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"links or rechts" in den Verfassungsschutz Trends
  • Brandenburg vertritt ideologisch geschlossen seit jeher die Linie des rechtsextremistischen "Flügels" und steht weiterhin zu dem 2020 aus der AfD173
VERDACHTSFALL Bewertung / Ausblick Die JA Brandenburg vertritt ideologisch geschlossen seit jeher die Linie des rechtsextremistischen "Flügels" und steht weiterhin zu dem 2020 aus der AfD173 ausgeschlossenen Neonationalsozialisten Andreas Kalbitz. Änderungen von diesem Kurs sind nicht zu erwarten. Im Gegenteil ist festzustellen, dass die JA Brandenburg im Bundesverband eine führende Rolle anstrebt und den Verband somit noch tiefer in den Extremismus treiben will. Vor diesem Hintergrund wirkt die JA weniger als "Innovationsmotor", sondern vielmehr als "Radikalisierungsmotor" der AfD. 173 Siehe FN 6. 84
  • bezog alle Partei-, Vorfeldund Nebenorganisationen ein. Auch mit der Linksextremismus 123 Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen
durch den Staat und seine Organe wähnt, agiert sie auf kommunaler Ebene verdeckt. Hier unterstützt die Partei angeblich unabhängige Personenwahlbündnisse mit der Bezeichnung "AUF" (für: "alternativ, unabhängig, fortschrittlich"), die jedoch zum Teil personell mit der MLPD verflochten sind. Finanzierung Überwiegend durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Einnahmen aus Vermögen Grund der Beobachtung / Verfassungsfeindlichkeit Die 1982 aus dem Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD) hervorgegangene MLPD bekennt sich nach wie vor zu den Lehren von Marx, Engels, Stalin und Mao Tse Tung und verbindet nach eigener Aussage "den Kampf um die Forderungen der Arbeiterund Volksbewegungen mit dem Ziel der internationalen sozialistischen Revolution". Die Zielsetzungen der MLPD wie Revolution, Diktatur des Proletariats und Kommunismus sind durch eindeutig verfassungsfeindliche Aussagen geprägt. Bereits die Präambel in den Parteistatuten verdeutlicht dies: "Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) versteht sich als politische Vorhutorganisation der Arbeiterklasse in Deutschland. Ihr grundlegendes Ziel ist der revolutionäre Sturz der Diktatur des Monopolkapitals und die Errichtung der Diktatur des Proletariats für den Aufbau des Sozialismus als Übergangsstadium zur klassenlosen kommunistischen Gesellschaft." Die angestrebte Gesellschaftsordnung soll durch eine Revolution erreicht werden, in deren Verlauf sich die "Arbeiterklasse unter Führung ihrer Partei [Anm.: gemeint ist die MLPD] zum bewaffneten Aufstand erheben, [...] den bürgerlichen Staatsapparat zerschlagen, [...] die Diktatur des Proletariats errichten und [...] gegen die Konterrevolution verteidigen" müsse. Ereignisse und Entwicklungen im Berichtszeitraum Internationalismus - Solidaritäts-Brigaden für Rojava Im Mittelpunkt der politischen Arbeit der MLPD stand in 2015 die Unterstützung des Wiederaufbaus der kurdischen Stadt Kobane in Rojava in Westsyrien nach den Angriffen und der Belagerung durch die terroristische Organisation des sogenannten Islamischen Staates. Grundlage war ein Solidaritätspakt mit dem kurdischen Befreiungskampf den die MLPD als Mitglied der "ICOR (Internationale Koordination revolutionärer Parteien und Organisationen)" offiziell abgeschlossen hatte. Durch Spendenaktionen und Sammlungen von medizinischen Hilfsgütern und Arbeitsmaterialien wurde das Ziel, ein Gesundheitszentrum in Kobane aufzubauen, mit Nachdruck verfolgt und bezog alle Partei-, Vorfeldund Nebenorganisationen ein. Auch mit der Linksextremismus 123 Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2015
  • LINKSEXTREMISTISCHE PARTEIEN UND VEREINIGUNGEN In Sachsen-Anhalt waren im Berichtszeitraum die "MarxistischLeninistische Partei Deutschlands" (MLPD), die "Deutsche Kommunistische Partei
  • autonomen Zusammenschlusses ZK als Mitglieder eines so genannten "Linken Bündnisses Magdeburg" 54 benannt. "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) Die DKP Sachen
LINKSEXTREMISTISCHE PARTEIEN UND VEREINIGUNGEN In Sachsen-Anhalt waren im Berichtszeitraum die "MarxistischLeninistische Partei Deutschlands" (MLPD), die "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP), die "Kommunistische Partei Deutschlands" (KPD/Ost) und die "Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten" (KPD/ML) mit eigenen Strukturen aktiv. Diese revolutionär-marxistischen Organisationen setzten weiter auf traditionelle Konzepte eines langfristig betriebenen Klassenkampfes. Ihre Vertreter versuchten, sich in gesellschaftliche Protestkampagnen einzubringen. Die Parteien DKP, KPD/Ost und KPD/ML werden auf der Homepage des autonomen Zusammenschlusses ZK als Mitglieder eines so genannten "Linken Bündnisses Magdeburg" 54 benannt. "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) Die DKP Sachen-Anhalt verfügt eigenen Angaben zufolge über Strukturen in den Regionen Halle und Magdeburg. Daneben sollen DKP-Gruppen in Salzwedel und im "Nordharz" existieren. Zudem sei im September eine neue Parteigruppe innerhalb der DKPGrundorganisation Region Halle gegründet worden. In ihr sollen die jugendlichen Mitglieder der DKP aus der Region Halle zusammengefasst sein. Die DKP verfügt in Sachsen Anhalt über einen so genannten Koordinierungsrat. Dieser wurde auf der Landesmitgliederversammlung am 28. November in Magdeburg neu gewählt. Die DKP Sachsen-Anhalt thematisierte im Januar auf ihrer Internetseite die Stellung der DKP in den Kommunen. Als Autor eines Artikels dazu wurde Andreas HÄNDLER, Vorsitzender der DKP-Halle, angegeben. Einführend hieß es, im 41. Jahr der DKP sei es unübersehbar, dass diese Zeit und dieses Land eine starke kommunistische Partei brauche. Weiter hieß es: 54 Siehe Seite 76. 79
  • Flügel", wie Andreas Kalbitz oder Björn Höcke, sowie Rechtsextremisten in der AfD, wie Hans-Christoph Berndt. 188 Siehe
