberg) "Roter Aufbau Hamburg" (Hamburg) "Kommunistische Linke Köln" (Nordrhein-Westfalen) "Revolutionäre Linke Duisburg" (Nordrhein-Westfalen) Die "Perspektive Kommunismus" (PK) ist ein antiimperialistischer Zusammenschluss von revolutionär-kommunistisch ausgerichteten Gruppen. Ihre ideologische Orientierung basiert auf einem marxistisch-leninistischen Weltbild. In ihrem Grundlagentext beschreibt sich die PK als eine Organisation, "die auf ideologischer, kultureller und politischer Ebene eine reale Gegenmacht zur Macht von Staat und Kapital aufbaut". Ihr Ziel ist die revolutionäre Überwindung des "kapitalistischen Systems". In diesem Zusammenhang verteidigt die PK die Anwendung von Gewalt als grundsätzlich legitim und notwendig. 196
  • sind somit der größte und aktivste Zusamgliederzahlen menschluß jüngerer Rechtsextremisten. Die JN bekennen sich zur Grundhaltung und zum Programm
teilnehmen. Auf deutsch: Das Bonner System ist gezwungen, unseren Freiheitskampf mitzufinanzieren ... Jede Mark ist ein Baustein für unseren Kampf um das Überleben des deutschen Volkes. Denn DEUTSCHLAND WIRD LEBEN, wenn wir kämpfen. Und wer außer uns kämpft denn noch heute mit aller Entschlossenheit für den Erhalt unseres Volkes und die Wiedergeburt des DEUTSCHEN REICHES. " (Hervorhebungen im Original) 4.3.1 "Junge Nationaldemokraten" (IN) Gründung: 1969 Sitz: Dresden Mitglieder: ca. 70 Baden-Württemberg (1997: ca. 60) ca. 400 Bund (1997: ca. 350) Publikation: DER AKTIVIST Einheit und Kampf (EuK) oO Aktuelle Situation und politischer Kurs Die "Jungen Nationaldemokraten" (JN) sind gemäß der Satzung der NPD integraler Bestandteil der Mutterpartei. Kraft Amtes ist der derzeitige JN-Bundesvorsitzende APFEL zugleich Mitglied des erneute SteigeNPD-Bundesvorstands. Die JN konnten erneut einen Mitgliederzurung der Mitwachs verzeichnen und sind somit der größte und aktivste Zusamgliederzahlen menschluß jüngerer Rechtsextremisten. Die JN bekennen sich zur Grundhaltung und zum Programm der NPD, formulieren aber wesentlich deutlicher ihre Ablehnung des bestehenden "Systems" der Bundesrepublik Deutschland. Beide - JN und NPD - streben den Aufbau eines neuen "Deutschen Reiches" an und wollen durch die Schaffung einer "Volksgemeinschaft" die Existenz des deutschen Volkes sichern. 76 s "DER AKTIVIST", Ausgabe 1/1998
  • Verlauf der Militanzdebatte haben AnZunahme der schläge militant agierender linksextremistischer Gruppen Brandanschläge zugenommen. Die mg verübte 2006 acht Brandanschläge. Angriffsziele
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - L IN K S E X T R E M IS M US 69 zu einer organisatorischen Vernetzung der militanten Gruppen zu gelangen, äußern sich die Verfasser skeptisch: "Dass ein Organisierungsprozess unter Militanten geboten ist, wird, soweit wir einen Rundblick wagen können, nicht bestritten - allein es mangelt an der Umsetzungsfähigkeit."138 Auch die militante Kampagne gegen den G 8-Gipfel in Heiligendamm139, die die Möglichkeit geboten hätte, zu einer organisatorischen Vernetzung zu gelangen, läuft nach Ansicht von "Einige KommunistInnen" in Leere: "So wie es jetzt aussieht, verkommt die 'militante Kampagne zu G 8' zu einer üblichen kampagneartigen Sprechübung, die nach dem Großereignis ihre Schuldigkeit getan hat." 140 Das Ziel einer organisatorischen Vernetzung der Gruppen, um Anschläge koordiniert zu begehen und die Sicherheitslage zu verschärfen, wurde mit dieser Debatte nicht erreicht. Es wurde deutlich, wie zerstritten die Szene in großen Teilen ist. 2.3.2 Steigende Zahl militanter Anschläge Unabhängig vom Verlauf der Militanzdebatte haben AnZunahme der schläge militant agierender linksextremistischer Gruppen Brandanschläge zugenommen. Die mg verübte 2006 acht Brandanschläge. Angriffsziele waren ein Autohaus, das Sozialgericht und wiederholt Ordnungsämter und die Polizei. So verübte die mg am 20. März einen Brandanschlag auf vier Kraftfahrzeuge des Ordnungsamts Treptow-Köpenick und am 11. September einen Brandanschlag auf zwei Fahrzeuge des Ordnungsamts Reinickendorf. Dabei entstand erheblicher Sachschaden. Die Ordnungsämter sind für die mg "ein weiterer Teil staatlicher Überwachung und Repression sowie der Militarisierung des Innern der Gesellschaft. Sie sind 138 Ebenda. 139 Vgl. S. 63 - 64. 140 "Einige KommunistInnen": Ist die Militanzdebatte noch zu retten - sind einige militante AktivistInnen noch zu retten - und von wo kann "Rettung" nahen...?? In: "INTERIM" Nr. 646 vom 7.12.2006, S. 4 - 9.
