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"links or rechts" in den Verfassungsschutz Trends
  • Wales entschied, dass Irving angesichts seiner historiographischen Methoden zu Recht als einer "der gefährlichsten Leugner des Holocaust" bezeichnet wurde
  • Leugner des Holocaust ist und dass er sich mit Rechtsextremisten eingelassen hat, die den Neonazismus fördern." 3.4.3.2 Germar Rudolf (verh
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2001 Seite 91 3.4.3 Revisionisten 3.4.3.1 David Irving, Großbritannien Der mittlerweile 73-jährige Irving befasst sich seit Anfang der 60er Jahre mit zeitgeschichtlichen Fragen und ist unter anderem Mitte der siebziger Jahre durch seine Hitler-Biographie, in der behauptet wird, Hitler habe von der "Endlösung", der geplanten Vernichtung des Judentums, nichts gewusst, in den Blickpunkt revisionistischer Aktivitäten gerückt. Seiner Ausweisung aus Kanada 1992 folgten weitere Einreiseverbote durch Australien, Südafrika, Italien, Österreich und Deutschland. Seine Aktivitäten, unter anderem vertreibt er über seine Homepage Bücher und Videos, dürften durch die Niederlage im von ihm angestrengten Verleumdungsprozess gegen die amerikanische Historikern Prof. Deborah Lipstadt mit angeblich über sechs Millionen Mark Verfahrenskosten erheblich eingeschränkt worden sein. Der im Rahmen eines Revisionsantrages angerufene Oberste Gerichtshof für England und Wales entschied, dass Irving angesichts seiner historiographischen Methoden zu Recht als einer "der gefährlichsten Leugner des Holocaust" bezeichnet wurde, und erklärte "dass Irving aus seinen ureigenen ideologischen Gründen beharrlich und vorsätzlich historische Beweise manipuliert und verzerrt wiedergegeben hat, [...] dass er ein aktiver Leugner des Holocaust ist und dass er sich mit Rechtsextremisten eingelassen hat, die den Neonazismus fördern." 3.4.3.2 Germar Rudolf (verh. Scheerer) Unter den bekanntesten Revisionisten hat sich der Diplom-Chemiker Rudolf spätestens seit Anfang der 90er durch die Verfassung des 'Rudolf-Gutachtens' (siehe Kapitel 2.4.3.4 des VS-Berichtes NRW 2000) etabliert. Über die weltweite Arbeit des Revisionismus erklärte er in einem im Juli 2001 veröffentlichten Beitrag (VffG, Ausgabe 2) unter ausdrücklichem Bedauern, dass "sämtliche Versuche, im Nahen Osten über den Revisionismus zu diskutieren, so drakonisch unterdrückt" würden und dass er seine "Ansicht über eine revisionistisch-arabische Zusammenarbeit geändert" habe. Von einer derartigen Allianz könnten beide Seiten nur profitieren. Über seinen Verlag 'Castle Hill Publishers' in Hastings wird seit Sommer 2001 die ü- berarbeitete zweite Auflage der erstmals 1993 erschienenen Schrift 'Das Rudolf Gutachten' verbreitet, in der der systematische Mord an Juden durch Giftgas im Vernichtungslager Auschwitz bestritten wird. In der VffG-Ausgabe 3, September 2001, unter der Überschrift "Auschwitz, wie es wirklich war. Eine Projektvorstellung" kündigte er aktuell die Herausgabe eines zweibändigen Werkes über das Lager Auschwitz im Jahre 2003 an. In diesem Zusammenhang hob er hervor: "Zentrales Thema der Revisionisten ist und bleibt das Lager Auschwitz." 3.4.3.3 Dr. Fredrick Toben (Australien) Der 1980 erneut nach Australien ausgewanderte Fredrick Toben gründete dort 1996 mit Gleichgesinnten ein internationales Zentrum für Revisionismus, das 'Adelaide Institute', in dem er als "Direktor" fungiert. Seit 1992 befasst sich Toben mit dem Thema Holocaust. Über das Internet verfasst er revisionistische Rundbriefe und Artikel, in denen unter dem Vorwand wissenschaftlicher Forschung die unter der Herrschaft des
  • Kaisers 1918 sowie die damit zusammenhängenden Machtbefugnisse und vermeintlichen Rechtsfolgen. 281 Eines der bedeutsamsten Ereignisse in dem Milieu, welches sich
  • Deutscher Wahlkommissionen" (VDWK) zusammengeschlossen. 281 Vgl. Telegram-Kanal VDWK - Rechtliche Grundlagen zur Wahlkommission und der Gemeindereaktivierung: Konversation ab 02.10.2023, (letzter
Strukturierte Organisationsformen: "Anhänger der Reichsverfassung von 1871", "Das Große Treffen der 25+1 Bundesstaaten", "Wahlkommissionen" Auch wenn die Szene der Reichsbürger mehrheitlich unstrukturiert ist, zeichnen sich unter den verschiedenen Theorien und Handlungsmotivationen gemeinsame ideologische Kontexte ab. Hierzu zählt die verbreitete Annahme, dass die Verfassung von 1871 entweder noch Bestand hat oder wieder in Kraft gesetzt werden müsse, um so die Handlungsfähigkeit des Deutschen Kaiserreiches wiederherzustellen. Uneinigkeit besteht indes darüber, ob sich das Reich in einem Kriegsbeziehungsweise Belagerungszustand oder in einem "Verfassungsnotstand" befindet. Hintergrund sind unterschiedliche Ansichten innerhalb der Szene in Bezug auf die Abdankung des Kaisers 1918 sowie die damit zusammenhängenden Machtbefugnisse und vermeintlichen Rechtsfolgen. 281 Eines der bedeutsamsten Ereignisse in dem Milieu, welches sich ideologisch auf die Reichsverfassung von 1871 bezieht, ist das "Große Treffen der 25+1 Bundesstaaten". Hierbei handelt es sich um eine wiederkehrende öffentliche Veranstaltung, die erstmalig im Jahr 2023 in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) durchgeführt wurde. Im Berichtszeitraum kam es am 6. April 2024 in Gera (Thüringen) sowie am 30. August 2024 in München (Bayern) zu weiteren vermeintlichen "Bundesstaaten-Treffen", an denen sich jeweils mehrere hundert Personen beteiligten. Aufmerksamkeit erfahren die Veranstaltungen, auf denen die 25 Bundesstaaten des Deutschen Kaiserreiches sowie das ehemalige "Reichsland Elsaß-Lothringen"282 repräsentiert werden sollen, vor allem durch die historische Kleidung der Teilnehmer sowie die Zurschaustellung entsprechender Reichsfahnen. Eine ähnlich konzipierte Veranstaltung stellt der Geburtstag des vermeintlichen kaiserlichen Thronfolgers dar283,welcher jährlich in Potsdam von Anhängern desselben Milieus begangen wird. An der Veranstaltung am 10. Juni 2024 auf dem Luisenplatz in Potsdam beteiligten sich circa 120 Personen. Neben der Organisation öffentlicher Veranstaltungen zur Rekrutierung neuer Anhänger haben sich Teile der Szene in "Wahlkommissionen" (WK) zusammengeschlossen, um auf diesem Wege die Wiederherstellung der genannten Bundesstaaten zu erreichen. Durch die gegründeten "Wahlkommissionen" soll zunächst auf Gemeindeebene eine parallele Verwaltungsstruktur aufgebaut werden. Die Anhänger der Szene behaupten, dass bereits mehrere dieser "Wahlkommissionen" im gesamten Bundesgebiet existieren würden. Im südlichen Teil Brandenburgs, welcher der "Wahlkommission Preußische Provinz Sachsen" zugerechnet wird, wurden 2024 vermeintliche "Öffentliche Bekanntmachungen" an allgemeinen Plätzen und teils offiziellen Informationstafeln angeschlagen. Hier wird in der Regel die "Eröffnung der Wahllisten" bekanntgegeben und zur "Wahl aufgerufen". Vergleichbare Aktivitäten konnten in anderen Teilen des Landes durch die angebliche "Staatliche Wahlkommission der Provinz Brandenburg" mit Postanschrift in Wandlitz (BAR) festgestellt werden. 284 Organisatorisch sind die regionalen "Wahlkommissionen" in einem angeblichen "Verband Deutscher Wahlkommissionen" (VDWK) zusammengeschlossen. 281 Vgl. Telegram-Kanal VDWK - Rechtliche Grundlagen zur Wahlkommission und der Gemeindereaktivierung: Konversation ab 02.10.2023, (letzter Zugriff am 15.10.2024). 282 Das ehemalige "Reichsland Elsaß-Lothringen" unterstand seiner Zeit direkt dem Deutschen Kaiser und war somit kein eigener Bundesstaat. 283 Vgl. Homepage Das Große Treffen der Bundesstaaten: "S.M. Georg Friedrich Prinz von Preußen", vom 18.06.2024, (letzter Zugriff am 15.10.2024). 284 Vgl. Homepage Staatliche Wahlkommission der Provinz Brandenburg: Formulare, ohne Datum, (letzter Zugriff am 25.11.2024). 121
