VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT 1993 DES LANDES MECKLENBURG -VORPOMMERN Der Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern fai< liehe 6ctf" lfer/?isc/r.*iuhvlz z Rauschenbach Herausgeber: Innenministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern Arsenal am Pfaffenteich 19048 Schwerin Gestaltung, Satz und Druck: cw Obotritendruck GmbH Schwerin VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT 1993 MECKLENBURG-VORPOMMERN Inhaltsverzeichnis Seite I. Politischer Extremismus in Mecklenburg-Vorpommern 13 1. Vorbemerkung 13 2. Rechtsextremismus 15 2.1 Vorbemerkung/Anhänger/Mitgliederzahlen im Überblick 15 2.2 Militante Rechtsextremisten, insbesondere rechtsextremistische Skinheads 19 2.2.1 Skinbands/Skinmusik 27 2.2.2 Skinschriften/"Fanzines" 30 2.3 Der Neonationalsozialismus (Neonazismus) 31 2.3.1 "Freiheitliche Arbeiterpartei Deutschlands" (FAP) 35 2.3.2 "Direkte Aktion/Mitteldeutschland" (JF) 36 2.3.3 "Nationale Liste" (NL) 38 2.3.4 "Kameradschaftskreis Greifswald" (KKG) 38 2.3.5 "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei - Auslandsund Aufbauorganisation" (NSDAP-AO) 39 2.3-6 "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V." (HNG) 40 2.3.7 "Internationales Hilfskomitee für nationale politisch Verfolgte und deren Angehörige e.V." (IHV) 41 * 2.4 Rechtsextremistische Parteien (ohne Neonazis) 42 2.4.1 "Nationaldemokratische Partei Deutschlands" (NPD) 42 2.4.2 Junge Nationaldemokraten" (JN) 44 2.4.3 "Aktion Mecklenburg-Vorpommern bleibt unser" (MBU) 45 2.4.4 "Deutsche Volksunion" (DVU) 46 2.4.5 "Deutsche Liga für Volk und Heimat" (DLVH) 49 2.4.6 "Die Republikaner" (REP) 50 2.5 Sonstige rechtsextremistische Bestrebungen 53 2.5.1 "Wiking-Jugend e.V." (WJ) 53 2.5.2 "SS-Division Walter Krüger" Wolgast 54 2.5.3 Die "Revisionismuskampagne - Verbreitung der REMER-Depesche" 55 2.5.4 Aktivitäten des "KU-KLUX-KLAN" (KKK) 56 2.5-5 Rechtsextremistisches Propagandamaterial aus dem Ausland 56 2.5.6 Rechtsextremistische Computerspiele 57 2.6 Rechtsextremismus und Gewalt 58 2.6.1 Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextemistischer Motivation im Jahre 1993 - Bundesgebiet 58 2.6.2 Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation im Jahre 1993 - Mecklenburg-Vorpommern 59 3- Linksextremismus 62 3-1 Vorbemerkung/Anhänger/Mitgliederzahlen im Überblick 62 3.2 Linksextremistischer Terrorismus 65 3.2.1 Die "Rote Armee Fraktion" (RAF) 65 3.2.2 "kommando revolutionäre front" in Güstrow 67 3.2.3 "Revolutionäre Zellen" (RZ)/"Rote Zora" 68 3-3 Militante Autonome, Anarchisten und sonstige Sozialrevolutionäre 69 3.3.1 Militante Autonome 69 3-3-2 Sonstige Anarchisten 73 3-4 dogmatischer Linksextremismus 73 3.4.1 "Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands" (MLPD) 73 3.4.2 Trotzkisten 74 3.4.2.1 "Sozialistische Arbeitergruppe" (SAG) 76 3.4.2.2 Voran zur sozialistischen Demokratie" (VORAN)/ Jugend gegen Rassismus in Europa" (JRE) 77 3.5 Sonstige 79 3.6 Linksextremismus und Gewalt 79 4. Ausländerextremismus 81 4.1 "Partiya Karkeren Kurdistan" (PKK) 81 4.2 Devrimci Sol 83 4.3 Iranische moslemische Studenten-Vereinigung e. V. (IMSV) 84 4.4 Annäherung PLO - Israel 85 ' IL Spionageabwehr u n d Aufklärung früherer sowie fortwirkender unbekannter Strukturen der Aufklärungs- u n d Abwehrdienste der ehemaligen DDR sowie Mitwirkungsaufgaben im Geheimschutz 87 1. Allgemeine Lage 87 2. Nachrichtendienste der ehemaligen DDR 88 2.1 Die Bezirksverwaltung Rostock - ein Beispiel - 89 3. Fortwirkende MfiS-Strukturen 91 4. Nachrichtendienste der russischen Föderation 92 4.1 Sicherheitsministerium der Russischen Föderation (MBR) 92 4.2 Föderaler Dienst der Spionageabwehr/ Federalnaja Sluschba Kontrraswedki (FSK) 93 4.3 Ziviler und militärischer Auslandsaufklärungsdienst der russischen Föderation SWR und GRU 93 4.4 Föderale Agentur für Regierungsverbindung und Information beim Präsidenten (FAPSI) 93 5. Nachrichtendienst der übrigen GUS- u n d unabhängigen ehemaligen SU-Staaten 95 6. Nachrichtendienste der sogenannten Krisenländer (Islamischer Gürtel) 95 7. Geheimschutz 96 8. Materieller u n d personeller Geheimschutz in der Wirtschaft 97 III. Aufgaben, Befugnisse, Grenzen des Verfassungsschutzes in Mecklenburg-Vorpommern 98 1. Aufgaben des Verfassungsschutzes 100 2. Bestrebungen 100 3. Die Informationsbeschaffung 101 3.1 Nachrichtendienstliche Mittel 102 3.2 Das G 10-Verfahren 103 4. Speicherung i m nachrichtendienstlichen Informationssystem "NADIS" 106 5. Verhältnis d e r Landesbehörden für Verfassungsschutz (LfV) zum Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) 107 6. Kontrolle des Verfassungsschutzes im Lande Mecklenburg-Vorpommern 108 rv. Verfassungsschutz durch Aufklärung no * Schriften des Verfassungsschutzes Mecklenburg-Vorpommern 111 * Fairständnis-Kampagne 112 Vorwort Der vorliegende Bericht faßt die Ergebnisse der Arbeit des Verfassungsschutzes im Jahre 1993 zusammen. Auch in diesem Jahr hielt die Bedrohung der Inneren Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland durch politische Extremisten an. Erneut zeigte sich, daß Extremisten vielfach skrupellos Gewalt als Mittel der Durchsetzung politischer Ziele anwenden. Es muß daher immer wieder deutlich gemacht werden, daß ein solches Vorgehen fundamentale Werte und Normen unserer Freiheitlichen Demokratischen Grundordnung verletzt und daher konsequent zu bekämpfen ist. Die Erhaltung des demokratischen Rechtsstaates obliegt aber nicht allein den staatlichen Behörden; sie ist Aufgabe aller Bürger. Ihre Bereitschaft, sich mit unserer Verfassungsordnung zu identifizieren, an ihrer Bewahrung aktiv mitzuwirken und den Gegnern der freiheitlichen Demokratie entschlossen entgegenzutreten, ist der beste und wirksamste Verfassungsschutz. Das Konzept der streitbaren Demokratie, für das sich die Väter des Grundgesetzes entschieden hatten, wird geprägt durch Wertegebundenheit u n d Abwehrbereitschaft. Es besteht eine enge Verbundenheit zwischen dem Prinzip der Wertegebundenheit und