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"antifa" in den Verfassungsschutz Trends
  • März: Das OAT Frankfurt, das ak.069 und die Antifa United Frankfurt (AUF) beteiligten sich an einer Demonstration gegen eine
  • Frankfurt am Main, 7. Mai: Das "hundertjährige Bestehen der antifaschistischen Bewegung" - gemeint sind die Barrikadenkämpfe der Arditi del Populo
LINKSEXTREMISMUS eine kollektive und solidarische Praxis, deswegen organisiert euch gegen rechten Terror und Nazistrukturen in Behörden und der Gesellschaft! Beim OAT oder in anderen Strukturen, denn nur gemeinsam sind wir stark!" * Frankfurt am Main, 14. Februar: Das OAT Frankfurt am Main warf in der Mainmetropole Flugblätter in Briefkästen ein. Das Motto lautete: "Keine Stimme den Rechten". Damit wollten die Linksextremisten unter anderem über die Kandidatur der AfD bei den Kommunalwahlen "aufklären". Entsprechende Flugblätter wurden auf der Straße auch an Passanten verteilt. * Offenbach am Main, 4. März: Das OAT Frankfurt, das ak.069 und die Antifa United Frankfurt (AUF) beteiligten sich an einer Demonstration gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung ("Höcke spricht"). An dem von dem Bündnis Bunt statt braun organisierten Protest nahmen laut Angaben der Polizei etwa 800 Personen teil, darunter etwa 200 Linksextremisten. Auf Twitter verbreitete ak.069 die Losung "Höcke die Show stehlen". Vereinzelt kam es zu Rangeleien mit der Polizei, als Demonstranten erfolglos versuchten, zu der AfD-Veranstaltung durchzubrechen. In einem Redebeitrag verwies ein Aktivist darauf, dass der Attentäter von Hanau (Main-Kinzig-Kreis) zuvor eine Rede von Höcke angesehen habe. Letzterer schmücke sich unter anderem mit Relativierungen des Holocaust und "verloren geglaubter Männlichkeit". * Frankfurt am Main, 9. April: Mit Bezug auf den Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020, dem neun Menschen zum Opfer gefallen waren, berichteten einige Medien über die Mitgliedschaft des Attentäters in einem Schützenverein. Als Reaktion auf die Meldungen verübten bislang unbekannte Täter einen Brandanschlag auf den Schießstand des Vereins. In dem auf de.indymedia.org veröffentlichten Selbstbezichtigungsschreiben, das auch die AUF auf ihrer Facebook-Seite verbreitete, hieß es: ",Wenn niemand Verantwortung übernimmt, dass Rassisten und Faschisten sich in diesem Land auf Attentate und Tag X vorbereiten, tun wir das. [...] In Schützenvereinen fällt ein Rassist [...] nicht weiter auf. Nach jedem Anschlag das gleiche Muster: Bloß keine Konsequenzen. Bloß keine Verantwortung. Und währenddessen trainieren Dutzende oder hunderte Rassisten in Deutschland in ihren Vereinen an den Schießständen den nächsten Mord. [...] Jedes abgebrannte Schützenheim in diesem Land bedeutet ein klein wenig mehr Schutz für Betroffene von Rassismus". * Frankfurt am Main, 7. Mai: Das "hundertjährige Bestehen der antifaschistischen Bewegung" - gemeint sind die Barrikadenkämpfe der Arditi del Populo 1922 in Parma (Italien) gegen Benito Mussolini und dessen Faschisten -, sowie der 76. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus standen im Mittelpunkt einer Demonstration, an der die AUF, das OAT Frankfurt am 152 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • Staat und Gesellschaft. Uns bleibt keine Wahl: Wir müssen antifaschistisch kämpfen! [...] Die Militarisierung der Außengrenzen findet ihr Ebenbild
  • können uns vor dieser Polizei schützen! [...] Hier geht der antifaschistische Kampf weiter: Bis der Verfassungsschutz aufgelöst, die Sicherheitsbehörden entnazifiziert
LINKSEXTREMISMUS hende Faschisierung von Staat und Gesellschaft. Uns bleibt keine Wahl: Wir müssen antifaschistisch kämpfen! [...] Die Militarisierung der Außengrenzen findet ihr Ebenbild in der verschärften Repression nach Innen: Aufrüstung der Polizei, präventive Eingriffsbefugnisse und Einschränkung der Freiheitsrechte - hier ziehen die Parteien von Grünen bis AfD an einem Strang. [...] Die Sicherheitsbehörden sind durchzogen von mörderischem Rassismus, rechten Netzwerken und immer offener auftretenden Faschisten. Nur wir selbst können uns vor dieser Polizei schützen! [...] Hier geht der antifaschistische Kampf weiter: Bis der Verfassungsschutz aufgelöst, die Sicherheitsbehörden entnazifiziert und alle rechten Netzwerke zerschlagen sind". An der Demonstration nahmen etwa 450 Personen teil, wobei diese immer wieder gegen die Auflagenverfügung verstießen, indem sie sich zum Beispiel vermummten und verschiedene Banner miteinander verknoteten. Jedes Mal forderte die Polizei den Leiter der Versammlung auf, diese Verstöße zu unterlassen, was tatsächlich geschah, sodass die Demonstration friedlich verlief. * Kassel, 26. November: Bislang unbekannte Täter warfen sowohl Farbbeutel auf die Fassade einer Burschenschaft als auch einen Stein durch eine Fensterscheibe. In einem Selbstbezichtigungsschreiben, veröffentlicht auf der linksextremistischen Internetplattform de.indymedia.org, hieß es, dass die Burschenschaft als eine "Schlüsselgruppierung in der Neonaziszene" agiere: "Diese gilt es dauerhaft zu stören und ihnen zu zeigen, dass sie nicht willkommen sind. [...] Mit kaputten Scheiben ist es nicht getan! Wir dulden euch nicht!" Ausschreitungen am 1. Mai in Frankfurt am Main | Anlässlich des 1. Mai führte das Bündnis Revolutionärer Erster Mai Frankfurt eine Demonstration unter dem Motto "Revolutionärer 1. Mai - Tag der Wut - Kampftag der Arbeiter:innenklasse" durch. Teil dieses Bündnisses waren die trotzkistische Gruppe ArbeiterInnenmacht (GAM) und das autonome OAT Frankfurt am Main. Für die Demonstration mobilisierten unter anderem Gruppen aus dem Phänomenbereich Extremismus mit Auslandsbezug - darunter Young Struggle - sowie autonome Gruppierungen aus Frankfurt am Main, wie etwa ökologisch radikal links - ffm, die sich in dem "Enteignen-Block" zusammenfinden wollten. Dabei war das Thema weit gespannt, so hieß es in einem Aufruf: "Wir haben Enteignungsbedarf[.] Klimakrise, Mietenwahnsinn, Gesundheitsnotstand - am 1. Mai die Eigentumsfrage stellen!" Bereits die öffentliche Mobilisierung deutete darauf hin, dass es während der Demonstration zu Strafund Gewalttaten seitens der Teilnehmer kommen würde. Es kursierten Parolen, wie etwa "1. Mai - Straße frei - nieder mit der Polizei", in einem Aufruf hieß es: 154 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • Unterdrückung. AUF EINEN BLICK * "Anti"-Haltungen und Feindbilder * "Antikapitalismus" * "Antifaschismus" * "Antirassismus" * "Antigentrifizierung" - "selbstverwaltete Freiräume" * Klimaund Umweltschutzaktionen * Frage der Gewalt * Hauptströmungen
  • definieren Autonome ihre politischen Aktivitäten. So wird mittels des "Antifaschismus" gegen Personen, Gruppen und Institutionen agitiert, die als "Rechte