  • Rechtsextremismus Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren blieben 1998 überregionale Aktivitäten der JN so gut wie aus. Diese Entwicklung erklärt
Rechtsextremismus Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren blieben 1998 überregionale Aktivitäten der JN so gut wie aus. Diese Entwicklung erklärt sich mit der intensiven Einbindung der Führungskader in die Mutterpartei. Allein fünf JN-Bundesvorstandsmitglieder sind auch im Bundesvorstand der NPD tätig. Hoben die JN bislang ihren eigenen politischen Kurs hervor, geraten sie seit der Einbindung ihrer Führungskader in die NPD immer stärker in deren Fahrwasser. Die internen Neuwahlen 1999 dürften diese Tendenz noch weiter verstärken. J Situation in Baden-Württemberg Der JN-Landesverband Baden-Württemberg konnte seinen Mitgliederstand leicht steigern. In den Stützpunkten Stuttgart/Ludwigsburg, Schwäbisch Hall'Ostalbkreis, Heilbronn, Rems-MurrKreis, Heidelberg/Rhein-Neckar und Mannheim sind nunmehr rund 70 Personen organisiert. Nachwuchs wird mittlerweile auch zunehmend aus der anpolitisierten Skinheadszene rekrutiert. Die politische Arbeit der baden-württer ihren eigenen hochgesteckten Zielen zurück. Entschuldigt wurde dies mit der Unterstützung der Mutterpartei im Bundestagswahlkampf, doch ganz offensichtlich mangelt es den Funktionären an der Fähigkeit, ihre Basis für die politische Arbeit zu motivieren. Wichtigstes Ereignis in Baden-WürtLandesvortemberg war somit nur der JN-Lansitzender deskongress am 28. November 1998 in bekräftigt Hardthausen-Kochersteinsfeld/Krs. Fortsetzung Heilbronn. Bereits in der Einladung des verfasbekräftigte der JN-Landesvorsitzende sungsfeindlichen politischen Kurses 71
  • MC/CD "Protestnoten für Deutschland" des rechtsextremistischen Liedermachers Frank RENNICKE befindet. Dieses Trägermedium ist laut Entscheidung vom 1. Juli 1994 bereits
Landtagsabgeordnete Tino MÜLLER oder der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Michael GIELNIK sind in dem Video des NPD-Landesverbandes zu erkennen, diese waren offenbar - wie schon bei früheren Demonstrationen der NPD - als Ordner tätig. Im Zusammenhang mit dem Demonstrationsbericht stellte der NPD-Landesverband auf seiner Internetseite fest: "Die etablierten 'demokratischen' Parteien tun diesen Zustand als Folgen des 'demografischen Wandels' ab. Was so ungefährlich klingt, ist nichts anderes als der drohende VOLKSTOD. Und den Entscheidungsträgern in der Politik ist dies offenbar egal. Die Eliten begrüßen den Untergang unseres Volkes sogar ausdrücklich. Wieder andere wünschen sich schrankenlose Einwanderung aus der Dritten Welt um damit die Bevölkerung faktisch ersetzen zu können. (...) Von den Rednern wurde ebenfalls deutlich herausgestellt, dass eine nationale Alternative und lebenswerte Zukunft, nur mit einem Systemwechsel außerhalb des herrschenden Systems einhergehen kann."67 (Schreibweise wie im Original) Die Demonstration ist als weiterer Beleg für das enge Zusammengehen zwischen NPD und neonazistischen Strukturen im Lande zu werten. Die verwendeten Parolen machen erneut deutlich, dass sie der Hass auf die freiheitliche demokratische Grundordnung eint. * Neue Schulhof-CD der JN Die JN sehen Musikprodukte nach wie vor als wichtige Ideologiemittler an. Vor diesem Hintergrund beabsichtigte der Bundesverband der JN 2012 die Herausgabe einer neuen Schulhof-CD mit dem Titel "Die Jugend ruft Deutschland - Schulhof-CD - Die Zukunft im Blick", deren Verteilung auch in Mecklenburg-Vorpommern vorgesehen war. Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern hat am 11. Dezember 2012 in einem Eilantrag bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) die Indizierung dieser CD angeregt. Ausschlaggebend dafür war der Titel Nr. 16 "JN-Bundeslied - Unsere Stunde, die wird kommen", der sich u. a. auf der MC/CD "Protestnoten für Deutschland" des rechtsextremistischen Liedermachers Frank RENNICKE befindet. Dieses Trägermedium ist laut Entscheidung vom 1. Juli 1994 bereits indiziert. Anfang März 2013 bestätigte die BPjM die Indizierung der neuen JN-Schulhof-CD. Sie darf damit nicht mehr an Kinder und Jugendliche verteilt werden. Da der JN-Landesverband eine inhaltsgleiche CD mit einem anderen Cover als die Bundesausgabe erstellt hat, muss diese - wie auch die Ausgaben aus anderen Bundesländer - eigenständig bei der BPjM zur Indizierung vorgelegt werden. Das Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern hat die entsprechenden Schritte eingeleitet. 67 Internetseite des NPD-Landesverbandes: "'Wir wollen leben' - Rückblick auf die Demonstration in Wismar" vom 21.10.2012, abgerufen am 22.10.2012
  • bisherigen Vorbereitungen ist jedoch davon auszugehen, dass das linksextremistische Protestpotenzial hinter den Erwartungen der Aktivisten zurückbleibt. 126 11. November Bewegung
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - L IN K S E X T R E M IS M US 65 Aktionen gegen den Gipfel sind gleichzeitig - insbesondere vor dem Hintergrund der umfassenden Sicherheitsmaßnahmen in Heiligendamm - auch in anderen Teilen Deutschlands zu erwarten. Einen Hinweis dafür bietet der Aufruf "Deutschland blockieren" einer Gruppe "11. November Bewegung". Sie schlägt vor, "10 Tage vor Beginn des Gipfels in dem vorgeschlagenen Camp massenhaft zusammenzukommen, um uns in Ruhe zu treffen und zu planen, dann aber der Eröffnung des G 8 mit einem massiven Exodus zuvorzukommen, weg von Rostock, wo es nichts zu blockieren gibt, weg vom Hochsicherheitshotel, wo die G 8-Leader bereits blockiert sind, hin zu einem oder mehreren Zentren von Kapital und Staatsgewalt (z. B. Hamburg, Berlin, Frankfurt ...)." 126 In einer Anfang 2007 von den "Autonomen Gruppen Berlin" herausgegebenen Broschüre wird zu einem so genannten "Volxsportwettbewerb" zwischen Städten in der Zeit vom "Volxsport10. Mai bis 10. Juni aufgerufen. Es sollen wettkampfartig wettbewerb" Straftaten begangen werden, die jeweils nach einem Punktesystem bewertet werden. Als "Preis" wird die Ausrichtung der "Chaostage 2008" ausgelobt. Ferner beinhaltet die Broschüre Presseartikel zu früheren Straftaten, die unter dem Motto "Jetzt das Image Eurer Stadt beschädigen - Randalieren gegen G 8!!!" motivierend und mobilisierend wirken sollen. Die Initiatoren erklären zu den Zielen dieser Aktion: "Als Teil dieser Widerstandskultur wollen wir den G 8-Gipfel in Heiligendamm ins Chaos stürzen, nicht mit Latschdemos sondern mit Gewalt!"127 Vor dem Hintergrund der bisherigen Vorbereitungen ist jedoch davon auszugehen, dass das linksextremistische Protestpotenzial hinter den Erwartungen der Aktivisten zurückbleibt. 126 11. November Bewegung: Deutschland blockieren. Internetauftritt "indymedia", Aufruf am 18.1.2007. 127 Autonome Gruppe Berlin: Volxsportwettbewerb. 2007, S. 28.