VERDACHTSFALL Bewertung / Ausblick Die Protestentwicklungen während der Corona-Pandemie haben verdeutlicht, welchen Einfluss Verschwörungserzählungen und Falschinformationen auf Teile der Bevölkerung haben können. Publikationen und mediale Formate, wie das COMPACT-Magazin, bergen daher die Gefahr, durch ihre Bedrohungsszenarien, Verschwörungserzählungen und das Verfestigen von Feindbildern Teile der Bevölkerung zu radikalisieren. Zudem schaffen sie verschwörungsideologische Echokammern, welche keine ausdifferenzierte Betrachtung von Ereignissen zulassen. Eine animierende Wirkung auf potenzielle Gewalttäter ist denkbar. Es ist davon auszugehen, dass COMPACT die Pandemie weiter nutzen wird, um das demokratische System und die Gesellschaft zu destabilisieren. Dieses wird mit der Hoffnung verbunden, "zum Sturz des Regimes beizutragen". Seitens des Magazins dürften daher auch zukünftig alle Akteure unterstützt werden, die diesem Ziel dienlich sein könnten. Darunter fallen beispielsweise Akteure der nach AfD188-Angaben aufgelösten Parteistruktur "Der Flügel", wie Andreas Kalbitz oder Björn Höcke, sowie Rechtsextremisten in der AfD, wie Hans-Christoph Berndt. 188 Siehe FN 6. 88
  • örtlich loser Szenen. Rund zehn Prozent weisen Überschneidungen zum Rechtsextremismus
4. Reichsbürger und Selbstverwalter Sitz / Verbreitung Reichsbürger und Selbstverwalter sind bundesweit aktiv. Gründung / Bestehen 1985 wurde die erste "Kommissarische Reichsregierung" (KRR) in Berlin gegründet. In Brandenburg wurden seit dem Jahr 2000 immer wieder einzelne Gruppierungen aktiv. Struktur / Repräsentanten Obgleich Gruppierungen innerhalb des Spektrums bestehen, lässt sich dieses zusammenfassend als strukturarm und heterogen beschreiben. Neben fünf Hauptgruppierungen existieren in Brandenburg kleinere Personenzusammenschlüsse, regionale Netzwerke und Einzelpersonen. Die Szene wandelt sich ständig und organisiert sich immer wieder neu. Sie ist durch persönliche Kennverhältnisse mit zum Teil hoher Aktivitätsentfaltung im Internet gekennzeichnet. Es kommt regelmäßig zu Streitigkeiten und Zerwürfnissen, sodass sich Gruppierungen auflösen und neue, zum Teil Splittergruppen, entstehen. Somit unterliegt die Szene einer hohen Fluktuation. Eine übergeordnete, einheitliche Struktur, welcher eine größere Bedeutung zugemessen werden kann, ist nicht vorhanden. Mitglieder / Anhänger / Unterstützer Bundesweit ist das Personenpotenzial der Reichsbürgerund Selbstverwalterszene leicht gestiegen und lag im Jahr 2020 bei circa 20.000. In Brandenburg gibt es rund 570 Anhänger, die mehrheitlich keiner festen Organisation angehören. Es handelt sich überwiegend um Einzelpersonen und Angehörige örtlich loser Szenen. Rund zehn Prozent weisen Überschneidungen zum Rechtsextremismus auf. 90
  • Provinz Brandenburg - Freistaat Preußen Freistaat Preußen/Administrative Regierung und Rechteinhaber des Präsidiums des Deutschen Reiches Geeinte deutsche Völker und Stämme
  • revisionistische, antisemitische sowie ausländerfeindliche Ansichten und ist damit dem Rechtsextremismus zuzurechnen. Sie berufen sich auf den Fortbestand des Deutschen Reiches
  • geltenden Gesetzen Folge zu leisten. Außerdem verneinen sie die Rechtmäßigkeit deutscher Gerichte und Verwaltungen. Die Bundesrepublik sei nur ein Unternehmen
Im Berichtszeitraum entfalteten in Brandenburg die nachfolgenden Gruppierungen regelmäßige - auch überregionale - Aktivitäten: Provinz Brandenburg - Freistaat Preußen Freistaat Preußen/Administrative Regierung und Rechteinhaber des Präsidiums des Deutschen Reiches Geeinte deutsche Völker und Stämme DIENSTSTELLE - 1/76 Preußisches Institut - Bismarcks Erben - Ewiger Bund (Vaterländischer Hilfsdienst) Veröffentlichungen In der Regel verfügen solche Gruppierungen über eigene Internetauftritte und bieten unter anderem Fantasiepapiere und teilweise Schriftsätze zum Download an. Daneben existieren Vernetzungsplattformen im Internet und ein vielfältiges Angebot an zumeist geschlossenen Foren in den sozialen Netzwerken. Einzelne Autoren und Autorenzusammenschlüsse aus dem verschwörungsideologischen Milieu veröffentlichen gezielt Monografien für die Angehörigen und Sympathisanten der Szene. Eine der Hauptveröffentlichungen ist der Titel "Die 'BRD-GmbH' oder zur völkerrechtlichen Situation in Deutschland und den sich daraus ergebenden Chancen für ein neues Deutschland". Der Verfasser ist ein Aktivist aus der Gruppierung "Geeinte deutsche Völker und Stämme". Der "Argo-Verlag" aus Marktoberndorf in Bayern bietet darüber hinaus mit dem "Magazin 200plus" eine Zeitschrift an, die sich an "Reichsbürger und Selbstverwalter" wendet. Kurzportrait / Ziele "Reichsbürger und Selbstverwalter" in ihrer heutigen Ausprägung sind ein relativ junges Phänomen. Eine Teilmenge vertritt revisionistische, antisemitische sowie ausländerfeindliche Ansichten und ist damit dem Rechtsextremismus zuzurechnen. Sie berufen sich auf den Fortbestand des Deutschen Reiches in unterschiedlichen Formen und eine angeblich fehlende Legitimation der Bundesrepublik Deutschland. Sie behaupten, Deutschland habe keine gültige Verfassung und sei damit als Staat nicht existent oder das Grundgesetz habe mit der Wiedervereinigung 1990 seine Gültigkeit verloren. Daraus folgern einige, dass alle Deutschen staatenlos seien. Daher fühlen sie sich auch nicht verpflichtet, den in der Bundesrepublik geltenden Gesetzen Folge zu leisten. Außerdem verneinen sie die Rechtmäßigkeit deutscher Gerichte und Verwaltungen. Die Bundesrepublik sei nur ein Unternehmen ("GmbH"), eine Scheinbehörde oder eine übergangsweise von den Alliierten eingesetzte Verwaltung. "Selbstverwalter" berufen sich in der Regel auf ein selbst definiertes Naturrecht, geben "Lebenderklärungen" ab und fühlen sich ebenso nicht an Gesetze gebunden. Sehr