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"links or rechts" in den Verfassungsschutz Trends
  • Fällen Anklage erhoben worden und in 67 Fällen wurde rechtskräftig verurteilt. 1.113 Verfahren wurden eingestellt. Allein im Jahr 2018 hatten
näherer Zukunft deutlich entspannen wird. Islamistisch-terroristische Szene in Deutschland Die islamistisch-terroristische Szene in Deutschland spiegelt die Heterogenität der globalen jihadistischen Bewegung wider. Sie umfasst einerseits Gruppierungen, die Beziehungen zu islamistisch-terroristischen Organisationen im Ausland haben und andererseits Kleingruppen und selbstmotivierte Einzeltäter, die an keine terroristische Organisation angebunden sind. Gerade die unabhängigen Gruppen und Einzelpersonen agieren in der Regel im Sinne der von internationalen Organisationen wie al-Qaida oder dem IS vorgegebenen Leitlinien, was sich nicht zuletzt auf deren massive Internetpropaganda für einen individuellen militanten Jihad im Westen zurückführen lässt. Jedoch müssen sie nicht unbedingt im Auftrag solcher Organisationen aktiv sein. Sie führen ihre Aktivitäten auch selbständig und eigeninitiativ durch. Einzelpersonen, ob nun vollkommen autonom handelnd oder aus dem Ausland gesteuert, stellen für die Sicherheitsbehörden eine Herausforderung dar. Ihre Anschlagsplanungen sind im Vorfeld nur schwer zu erkennen. Die seit Jahren bestehende Drohkulisse islamistischer Terrororganisationen gegenüber der Bundesrepublik Deutschland und das Vorliegen entsprechender Gefährdungshinweise lässt sich auch quantitativ festmachen. Zum Ende des Jahres 2018 liegt das durch die deutschen Sicherheitsbehörden identifizierte islamistisch-terroristische Personenpotenzial bei rund 2.240 Personen. Dabei handelt es sich sowohl um die von der Polizei definierten Personenkreise der "Gefährder" und "Relevanten Personen", als auch um die durch die Verfassungsschutzbehörden darüber hinaus als gewaltbereit eingeschätzten Personen. Auch die Fallzahlen der Justiz machen die Dimension der Bedrohungslage durch den islamistischen Terrorismus deutlich. So gab die Bundesregierung an, dass seit dem 01.01.2015 durch den Generalbundesanwalt 2.461 Ermittlungsverfahren, die einen unmittelbaren oder mittelbaren Bezug zum islamistischen Terrorismus aufweisen, eingeleitet worden sind. Davon sei in 55 Fällen Anklage erhoben worden und in 67 Fällen wurde rechtskräftig verurteilt. 1.113 Verfahren wurden eingestellt. Allein im Jahr 2018 hatten 855 Ermittlungsverfahren einen Bezug zum islamistischen Terrorismus und 132 einen Bezug zum IS. Weiter gab die Bundesregierung Auskunft darüber, dass das Auswärtige Amt aktuell zwölf deutsche Staatsangehörige (fünf Männer und sieben Frauen) konsularisch betreue, die wegen Straftaten mit Bezug zum islamistischen Terrorismus im Ausland inhaftiert sind. Deutschland im Fokus der IS-Propaganda Der IS stellte in seiner Propaganda mehrfach klar, dass Deutschland als Angriffsziel betrachtet wird. So drohte er in der Anfang Januar 2017 veröffentlichten deutschsprachigen fünften Ausgabe seines Onlinemagazins Rumiyah in dem Artikel "Grenzenloser Terror": "Zweifellos steht Deutschland ganz oben auf der Liste der Kreuzfahrer-Nationen, die sich am von den USA-geführten Kreuzzug gegen den Islamischen Staat und die muslimische Ummah beteiligen. Deutschlands Beherbergung amerikanischer Militärstützpunkte, die Entsendung deutscher Kampfflugzeuge, sowie die zahlreichen Waffenlieferungen und die Ausbildung der abtrünnigen Peschmerga im Irak machen Deutschland zu einem ganz besonders angriffswürdigen Kreuzzüglerstaat, denn es ist nun eine Pflicht für jeden Muslim die Anführer des Kufrs ins Visier zu nehmen und sie Zerstörung und Tod kosten zu lassen, genauso wie sie den Muslimen im Irak, asch-Scham121 und anderen Regionen der Welt Zerstörung und Tod zufügen." In der Mitte Juli 2017 erschienenen elften Ausgabe von Rumiyah wird auf die verheerende Wirkung von Brandanschlägen eingegangen und es werden Herstellungshinweise für sogenannte Molotowcocktails gegeben. Als geeignete Anschlagsziele empfiehlt der Autor u. a. Wohnblöcke, Schulen, Universitäten oder Tankstellen. In diesem Zusammenhang wird ein Bild der Frauenkirche in Dresden gezeigt und mit folgendem Kommentar versehen: "Die Frauenkirche in Dresden - Ein beliebter Versammlungsort der Kreuzzügler, der darauf wartet, niedergebrannt zu werden". Insbesondere im Jahr 2016 realisierten sich die Propagandaaufrufe in mehreren islamistischen Terroranschlägen in Deutschland, die in den meisten Fällen einen Bezug zum IS hatten. Dazu zählt das Messerattentat auf einen Bundespolizisten am 26.02.2016 im Hauptbahnhof Hannover, der Bombenanschlag auf ein Gebetshaus der Religionsgemeinschaft 121 Der arabische Begriff "asch-Scham" bedeutet übersetzt Syrien. 99
  • symbolisiert - ablichten. 2024 arbeitete der Landesverband eng mit der rechtsextremistischen "COMPACT Magazin GmbH" zusammen. Herausgeber Jürgen Elsässer führte
VERDACHTSFALL seinen früheren Kontakten in die neonationalsozialistische Szene Südbrandenburgs. 156 Hans-Christoph Berndt bezeichnete dort den vormals führenden Kopf der neonationalsozialistischen "Widerstandsbewegung in Südbrandenburg" bezeichnenderweise als "anständigen Mann". Ebenso ließen sich einige "AfD"Politiker mit szenebekannten Symbolen - wie zum Beispiel der Handgeste, die den Code "88" symbolisiert - ablichten. 2024 arbeitete der Landesverband eng mit der rechtsextremistischen "COMPACT Magazin GmbH" zusammen. Herausgeber Jürgen Elsässer führte vor dem Hintergrund der drei Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg eine Veranstaltungsreihe namens "Blaue Welle" durch. Sie sollte "endlich den Machtwechsel in Deutschland möglich machen". 157 Auftritte von "AfD"-Parteigrößen wie Christina Baum, Oliver Kirchner oder Petr Bystron wurden angekündigt. Die "Blaue Welle" gastierte am 30. März 2024 in Velten (OHV). Die noch amtierende "AfD"-Landesvorsitzende Birgit Bessin war zunächst als Rednerin angekündigt worden. Sie sagte im Zuge der Neuwahl des Landesvorstandes auf dem Sonderparteitag in Jüterbog (TF) jedoch ab. Der "AfD"-Bundesvorstand wiederum riet den Landesverbänden, auf Distanz zur "Blauen Welle" zu gehen, da die Frage im Raum stand, ob es sich um eine illegale Parteienfinanzierung handeln könne. 158 Am 16. Juli 2024 wurde die "COMPACT Magazin GmbH" durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat verboten; später wurde der Vollzug des Verbotes durch das Bundesverwaltungsgericht bis zur Hauptverhandlung im Jahr 2025 außer Kraft gesetzt. Noch am Abend der polizeilichen Exekutivmaßnahmen erklärte der "AfD"-Spitzenkandidat Hans-Christoph Berndt bei einer Spontandemonstration vor dem Haus des Herausgebers in Falkensee (HVL): "Was COMPACT verbreitet, was an Wahrheiten verbreitet wird, was die Regierung verschweigt, das hilft uns in unserm politischen Kampf. Natürlich ist COMPACT eine wichtige Stimme der Opposition, und ist auch für die AfD wichtig, auch wenn Compact völlig unabhängig von der AfD ist." 159 In den folgenden Wochen und Monaten solidarisierte sich der Landesverband wiederholt und uneingeschränkt mit "COMPACT". Der Landesverband Brandenburg hat sich damit die antisemitischen, fremdenfeindlichen und verschwörungstheoretischen Inhalte des Magazins auf gewisse Art und Weise zueigen gemacht. Von der 2024 anhaltenden Debatte um Migration, Ausländerkriminalität und Islamismus sowie den Diskussionen um den Industriestandort Deutschland konnte der Landesverband Brandenburg stark profitieren. Von extremistischen Positionen und Äußerungen der Partei ließ sich ein beträchtlicher Teil der Wähler nicht abschrecken. Bei der Landtagswahl am 22. September 2024 erlangte die Partei 29,2 Prozent der Zweitstimmen (+5,7) und gewann 25 der insgesamt 44 Direktmandate. Damit verfehlte die Partei zwar ihr erklärtes Ziel, stärkste Kraft zu werden, sie errang aber eine Sperrminorität im Landtag und untermauerte ihre inzwischen strukturelle Verankerung. Mit Rückgriff auf den neurechten Publizisten Götz Kubitschek sprach Hans-Christoph Berndt von einem zu führenden "geistigen Bürgerkrieg". 160 Bewertung / Ausblick Der Landesverband Brandenburg hat Anfang des Jahres schwelende innerparteiliche Konflikte überwunden, sich personell neu aufgestellt und sich im Vorfeld der Landtagswahl 2024 geeint präsentiert. Das 156 Vgl. Homepage Welt, So tickt der AfD-Spitzenmann in Brandenburg, veröffentlicht am 16.09.2024, (letzter Zugriff am 17.09.2024) https://www.welt.de/politik/deutschland/plus253485604/Hans-Christoph-Berndt-So-tickt-der-AfD-Spitzenmann-in-Brandenburg/. Der führende Akteur war mehrfach Gegenstand der Jahresberichte des VS Brandenburg. 157 Vgl. Homepage COMPACT-Online, die Blaue Welle rollt, veröffentlicht am 19.01.2024, (letzter Zugriff am 11.03.2024). 158 Vgl. zur Debatte etwa Homepage Tagesschau, AfD prüft juristische Schritte gegen "Compact", veröffentlicht am 14.03.2024, (letzter Zugriff am 21.11.2024). 159 Vgl. YouTube, Spreegeflüster live Falkensee COMPACT-Verbot, Livestream vom 16.07.2024, (letzter am Zugriff am 17.07.2024). 160 Vgl. YouTube, Ansprache zum Herbstempfang von Dr. Hans-Christoph Berndt, Livestream vom 02.10.2024, (letzter Zugriff am 04.10.2024). 73