  • Militante Kampagne Deutlich sichtbar wird bereits jetzt die Militanz linksextremistischer Gipfelgegner durch eine seit Sommer 2005 anhaltende militante Kampagne gegen
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - L IN K S E X T R E M IS M US 63 Verbrechen verantwortlich sind ein entschiedenes NEIN und so manches andere mehr entgegen schleudern."121 Ein weiterer Beleg dafür befindet sich im "Dissent!"-Reader für den G 8-Gipfel. Dort sind Nachbetrachtungen zu Protesten anlässlich früherer Gipfel-Treffen als Diskussionsgrundlage abgedruckt. Es heißt dort u. a.: "Zu unseren Aktionsformen gehört auch die Anwendung politischer Gewalt. Sie ist für uns ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Mittel im politischen Kampf. Solange die revolutionären Kräfte schwach sind, ist politische Gewalt ein symbolisches Mittel der Propaganda und kann keine Machtfrage stellen. Sie ist kein Selbstzweck, sondern taktisches Mittel. [...] Die Anwendung politischer Gewalt bedeutet daher die ÜberAnwendung nahme einer hohen Verantwortung für sich selbst wie für andevon Gewalt re. Sie darf nie terroristisch, d. h. gegen Unbeteiligte gerichtet sein. Unbeteiligte sind für uns aber nicht diejenigen, die das Herrschaftssystem gewaltsam verteidigen, als Polizisten, Politiker oder Militärangehörige; ebensowenig diejenigen, die die Herrschaftsstrukturen noch verschärfen wollen, als Faschisten, Rassisten, Sexisten; und letztlich auch nicht die 'oberen Zehntausend', die Menschheit und Natur in ihrem Privatbesitz wähnen."122 Militante Kampagne Deutlich sichtbar wird bereits jetzt die Militanz linksextremistischer Gipfelgegner durch eine seit Sommer 2005 anhaltende militante Kampagne gegen den G 8-Gipfel. Ausgangspunkt der Kampagne war ein Brandanschlag auf den Privat-PKW des Vorstandsvorsitzenden der Norddeutschen Affinerie AG in Hollenstedt (Niedersachsen) Ende Juli 2005. In der zur Tat veröffentlichten Selbstbezichtigung schlugen die Täter, "eine breite, auch militante Kampagne zum G 8- Gipfel 2007 in Heiligendamm" vor.123 Man wolle die Zeit bis zum Gipfel nutzen, zu diskutieren, "wo und wie wir Struk121 PAULA: Aufruf zu dezentralen Blockaden. Internetauftritt von "Dissent!", Aufruf am 22.1.2007. 122 G 8-KO zu G 8 2005, 2006 und 2007. In: Dissent! (Hg.): Einblicke in das Innenleben einer Mobilisierung - Reflexionen und Diskussionen aus dem DISSENT!-Spektrum. Berlin Juli 2006, S. 7. 123 Selbstbezichtigungsschreiben. In: "INTERIM" Nr. 622 vom 15.9.2005, S. 15 - 20.
  • einem breiten Protestansatz nicht mehr richtig vermittelt werden. Einige linksextremistische Gruppen sind aber in beiden Bündnissen vertreten. Das kleinere
  • Mobilisierung des Gemeinsamen. In: "G8Xtra - Zeitung für eine 'Interventionistische Linke'" Nr. 2/2007
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - L IN K S E X T R E M IS M US 61 1. Eine klare Ablehnung von Kapitalismus, Imperialismus und Feudalismus; und aller Handelsabkommen, Institutionen und Regierungen, die die zerstörerische Globalisierung vorantreiben. 2. Wir lehnen alle Formen und Systeme von Herrschaft und Diskriminierung ab [...]." 116 Die in "Dissent!" organisierten Gruppen halten den Ansatz der IL eher für schädlich. Systemüberwindende Positionen könnten bei einem breiten Protestansatz nicht mehr richtig vermittelt werden. Einige linksextremistische Gruppen sind aber in beiden Bündnissen vertreten. Das kleinere und ausschließlich aus antiimperialistischen Gruppen bestehende "Anti-G 8-Bündnis für eine revolutionäre Perspektive" formuliert das Ziel der Gesellschaftsüberwindung am deutlichsten. In ihm sind u. a. die Berliner Gruppen "Autonome Kommunisten", "Gegeninformationsbüro" und "Rote Aktion Berlin" aktiv. 2.2.2 Bereitschaft zur Militanz Militanz als legitime Protestform Trotz dieser unterschiedlichen Ausrichtungen ist es Ziel aller drei Bündnisse, den Gipfel maßgeblich zu stören. So heißt es in der von der IL herausgegeben Gipfel-Zeitung "G8Xtra": "Und zweitens dürfen die Blockaden selbst gerade nicht symNicht nur bolisch sein, sondern müssen den ernsthaften und entsymbolische schlossenen Versuch darstellen, den G 8-Gipfel von seiner Aktionsformen Infrastruktur abzuschneiden."117 In einem von "Dissent!" herausgegebenen Reader erklärt die Berliner autonome Gruppe "Autopool": "Auch wenn uns das Ziel 'Gipfel verhindern' bei gegenwärtigen Kräfteverhältnissen eine etwas zu markige Pose zu sein scheint, halten wir Begrifflichkeiten wie 'stören', 'blockieren', 'aufmischen' und 'präsent bzw. unberechenbar sein' für schon 116 Was ist eigentlich dissent! Internetauftritt von "Dissent!", Aufruf am 6.9.2006. 117 Mobilisierung des Gemeinsamen. In: "G8Xtra - Zeitung für eine 'Interventionistische Linke'" Nr. 2/2007, S. 1.