oft steckt der Versuch dahinter, sich Steuern, Bußgelder oder sonstiger finanzieller Verpflichtungen zu entledigen. Vorbild für diesen Teil der Szene sind die "souveränen Bürger" (Sovereign Citizens) oder "Freemen" in den USA. Ähnlich wie diese gründen "Selbstverwalter" seit einigen Jahren "Gemeinden", "Staaten" und andere Fantasiegebilde. "Reichsbürger und Selbstverwalter" sind zudem stark von Verschwörungsideologien beeinflusst. Das kann die Grundlage für weitergehende Radikalisierungsprozesse sein. Gerichte, Finanzämter, Polizei und andere Behörden werden seit Jahren in ihrer Arbeitsweise behindert. "Reichsbürger und Selbstverwalter" schrecken dabei nicht vor Einschüchterungsversuchen, Bedrohungen und Gewalt zurück. Seit Dezember 2016 wird das Milieu auf waffenrechtliche Erlaubnisse hin überprüft, um diese - wo immer möglich - zu entziehen und so den legalen Waffenbesitz in der Szene zu unterbinden. "Reichsbürger und Selbstverwalter" sind eine Bestrebung mit erheblichem Gewaltpotenzial. 91
  • sich die MLPD in einer fortdauernden Verfolgungssituation 122 Linksextremismus Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen
Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) Sitz / Verbreitung Gelsenkirchen; bundesweite Verbreitung mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen Gründung / Bestehen seit 1982 Struktur / Repräsentanz Neben Nordrhein-Westfalen verfügt die Partei in sechs weiteren Bundesländern über einen "Landesverband". Diese "Landesverbände" sind teilweise Bundesland-übergreifend organisiert. Zahlreiche Gruppierungen mit nomineller Eigenständigkeit dienen der Partei als struktureller Unterbau, darunter der "Frauenverband Courage e.V." oder kommunale Wahlbündnisse wie "alternativ, unabhängig, fortschrittlich (AUF)" und weitere. Vorsitz: Stefan Engel Mitglieder / Anhänger / Bund: rund 1.800 NRW: rund 650 Unterstützer 2015 Veröffentlichungen Publikationen: Rote Fahne (RF) (zwei pro Monat; Auflage ca. 7.500) Web-Angebote: umfangreiche Internetpräsenz mit Rote Fahne News als Online-Nachrichtenmagazin (rf-news.de); eigene TVNachrichtenportale im Internet im Aufbau Kurzportrait / Ziele Das gesamte Aktionspotenzial der MLPD fußt auf dem geschlossenen marxistisch-leninistischen Weltbild einer klassischen kommunistischen Kaderpartei. Dies zeigt sich auch in der dogmatisch unantastbaren Stellung des seit der Parteigründung amtierenden Vorsitzenden, Stefan Engel. In Nordrhein-Westfalen verfügt die Partei über einen Landesverband. Das Hauptaugenmerk ihrer politischen Arbeit legt die Partei neben der Frauenund Jugendpolitik vorwiegend auf die Betriebsund Gewerkschaftsarbeit sowie der Beteiligung an sozialen Protesten. Da sich die MLPD in einer fortdauernden Verfolgungssituation 122 Linksextremismus Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen 2015
  • aktiv waren, haben den "Freistaat Preußen / Administrative Regierung und Rechteinhaber des Präsidiums des Deutschen Reiches" gegründet. Sie unterhalten vom südlichen
  • ganz Deutschland. Der "Freistaat Preußen / Administrative Regierung und Rechteinhaber des Präsidiums des Deutschen Reiches" ist dabei besonders aktiv. Im Landkreis
  • Auffassung, es gäbe eine "Staatsform im höchsten Recht". Dies sei "der Naturstaat, der im engen und harmonischen Zusammenhang
  • ganz Deutschland haben sich zahlreiche Menschen zusammengeschlossen, sich die Rechte am Boden zurück geholt und Gebiete wieder ins höchste Recht
  • einer "Gebietskörperschaft Oranienburg" (Landkreis Oberhavel) und Interviews mit dem rechtsextremistischen "Volkslehrer". 191 Homepage "Provinz Brandenburg - Freistaat Preußen": "Die Kastration
Die "Provinz Brandenburg - Freistaat Preußen" verunglimpft auf ihren Internetseiten zudem die repräsentative Demokratie und wirbt demgegenüber für ein identitäres Politikverständnis. Dieses antidemokratische Konzept geht von einer strikten Einheit der Regierenden und Regierten aus und zielt auf die Schaffung eines homogenen Volkes ab. Dieses ist typisch für viele "Reichsbürger und Selbstverwalter". Die Bundesrepublik Deutschland bezeichnen sie als "BRD-GmbH" und staatliche Institutionen als deren (Unter)Firmen. Dabei beziehen sich die Szeneangehörigen auf unterschiedlichste historische und völkerrechtliche Zustände Deutschlands und nehmen wilde Interpretationen vor: "Seit mindestens 1000 Jahren werden die Deutschen mental kastriert (...) Begehren die Deutschen auf? Nein. Ob Frau oder Mann, es sind keine Eier mehr vorhanden."191 In Teilen bedient die Reichsbürgerszene geschichtsrevisionistisches und antisemitisches Gedankengut: "Dann haben sie die Juden abgeholt, weil sie den Deutschen den heiligen Krieg erklärt haben (...) Zum Schluß kam die Welt in der Deutschen Länder und hat das deutsche Volk (...) schrecklich massakriert (...) und hält sie bis heute (...) im Zustand eines offenen Arbeitslagerstrafvollzugs (...) in einer Diktatur der Parteien."192 Einige Personen, die im Geflecht rund um den ehemaligen "Freistaat Preußen" aktiv waren, haben den "Freistaat Preußen / Administrative Regierung und Rechteinhaber des Präsidiums des Deutschen Reiches" gegründet. Sie unterhalten vom südlichen Brandenburg aus Beziehungen zu Gruppierungen mit ähnlichen Namen im gesamten Bundesgebiet. Dazu zählen unter anderem der "Volksstaat Bayern", der "Volksstaat Württemberg", der "Bundesstaat Sachsen" oder der "Bundesstaat Baden". Teilweise verschicken diese Zusammenschlüsse gemeinsame "Amtsblätter / Anordnungen" an Verwaltungen in ganz Deutschland. Der "Freistaat Preußen / Administrative Regierung und Rechteinhaber des Präsidiums des Deutschen Reiches" ist dabei besonders aktiv. Im Landkreis Oberhavel wurde 2017 die Gruppierung "Geeinte deutsche Völker und Stämme" ins Leben gerufen. Die Gründerin wohnt in Berlin und war einige Jahre zuvor schon in der Region um die niedersächsische