LINKSEXTREMISMUS men eines "Aktionskonsenses" zusammen, der Linksextremisten dennoch Spielraum für eigene, auch gewalttätige Aktionsformen lässt. IDEOLOGIE/ZIELE Das Ziel der Autonomen ist die Abschaffung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und des "kapitalistischen Systems" zugunsten einer "herrschaftsfreien" Gesellschaft. In ihr sollen sich unabhängige Individuen freiwillig vereinen und gemeinsam und gleichberechtigt handeln. Nach der Ansicht von Autonomen werden die Menschen durch "Kapitalismus", "Rassismus" und "Patriarchat" unterdrückt und ausgebeutet. Als Ursache hierfür betrachten Autonome die bürgerliche demokratische Gesellschaft und das freie Wirtschaftssystem im "Kapitalismus". "Imperialismus" und vor allem "Faschismus" sind in den Augen von Autonomen die maßgeblichen Werkzeuge dieser dreifachen Unterdrückung. AUF EINEN BLICK * "Anti"-Haltungen und Feindbilder * "Antikapitalismus" * "Antifaschismus" * "Antirassismus" * "Antigentrifizierung" - "selbstverwaltete Freiräume" * Klimaund Umweltschutzaktionen * Frage der Gewalt * Hauptströmungen der (post-)autonomen Szene in Hessen * Antiimperialisten * Antideutsche * Antinationale "Anti"-Haltungen und Feindbilder | Ihren "Anti"-Haltungen und Feindbildern entsprechend definieren Autonome ihre politischen Aktivitäten. So wird mittels des "Antifaschismus" gegen Personen, Gruppen und Institutionen agitiert, die als "Rechte" bzw. "Nazis" ausgemacht werden. Unter dem Label "Antirepression" wird insbesondere gegen Polizisten als öffentlich wahrnehmbare Vertreter des "staatlichen Repressionsapparats" vorgegangen. Sämtliche Feindbilder sind dabei auf eine "antikapitalistische" Grundhaltung zurückzuführen. Um ihre Bündnisund Mobilisierungsfähigkeit zu erhöhen, versuchen vor allem Postautonome mehrere Themenfelder bei ihren Aktivitäten zu verknüpfen. "Antikapitalismus" | Dieses Themenfeld bildet den Kern der Vorstellungen der autonomen Szene bzw. des gesamten linksextremistischen Spektrums. Dem Marxismus zufolge ist die "kapitalistische" Wirtschaftsform das alles dominierende Element des menschlichen Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021 - 163
  • bundesweit vor allem mit Bezug zu dem Themenfeld "Antifaschismus" immer wieder zu Gewalttaten: Zwischen 2018 und 2020 überfiel eine Gruppe
  • linksextremistischen Internetplattform de.indymedia.org am 5. März 2020 veröffentlichten Beitrag "Antifa und Militanz - Warum militantes Vorgehen gegen AfD und Co. notwendig
LINKSEXTREMISMUS Frage der Gewalt | Seit jeher versuchen Autonome ihre Ziele auch mit Gewalt zu erreichen. In der Anwendung von Gewalt sehen Autonome nicht nur ein "Mittel zum Zweck", sondern ebenso einen Akt der "individuellen Selbstbefreiung". Die phasenweise in der Szene geführte "Militanzdebatte" beschäftigt sich daher nicht mit der Legitimität von Gewaltanwendung, sondern mit der kontrovers diskutierten Frage, ob sich Gewalt "nur" gegen Sachen oder auch gegen Menschen richten darf. Dabei nehmen es Autonome billigend in Kauf, dass Menschen im Rahmen ihrer "Aktionen" verletzt oder sogar getötet werden. Zuletzt kam es bundesweit vor allem mit Bezug zu dem Themenfeld "Antifaschismus" immer wieder zu Gewalttaten: Zwischen 2018 und 2020 überfiel eine Gruppe um die Linksextremistin Lina E., so die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft, in Thüringen und Sachsen mehrere Rechtsextremisten, die dabei zum Teil schwer verletzt wurden. In Stuttgart (Baden-Württemberg) griffen im Mai 2020 Linksextremisten an verschiedenen Orten sowohl Gewerkschaftsangehörige als auch Mitglieder der IBD an, auch hierbei gab es Verletzte, in einem Fall bestand Lebensgefahr. In dem auf der linksextremistischen Internetplattform de.indymedia.org am 5. März 2020 veröffentlichten Beitrag "Antifa und Militanz - Warum militantes Vorgehen gegen AfD und Co. notwendig ist" hieß es: "Als die Meldungen von Hanau kamen war der Schock bei vielen groß. [...] Auch uns hat die Tat geschockt, auch wenn sie sicherlich nicht überraschend ist. [...] Der bürgerliche Staat und seine Institutionen haben mitnichten ein Interesse an der effektiven Bekämpfung von Faschisten. Und das aus gutem Grund. Einerseits stellen Faschisten - im Gegensatz zu Linken - nicht die kapitalistischen Eigentumsverhältnissen in Frage und sind somit keine existentielle Gefahr für die herrschende Klasse. Im Gegenteil: der Faschismus war immer ein Mittel der Herrschenden, um im Notfall die bestehenden Verhältnisse gewaltsam gegen die Lohnabhängigen zu verteidigen. Andererseits hat die jüngere Vergangenheit immer wieder gezeigt wie eng an vielen Stellen das Verhätlnis von Behörden und organisierter rechter Bewegung ist. [...] Wir müssen AfDler und andere Faschisten angreifen. Ganz direkt, immer und überall. Ob bei ihnen zu Hause, auf der Straße oder bei ihren Veranstaltungen. Wir dürfen sie nie in Ruhe lassen. Sie sollen sich nicht sicher fühlen und dürfen keine Gelegenheit haben sich einzunisten und ihre Strukturen zu festigen. [...] Was wir machen können ist, den politischen Verantwortlichen, die, die durch ihre geistige Brandstiftung den Tätern erst den Nährboden geschaffen haben, die Konsequenzen für ihr Handeln aufzuzeigen. [...] Eine durch und durch gewalttätige Ideologie lässt sich nicht durch Worte oder Lichterketten stoppen". (Schreibweise wie im Original) 166 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • groß der Anteil aus dem extremistischen Spektrum insgesamt war. "Antifaschismus" - "Rechte der Frauen" - Spendenkampagne | Den Schwerpunkt ihrer Arbeit legten
  • ATÄdegF, ATIK, YDG und Yeni Kadin auf die Themenfelder "Antifaschismus" und "Rechte der Frauen". Damit protestierten diese Organisationen gegen
EXTREMISMUS MIT AUSLANDSBEZUG Sowohl die ursprüngliche TKP/ML als auch die beiden neuen Organisationen waren und sind ideologisch vom Marxismus-Leninismus geprägt, folgen aber auch einer maoistischen Linie. Ihr Ziel ist der revolutionäre Umsturz des politischen Systems in der Türkei und die Schaffung eines "demokratischen Volksstaats" unter der Herrschaft des "Proletariats". Daher führte die TKP/ML von Beginn an einen bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat. Um Anschläge in der Türkei verüben zu können, unterhält die heutige TKP/ML die militante Türkiye Isci Köylü Kurtulus Ordusu (TIKKO, Türkische Arbeiterund Bauernbefreiungsarmee) in der Türkei. Im Verlauf bewaffneter Auseinandersetzungen getötete Organisationsangehörige werden als "Märtyrer" und "Vorbilder" verehrt. Strukturen | In Deutschland agierte die TKP-ML unter der Dachorganisation Avrupa Türkiyeli Isciler Konfederasyonu (ATIK, Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Europa) mit der ihr angehörenden Almanya Türkiyeli Isciler Federasyonu (ATIF, Föderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland e. V.). Diese Umfeldorganisationen waren in lokalen Vereinen organisiert und leisteten in erster Linie propagandistische Unterstützungsarbeit. Durch eine alljährliche Spendenkampagne trugen sie außerdem zur Finanzierung der Partei bei. Die Yeni Demokratik Genclik (YDG, Neue demokratische Jugend) fungierte als Jugendorganisation der ATÄdegK, die