  • Konzept der Einheit Gottes ablehnen und Mohammed nicht als rechtmäßigen Propheten oder den Koran als heiliges Buch anerkennen würden, seien
  • Urteil des OLG Celle ist seit dem 19.04.2018 rechtskräftig. Die Geschwister Saleh und Safia S. haben bereits seit früher Kindheit
die vor allem im Salafismus einen hohen Stellenwert genießen. So beschäftigte er sich u. a. mit dem Tauhid im Islam. Der Begriff des Tauhid beschreibt ein wichtiges Prinzip der islamischen Glaubenslehre und bezieht sich auf die absolute Einheit und Einzigartigkeit Gottes. Salafisten überhöhen dieses Prinzip dahingehend, dass ausschließlich Gott die Herrschaftsund gesetzgebende Gewalt zukomme, was demokratische Systeme und von Menschen gemachte Gesetze ausschließt. Dabbagh führte aus, dass der Prophet Mohammed bereits damals die Menschen zum Tauhid aufgerufen und damit die Fundamente des Islams gelegt habe. Aufgabe der Muslime sei es heute, dieses Konzept aufrechtzuerhalten und für alle Ewigkeiten fortzuführen. Dabei spiele es keine Rolle, wie viele Anhänger eine islamische Gruppierung habe, erklärte Dabbagh, denn auch als Minderheit könne man eine Ideologie effektiv verbreiten, ganz nach dem Motto "Qualität vor Quantität". Im Weiteren differenzierte Dabbagh zwischen Gläubigen und Ungläubigen (Kuffar) und schrieb den Muslimen einen höheren Status zu, als Nicht-Muslimen. Der Begriff Kuffar sei in diesem Zusammenhang keine Beleidigung, sondern eher eine Feststellung. Dabbagh betonte dabei, dass der Begriff Kuffar nicht als Aufruf zu Gewalt und Hass verstanden werden dürfe, sondern lediglich einen Zustand beschreibe. Menschen, die das Konzept der Einheit Gottes ablehnen und Mohammed nicht als rechtmäßigen Propheten oder den Koran als heiliges Buch anerkennen würden, seien seiner Ansicht nach Kuffar und kämen für alle Ewigkeiten in die Hölle. Im Rahmen der sich an den Vortrag anschließenden Fragerunde vertrat Dabbagh u. a. die Meinung, dass es einer Frau nicht erlaubt sei, allein ohne Mahram (männlichen Verwandten) zu reisen. Die Vorträge von Belatouani, Tsiounis, Armih und Dabbagh zeigen deutlich, dass die DMG an überregionale salafistische Strukturen angebunden ist. DIK Hannover Ein weiterer Schwerpunkt des Salafismus in Niedersachsen ist Hannover. Zu den Freitagsgebeten versammeln sich hier jede Woche im Durchschnitt 300 Personen. Ebenso wurde die Moschee mitunter von Einzelpersonen besucht, die im terroristischen Kontext auffielen. Zu diesen gehörten u. a. die Geschwister Saleh und Safia S., die beide im Februar 2016 islamistisch motivierte Anschläge in Hannover verübten. Saleh S. warf am 05.02.2016 zwei Molotow-Cocktails vom Dach eines Einkaufszentrums in Hannover, um nach eigener Aussage so viele Menschen wie möglich zu töten. Anschließend versuchte er in Richtung Syrien auszureisen, wurde aber von den türkischen Behörden festgenommen. Das Oberlandesgericht (OLG) Celle verurteilte den 18-jährigen Saleh S. am 08.06.2017 wegen versuchten Mordes in sieben Fällen zu einer Haftstrafe von acht Jahren. Die damals Fünfzehnjährige Safia S. stach am 26.02.2016 bei einer Personenkontrolle im Hauptbahnhof Hannover einem Beamten der Bundespolizei in den Hals und verletzte ihn schwer. Bereits zuvor hatte sie versucht, sich über die Türkei nach Syrien abzusetzen und sich dort dem IS anzuschließen. Das OLG Celle verurteilte Safia S. am 26.01.2017 zu sechs Jahren Haft (Jugendstrafe) wegen versuchten Mordes und der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Das Gericht war der Ansicht, dass sie mit der Tat den IS unterstützen wollte. Das Urteil des OLG Celle ist seit dem 19.04.2018 rechtskräftig. Die Geschwister Saleh und Safia S. haben bereits seit früher Kindheit den DIK Hannover besucht. Dort trat Safia S. auch mehrmals mit dem salafistischen Prediger Pierre Vogel zusammen auf, wovon später Videos ins Internet gestellt wurden. Grundsätzlich wird die Moschee des DIK Hannover dem politischen Spektrum des Salafismus zugeordnet. Das zeigen auch die regelmäßigen Auftritte entsprechend eingeschätzter inund ausländischer salafistischer Prediger in den letzten Jahren. In enger Verbindung mit dem DIK Hannover steht der Verein Schlüssel zum Paradies e. V. in Hannover. Auf dessen Internetseite wurde u. a. die Messerattacke von Safia S. thematisiert. Man kritisierte, dass Vogel mit der Tat in Verbindung gebracht worden sei und bezeichnete dies als unrechtmäßig. Die Tat selbst verurteilte der Verein. Weiterhin wird auf der Internetseite des Vereins auf Veranstaltungen salafistischer Prediger in und außerhalb von Hannover hingewiesen. Auch warb Schlüssel zum Paradies e. V. um Spenden für die salafistische, als Hilfsorganisation auftretende Vereinigung Ansaar International. Zuletzt fand im Dezember 2018 eine Spendensammlung für ein nicht näher genanntes Projekt von Ansaar International statt. Die zwei genannten Moscheevereine gehören in Niedersachsen zu den salafistischen Brennpunkten und werden seit Jahren durch den Verfassungsschutz beobachtet. Zwischen diesen Vereinen gibt es personelle und organisatorische Verbindungen und Vernetzungen. Hierzu gehören insbesondere überregional aktive salafistische Prediger. Zum Teil besuchen Anhänger auch mehrere Moscheen wechselseitig. 91
  • Rechtsextremismus Die Aktivisten der Partei nahmen zudem an einer Anti-Corona-Demonstration in Braunschweig am 14.01.2022 teil, ohne diese jedoch
  • abgesagt. Bewertung, Tendenzen, Ausblick Der Wirkungsbereich der Partei "Die Rechte" in Niedersachsen erweist sich bereits seit Jahren als eher begrenzt
Rechtsextremismus Die Aktivisten der Partei nahmen zudem an einer Anti-Corona-Demonstration in Braunschweig am 14.01.2022 teil, ohne diese jedoch nennenswert beeinflussen zu können. Am 08.07.2022 verkündete der Kreisverband Braunschweig/Hildesheim seine sofortige Auflösung. Hintergrund war eine polizeiliche Durchsuchungsmaßnahme bei einem parteinahen Aktivisten, der im Verdacht stand, im März 2021 eine Brandstiftung gegen das Antifa-Cafe in Braunschweig begangen zu haben. Die Auflösung des Kreisverbandes sei laut dem Bundesvorsitzenden Worch "Blödsinn" und nur aus der "Angst" geschehen, dass gegen den ganzen Kreisverband (oder dessen Vorstand) wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt werden könnte. Als Folge der Selbstauflösung beteiligten sich bei der letzten Kundgebung am 23.07.2022 in Braunschweig nur acht Personen. Auch eine für den 30.07.2022 auf Sylt (Schleswig-Holstein) angemeldete Kundgebung des Kreisverbandes Braunschweig/Hildesheim, fand nicht mehr statt. Ebenso wurde ein vom Landesvorsitzenden Martin Kiese für den 13.11.2022 angemeldetes "Heldengedenken" in Braunschweig kurzfristig abgesagt. Bewertung, Tendenzen, Ausblick Der Wirkungsbereich der Partei "Die Rechte" in Niedersachsen erweist sich bereits seit Jahren als eher begrenzt und ist seit der Auflösung des Kreisverbandes Braunschweig/Hildesheim nur noch rudimentär vorhanden. Durch den damit verbundenen Mitgliederschwund dürfte es für den Landesvorsitzenden Martin Kiese schwierig werden, neue Parteistrukturen aufzubauen. Auf Bundesebene kann der Verlust von Führungsund Identifikationspersonen nicht kompensiert werden. Auch die erneute Wahl von Christian Worch im Jahr 2021 zum Parteivorsitzenden ist letztlich Ausdruck einer personellen und strukturellen Schwäche der Partei. Die Wahl von Kiese und dem ehemaligen Landesvorsitzenden Holger Niemann als Beisitzer im Bundesvorstand ist ähnlich zu bewerten. 112
  • Eine Erklärung hierfür ist, dass der Salafismus, wie der Rechtsextremismus auch, seinen Anhängern in einer komplexer werdenden Welt eine klar