Stadt Melle aktiv. Dort organisierte sie mit dem Verein "Landmark" verschwörungsideologisch geprägte Veranstaltungen. Die Gruppierung "Geeinte deutsche Völker und Stämme" vertrat bis zu ihrem Verbot 2020 die Auffassung, es gäbe eine "Staatsform im höchsten Recht". Dies sei "der Naturstaat, der im engen und harmonischen Zusammenhang mit dem Grund und Boden steht auf dem er wirkt. Ein freier Zusammenschluss von Menschen die sich Ihrer Zusammengehörigkeit bewusst sind und unter Achtung der Natur diesen Staat auf dessen Boden errichtet haben."193 An anderer Stelle hieß es auf der ehemaligen Webseite der Gruppierung: "Gemeinsam haben wir schon viel erreicht. In ganz Deutschland haben sich zahlreiche Menschen zusammengeschlossen, sich die Rechte am Boden zurück geholt und Gebiete wieder ins höchste Recht gehoben."194 Die Aktivisten der "Geeinten deutschen Völker und Stämme" sind in Berlin sowie den brandenburgischen Landkreisen Oberhavel und Potsdam-Mittelmark nach wie vor aktiv. Dokumentiert sind antisemitische Äußerungen der Gruppierung, Solidarisierungen mit Holocaustleugnern, die Gründung einer "Gebietskörperschaft Oranienburg" (Landkreis Oberhavel) und Interviews mit dem rechtsextremistischen "Volkslehrer". 191 Homepage "Provinz Brandenburg - Freistaat Preußen": "Die Kastration der Deutschen und das Geldsystem" 10.04.2020 (letzter Zugriff am 12.04.2021). 192 Homepage "Provinz Brandenburg - Freistaat Preußen": "Preisrätsel zum 3. Reich", 02.10.2020 (letzter Zugriff am 12.04.2021). 193 Homepage "Geeinte deutsche Völker und Stämme", ohne Datum (letzter Zugriff 2020). Anmerkung: Vor dem Hintergrund des Verbots der Gruppierung ist deren Homepage nicht mehr abrufbar. 194 Ebd. 93
  • Reuden (Sachsen-Anhalt) gehört ebenso wie die "Othala-Rechtsmanufaktur" zu diesem Umfeld. "Kommissarische Reichsregierungen" (KRR) haben für die Szene insgesamt
Am 19. März 2020 wurde der Verein vom Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat verboten. Damit wurde erstmals ein überregional aktiver Personenzusammenschluss aus dem Milieu der "Reichsbürger und Selbstverwalter" aufgelöst. Konsequenterweise fanden am Tag des Verbots in Brandenburg und neun weiteren Bundesländern Hausdurchsuchungen statt. Erfahrungsgemäß werden die betroffenen Personen ihre Aktivitäten aufgrund ihrer ideologischen Verfestigung jedoch voraussichtlich fortsetzen. Die "DIENSTSTELLE 1/76 - Vereinigung zur operativen Aufklärung, Ermittlung und Enttarnung der Richtlinie 1/76 des MfS der DDR" geht auf einen Aktivisten im Landkreis Dahme-Spreewald zurück. Er ist Teil eines Netzwerks aktiver "Reichsbürger und Selbstverwalter" in Nordund Ostdeutschland. Der Selbstverwalter und verurteile Gewalttäter Adrian U. aus Reuden (Sachsen-Anhalt) gehört ebenso wie die "Othala-Rechtsmanufaktur" zu diesem Umfeld. "Kommissarische Reichsregierungen" (KRR) haben für die Szene insgesamt in den letzten Jahren an Bedeutung verloren, jedoch sind immer wieder einzelne Aktivitäten zu verzeichnen. In Brandenburg war in den letzten Jahren nur die Gruppierung "Die Exil-Regierung Deutsches Reich" aus dem Milieu der klassischen "KRR" oder "Exilregierungen" aktiv. "Die Exil-Regierung Deutsches Reich" hat sich 2012 von der jahrelang die Szene dominierenden "Exilregierung Deutsches Reich" abgespalten. Sie lehnt die bestehende politische Ordnung fundamental ab und möchte die Demokratie durch eine kaiserliche Monarchie ablösen. Bis dahin sieht sich die Gruppierung selbst als "legitime Regierung der Deutschen" an. In der Region BerlinBrandenburg sind ihre Aktivitäten, wie beispielsweise die regelmäßigen "Funktionsträgertreffen", in den letzten Jahren jedoch immer mehr zurückgegangen. Seit 2018 wurden keine Veranstaltungen mehr durchgeführt und die Aktivitäten von "Die Exil-Regierung Deutsches Reich" sind weitgehend zum Erliegen gekommen. Lose Organisationsformen der "Reichsbürger und Selbstverwalter" Neben diesen Zusammenschlüssen haben sich in vielen Teilen Brandenburgs kleinere, unstrukturierte regionale "Reichsbürger"-Milieus herausgebildet. Die Mehrheit dieses unstrukturierten Milieus eint die Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland. Immer wieder lässt sich in diesen unstrukturierten Milieus die Bildung loserer Netzwerke beobachten, die über die Grenzen der Bundesländer hinweg miteinander kooperieren. Sie halten teilweise in sozialen Netzwerken, mit eigenen Videokanälen oder Internetpräsenzen zueinander Kontakt. Seit einigen Jahren werden zunehmend Aktivitäten der "Reichsbürger" in der Öffentlichkeit bekannt. So waren Reichsbürger am 29. August 2020 bei der zeitweisen Erstürmung der Reichstagstreppen in Berlin maßgeblich beteiligt. Ihnen geht es zum Beispiel um Demonstrationen oder Störungen bei Gerichten und Behinderungen von Vollzugsmaßnahmen. Trotz der querulatorischen Auffälligkeiten verhielt sich die "Reichsbürgerszene" in Brandenburg bislang hauptsächlich verbal aggressiv. Bemerkenswert sind zudem das sehr hohe Mobilisierungspotenzial sowie die gegenseitige Unterstützungsbereitschaft innerhalb der Szene. Dies zeigte sich bei Gerichtsverhandlungen gegen Anhänger der Szene, die zum Teil nur mit erheblichem Einsatz von Sicherheitspersonal durchgeführt werden konnten. 94
  • soziale Zentren" geschaffen werden. Die mit einer Hausbesetzung einhergehenden Rechtsbrüche nahmen die Akteure dabei bewusst in Kauf