an die ATÄdegF-Ortsvereine angegliedert war. Zu den Umfeldorganisationen gehörte zudem die Yeni Kadin (Neue Frau), die in mehreren Städten - unter anderem in Frankfurt am Main - aktiv war. ATIF-Vereine existierten in OberRamstadt (Landkreis Darmstadt-Dieburg), Darmstadt, Frankfurt am Main und Wiesbaden. Der Verein in Frankfurt am Main betrieb das Jugendzentrum KAGEF, das als Vereinstreff und für Veranstaltungen innerhalb der türkisch-linksextremistischen Szene genutzt wurde. Gedenkveranstaltungen | Sowohl die ATÄdegF als auch die YDG beteiligten sich an mehreren Gedenkveranstaltungen für die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau (Main-Kinzig-Kreis) im Februar 2020, die seitdem bundesweit regelmäßig stattfanden. Da für diese Veranstaltungen explizit darum gebeten wurde, keine organisationszugehörigen Symbole zu zeigen, um den Fokus auf dem Gedenken zu belassen, ist nicht zu beurteilen, wie groß der Anteil aus dem extremistischen Spektrum insgesamt war. "Antifaschismus" - "Rechte der Frauen" - Spendenkampagne | Den Schwerpunkt ihrer Arbeit legten die Umfeldorganisationen ATÄdegF, ATIK, YDG und Yeni Kadin auf die Themenfelder "Antifaschismus" und "Rechte der Frauen". Damit protestierten diese Organisationen gegen das in ihrer Sicht strukturelle, auch staatlich bedingte Problem Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021 - 255
  • Frankfurt am Main für den 18. Februar die "antifaschistische Vorabenddemonstration zum Jahrestag des Anschlags" an. An der Veranstaltung, für
  • ihre Umfeldorganisationen tätig und maßgeblich an der Organisation zweier "antifaschistischer" Demonstrationen beteiligt, die jeweils unfriedlich verliefen. Besonders der Jugendorganisation Young
EXTREMISMUS MIT AUSLANDSBEZUG Strukturen - Anhängerpotenzial | In Deutschland war die MLKP hauptsächlich über ihre Umfeldorganisationen tätig: die Avrupa Ezilen Göcmenler Konfederasyonu (AvEG-Kon, Konföderation der unterdrückten Immigranten in Europa) und die Almanya Göcmen Isciler Federasyonu (AGIF, Föderation der ArbeitsimmigrantInnen aus der Türkei in Deutschland e. V.). Beide stehen der MLKP ideologisch nahe, indem sie dieselben Themen besetzten. Die Jugendorganisation Young Struggle, bei der sich nicht nur türkische, sondern auch deutsche Jugendliche engagierten, beschäftigt sich vor allem mit den Themen "Klassenkampf" und "Antirassismus". Die Anzahl der MLKP-Anhänger in Hessen ist unbekannt, bundesweit waren es rund 600. Veranstaltungen | Die AGÄdegF und vor allem Young Struggle beteiligten sich an Gedenkund Protestveranstaltungen zum rassistisch motivierten Anschlag in Hanau (Main-Kinzig-Kreis). So meldete Young Struggle in Frankfurt am Main für den 18. Februar die "antifaschistische Vorabenddemonstration zum Jahrestag des Anschlags" an. An der Veranstaltung, für die auch auf der deutschen linksextremistischen Internetplattform de.indymedia.org geworben wurde, nahmen etwa 3.000 Personen teil. Demonstranten an der Spitze des Zugs waren vermummt, es wurden pyrotechnische Gegenstände gezündet und die Parole "ACAB" (= All cops are bastards) skandiert. Des Weiteren meldete ein Aktivist von Young Struggle die 1.-Mai-Demonstration in Frankfurt am Main unter dem Motto "Revolutionärer 1. Mai - Tag der Wut - Kampftag der Arbeiter:innenklasse" an. Dabei kam es zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen auf die Polizei (siehe Kapitel Autonome). Außerdem beteiligte sich Young Struggle an bundesweiten Nakba-Demonstrationen (arab. nakba für Unglück oder Katastrophe), um sich mit den Palästinensern solidarisch zu zeigen. Bewertung/Ausblick | In Deutschland war die MLKP über ihre Umfeldorganisationen tätig und maßgeblich an der Organisation zweier "antifaschistischer" Demonstrationen beteiligt, die jeweils unfriedlich verliefen. Besonders der Jugendorganisation Young Struggle ist es durch anlassbezogene Kooperationen mit anderen deutschen und türkischen linksextremistischen Gruppen gelungen, sich vor allem in der deutschen linksextremistischen Szene bekannt zu machen und zu etablieren. Auch die Außendarstellung lässt eher auf eine Vorortung im deutschen als im türkischen linksextremistischen Spektrum schließen. Diese inhaltliche und personelle Verknüpfung stellt eine Besonderheit und neue Entwicklung dar. Außerdem griff die MLKP sowohl nationale als auch internationale - in der Regel die Türkei betreffende - Themen auf und machte diese zu zentralen Punkten ihrer öffentlichen Darstellung. Da Deutschland Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021 - 257
  • dogmatischen Linksextremismus verhaftet und beschreibt sich als "Teil der antifaschistischen Bewegung in Deutschland". Faschismus begreift die DIDF dabei im marxistischen
  • Initiativen stattfanden. Ziel der DIDF war es, "alle antifaschistischen Kräfte" zu bündeln. Vor diesem Hintergrund arbeitete die DIDF anlassbezogen sowohl
EXTREMISMUS MIT AUSLANDSBEZUG ein wichtiger Rückzugsort der MLKP ist, ist es unwahrscheinlich, dass sie in Deutschland gewalttätige oder terroristische Aktionen durchführen wird. Demokratik Isci Dernekleri Federasyonu e. V. (DIDF, Föderation Demokratischer Arbeitervereine e. V.) Entstehung und Ideologie - Anhängerpotenzial | Die DIDF wurde 1980 in Deutschland als Dachverband von Arbeitervereinen aus der Türkei gegründet. Ideologisch ist sie dem dogmatischen Linksextremismus verhaftet und beschreibt sich als "Teil der antifaschistischen Bewegung in Deutschland". Faschismus begreift die DIDF dabei im marxistischen Sinne und sieht eine enge Verknüpfung zwischen "Kapitalismus" und Faschismus. Die DIDF stellt die Wirtschaftsordnung in Deutschland und damit auch die politische Ordnung in Frage. Behörden, Justiz, Politik, Polizei und Medien wirft die DIDF einen strukturellen Rassismus vor, der dazu diene, die "Arbeiterklasse" zu spalten und die gegenwärtigen Besitzverhältnisse zu zementieren. In Hessen verfügte die DIDF etwa über 350 Anhänger. Strukturen | In Hessen bestanden Vereine der DIDF in Darmstadt, Frankfurt am Main, Hanau (Main-Kinzig-Kreis), Kassel und Rüsselsheim (Kreis Groß-Gerau). Die DIDF-Jugend war der Mutterorganisation zwar strukturell angegliedert, agierte jedoch unabhängig von den lokalen Vereinen. Jugendvertretungen existierten neben den bereits genannten Vereinen außerdem in Marburg (Landkreis Marburg-Biedenkopf) und Gießen (Landkreis Gießen). Dabei lag der Schwerpunkt der Tätigkeit der DIDF in Hessen bei Vereinen und Gruppen in Frankfurt am Main, Hanau und in Mittelhessen. Veranstaltungen | Die DIDF, besonders die DIDF-Jugend, führte im Berichtsjahr eine Vielzahl von Veranstaltungen durch. Diese reichten von Diskussionsrunden, Gedenkund Protestveranstaltungen bis hin zu Kundgebungen und Demonstrationen, wobei diese vermehrt unter Beteiligung von Gewerkschaften, Parteien, Bündnissen und Initiativen stattfanden. Ziel der DIDF war es, "alle antifaschistischen Kräfte" zu bündeln. Vor diesem Hintergrund arbeitete die DIDF anlassbezogen sowohl mit Extremisten als auch mit Nichtextremisten zusammen. Um die Intensität dieser Kooperation zu dokumentieren, wurden - jeweils unter Beteiligung der DIDF - die folgenden Veranstaltungen durchgeführt: * Marburg, 9. Januar: Kundgebung zum Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, Beteiligung von SDAJ und DKP. * Frankfurt am Main und Marburg, 19. Februar: Demonstration anlässlich des Jahrestags des Anschlags in Hanau ("Kein Vergeben, 258 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • Kurdistan) mationsund Analysestelle PIAS NKAKS Polizeiliche Informationsund New Kids Antifa Kassel Analysestelle NPD PJAK Nationaldemokratische Partei Partiya Jiyana Azad