  • gegen diesen "Seelenmord" ist eines der wichtigsten Anliegen dieser rechtsextremistischen Gruppierung. Der innerlichen Reinhaltung des deutschen "Volksgeistes" entspricht im Denken
184 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 zunächst Dr. Reinhold OBERLERCHER. 1999 stießen Horst MAHLER und Uwe MEENEN zum DK. Seitdem intensivierte das DK die Arbeit an seinen programmatischen Ausarbeitungen und Schulungen. Sowohl MAHLER als auch OBERLERCHER waren bereits in der 68er-Bewegung aktiv. OBERLERCHER hatte nach eigenen Angaben eine führende Position in der "nationalen Fraktion" des "Sozialistischen Studentenbund" (SDS) inne und bezeichnet sich heute als "völkisch-germanischen Nationalmarxisten". Das ehemalige RAF-Mitglied Horst MAHLER war NPD-Mitglied und Prozessbevollmächtigter der Partei im NPD-Verbotsverfahren. Kurz nach der Urteilsverkündung des Bundesverfassungsgerichts trat er öffentlichkeitswirksam aus der Partei aus. Beide sehen in ihrer nationalrevolutionären Programmatik die konsequente Fortführung der Ideologie der 68er-Bewegung.283 Das DK vertritt eine nationalrevolutionäre Ideologie, die Antiliberalismus, Antikapitalismus, Rassismus und Antisemitismus verbindet. Die Völker bestehen für das DK aus verschiedenen Rassen, die je ein geistiges Prinzip vertreten und sich damit feindlich gegenüber stehen. Während die Westmächte Frankreich und England für Liberalismus und Individualismus stünden, sei dem deutschen Volk die "Aufhebung des Gegensatzes zwischen dem einzelnen und dem Gemeinwesen in der selbstbewussten Volksgemeinschaft" als Prinzip eigen.284 Die Siegermächte des 2. Weltkrieges hätten jedoch versucht, das deutsche Volk durch ein "System von Fremdherrschaft und Kollaboration"285 - gemeint ist die Bundesrepublik Deutschland - systematisch "umzuerziehen": "Die tiefste Mißachtung widerfährt uns darin, daß die Sieger die Seele unseres Volkes mit der Lüge morden und uns ein politisches System aufzwingen, in dem jene über uns bestimmen, die gar nicht mehr wissen, daß wir eine Seele haben."286 Der Kampf gegen diesen "Seelenmord" ist eines der wichtigsten Anliegen dieser rechtsextremistischen Gruppierung. Der innerlichen Reinhaltung des deutschen "Volksgeistes" entspricht im Denken des DK die "rassisch reine" Volksgemeinschaft. Die Orientierung an der Rasse müsse die zentrale Kategorie der Völker und Nationen werden. 283 "In der ersten Hälfte der 90er Jahre brachte der Theorie-SDS in die erwachende Nationalbewegung ein Programm und eine Strategie ein, die auf der vollendeten 68er Theorie gründete. Der Theorie-SDS rekonstruierte sich 1995 als "Deutsches Kolleg" ... Aus: "Die Zukunft der 68er Idee". Internetauftritt des DK, eingestellt am 1.3.2001. 284 Horst Mahler: Zur heilsgeschichtlichen Lage des Deutschen Reiches, Art. 69. Internetauftritt des DK, eingestellt am 15.6.2002. 285 DK-Flugblatt. Internetauftritt des DK, Aufruf am 25.9.2003. 286 Horst Mahler: Zur heilsgeschichtlichen Lage des Deutschen Reiches, Art. 177. Internetauftritt des DK, eingestellt am 15.6.2002.
  • einem gen eines Hijabs gehalten zu haben. Nach dieser Rechtsgutachten (einer sogenannten "Fatwa") Festnahme fiel Amini ins Koma und starb
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Joshua Goodman 45 Islamismus Am 12. August 2022 wurde Salman Rushdie auf offener Bühne in Chautauqua, im US-Bundesstaat New York attackiert und lebensgefährlich verletzt. nicht vereinbar ist. Regimegegner sowie religiöse zum Tode verurteilt. Begründet wurde diese und ethnische Minderheiten sind regelmäßig Fatwa mit der Behauptung, Rushdies Buch "Die Opfer staatlicher Repressionen, was sich unter satanischen Verse" sei "gegen den Islam, den anderem in der hohen Anzahl an Hinrichtungen Propheten und den Koran" gerichtet und beleizeigt. Zu diesen Opfern zählten auch Menschen, dige diese. Mit dieser Fatwa rief Khomeini die die aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen AusMuslime in aller Welt zur Vollstreckung des richtung verurteilt und hingerichtet wurden. Todesurteils gegen den Schriftsteller auf. Die iranische Chordat-Stiftung setzte daraufhin ein Die iranische Staatsführung äußert sich seit Kopfgeld von 1 Million US-Dollar aus. Auch nach Jahrzehnten antiisraelisch, regelmäßig wird der dem Tod Khomeinis wurde das Todesurteil gegen Die Flagge der Staat Israel als "Krebsgeschwür" bezeichnet. Der Rushdie aufrechterhalten. Die Drohungen gegen "Islamischen Republik oberste Religionsführer Khamenei sagte im Sepden Schriftsteller werden auch aktuell vom iraIran" mit dem in der tember 2015, dass Israel "das Ende der komnischen Revolutionsführer Ali Chamenei und den Mitte stehenden menden 25 Jahre" nicht mehr erleben werde. Iranischen Revolutionsgarden vertreten. Das Hoheitszeichen, Kopfgeld beläuft sich inzwischen auf 3,3 Milliowelches in stilisierter Während einer Podiumsdebatte im US-Bundesnen Dollar. Regierungsnahe iranische Medien persisch-arabischer staat New York am 12. August 2022 wurde der begrüßten den Angriff auf Rushdie. Die Mehrheit Schrift das Wort seit vielen Jahren in New York lebende indischder islamistischen und jihadistischen Gruppie"Allah" (Gott) zeigt. britische Schriftsteller Salman Rushdie durch rungen hat den Mordanschlag auf Rushdie mehrere Messerstiche an Hals, Leber und Arm jedoch nicht kommentiert. von einem Sohn libanesischer Emigranten, der in den sozialen Netzwerken mit dem schiitischen Am 13. September 2022 wurde die 22-Jährige Islamismus und der Iranischen RevolutionsgarIranerin Mahsa Amini von der iranischen Sittenden sympathisiert hat, schwer verletzt. Rushdie polizei festgenommen, die ihr vorgeworfen hatte, wurde am 14. Februar 1989 vom damaligen sich nicht an die strengen Vorschriften zum TraRevolutionsführer Ajatollah Khomeini in einem gen eines Hijabs gehalten zu haben. Nach dieser Rechtsgutachten (einer sogenannten "Fatwa") Festnahme fiel Amini ins Koma und starb am 16.