"Kampf um Freiräume" Im Rahmen der so genannten "Freiraum-Kampagne" fanden im Berichtszeitraum Hausbesetzungen in Magdeburg und Wittenberg statt. Ziel der Kampagne sollte es sein, auf lokaler Ebene ohne eigenen Finanzierungsaufwand einen Veranstaltungsort für selbst verwaltete Projekte zu erzwingen. Dabei sollten "autonome" oder "soziale Zentren" geschaffen werden. Die mit einer Hausbesetzung einhergehenden Rechtsbrüche nahmen die Akteure dabei bewusst in Kauf. Am 16. Mai wurde in Magdeburg ein leer stehendes Haus besetzt. Etwa 50 Personen kamen zunächst vor dem Objekt zusammen, um unter dem Motto "Für ein Libertäres Zentrum in Magdeburg" zu "feiern". Sowohl das Gebäude selbst als auch seine Umzäunung wurden mit diversen Transparenten behängt. Im Internetportal "Indymedia" hieß es dazu: "Wir wollen den Leerstand kreativ nutzen und einen Freiraum für viele unkommerzielle kulturelle und politische Projekte schaffen. Zudem soll das Libertäre Zentrum Schutz vor rassistischen und anderen Übergriffen bieten...Kommt nach Magdeburg! Besucht und unterstützt uns! Wir bleiben alle!" Die Hausbesetzer beendeten ihr Vorhaben am 2. Juli. Am Abend des 14. August besetzten 50 Jugendliche ein leer stehendes Verwaltungsgebäude der Stadt Wittenberg. 20 bis 25 schwarz gekleidete, teils vermummte Personen drangen zunächst über einen Seiteneingang in das Gebäude ein und vernagelten die Fenster der unteren Etage mit Brettern. Die Besetzer forderten auf Transparenten ein Objekt für die alternative Jugendszene. Beim Eintreffen von Polizeikräften wurden diese über Megaphon aufgefordert, sich zurückzuziehen, um eine Eskalation zu vermeiden. In der Folgezeit fanden Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und den Besetzern statt, die allerdings keinen Abschluss fanden. Die Besetzer gaben am 25. August auf. Daraufhin zog eine Gruppe von 50 bis 60 offensichtlich der Autonomenszene zugehörigen Per75
  • Stadt Magdeburg. Dort machten die Gruppierungen "Autonome Linke Magdeburg" (A.L.M.) und "Zusammen kämpfen" (ZK) auf sich aufmerksam. Nennenswerte Aktivitäten
  • kommt es folglich insbesondere bei Protestaktionen gegen Aufmärsche von Rechtsextremisten. Allerdings war die Anzahl solcher Vorfälle im Berichtszeitraum rückläufig
Überblick und Entwicklungstendenzen Schwerpunktregion der etwa 240 Personen umfassenden sachsenanhaltischen Autonomenszene ist nach wie vor die Stadt Magdeburg. Dort machten die Gruppierungen "Autonome Linke Magdeburg" (A.L.M.) und "Zusammen kämpfen" (ZK) auf sich aufmerksam. Nennenswerte Aktivitäten der Autonomenszene gingen ferner von der "Antifaschistischen Aktion Burg" aus. Hauptaktionsfeld autonomer Zusammenschlüsse blieb im Berichtszeitraum der "Antifaschistische Kampf", der für Autonome nach wie vor auch körperliche Auseinandersetzungen mit "Nazis" einschließt, für deren Existenz das "System" verantwortlich gemacht wird. Zu von Autonomen ausgegangenen Auseinandersetzungen kommt es folglich insbesondere bei Protestaktionen gegen Aufmärsche von Rechtsextremisten. Allerdings war die Anzahl solcher Vorfälle im Berichtszeitraum rückläufig. Als weiteres Aktionsfeld rückte der "Kampf um selbst verwaltete Freiräume" in den Vordergrund. Die Autonomenszene fordert unkontrollierte "Freiräume" außerhalb einer "kapitalistischen Verwertungslogik" - wie zum Beispiel besetzte Häuser - als Rückzugsräume und Ausgangspunkte eigener "antistaatlicher" Aktivitäten und betrachtet diese als unabdingbar für die Verwirklichung der eigenen Lebensentwürfe. "Angriffe des Staates" auf diese "Freiräume" - wie zum Beispiel die Räumung besetzter Häuser - gelten Autonomen somit als "gewaltsame Durchsetzung kapitalistischer Interessen" und ziehen häufig gewalttätige Reaktionen nach sich. 68
  • einer Teilorganisation der NSDAP, aufweise. Das Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes 42 ist damit abgeschlossen. Das Verfahren über die Klage
Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Beschluss vom 11. August ohne vorherige mündliche Verhandlung den Eilantrag des Vereins auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage abgelehnt. Nach Auffassung des Senats bot das vorgelegte Beweismaterial nach der im Eilverfahren gebotenen "summarischen Prüfung" hinreichende Anhaltspunkte dafür, dass sich die HDJ gegen die verfassungsmäßige Ordnung richte, weil sie nach ihrer Programmatik, ihrer Vorstellungswelt und ihrem Gesamtstil eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus, insbesondere mit der früheren Hitlerjugend als einer Teilorganisation der NSDAP, aufweise. Das Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes 42 ist damit abgeschlossen. Das Verfahren über die Klage des Vereins 43 ist noch anhängig. Nach dem Verbot der HDJ wurde festgestellt, dass auf der Internetseite der NPD Sachsen-Anhalt der HDJ-Werbefilm aus dem Jahr 2008 verlinkt war. Die Verlinkung des Films dürfte bereits vor dem HDJ-Verbot erfolgt sein. Die Löschung durch die jeweiligen Betreiber unterblieb jedoch nach dem Verbot. Wegen des Verdachts des Verstoßes gegen SS 20 Abs. 1 Nr. 3 und 5 VereinsG 44 wurde durch das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt ein Ermittlungsverfahren eröffnet und an die Staatsanwaltschaft Halle weitergeleitet. Das Verfahren wurde nach SS 170 Abs. 2 Strafprozessordnung (StPO) 45 eingestellt. In Sachsen-Anhalt konnten keine Strukturen der HDJ festgestellt werden, gleichwohl sind Einzelpersonen als HDJ-Mitglieder bekannt geworden. 42 BVerwG 6 VR 2.09. 43 BVerwG 6 A 4.09. 44 SS 20 VereinsG: Zuwiderhandlungen gegen Verbote. 45 Einstellung des Verfahrens wegen Fehlens eines genügenden Anlasses zur Erhebung der öffentlichen Klage. 65
  • Personen wurde nicht erreicht. Es erschienen lediglich etwa 280 Rechtsextremisten. Auch JN-Angehörige beteiligten sich im Berichtsjahr an den Aktivitäten