  • Iran PYD OAT Partiya YekA(r)tiya Demokrat (ParOffenes Antifaschistisches Treftei der Demokratischen Union) fen R&AW OK Research & Analysis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS NADIS PAAF Nachrichtendienstliches InforPhänomenbereichsübergreimationssystem fende wissenschaftliche Analysestelle Antisemitismus und NATO Fremdenfeindlichkeit North Atlantic Treaty Organization PCDK Partiya Careseriya Demokratik NIAS a Kurdistane (Partei für eine poNachrichtendienstliche Inforlitische Lösung in Kurdistan) mationsund Analysestelle PIAS NKAKS Polizeiliche Informationsund New Kids Antifa Kassel Analysestelle NPD PJAK Nationaldemokratische Partei Partiya Jiyana Azad a KurdisDeutschlands tane (Partei für ein freies Leben Nr. in Kurdistan) Nummer PKK NS Partiya Karkeren Kurdistan (ArNationalsozialismus beiterpartei Kurdistans) NSBM PKV National Socialist Black Metal Parlamentarische KontrollkomNSDAP mission Verfassungsschutz Nationalsozialistische DeutPLO sche Arbeiterpartei Palestine Liberation OrganizaNSU tion (Palästinensische BefreiNationalsozialistischer Unterungsorganisation) grund PMK NWRI Politisch motivierte Kriminalität Nationaler Widerstandsrat Iran PYD OAT Partiya YekA(r)tiya Demokrat (ParOffenes Antifaschistisches Treftei der Demokratischen Union) fen R&AW OK Research & Analysis Wing Organisierte Kriminalität RAF OLG Rote Armee Fraktion Oberlandesgericht RH OMCG Rote Hilfe e. V. Outlaw Motorcycle Gangs RHD OVG Rote Hilfe Deutschlands Oberverwaltungsgericht 296 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • Rahmen ihrer Bündnispolitik die Übernahme von Leitungsund Steuerungsfunktionen in "antifaschistischen" Organisationen und Bündnissen an. Zur "Legitimation" ihres Führungsanspruchs verweisen
  • Zeit des deutschen Nationalsozialismus. Daneben nutzen gewaltbereite Autonome den "antifaschistischen Kampf" seit Jahren zur Mobilisierung ihrer Anhänger und zur Legitimierung
GLOSSAR Linksextremistische Parteien streben im Rahmen ihrer Bündnispolitik die Übernahme von Leitungsund Steuerungsfunktionen in "antifaschistischen" Organisationen und Bündnissen an. Zur "Legitimation" ihres Führungsanspruchs verweisen sie häufig auf den Kampf kommunistischer Widerstandskämpfer gegen Hitler und die Verfolgung von Kommunisten zur Zeit des deutschen Nationalsozialismus. Daneben nutzen gewaltbereite Autonome den "antifaschistischen Kampf" seit Jahren zur Mobilisierung ihrer Anhänger und zur Legitimierung ihrer militanten "Aktionen" gegen Staat und Polizei mit dem Argument, diese schützten Rechtsextremisten. Die sogenannten Faschos gelten bei den Autonomen als Feindbild schlechthin. Nach dem klar extremistischen Motto "Schlagt die Nazis, wo ihr sie trefft!" wird offen zur Gewaltanwendung aufgerufen. (Vgl. https://www.verfassungsschutz.bayern.de/linksextremismus/ definition/aktionsfelder/antifaschismus/index.html, unter dieser Adresse die komplette Fassung des oben gekürzten Glossareintrags, abgerufen im Mai 2022.) "Antigentrifizierung" Die Stadt gilt insbesondere gewaltorientierten Linksextremisten traditionell als zentraler Ort des Klassenkampfs, als Ort der Zuspitzung der Klassengegensätze. Durch die Verbindung mit anderen Gruppen erhoffen sich Linksextremisten Möglichkeiten der Massenmilitanz, die in Städten leichter organisierbar ist als in bevölkerungsschwachen Räumen. Ziel gewaltorientierter Linksextremisten ist insbesondere der Erhalt sogenannter Freiräume, die von der Szene als notwendige Widerstandsstrukturen angesehen werden. Mit dem Thema "Antigentrifizierung" versuchen Linksextremisten ihre eigenen Interessen in eine aktuelle stadtund gesellschaftspolitische Diskussion einzubetten und damit in größeren Bevölkerungskreisen politisch Akzeptanz zu finden. Der Begriff "Gentrifizierung" kommt ursprünglich aus der Stadtsoziologie und bezeichnet soziale Umstrukturierungsprozesse in Stadtteilen, die zu steigenden Mieten und einer Verdrängung der bisherigen Bewohner führen. Viele Bewohner von Großstädten beschäftigt dieses Thema. Es bilden sich Initiativen, die in aller Regel von demokratischen Kräften getragen werden. Linksextremisten versuchen, sich diesen Initiativen anzuschließen bzw. im gleichen Themenfeld eigene Aktionen zu entwickeln, um damit ihre gesellschaftliche Akzeptanz zu steigern und sich vordergründig als sozialpolitische Akteure zu profilieren, wobei sie extremistische Ziele verfolgen, die deutlich über die Sozialpolitik hinausreichen. Autonome Linksextremisten entwickeln im Zusammenhang mit dem Themenfeld "Antigentrifizierung" auch gewalttätige Aktivitäten: Insbesondere Immobilienmakler werden von ihnen als Mitverantwortliche für die "Gentrifizierung" und damit als Feindbild wahrgenom302 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • Islamischer Staat (IS) New Kids Antifa Kassel (NKAKS) Deutsche Muslimische GeIslamischer Staat Provinz meinschaft e. V. (DMG) Khorasan (ISPK) Offenes
  • Antifaschistisches Treffen (OAT) Frankfurt am Erbakan Vakfi Hessen (ErbaIslamisches Zentrum HamMain kan-Stiftung) burg (IZH) Ökologisch Radikal Links - ffm Europäisches
EXTREMISTISCHE ORGANISATIONEN kritik&praxis - radikale Linke Council of European Muslims Islamische Gemeinschaft der [f]rankfurt (CEM) schiitischen Gemeinden Deutschland e. V. (IGS) Marxistisch-Leninistische ParDeutsch-Libanesische Famitei Deutschland (MLPD) lie e. V. (DLF) Islamischer Staat (IS) New Kids Antifa Kassel (NKAKS) Deutsche Muslimische GeIslamischer Staat Provinz meinschaft e. V. (DMG) Khorasan (ISPK) Offenes Antifaschistisches Treffen (OAT) Frankfurt am Erbakan Vakfi Hessen (ErbaIslamisches Zentrum HamMain kan-Stiftung) burg (IZH) Ökologisch Radikal Links - ffm Europäisches Institut für HuIsmail Aga Cemaati (IAC) manwissenschaften in REBELL Deutschland e. V. Jabhat al-Nusra (JaN) Rote Hilfe e. V. (RH) European Council for Fatwa Jaish al-Malahim al-iliktruni Sozialistische Deutsche Arand Research (ECFR) (Digitalarmee der Schlachbeiterjugend (SDAJ) ten) European Council of Imams T.A.S.K. (Europäischer Rat der "LIES!" Imame) Menschen für Menschen e. V. Islamismus Fatwa-Ausschuss in Deutschland MillA(r) Gazete (Nationale ZeiAfghanische Taleban tung) Federation of Islamic Organial-Ikhwan al-Muslimun fi Suzations in Europe (FIOE, FöMuslimbruderschaft (MB) riya (Die Muslimbrüder in Syderation Islamischer Organirien) sationen in Europa) Rat der Imame und Gelehrten e. V. (RIG)/Rat der Imame al-Malahim Media Gib Frieden e. V. und Gelehrten in Deutschland (RIGD) al-Naba Hai'at Tahrir al-Sham (HTS) Realität Islam (RI) al-Nahda Harakat al-Muqawama al-Islamiya (HAMAS, Islamische WiSaadet Deutschland Regioal-Qaida derstandsbewegung) nalverein Hessen e. V. (SP Hessen) al-Qaida auf der arabischen Harakat al-Shabab al-MujahiHalbinsel din (al-Shabab, Bewegung Saadet Partisi (SP, Partei der der Mujahidin-Jugend) Glückseligkeit) al-Sahab-Media Hizb Allah (Partei Gottes) Shahid-Stiftung (MärtyrerAnsaar International e. V. Stiftung) Hizb ut-Tahrir (HuT, Partei der Befreiung) 336 - Hessischer Verfassungsschutzbericht 2021