Grundsätzen des Glaubens ist. Dementsprechend sind zunehmend auch Fälle von Kindern bekanntgeworden, die sich innerhalb salafistischer Familien radikalisiert haben. In solchen Familien werden Kinder schon von klein auf zur Ablehnung der "ungläubigen" Mehrheitsgesellschaft erzogen. Altersstruktur Die Altersstruktur der durch den Niedersächsischen Verfassungsschutz gespeicherten Salafisten zeigt, dass es sich beim Salafismus um kein reines Jugendphänomen handelt. Dominant sind den statistischen Werten zufolge die Gruppen der 26 - 35-Jährigen und der über 36-Jährigen. Zusammengenommen sind also mehr als Dreiviertel der niedersächsischen Salafisten 26 Jahre und älter. In der öffentlichen Wahrnehmung herrscht das Bild einer überwiegend jugendlichen salafistischen Szene vor. Die Entwicklung spiegelt jedoch wider, dass sich die deutsche salafistische Szene seit mehr als zehn Jahren in Deutschland etabliert hat. Dementsprechend sind die Anhänger des Salafismus mit ihrer Szene gealtert, auch wenn ihre salafistische Ideologisierung möglicherweise überwiegend im jugendlichen Alter stattgefunden hat. Zudem könnte die vorliegende Altersstruktur auch ein Hinweis darauf sein, dass die Rekrutierungserfolge der Salafisten in den letzten Jahren nachgelassen haben und entsprechend weniger junge Anhänger zur Szene gestoßen sind oder dass junge Salafisten inzwischen weniger im öffentlichen Raum präsent sind. Zu berücksichtigen ist, dass die Sicherheitsbehörden nicht immer bereits zu Beginn der Radikalisierung Kenntnis von einer Person erlangen, was eine entsprechende Verschiebung des Altersspektrums zur Folge haben kann. Staatsangehörigkeit Mehr als die Hälfte der durch den Niedersächsischen Verfassungsschutz gespeicherten Salafisten hat die deutsche Staatsangehörigkeit, darunter sind auch die Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit. Der Anteil der Salafisten mit ausländischer Staatsangehörigkeit liegt zwar nur bei 43 Prozent, insgesamt haben aber 86 Prozent der Salafisten einen Migrationshintergrund. Dies zeigt, dass die salafistische Ideologie besonders in den migrantischen Communities erfolgreich ist. Eine Erklärung hierfür ist, dass der Salafismus, wie der Rechtsextremismus auch, seinen Anhängern in einer komplexer werdenden Welt eine klar definierte Identität anbietet. Die salafistische Ideologie macht ihren Anhängern dabei das Angebot einer neuen grenzüberschreitenden Identität, indem sie als Mitglieder der "Ummah" Teil der weltweiten Gemeinschaft der wahren Muslime werden können. Damit spricht der Salafismus gerade junge Personen der zweiten und dritten Generation an, die ihre Rolle zwischen Deutschland, wo sie aufgewachsen sind, und dem Herkunftsland ihrer Eltern suchen. Gewaltorientierung Die Mehrheit der durch den Niedersächsischen Verfassungsschutz gespeicherten Salafisten ist dem politischen Salafismus zuzurechnen. Für den relativ hohen Anteil der jihadistischen Salafisten spielt der Syrienkonflikt und das zwischenzeitliche Kalifat des IS eine wichtige Rolle. Dessen propagandistische Inszenierung in einer neuen Dimension der Gewalt setzte eine bis dahin in der westlichen Welt nicht gekannte Mobilisierung für den jihadistisch motivierten Kampf in Gang. In Niedersachsen hat hier insbesondere die mittlerweile verbotene Moschee des Deutschsprachigen Islamkreis in Hildesheim mit ihrem Prediger Abu Walaa zu einer jihadistischen Mobiliserung geführt. Auch wenn die Möglichkeiten des IS in Syrien/Irak mittlerweile stark eingeschränkt sind, wird die einmal in die Welt gesetzte Fiktion eines auf salafistischen Grundsätzen beruhenden Kalifats in der Szene überdauern. Zudem sind mittels der weltweiten Vernetzung durch digitale Medien inzwischen unzählige jihadistische Propagandapublikationen für Jedermann erhältlich. Dies stellt insbesondere für Personen, die ihr Leben bereits auf der Grundlage des politischen Salafismus ausrichten, eine große Gefahr der weiteren Radikalisierung in Richtung des gewaltorientierten Salafismus dar. So kann beobachtet werden, dass die Übergänge vom politischen zum jihadistischen Salafismus fließend sind und sich in teilweise kurzer Zeit vollziehen. Struktur der salafistischen Szene in Niedersachsen Die Schwerpunkte der salafistischen Szene in Niedersachsen liegen in den großen Städten. Salafistische Aktivitäten gehen dabei insbesondere von den salafistisch dominierten Moscheen aus, die auch einem großen Teil der Szene eine Heimat geben. Dabei sind vor allem zwei Moscheen zu nennen. 89
  • Todesfasten Haftanstalten von acht anderen am Hungerstreik beteiligten türkischen linksextremistischen Organisationen am 28. Mai beendet wurde, entschlossen sich die Gefangenen
194 Sicherheitsgefährdende und extremistische Bestrebungen vo n Ausländern Vorwand der Terrorbekämpfung zielten sie auf eine Versklavung der Weltbevölkerung. Die europäischen "Imperialisten" hätten sich den USA untergeordnet. Die DHKP als "Partei der Unterdrückten" stehe im Kamp f gegen die USA auf der Seite aller anti-imperialistischen Kräfte, wie z. B. "Islamisten, Revolutionäre, Demokraten, Globalisierungsgegner, Umweltschützer". Auch dem irakischen Volk versicherte die DHKP-C Solidarität im Kamp f gegen die USA: "Natürlich sind wir auf der Seite d e s i rakischen Volkes! Natürlich sind wir gegen die USA! ... Das ist ein Angriff des amerikanischen Imperiums, um die Völke r d e r Welt in seine Gewalt zu bringen. Der Angriff ist nicht nur gegen den Irak, sondern gegen alle Völke r d e r Welt gerichtet!" ("Ekmek ve Adalet" Nr. 19 vom 28. Juli 2002) Fortsetzung der Beherrschendes Agitationsund Kampagnenthema der Hungerstreiks DHKP-C blieb der im Oktober 2000 in türkischen Haftanstalin türkischen ten begonnene Hungerstreik. Während das sog. Todesfasten Haftanstalten von acht anderen am Hungerstreik beteiligten türkischen linksextremistischen Organisationen am 28. Mai beendet wurde, entschlossen sich die Gefangenen der DHKP-C zu einer Fortsetzung. In einer Propagandaschrift des DHKP-C-nahen "Komitees gegen Isolationshaft" (IKM) erschien eine Durchhalte-Erklärung der "Todesfastenden" mit massiver Kritik am Verhalten der anderen Gruppierungen: "Wi r werden mit dem Widerstand weitermachen. Der Widerstand wird lange dauern ... Die Aufgabe auf unseren Schultern ist, die Fahne des Widerstands der Völker gegen den amerikanischen Imperialismus und die Oligarchie wehen zu lassen ... Dieser Weg ist ein Widerstand, der nach dem Motto 'Entweder Sieg oder der Tod' gegangen wird ... Die Opfer können noch mehr werden, das nehmen wir in Kauf." ("Ekmek ve Adalet" Nr. 11 vom 3. Juni 2002) A n d e n Folgen des Hungerstreiks sind inzwischen mehr als 60 Menschen, mehrheitlich Mitglieder der DHKP-C, gestorben. Zwei DHKP-C gesteuerte G ruppen, der "Solidaritätsverein mit den politischen Gefangenen und deren Familien in der Türkei" (TAYAD) und das IKM, versuchten mit nachlas-
  • Ideologie ist konsequentes Verwaltungshandeln und die robuste Durchsetzung des Rechtsstaates gegenüber Angehörigen des Phänomenbereichs. "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" agieren in Thüringen
2. "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" in Thüringen Dem Phänomenbereich "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" wurden in Thüringen im Jahr 2024 ca. 1.000 Personen (2023: ca. 1.000) zugerechnet. Das Personenpotenzial bewegte sich somit weiterhin auf einem konstanten hohen Niveau. Der Personenkreis selbst ist jedoch nicht statisch - Personen traten erstmals im Zusammenhang mit "Reichsbürger"-Aktivitäten auf, andere wurden nicht mehr als Szeneakteure wahrgenommen. Eine Ursache für eine Distanzierung von dieser Ideologie ist konsequentes Verwaltungshandeln und die robuste Durchsetzung des Rechtsstaates gegenüber Angehörigen des Phänomenbereichs. "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" agieren in Thüringen überwiegend als Einzelakteure. Daneben gibt es bundesweit bzw. überregional agierende Gruppierungen, in denen auch "Reichsbürger" aus Thüringen aktiv waren. Bundesweite bekanntestes Beispiel einer solchen Vernetzung ist die Gruppierung um Heinrich XIII. Prinz Reuß, gegen die am 7. Dezember 2022 bundesweit umfangreiche Exekutivmaßnahmen im Zusammenhang mit einem Strafverfahren des Generalbundesanwalts wegen der Bildung einer terroristischen Vereinigung durchgeführt wurden. Am 11. Dezember 2023 klagte der Generalbundesanwalt ursprünglich insgesamt 27 Mitglieder oder Unterstützer der Vereinigung u. a. wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens an. 26 Ein Beschuldigter aus Thüringen verstarb im März 2024. Wegen der Größe des Verfahrens wurden die Anklagen an drei Oberlandesgerichten erhoben - in Frankfurt, München und Stuttgart. Die Prozesse begannen ab April 2024 und dauerten bis zum Jahresende an. Bezug auf das deutsche Kaiserreich / "1871'er Bewegung" Bezugspunkt der "1871'er Bewegung" ist die Verfassung des Deutschen Kaiserreiches von 1871. In diesem Zusammenhang agierten in Thüringen verschiedenste Gruppierungen, u. a. "Wahlkommissionen" (WK) und der "Vaterländische Hilfsdienst" (VHD). Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist der Irrglaube an die fortdauernde Gültigkeit dieser Verfassung und die Gliederung des "Reichs" in "25+1 Bundesstaaten". Typisch für dieses Teilspektrum sind die Zahl 1871 und Flaggen oder Wappen dieser früheren Bundestaaten auf Kleidungsstücken. 26 Presseerklärungen des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof vom 12.12.2023. 52