Landesvorsitzender der JN ist Andy KNAPE (Magdeburg), der kraft dieses Amtes auch dem NPD-Landesvorstand angehört. Außerdem wurden im Februar zwei weitere JN-Funktionäre in den neuen NPDLandesvorstand gewählt. Die JN nehmen dort erheblichen Einfluss und sind damit für die verstärkte Nazifizierung der NPD maßgeblich verantwortlich. Der JN-Landesverband Sachsen-Anhalt nutzt das "Nationale Zentrum" in Bernburg 36 als Treffort. Dies gilt insbesondere für die Durchführung von Schulungsveranstaltungen. Die Demonstration am 7. November in Halle unter dem Motto "20 Jahre Mauerfall - Wir sind das Volk!" blieb im Jahr 2009 in Sachsen-Anhalt der einzige durch den JN-Landesverband initiierte Aufzug. Anmelder war der JN-Landesvorsitzende KNAPE (Magdeburg). Die Mobilisierung erfolgte sowohl innerhalb von NPD und JN als auch in der neonazistischen Kameradschaftsszene. Trotz des Mottos "20 Jahre Mauerfall - Wir sind das Volk!" stand für die JN nicht der zwanzigste Jahrestag des Mauerfalls im Fokus. Die JN verwiesen stattdessen auf die Einigkeit und Euphorie innerhalb des Volkes, die zum Mauerfall führte. Die vom Veranstalter erhoffte Teilnehmerzahl von bis zu 500 Personen wurde nicht erreicht. Es erschienen lediglich etwa 280 Rechtsextremisten. Auch JN-Angehörige beteiligten sich im Berichtsjahr an den Aktivitäten der NPD im Kommunalwahlkampf. 36 In dem Gebäude sind die Bundesgeschäftsstelle der JN und die Landesgeschäftsstelle der NPD ansässig. 59
  • oder die Polizei geplant werden können. Dennoch versucht die linksextremistische Szene Sympathie unter den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt
Die autonome Szene professionalisiert sich seit Jahren mit internen Demonstrations-, Blockadeund Kampfsporttrainings. Ebenso werden Maßnahmen zur Verschleierung der Identitäten in Schulungen gelehrt. Entsprechende Verhaltensweisen werden trainiert, um diese in der Antirepressionsarbeit, dem Kampf gegen den Faschismus sowie den Klimaprotesten - unter anderem im Rahmen von "Ende Gelände" - einzusetzen. Allerdings konnten Großevents, wie etwa Kampfsportoder Vernetzungsveranstaltungen, im Jahre 2020 nicht stattfinden. Autonome in Brandenburg Mit einem Gesamtpotenzial von etwa 100 Personen ist die autonome Szene Potsdam die größte im Land Brandenburg. In der Landeshauptstadt existieren viele kleinere Gruppierungen, die nur lose zusammenhängende Strukturen aufweisen. Die Gruppen treffen sich in unregelmäßigen Abständen in Szenetreffs und - objekten. Eine der aktivsten Potsdamer Gruppierungen ist die "Emanzipatorische Antifa Potsdam" (eap). Neben dem "Antifaschismus" sind Autonome in Potsdam insbesondere im Aktionsfeld "Antigentrifizierung" aktiv. Sie positionierten sich beispielsweise klar gegen die am 9. Oktober 2020 durchgeführte Räumung des besetzten Berliner Szeneobjekts "Liebig 34". Ebenso wurde am 29. März 2020 ein "Housing Action Day" in Potsdam ausgerufen, mit dem Ziel einer Beschlagnahme von möblierten Wohnungen. Besetzungen wie im Vorjahr fanden 2020 indes nicht statt. Für Autonome sind besetzte Häuser und autonome Hausprojekte "Rückzugs-" und "herrschaftsfreie Räume", in denen ungestört Aktionen gegen den politischen Gegner oder die Polizei geplant werden können. Dennoch versucht die linksextremistische Szene Sympathie unter den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zu bekommen. Dazu instrumentalisiert sie öffentlich Themen, wie Mietensteigerung und Wohnraumknappheit, und verknüpft diese mit der Systemfrage. Sie versucht zudem, über Proteste gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche Einfluss zu gewinnen. Die Kirche steht in ihren Augen sinnbildlich für preußischen Militarismus und Nationalsozialismus. Die zweitgrößte autonome Szene Brandenburgs existiert in Cottbus. Sie verfügt über ein Potenzial von etwa 35 Personen und unterhält enge Kontakte zu den autonomen Szenen in Forst (SPN) und Finsterwalde (EE). In Cottbus existieren einschlägige Szenetreffs, die der Vernetzung dienen. Der seit 2018 in Cottbus aktive "Kommunistische Aufbau" orientiert sich - ähnlich wie die DKP - an einem geschlossenen marxistisch-leninistischen Weltbild.208 Anders als die überalterte Partei versucht der "Kommunistische Aufbau" durch moderne Aktionsformen junge Menschen für sich zu gewinnen. Die Gruppierung wirkt dabei sowohl ideologisch als auch aktivistisch auf die Cottbuser Szene ein. Auch 2020 verbreitete sie ihre verfassungsfeindlichen Botschaften. Bereits im Frühjahr zu Beginn der Corona-Pandemie versuchte der "Kommunistische Aufbau" das Thema zu besetzen und rief zu Demonstrationen am "Tag der Arbeit" auf: "Unser Widerstand kann nicht warten bis Corona ausgestanden ist. [...] Gerade den 1. Mai müssen wir als Chance begreifen, uns der neuen Situation anzupassen, die richtigen Kampfmittel zu identifizieren und trotz allem am 1. Mai mit Roten Fahnen auf die Straßen zu gehen".209 In weiteren Veranstaltungen hat die Gruppierung das Narrativ verbreitet, dass die Corona-Pandemie und deren Folge dem Kapitalismus systemisch immanent seien. Folglich propagierte der "Kommunistische Aufbau" eine Revolution als einzigen möglichen Lösungsweg.210 208 Vgl. Homepage "Kommunistischer Aufbau": "Programmatisches Selbstverständnis", ohne Datum (letzter Zugriff am 21.01.2021). 209 Homepage "Kommunistischer Aufbau": "Aktionen am 1. Mai", 17.04.2020 (letzter Zugriff am 21.01.2021). 210 Vgl. Facebook-Seite "Kommunistischer Aufbau": "Die Krise hat System", 21.09.2020 (letzter Zugriff am 21.01.2021). 104
  • stärksten vertreten. Im Rahmen der Wahrnehmung ihrer Mandate versuchen Rechtsextremisten, mit alltagsnahen Themen und einem seriösen Auftreten zu einem Bestandteil