  • Strukturen 73 5.1.1. Autonome Szene ("Rote Flora") 74 5.1.2. Autonome Antifa-Gruppen 75 5.1.3. Postautonome Gruppen 77 5.1.3.1. Interventionistische Linke
Inhaltsverzeichnis 4.1. Entwicklungen und Organisatorisches 58 4.2. Aktivitäten und Schwerpunkte in Deutschland 58 4.3. Situation in Hamburg 59 5. Weitere türkische extremistische Gruppierungen 60 5.1. Revolutionär-marxistische Gruppierungen 60 5.2. ADÜTDF/Türkische Nationalisten 61 IV. Linksextremismus 1. Entwicklungen und Schwerpunkte 68 2. Potenziale 69 3. Politisch motivierte Kriminalität (PMK) 69 4. Militanzdebatte und linksextremistische Gewalt 71 5. Linksextremistische Strukturen in Hamburg 73 5.1. Gewaltorientierte Gruppen und Strukturen 73 5.1.1. Autonome Szene ("Rote Flora") 74 5.1.2. Autonome Antifa-Gruppen 75 5.1.3. Postautonome Gruppen 77 5.1.3.1. Interventionistische Linke 77 5.1.3.2. GROW 79 5.1.4. Antiimperialistische Gruppen 79 5.1.4.1. Roter Aufbau Hamburg 80 5.1.4.2. Sonstige antiimperialistische Gruppierungen 81 5.1.5. Anarchisten 82 5.2. Antirepression 84 5.2.1. Rote Hilfe e.V. / United we Stand (UWS) 84 5.3. Orthodoxe Kommunisten und andere revolutionäre Marxisten 84 5.3.1. DKP Hamburg, SDAJ Hamburg und Marxistische Abendschulen 84 5.3.2. Trotzkisten 88 V. Rechtsextremismus 1. Entwicklungen und Schwerpunkte 94 2. Potenziale 95 3. Politisch motivierte Kriminalität (PMK) 95 4. Rechtsextremistische Gewalt und Rechtsterrorismus 95 5. Neonazismus und subkulturell geprägter Rechtsextremismus 97 6. Rechtsextremistische Parteien 101 6.1. Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 101 6.2. Der Flügel (Verdachtsfall) 102 9
  • Einstellungen, Strategien und Organisationsformen (zum Beispiel Autonome, Postautonome, Antiimperialisten, Antifaschisten, orthodoxe Kommunisten, Trotzkisten). Je nach politisch-ideologischer Ausrichtung streben Linksextremisten
  • Gewalt zerschlagen zu wollen. Ihre hauptsächlichen Agitationsund Aktionsfelder sind: Antifaschismus, Antirepression, Antimilitarismus, Antirassismus, Antiglobalisierung und Antiimperialismus. Aufgrund ihrer Ablehnung
IV. Linksextremismus Der Begriff "Linksextremismus" ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche, auch sich teilweise deutlich unterscheidende Positionen, Einstellungen, Strategien und Organisationsformen (zum Beispiel Autonome, Postautonome, Antiimperialisten, Antifaschisten, orthodoxe Kommunisten, Trotzkisten). Je nach politisch-ideologischer Ausrichtung streben Linksextremisten eine sozialistische, kommunistische, autonome oder anarchistische Gesellschaftsordnung an. Einig ist sich diese heterogene Szene, der sozialen Gleichheit eine zentrale Rolle zuzuschreiben, sowie in dem Bestreben, die freiheitliche demokratische Grundordnung und damit die durch das Grundgesetz vorgegebene Staatsund Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland überwinden zu wollen. Insbesondere die parlamentarische Demokratie ist nach linksextremistischer Überzeugung als "Herrschaftsinstrument des Kapitalismus" zu betrachten und daher zu beseitigen. Zahlreiche Gruppierungen halten dafür auch den Einsatz von Gewalt für ein legitimes Mittel. Die größte Gruppe innerhalb der gewaltorientierten linksextremistischen Szene bilden die Autonomen. Diese haben in der Regel weder klare Strukturen noch gemeinsame politische Zielsetzungen, aber sie sind sich darin einig, den Staat und seine Einrichtungen notfalls mit Gewalt zerschlagen zu wollen. Ihre hauptsächlichen Agitationsund Aktionsfelder sind: Antifaschismus, Antirepression, Antimilitarismus, Antirassismus, Antiglobalisierung und Antiimperialismus. Aufgrund ihrer Ablehnung von Hierarchien und Herrschaft gibt es zwischen Autonomen und anderen linksextremistischen Gruppierungen zum Teil große ideologische Differenzen.
  • Zeichen des untrennbar verbunden. Bundestagswahlkampfes. Für die verschiedenen Antifa-Gruppierungen war die AfD der politische Die in den vergangenen Jahren
Linksextremismus 1. Entwicklungen und Schwerpunkte Duktus bestimmter Selbstbezichtigungen, wurde auch bundesweit die Eskalationsstufe der RadikaliLinksextremisten verfolgen, je nach Gruppierung und sierung in der linksextremistischen Szene weitergeideologischer Ausrichtung, das Ziel, eine sozialistidreht. Die Verfassungsschutzbehörden werden diese sche, kommunistische oder eine Art "herrschaftsdeutschlandweite Entwicklung insbesondere im Hinfreie", autonome oder anarchistische Gesellschaftsblick auf die Annäherung an die Schwelle zum Linksordnung zu schaffen; indes wird in den seltensten terrorismus genau im Fokus behalten. Der Schritt hin Fällen das angestrebte Gesellschaftsmodell, das zu terroristischen Strukturen ist nach wie vor mögdie Demokratie ersetzen soll, genauer beschrielich, wenn sich diese Entwicklung fortsetzt. ben. Unter den zahlreichen unterschiedlichen linksextremistischen Strömungen und Gruppierungen, Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbeispielweise zwischen Kommunisten und Autonobundenen behördlichen Auflagen konnten zahlreiche men, bestehen deutliche ideologische Unterschiede geplante Veranstaltungen des linksextremistischen und Gegensätze. Einigkeit herrscht lediglich im Spektrums nicht oder nur sehr eingeschränkt stattBestreben, die freiheitliche demokratische Grundfinden. Wie in den anderen extremistischen Phäordnung und damit die durch das Grundgesetz vornomenbereichen auch verlagerten sich Verlautbagegebene Staatsund Gesellschaftsordnung der rungen, Angebote und Workshops umso mehr ins Bundesrepublik Deutschland überwinden zu wollen. Internet, insbesondere in die verschiedenen sozialen Die parlamentarische Demokratie ist, inklusive ihrer Medien. Repräsentanten, nach linksextremistischer Überzeugung als vorgebliches "Herrschaftsinstrument Die Aktivitäten der linksextremistischen Szene standes Kapitalismus" zu betrachten und mit diesem den im Verlauf des Jahres 2021 im Zeichen des untrennbar verbunden. Bundestagswahlkampfes. Für die verschiedenen Antifa-Gruppierungen war die AfD der politische Die in den vergangenen Jahren gestiegene AggresHauptgegner und Ziel ihrer Aktivitäten. Gemeinsam sivität und Brutalität der linksextremistischen Szene mit anderen linksextremistischen und linksextremissetzte sich auch im Jahr 2021 fort. Das Radikalisietisch