  • System und die Eigentumsfrage neu stellen."111 "Für eine Linke, die in den offenen wie untergründigen sozialen Konflikten
  • Maßstab für die momentane tatsächliche sozialrevolutionäre Bedeutung der radikalen Linken."112 Ein weiteres Ziel, welches Linksextremisten mit den Gipfelprotesten verbinden
  • haben sich drei bundesweite Bündnisse gebildet: "Dissent!", die "Interventionistische Linke" (IL) und das "Revolutionäre G 8-Bündnis", das inzwischen
  • Hoffnung ist, dass die Kampagne Effekte für eine aktionsfähige Linke in Deutschland zeigt, die also nicht nur auf den Sommer
  • Ruhe gönnen. In: "G8-XTRA - Zeitung für eine 'Interventionistische Linke'" Nr. 3/2007, S. 1. 112 Ebenda
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - L IN K S E X T R E M IS M US 59 klassenherrschaftlichen, patriarchalen, rassistischen und imperial(istisch)en System und die Eigentumsfrage neu stellen."111 "Für eine Linke, die in den offenen wie untergründigen sozialen Konflikten und in all ihren widersprüchlichen Verlaufsformen den Ansatzpunkt wie das Potenzial für jede Form revolutionärer Gesellschaftsveränderung sieht, wird es jedoch darauf ankommen, diesen Konflikten in und um Heiligendamm zum Ausdruck zu verhelfen. [...] Ob und inwieweit der G 8-Gipfel zum Bezugsoder gar zum Kristallisationspunkt der Klassenauseinandersetzungen hier zu Lande gemacht werden kann, ist auch ein Maßstab für die momentane tatsächliche sozialrevolutionäre Bedeutung der radikalen Linken."112 Ein weiteres Ziel, welches Linksextremisten mit den Gipfelprotesten verbinden, ist die Suche nach Bündnispartnern. Für Isolation sie stellt die Organisation der Proteste einen Ansatzpunkt überwinden dar, langfristig die Isolation innerhalb der Gesellschaft zu überwinden. Die Gipfelproteste sollen dazu dienen, neue Strukturen aufzubauen und neue Personen zu gewinnen. Mittlerweile haben sich drei bundesweite Bündnisse gebildet: "Dissent!", die "Interventionistische Linke" (IL) und das "Revolutionäre G 8-Bündnis", das inzwischen in "Anti-G 8- Bündnis für eine revolutionäre Perspektive" umbenannt worden ist. Zur Zielsetzung heißt es in einem Papier aus dem Berliner "Dissent!"-Spektrum: "Die Hoffnung ist, dass die Kampagne Effekte für eine aktionsfähige Linke in Deutschland zeigt, die also nicht nur auf den Sommer 2007 beschränkt sind, sondern darüber hinaus wirksam bleiben."113 Eine weitere Berliner Gruppe aus dem "Dissent!"-Spektrum erklärt, dass die überregionale Mobilisierung die Chance bergen könnte, 111 Herrschaft keine Ruhe gönnen. In: "G8-XTRA - Zeitung für eine 'Interventionistische Linke'" Nr. 3/2007, S. 1. 112 Ebenda, S. 2. 113 G 8-KO zu G 8 2005, 2006 und 2007. In: Dissent! (Hg.): Einblicke in das Innenleben einer Mobilisierung - Reflexionen und Diskussionen aus dem DISSENT!-Spektrum. Berlin Juli 2006, S. 7.