  • Widerstands" zur Unterstützung der Partei 'DIE LINKE*' mit der Zweitstimme auf, mit deren Wahlprogramm sie im Wesentlichen konform geht
  • Abruf am 30.12.2013; www.arbeitermacht.de/rm/rm43/dkp.htm; Abruf am 30.12.2013. 202 linksExtrEmismus
Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2013 munen derzeit für Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit (SOS) sorgen, wie innerhalb der Stadtverwaltung Entmündigung und Erniedrigung Einzug gehalten haben - etwa durch Streifendienst und Quartierkümmerer -, wobei die Vollstrecker prekär gehalten werden. [...]." 83 Bundestagswahl 2013 am 22. September 2013 Gemäß ihrem Parteitagsbeschluss hat die DKP - wie bereits 2009 - nicht mit eigenen Landeslisten an der Bundestagswahl teilgenommen. Einige Einzelkandidaturen gab es in Baden-Württemberg, Brandenburg und Berlin.84 Die DKP rief mit dem Slogan "Wählt den Weg des Widerstands" zur Unterstützung der Partei 'DIE LINKE*' mit der Zweitstimme auf, mit deren Wahlprogramm sie im Wesentlichen konform geht und die sie als Partner im Klassenkampf betrachtet.85 XXI. Bundeskongress der 'Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend*' (SDAJ) und deren Verhältnis zur DKP Die formell eigenständige 'Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend*' (SDAJ) ist de facto die Jugendorganisation der DKP und gilt traditionell als deren Kaderschmiede. Der innerparteiliche Streit der DKP hatte auf die SDAJ* abgefärbt86, es bestand sogar die Gefahr einer Abspaltung innerhalb der SDAJ*87. Zum XXI. Bundeskongress der SDAJ* in Eschborn (Hessen) im Oktober 2013 versicherten sich Partei und Jugendorganisation ihrer gegenseitigen Unterstützung. Der neue Parteivorsitzende Köbele, der von 1989 bis 1994 Vorsitzender der SDAJ* war, skizzierte das Verhältnis von SDAJ* und DKP in seinem Grußwort als "[...] ein Kampfbündnis von zwei Organisationen auf dem Boden einer gemeinsamen Weltanschauung, der Ideen von Marx und Engels 83 http://news.dkp.de/2013/10/kommunalpolitisches-seminar-der-dkp/; Abruf am 30.12.2013. 84 Ergebnisse der 6 Einzelkandidaturen: Baden-Württemberg (1 x 0,1%), Brandenburg (3 x 0,2%;1 x 0,3%) und Berlin (1 x 0,1%). 85 http://news.dkp.de/2013/08/waehlt-den-weg-des-widerstands/ und UZ-Extra zu den Bundestagswahlen; Abruf am 30.12.2013. 86 www.redglobe.de/deutschland/opposition/dkp-parteitag-2013/6597-dkp-parteitag-diskussionum-die-sdaj; Abruf am 30.12.2013. 87 DKP-Informationen Nr. 4/2013 - 15. Mai 2013, S. 5; siehe www.dkp-online.de/pv/dkp-info/ info0413.pdf; Abruf am 30.12.2013; www.arbeitermacht.de/rm/rm43/dkp.htm; Abruf am 30.12.2013. 202 linksExtrEmismus
  • Linksextremismus
Linksextremismus 67
  • herrscht, indem der Koran das Grundgesetz, die Scharia das Rechtssystem und der Islam zum Staat wird. Mit anderen Worten
bleib von Metin Kaplan in Deutschland. Im Oktober 2004 wurde er schließlich in die Türkei abgeschoben, wo eine lebenslange Haftstrafe gegen ihn verhängt wurde. Im November 2016 wurde Kaplan überraschend vorzeitig aus der Haft entlassen und lebt seitdem weiterhin in der Türkei. Das Verbot führte in Niedersachsen zu einer Schwächung der Organisation. Allein der Verlust der Vereinsräumlichkeiten stellte zeitweise ein erhebliches logistisches Problem dar. Teilweise trafen sich ehemalige Mitglieder des Kalifatsstaats und ihre Familien, überwiegend zu den Freitagsgebeten, in Privatwohnungen bzw. neu angemieteten Unterkünften. Insgesamt ließ sich über Jahre eine Zurückhaltung der Anhänger des Kalifatsstaats feststellen, was insbesondere auf polizeiliche Kontrollen und Maßnahmen sowie die Angst, möglicherweise selbst abgeschoben zu werden, zurückzuführen war. Ereignisse und Entwicklungen im Berichtszeitraum Aufgrund der nachlassenden Relevanz in Niedersachsen wurde die Organisation Kalifatsstaat seit dem Jahr 2009, im Gegensatz zu den Vorjahren, in den Niedersächsischen Verfassungsschutzberichten nicht mehr erwähnt. In letzter Zeit sind Teile der Anhängerschaft, wie im Folgenden dargestellt, trotz des Verbots wieder stärker aktiv. Insbesondere die jüngere Anhängerschaft zeigt Aktivitäten und sucht, bereits mit einer radikalen Ideologie vertraut, auch nach moderneren Ausdrucksformen. In Niedersachsen sind Strukturen des Kalifatsstaats insbesondere in den Bereichen Göttingen, Osnabrück und Salzgitter festzustellen. Ideologisch zeigen sich diese häufig nicht deutlich nach außen und sind somit als Kalifatsstaatstrukturen schwer wahrnehmbar. Aufgrund fortschreitenden Alters und Erkrankung verliert Metin Kaplan trotz seiner Haftentlassung an Einflussmöglichkeiten in Deutschland. Allerdings lassen sich große Schnittmengen zur salafistischen Ideologie und teilweise auch Abwanderungsbewegungen jüngerer Anhänger in den Bereich des Salafismus auch in Niedersachsen beobachten. Die niedersächsische Kalifatsstaatszene ist zurückliegend sowohl durch die Anwendung und Vorbereitung von Gewalt, als auch aufgrund einer hohen ideologischen Ausstrahlung durch die Ausrichtung von Veranstaltungen und ihrer Internetpräsenz aufgefallen. Im April 2017 wurde ein 22-jähriger nigerianischer Staatsangehöriger sowie im Juli 2017 ein 27-jähriger algerischer Staatsangehöriger, die beide der örtlichen Kalifatsstaat-Szene zugerechnet wurden, nach SS 58a AufenthG abgeschoben. Das Bundesverwaltungsgericht sah in seinem Urteil vom 22.08.2017 aufgrund der längeren Zugehörigkeit zur radikal-islamistischen Szene, der offenkundigen Sympathien für den IS und der mehrfachen Ankündigung von Gewalttaten unter Einsatz von Waffen eine akute Bedrohungslage als gegeben an. 126 Im Laufe ihrer Ideologisierung entwickelten beide Gefährder zunehmend auch Sympathien für die jihadistische Interpretation des islamischen Glaubens und für die Terrororganisation Islamischer Staat. Ihr Radikalisierungsverlauf macht deutlich, wie fließend die Übergänge von der Ideologie des Kalifatsstaats zum Jihadismus sind, da auch der Kalifatsstaatideologie eine Gewaltkomponente immanent ist. Die Anhänger des Kalifatsstaats verbreiteten ihre teilweise antidemokratischen Botschaften über Homepages, soziale Medien oder YouTubebzw. Twitter-Kanäle. So nahm der Kalifatsstaat im Jahr 2018 mit einer medialen Dauerpräsenz im Internet maßgeblichen Einfluss auf die islamistische Szene und erreicht ein breites Personenspektrum. Maßgeblich für die Szene ist aktuell insbesondere eine Internetplattform, auf der regelmäßig Videos zu verschiedenen Themen und Fragestellungen eingestellt werden, die teilweise Schulungscharakter aufweisen. In einem Artikel aus August 2017 legen die Hauptakteure der Plattform ihre Grundüberzeugungen dar. Dabei machen sie deutlich, dass das vordringliche Ziel der Kalifatsstaatanhänger die Errichtung eines eigenen Kalifats ist: "Die Vorstellung ist dabei in der ganzen islamischen Welt eine Herrschaft des Islams wieder zurück zu bekommen, welche über das alltägliche Leben herrscht, indem der Koran das Grundgesetz, die Scharia das Rechtssystem und der Islam zum Staat wird. Mit anderen Worten: Ein Kalifat nach dem Muster und Verständnis des Propheten Mohammed (Frieden und Segen auf ihn)." (Internetseite des Kalifatsstaat, 05.08.2017) Bereits seit 2016 kann auf der genannten Internetplattform das Plakat "Das Territorium vom Kalifatsstaat" heruntergeladen werden. Durch diese Weltkarte werden die eigenen Territorialansprüche deutlich gemacht und veranschaulicht, wie sich die Kalifatsstaatanhänger eine neue bzw. ihre "Aufteilung der Welt" einschließlich der Staatsund Regierungsform vorstellen. Weiterhin besteht die Möglichkeit über die Internetseite Artikel wie "Tauhid Fahnen" und "Tauhid Tischflaggen" zu 126 Verfassungsschutzbericht 2017, Seiten 210 und 216. 108
  • Kalifates unter Anführung des Kalifen Metin Kaplan oder seines "rechtmäßigen" Nachfolgers, unter Einführung der Scharia angestrebt. Auch in Niedersachsen vertreten