beeinflu sten Organisationen, auch aus dem rungsniveau in Teilen der gewaltorientierten linksexorthodox-kommunistischen und postautonomen tremistischen Szene ist nach wie vor hoch. BundesBereich, wurden zahlreiche Kampagnen gestartet, weit wurden die Taten gewalttätiger, professioneller um gegen einen Wiedereinzug der AfD in den Bunund persönlicher ausgeführt. So ist die Schwelle, destag zu kämpfen. So kam es im Laufe des Jahres gezielt gegenüber Personen Gewalt anzuwenden, zu Sachbeschädigungen an Büros, Autos und Wohndeutlich gesunken, wie die nachfolgend aufgeführten häusern von AfD-Politikern. Taten exemplarisch belegen. Ein weiterer Themenschwerpunkt der linksextremis- f Am 11. März 2021 wurde in der Nähe von Leipzig tischen Szene in Hamburg entwickelte sich im Laufe der Bundesvorsitzende der "Junge Nationalisten" der Corona-Pandemie mit den Protesten gegen (JN), Paul R. brutal angegriffen. Kundgebungen und Verlautbarungen der sogenannten Querfront-Bewegungen, an denen sich teilweise f Am 28. Mai 2021 wurde ein bekannter Rechtsauch Personen aus dem Spektrum der Delegitimieextremist aus Thüringen in seiner Wohnung rer sowie einzelne Rechtsextremisten und Angehöüberfallen und schwerstverletzt, mit vermutlich rige des Reichsbürger-Spektrums (siehe Kapitel V bleibenden Folgen, aufgefunden. zum Thema Corona-Proteste) beteiligten. Daher rief das linksextremistische Lager zu "Gegenwehr" und Gegenprotesten auf. Linksextremisten unterstellen Bei diesen Taten wurde der Tod durch die Täter in dabei den Sicherheitsbehörden, dass diese nicht Kauf genommen. Nur durch glückliche Umstände konsequent genug gegen tatsächliche und vermeintist es hierzu letztlich nicht gekommen. Auch diese liche Rechtsextremisten und sogenannte "CoronaVorfälle belegen, dass mittlerweile der Tod des poliLeugner" vorgingen. Dabei werden von linksextretischen Gegners aus politischer Motivation heraus mistischen Protestierern immer wieder vermeintliche zumindest billigend in Kauf genommen wird. Bezüge hergestellt, die das Narrativ nähren sollen, dass die Polizei, Verfassungsschutz und RechtsextMit den Umständen zahlreicher Taten, vor allem mit remisten ein miteinander verwobenes Bündnis darder Art und Weise der Tatbegehung, der Gefährdung stellen. von Leib und Leben auch Unbeteiligter sowie dem 68
  • Lina und die Angeklagten im merys strikter Lockdowns und Ausgangssperren Antifa-Ost-Verfahren" sowie weiteren inhaftierbegründet. Ferner riefen
Linksextremismus fen die zur Straße gelegene Fassade mit von Unternehmen im Mobilitätssektor. Zudem Christbaumkugeln, die mit roter Farbe gefüllt werden die Möglichkeiten einer vorgeblichen waren. Im Selbstbezichtigungsschreiben (SBS) "Totalen Kontrolle" und Überwachung angepranauf de.indymedia.org wird der Farbanschlag gert. Zudem bekunden die Verfasser auch hier unter anderem mit der Befürwortung Montgoihre Solidarität mit "Lina und die Angeklagten im merys strikter Lockdowns und Ausgangssperren Antifa-Ost-Verfahren" sowie weiteren inhaftierbegründet. Ferner riefen sie zu einer "militanten ten Linksextremisten und den Berliner SzeneobAuseinandersetzung" mit weiteren Personen des jekten "Rigaer 94" und "Köpi". öffentlichen Lebens auf und nannten dabei auch aktuelle Meldeanschriften. 5. Linksextremistische Strukturen in Hamburg f In der Nacht zum 25. Mai 2021 wurden bei den Jobcentern in Billstedt und Eimsbüttel zahlreiche Scheiben eingeschlagen, in Eimsbüttel zusätzlich 5.1. Gewaltorientierte Gruppen und Strukturen rotfarbene Schmierereien aufgetragen. Das SBS begründet die starken Beschädigungen mit dem Zu den gewaltorientierten Linksextremisten zählen Thema "Soziale Kämpfe", dabei unter anderem Autonome, einschließlich sogenannter postautonoprekäre Beschäftigungsverhältnisse bei verschiemer Gruppierungen wie der "Interventionistischen denen Firmen sowie die Zunahme der Armut Linken", Antiimperialisten wie dem kommunistischen durch Lockdown-Maßnahmen. Zudem solidari"Roten Aufbau Hamburg" sowie Anarchisten. Autosieren sich die Verfasser mit der inhaftierten Lina nome agieren grundsätzlich organisationskritisch E. und undogmatisch, sie lehnen Hierarchien und feste Organisationsstrukturen, zum Beispiel Vereine oder f Ebenfalls in einer nächtlichen Aktion wurde in Parteien, ab. Dennoch sind Angehörige der autonoder Zeit vom 14. bis 15. Juni 2021 das Gebäude men und anarchistischen Szene Vorstandsmitglieder einer Ingenieurfirma in Altona stark beschädigt eingetragener Vereine. Von dieser Organisationskriund mit der Aufschrift "R94" großflächig tik grenzen sich die Postautonomen stark ab; diese besprüht. Im SBS vom 16. Juni wird diese Tat mit sind bundesweit gut vernetzt und operieren auch der bevorstehenden Begehung der Rigaer Straße mit anderen Gruppierungen des linksextremisti94 in Friedrichshain durch den "Eigentümer" des schen Spektrums. Aus taktischen und strategischen Hauses und eine Brandschutzgutachterin Gründen streben sie nach Kooperation und Bündbegründet. "Der Angriff" solle "verdeutlichen, nissen auch mit demokratischen Gruppierungen und dass Bullen, Politiker*innen, Investor*innen und instrumentalisieren dafür gesellschaftlich relevante ihre Dienstleister*innen, lieber ihre Hände von und breit diskutierte Fragen wie Klimaund UmweltOrten wie der Rigaer94 lassen sollten! Liebe & schutz oder das Thema Geflüc tete. Anarchisten Kraft an die Gefährt*innen aus Berlin! Hands off und Autonome weisen hinsichtlich ihrer organisaRigaer94!" tionskritischen Haltung eine gewisse ideologische Nähe zueinander auf, zudem sind sie weniger dog- f Am 10. Oktober 2021 wurden drei Ampelanlamatisch als beispielsweise Antiimperialisten. Diese gen in Eimsbüttel und in der Neustadt beschäorientieren sich stärker an den Lehren von Marx und digt. Zur Tatzeit entdeckten Polizeibeamte Lenin. Ein zentraler Bestandteil der antiimperialistiBrände an den geöffneten Steuerungselementen schen Ideologie ist die "Solidarität" mit sogenannzweier Ampeln und löschten diese mit Bordmitten "internationalistischen Befreiungsbewegungen". teln. An einem weiteren Brandtatort wurden Hierzu zählen unter anderem Agitationen zugunsten Reste eines Bengalos gefunden. Darüber hinaus kurdischer und palästinensischer Terrororganisatiowurde am Sitz der Firma "Free Now" in Altona nen. Die Frage der Bildung fester Gruppenstrukturen am selben Tag die Glasfassade durch Steinwürfe sowie die Haltung im Nahost-Konflikt sind Ursachen stark beschädigt. Der Schaden der insgesamt 36 der seit Jahrzehnten existierenden ideologischen beschädigten Fensterscheiben belief sich auf Sollbruchstelle und Auseinandersetzung zwischen etwa 70.000 Euro. Beide Straftaten wurden im autonomen und antiimperialistischen Strömungen. anschließenden SBS in Beziehung mit dem So stehen Teile der autonomen Szene im Nahostdamals in den Hamburger Messehallen stattfinKonflikt nicht auf Seiten der Palästinenser, sondern denden weltgrößten Verkehrskongress ITS auf der Seite Israels. begründet. Es enthält die übliche linksextremistische Kapitalismuskritik, konkretisiert anhand 73