nalisten" als Wahlkampfhelfer unterwegs waren. Diese Unterstützung erfolgte grundsätzlich unentgeltlich. Landesweit stellte die NPD 74 Kandidatinnen und Kandidaten auf, die sich mehrheitlich in den Oberund Mittelzentren und in den Verwaltungsgemeinschaften zur Wahl stellten. Als "Spitzenkandidat" hatte sich frühzeitig GÄRTNER in Szene gesetzt. Der NPDund JN-Funktionär trat in Magdeburg an. Er hat die inhaltlichen und organisatorischen Konzepte des Kommunalwahlkampfes zu verantworten. Insgesamt konnten Kandidaten der NPD 19 Mandate in Kommunalvertretungen des Landes Sachsen-Anhalt erringen. Das Hauptziel, der Einzug der NPD in Fraktionsstärke in die Stadtparlamente von Magdeburg und Halle, wurde verfehlt. Es ist der NPD nicht gelungen, ihre Wählerbasis zu stabilisieren oder auszubauen. Ihr bestes Ergebnis erlangte die Partei mit 13,5 Prozent der abgegebenen Stimmen in Laucha (Burgenlandkreis). Mit drei Sitzen im Kreistag und sieben in Gemeinderäten ist die NPD im Burgenlandkreis landesweit am stärksten vertreten. Im Rahmen der Wahrnehmung ihrer Mandate versuchen Rechtsextremisten, mit alltagsnahen Themen und einem seriösen Auftreten zu einem Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens zu werden. Sie greifen kommunalpolitische Themen auf und diskutieren mit, um letztlich als "unübersehbare" politische Kraft auch von der gesellschaftlichen Mitte wahrgenommen zu werden. "Junge Nationaldemokraten" (JN) Die 1969 gegründete Jugendorganisation der NPD ist integraler Bestandteil der "Mutterpartei". Sie hat ihren Sitz in Bernburg (Salzlandkreis). Dort befindet sich in angemieteten Räumen im Zentrum der Stadt die JN-Bundesgeschäftsstelle. Szeneintern wird diese Liegenschaft auch als "Nationales Zentrum Bernburg" (NZB) bezeichnet. Bundesvorsitzender der JN ist Michael SCHÄFER (Wernigerode, Landkreis Harz). Der Organisation werden bundesweit etwa 500 Personen zugerechnet. Als zentrales Publikationsorgan dient die Zeitschrift "Der Aktivist". 55
  • Vergangenheit bereits mehrfach als Veranstaltungsund Treffort der rechtsextremistischen Szene. Der Halberstädter Ortsbereichsvorsitzende und Kreisverbandsvorsitzende Thorsten FLEISCHMANN beabsichtigt eigenen Bekundungen zufolge
Veranstaltung in Sotterhausen mit dem amtierenden Parteivorsitzenden VOIGT, der als Wahlkampfauftakt in Sachsen-Anhalt bezeichnet wurde, nahmen etwa 30 geladene NPD-Mitglieder und Sympathisanten teil. Zeitgleich fand in der NPD-Landesgeschäftsstelle in Bernburg (Salzlandkreis) die zweite Rednerveranstaltung mit PASTÖRS statt, an der etwa 35 geladene Personen, unter anderem der NPD-Landesvorsitzende HEYDER, teilnahmen. Bereits im November 2008 hatte sich der NPD-Landesverband mit einer neuen Internetpräsenz unter dem Motto "2009 - wir starten durch" vorgestellt und in diesem Zusammenhang um Spenden (Ziel: 3.000 Euro) zur Eröffnung eines "Landesinformationszentrums" in Magdeburg gebeten. Dieses Zentrum sollte gleichzeitig Bürgerbüro, Infostelle und Schulungszentrum sein. Besonders im "Superwahljahr 2009" sollten sich hier, "Bürger...bei Liederabenden oder Hartz-IV-Schulungen Informationen abholen" und sich über den "Politikansatz" der NPD informieren. Anfang September hieß es auf der Internetseite des NPDLandesverbandes, das angestrebte Ziel von 3.000 Euro sei erreicht worden. Ein "Landesinformationszentrum" wurde bisher jedoch nicht eingerichtet. Durch die Einrichtung von Bürgerbüros und das Abhalten von Bürgersprechstunden sollte zudem die lokale Verankerung der NPD gefestigt und der Kontakt zur Bevölkerung institutionalisiert werden. Entsprechende Einrichtungen waren für Bernburg (Salzlandkreis), Magdeburg und Halle geplant. Tatsächlich eröffnet wurde lediglich ein Bürgerbüro des Kreisverbandes Harz am 19. Dezember in Halberstadt (Landkreis Harz). Das Gebäude diente in der Vergangenheit bereits mehrfach als Veranstaltungsund Treffort der rechtsextremistischen Szene. Der Halberstädter Ortsbereichsvorsitzende und Kreisverbandsvorsitzende Thorsten FLEISCHMANN beabsichtigt eigenen Bekundungen zufolge, dort Sprechstunden mit den Harzer Kreistagsabgeordneten der NPD und Beratungstage speziell für Hartz-IV-Empfänger anzubieten. 53
  • etwa 1.100 Personen). Dem Veranstalter zufolge traten die rechtsextremistischen Musikgruppen "Verszerzödes" (Ungarn), "Brigada 1238" (Spanien), "PWA" (Estland) und die deutsche
Die NPD veranstaltete am 12. September das "4. Fest der Völker - Für ein Europa der Vaterländer" in Pößneck (Thüringen). Daran nahmen rund 450 Personen teil (2008: etwa 1.100 Personen). Dem Veranstalter zufolge traten die rechtsextremistischen Musikgruppen "Verszerzödes" (Ungarn), "Brigada 1238" (Spanien), "PWA" (Estland) und die deutsche Band "Rotte Charlotte" auf. Redner waren der ehemalige bayerische JN-Vorsitzende Matthias FISCHER sowie Aktivisten aus mehreren europäischen Ländern. Die Ordner der Veranstaltung wurden vom "Freien Netz" aus Sachsen und Sachsen-Anhalt gestellt. Beteiligung an Wahlen Den Mittelpunkt der politischen Arbeit der NPD bildete im Jahr 2009 die Beteiligung an Wahlen. Nachdem die Partei am 27. Juni den "Deutschlandpakt", eine Vereinbarung, nach der NPD und DVU bis Ende 2009 bei Landtags-, Bundestagsund Europawahlen nicht gegeneinander antreten wollten, aufgekündigt hatte, traten beide Parteien konkurrierend zu verschiedenen Wahlen an. 2009 beteiligte sich die NPD an den Landtagswahlen am 30. August in Sachsen, Thüringen und dem Saarland. Die Ergebnisse der NPD blieben insgesamt unterhalb der Erwartungen der Partei. In Sachsen erreichte sie mit einem Zweitstimmenanteil von 5,6 Prozent zwar erstmalig in ihrer Parteigeschichte den Wiedereinzug in ein Landesparlament, konnte aber ihren Erfolg von 2004 (9,2 Prozent) nicht wiederholen. In Thüringen verfehlte die NPD trotz eines mit erheblichen Sachmitteln aggressiv geführten und auf Medienresonanz setzenden Wahlkampfes das Ziel, nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern eine dritte Landtagsfraktion zu stellen. Im Saarland fiel die NPD mit einem Wahlergebnis von 1,5 Prozent der Stimmen weit hinter ihr für ein westliches Bundesland außergewöhnlich hohes Resultat von vier Prozent im Jahre 2004 zurück. Die mit 16 Landeslisten präsente NPD erreichte bei der Bundestagswahl am 27. September mit einem Stimmenanteil von 1,5 Pro50
  • Schweiz) angereist. Während der Veranstaltung spielten die angekündigten rechtsextremistischen Bands "Brainwash", "Blitzkrieg", "Sleipnir" und "Die Lunikoff Verschwörung". Die Kundgebung