  • allen Deutschen geteilt werden [...] Weil wir wissen, daß wir Recht haben, setzen wir den politischen Kampf um die Macht
  • richtet sich gegen die "Systemparteien" als Träger der rechtsstaatlichen Ordnung und gegen demokratische Prinzipien wie den Pluralismus. Sie agitiert
  • Holger Apfel: Weder Recht noch Menschlichkeit, "Deutsche Stimme" Nr. 9, vom September
180 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 außerdem, daß unsere Ziele im Grunde von fast allen Deutschen geteilt werden [...] Weil wir wissen, daß wir Recht haben, setzen wir den politischen Kampf um die Macht in unserem Lande fort [...]"276 Die NPD richtet sich gegen die "Systemparteien" als Träger der rechtsstaatlichen Ordnung und gegen demokratische Prinzipien wie den Pluralismus. Sie agitiert auf der Grundlage eines anti-individualistischen Menschenbildes und eines völkischen Kollektivismus. Freiheitsund Gleichheitsrechte lehnt die NPD mit dem Hinweis auf die Gefahr der "Umvolkung" Deutschlands (gemeint ist die Verdrängung der originär deutschen Wohnbevölkerung durch den Zuzug von Ausländern) ab. Das Ziel der NPD ist die Schaffung einer "ethnisch homogenen Volksgemeinschaft": "Wenn die Politik der Kartellparteien ihr Ziel erreicht hat und die Bevölkerung der BRD ein zusammengestückeltes, wirres Sammelsurium von egoistischen Individuen ist, die kein natürliches Zusammengehörigkeitsgefühl mehr verbindet, [...] können sie folglich keine gemeinsamen Werte entwickeln und keine Gemeinschaft mehr bilden. Dann ist das Endstadium der Gemeinschaftszerstörung und der Entkulturalisierung erreicht."277 Eine Wesensverwandtschaft ihrer Positionen mit der nationalsozialistischen Ideologie und eine Verharmlosung ihrer menschenverachtenden Folgen wird in der Wahl der Begriffe deutlich. Hinzu kommt die Heroisierung führender Repräsentanten und Institutionen des NS-Regimes. So berichtet die DS über die Demonstration zum 16. Todestag von Rudolf HESS in Wunsiedel. Danach wies der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Holger APFEL in seiner Grußansprache darauf hin, "daß Heß stellvertretend für das seit über 50 Jahren geknechtete deutsche Volk ein Martyrium erlitten habe und heute wie kein anderer die Generation von Deutschen verkörpere, die ihr Vaterland in den europäischen Bruderkriegen des 20. Jahrhunderts mit dem Einsatz ihres Lebens verteidigten." Wenige Jahre nach ihrer Gründung verzeichnete die NPD mit dem Einzug in mehrere Landesparlamente ihre ersten Erfolge. Ihren Höhepunkt erlebte die NPD im Jahr 1969, als sie bei der Bundestagswahl mit 4,3 Prozent der Stimmen nur knapp den Einzug in den Deutschen Bundestag verpasste. Danach kam es aufgrund innerparteilicher Querelen zu einem Bedeutungsverlust der Partei. Der seit 1996 amtierende Parteivorsitzende Udo VOIGT versucht mit einem "Drei-Säulen-Konzept" eine strategische Neuausrichtung und Wiederbelebung 276 Bundeswahlprogramm 2002 der NPD, S. 7. 277 Holger Apfel: Weder Recht noch Menschlichkeit, "Deutsche Stimme" Nr. 9, vom September 2003.
  • treten, noch ihr Selbstbild als Elite der rechtsextremistischen Skinhead-Szene durchsetzen. Angesichts des postulierten Ziels einer "Hammerskin Nation" fällt
170 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 Vereinigung aller weißen Skinheads über Ländergrenzen hinweg in einer "Hammerskin-Nation". In Deutschland bildeten sich ab etwa Mitte der 90er Jahre regionale Zusammenschlüsse ("Sektionen"). Aufgrund mangelnder Organisationsstrukturen und einer fehlenden Führungspersönlichkeit in ihren Reihen konnten die HS aber weder in Konkurrenz zu B&H treten, noch ihr Selbstbild als Elite der rechtsextremistischen Skinhead-Szene durchsetzen. Angesichts des postulierten Ziels einer "Hammerskin Nation" fällt die Konzeptionslosigkeit der Organisation auf. Eine Strategie zur Umsetzung ihres Ziels ist nicht erkennbar. Überregionale Koordinierungstreffen finden zwar regelmäßig statt, konzeptionelle Impulse gehen von diesen Treffen bislang jedoch nicht aus.262 Die Berliner Sektion gründete sich 1994. Sie umfasste in der Folgezeit bei geringer Fluktuation nie mehr als 30 Mitglieder. Gemessen an dem von den "Hammerskins" formulierten Anspruch, geht von der Berliner Sektion keine nennenswerte Außenwirkung aus. Das Symbol der HS sind zwei gekreuzte Zimmermannshämmer, die auf die Wurzeln der Skinhead-Subkultur im Arbeitermilieu hinweisen und dessen Kraft und Stärke symbolisieren sollen. 2.1.6 Kameradschaften Organisationsstruktur: hierarchisch gegliederte, informelle Gruppen Entstehung/Gründung: seit 1995 Mitgliederzahl: k. A. bundesweit (2002: k. A.), 40 bis 60 in Berlin (2002: 40) Sitz: bundesweit 160 Kameradschaften, davon 5 in Berlin Publikationen: Flugblätter Kameradschaften (KS) sind Zusammenschlüsse von Neonazis (=) mit einer mindestens rudimentären Struktur und Selbstorganisation. Diese Gruppen sind hierarchisch gegliedert und bestehen in der Regel aus einem autoritär agierenden Kameradschaftsführer, einem Stellvertreter und meist jugendlichen Mitgliedern, die sich regelmäßig zu so genannten Kameradschaftsabenden treffen. Maßgeblich für die Definition einer Gruppe als Kameradschaft ist die Bereitschaft zur gemeinsamen politischen Arbeit und die Verbreitung neonazistischen Gedankenguts. Dies geschieht z. B. durch geschlossene Teilnahme an Demonstrationen, Erstellung und Verbreitung von Flugblättern, Internetauftritte oder politische Schulungen. 262 Vgl. S. 52.
  • Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten Prinzipien der Demokratie, des Rechtsstaats und der Menschenwürde ist. Die Unvereinbarkeit mit der Verfassung betrifft
Hintergrundinformationen - Ideologien 165 Amerikanern zur individuellen Pflicht eines jeden Muslims erklärt und zugleich behauptet, sich in einem gerechten Verteidigungskampf gegen einen überlegenen Gegner zu befinden. Gemeinsam ist den islamistischen Bewegungen, dass sie die politischen Verhältnisse ihrer Heimatländer radikal in Frage stellen. Dies betrifft vor allem die Regierungen in Ägypten, Syrien, Jordanien, Algerien, Tunesien, Marokko, im Irak, sowie die Palästinensische Autonomiebehörde. Ziel der islamistischen Bewegungen ist es bis heute, die autokratischen Herrschaftssysteme in den muslimischen Ländern zu beseitigen, der islamischen Religion größeren Einfluss zu verschaffen und dort möglichst einen - wie auch immer gearteten - "islamischen Staat" zu errichten. Die Tatsache, dass die islamistischen Bewegungen eine gegen Monarchien, Militärdiktaturen und Einparteienherrschaften gerichtete Opposition darstellen, hat zur Konsequenz, dass die Regierungen dieser Staaten sie seit Jahrzehnten massiv bekämpfen; hierzu gehören auch langjährige Haftstrafen, die Anwendung von Folter und die Verhängung der Todesstrafe. Zusammen mit dem Anspruch auf absolute Wahrheit finden sich bei Islamisten ferner heftige Polemiken gegen das Prinzip des Säkularismus, der Trennung von Religion und Politik. Die Polemiken sind vor allem gegen die herrschenden politischen Systeme der Herkunftsländer gerichtet, zielen aber auch gegen westliche Demokratiemodelle, die als vermeintlich "un-islamisch" abgelehnt werden. In dieser Hinsicht haben sich einige der islamistischen Gruppen nicht allein zu einer Bedrohung für die muslimischen Heimatländer, sondern auch für die internationale Staatengemeinschaft entwickelt. Dies gilt seit den Anschlägen vom 11. September 2001 im besonderen für den islamistischen Terrorismus, der sich einer ähnlichen Argumentation bedient. Den Boden für die zunehmende Militanz bereiten vor allem verbale Angriffe, die in der Mehrzahl gegen Israel und die USA gerichtet sind. Da hierbei selten zwischen staatlicher Politik und den Bewohnern eines Landes differenziert wird, entwerfen einige islamistische Gruppierungen drastische Feindbilder von "Juden" und "Christen". Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Großteil des ideologischen Gemeinguts islamistischer Gruppierungen unvereinbar mit den im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten Prinzipien der Demokratie, des Rechtsstaats und der Menschenwürde ist. Die Unvereinbarkeit mit der Verfassung betrifft zum einen das Politikverständnis, das in der Forderung nach Schaffung einer "islamischen Ordnung" zum Ausdruck kommt und das die Errichtung eines religiösen Staates, die Anwendung des islamischen
  • gegründete "Gemeinde von Medina" sowie die Periode der "Vier Rechtgeleiteten Kalifen", die als direkte Nachfolger (Kalifen) des Propheten Muhammad eine
  • Scharia, die sie nicht allein als ein Recht betrachten, sondern als ein politisches und gesellschaftliches Ordnungsprinzip. Mit dem Schlagwort
  • für eine vollständige Umsetzung der Bestimmungen des islamischen Rechts. Islamisten sind davon überzeugt, dass das islamische Recht lediglich angewandt werden
  • Willen" verstehen Islamisten nicht - wie in der klassischen islamischen Rechtstheorie definiert - als eine ausschließlich zum Zwecke der Verteidigung des Islam
164 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 stande sei und die es anzuwenden gelte. Methodisch orientieren sich Islamisten bevorzugt am Wortlaut des Koran, den sie als ein "für alle Orte und Zeiten gültiges Gesetz" betrachten, und an der Sunna, den in "Berichten" (Hadithen) schriftlich festgehaltenen Worten und Taten des Propheten Muhammad. Beide, Koran und Sunna, haben nach islamistischer Auffassung eine Vorbildfunktion für politisches Handeln in einem künftigen "islamischen Staat". Islamisten idealisieren das erste muslimische Staatswesen, die vor 1400 Jahren gegründete "Gemeinde von Medina" sowie die Periode der "Vier Rechtgeleiteten Kalifen", die als direkte Nachfolger (Kalifen) des Propheten Muhammad eine "gerechte Kalifatsherrschaft" ausgeübt haben. Ein Idealbild haben Islamisten auch von der Scharia, die sie nicht allein als ein Recht betrachten, sondern als ein politisches und gesellschaftliches Ordnungsprinzip. Mit dem Schlagwort der "Anwendung der Scharia" ("tatbiq ash-sharia") plädieren sie für eine vollständige Umsetzung der Bestimmungen des islamischen Rechts. Islamisten sind davon überzeugt, dass das islamische Recht lediglich angewandt werden müsse, um sämtliche politischen und sozialen Probleme zu bewältigen. Konkret betrachtet beinhaltet ihre Forderung nach "Anwendung der Scharia" allerdings nur die Anwendung islamischer Strafrechtsbestimmungen und Elemente einer "islamischen Wirtschaftsordnung". Auffällig ist der Versuch von Islamisten, politische Herrschaft mit vermeintlich religiösen Grundlagen zu legitimieren. So ist bei ihnen häufig von der "Gottesherrschaft" (hakimiyat Allah) die Rede, die impliziert, dass politische Herrschaft nicht den Menschen zustehe. Diese Formel steht für das Ziel der Gründung eines religiösen "islamischen Staates", wobei unklar bleibt, wer darin zur politischen Führung befugt und wie dieser Staat zu organisieren sei. Das Konzept der "Gottesherrschaft" geht zurück auf Abul Ala AL-MAUDUDI und Sayyid QUTB (1906 - 1966), den 1966 hingerichteten Chefideologen der ägyptischen Muslimbruderschaft. Beide definierten die gesamte Welt, einschließlich des Westens und der islamischen Hemissphäre, als in einem Zustand der "heidnischen Unwissenheit" befindlich und forderten die Bekämpfung nicht-glaubenskonformer Muslime und so genannter "Ungläubiger" mit Hilfe des Jihad (Kampf). Den "Jihad um Gottes Willen" verstehen Islamisten nicht - wie in der klassischen islamischen Rechtstheorie definiert - als eine ausschließlich zum Zwecke der Verteidigung des Islam zulässige Methode. Der Jihad ist für sie vielmehr eine offensive und militante Aktionsform, die sie zudem zur individuellen Pflicht eines jeden Muslims erheben. Wie weit ein derartiges Verständnis des Jihad gehen kann, zeigte der von Usama BIN LADIN im Februar 1998 verfasste Aufruf der "Islamischen Weltfront für den Jihad gegen Juden und Kreuzzügler". Hierin hatte er u. a. die Tötung von
  • überparteiliches national-revolutionäres Theorieorgan zu sein, das sowohl rechten wie linken Nationalisten ein gemeinsames Forum bietet. Die jedoch überwiegend
  • rechtsextremistischen Spektrum gehörenden Autoren konzentrieren sich - neben antisemitisch geprägten Artikeln - vor allem auf die Veröffentlichung revisionistischer Beiträge. Außerdem werden Texte
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2001 Seite 102 In der letzten Ausgabe des Jahres 2001 (12/2001) kündigte der Herausgeber die Einstellung der Publikation in der bisherigen Form an. Nach einer halbjährigen Pause werde er versuchen, die Zeitschrift in einem anderen Rahmen neu zu begründen. Der Herausgeber führte als primären Grund hierfür die finanzielle Lage der Zeitschrift, deren Abonnentenzahl auf 800 gesunken sei, und mangelnde Resonanz an. 3.5.6 Sleipnir - Zeitschrift für Kultur, Geschichte und Politik Gründung 1995 Herausgeber Andreas Röhler Verlag Verlag der Freunde (VdF), Berlin; Erscheinungsweise ursprünglich zweimonatlich, inzwischen unregelmäßig Die Zeitschrift 'Sleipnir' wurde nach dem in der nordischen Mythologie bekannten achtbeinigen Pferd Odins benannt und nimmt für sich in Anspruch, ein überparteiliches national-revolutionäres Theorieorgan zu sein, das sowohl rechten wie linken Nationalisten ein gemeinsames Forum bietet. Die jedoch überwiegend zum rechtsextremistischen Spektrum gehörenden Autoren konzentrieren sich - neben antisemitisch geprägten Artikeln - vor allem auf die Veröffentlichung revisionistischer Beiträge. Außerdem werden Texte bekannter Organisationen aus dem Ausland, wie dem 'Journal of Historical Review' (USA) und dem 'Adelaide Institute' (Australien) abgedruckt. Gegen verschiedene 'Sleipnir'-Ausgaben bestehen aufgrund volksverhetzender und den Holocaust leugnender Ausführungen Beschlagnahmebeschlüsse, die das publizistische Wirken des Herausgebers in den vergangenen Jahren erheblich erschwert haben. In Ausgabe 32 (Februar 2001) erschien unter dem Titel 'Verbotslogik' ein Beitrag Röhlers, der sich mit dem von Mahler, Oberlercher und Meenen verfassten, antisemitischen Pamphlet "Ausrufung des Aufstandes der Anständigen" (siehe Jahresbericht 2000) befasste, in dem das 'Deutsche Kolleg' unter anderem ein Verbot aller jüdischen Einrichtungen gefordert hatte. Neben dem vollständigen Abdruck dieser Erklärung bezeichnete Röhler in seiner "Kritik" das Papier als Versuch einer argumentativen Auseinandersetzung mit Juden und dem Judentum. Den "mit Gewinn und Genuß zu lesenden Autoren" bescheinigte er das Verdienst, "das inoffizielle, aber höchst wirksame Redeverbot durchbrochen und die Probleme damit einer gewaltfreien Lösung nähergebracht zu haben". Revisionismus und Verherrlichung des Nazi-Regimes spiegelten sich in einem als "Anzeige" gekennzeichneten Beitrag "Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" (Heft 33, April 2001), in dem der Autor behauptete, es stehe fest, dass "die führenden Männer des Dritten Reiches alles in ihrer Macht Stehende unternommen haben, um den Zweiten Weltkrieg zu vermeiden". Hingegen hätten die vier Weltmächte alles darangesetzt zu verhindern, dass sich "nicht nur die Deutschen, sondern die Völker Europas, ja der ganzen Welt, an dem Vorbild einer naturgesunden Politik der Überwindung der Zinsknechtschaft ausrichten konnten". Zur Machtübernahme Hitlers hieß es: Dass "es im Rahmen dieser tatkräftigen Entwicklung hier und da Überhitzungen oder Fehlentwicklungen gab, [...] erscheint vor dem Hintergrund der Gesamtleistung als nebensächlich."