  • verderblich hält. Weiterhin beansprucht der Kalifatsstaat im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen eine eigene Staatsgewalt und verfolgt seine Ziele in kämpferisch
  • eines Anführers (Metin Kaplan) ist. Unter anderem wird das Recht des Volkes, die Staatsgewalt durch Abstimmung zu wählen sowie
  • Recht auf Bildung einer parlamentarischen Opposition durch diese Weltanschauung beschnitten. Damit verfolgt der Kalifatsstaat Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung
  • Kalifates unter Anführung des Kalifen Metin Kaplan, oder seines "rechtmäßigen" Nachfolgers, unter Einführung der Scharia ist das Ziel der Anhängerschaft
4.9 Kalifatsstaat (Hilafet Devleti) Sitz / Verbreitung Vereinsstrukturen sind verboten, ehemaliger Sitz in Köln Gründung / Bestehen seit 1984 Struktur / Repräsentanz In Deutschland bestehen aktuell keine formellen Strukturen des Kalifatsstaats, da die Vereinigung am 12.12.2001 wegen Verstoßes gegen die verfassungsgemäße Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung sowie Gefährdung der inneren Sicherheit in Deutschland durch den Bundesminister des Innern verboten wurde. Nach wie vor gibt es jedoch auf informeller Ebene noch mehrere, teilweise vereinsähnlich strukturierte Gemeinden, die sich der Ideologie des Kalifatsstaats verpflichtet fühlen. Mitglieder / Anhänger / UnBund: 700 Niedersachsen: 110 terstützer Veröffentlichungen Auf den vom Verein betriebenen Internetseiten werden verschiedene Publikationen wie Kalender, Bücher und digitale Produkte angeboten. Kurzportrait /Ziele: Ziel des Kalifatsstaats ist es einen revolutionär-islamistischen Umsturz in der Türkei herbeizuführen. Es wird die Erlangung der Weltherrschaft des Islams mit der Gründung eines Kalifates unter Anführung des Kalifen Metin Kaplan oder seines "rechtmäßigen" Nachfolgers, unter Einführung der Scharia angestrebt. Auch in Niedersachsen vertreten einzelne Gemeinden nach wie vor diese Ideologie. Grund der Beobachtung / Verfassungsfeindlichkeit Am 12.12.2001 wurde die Organisation Kalifatsstaat und 20 Teilorganisationen durch den Bundesminister des Innern verboten. Gründe hierfür waren Äußerungen des Kalifatsstaats, wonach dieser die Demokratie für mit dem Islam unvereinbar und für verderblich hält. Weiterhin beansprucht der Kalifatsstaat im Widerspruch zu rechtsstaatlichen Grundsätzen eine eigene Staatsgewalt und verfolgt seine Ziele in kämpferisch-aggressiver Weise. Nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts, das eine Klage gegen das Verbot abgewiesen hat, stellte insbesondere die Propagierung gewaltsamer Mittel eine Gefährdung der inneren Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland dar. Die Äußerungen der Anhängerschaft waren hetzerisch und von Aufrufen zur gewaltsamen Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner geprägt. Bei einem Teil der verbliebenen Anhänger des Kalifatsstaats handelt es sich auch aktuell um einen Personenzusammenschluss, dessen Ziel die Weltherrschaft des Islams unter dem Kalifat (s)eines Anführers (Metin Kaplan) ist. Unter anderem wird das Recht des Volkes, die Staatsgewalt durch Abstimmung zu wählen sowie das Recht auf Bildung einer parlamentarischen Opposition durch diese Weltanschauung beschnitten. Damit verfolgt der Kalifatsstaat Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung und erfüllt die Voraussetzungen für eine Beobachtung nach SS 3 Abs. 1 Nr. 1 NVerfSchG. Ursprung und Entwicklungen Der Kalifatsstaat ging 1994 aus dem Verband der islamischen Vereine und Gemeinden e. V. Köln (ICCB) hervor. Diesen Verein hatte der als "Khomeini von Köln" bekannt gewordene Cemaleddin Kaplan 1984 gegründet. Nachdem sich Cemaleddin Kaplan 1994 zum Kalifen der Muslime erklärt hatte, nannte sich der ICCB fortan Kalifatsstaat (Hilafet Devleti). Das Ziel des 1995 verstorbenen Cemaleddin Kaplan, einen revolutionär-islamistischen Umsturz in der Türkei herbeizuführen, behielt auch sein Sohn und Nachfolger Metin Kaplan bei. Die Weltherrschaft des Islams mit Gründung eines Kalifates unter Anführung des Kalifen Metin Kaplan, oder seines "rechtmäßigen" Nachfolgers, unter Einführung der Scharia ist das Ziel der Anhängerschaft. Nach dem Verbot der Organisation im Dezember 2001 gab es intensive juristische Auseinandersetzungen um den Ver107
  • hinaus stellte der Verein auch im Jahr 2018 anderen rechtsextremistischen Organisationen seine Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung. Herauszuheben ist hier
Das jährliche Sommerfest des Vereins Gedächtnisstätte e. V. fand am 04. und 05.08.2018 unter dem Motto "Herkunft trifft Zukunft" statt. Der Leitspruch beinhaltet die ethnopluralistische Forderung nach Bewahrung einer unveränderlichen kulturellen Identität durch die Betonung genetischer Homogenität. Unter den rund 150 Teilnehmenden waren auch Gründungsmitglieder sowie langjährige, engagierte Freunde und Begleiter des Vereins. Das Veranstaltungsprogramm bot vor allem Vorträge, aber auch eine ganztätige Betreuung für Kinder. Der stellvertretenden Vereinsvorsitzende Dr. Paul Latussek hielt den Festvortrag zum geschichtsund gebietsrevisionistischen Thema "Erfahrungen zu 28 Jahren Teilvereinigung Deutschlands". Als weiterer Referent sprach der Leiter des rassistischen Thule-Seminars, Pierre Krebs, zum Thema "Wir säen in alle Winde des Ethnos". Am Rande des Sommerfestes äußerte sich Schiedewitz in einem Interview82 zur Ausrichtung des Vereins. Dabei äußerte er sich sowohl geschichtsund gebietsrevisionistisch (u. a. zu der Kriegsschuld, den Opferzahlen und der "Teilwiedervereinigung 1990") als auch offen antisemitisch und fremdenfeindlich. Er fordert darin die Abschaffung des SS 130 StGB (Meinungsfreiheit) verbunden mit der Freilassung der inhaftierten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel und suggeriert eine jüdische Verschwörung, deren Ziel es sei, durch die "Invasion von Fremden" nach Deutschland eine "Umvolkung" hin zu einer "hellbraunen Rasse" zu betreiben. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wolle der Verein durch die "Vermittlung identitätsstiftender Wertvorstellungen ... ein anderes Staatswesen" erzeugen, so Schiedewitz. Darüber hinaus stellte der Verein auch im Jahr 2018 anderen rechtsextremistischen Organisationen seine Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung. Herauszuheben ist hier das 4. Sommerfest des MdEP Udo Voigt (früherer NPD-Vorsitzender) am 07.07.2018, zu dem rund 350 Gäste aus dem Inund Ausland nach Guthmannshausen kamen. Unter dem Titel "Sommerlaune unter Gleichgesinnten" berichtete Voigts NPD-Postille "Nation in Europa" über die Veranstaltung.83 Als Veranstaltungshöhepunkt wurde der Vortrag des ehemaligen "Rudolf Hess-Pflegers", Abdullah Melaouhi, genannt. Daneben stand "... das Gedenken zu Ehren der Millionen Gefallenen, Ermordeten und Vertriebenen unseres Volkes im Mittelpunkt, das der umtriebige Leiter der Gedächtnisstätte, Wolfram Schiedewitz, im einzigartigen Erinnerungshain der Anlage zusammen mit seinen Gästen zelebrierte". (Nation in Europa, Informationsbulletin des MdEP Udo Voigt, Nr. 4, 2018, 5. Jahrgang, Seite 8) Nicht fehlen durfte in diesem Zusammenhang die Forderung nach "Freiheit für alle politischen Gefangenen, Freiheit für Horst Mahler und Ursula Haverbeck"84. Volksgemeinschaftsdenken und Abwertung von Erinnerungskultur Der im Internet veröffentlichte Beitrag "Vergegenwärtigung - vor 75 Jahren" zum Feuersturm auf Hamburg vom 24.07. bis 03.08.1943 spiegelt die revisionistische Geschichtsbetrachtung des Vereins Gedächtnisstätte e. V. wider.85 In dem Artikel wird suggestiv behauptet, dass mit der "stetigen Vergegenwärtigung" und der medialen Aufbereitung eine "Integration kollektiver Volkstraumen" betrieben werde. Erinnerungskultur stelle hier einen "Strick am Halse aller folgenden Generationen" dar und werde "als Konsumprodukt feilgeboten, ... unfähig der vernünftigen Verarbeitung". Durch dieses "transformierende Gedenken" solle die Volksgemeinschaft als "generationenübergreifende Legende über Abstammung und Bestimmung, verfasst in ein zeitlos ewiges Werk ... das A und das O erfolgreicher Lebensgemeinschaften, somit Lebensqualität für den Einzelnen" zerstört werden. Offener Brief an die AfD zum Ausschluss der Landesund Fraktionsvorsitzenden in Schleswig-Holstein In einem offenen Brief vom 02.12.2018 an die Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) nimmt der Vereinsvorsitzende Schiedewitz Stellung zum "Ausschluß von Frau Doris Fürstin von Sayn-Wittgenstein aus der AfD-Landtagsfraktion SchleswigHolstein" und damit auch zum "Ausschluß des Vereins Gedächtnisstätte".86 Mit seinem Brief richtet sich Schiedewitz direkt an die Parteivorsitzenden Jörg Meuthen und Alexander Gauland und hält ihnen ein Handeln im Rahmen vermeintlicher "political correctness" vor. "Sie wollen eine Alternative für Deutschland sein. Dann werden Sie bitte diesem Anspruch auch in Bezug auf unsere 12 82 YouTube, Birgits Welt "Gedenkstätte Guthmannshausen Sommerfest 2018", veröffentlicht am 14.08.2018. 83 Nation in Europa, Informationsbulletin des MdEP Udo Voigt, Nr. 4, 2018, 5. Jahrgang, Seite 8. 84 Beitrag von Udo Voigt zu seinem 4. Sommerfest auf der Facebook-Seite von Wolfram Schiedewitz am 08.07.2018. 85 Internetseite des Vereins Gedächtnisstätte e. V., "Vergegenwärtigung - vor 75 Jahren - Di. 24. Juli - Fr. 3. Aug.", 09.08.2018. 86 Verein Gedächtnisstätte e. V., Offener Brief vom 02.12.2018. 61