der Abwehrbereitschaft, das eine ist auf das andere bezogen. Die für jedermann ganz konkret aus der Verfassung herauszulesenden Werte - ich denke hier zum Beispiel an die Menschenwürde, die Handlungsfreiheit, die Gleichheit vor dem Gesetz, die Meinungsund Pressefreiheit und auch die Versammlungsfreiheit - können sich nur dann entfalten, wenn auch der Schutz dieser Werte nicht nur auf dem Papier steht, sondern in die Tat umgesetzt wird. Unsere demokratische, freiheitliche Verfassung hat uns viel gegeben - sie ist schützenswert. Sie zu erhalten ist den persönlichen Einsatz jedes einzelnen wert. Die gewollte Einbeziehung des Bürgers in die Auseinandersetzung mit dem politischen Extremismus setzt voraus, daß der Öffentlichkeit in sachlicher Form die notwendigen Informationen vermittelt werden, die es jedermann ermöglichen, sich selbst ein Urteil über die Gefahren zu bilden, die dem Rechtsstaat durch verfassungsfeindliche Kräfte drohen. Der Verfassungsschutzbericht 1993 soll hierbei Orientierungshilfe für die politische Auseinandersetzung mit dem Extremismus sein, Anhaltspunkte für das Erkennen möglicher Spionageaktivitäten geben und im allgemeinen Teil Informationen zu den Aufgaben, Befugnissen und Grenzen der Verfassungsschutzbehörde liefern. Rudi Geil Der Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern " I. Politischer Extremismus in Mecklenburg-Vorpommern 1. Vorbemerkung "Politische Freiheit ist jene Ruhe des Geistes, die aus dem Bewußtsein stammt, daß jeder seine Sicherheit hat, weil kein Bürger einen anderen zu fürchten braucht." (Montesquieu). Auch 1993 hielt die Bedrohung der inneren Sicherheit der Bedrohung Bundesrepublik Deutschland durch politische Extremisten an. durch Der schreckliche Brandanschlag auf ein von türkischen MitExtremismus bürgern bewohntes Haus in Solingen, bei dem fünf Menschen starben, der tödliche Schußwechsel zwischen Beamten des Bundesgrenzschutzes und eines Angehörigen der "Roten Armee Fraktion" am 27. Juni in Bad Kleinen sowie die gewalttätigen Ausschreitungen extremistischer Kurden im Berichtszeitraum zeigten erneut beispielhaft, daß Extremisten vielfach skrupellos Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele anwenden. Es kommt daher immer wieder darauf an, deutlich zu machen, daß ein solches Vorgehen fundamentale Werte und Normen einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung verletzt und daher konsequent zu bekämpfen ist. Die Ursachen für das Anwachsen des gewaltbereiten Extremismus sind vielfältig. In einer Entschließung des "Europäischen Parlaments zur VerUrsachen schärfung von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Europa und zur Gefahr des Rechtsextremismus" vom 12. Mai 1993 sind folgende Ursachen aufgeführt. * "Die schwierige Wirtschaftslage und dadurch bedingte hohe Arbeitslosigkeit, * die unkontrollierte Verstädterung, die Verschlechterung der Lebensbedingungen und die Zunahme der Kriminalität, 13 * das Gefühl der Unsicherheit und des Mißbehagens bei den Bürgern und insbesondere bei den Jugendlichen, die befürchten, sich nicht erfolgreich in eine immer vielschichtigere und wettbewerbsorientiertere Gesellschaft eingliedern zu können, * die Verharmlosung der Gewalt durch die Medien, * die Mängel des Erziehungswesens und die mangelhafte Kenntnis der verschiedenen Kulturen, * die steigende Anzahl politischer Parteien und Organisationen in den Mitgliedsstaaten, die behaupten, die Einwanderung aus Ländern der dritten Welt und aus Osteuropa stelle eine Gefahr für den Reichtum der Gemeinschaft dar, die daher ,verteidigt' werden müsse." Neue Im wiedervereinigten Deutschland müssen im Hinblick auf Bundesländer die neuen Bundesländer sicher noch folgende Ursachen hinzugefügt werden: * Wandlung der Lebensbedingungen, * Wegfall der früheren Autoritäten, * Wertverluste im eigenen bisherigen Lebensumfeld, insbesondere im Hinblick auf die eigenen bisherigen Leistungen, * Wegfall von Identifikationsfiguren, * Unsicherheit über den eigenen Lebensweg, der zu DDRZeiten meist straff vorgegeben war. Obwohl sich die Entschließung des Europäischen Parlaments nur auf die Entwicklung des Rechtsextremismus bezieht, lassen sich die Ursachen auch in Beziehung zur ansteigenden Gewalt im Bereich des Links bzw. Ausländerextremismus setzen. gesamtDie Komplexität der Ursachen politisch motivierter Gewalt gesellschaftliche gebietet es, die Bekämpfung dieses Phänomens nicht nur Aufgabe den zuständigen Behörden zu übertragen. Die Beseitigung der Gewaltursachen ist eine gesamtgesellschaftliche Auf14 gabe. r In Mecklenburg-Vorpommern war die Lage auf dem Gebiet des politischen Extremismus im Berichtszeitraum - analog der bundesweiten Entwicklung - auch durch Gewalttaten geprägt. Trotz eines Rückgangs bereitete die noch immer hohe Zahl fremdenfeindlicher Gewalttaten sowie die Eskalation der militanten Auseinandersetzungen zwischen Linksund Rechtsextremisten erhebliche Sorgen. Von ausländischen Extremisten begangene Strafbzw. Gewalttaten konnten nicht festgestellt werden. Bei der nachfolgenden Beschreibung der einzelnen extremistischen Phänomene wird zwischen drei wesentlichen Richtungen unterschieden: * Rechtsextremismus, * Linksextremismus, * sicherheitsgefährdende und extremistische Bestrebungen von Ausländern sowie deren jeweilige terroristische Ausformung. 2. Rechtsextremismus 2.1 Vorbemerkung/Anhänger/Mitgliederzahlen im Überblick Die unter dem Sammelbegriff Rechtsextremismus zusammengefaßten Parteien, Organisationen oder Gruppierungen lassen sich ideologisch gesehen nicht aus einer Wurzel herleiten. Gemeinsam ist ihnen allerdings eine Ablehnung der für eine freiheitliche demokratische Grundordnung geradezu fundaAblehnung des mentalen Gleichheit aller Menschen und die daraus erdemokratischen wachsende Verachtung für einen, auf dem Prinzip gleicher VerfassungsRechte beruhenden, demokratischen Verfassungsstaat. Staates Ebenfalls gemeinsam ist den rechtsextremistischen Gruppierungen die Verharmlosung oder Leugnung der Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die gerade in den letzten Jahren unter dem Stichwort "Revisionismus" zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. 