  • eine "Ordnung des Islam" zu errichten, in der islamische Rechtsnormen - die Scharia - gelten und wesentliche Elemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung
8 Islamismus / Islamistischer Terrorismus 8. Islamismus / Islamistischer Terrorismus 8.1 Lageüberblick Der Islam ist eine Weltreligion, deren Ausübung durch das Grundrecht auf Religionsfreiheit, wie es in Artikel 4 des Grundgesetzes verankert ist, garantiert wird. Daher wird der Islam als Religion nicht durch den Verfassungsschutz beobachtet. Im Gegensatz dazu leitet der Islamismus einen politischen Anspruch aus dem Islam ab. Islamisten missbrauchen die Religion, um politische Ziele zu verfolgen, die sich gegen die Verfassung richten. Ihr Bestreben ist es, ihre gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen sowohl in muslimisch geprägten als auch in säkularen Gesellschaften durchzusetzen. Ihr Ziel ist es, eine "Ordnung des Islam" zu errichten, in der islamische Rechtsnormen - die Scharia - gelten und wesentliche Elemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung abgeschafft werden sollen. Der Verfassungsschutz beobachtet daher unter dem Begriff Islamismus religiös motivierte extremistische Bestrebungen, die sich gegen westliche Werte und die Prinzipien der freiheitlichen demokratischen Grundordnung richten. Der islamistische Extremismus stellt kein einheitliches Phänomen dar, sondern weist eine Vielzahl von Ausprägungen auf. Die Unterschiede werden einerseits durch den Einflussbereich und die Ansprüche sichtbar: Das Spektrum reicht von lokalen Vereinen bis hin zu weltweit agierenden Terrororganisationen wie dem sogenannten "Islamischen Staat" (IS) oder "al-Qaida". Zudem unterscheiden sich die Mittel, die islamistische Gruppen einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen. Einige Gruppierungen, die als "legalistisch" bezeichnet werden, verfolgen zwar extremistische Zielvorstellungen, agieren jedoch innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Andere Gruppen wiederum befürworten unter bestimmten Umständen den Einsatz von Gewalt, um ihre Ziele durchzusetzen. Schließlich gibt es auch terroristische Organisationen wie "al-Qaida" und den IS, die gezielt auf Gewalt, Terror und - Flagge der verbotenen Terrororganisation IS Einschüchterung setzen. Die islamistische Szene weist demnach eine erhebliche Diversität auf, was zur Folge hat, dass der islamistische Extremismus nicht als geschlossene Bewegung nach außen auftritt. In Mecklenburg-Vorpommern stehen mangels gefestigter größerer Strukturen insbesondere islamistisch motivierte Einzelpersonen im Fokus der Sicherheitsbehörden. Diese Personen weisen zwar ideologische Überschneidungen mit internationalen Terrororganisationen wie dem "Islamischen Staat" (IS) auf, agieren jedoch ohne eine erkennbare Anbindung an solche Organisationen. Ihre isolierte Vorgehensweise erschwert eine frühzeitige Erkennung potenzieller Anschlagsplanungen erheblich. Vor diesem Hintergrund kommt dem Verfassungsschutz eine zentrale Rolle als Frühwarnsystem zu, um solche Personen möglichst frühzeitig zu identifizieren. Die betreffenden Einzelpersonen (s. Tabelle Personenpotenzial "Sonstige") vertreten teils unterschiedliche oder sich überschneidende religiöse Auslegungen des Islam und lassen sich daher nicht eindeutig Gruppierungen wie dem Salafismus (vgl. Kapitel 8.4) zuordnen. Gleichwohl bestehen gerade zum salafistischen Spektrum signifikante ideologische Überschneidungen. Regionale Schwerpunkte der islamistischen Szene sind vor allem in größeren Städten zu beobachten, wobei insbesondere Güstrow und Rostock hervorzuheben sind. 106 Verfassungsschutzbericht 2024 | Mecklenburg-Vorpommern
  • Titel "Review of the Holocaust: Global Vision" fand im rechtsextremistischen Spektrum vergleichsweise geringen Widerhall. Da die wichtigsten Vertreter des Weitgehend
52 VE R F ASSU N GSSC HUT Z B E R IC HT B E RL IN 2 0 0 6 Dabei wird unterstellt, dass der Holocaust nicht wissenschaftlich frei untersucht werden dürfe. Eine historische Aufarbeitung werde angeblich von "den Juden" verhindert und der Holocaust aus finanziellen Gründen instrumentalisiert. "Die 'Holocaust-Industrie', so die deutsche Übersetzung des US-Bestsellers von Norman Finkelstein, gilt weltweit als einträgliches Geschäft, dem allerdings eine Achillesferse zugeschrieben wird: Es steht und fällt mit seiner Eingangsthese. Wer sie - auch nur frageweise - in Zweifel zieht, legt auf sehr direkte Weise die Axt an eine üppig austreibende Wurzel."104 Der "Kampfbund Deutscher Sozialisten" (KDS) begrüßte die Aussagen Achmadinedschads unter der Überschrift "Iranermund tut Wahrheit kund."105 Der KDS bot über seine Homepage T-Shirts mit dem Abbild des iranischen Staatspräsidenten und dem Schriftzug: "Mein Freund ist Ausländer" an. Holocaust-Konferenz in Teheran Die Anfang des Jahres angekündigte und am 11. / 12. Dezember durchgeführte Holocaust-Konferenz des iranischen "Instituts für internationale und politische Studien" (IPIS) in Teheran mit dem Titel "Review of the Holocaust: Global Vision" fand im rechtsextremistischen Spektrum vergleichsweise geringen Widerhall. Da die wichtigsten Vertreter des Weitgehend ohne prominente Revisionismus zumeist in Haft oder gegen Auflagen auf Holocaustgegner freiem Fuß sind, waren dort nur wenige prominente Holocaustleugner zugegen. Anwesend waren einige Mitglieder des VRBHV sowie der verurteilte, jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht inhaftierte französische Holocaustleugner Robert Faurisson und der deutschstämmige Leiter des revisionistischen "Adelaide104 Ebenda, S. 6. 105 Alexander Kurth: Kindermund tut Wahrheit kund! Internetauftritt des KDS, Aufruf am 16.3.2007.