  • publizieren. Die Beiträge beinhalten vor allem die Flüchtlingsthematik, um rechtsextremistisches und antisemitisches Gedankengut in der Gesellschaft zu verbreiten
"Der Flutung durch Fremde steht die Auswanderung Hunderttausender Deutscher, und zwar der Auslese, steht der 'Kampf gegen das Kind' in Gestalt von Familienfeindlichkeit, Verhütung und Abtreibung gegenüber und die Förderung von Abartigkeiten nach dem 'Gender'-Wahnsinn. Bevölkerungsaustausch eben zur (Umvolkung) des deutschen Volkes." (Stimme des Volkes, Nr. 1, Frühjahr 2018, Seite 8) Im gleichen Beitrag suggeriert Hennig ein Staatsversagen und fordert das Widerstandsrecht nach Art. 20 Abs. 4 GG, um "einen endgültigen, kulturellen und sittlichen Verfall, den Niedergang durch Überfremdung, Verdrängung, der Umvolkung mit dem Ziel der völligen Auslöschung unseres deutschen Volkes" aufzuhalten. Demokratie und Wahlen hält er nicht für die Lösung der Probleme "in einem System, wo der Bezug auf den ethnischen Volksbegriff, das Bekenntnis zum deutschen Volk, seiner Abstammungsgemeinschaft bereits verfassungsfeindlich sei."73 Eine Problemlösung sieht Hennig in der Systemüberwindung, denn es gehe nicht um politische Detailfragen, um Reformen oder kleine Änderungen, sondern um den "völligen Umbau eines naturund menschenzerstörenden Systems". In volksgemeinschaftlichem Duktus beschwört Hennig die "Pflege deutscher Tugenden, des Zusammenhalts in Treuebünden und Netzwerken" und rät in Suggestion eines "Zusammenbruchs" zu einer Vorsorge in vielfältiger Hinsicht für Notzeiten und den Überlebenskampf. 74 "Dieser kommende Zusammenbruch ist gleichzeitig die letzte noch verbleibende Chance zur Rettung und Befreiung von Volk und Nation. Erst zu dem Zeitpunkt und nicht früher, ist das belogene, das mißbrauchte und in den Jahrzehnten getäuschte Volk bereit wieder für sein Vaterland, seine Werte und letztlich für das persönliche Überleben aufzustehen und zu kämpfen. ... Aus einer entschlossenen Minderheit erwächst eine Flut von Freiheitskämpfern. Diese bahnt sich den Weg aus dem Verderben in das Goldene Zeitalter. Seid bereit." (Stimme des Volkes, Nr. 1, Frühjahr 2018, Seite 9) Holocaustleugnung durch Umdeutung und Bestreiten Im SdV-Beitrag "Zyklon B - das Schädlingsbekämpfungsmittel"75 leugnet Höfs den Holocaust, indem er durch Umdeutung versucht, einen Nachweis darüber zu erbringen, dass das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B ab Frühjahr 1944 durch die Zerstörung der Produktionsstätten kaum mehr vorhanden sei und insbesondere das Vernichtungslager Auschwitz bereits ab August 1943 kein Gift mehr erhalten habe. Höfs zweifelt damit die offizielle Geschichtsschreibung an und führt aus, dass aber "gerade im Jahr 1944 nach vielen Behauptungen ... umfangreiche Massenvergasungen in Auschwitz mit dem (nicht mehr vorhandenen) Zyklon erfolgt sein (sollen)." Der Beitrag schließt mit der Frage: "Wie soll das möglich gewesen sein?" Bewertung, Tendenzen, Ausblick In der mit nur zwei Ausgaben vom geschichtsund gebietsrevisionistischen Freistaat Preußen im Jahr 2018 herausgegeben Publikation Stimme des Volkes (SdV) finden sich, wie zuvor auch in der Stimme des Reiches (SdR), vorrangig Beiträge, die den Nationalsozialismus verherrlichen, antisemitische Verschwörungstheorien propagieren und den in Konzentrationsund Vernichtungslagern sowie an anderen Orten begangenen Massenmord an Juden und anderen Personengruppen leugnen und verharmlosen. Holocaustleugner nutzen die Publikationen als Plattform, um ihre volksverhetzenden Ansichten zu publizieren. Die Beiträge beinhalten vor allem die Flüchtlingsthematik, um rechtsextremistisches und antisemitisches Gedankengut in der Gesellschaft zu verbreiten und um Hass gegenüber Juden und Asylsuchenden zu schüren. Gegen das angebliche Versagen der Politik werden von den Autoren Selbsthilfe und Gegenwehr propagiert. Gerade junge Menschen mit fremdenfeindlichen Einstellungen könnten dies als Aufforderung zu gewalttätigen Aktionen gegen Asylsuchende oder Flüchtlingsunterkünfte verstehen. Nicht zuletzt die von Hennig geäußerten Appelle zur Bewaffnung und Vorbereitung auf angeblich bevorstehende Umstürze wie auch sein Ruf nach passivem und aktivem Widerstand lassen aufhorchen. Die Gerichtsverfahren gegen die Hauptverantwortlichen der SdR wurden von den Angeklagten wie Schauprozesse inszeniert, um ihrer Forderung nach Abschaffung des SS 130 StGB und Wertung der Holocaustleugnung als freie Meinungsäußerung im Sinne von Artikel 5 des Grundgesetzes mehr Gewicht zu verleihen. Ausschlaggebend für die Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe im Prozess gegen Hennig vor dem Amtsgericht Verden vom 03.09.2018 war seine Beteuerung, dass er keine weiteren publizistischen Aktivitäten mehr entfalten wolle. Es bleibt daher abzuwarten, ob dies lediglich ein 73 Stimme des Volkes, Nr. 1, Frühjahr 2018, Seite 9. 74 Stimme des Volkes, Nr. 1, Frühjahr 2018, Seite 9. 75 Stimme des Volkes, Nr. 1, Frühjahr 2018, Seite 15-16. 58
  • absprechen. Zum Teil verfolgen sie damit das Ziel, sich rechtlichen Verpflichtungen, wie z. B. Forderungen des Staates aus Steuer, Bußgeld
  • Reichsbürger und Selbstverwalterszene ambi valent: Einerseits schöpfen sie den Rechtsweg weitestgehend aus und überhäufen Gerichte mit Anträgen und Eingaben. Dabei
  • sich mitunter auch von selbsternannten Szeneanwäl ten, sog. "RechtKonsulenten" (Schreibweise variiert), vertreten. Andererseits bleiben sie häufig Gerichtsterminen fern, wirken nicht
Reichsbürger und Selbstverwalter Verfassungsschutzbericht Bayern 2024 4.1 Auftreten gegenüber Justiz und Verwaltung Regelmäßig überziehen Angehörige der Reichsbürger und Selbstverwalterszene Behörden und Gerichte mit querulato rischen Schreiben, in denen sie der öffentlichen Verwaltung und der Justiz deren Autorität oder Existenz absprechen. Zum Teil verfolgen sie damit das Ziel, sich rechtlichen Verpflichtungen, wie z. B. Forderungen des Staates aus Steuer, Bußgeld oder Verwaltungsverfahren, zu entziehen. In umfangreichen Briefen werden z. B. Behörden und Gerichte belehrt und beleidigt oder haltlose Schadenersatzforderungen erhoben, um diese einzu schüchtern und Maßnahmen der Justiz oder der Polizei zu beein flussen oder gar zu verhindern. In der gerichtlichen Auseinandersetzung ist der Aktivismus von Angehörigen der Reichsbürger und Selbstverwalterszene ambi valent: Einerseits schöpfen sie den Rechtsweg weitestgehend aus und überhäufen Gerichte mit Anträgen und Eingaben. Dabei lassen sie sich mitunter auch von selbsternannten Szeneanwäl ten, sog. "RechtKonsulenten" (Schreibweise variiert), vertreten. Andererseits bleiben sie häufig Gerichtsterminen fern, wirken nicht am ordentlichen Verfahren mit und versuchen, Strafbefehle einfach ins Leere laufen zu lassen und nicht zu beachten. Angehörige der Reichsbürgerszene treten häufig über den Versand von Schreiben in Erscheinung, in welchen mit szene typischen Formulierungen die Unrechtmäßigkeit von Staat und Verwaltung behauptet und dabei beispielsweise auf das "S.H.A.E.F." Bezug genommen wird. Bei "S.H.A.E.F." handelt es sich um die Bezeichnung des Hauptquartiers der Alliier ten Streitkräfte in Nordwest und Mitteleuropa während des Zweiten Weltkrieges. Nachdem die Bundesrepublik Deutsch land aus Perspektive der Reichsbürgerszene nicht existiert, bewerten Teile der Szene das Besatzungsrecht der Alliierten als immer noch gültig. Sie beziehen sich in ihren Forderungen und Schreiben daher häufig auch auf das vermeintliche "S.H.A.E.F. Gesetz", worunter in der Szene ein Besatzungsrecht verstanden wird. Für ihre Auseinandersetzung mit den Behörden werden zumeist Vordrucke und Briefvorlagen verwendet, die auf ein schlägigen Webseiten kostenfrei verfügbar sind. Dort finden sich u. a. Vorlagen, die beispielsweise für die Korrespondenz mit Finanzämtern bestimmt sind. Häufig enthalten die Schreiben - neben Schadensersatzforderungen, die die Straftatbestände Nö tigung und Erpressung erfüllen können - auch Drohungen, den Adressaten bei der amerikanischen Botschaft anzuzeigen. 221