  • Relisexuelle öffentlich hinzurichten. Diese eklatant gion gegenüber Demokratie und Rechtsstaat gegen die Menschenwürde (siehe Infobox Seite geprägt. Zudem konnten weitere
49 Facebook-Posting des stellvertretenden IZH-Leiters Islamismus nach seiner Ausreise in den Iran, gepostet am 08. November 2022 Quelle: www.facebook.com/photo?fbid=10160590156895908&set=a.10151878143505908 Das Buch "Der Islamische Staat" wird in der richtung des schiitischen Islam nach Vorbild der aktuellen Auflage durch keinerlei Kommentar iranischen Staatsideologie innerhalb Europas. oder Relativierung - weder in historischer noch in örtlicher oder politischer Hinsicht - in die Das IZH strebt den "Export der islamischen aktuellen Gegebenheiten eingeordnet. So muss Revolution" an, unter anderem mittels einer sich das IZH den Inhalt dieses Werkes nach Aufumfangreichen Öffentlichkeitsarbeit. Die Inhalte fassung des LfV Hamburg zurechnen lassen. Dies sind dabei moderat formuliert und bieten nur gilt unter anderem auch für die in diesem Buch selten Angriffsflächen. Nach außen stellt sich propagierten und als unabwendbar dargestellten das IZH als rein religiöse Einrichtung dar, die Hadd-Strafen (Körperstrafen), die bei gewissen keine politischen Aktivitäten gestattet. ÜblicherVergehen zu verhängen seien. Diesen Vorschrifweise wird eine öffentliche Verbindung oder ten zufolge sind beispielsweise bei Ehebruch die Identifizierung mit der iranischen Staatsführung "schuldigen" Frauen und Männer zu steinigen, vermieden. Dennoch ist das Staatsund Gesellreligiöse Abweichler auszupeitschen und Homoschaftsverständnis des IZH vom Primat der Relisexuelle öffentlich hinzurichten. Diese eklatant gion gegenüber Demokratie und Rechtsstaat gegen die Menschenwürde (siehe Infobox Seite geprägt. Zudem konnten weitere Verstrickungen 46) verstoßenden Strafen werden im Iran nach des IZH zu örtlichen Strukturen der seit April wie vor vollzogen. Darüber hinaus enthält das 2020 verbotenen Terrororganisation Hizb Allah Buch zahlreiche antisemitische Stereotypen. So aufgeklärt werden (siehe Kapitel 8.1 "Hizb heißt es über die "Zionisten und deren HinterAllah"). männer", dass sie beabsichtigten, "die ganze Welt unter ihr Regiment zu bringen. Und da sie Im Mai 2021 verbot das Bundesinnenministeeine verschlagene, listige und emsige Bruderrium Spendensammelvereine aus dem Organisaschaft sind", sei zu befürchten, dass sie "eines tionsgeflecht der Hizb Allah, unter anderem den Tages - was Gott verhüten möge - ihr Ziel erreiin Stade ansässigen Verein "Menschen für Menchen". Damit ist das IZH ein wichtiges Instrument schen e.V." als Ersatzorganisation des bereits des Teheraner Regimes zur Etablierung einer 2014 verbotenen Vereins "Waisenkinderprojekte antidemokratischen und antisemitischen Ause.V.". Aufgabe dieser Vereine war das Sammeln
  • Bemühen der JN, ihren Einfluß auszudehnen. Anläßlich einer von Rechtsextremisten Mitte Dezember durchgeführten Flugblattaktion wurde eine Postfachadresse
64 Entmachtung DECKERTs# nicht ohne Auswirkungen an der Parteibasis. Eine von der NPD erworbene Immobilie in Siedentramm/Altmark hatte sich zu einem für die Partei bundesweit wichtigen Veranstaltungsort entwickelt. In dieser Situation wurde die NPD davon überrascht, daß ein Alteigentümer Ansprüche auf das "Objekt Altmark" erfolgreich geltend machen konnte. In einem Rundschreiben des Bundesvorstandes an die Förderer und Anteilseigner des Objektes wurde über die Rückabwicklung dieses Immobilienkaufes berichtet. Nach der Rückgabe des Anwesens hat die NPD nunmehr Schwierigkeiten, vergleichbare Räumlichkeiten für Tagungen und andere Veranstaltungen nm erforderlichen Umfang zu finden. Der Partei-Nachwuchsorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) ist es offensichtlich bisher nicht gelungen, in Sachsen-Anhalt Organisationsstrukturen aufzubauen. Gleichwohl gab es Hinweise auf das Bemühen der JN, ihren Einfluß auszudehnen. Anläßlich einer von Rechtsextremisten Mitte Dezember durchgeführten Flugblattaktion wurde eine Postfachadresse der JN in Quedlinburg bekannt, deren Inhaber HUPKA ist. Zudem wird HUPKA in der JN-Publikation "Einheit und Kampf"! als einer von vier Redakteuren aufgeführt. 4.2.3 Aktivitäten in Sachsen-Anhalt Nach der Durchführung notwendiger Sanierungsund Aufräumarbeiten nutzte die Partei Anfang April erstmals das "Objekt Altmark' für eine Länderratssitzung'?, an der etwa 25 Personen teilnahmen. In der Folgezeit entwickelte sich die Immobilie zum Tagungsund Schulungszentrum. 40 Ende September hatte das NPD-Bundesprasicum DECKERT von seinem Amt entbunden Dem Partenvorsitzenden wurden parteischadigendes Verhalten und Unkorrektheiten nm Umgang mnt Partengeldern vorgeworten. Die Arnwenthebung bheb von Beginn an umstritten und stürzte die NPD wegen der nunmehr drohenden Spaltung nn eine tete Krise Al Nr 1471995 42 Dem NPD-Landerrat gchorendie Mitglieder des Partcnpräsidiums, die Landesvorsitzenden und die Bundesvorsitzenden von NPD und IN an
  • hier lebenden Muslime, von denen die Mehrheit unsere Rechtsordnung achtet. Dem Verfassungsschutz geht es um Bestrebungen, die auf die Durchsetzung
162 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 > Islamistische Gruppierungen Die größte Gruppe innerhalb der extremistischen Ausländerorganisationen bilden die islamistischen Gruppierungen. Der "Islamismus" ist nicht gleichbedeutend mit der islamischen Religion. Vielmehr stellt der "Islamismus" eine politische Ideologie der Gegenwart dar, die sich primär gegen die Herrschaftsverhältnisse in den Heimatländern wendet und den "Islam" weltweit als ein alternatives Gesellschaftssystem propagiert. Der gesetzliche Beobachtungsauftrag des Verfassungsschutzes richtet sich weder auf die islamische Religion als solche noch auf die hier lebenden Muslime, von denen die Mehrheit unsere Rechtsordnung achtet. Dem Verfassungsschutz geht es um Bestrebungen, die auf die Durchsetzung der islamistischen Weltanschauung in Deutschland oder die gewaltsame Veränderung der politischen Verhältnisse in den Heimatländern abzielen. Was charakterisiert nun die Ideologie des Islamismus und wie ist das Phänomen eines transnationalen islamistischen Terrorismus einzuordnen? Die Herausbildung islamistischer Bewegungen Im Gegensatz zur islamischen Religion, die im siebten Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel entstand und der mehr als eine Milliarde Muslime angehören, stellt der Islamismus eine politische Ideologie der Gegenwart dar. Islamismus bezeichnet den Versuch einzelner Gruppen, den "Islam" zu ideologisieren und ein als "islamisch" deklariertes Herrschaftssystem zu errichten. Islamisten