  • gezogen hatte. Die weitere Verteidigung übernahmen u. a. zwei rechtsextremistische Szeneanwälte. Ernst Zündel wurde am 15. FeVerurteilung bruar
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - R E C H T S E X T R E M IS M US 49 verteidigerin fungierenden Anwältin und ihrer Entfernung aus dem Gerichtssaal endete. Für den Fall einer Verurteilung hatte sie den beiden Schöffen die Todesstrafe wegen "Volksverleumdung und Feindbegünstigung" angedroht und sich möglicherweise selbst der Volksverhetzung strafbar gemacht, weil auch sie den Holocaust in Zweifel gezogen hatte. Die weitere Verteidigung übernahmen u. a. zwei rechtsextremistische Szeneanwälte. Ernst Zündel wurde am 15. FeVerurteilung bruar 2007 zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verZündels urteilt.97 Gegen das Urteil legte er Revision ein. Die übrigen Verfahren, die nicht Teil des "Feldzugs" des VRBHV waren, verliefen vergleichsweise reibungslos. Germar Rudolf und Siegfried Verbeke wurden am 30. März wegen Volksverhetzung, Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener angeklagt (SSSS 130, 185 und 189 StGB). Das Verfahren gegen Verbeke wurde zwiVerbeke, schenzeitlich abgetrennt. Er wurde gegen Kaution und AufRudolf, Irving lagen frei gelassen. Germar Rudolf wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Der in Österreich wegen NS-Wiederbetätigung im November 2005 zu drei Jahren Haft verurteilte David Irving wurde im Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht Wien am 20. Dezember nach 13 Monaten aus der Haft entlassen und die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. David Irving hatte sich während des Prozesses in Österreich vorgeblich von seinen revisionistischen Thesen distanziert; seit seiner Haftentlassung hat er sich nicht mehr publizistisch betätigt. Verfahren in Bernau und Berlin Auch gegen Berliner Anhänger Horst Mahlers wurden 2006 Volksverhetzungsprozesse durchgeführt. Sie hatten versucht, im Rahmen des "Feldzugs" durch bewusstes und offenes Leugnen des Holocaust sowie durch Selbstanzeigen Volksverhetzungs-Prozesse zu provozieren, um im Zuge der Gerichtsverfahren - unter großem medialen Interesse - die historische Tatsache des Holocaust zu widerlegen. Zu diesem Zweck hatten die Angeklagten u. a. in Bernau am 10. Mai 97 Vgl. Landgericht Mannheim, Az.: LG 6 KLs 503 Js 4/96.
  • durch jährliche Verfassungsschutzberichte. Dies erfolgt aus guten Gründen: Demokratie, Rechtsstaat und die Achtung der Menschenrechte können nicht ohne politische Auseinandersetzung
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass eine Bewertung einer Organisation im Verfassungsschutzbericht als extremistisch nicht aussagt, dass alle ihre Mitglieder extremistische Bestrebungen entwickeln. Dem Verfassungsschutz liegen auch nicht zu allen Extremisten personenbezogene Daten vor. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass der Verfassungsschutz in erster Linie einen Strukturbeobachtungsauftrag hat, zu dessen Erfüllung umfassende personenbezogene Erkenntnisse nicht in jedem Fall erforderlich sind. Die Zahlenangaben sind teilweise geschätzt und datieren mit Stand 31. Dezember 2016. Die im Verfassungsschutzbericht genannten Strafund Gewalttatenzahlen wurden nach dem von der Innenministerkonferenz beschlossenen polizeilichen Definitionssystem "Politisch motivierte Kriminalität" (PMK) erfasst, welches die Tat auslösende politische Motivation in den Vordergrund stellt. Es umfasst damit sowohl Taten mit erkennbar extremistischem Hintergrund wie auch politisch motivierte Delikte, bei denen (noch) nicht von einem extremistischen Hintergrund gesprochen werden kann. III. Strukturdaten Der vom Landtag Rheinland-Pfalz beschlossene Haushaltsplan der Verfassungsschutzbehörde Rheinland-Pfalz weist für 2016 insgesamt 165 Stellen (2017: 184) aus. Das Budget für Verwaltungsausgaben ohne Personalkosten im Haushaltsjahr 2016 betrug 1.373.200 EUR und 655.000 EUR für Investitionen. IV. Öffentlichkeitsund Präventionsarbeit Unter der Prämisse weitmöglichster Transparenz betreibt der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz Öffentlichkeitsarbeit, indem er über sich und seine Arbeit informiert, so durch jährliche Verfassungsschutzberichte. Dies erfolgt aus guten Gründen: Demokratie, Rechtsstaat und die Achtung der Menschenrechte können nicht ohne politische Auseinandersetzung mit den verschiede13
  • durch den Prenzlauer Berg. Anlass war der alljährlich von Rechtsextremisten begangene Todestag von Rudolf Hess. Rund um diesen Tag wurden
38 VE R F ASSU N GSSC HUT Z B E R IC HT B E RL IN 2 0 0 6 Verbliebene Die verbliebenen vier Kameradschaften wie die "KameradKameradschaften schaft Nord-Ost" (KNO) und die "Vereinten Nationalisten Nordost" (VNNO) kamen über das Kleben von Propagandamaterial, überwiegend in Lichtenberg und Pankow, nicht hinaus. Die "Nationalen Aktivisten Prenzlauer Berg" (NAPB) und die "Kameradschaft Phönix" scheinen nur noch aus Einzelaktivisten zu bestehen, die einen Fortbestand der Gruppe suggerieren wollen. Auch die NPD-Jugendorganisation, die JN, trat nach ihrer Neugründung durch Kameradschaftsaktivisten 200575 im vergangenen Jahr lediglich mit einigen Demonstrationstransparenten in Erscheinung. Rückgang demonstrativer Aktionen Mit der Umstrukturierung des Kameradschaftsnetzwerks ging ein Nachlassen demonstrativer Aktivitäten und eine Zunahme gewalttätiger Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner einher. Die Zahl der Demonstrationen sank deutlich; andere öffentlichkeitswirksame Aktionen wie Flugblattverteilungen oder Mahnwachen wurden 2006 überhaupt nicht durchgeführt. Die größte Berliner Demonstration, die 2006 von Aktivisten des Kameradschaftsnetzwerks organisiert wurde, verlief am 19. August unter dem Motto "Meinungsfreiheit für alle - Gesinnungsjustiz stoppen" vom Alexanderplatz durch den Prenzlauer Berg. Anlass war der alljährlich von Rechtsextremisten begangene Todestag von Rudolf Hess. Rund um diesen Tag wurden bundesweit zahlreiche Aufzüge durchgeführt. Mit ca. 230 Teilnehmern fand in Berlin die größte derartige Veranstaltung statt, dennoch wurde die Teilnehmerzahl des Vorjahres nicht erreicht (2005: ca. 550 Teilnehmer). Weitere Propagandaaktionen zu Ehren des von den Nationalsozialisten als Märtyrer verehrten SA-Mannes, wie die so genannten "Horst Wessel-Wochen", fielen weitgehend aus. Ein Grund hierfür könnte die Gesetzesverschärfung des 75 Vgl. Senatsverwaltung für Inneres: Verfassungsschutzbericht 2005. Berlin 2006, S. 64.