  • Interrassistischen Bewegung, bei der views, sozialen Medien, öffentlichen VerlautbarunSeebrücke, in Antifa-Bündnisgen, auf Plakaten und Transparenten die "Überwinsen, arbeiten
Linksextremismus So verbirgt sich hinter einzelnen Gruppierungen wie rend einer Veranstaltung am 19. Februar 2021, dem "Seebrücke Hamburg" oder "Ende Gelände Hamburg" Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags von die IL Hamburg als beeinflu sende Akteurin. Hanau, deutlich. Ein Protagonist der IL HH forderte, "Nazis" zu "jagen". "Wir sind in der Klimaund antiRegelmäßig forderte und fordert die IL HH in Interrassistischen Bewegung, bei der views, sozialen Medien, öffentlichen VerlautbarunSeebrücke, in Antifa-Bündnisgen, auf Plakaten und Transparenten die "Überwinsen, arbeiten mit Mieter*innen, dung" des Kapitalismus und den damit verbundenen in den Krankenhausbündnissen, Aufbau einer "kommunistischen" Staatsund Wirtunterstützen Sexarbeiter*innen." schaftsordnung. So wurde am 30. April 2021 in einer Tageszeitung ein "Streitgespräch" zwischen Ein Protagonist der IL HH in einem "Streitgespräch" mit einem Protagonisten des zwei Hamburger Linksextremisten unterschiedlicher "Roten Aufbau Hamburg", veröffentlicht in der taz vom 30. April 2021. ideologischer Ausrichtung veröffentlicht - einem Protagonisten des antiimperialistischen "Roten Das Bündnis "Seebrücke Hamburg" ist eine von der Aufbau Hamburg" und einer Führungsperson der IL HH mit aufgebaute Gruppierung, die sich unter postautonomen IL HH, der auch als ein Sprecher anderem für die vermehrte Aufnahme von Geflüc teder Gruppierung "Seebrücke Hamburg" fungiert. ten in Hamburg und die Seenotrettung einsetzt. In dem Gespräch, in dem im Übrigen die ideologischen Unterschiede zwischen Antiimperialisten und Im Jahr 2021 konnte beobachtet werden, dass die Postautonomen offenkundig wurden, machte der IL HH das Gros der von ihr beworbenen VeranstalIL-Vertreter deutlich, den "Kapitalismus revolutionär tungen und öffentlichen Versammlungen nicht unter beseitigen" zu wollen, um eine Art modernen Komeigenem Label stattfinden ließ - mutmaßlich aus dem munismus zu etablieren: Grund, dass einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist, dass die IL als gewaltorientierte linksextremistische Gruppierung gilt. Vielmehr beteiligte sich die IL HH "Der Kommunismus des 21. Jahranlassbezogen an Versammlungen und Aktionen hunderts kann nicht der Kommuunterschiedlicher Initiativen, Bündnisse und Grupnismus der 1920er-Jahre sein. pierungen. Wir brauchen einen Kommunismus, der demokratisch ist, dezenCharakteristisch für die IL HH ist die Bandbreite an traler als in Lenins Modell, er Themenfeldern, in denen sie aktiv ist. Dazu gehören muss feministisch sein, queer, beispielsweise die als "Antirepressionsarbeit" verökologisch, um den Kapitalismus standenen öffentlichen Solidaritätsbekundungen mit zu überwinden und einen radikaGewalttätern, so geschehen, nachdem das Landgelen Bruch mit dem Bestehenden zu richt Stuttgart am 13. Oktober 2021 zwei militante vollführen." Linksextremisten zu mehrjährigen Haftstrafen ver(taz vom 30. April 2021) urteilt hatte (siehe Punkt 4 in diesem Kapitel). Der zu überwindende "Kapitalismus" steht für LinksDass Gewalt zu den legitimen Mitteln in der politiextremisten als Synonym für die freiheitliche demoschen Auseinandersetzung gehört, wurde auch wähEL E G Ä END ND E H A M B UR G Hinter einzelnen Gruppierungen wie "Ende Gelände Hamburg" oder "Seebrücke Hamburg" verbirgt sich die IL Hamburg als beeinflussende Akteurin. Illustration: LfV HH 78
  • einer vermeintlichen "Überfremdung" zu warnen. Bezugnahmen von Rechtsextremisten auf die "Antifa-Terrorwelle" Seit Jahresbeginn 2021 war es zu einer Reihe
Es gäbe keine genauen Angaben darüber, wie viele Ortskräfte für die Bundeswehr gearbeitet hätten. Hier wurde deutlich, dass selbst kleinere Flüchtlingsbewegungen genutzt werden, um vor einer vermeintlichen "Überfremdung" zu warnen. Bezugnahmen von Rechtsextremisten auf die "Antifa-Terrorwelle" Seit Jahresbeginn 2021 war es zu einer Reihe von Übergriffen gegen Rechtsextremisten sowie auf deren Immobilien in Thüringen und Sachsen-Anhalt gekommen. Ein Brandanschlag ereignete sich beispielsweise am 28. Mai 2021 in der Gaststätte eines Thüringer Rechtsextremisten. Es handelte sich bereits um den dritten Brand in diesem Objekt. Die Auswahl der Anschlagsziele und die Vorgehensweise ließen eine linksextremistische Tatmotivation möglich erscheinen. Der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende teilte ohne eigenen Kommentar einen Pressebericht über den erneuten Vorfall. Der Geschäftsführer der Kreistagsfraktion "Heimat und Identität" verlinkte auf ein Internetvideo des NPD-Medienkanals "avosTV".37 Der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende aus Thüringen hatte bereits am 9. Mai 2021 zusammen mit weiteren Rechtsextremisten eine Erklärung abgegeben, wonach die "deutsche Opposition" als "Antwort auf den linken Terrorismus" in die "Offensive" gehe und sich über "Parteiund Organisationsgrenzen hinweg" vernetzen werde.38 Die Herbst-Ausgabe der neonazistischen Publikation "N.S. Heute" wählte unter der Überschrift "Bis einer auf der Strecke bleibt? Linker Terror und nationaler Selbstschutz" vermeintlichen Linksterrorismus als Titelthema. 37Facebook-Seite des Geschäftsführers der Kreistagsfraktion "Heimat und Identität" vom 28.05.2021, abgerufen am 01.06.2021. 38Facebook-Seite des stellvertretenden NPD Parteivorsitzenden vom 9. Mai 2021, abgerufen am 28.05.2021. 45
  • Schranken und demokratische Diskursformen hinwegsetzen zu können. 7.5.2 Aktionsfeld "Antifaschismus" Eines der wichtigsten Themenfelder für Linksextremisten bildet im Land Mecklenburg
  • Vorpommern nach wie vor der "Antifaschismus". Hierbei werden regelmäßig zwei Ziele miteinander verknüpft, zum einen die Bekämpfung aller als politisch
7.5 Aktionsfelder 7.5.1 Aktionsfeld "Klimaschutz" Der Klimaschutz und die damit verbundenen Veränderungen für die Wirtschaft und die Lebensweise jedes Einzelnen nehmen in der gesamtgesellschaftlichen Diskussion über die Gestaltung der Zukunft einen zunehmend breiteren Raum ein. Linksextremisten versuchen hier, auch unter Inkaufnahme der Gefährdung Dritter und der Begehung von Straftaten mediale Aufmerksamkeit zu erregen und auf diese Weise Anschlussfähigkeit an ein breiteres politisches Spektrum zu erreichen. Im Kern geht es bei diesen Handlungen nicht um die tatsächliche Sensibilisierung von Politik und Öffentlichkeit für den Naturund Umweltschutz und die Reduzierung klimaschädlicher Faktoren, sondern um den Gewinn der Deutungshoheit über die Ausgestaltung der Politik. Deutlich wird das Missverhältnis zwischen dem propagierten Ziel des Klimaschutzes und dem eigenen Handeln der sogenannten "Klimaaktivisten" beispielsweise anhand der gefährlichen Besetzung des Greifswalder Blockheizkraftwerkes am 10. September 2021. Auch die bereits genannten Sabotageaktionen gegen die Gasinfrastruktur im August 2021 oder die medienwirksame Beteiligung an einem Hungerstreik vor dem Bundestag im August/September 2021 im Vorfeld der Wahlen zum Deutschen Bundestag stellen ein fragwürdiges Demokratieverständnis zur Schau, welches davon ausgeht, sich angesichts der Bedrohungen durch den Klimawandel über rechtliche Schranken und demokratische Diskursformen hinwegsetzen zu können. 7.5.2 Aktionsfeld "Antifaschismus" Eines der wichtigsten Themenfelder für Linksextremisten bildet im Land Mecklenburg-Vorpommern nach wie vor der "Antifaschismus". Hierbei werden regelmäßig zwei Ziele miteinander verknüpft, zum einen die Bekämpfung aller als politisch rechtsstehend eingeschätzter Personen und Organisationen, zum anderen der "bürgerlich-demokratische" Staat, der in der Lesart 87