15 In unterschiedlicher Gewichtung und Ausprägung lassen sich in den verschiedenen rechtsextremistischen Strömungen noch folgende Elemente feststellen: * ein übersteigerter, oft aggressiver Nationalismus, verbunden mit einer Feindschaft gegen Ausländer, Minderheiten, fremde Völker und Staaten, * Rassismus und damit verbunden, Antisemitismus, * völkischer Kollektivismus, d. h. Überbewertung der aufgrund ethnischer Zugehörigkeit definierten "Volksgemeinschaft" zu Lasten der Rechte und Interessen des einzelnen, verbunden mit der z. T. militanten Ausgrenzung des anderen als natürlichem "Feind" der eigenen Gruppe, den es zu bekämpfen gelte, * Überbetonung militärischer bzw. soldatischer Werte und hierarchischer Prinzipien ("Führer" und "Gefolgschaft"), verbunden mit der Propagierung einer entsprechenden autoritären bzw. diktatorischen staatlichen und sozialen Ordnung sowie der Überbetonung der Notwendigkeit eines nach innen und außen starken Staates, * ausgeprägtes Sendungsbewußtsein, starke Neigung zur Verleumdung Andersdenkender, verbunden mit der Unfähigkeit zum Ausgleich im politischen Meinungsstreit, * vielfach werden "Verschwörungstheorien", die den "Untergang des deutschen Volkes" zum Ziele haben, verbreitet, die Hintermänner, z. B. demokratische Politiker, Juden, gelte es daher zu bekämpfen. vier Innerhalb des Rechtsextremismus unterscheiden die Verfasgroße Gruppen sungsschutzbehörden gegenwärtig zwischen vier großen Gruppen: * militante Rechtsextremisten - insbesondere Skinheads, * die Neonationalsozialisten (Neonazis), * rechtsextremistische Parteien (ohne Neonazis), 16 * die sonstigen Vereinigungen. Ende 1993 gab es in der Bundesrepublik Deutschland 78 (1992: 82) Organisationen und sonstige Personenzusammenschlüsse im Bereich der rechtsextremistischen Bestrebungen. Ihnen gehörten nach Abzug der Mehrfachmitgliedschaften rund 64.500 Personen (1992: 41.900) an. Einzelheiten können der nachfolgenden Statistik entnommen werden, wobei insgesamt von rund 65.400 (1992: 42.700) organisierten und nicht organisierten Personen auszugehen ist, die rechtsextremistischen Bestrebungen angehören. Der Rückgang der Organisationszahl ist auf staatliche Maßnahmen gegen den Rechtsextremismus (Vereinsverbote) und auf Strukturveränderungen zurückzuführen. Rechtsextremistische Bestrebungen im zahlenmäßigen Überblick Bundesrepublik Deutschland Organisationen und 1992 1993 sonstige Zusammenschlüsse Militante Rechtsextremisten, insbesondere ca. 6.400 ca. 5.600 rechtsextremistische Skinheads Neonazistische Personenca. 1.400 ca. 1.500 zusammenschlüsse ] ) Rechtsextremistische Parteien ca. 32.100 ca. 55.100 (ohne Neonazis)2^ DVU (26.000/1992: 26.000) NPD/JN u. a. (5.200/1992: 5.300) DLVH (900/1992: 800) "Republikaner" (23.000) Sonstige ca. 3.200 ca. 3.200 Gesamtsumme ca. 43.100 ca. 65.400 Mitglieder nach Abzug der Mehrfachmitgliedschaften ca. 41.900 ca. 64.500 Gesamtpotential ca. 42.700 rd. 65.400 1) Die ca. 950 nichtorganisierten Neonazis - darunter 650 ehemalige Mitglieder der Ende 1992 verbotenen neonazistischen Vereinigungen - sind w e g e n der schwierigen Zuordnungsmöglichkeiten an dieser Stelle nicht statistisch erfaßt. Das Potential ist gleichwohl v o r h a n d e n u n d in der Gesamtzahl aller an rechtsextremistischen Bestrebungen beteiligten Personen enthalten. 2) Die etwa 23.000 Mitglieder der Partei "Die Republikaner" (REP) w u r d e n 1993 erstmals berücksichtigt. Mecklenburg-Vorpommern Organisationen und 1992 1993 sonstige Zusammenschlüsse Militante Rechtsextremisten, insbesondere ca. 600 ca. 500 rechtsextremistische Skinheads Neonazistische Personen- - ca. 50 Zusammenschlüsse1-1 Rechtsextremistische Parteien ca. 300 ca. 1.200 (ohne Neonazis) "Republikaner" 900 (Eigenan^ ;abe)2> DVU (ca. 200/1992 ca. 200) NPD/JN (ca. 100/1992 ca. 90) DLVH (ca. 20/1992 - ) MBU (ca. 30/1992 - ) Sonstige - ca. 10 Gesamtsumme^ - ca. 1.800 1) Eine differenzierte Aussage über eine Mitgliedschaft oder einen blofäen Sympathisantenstatus ist für das Jahr 1993 nur in Einzelfällen möglich. 2) Die Eigenangaben der "Republikaner", die zeitweilig bei 1000 Mitgliedern lagen, dürften wesentlich überhöht sein. Gleichwohl werden sie gezählt, da keine gesicherten anderen Informationen vorliegen. Im April 1994 gab die Partei ihre Mitgliederzahl mit 500-600 an. 3) Mehrfachmitgliedschaften wurden noch nicht erkannt. Für 1992 konnte eine seriöse Gesamtzahl noch nicht genannt werden. Die Lage bundesweit wie auch im Lande Mecklenburg-Vor- p o m m e r n w a r erneut gekennzeichnet durch Aktionen gewalttätiger Rechtsextremisten, die sich vornehmlich gegen Ausländer u n d d e n politischen Gegner - überwiegend Linksextremisten - richteten. 1993 w u r d e aber auch deutlich, daß speziell die neonazistische Szene lernfähig ist, politisch z u n e h m e n d geschickter agiert u n d damit zugleich an Gefährlichkeit zunimmt. Auslöser hierfür waren die Verbote gegen neonazistische VerVerbote einigungen Ende 1992 sowie die noch d r o h e n d e n Verbotsneonazistischer maßnahmen. Vereinigungen Als Reaktion darauf wurden n e u e Wege gesucht u n d offenbar auch gefunden. Anstelle fester Strukturen tritt mehr und mehr die Vernetzung durch Kommunikation die mit Hilfe moderner Technik, z. B. Mobiltelefonen und Mailboxen, einer Zersplitterung des neonazistischen Lagers erfolgreich entgegenwirkt u n d die Aktions- u n d Reaktionsfähigkeit der Neonazis bereits erhöht hat. Auch in Mecklenburg-Vorpommern konnten derartige Vernetzungsansätze erkannt werden. Bei d e n Wahlen, die 1993 im Bundesgebiet durchgeführt wurWahlen 1993 den, konnten lediglich die "Republikaner" politisch bedeutsame Stimmenergebnisse erzielen, die jedoch in der Gesamtschau deren politische Einflußmöglichkeiten nur bedingt gesteigert haben. Da sich das rechte Wählerpotential auf mehrere rechtsextremistische Parteien aufsplittert, konnte