  • letzten Zeit"72. Gemeint waren die zahlreichen Vereinsverbote von rechtsextremistischen Kameradschaften in Berlin und Brandenburg. Die Berliner Sektion war bereits
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - R E C H T S E X T R E M IS M US 37 Mit der Hinwendung zu den autonomen AktionsgemeinBedeutungsverlust schaften traten die Kameradschaften () als politische der Kameradschaften Akteure zurück. Die "Sektion Berlin" der Brandenburger Kameradschaft "Märkischer Heimatschutz" (MHS) gab am 4. November ihre Auflösung bekannt. Der Vorsitzende des Auflösung des MHS MHS begründete diesen Schritt mit den "politischen Entwicklungen der letzten Zeit"72. Gemeint waren die zahlreichen Vereinsverbote von rechtsextremistischen Kameradschaften in Berlin und Brandenburg. Die Berliner Sektion war bereits seit dem Ausstieg ihres damaligen Anführers im Herbst 2005 weitgehend inaktiv. Die Auflösung des MHS bedeutet jedoch nicht die Einstellung der politischen Agitation. Der ehemalige Vorsitzende kündigte indirekt an, dass sich einige Brandenburger Mitglieder künftig in der NPD engagieren werden: "Wir beabsichtigen, jeder nach seinem Interesse, nun den parlamentarischen Weg zu gehen."73 Auch die Berliner Sektion erklärte am 13. November, unvermindert für "das Reich" kämpfen zu wollen: "Ein Entschluss, der [...] uns einen Weg weist, unseren Kampf ohne Kompromisse und ohne die abzusehenden Barrieren fortzusetzen. [...] Die Idee, das Ziel aber, werden wir auch weiterhin ungebrochen verfolgen. Das Reich zerbricht nicht, solange wir daran glauben und dafür kämpfen und arbeiten! Der Kampf geht weiter!"74 72 Gordon Reinholz: Der Märkische Heimatschutz (MHS) löst sich auf! Internetauftritt des Nationalen Widerstandes Berlin-Brandenburg, datiert vom 4.11.2006. 73 Ebenda. 74 Internetauftritt des MHS - Sektion Berlin, Aufruf am 13.11.2006.
  • angemeldete Demonstration wurde von der örtlichen Versammlungsbehörde verboten.65 Verschiedene Rechtsextremisten bemühten sich, die deutschlandweite Begeisterung in eine nationalistische MentalitätsNationalistische wende
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - R E C H T S E X T R E M IS M US 33 zu bestimmten politischen und geschichtlichen Themenfeldern haben, würde man am liebsten die Einreise verweigern."64 Allerdings blieb der iranische Präsidenten der WM fern. Eine unter Anspielung auf den offiziellen Slogan der Weltmeisterschaft für den 17. Juni in Frankfurt a. M. unter dem Motto "Präsident Achmadinedschad - Zu Gast bei Freunden" von NPD-Funktionären angemeldete Demonstration wurde von der örtlichen Versammlungsbehörde verboten.65 Verschiedene Rechtsextremisten bemühten sich, die deutschlandweite Begeisterung in eine nationalistische MentalitätsNationalistische wende umzudeuten. Die DVU behauptete mit einer charakteUmdeutung ristischen Verbindung aus Antisemitismus und Verschwörungstheorie, der Zentralrat der Juden befördere den angeblichen "Selbsthass" der Deutschen aus finanziellen Beweggründen: "Der Zentralrat der Juden wünscht sich hierzulande natürlich nur die erste Gruppe von Deutschen, 'die Devoten', welche Probleme mit sich und der eigenen Nation haben. Womit man auch wieder bei der Fußballweltmeisterschaft angelangt wäre. Sie macht dem Herren Kramer [der Generalsekretär des Zentralrats der Juden] und den Kreisen, die er vertritt, natürlich Angst und Bange. Zeigt die millionenfache Beflaggung mit deutschen Fahnen doch nicht mehr und nicht weniger an, als dass die Deutschen zu sich selbst und zu ihrer Nation stehen und sie den verordneten Schuldkult satt haben: 'Wir, die heute Lebenden, sind nicht schuldig!' Punkt. Aus. Schluss. Ende. Das aber kann und darf nicht sein. Um nicht vollends das Erpressungsmonopol aus der Hand zu geben und in die Vergangenheitsbewältigungs-Defensive zu geraten, will sich der Zentralrat der Juden nun noch mehr auf jene stürzen, die sich gegen verordnetes Denken nicht wehren können: die Kinder und die Jugendlichen in den Schulen."66 64 Alexander Kurth: Die Welt zu Gast bei Freunden? Internetauftritt des KDS, Aufruf am 6.12.2006. 65 An diesem Tag absolvierte die iranische Nationalmannschaft ein Vorrundenspiel in Frankfurt a. M. 66 Rita Hoffman: Nie wieder Selbsthass. Deutsche endlich stolz. In: "National-Zeitung" vom 7.6.2006.