verkörpern weder per se eine anti-modernistische, rückwärtsgewandte Bewegung, noch rekrutieren sie sich mehrheitlich aus Modernisierungsverlierern. Vielmehr bilden sie eine breite, bis in die Mitte der Gesellschaft reichende Strömung. Ihnen geht es darum, den Islam zur Grundlage und Richtschnur allen Denkens und Handelns zu machen und Politik und Gesellschaft auf den Islam - so wie sie ihn verstehen - zu gründen. Der Islamismus stellt kein einheitliches Konzept dar, sondern umfasst höchst unterschiedliche Vorstellungen, die wiederum von den divergierenden historischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Herkunftsländer bestimmt sind. Insofern gibt es weder einen "Einheits-Islamismus" noch eine "islamistische Internationale". Richtiger ist es, von islamistischen Bewegungen und Grundzügen islamistischer Ideologie zu sprechen. Historisch geht islamistisches Denken auf die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurück. Angesichts des Bedeutungsverlusts, den die islamische Religion in der muslimischen Welt infolge der Kolonisierung erlitten hatte, hatten sich religiöse Reformer für die Erneuerung von Religion und Gesellschaft durch die "Rückkehr zu den reinen Ursprüngen des Islam" aus-
  • Vereinigung zu mehrjährigen Freiheitsstrafen. Die Strafurteile sind noch nicht rechtskräftig; alle drei Angeklagten haben Revision eingelegt. Der Prozess gegen zwei
SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN (OHNE ISLAMISMUS) Jahr wurde das Sommercamp der Organisation wieder in Österreich durchgeführt. Auch im Jahr 2009 gab es eine Reihe von Strafverfahren gegen Strafrechtliche Funktionäre der DHKP-C: Maßnahmen gegen Funktionäre # Drei bereits am 5. November 2008 festgenommene mutmaßder DHKP-C liche Führungsfunktionäre der DHKP-C in Deutschland befinden sich weiterhin in Untersuchungshaft. Ihnen wird vorgeworfen, Mitglieder einer innerhalb der DHKP-C bestehenden terroristischen Vereinigung in der Türkei zu sein. Ferner werden ihnen im Zusammenhang mit Waffentransporten Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz zur Last gelegt. Am 6. Oktober 2009 bzw. 9. Dezember 2009 wurde Anklage gegen die Festgenommenen vor dem Staatsschutzsenat des OLG Düsseldorf erhoben. # Seit dem 15. Januar 2009 findet ebenfalls vor dem OLG Düsseldorf der Strafprozess gegen einen mutmaßlichen Führungsfunktionär und Mitbegründer der DHKP-C statt. Ihm werden Mord, Mordversuch, Rädelsführerschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und mehrere Sprengstoffverbrechen vorgeworfen. # Im April 2009 leitete der GBA drei weitere Ermittlungsverfahren gegen Aktivisten der DHKP-C in Nordrhein-Westfalen wegen Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung innerhalb der DHKP-C ein. # Am 7. August 2009 verurteilte das OLG Stuttgart zwei türkische und einen deutschen Staatsangehörigen wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung zu mehrjährigen Freiheitsstrafen. Die Strafurteile sind noch nicht rechtskräftig; alle drei Angeklagten haben Revision eingelegt. Der Prozess gegen zwei weitere mutmaßliche Funktionäre wurde am 20. Juli 2009 abgetrennt, da die ebenfalls nach SS 129b StGB Beschuldigten keine Einlassungen machten. 307
  • Anhänger türkischPKK Türkische Linksnationalistischer Anhänger extremisten Strömungen
Personenpotenziale - Hamburg 2022 Zusammensetzung Personenpotenzial 705 für das Jahr 2022 (2021) 2021 725 2020 800 110 2019 790 (130) 2018 845 95 (95) 2017 860 500 (500) 2016 850 2015 850 2014 850 55 2013 850 Anhänger türkischPKK Türkische Linksnationalistischer Anhänger extremisten Strömungen Ex t re m i s m u s m i t Au s l a nd s b ezu g XX = Anzahl der Personen nach Jahr Zahlen gerundet, Klammerinhalte = Vorjahreszahlen. Politisch motivierte Kriminalität (PMK) 2021 79 19 3 PMK Zahlen 2022 2020 70 6 2 2019 122 6 0 33 2018 141 23 19 4 2017 79 4 1 2016 168 29 6 246 2015 107 16 4 2014 130 101 32 2013 34 3 0 PMK ausländische Ideologie davon extremistische hiervon extremistische gesamt Kriminalität Gewaltdelikte Die PMK Zahlen stammen aus den jeweiligen Jahres-Statistiken der Polizei Hamburg. Stand: Februar 2023
  • proletarischen Internationalismus zu bekennen."254 Gemeinsam ist den unterschiedlichen linksextremistischen Bestrebungen, dass sie eine andere gesellschaftliche Ordnung zu errichten trachten
160 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 tionen. Über Revolutionen, in deren Verlauf das Proletariat die herrschende Elite stürzen solle, und interrevolutionäre Zwischenstufen sei die klassenlose Gesellschaft erreichbar. "1. Der Faschismus ist [...] notwendige Tendenz der kapitalistischen Gesellschaft. 2. Daher gibt es keinen Kampf gegen den Faschismus, es sei denn den Kampf für die Vernichtung des Kapitalismus durch die proletarische Revolution und Diktatur. 3. Denn jeder Aufruf, die Demokratie zu verteidigen, jeder Versuch den Faschismus auf Grund der Demokratie zu bekämpfen, jedes Bündnis mit 'demokratischen' Parteien und Klassen führt zur Zerstörung der proletarischen Bewegung und bahnt dem Faschismus den Weg."253 Von der Ideologie des Kommunismus als klassenloser Gesellschaft ist der real existierende Sozialismus als Übergangsphase vom Kapitalismus zum klassenlosen Gemeinwesen (Kommunismus) zu unterscheiden. Der Begriff des real existierenden Sozialismus stellt keine eigenständige ideologische Variante dar, er beschreibt vielmehr die gesellschaftlichen Gegebenheiten sozialistischer Staaten. Protagonisten derartiger Regimes finden sich vor allem in der ehemaligen politischen Elite der DDR, die sich selbst ebenfalls dem Kommunismus zurechnet. "Kommunist zu sein heißt [...] für die Einheit und Reinheit des MarxismusLeninismus zu kämpfen und gemäß der Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin gegen alle Angriffe der bürgerlichen Ideologie und des Revisionismus und Reformismus innerhalb der Arbeiterklasse mit allen Mitteln zu verteidigen und zu vertreten, sich zur proletarischen Revolution, zur Diktatur des Proletariats und zum proletarischen Internationalismus zu bekennen."254 Gemeinsam ist den unterschiedlichen linksextremistischen Bestrebungen, dass sie eine andere gesellschaftliche Ordnung zu errichten trachten. Ferner stimmen sie trotz aller Differenzen in den Zielrichtungen bei der Wahl ihrer Mittel überein: Sie sehen Militanz gegen den Staat und seine gesellschaftliche Ordnung als probates Mittel der politischen Auseinandersetzung an: "Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu 253 Internationale Revolution Nr. 3, 12.1969, S. 1, dok. in: Internetauftritt "sinistra". 254 Internetauftritt der KPD, Stand 10.9.2002.