es im Hinblick auf die 5%-Klausel nicht voll zur Geltung kommen. Diese Erkenntnis hat im rechtsextremistischen Parteienspektrum Bündnisüberlegungen ausgelöst, die jedoch aufgrund des Machtgehabes der einzelnen Parteivorsitzenden im Berichtszeitraum nicht in praktikable Politikansätze eingeflossen sind. 2.2 Militante R e c h t s e x t r e m i s t e n , insbesondere rechtsextremistische Skinheads Wie bereits in der Vorbemerkung angedeutet, war die Lage auf d e m Gebiet des Rechtsextremismus auch 1993 durch Gewalttaten von militanten Rechtsextremisten, insbesondere Skinheads, geprägt. Dieser Personenkreis der bundesweit auf ca. 5.600 Personen (1992: 6.400) geschätzt wird, hat auch im 19 Berichtszeitraum mit seinen äußerst brutalen Gewalttaten, hauptsächlich gegen Ausländer und gegen den politischen Gegner, von sich reden gemacht. Entwicklung im Bund: Die Entwicklung dieses Phänomens im Bundesgebiet ist sehr unterschiedlich. Insgesamt gesehen ist 1993 eine leichte Beruhigung der Lage festzustellen. Es scheint, als ob die Subkultur der gewalttätigen rechtsextremistischen Jugendlichen ihren Höhepunkt bereits überschritten hat. weniger Dies zeigt sich zum Beispiel daran, daß 1993 weniger Gewaltvalttaten taten als 1992 gezählt wurden. Es wurden zwar auch durch den mörderischen Brandanschlag in Solingen im Juni 1993 Nachahmungstäter zu "Resonanztaten" angeregt, allerdings nicht in dem Umfang wie nach den Rostocker Ausschreitungen im August 1992. Diese "Resonanztaten" richteten sich überwiegend gegen unsere türkischen Mitbürger, nicht aber gegen Asylbewerber, die sonst Hauptzielgruppe rechtsextremer Gewalt sind. Vermutlich wegen der fehlenden türkischen Wohnbevölkerung blieben 20 Nachahmungstaten in den neuen Bundesländern weitgehend aus. In Mecklenburg-Vorpommern konnte keine entsprechende Gewalttat festgestellt werden. Im übrigen läßt sich feststellen, daß sich 1993 das Problem Ost und West von Ost nach West verlagert hat. Inzwischen sind Westgleichermaßen deutschland wie Ostdeutschland gleichermaßen von dieser betroffen Gewalt betroffen, während 1992 - relativ - doppelt soviele Gewalttaten im Osten wie im Westen b e g a n g e n wurden. Versuche von Personen, dieser Subkultur einen organisatorischen Rahmen zu geben, sind auch 1993 weitgehend gescheitert. Selbst die anfänglich große Resonanz für die Skinheadgruppierung "Kreuzritter für Deutschland" (KFD) die von Stuttgarter Skinhead-Aktivisten 1993 initiiert wurde, wich Ende 1993 einer gewissen Ernüchterung. Auch diese Aktivisten m u ß t e n die Erfahrung machen, daß die Anhänger dieser gewalttätigen Subkultur praktisch nicht organisierbar sind. Auch 1993 h a b e n sich die Führer der rechtsextremistischen Gruppierungen u n d Parteien praktisch o h n e Ausnahme von den rechtsextremistischen Gewalttätern distanziert. Ursache dafür ist aber weniger das mangelnde Verständnis für derartige Taten als die Befürchtung, ihre politische Arbeit könne unter d e m verstärkten staatlichen Verfolgungsdruck leiden. Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern: Analog zum Bundestrend ist auch in Mecklenburg-VorpomRückgang mern eine teilweise Beruhigung der gewaltbereiten Szenen der rechtseingetreten. Dies zeigt sich zum einen daran, daß die Zahl der extremistischen Gewalttaten mit 111 im Berichtsjahr um ca. 46 Prozent unter Aktivitäten der des Vorjahres (209 Gewalttaten) liegt. Und zum anderen sind Stärke u n d Aktivitäten der meisten "Szenen" im Lande eher rückläufig. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Viele der in den letzten Jahren aktiven Angehörigen der gewaltbereiten rechtsextremistischen Szene haben sich zwischenzeitlich in das "Privatleben" zurückgezogen. Ausstiegsgründe aus der Szene sind z. B. : Einberufung zur Bundeswehr, Aufnahme einer regelmäßigen Arbeit, Aufbau einer festen Beziehung zum jeweils anderen Geschlecht oder sogar die G r ü n d u n g einer Familie. Darüber hinaus hat sich durch die bei Gerichtsverfahren ausAbschreckung gesprochenen, für Jugendstrafsachen zum Teil sehr hohen durch Strafen ein deutlicher allgemeiner Abschreckungseffekt ergehohe Strafen ben. 21 Beispielhaft seien hier folgende Sachverhalte erwähnt: Für ihre Beteiligung an gewalttätigen Ausschreitungen gegen ein Asylbewerberheim in Wismar im August 1992, wurden durch das Landgericht Schwerin am 27.01.1993 zwei der Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten bzw. zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren rechtskräftig verurteilt. Die Tat erfolgte in engem zeitlichen Zusammenhang mit den Krawallen in Rostock-Lichtenhagen. In seiner Urteilsbegründung führte das Gericht u. a. aus: "die teilweise öffentliche Billigung der Ausschreitungen gegen Asylbewerber, wie sie bei den Rostocker Krawallen zu verzeichnen war, hat ebenfalls zum Abbau der Hemmschwelle (der Täter in Wismar) beigetragen. Der Angeklagte handelte aus dem Gefühl heraus, im Vergleich zu den in Deutschland lebenden Ausländern sozial benachteiligt zu sein und weniger Unterstützung durch die Behörden zu erhalten wie die Asylbewerber. Bei der Strafzumessung haben auch generalpräventive Gesichtspunkte eine Rolle gespielt. Die gegenwärtig um sich greifenden Erscheinungen ausländerfeindlichen Verhaltens mit zunehmender Tendenz krimineller Handlungen gebieten, die durch die Tat des Angeklagten ... verletzte Rechtsordnung durchzusetzen." Das Landgericht Schwerin verkündete am 29.06.1993 das LJrteil gegen neun Beteiligte am Angriff auf das Asylbewerberheim in Bahlen im Juli 1992. Das Gericht verhängte Freiheitsbzw. Jugendstrafen von acht Monaten bis drei Jahren. Die Tat erweckte besonderes Aufsehen, weil Funktionäre der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) in die Planung und Vorbereitung des Anschlags verstrickt waren. Dazu führte das Gericht deutlich aus: "Die Tat der Angeklagten geschah im ,Dunstkreis' der NPD. In den Versammlungen der NPD in Boizenburg und Umgebung wurden den durch den Zusammenbruch der DDR orientierungslos gewordenen, unreifen und