  • Dokumente Angehörige der Reichsbürger und Selbstverwalterszene bestrei ten die rechtmäßige Existenz der Bundesrepublik Deutschland als Staat und bezeichnen diese häufig
  • bezeichnet würden. Vom Staatsangehörigkeitsausweis erhofft sich dieser Personen kreis - rechtlich völlig unzutreffend - u. a. den "Ausstieg aus der Firma
  • gelbe Schein" wird zudem als Nachweis der "Rechtsstellung" als Staatsangehöriger des vorgeblich fortbe stehenden "Deutschen Reichs" angesehen. Entsprechende Antragstellungen
Verfassungsschutzbericht Bayern 2024 Reichsbürger und Selbstverwalter 4.2 Beantragung von Staatsangehörigkeitsausweisen und Nutzung eigener Dokumente Angehörige der Reichsbürger und Selbstverwalterszene bestrei ten die rechtmäßige Existenz der Bundesrepublik Deutschland als Staat und bezeichnen diese häufig als "Firma BRD". Teile der Bewegung sind zudem der Auffassung, dass sie nicht die Staats angehörigkeit der Bundesrepublik Deutschland besitzen bzw. aus dieser "austreten" können. Auf diese Weise wird neben der Vernichtung oder Rückgabe von Ausweisdokumenten auch die Erstellung und der Vertrieb von Fantasiedokumenten sowie die missbräuchliche Beantragung des Staatsangehörigkeitsaus weises (sog. "gelber Schein") gerechtfertigt. Ausgehend von der falschen Annahme, ohne Staatsangehörig keitsausweis staatenlos zu sein, beantragen Szeneangehörige häufig einen Staatsangehörigkeitsausweis zur Bestätigung ihrer Reichs und Staatsangehörigkeit nach dem Staatsangehörig keitsgesetz. Der Begriff "Personalausweis" ist für sie ein Beleg für die Staatenlosigkeit, da als "Personal" ausschließlich Ange hörige einer Firma, hier der "Firma BRD", bezeichnet würden. Vom Staatsangehörigkeitsausweis erhofft sich dieser Personen kreis - rechtlich völlig unzutreffend - u. a. den "Ausstieg aus der Firma BRD". Der "gelbe Schein" wird zudem als Nachweis der "Rechtsstellung" als Staatsangehöriger des vorgeblich fortbe stehenden "Deutschen Reichs" angesehen. Entsprechende Antragstellungen von Teilen der Bewegung sind seit einigen Jahren rückläufig. Dieser Rückgang ist mutmaßlich auf die erhöhten Antragshürden zurückzuführen, die inzwischen den Nachweis eines "berechtigten Interesses" vorsehen. Propagierung der Mitunter vertreten Angehörige der Reichsbürgerszene eine Staatenlosigkeit vermeintlich "naturrechtliche" Auffassung und berufen sich auf ihre Eigenschaft als "Mensch", der - im Gegensatz zur "juris tischen Person", die von der sog. "BRDGmbH" bzw. deren "ScheinRegierung" konstruiert werde - die Feststellung einer Staatsangehörigkeit nicht benötige. Daher stellt das Thema "Staatenlosigkeit" innerhalb der Szene einen zentralen Bezugs punkt dar. Die Ablehnung des deutschen Staates fußt dabei auf der irrigen Annahme, Mensch zu sein stehe im Widerspruch zur Identität als vermeintliches "Personal" der "Firma BRD". Wie derum andere suchen nach Alternativen für eine vermeintliche staatliche Beglaubigung der Staatsangehörigkeit, wie etwa die notarielle Beglaubigung von Dokumenten. 222
  • Rechtsextremismus wurde seit der normierten Regelabfrage im Waffenrecht intensiviert. Bundesweit wurden unter Mitwirkung der Verfassungsschutzbehörden seit 2016 bei "Reichsbürgern
Rechtsextremismus wurde seit der normierten Regelabfrage im Waffenrecht intensiviert. Bundesweit wurden unter Mitwirkung der Verfassungsschutzbehörden seit 2016 bei "Reichsbürgern und Selbstverwaltern" mehr als 1.000 waffenrechtliche Erlaubnisse eingezogen oder widerrufen. Reichsbürgergruppierungen in Niedersachsen Die Reichsbürgerbewegung in Niedersachsen ist in sich äußerst heterogen und durch wenig greifbare Strukturen oder Organisationen geprägt. Gemeinsame ideologische Überzeugungen und Argumentationsmuster dienen als einende Klammer innerhalb des Reichsbürgermilieus. Als bekannteste Gruppierung mit Strukturen in Niedersachsen gilt weiterhin die am 04.05.2004 in Hannover gegründete "Exilregierung Deutsches Reich" aus dem Raum Hildesheim. Diese vertritt unter der Leitung ihres selbsternannten "Reichskanzlers" Norbert Rudolf Schittke die Ansicht, dass es "nur einen deutschen Staat, das Deutsche Reich in den Grenzen vom 31.12.1937"40 geben könne und das "Deutsche Reich" somit fortbestehe. Der Bundesrepublik Deutschland wird die staatliche Souveränität und Legitimation abgesprochen; diese sei lediglich ein "provisorisches (besatzungsrechtliches!) Selbstverwaltungskonstrukt". 41 Die Organisation trat in den letzten Jahren nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Ihr Wirken beschränkt sich auf den mit aktuellen Beiträgen versehenen Internetauftritt. Am 28.06.2022 nahmen rund zehn Personen an einer Veranstaltung der Reichsbürgergruppierung "Königreich Deutschland" in Bramsche (Landkreis Osnabrück) teil. Für die Vortragsveranstaltung mit dem Titel "Einführungsvortrag 'Gemeinwohlstaat der Zukunft'" hatten vorab etwa 40 Personen ein Teilnahmeinteresse bekundet. Das "Königreich Deutschland" versteht sich als "völkerrechtskonformer neuer deutscher Staat" und wirbt u. a. damit, dass die "Bürger" des "Königreichs" von der Steuerpflicht gegenüber der Bundesrepublik Deutschland befreit sind. Durch sogenannte Gemeinwohlkassen soll die Finanzierung des "Königreichs" erfolgen. Dessen 40 Internetseite der Organisation "Exilregierung Deutsches Reich" ("Die Entstehung der 'Bundesrepublik Deutschland', 'BRD'"). 41 Frühere Internetseite der Exilregierung Deutsches Reich ("Die Entstehung der 'Bundesrepublik Deutschland', 'BRD'"). 126
  • Rechtsextremismus eigenverwaltetes "Staatsgebiet" entstehe durch den Aufbau lokaler, autarker Strukturen mit der Bezeichnung "Gemeinwohldörfer". In Niedersachsen sind bisher nur sehr
Rechtsextremismus eigenverwaltetes "Staatsgebiet" entstehe durch den Aufbau lokaler, autarker Strukturen mit der Bezeichnung "Gemeinwohldörfer". In Niedersachsen sind bisher nur sehr vereinzelt Aktivitäten der Gruppierung "Königreich Deutschland" zu verzeichnen. Bereits im Jahr 2021 hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) den Betreibern der "Gemeinwohlkassen" die Anbahnung, den Abschluss und die Abwicklung von Bankund Versicherungsgeschäften untersagt. Der aus Sachsen-Anhalt stammende Hauptprotagonist der Organisation, deren Betätigungsfeld vor allem in den ostdeutschen Bundesländern zu verorten ist, sieht sich mit dem Vorwurf der Bereicherung bzw. der finanziellen Benachteiligung der Einzahlenden in die "Gemeinwohlkassen" konfrontiert. Im September 2022 sprach das Landgericht Oldenburg einen Anhänger der Reichsbürger-Szene wegen Schuldunfähigkeit frei und entschied, den Mann in einer psychiatrischen Klinik unterzubringen, da er für die Allgemeinheit als gefährlich eingeschätzt wurde. Der unter der selbst gegebenen Bezeichnung "SHAEF-Commander" agierende Reichsbürger geriet in das Blickfeld der Ermittlungsbehörden, nachdem er bundesweit zur angeblichen Durchsetzung der alliierten Gesetzgebung willkürliche Todesurteile verhängte und diese auf einschlägigen Internetseiten veröffentlichte. Die Reichsbürgergruppierung "S.H.A.E.F."42 bezieht sich auf eine historische Institution, die zum Ende des Zweiten Weltkrieges eingerichtet wurde, und verbindet die sogenannten S.H.A.E.F.-Gesetze mit der unter Reichsbürgern verbreiteten Vorstellung, Deutschland sei weiterhin ein von den Alliierten besetzter, nicht souveräner Staat. Die vom Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat am 19.03.2020 verbotene und aufgelöste Reichsbürgervereinigung "Geeinte deutsche Völker und Stämme" (GdVuSt) 43 ist im Berichtsjahr auch in Niedersachsen weiterhin aktiv gewesen. Vor dem Verbot war der Verein insbesondere durch verbal-aggressive Schreiben aufgefallen, die sich 42 Die Abkürzung S.H.A.E.F. steht für "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Forces". Mit diesem Begriff wurde von 1943 bis Juli 1945 das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Nordwestund Mitteleuropa bezeichnet. 43 Vgl. Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, Pressemitteilung vom 19.03.2020: "Bundesinnenminister Seehofer verbietet mit 'Geeinte deutsche Völker und Stämme' erstmals Reichsbürgervereinigung". 127