  • ZÜNDEL verfasst wurde, und das "Rudolf-Gutachten" des deutschen Rechtsextremisten Germar RUDOLF. Hier wird mit pseudo-naturwissenschaftlichen Methoden versucht
192 Verfassungsschutzbericht Berlin 2003 Die Veröffentlichung revisionistischer Literatur setzte in den 50er Jahren ein. Bekannt wurden Autoren wie Peter KLEIST ("Auch Du warst dabei"), David HOGGAN ("Der erzwungene Krieg. Die Ursachen und Urheber des Zweiten Weltkriegs") und Udo WALENDY ("Wahrheit für Deutschland. Die Schuldfrage des zweiten Weltkriegs"). Der Revisionismus ist kein Phänomen, das auf Deutschland beschränkt ist, sondern spielt vor allem in den USA306 aber auch im europäischen Ausland eine Rolle.307 Da die Leugnung des Holocaust in Deutschland strafbar ist (SS 130 Abs. 3 StGB), agierten die Propagandisten der "Auschwitz-Lüge" vor allem vom Ausland aus, so bis zu seinem Tod Thies CHRISTOPHERSEN ("Die AuschwitzLüge") und Ernst ZÜNDEL. Von besonderer Bedeutung sind der "LeuchterReport", der im Zusammenhang mit dem Prozess gegen den in Kanada lebenden ZÜNDEL verfasst wurde, und das "Rudolf-Gutachten" des deutschen Rechtsextremisten Germar RUDOLF. Hier wird mit pseudo-naturwissenschaftlichen Methoden versucht, die Massenermordung in Auschwitz als technisch unmöglich darzustellen.308 306 "Institute for Historical Review" in Kalifornien. 307 "Vrij Historisch Onderzoek" in Belgien, Paul Rassinier und Robert Faurisson in Frankreich, David Irving in Großbritannien. 308 Vgl. S. 70 ff.
  • angesehen und jeweils als "Anti-" (faschismus, -kapitalismus etc.) die linksextremistischen Aktionsschwerpunkte bestimmen. "Zuerst möchte ich sagen, dass ich grundsätzlich gegen
Hintergrundinformationen - Ideologien 159 staatlicher Institutionen führen werde. Diese seien durch dezentrale Selbstverwaltungseinheiten zu ersetzen. "Es kann auf keinen Fall der Zweck der anarchischen Aktion sein, auf die Eroberung der Macht oder die Verwaltung des Bestehenden auszugehen. [...] Die Arbeiter brauchen keine Vermittler, um an ihrer Stelle ihre Forderungen auszudrücken oder einen Kampf zu führen, sondern sie können und müssen es direkt selbst machen. Die Libertären [Anarchisten] denken, dass die Praxis der direkten Aktion, und des Streiks im besonderen, auch das bestmögliche und wirksamste Kampfmittel in den Händen der Arbeiter ist [...] Die Libertären haben sich immer jedem Versuch der Unterwerfung der revolutionären Bewegung oder der Arbeiterbewegung entgegengesetzt, und sie befürworten die Selbstorganisation, die kollektive und autonome Aktion der Arbeiter."250 > Autonome Ebenso wie Anarchisten haben auch Autonome kein zentrales Theoriegebäude ausgebildet. Sie wenden sich vor allem aktionsorientiert gegen einen staatlichen "Repressionsapparat", sind ideologisch stark zerstritten, richten sich jedoch diskontinuierlich an polarisierenden Themen aus. Thematischer Minimalkonsens der autonomen Szene sind neben der Akzeptanz von Gewalt gegen Menschen und Sachen die Schlüsselbegriffe Faschismus, Kapitalismus, Imperialismus, Militarismus, Rassismus und Sexismus, die als wesentliche Bestandteile des herrschenden politischen Systems angesehen und jeweils als "Anti-" (faschismus, -kapitalismus etc.) die linksextremistischen Aktionsschwerpunkte bestimmen. "Zuerst möchte ich sagen, dass ich grundsätzlich gegen Gewalt bin. Aber in manchen Situationen glaube ich nicht, dass ich etwas ohne Gewalt ändern kann. Und dieses System baut ja selbst seit jeher auf Gewalt auf."251 Versierter umschreibt die Gewaltoption ein Vordenker der autonomen Szene: "[...] wo Menschen anfangen die politischen, moralischen, technischen Herrschaftsstrukturen zu sabotieren, zu verändern, ist es ein Schritt zum selbstbestimmten Leben."252 > Kommunisten Orthodoxer in der Lehre, strategischer bei der Wahl der thematisierten Politikfelder und organisierter in der Betreuung seiner Anhänger ist der Kommunismus. In unterschiedlichen Ausprägungen strebt er eine klassenlose Gesellschaft an. Dabei fordert er zunächst eine völlige Unterordnung des Individuums unter die revolutionären Ziele und die diese anstrebenden Organisa250 I-AFD [Initiative für eine anarchistische Föderation in Deutschland] - IFA [Internationale der anarchistischen Föderation]: Was ist Anarchismus. Krefeld 1993, S. 4 f. 251 Antifaschistische Aktion Berlin: Bravo Antifa 1. Ausgabe, 12.1996, S. 8. 252 Zitiert nach Geronimo: Feuer und Flamme, Edition ID-Archiv, Berlin 1990, S. 103 f.