überwiegend sehr einfach denkenden jungen Menschen die Sinne vernebelt mit ausländerfeindlichen Parolen, wurden Ängste vor einer Über22 fremdung geschürt und Feindbilder aufgebaut. Funktionäre der NPD gehörten zum Planungskern für den Überfall auf das Asylbewerberheim." Nachdenklich stimmt jedoch die Tatsache, daß im Lande offensichtlich eine neue, zweite Generation von gewaltbereiten Jugendlichen heranwächst, deren Brutalität sogar von sogenannten "Alt-Skins" gefürchtet wird. Deren Aktivitäten sind derzeit aber eher der allgemeinen Kriminalität zuzurechnen und in aller Regel nicht rechtsextremistisch motiviert. Daß dies so bleibt, muß jedoch bezweifelt werden. Die Zahl der militanten Rechtsextremisten in Mecklenburg-Vorpommern wird derzeit auf ca. 500 (1992: 600) Personen geschätzt. Darüber hinaus existiert noch ein weiteres derzeit nicht einschätzbares gewaltbereites Potential, was anlaßbezogen aktiv werden könnte. Hierbei ist aber insgesamt zu berücksichtigen, daß im letzten Jahr, insbesondere in MecklenburgVorpommern ein besonders hohes, über dem Bundesdurchschnitt liegendes Maß an rechtsextremistischer Gewalt festzustellen war. Daher ist der im Berichtszeitraum beobachtete Rückgang der Gewalttaten als eine gewisse Angleichung an das derzeitige "Normalmaß" rechtsextremistischer Gewalt zu sehen. Auch 1993 wurden die Gewalttaten - soweit durch Polizei und Verfassungsschutz feststellbar - in aller Regel spontan und oft nach erheblichem Alkoholgenuß begangen. ErkenntAuslöser nisse über eine "Steuerung" dieser Taten durch "HintermänAlkohol ner", z. B. durch rechtsextremistische Organisationen, sind nicht angefallen. Die Täter und ihr Umfeld: Im Hinblick auf die soziale Struktur kann der typische rechtsextremistische Gewalttäter wie folgt beschrieben werden: * Er ist zwischen 15 und 22 Jahre alt und männlich. Die Zahl der weiblichen Täter liegt unter 4 Prozent, * er agiert in seinem Heimatort oder in der näheren Umgebung, * sein formaler Bildungsstand sowie der berufliche Status sind eher niedrig, * entgegen der vielfach geäußerten Vermutung ist er nicht arbeitslos,* * er ist auch allgemein kriminell auffällig, z. B. bei Eigentumsdelikten oder Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit 23 * Anmerkung: Diese Aussage findet ihre Bestätigung sowohl in der Untersuchung der Trierer Forschergruppe von Prof. Dr. Roland ECKERT und Dr. Helmut WILLEMS (sogenannte MERKEL-Studie) von 1991/92 (1.398 ausgewertete Fälle), nach der 18 % der tatverdächtigen Gewalttäter arbeitslos waren und in einer Untersuchung des BfV (Grundlage 494 Personen) aus den Jahren 1991-1993, nach der 11,3 % der gewalttätigen Rechtsextremisten arbeitslos waren. In Mecklenburg-Vorpommern angefallene stichprobenartige Auswertungsergebnisse bestätigen die bundesweit angefallenen Erkenntnisse. Eine umfangreiche soziologische Untersuchung, die sich auf das Land bezieht, liegt hier nicht vor. Geschlecht der rechtsextremistischen Gewalttäter (Tatverdächtige) weiblich 4% männlich 96% 24 Altersstruktur der rechtsextremistischen Gewalttäter (Tatverdächtige) 16% ^^, /in 2% 4 * 18-20 Jahre 5 % ^ ^ \ * 21-30 Jahre * 31-40 Jahre * über 40 Jahre * unter 18 Jahre ^H 37%^(tm) Die Zahlen beziehen sich auf bundesweite Erhebungen, treffen aber nach den hier vorliegenden Erkenntnissen im wesentlichen auch auf Mecklenburg-Vorpommern zu. Dieser Personenkreis bildet in den jeweiligen Wohnorten lokale kleine oder größere "Szenen". Dabei handelt es sich in aller Regel um völlig unstrukturierte Gruppen, deren Stärke und Gewaltbereitschaft anlaßbezogen starken Schwankungen unterliegen. Verbindende Elemente sind vielfach das gemeinsame "HerumGlatzen hängen", Alkoholgenuß sowie der Besuch von Gaststätten und Discotheken. Politische Diskussionen scheinen eher selten zu sein und beschränken sich auf einschlägige Parolen ("DeutschPowerf land den Deutschen"). Ihr rechtsextremes Weltbild manifestiert sich in einem dumpfen Haß gegen Ausländer, "Linke" und Minderheiten, wie z. B. Obdachlose oder Homosexuelle. Ein gefestigter ideologischer Unterbau ist selten zu beobachten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß nur ein geringer 25 Bruchteil der gewalttätigen Rechtsextremisten Kontakte zu entsprechenden Organisationen unterhält. Mitgliedschaften in rechtsextremistischen Organisationen kommen zwar vor, in aller Regel ist der in Rede stehende Personenkreis an einer tatsächlichen Mitarbeit im Sinne einer politischen Willensbildung nicht interessiert bzw. dazu unfähig. Insgesamt gesehen ist der Anteil der echten "Skinheads" im gewaltbereiten Spektrum im Lande rückläufig. Gründe dafür dürften im wesentlichen die gesellschaftliche Ächtung dieser Subkultur sowie auch die Gefahr von Angriffen seitens militanter Linksextremisten sein. Die meisten "rechten" Jugendlichen zeigen zwischenzeitlich ein "normales" Aussehen. Schwerpunkt der rechtsextremistischen Militanz im Lande war im Berichtszeitraum die Stadt Rostock sowie die Kreise Güstrow, Wolgast und Greifswald. Eskalation der Gewalt zwischen Rechtsund Linksextremisten Im Berichtszeitraum wurde beobachtet, daß sich die Gewalttaten von Rechtsextremisten in verstärktem Maße gegen tatsächliche oder vermeintliche "Linke" wenden. Der Anteil von Gewalttaten gegen Ausländer, insbesondere Asylbewerber, ist rückläufig. Ursächlich hierfür ist offenbar die zurückgehende Zahl der Asylbewerber sowie der Abzug der GUS-Truppen - den militanten Rechtsextremisten fehlen sozusagen die "Ziele". Andererseits hat sich aus einigen "linken" Szenen im Lande eine, zumindestens zum Teil, gewaltbereite "Antifa" gebildet, die ihrerseits Gewalttaten gegen "Rechte" begeht. gegenseitiges Insoweit war 1993 ein gegenseitiges Aufschaukeln der Gewalt Aufschaukeln festzustellen, insbesondere der Raum Rostock ist hier zu nennen. Bei der Einordnung nach "Links" oder "Rechts" ist allerdings zu 26 bedenken, daß - bis auf den Raum Rostock und Greifswald - meist eine ideologische Untermauerung des gewalttätigen Vorgehens beider SeiCebt den Roten