  • Faschismus in den gesellschaftlichen und politischen Strukturen des Kapitalismus. Die "Antifa-Arbeit" verbindet auf diese Weise ihren Kampf gegen Rechtsextremismus
von Linksextremisten den "Faschismus" als eine mögliche Herrschaftsform akzeptiert, fördert und ihn deshalb auch nicht ausreichend bekämpft. Letztlich, so wird argumentiert, wurzele der Faschismus in den gesellschaftlichen und politischen Strukturen des Kapitalismus. Die "Antifa-Arbeit" verbindet auf diese Weise ihren Kampf gegen Rechtsextremismus mit dem (gesellschaftlich schwerer vermittelbaren) Kampf gegen das kapitalistische System.102 In Bezug auf demonstrative Aktivitäten trat die linksextremistische Szene im Berichtszeitraum aufgrund der coronabedingten Einschränkungen nur vereinzelt in Erscheinung. Typisch war beispielsweise die Beteiligung an den Gegenprotesten anlässlich des Aufzuges der NPD am 1. Mai 2021 in Greifswald. Unter dem Deckmantel und dem Schutz des friedlichen bürgerlichen Protestaufzuges formierte sich hier ein "schwarzer Block" mit ca. 300 bis 400 Personen der linksautonomen/linksextremistischen Szene, aus dem u.a. Pyrotechnik gezündet und eingesetzte Polizeikräfte mit Böllern beworfen wurden. 7.5.3 Aktionsfeld "Antirepression" Als "Antirepression" bezeichnen Linksextremisten ihren Kampf gegen eine von ihnen behauptete, vielgestaltige Unterdrückung durch den (verhassten) Staat, welcher nicht nur jegliche revolutionären Ansätze im Keim ersticken wolle, sondern bereits die bloße allgemeine Ausübung von staatsbürgerlichen Grundrechten beeinträchtige. Zu den bevorzugten Zielobjekten gehören naturgemäß Polizeibeamte, aber auch Nachrichtendienste und andere staatliche Einrichtungen, wie Gerichte und Staatsanwaltschaften. In diesem Aktionsfeld engagieren sich neben gewaltorientierten Linksextremisten auch Organisationen wie etwa die "Rote Hilfe". 102Linksextremismus - Erscheinungsformen und Gefährdungspotenziale, S. 33, BfV 2016. 88
  • auch durch linksextremistische Organisationen unterstützt (z.B. "North East Antifa" (NEA), eine zentrale "Antifa"-Gruppe aus Berlin, die postautonome "Interventionistische Linke
Das für den 5. November bis 5. Dezember 2021 landesweit geplante Kurdistan-Solidaritätsfestival wurde von den Veranstaltern aufgrund der Corona-Lage kurzfristig abgesagt. Das vorgesehene Programm hatte auch explizite PKK-Bezüge, wie z.B. die Lesung eines Öcalan-Buches. Veranstaltungen waren in bekannten linksorientierten Szeneobjekten in Stralsund, Greifswald, Neubrandenburg, Ribnitz-Damgarten, Rostock, Wismar, Gadebusch und Schwerin vorgesehen. Vom 22. bis zum 27. November 2021 führte die PKK eine Aktionswoche110 anlässlich des 28. Jahrestags des gegen die Organisation 1993 verfügten Betätigungsverbots in Deutschland durch, in der sie mit Mahnwachen, Informationsveranstaltungen, Plakataktionen und Kundgebungen die Aufhebung des Verbots forderte. Zum Abschluss der Aktionswoche veranstaltete die PKK am 27. November 2021 in Berlin eine Demonstration unter dem Motto "PKK-Verbot aufheben! Krieg beenden - politische Lösung fördern!". Der Aufruf zur Demonstration wurde von Organisationen aus dem PKK-Spektrum, als auch durch linksextremistische Organisationen unterstützt (z.B. "North East Antifa" (NEA), eine zentrale "Antifa"-Gruppe aus Berlin, die postautonome "Interventionistische Linke" (IL) und die "Rote Hilfe e.V." 111 sowie die "Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands" (MLPD))."112 Auch das Kurdistan Solidaritätsfestival MV zählte zu den Unterstützern. 110Vgl. "Rise Up 4 Rojava" - "28 Jahre PKK-Verbot sind 28 Jahre zu viel!", https ://anfdeutsch.com, abgerufen am 26.11.2021. 111Vgl. "Rise Up 4 Rojava" - "28 Jahre PKK-Verbot sind 28 Jahre zu viel!", https ://anfdeutsch.com, abgerufen am 26.11.2021. 112"Die MLPD unterstützt die bundesweite Demonstration zur Aufhebung des PKK-Verbots" vom 26.11.2021, www.rfnews.de, abgerufen am 29.11.2021. 114
  • Neustart im Jahr 2021" hat die Göttinger linksextremistische Gruppierung Antifaschistische Linke International (A.L.I.) Ende Dezember 2021 auf ihrer Website ihren
  • aber in ihrer Erklärung: "Wir sind und bleiben die Antifaschistische Linke International
Linksextremismus "... versucht, die eigene Ratlosigkeit und den Ideenverlust durch eine große, vermeintlich schlagkräftige, nach innen funktionstüchtige Organisation zu ersetzen ...", um dann zu dem vernichtenden Fazit zu gelangen: "Wir wollten eine Organisierung neuen Typs und haben eine Organisation bekommen, die ihre Politik eher als Verwaltung denn als Suche nach radikalen Antworten versteht." (Internetseite münster alternativ vom 30.11.2021) Auch in Niedersachsen ist diese Entwicklung wahrnehmbar. Unter der Überschrift "Die A.L.I. trennt sich - unser Neustart im Jahr 2021" hat die Göttinger linksextremistische Gruppierung Antifaschistische Linke International (A.L.I.) Ende Dezember 2021 auf ihrer Website ihren Austritt aus der IL bekannt gegeben. In ihrer Austrittserklärung kritisiert die A.L.I., dass sich in der IL "... in den letzten Jahren Tendenzen verstärkt [hätten], die eine parteiförmige Organisation aufbauen wollen und in der strittige Fragen durch Abstimmungsstatuten oder ausgelagerte Kleingruppen mehr verwaltet als produktiv diskutiert werden." (Internetseite der A.L.I. vom 21.12.2021) Zugleich beschwert sich die A.L.I. darüber, dass ihnen ihre "Bündnispartner*innen die Solidarität entzogen[hätten]" als sie "von Seiten der Polizei und von Neonazis Gewalt" erfahren hätten und beklagen, "immer, wenn es zu inhaltlichen Auseinandersetzungen kam, knallte es zwischen uns." Aus diesen Gründen kommt die A.L.I. zu der Erkenntnis, dass sich die "Differenzen in unserer Gruppe ... nicht mehr in gemeinsame Praxis überführen" lassen und zieht daraus den Schluss: "Unser Organisationsverständnis ist nun nicht mehr mit den aufgebauten Abstimmungsmodi in der iL vereinbar. Unser Politikstil findet in der iL keinen Platz mehr. Wir werden also in Zukunft nicht mehr in der iL organisiert sein." (Internetseite der A.L.I. vom 27.12.2021) Zugleich betont sie aber in ihrer Erklärung: "Wir sind und bleiben die Antifaschistische Linke International." 145