  • Föderation für demokratische Rechte in Deutschland (ADHF). Finanzierung Wie bei fast allen türkischen linksextremistischen Organisationen bestehen erhebliche finanzielle Probleme. Beiträge
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2001 Seite 154 Deutsche und europäische Basisverbände der MLKP und beider Flügel der TKP/ML haben sich zur 'Initiative gegen den imperialistischen Krieg' zusammengeschlossen. Diese richte sich in erster Linie gegen den "imperialistischen Krieg" in Afghanistan und gegen die Kriegshetze der USA. Europa, das auf Seiten der USA stehe, habe aus zwei "imperialistischen Verteilungskriegen" nichts gelernt. TKP(ML) (Ostanatolisches Gebietskomitee - DABK) Noch immer ist die TKP(ML) im Gegensatz zur TKP/ML vornehmlich mit internen Problemen beschäftigt. Politische Arbeit und Aktionen finden nur in geringem Maße statt. Die TKP(ML) hat im Juli 1997 in Abgrenzung gegenüber dem 'Partizan-Flügel' folgende Basisorganisationen gegründet: 'Konföderation für demokratische Rechte in Europa' (ADHK) und 'Föderation für demokratische Rechte in Deutschland (ADHF). Finanzierung Wie bei fast allen türkischen linksextremistischen Organisationen bestehen erhebliche finanzielle Probleme. Beiträge, Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen reichen nicht aus. Vereine mussten geschlossen werden, da entweder die Mietzahlungen nicht geleistet werden konnten oder keine Mitglieder mehr vorhanden waren. Medieneinsatz Die Öffentlichkeitsarbeit der TKP(ML) beschränkt sich auf die genannten Publikationen, die nur teilweise regelmäßig erscheinen. Initiativen und Veranstaltungen An der alljährlichen Großveranstaltung zu Ehren des Parteigründers Ibrahim Kaypakkaya am 26. Mai in Oberhausen nahmen etwa 4.000 Personen teil. Da auch in der PKK-nahen Tageszeitung 'Özgür Politika' für die Veranstaltung geworben worden war, hatte man eine größere Beteiligung erhofft (Im Jahr 2000 hatten noch 6.000 Personen an der Veranstaltung in Essen teilgenommen). Ob die sinkende Teilnehmerzahl eine Mitgliederverschiebung zu Gunsten des 'Partizan-Flügels' bedeutet, kann noch nicht abgesehen werden. In zahlreichen Grußbotschaften türkischer Organisationen wurde der Hungerstreikenden gedacht und die Fortführung des gemeinsamen Kampfes betont. Ehemalige Mitglieder wurden aufgefordert, wieder in die Organisation einzutreten und mitzuarbeiten. Die Veranstaltung war von Folkloreund Musikdarbietungen umrahmt. Im Dezember wurden Flugschriften bekannt, die zu Spenden für die Todesfastenden und zur Revolution in der Türkei aufrufen. Alle "Werktätigen" werden aufgefordert, an der Revolution teilzunehmen. 5.1.5 Marxistisch Leninistische Kommunistische Partei (MLKP) und Kommunistische Partei-Aufbauorganisation (KP-IÖ) Sitz bisher Köln; jetzt zumindest teilweise Stuttgart Mitglieder 2001 2000 Bund ca. 700 ca. 700
  • genannten Isolationshaftanstalten der Türkei, die gemeinsam mit anderen linksextremistischen Organisationen durchgeführt wurden (siehe Kapitel 5.1.3 - DHKP-C). Etwa 80 Anhänger
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2001 Seite 155 NRW ca. 250 ca. 250 Publikationen 'Atilim' (Angriff) 'Partinin Sesi' (Stimme der Partei) Die MLKP vertritt die Lehren des Marxismus-Leninismus und strebt den revolutionären Umsturz des türkischen Staates und den Aufbau einer kommunistischen Gesellschaftsordnung an. Diese Zielsetzung begründet die Beobachtung durch die Verfassungsschutzbehörden (SS 3 Abs. 1 Nr. 3 VSG NW). Hintergrund Bei der MLKP handelt es sich um einen 1994 entstandenen Zusammenschluss der TKP/ML-Hareketi (Bewegung) und der 'Türkischen Kommunistischen Arbeiterbewegung' (TKIH). Bereits im September des Folgejahres kam es zu internen ideologischen Auseinandersetzungen innerhalb der MLKP, die zur Abspaltung der 'Kommunistischen Aufbauorganisation' (KP-IÖ) führten. Struktur Die MLKP bedient sich in Deutschland auch ihrer Basisorganisation 'Föderation der Arbeitsimmigranten in Deutschland' (AGIF). Die AGIF-Zentrale befindet sich in Köln. Ortsvereine bestehen unter anderem in Bielefeld, Duisburg, Düsseldorf und Köln. Vereine in anderen Städten sind wegen des zurückgegangenen Engagements der Mitglieder und der daraus resultierenden finanziellen Notlage aufgegeben worden oder verfügen nicht mehr über eigene Vereinsräume. Finanzen Die MLKP finanziert sich durch eine regelmäßig im Herbst beginnende Spendenkampagne und durch Mitgliedsbeiträge. Über angebliche Spendengelderpressungen liegen keine Erkenntnisse vor. Medieneinsatz Neben den bekannten Publikationen verfügt die MLKP inzwischen auch über eine Homepage im Internet. Initiativen und Veranstaltungen Ein Schwerpunkt der Aktivitäten der MLKP in den vergangenen Jahren waren meist kleinere Demonstrationen gegen das "Verschwindenlassen von politischen Gefangenen" in der Türkei. Da diese regelmäßig samstags von türkischen Frauen durchgeführt wurden, prägte sich bald der Begriff der "Samstagsmütter". Die Anzahl der Veranstaltungen ist im Berichtszeitraum zurückgegangen. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Solidaritätsveranstaltungen gegen die so genannten Isolationshaftanstalten der Türkei, die gemeinsam mit anderen linksextremistischen Organisationen durchgeführt wurden (siehe Kapitel 5.1.3 - DHKP-C). Etwa 80 Anhänger der AGIF demonstrierten am 1. Juli in Köln anlässlich des Jahrestages der Ermordung eines Organisationsmitgliedes. Im Vorjahr hatten noch 160 Personen teilgenommen. Die Organisation macht die 'Grauen Wölfe' für den Mord verantwortlich. Der deutschen Justiz wird vorgeworfen, die tatsächlichen politischen Gründe zu ignorieren.
  • bestätigte am 25. November 1999 das ergangene Todesurteil als rechtsfehlerfrei. Daraufhin riefen die Anwälte Öcalans den Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
  • sind zwar Radiound Fernsehsendungen in kurdischer Sprache zulässig. Dieses Recht kann aber von den Behörden eingeschränkt werden, wenn "die nationale
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2001 Seite 158 Im Jahre 2001 wurden keine nennenswerten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Armee, der PUK ('Patriotische Union Kurdistans'), der KDP ('Kurdische Demokratische Partei') und der PKK bekannt. Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Am 29. Juni 1999 wurde Abdullah Öcalan vom türkischen Sicherheitsgericht auf der Insel Imrali wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Die von den Anwälten Öcalans gegen das Urteil eingelegte Berufung blieb erfolglos. Das türkische Kassationsgericht bestätigte am 25. November 1999 das ergangene Todesurteil als rechtsfehlerfrei. Daraufhin riefen die Anwälte Öcalans den Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg an, der am 30. November 1999 die Türkei aufforderte, die Vollstreckung des Todesurteils bis zur Entscheidung des Gerichtshofs über den Antrag Öcalans auszusetzen. Die Anwälte Öcalans machten in ihrer Klage gegen die Türkei geltend, dass die "Verschleppung" aus Kenia, das Gerichtsverfahren in der Türkei und das Todesurteil gegen Öcalan gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstießen. Auf Wunsch der Anwälte Öcalans wurde der Beginn des Prozesses immer wieder verschoben. Sie gaben zur Begründung an, dass Besuche bei ihrem Mandanten auf der Gefängnisinsel Imrali nur wöchentlich oder in noch größeren Abständen möglich gewesen seien. Darüber hinaus seien ihnen für die Verteidigung wichtige Unterlagen mit Verspätung zugegangen. Der Prozess begann aus diesen Gründen erst am 28. September 2001. Die Verfahrensdauer ist nicht absehbar. Verfassungsänderung in der Türkei Am 3. Oktober 2001 beschloss das türkische Parlament eine weitreichende Verfassungsänderung. Das Reformpaket soll unter anderem den Weg für eine generelle Liberalisierung des Zivilund Strafrechts ebnen. Sie kann jedoch erst in Kraft treten, nachdem der Staatspräsident sie akzeptiert hat und die entsprechenden Veränderungen in der zivilen und strafrechtlichen Gesetzgebung vorgenommen worden sind, was sich bis zu einem Jahr hinziehen kann. Kritik an der beabsichtigten Verfassungsänderung kommt neben den Islamisten auch von den Kurden. Nach den vorgesehenen Bestimmungen sind zwar Radiound Fernsehsendungen in kurdischer Sprache zulässig. Dieses Recht kann aber von den Behörden eingeschränkt werden, wenn "die nationale Sicherheit, die öffentliche Ordnung und die republikanischen Grundsätze" tangiert werden. Die Ausbildung in kurdischer Sprache soll nach wie vor untersagt bleiben. Auch die beabsichtigte Reform der Todesstrafe ist für die Kurden unbefriedigend. Die Reform sieht vor, dass sie gegen Terroristen und Landesverräter (und damit sowohl gegen Öcalan als auch PKK-Aktivisten) weiterhin ausgesprochen werden darf. Aktuelle Entwicklungen in der PKK Zweite Friedensoffensive/Identitätskampagne Nachdem die PKK-Führung im Januar 2000 eine grundlegende Neuausrichtung der Partei beschlossen hatte, die unter anderem beinhaltete, dass zur Durchsetzung der Ziele keine Gewalt mehr eingesetzt wird und in Zukunft ausschließlich friedliche, demokratische Mittel zur Anwendung kommen, hat sie im Mai 2001 eine sogenannte "Zweite Friedensoffensive" eingeleitet.

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