  • Lunikoff" und nicht auch auf die übrigen inhaftierten Rechtsextremisten bezog. Die Berliner Kameradschaftsaktivisten verließen daher die Veranstaltung vorzeitig, noch während
30 VE R F ASSU N GSSC HUT Z B E R IC HT B E RL IN 2 0 0 6 Dabei handelt es sich um Unterschiede sowohl auf der ideologischen und strategischen Ebene wie im Habitus. Während die einen eine nationalsozialistische Revolution fordern und teilweise zu Gewalttaten bereit sind, streben andere Ruhe und Ordnung als oberste Priorität an. Dritte wiederum interessieren sich ausschließlich für subkulturelle Gemeinschaftserlebnisse. Anzeichen für die unterschiedlichen Motivationslagen bei Unterschiedliche gemeinsamen Veranstaltungen zeigten sich anlässlich der Motivationslagen "Lunikoff"-Demonstration. Während sich Teilnehmer im Internet positiv über die Demonstration, vor allem die Musikdarbietung äußerten, zeigten sich die Berliner Kameradschaftsaktivisten enttäuscht über den ihrer Meinung nach mangelnden politischen Anspruch einiger Veranstaltungsteilnehmer. Zudem bemängelten die FKB, dass sich die Solidaritäts-Demonstration allein auf "Lunikoff" und nicht auch auf die übrigen inhaftierten Rechtsextremisten bezog. Die Berliner Kameradschaftsaktivisten verließen daher die Veranstaltung vorzeitig, noch während der Musikdarbietung. "Die Redebeiträge durch die Redner waren größtenteils direkt auf Michael Regener zugeschnitten was vielen von uns verärgerte. [...] Aufgrund dieser Tatsache, dass es den Teilnehmern aller Voraussicht nach nur um die Livemusik ging und die Redebeiträge inhaltlich monoton waren beschloss der separate Block [der parteifreien Kräfte Berlins] die Veranstaltung zu verlassen."57 Überdeckt werden die Differenzen bislang von der Dynamik der Entwicklung, dem Bemühen um Interessenausgleich durch die NPD und persönlichen Loyalitäten. Ein Abflauen der Dynamik oder Phasen der Erfolglosigkeit dürften zu einem Aufbrechen der Gegensätze führen. 57 Freiheit für Lunikoff. Internetauftritt der FKB, datiert vom 21.10.2006.
  • Inhaltsverzeichnis Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen-Anhalt 2012 RECHTSEXTREMISTISCHE PARTEIEN UND VEREINIGUNGEN 65 Nationaldemokratische Partei Deutschlands - Die Volksunion (NPD) 65 Junge
  • Nationaldemokraten (JN) 78 Partei "DIE RECHTE" 81 Exilregierung des Deutschen Reichs 82 Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) 83 Artgemeinschaft Germanische Glaubensgemeinschaft
Inhaltsverzeichnis Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen-Anhalt 2012 RECHTSEXTREMISTISCHE PARTEIEN UND VEREINIGUNGEN 65 Nationaldemokratische Partei Deutschlands - Die Volksunion (NPD) 65 Junge Nationaldemokraten (JN) 78 Partei "DIE RECHTE" 81 Exilregierung des Deutschen Reichs 82 Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) 83 Artgemeinschaft Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V. ( Artgemeinschaft ) 83 IX
  • Landtagsfraktion dezimiert viel zum Imagegewinn der Partei innerhalb des rechtsextremistischen Spektrums beigetragen hatte. Nachdem bereits Ende Dezember 2005 drei Abgeordnete
AK T UE L LE E N TW IC K L UN G E N - R E C H T S E X T R E M IS M US 27 "Das deutsche Volk wird nur überleben, wenn es noch viele Frauen [...] gibt, die sich endlich lösen und klar bekennen zu einem neuen (alten) Frauenund Mutterbild."48 Am 28. Oktober folgte die Gründung einer Regionalgruppe des RNF in Berlin. Diese plane die Erstellung von Flugblättern und einer Werbe-CD für junge Frauen sowie das Schreiben eines Kinderbuches, "das Heimatliebe und Identität vermitteln und sich gegen den üblichen Multikulti-Wahnsinn in deutschen Schulund Kinderbüchern"49 richten soll. Bundesweite Bedeutung könnte wegen der staatlichen finanziellen Zuwendungen die Etablierung einer Parteistiftung der NPD-Stiftung NPD mit dem Namen "Bildungswerk für Heimat und nationale Identität e. V. (i. G.)" durch den Sächsischen NPDLandesverband gewinnen. Das Bildungswerk nahm am 6. Juli seine Tätigkeit auf.50 Wenig professionell agierte dagegen zuletzt die Sächsische Sächsische Landtagsfraktion der NPD, die in den vergangenen Jahren Landtagsfraktion dezimiert viel zum Imagegewinn der Partei innerhalb des rechtsextremistischen Spektrums beigetragen hatte. Nachdem bereits Ende Dezember 2005 drei Abgeordnete die zwölfköpfige Fraktion verlassen hatten, verlor sie 2006 abermals drei Mitglieder. Während der wohl populärste NPD-Abgeordnete am 30. August bei einem Verkehrsunfall starb, gab ein weiterer am 24. November sein Mandat auf. Es waren polizeiliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Verbreitung, des Erwerbs und des Besitzes kinderpornografischer Schriften bekannt geworden51 Ein anderer Abgeordneter wurde aufgrund 48 Petra Müller: Das EVA-Prinzip. Internetauftritt des RNF, Aufruf am 7.12.2006. 49 Stella Palau: NPD-Frauen in Berlin. Internetauftritt des Berliner NPDLandesverbands, datiert vom 29.10.2006. 50 Vgl. Karl Richter: Bildungswerk für Heimat und nationale Identität nimmt Arbeit auf. Internetauftritt des Sächsischen NPD-Landesverbands, Aufruf am 12.7.2006. 51 Vgl. NPD-Landtagsabgeordneter legt Mandat nieder. In: "Der Tagesspiegel" vom 24.11.2006.

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