  • Motto lautete "Mord verjährt nicht! Gebt die Akten frei - Recht statt Rache". Unter den etwa 800 Teilnehmenden waren auch Mitglieder
  • Partei Die Rechte. Blockaden von Seiten der Gegendemonstranten hatte es in diesem Jahr nicht gegeben. Bundesparteitag wählt erstmals Doppelspitze - Niedersachsen
  • vertreten Am Ostersonntag, den 01.04.2018, hielt die Partei Die Rechte im Rheinland ihren 9. Bundesparteitag ab und wählte dabei unter
  • gleichberechtigten Vorsitzenden geführt. Die Doppelspitze bilden künftig die bekannten Rechtsextremisten Krolzig als Vorsitzender und Michael Brück als dessen Stellvertreter. Beide
  • Partei einen neuen Namenszusatz und firmiert künftig als "Die Rechte - Partei für Volksabstimmung, Souveränität und Heimatschutz". Bundesparteitag beschließt Teilnahme
  • niedersächsischen Parteigliederungen In Niedersachsen gingen Aktivitäten der Partei Die Rechte ausschließlich vom mittlerweile inaktiven Kreisverband Süd-Ost Niedersachsen
  • wurde in den vergangenen Jahren von der Partei Die Rechte ausgerichtet. Die Gründungsveranstaltung des Kreisverbandes Süd-Ost Niedersachsen erfolgte
Teilnehmer aus Niedersachsen. Wie bereits im Vorjahr fand am 18.08.2018 in Berlin eine Demonstration der neonazistischen Szene anlässlich des 31. Todestages von Rudolf Heß statt. Das Motto lautete "Mord verjährt nicht! Gebt die Akten frei - Recht statt Rache". Unter den etwa 800 Teilnehmenden waren auch Mitglieder der Partei Die Rechte. Blockaden von Seiten der Gegendemonstranten hatte es in diesem Jahr nicht gegeben. Bundesparteitag wählt erstmals Doppelspitze - Niedersachsen im Bundesvorstand nicht mehr vertreten Am Ostersonntag, den 01.04.2018, hielt die Partei Die Rechte im Rheinland ihren 9. Bundesparteitag ab und wählte dabei unter anderem eine neue Parteispitze. Die Wahl war nach dem Rücktritt des ehemaligen Vorsitzenden Christian Worch erforderlich geworden. Dem Beispiel anderer Parteien folgend wird die Bundespartei nun von zwei gleichberechtigten Vorsitzenden geführt. Die Doppelspitze bilden künftig die bekannten Rechtsextremisten Krolzig als Vorsitzender und Michael Brück als dessen Stellvertreter. Beide waren bisher Beisitzer im Bundesvorstand und gehören dem nordrhein-westfälischen Landesvorstand der Partei an. Krolzig war bis zu seinem Parteieintritt führendes Mitglied der im Jahr 2012 verbotenen Kameradschaft Hamm und ist seit dem Jahr 2017 Herausgeber der neonazistischen Szenezeitschrift "N.S. Heute". Brück gehörte dem inzwischen verbotenen Verein Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V. (HNG) an und zählte zu den Führungspersonen der seit dem Jahr 2012 ebenfalls verbotenen Gruppierung Nationaler Widerstand Dortmund. Der niedersächsische Landesvorsitzende Holger Niemann, der dem Bundesvorstand bisher als Beisitzer angehörte, verzichtete dem Vernehmen nach auf eine erneute Kandidatur mit der Folge, dass Niedersachsen im aktuellen Bundesvorstand nicht mehr vertreten ist. Neben der Neuwahl des Bundesvorstandes sprach sich die Partei erneut für eine Abschaffung des Paragraphen SS 130 Strafgesetzbuch (Volksverhetzung) aus. Darüber hinaus gab sich die Partei einen neuen Namenszusatz und firmiert künftig als "Die Rechte - Partei für Volksabstimmung, Souveränität und Heimatschutz". Bundesparteitag beschließt Teilnahme an der Europawahl - Dieter Riefling aus Niedersachsen auf Listenplatz 4 Im Anschluss an den Bundesparteitag fand ein weiterer Parteitag statt, auf dem die Mitglieder die beim letzten Parteitag im Oktober 2017 verschobene Grundsatzentscheidung zu treffen hatten, ob die Partei zur Europawahl im Frühjahr 2019 antreten wird. Nachdem sich die Mitglieder für eine Teilnahme an der Europawahl ausgesprochen hatten, erfolgte die Listenaufstellung. Dabei wurde auf Platz 1 der Liste die mehrfach verurteilte Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel aus Vlotho (Nordrhein-Westfalen) gewählt. Als politischen Schwerpunkt nannte sie in ihrer Bewerbungsrede die Abschaffung des Volksverhetzungsparagraphen (SS 130 StGB). Haverbeck-Wetzel wird damit die Partei als Spitzenkandidatin in den Europawahlkampf führen. Im Jahr 2017 wurde sie jedoch vom Landgericht Verden wegen Volksverhetzung zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Unter den insgesamt 15 Kandidaten sind unter anderem der ehemalige Vorsitzende Christian Worch aus Mecklenburg-Vorpommern auf Platz 3 und der freie Aktivist Riefling aus Niedersachsen auf Platz 4. Die übrigen Listenplätze wurden fast ausschließlich mit Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen besetzt. Aktivitäten der niedersächsischen Parteigliederungen In Niedersachsen gingen Aktivitäten der Partei Die Rechte ausschließlich vom mittlerweile inaktiven Kreisverband Süd-Ost Niedersachsen aus. Der Kreisverband war erst am 06.01.2018 in Bad Harzburg neu gegründet worden und bestand aus den ehemaligen Mitgliedern der sich kurz zuvor aufgelösten neonazistischen Gruppierung Kollektiv Nordharz. Diese hatte ihre Aktivitäten seit Juni 2017 in erster Linie auf die Vorbereitung und Mobilisierung für den nächsten "Tag der deutschen Zukunft" (TddZ) konzentriert, der am 02.06.2018 in Goslar zum bereits zehnten Mal durchgeführt werden sollte. Der TddZ ist Bestandteil einer bundesweiten, neonazistischen Kampagne und wurde in den vergangenen Jahren von der Partei Die Rechte ausgerichtet. Die Gründungsveranstaltung des Kreisverbandes Süd-Ost Niedersachsen erfolgte in Bad Harzburg unter Leitung des Landesvorsitzenden Holger Niemann. Dabei ging es zunächst um die personelle Aufstellung. Fragen der inhaltlichen und strategischen Ausrichtung spielten keine Rolle. Der neugegründete (Groß-)Kreisverband umfasste die Städte bzw. Landkreise Braunschweig, Gifhorn, Göttingen, Goslar, Helmstedt, Holzminden, Northeim, Osterode am Harz, Peine, Salzgitter, 52
  • Rechtsextremismus die gegen 22 Beschuldigte und drei Unterstützer verhängt worden waren. Im Rahmen der Durchsuchungen wurden zahlreiche Asservate beschlagnahmt, deren
Rechtsextremismus die gegen 22 Beschuldigte und drei Unterstützer verhängt worden waren. Im Rahmen der Durchsuchungen wurden zahlreiche Asservate beschlagnahmt, deren fortdauernde Auswertung in das Verfahren weiter einfließen wird. Unter den verhafteten Beschuldigten waren drei Personen aus Niedersachsen, die in Hannover, Vechelde (Landkreis Peine) und Alfeld (Landkreis Hildesheim) ansässig waren und nach der beabsichtigten Regierungsübernahme einflussreiche Positionen übernehmen sollten. Das Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts findet im Jahr 2023 seine Fortsetzung und wird möglicherweise weitere exekutive Maßnahmen nach sich ziehen. Neben diesen Organisationen existieren in Niedersachsen lokale Ableger und Vernetzungsstrukturen für deutschlandweit aktive Reichsbürgerorganisationen wie "Bismarcks Erben", das "Amt für Menschenrecht", die "Verfassungsgebende Versammlung" und den "Vaterländischen Hilfsdienst" ("Ewiger Bund"). Diverse überregionale Kleinoder Kleinstgruppen aus der Reichsbürgerszene verfügen zudem über Anhänger in Niedersachsen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang das "Indigene Volk Germaniten", dass über sogenannte Missionen die eigene Ideologie im Rahmen von Vortragsveranstaltungen zu verbreiten versucht. Die Gruppierung zeigt reichsbürgertypisches Verhalten auch durch die Ausstellung pseudo-behördlicher Dokumente. Bewertung, Tendenzen, Ausblick Seit Anfang des Jahres 2017 wird in Niedersachsen die Szene der "Reichsbürger und Selbstverwalter" in ihrer Gesamtheit beobachtet. In den ersten Jahren zeigte sich auch in Niedersachsen eine deutliche Zunahme der Aktivitäten der Reichsbürgerszene. Die Mehrheit der dabei handelnden Personen gehörte bereits seit Längerem dem Reichsbürgerspektrum an. Vor etwa zwei Jahren hat sich diese Entwicklung umgekehrt. Dieser Trend hat sich im Jahr 2022 nicht fortgesetzt. Das erfasste Personenpotenzial ist seitdem eher rückläufig. Der Rückgang des Personenpotenzials lag insbesondere daran, dass sich der Anfangsverdacht gegenüber einigen Personen nicht bestätigt hatte bzw. Personen sich von der Szene wegen des behördlichen, medialen und öffentlichen Drucks wieder abgewandt hatten. Daher handelt es sich nicht um einen fest umrissenen Personenkreis. Vielmehr agieren bis dahin nicht als "Reichsbürger und Selbstverwalter" 129
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Rechtsextremismus 133

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