Möglichkeiten für eine "Ausländerrückführung" konsequent auszuschöpfen. Der Bundesvorstand der NPD hat mittlerweile eine Kampagne unter dem Motto "Danke Schweiz - Minarettverbot auch hier" initiiert und stellt den Parteigliederungen entsprechendes Werbematerial zur Verfügung. Im Rahmen ihres "Säulen-Strategie-Konzeptes" setzte die NPD auch im Jahr 2009 ihren "Kampf um die Straße" 31 fort. Wie bereits in den Vorjahren organisierten die NPD und ihre Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten" (JN) am 1. Mai im Bundesgebiet zahlreiche Veranstaltungen mit insgesamt etwa 1.500 Teilnehmern. In Ulm (Baden-Württemberg) war die angemeldete Demonstration von schweren Krawallen mehrerer tausend Gegendemonstranten begleitet. In Berlin führte der NPDParteivorstand mit etwa 280 Teilnehmern eine Kundgebung in der Nähe der Parteizentrale durch. An einer weiteren Demonstration in Dresden beteiligten sich rund 200 Personen. An der von der örtlichen NPD mit Hilfe "Freier Kräfte" organisierten Veranstaltung unter dem Motto "Hier bleiben - Anpacken!" am 11. Juli in Gera (Thüringen) beteiligten sich bis zu 3.900 Personen. Die Besucher der NPD-Kundgebung waren vor allem aus den ostdeutschen Bundesländern sowie aus Bayern, Hessen, RheinlandPfalz und dem Ausland (unter anderem aus Österreich und der Schweiz) angereist. Während der Veranstaltung spielten die angekündigten rechtsextremistischen Bands "Brainwash", "Blitzkrieg", "Sleipnir" und "Die Lunikoff Verschwörung". Die Kundgebung ist Teil einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Rock für Deutschland", die seit dem Jahr 2003 von der NPD Gera durchgeführt wird. Im vergangenen Jahr nahmen etwa 750 Personen daran teil. 31 Der "Kampf um die Straße" ist wie der "Kampf um die Köpfe", der "Kampf um die Parlamente" und der "Kampf um den organisierten Willen" Teil des oben genannten "Säulen-Strategie-Konzeptes" der NPD. 49
  • Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und des demokratischen Rechtsstaates. Sie bedient sich hierzu auch aggressiver Agitation und Propaganda. 30 In einem
onsvorsitzenden der NPD im Landtag von MecklenburgVorpommern Udo PASTÖRS, durch. In der Ausgabe des NPD-Parteiorgans "Deutsche Stimme" (DS, Nr. 5/09) betont VOIGT, die Delegierten hätten eine kompetente, weltanschaulich gefestigte und homogene Führungsmannschaft gewählt. VOIGT knüpft in seinen Ausführungen an ein Positionspapier des neu gewählten NPD-Parteivorstandes an, das am 26. April unter der Bezeichnung "Eine Standortbestimmung - Der deutsche Weg" veröffentlicht worden war. Darin wird betont, die Erfolge der NPD bei den Landtagswahlen 2004 in Sachsen und 2006 in Mecklenburg-Vorpommern seien auf deren Wahrnehmung als echte Systemalternative zurückzuführen. Die Partei müsse sich weiterhin kompromisslos an der "Überwindung des liberalkapitalistischen Systems und des bestehenden volksfeindlichen Parteienstaats" ausrichten. Wenn auch der aktive Umsturz außerhalb der eigenen Möglichkeiten liege, so müsse die NPD umso mehr nach dem absehbaren Scheitern des Systems als Avantgarde eines neuen Deutschlands bereit stehen. Die NPD fordert eine neue Gesellschaftsordnung sowohl in Deutschland als auch in Europa. Sie strebt die "Macht über Staat und Wirtschaft" an, um eine "Volksgemeinschaft" und ein neues "Deutsches Reich" zu errichten. Ziel der NPD ist die Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und des demokratischen Rechtsstaates. Sie bedient sich hierzu auch aggressiver Agitation und Propaganda. 30 In einem im Internet veröffentlichten Beitrag unter dem Titel "Das Endstadium des Parlamentarismus" nimmt der sächsische NPDLandtagsabgeordnete Jürgen GANSEL die unterschiedlichen Regierungskoalitionen auf Bundesund Landesebene als Aufhänger, um den Parlamentarismus insgesamt scharf zu attackieren. In der "bundesrepublikanischen Konsensdiktatur" gelte inzwischen die "Gesinnung der Gesinnungslosigkeit", die sich Pragmatismus nen30 Hierzu wird auf die gemeinsame Dokumentation der Innenresorts der Bundesländer Berlin, Bremen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt zur Verfassungsfeindlichkeit der NPD verwiesen. Die Broschüre steht unter www.mi.sachsen-anhalt.de (Downloadservice) zur Verfügung. 47
  • diskutieren und umzusetzen (...) Es ist die Aufgabe der radikalen Linken, hier anzusetzen. Wir rufen daher dazu auf, jetzt solidarische Alternativen
  • einmal mehr die Themen Verschlüsselung und Datensicherheit im Zentrum linksextremistischer Debatten. Ziel der Szene bleibt, durch anonymisierte Berichte im Internet
Es wird argumentiert: "Diese Wut ist Zündstoff. Sie kann der Anfang sein, um menschenverachtende Strukturen zu zerschlagen und solidarische Alternativen zum Kapitalismus zu denken, zu diskutieren und umzusetzen (...) Es ist die Aufgabe der radikalen Linken, hier anzusetzen. Wir rufen daher dazu auf, jetzt solidarische Alternativen zu diskutieren und voran zu treiben!"227 Bedingt durch die öffentliche Debatte über Maßnahmen zur digitalen Nachverfolgung des Corona-Virus standen 2020 einmal mehr die Themen Verschlüsselung und Datensicherheit im Zentrum linksextremistischer Debatten. Ziel der Szene bleibt, durch anonymisierte Berichte im Internet eine "freie Gegenöffentlichkeit" zu etablieren. Hierbei werden auch gewaltverherrlichende Beiträge auf einschlägigen Szene-Portalen veröffentlicht. Die Verknappung von Wohnraum und der Kampf gegen die damit verbundene Neugestaltung der Städte wird voraussichtlich ein weiteres zentrales Anliegen der autonomen Szene bleiben. Daher dürften Hausbesetzungen weiterhin als adäquates Instrument angesehen werden. Zudem bleibt der Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam ein Agitationsschwerpunkt. 227 Homepage "inforiot": "Corona: Radikale Kritik jetzt! Raus aus der Angststarre!", 24.03.2020 (letzter Zugriff am 22.01.2021). 111

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