kaum festzustellen ist. Ob ein Juten was ihnen gendlicher "Links" oder "Rechts" ist, zusteht ! hängt oft nur davon ab, in welcher Gruppe er sich gerade bewegt. In aller Regel sind die Jugendlichen kaum in der Lage zu erklären, warum sie sich gerade dieser oder jener politischen Richtung zugehörig fühlen. Überregionale Kontakte Rechtsextremistische Gewalttäter, insbesondere Skinheads, aus Mecklenburg-Vorpommern hatten auch im Berichtsjahr Kontakte zu gleichgesinnten Gruppen in anderen Bundesländern. Im Rahmen dieser Kontakte kam es - bevorzugt an Wochenenden - zu gegenseitigen Besuchen. Hierbei handelte es sich aber weniger um politische, sondern mehr um Treffen, die in erster Linie dem gemeinsamen Alkoholgenuß dienten. Besondere Treffanlässe waren Geburtstage von Szeneangehörigen, die dann auch dem gemeinschaftlichen Konsum von Skinhead-Musik dienten. Am Rande derartiger Veranstaltungen kam es nicht selten zu Straftaten. 2.2.1 Skinbands/Skinmusik Skinbands und ihre Musik bilden nach wie vor ein wichtiges Bindeglied für die rechtsextremistische Skinhead-Szene, die - wie bereits erwähnt - durch Zersplitterung gekennzeichnet ist. Die Musik vieler Skinbands wirkt als Medium zur Übertragung Musik des extremistischen und gewalttätigen Gedankenguts zwials Medium sehen Bandmitgliedern und den Fans. Musik und Texte stellen oftmals eine primitiv-brutale und gefährliche Mischung aus Nationalismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft dar. 27 Beispiele: *Wetz Dir Deine Messer auf dem Bürgersteig, laß die Messer flutschen in den Judenleib. Blut muß fließen trippelagelig, und wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik... schmiert die Guillotine aus dem Judenfett * (TONSTÖRUNG, Demotape "Doitsche Musik") *Punks sind dreckige Schweine, rote Scheißpunks, ich hab euch satt. Sein Kiefer zersplittert durch die Doc-Stahlkappe, jetzt noch 'nen Eiertritt und dann liegt er auf der Matte, er blutet aus dem Schädel und bewegt sich noch, da tret ich noch mal 'rein mit meinem 14-Loch, mit meinem 14-Loch, immer auf'n Kopf - Skinhead!" (KRAFTSCHLAG, CD "Trotz Verbot nicht tot") *Hängt dem Adolf Hitler, hängt dem Adolf Hitler, hängt dem Adolf Hitler den Nobelpreis um! Hißt die rote Fahne, hißt die rote Fahne, hißt die rote Fahne mit dem Hakenkreuz!(RADIKAHL, Demotape "Retter Deutschland") "Ich steh auf der Straße, hab meine Augen auf. Ich warte auf n'en Türken, und dem haue ich eine drauf, und wenn ich einmal dran bin, dann tret ich auch noch rein, is ja nur ein Türke, ein altes Kümmelschwein. Steckt sie in den Kerker oder steckt sie in KZ, von mir aus in die Wüste, aber schickt sie endlich weg. Tötet ihre Kinder, schändet ihre Frauen, vernichtet ihre Rasse, und so werdet ihr sie grauen." (ENDSIEG, Demotape) Wichtiger Hinweis! Einige der abgedruckten Liedtexte sind jugendgefährdend bzw. wurden durch die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften indiziert. Sie dürfen K i n d e r n u n d Jugendlichen u n t e r 18 J a h r e n nicht isoliert in dieser Broschüre zugänglich gemacht werden. Bei den extrem lauten Konzerten wird die Botschaft der Musik durch stakkatoartige Rhythmen der aufgepeitschten Anhängerschar regelrecht in die Köpfe "gehämmert". Die auf diese Weise aufgeladene Stimmung entlädt sich oftmals in Prügeleien während des Konzerts zwischen den Besuchern, führt aber auch im Anschluß an Konzerte gelegentlich zu Ausschreitungen gegenüber Zielobjekten rechtsextremen Hasses. Neben den Konzerten wird die Skin-Musik auch durch Tonträger verbreitet. Die meisten seriösen Plattenfirmen lehnen es aus Rücksicht auf ihren übrigen Kundenstamm ab, Aufnahmen rechtsextremer Gruppen zu verbreiten. Einige kleinere Vertreiber haben sich jedoch regelrecht auf diese Musik spezialisiert und veröffentlichten eine Vielzahl von Tonträgern. Die gebräuchlichste Form der Verbreitung stellen sogenannte "Demotapes" dar, Kassettenaufnahmen, die durch EigenkopiEigenkopien en weiterverbreitet werden. Wegen der Bedeutung der Skin-Musik wurden im Berichtszeitraum umfangreiche staatliche Maßnahmen (Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmeaktionen) gegen Hersteller und Verbreiter rechtsextremistischer Skin-Musik durchgeführt, um ggf. eine strafrechtliche Verfolgung zu ermöglichen. Mecklenburg-Vorpommern war davon nicht berührt. Die Hinweise auf zwei im Raum Rostock aktive Skinbands belegen bislang keine öffentlichen, einschlägigen rechtsextremistischen Aktivitäten. Mitglieder mehrerer Bands wurden 1993 wegen "Volksverhetzung" oder "Verbreitung von Propagandamitteln verfassungsVerteilung widriger Organisationen" verurteilt. Diese staatlichen Maßnahmen führten zu einer spürbaren Verunsicherung der Skin-Musik-Szene und bewogen einige Bands, ihre Lieder textlich zu "entschärfen". Als Reaktion darauf konnten jedoch auch Bestrebungen beobachtet werden, durch konspiratives Verhalten staatlicher Überwachung und Verfolgung zu entgehen. So wurden z. B. Skin-Konzerte - wie bereits erwähnt - unter dem Deckmantel von Geburtstagsfeiern abgehalten oder die Trefforte wurden bis zuletzt geheimgehalten. Die Teilnehmer wurden erst durch Streckenposten über den Veranstaltungsort informiert. Ebenfalls von Bedeutung für die Entwicklung der Skinbands war sicherlich die gesellschaftliche Mißachtung des gewalttätigen Vorgehens der Skinszene. Kommerzielle Überlegungen, die Angst durch die Nähe zu rechtsextremistischen Gewalttätern völlig ins Abseits zu geraten und sicherlich auch 29 der Schock nach den tödlichen Brandanschlägen von Mölln und Solingen führten bei einigen Bands zum Umdenken. So distanzierten sich die "Böhsen Onkelz", eine der ältesten Skin-Bands in Deutschland, mehrfach von der rechtsextremen Szene. Die Band "Störkraft" veröffentlichte eine Platte mit dem Titel: "Mordbrenner - ihr gehört nicht zu uns". Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der Sänger dieser Band erst im September 1993 wegen "Volksverhetzung" verurteilt worden war. 2.2.2 Skinschriften/"Fanzines" "Fanzines" (Kunstwort, das aus "Fan" und "Magazin" zusammengesetzt ist) stellen neben der Skin-Musik einen weiteren bedeutenden Faktor innerhalb der Skinhead-Kommunikation dar. In Aufmachung und inhaltlicher Qualität sind sie recht unterschiedlich, weisen jedoch im Schnitt eine bescheidene Machart auf. Meist werden sie auf der heimischen Schreibmaschine oder dem Heimcomputer geschrieben und anschließend in Kopier-Läden vervielfältigt. Der Vertrieb erfolgt per Post, durch Auslage bei Konzerten oder durch Weitergabe von Hand zu Hand. Inhaltlich beschäftigen sich diese Schriften in erster Linie mit Berichten über Skinbands, Musikerzeugnissen aus der Szene, Konzertberichten und Informationen über lokale SkinheadGruppierungen im Inund Ausland. Fester Bestandteil vieler Fanzines sind auch umfangreiche Bestellisten von Tonträgerfirmen und Fanartikelherstellern. Nicht selten finden sich auch Artikel, die das rechtsextremistische Weltbild vieler Fanzine-Macher verdeutlichen. Hier entfaltet sich vor dem Leser ein Kaleidoskop nationalistischer, rassistischer und dumpf-sexistischer Ausbrüche. Wegen der ähnlich wie bei der Skin-Musik vorhandenen Multiplikationswirkung der Fanzines wurden im Berichtszeitraum ebenfalls bundesweit Exekutivmaßnahmen gegen die Ersteller und Verbreiter dieser Druckwerke durchgeführt. Wegen wiederum fehlender Ansatzpunkte war Mecklenburg-Vorpommern nicht betroffen. Bei den Maßnahmen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt und es konnten Einblicke in die Vertriebsstrukturen gewonnen werden. Diese Aktion führte zu einer spürbaren Verunsicherung der Fanzine-Hersteller, die sich zwischenzeitlich sehr bemühen, durch Zurückhaltung bei der Gestaltung ihrer Produkte staatlichen Organen keine Angriffsflächen zu bieten. In Mecklenburg-Vorpommern sind bislang nur vereinzelt Fanzines im Umlauf registriert worden, die aber nicht hier hergestellt wurden. Hinweise auf die Existenz eines Fanzines aus dem Raum Rostock k o n n t e n nicht bestätigt werden. 2.3 D e r N e o n a t i o n a l s o z i a l i s m u s ( N e o n a z i s m u s ) Die politische Zielsetzung des organisierten Neonazismus lehnt sich stark an das Parteiprogramm der "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei" (NSDAP) von 1920 an. In ihrem Aussehen u n d Auftreten greifen Neonazis immer wieder auf die historischen Beispiele der "Schutzstaffel" (SS) und skrupellose der "Sturmabteilung" (SA) zurück, auch versuchen sie, deren Gewaltskrupellose Gewaltanwendung zu kopieren. anwendung Ihr Wunsch ist es, einen totalitären Führerstaat zu errichten, in dem: das Elite u n d Führerprinzip aus d e m Recht des Stärkeren u n d d e m Recht des rassisch Wertvolleren abgeleitet wird, eine völkische Gemeinschaft das Zusammenleben regelt und nur der daran teilhaben darf, der "deutschen Blutes" ist, der Kampf der "Minderwertigen" mit den "höherwertigen Rassen" das Grundelement der Politik ist, wobei die deutsche bzw. "arische Rasse" die höchste Ausformung darstellt, der Antisemitismus als eine Form des Rassismus quasi Staatsziel ist u n d der Militarismus das wesentliche Ordnungsprinzip aller gesellschaftlichen Bereiche bildet. Darüber hinaus fordern die Neonazis die Wiederzulassung Forderung der NSDAP, die 1945 v o n d e n alliierten Siegermächten des nach WiederII. Weltkrieges verboten w o r d e n war. Ihr erklärtes Ziel ist zulassung die Bildung eines n e u e n "Großdeutschen Reiches" unter der NSDAP Einbeziehung i n s b e s o n d e r e der ehemaligen d e u t s c h e n Ostgebiete. Interessant ist, d a ß seit einigen Jahren innerhalb des n e o n a - zistischen Lagers eine Diskussion u m HITLER als Leitbild 31 stattfindet. Streitpunkt ist ein Rückgriff auf die in der Frühzeit der NSDAP einflußreiche, jedoch von HITLER heftig bekämpfte, Sozialismusdiskussion innerhalb der Partei. Wortführer in dieser Diskussion waren die Gebrüder STRASSER sowie Joseph GOEBBELS, der später in HITLERs Lager überlief. Sie forderten einen "Sozialismus auf völkischer Grundlage", in dem der Klassenkampf durch die Volksgemeinschaft ersetzt werden sollte. Der "marxistische Materialismus" müsse einem "völkischen Idealismus" weichen. Darüber hinaus planten die "Nationalsozialisten von Links" weitreichende sozialistische Wirtschaftsreformen, ja man dachte seinerzeit konkret über Bündnisse mit Kommunisten und Sozialisten nach, um die "bürgerliche Gesellschaft" vereint zu bekämpfen bzw. in einer Revolution zu beseitigen. HITLER - der eher das Bündnis mit der bürgerlichen Rechten suchte und auf "legalem" Wege zur Macht kommen wollte, wurde vorgeworfen, er habe die nationalsozialistische Idee zu Gunsten der "Reaktion" verraten. Diese ideologischen Ansätze fanden sich auch im Berichtszeitraum im neonazistischen Lager und haben sich weiter verbreitet. Ausschlaggebend hierfür ist vermutlich auch die gegenseitige Beeinflussung zwischen westund ostdeutschen Rechtsextremisten. Gerade die in den neuen Bundesländern lebenden Rechtsextremisten sind vielfach geprägt worden durch die kommunistische Ideologie der SED und tragen dieses Gedankengut, wenn auch unter gänzlich anderen Vorzeichen, in herkömmliche rechtsextremistische - eher HITLER zuneigende - Gruppierungen hinein. Bundesweit gehörten 1993 dem gesamten neonazistischen Spektrum ca. 2.450 Personen an, darunter sind auch die ehemaligen Mitglieder der verbotenen Organisationen. In Mecklenburg-Vorpommern kann derzeit von 50 organisierten Neonazis ausgegangen werden. Die bundesweiten Aktivitäten der Neonazis standen im Berichtszeitraum unter der Einwirkung der 1992 und 1993 ausVerbote gesprochenen Verbote neonazistischer Organisationen. Darneonazistischer über hinaus wurden beim Bundesverfassungsgericht durch Organisationen (jjg Bundesregierung bzw. den Bundesrat Verbotsanträge gegen die "Freiheitliche Arbeiterpartei Deutschlands" (FAP) und die "Nationale Liste" (NL) eingereicht. Diese staatlichen Maßnahmen haben das Neonazilager zu einer 32 Neuformierung veranlaßt, die weitgehend auf feste Strukturen (Verein, Partei) verzichtet und statt dessen eine Vernetzung durch Kommunikation anstrebt. Solche kommunikativen Verbindungen können - so die Absicht der Neonazis - nicht verboten werden, führen aber gleichwohl über einen intensiven Informationsaustausch zu einem Zusammenrücken. Auf diese Weise bilden sich zunehmend Verflechtungen, die über den bisherigen organisatorischen Rahmen einzelner, bislang meist selbständig agierender, Gruppen hinausgehen. Eine derartige Vernetzung wird unter Anwendung modernster Informationsund Kommunikationstechniken (Mailboxes, Info-Telefone, Funktelefone) unterstützt. Es scheint, daß dieser Ansatz - dessen Hauptvertreter der Hamburger Neonazi und stellvertretende Vorsitzende der "Nationalen Liste" (NL), Christian WORCH - nicht ohne Erfolg geblieben ist. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind entsprechende Ansätze erkennbar. Daneben versuchen Neonazis das zersplitterte Lager mit "politischen" Themen zusammenzuführen. Für diesen Zweck haben sie ein allen Rechtsextremisten gemeinsames Feindbild, nämlich die "Linken", ausgewählt. Dieser gemeinsame Feind dient zunehmend als Kristallisationspunkt in der Neonaziszene. Unter dem in diesem Zusammenhang ebenfalls von WORCH geprägten Stichwort "Anti-Antifa" bilden sich zunehmend "Anti-Antifa" Neonazi-Zusammenschlüsse ohne juristisch greifbare Struktur, die untereinander Informationen austauschen und auf diese Weise zwei wesentliche gemeinsame Ziele verfolgen: * die "Feindaufklärung" durch Erfassung und Verbreitung aller erreichbaren Informationen über den politischen Gegner sowie * die Schaffung einer Einheitsfront durch Einrichtung organisationsübergreifender Aktionsgemeinschaften in einer " Volksfront von Rechts". Vorläufiger Höhepunkt dieser Kampagne ist die seit Ende Oktober 1993 über eine Postfachadresse in Dänemark verbreitete Schrift "Der Einblick" mit dem Untertitel "Die natioZeitschrift nalistische Widerstandszeitschrift gegen zunehmenden Rot"Der Einblick" frontund Anarchoterror". Das Druckwerk versteht sich als unabhängiges, überparteiliches, antikommunistisches Mitteilungsblatt für alle Deutschen. Die Schrift enthält insbesondere Informationen über Antifaschisten. Die Verfasser fordern: 33 Zeitschrift "Diese Veröffentlichungen müssen entsprechende Konsequeri"Der Einblick" zen für unsere Gegner haben". Außerdem sei man nun zum "kompromißlosen und konzentrierten Handeln" verpflichtet. Jeder müsse selbst wissen, wie er mit den zugänglich gemachten Daten umgehe: " Wir IM. 0m hoffen nur, IHR GEHT DAMIT UM!!!" (Hervorhebung im Original). EINBLICK BU twtwnäftrfta# iiJtftHta"J)si2fttatl|rtft "Der Einblick" veröffentlicht - nach Regionalbereichen gegliedert - Namen, Adressen und AnMjm ziwrfftnMtÜnt Iftntfrimtu. Attartfiotmnr laufstellen von politischen Gegnern, vor Jetzt ist Schluß!!! allem von Personen aus der linksextremistischen Antifa-Szene. Namentwm lich genannt werden rund 150 Personen, die u. a. auch Organisationen wie dem DGB, den "Grünen", der SPD und *ä -t^^Z Wlftmr 1 I läHH ^ e n J un gsozialisten an ~ ^*|-*/4f zfwH&.l. J% AtlJgehören. Darüber hinaus sind Anschriften von 85 Organisationen bzw. Vereinigungen, elf VerÄOTOFÄ lagen bzw. Presseagenturen, neun Publikationen, 20 Infobzw. Buchläden, fünf Antifa-Infotelefonen und vier Studentenorganisatoren genannt. Außerdem werden noch 22 Kfz-Kennzeichen aufgelistet. Die Aufforderung von Neonazis zu Gewalttaten richtet sich nicht nur gegen politische Gegner, die dem Linksextremismus zuzurechnen sind, sondern auch gegen Demokraten. Personen oder Adressen aus Mecklenburg-Vorpommern sind nicht verzeichnet. Diese Entwicklung zeigt insgesamt, daß die bundesdeutschen Neonazis zunehmend geschickter agieren und ihren Einfluß 34 im rechtsextremistischen Spektrum weiter ausbauen. Besonderes öffentliches Aufsehen erlangte die "Rudolf-HessGedenkveranstaltung", die in diesem Jahr am 14. August in Fulda stattfand. Der Versuch der Neonazis, aus Anlaß des sogenannten "Heldengedenktages" am 14. November in Halbe/Brandenburg an den dortigen deutschen Kriegsgräbern eine Großveranstaltung durchzuführen, scheiterte, da die zuständigen Behörden ein Versammlungsverbot erließen. Es kam daher bundesweit zu dezentralen Veranstaltungen der neonazistischen Szene. Sowohl in Fulda als auch an den Aktionen am 14. November waren Rechtsextremisten aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. 2.3.1 "Freiheitliche Arbeiterpartei Deutschlands" (FAP) Gründung: 1979 in Stuttgart (Baden-Württemberg) Sitz: Halstenbek Schleswig-Holstein Teil/NebenOrtsgruppe Rostock organlsation: Mitglieder bundesweit: 450 in MecklenburgVorpommern: 15 Publikationen: "Standarte" "Aufbruch" JMeue Nation" Die FAP wurde 1979 gegründet und verfügt bundesweit über etwa 450 Mitglieder und hat damit im Vergleich zum letzten Jahr (ca. 200 Mitglieder) offenbar einen erheblichen Mitgliederzulauf zu verzeichnen gehabt. Vorsitzender der FAP ist nach wie vor Friedhelm BUSSE, ein langjähriger Angehöriger der NeonaziSzene. Sitz der Partei ist Halstenbek/Schleswig-Holstein. Da die FAP ihrer Zielsetzung nach der NSDAP wesensverwandt ist, haben sowohl der Bundesminister des Innern als auch der Bundesrat im September 1993 beim Bundesverfassungsgericht ein Verbot der FAP beantragt. Die von der FAP herausgegebenen Publikationen nennen sich "Standarte", "Aufbruch" und "Neue Nation". Die FAP verstärkte im Berichtszeitraum ihre Werbungsaktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern und konnte auf diese Weise, vor allem im Raum Rostock, neue Mitglieder gewinnen. Ihre Zahl dürfte etwa bei 15 liegen. Öffentlich trat die FAP durch Flugblattaktionen sowie eine für Mitte Dezember in Rostock geplante Demonstration unter dem Motto "Gegen Arbeitsplatzabbau in Mecklenburg-Vorpommern" in Erscheinung. Wegen der zu erwartenden neonazistischen Propaganda und möglicher Gewaltaktionen politischer Gegner wurde die Kundgebung verboten. "Direkte Aktton/Mitteldeutschland" (JF) Gründung: Juli 1992 Sitz: Veiten Brandenburg Teil/NebenKameradschaft organisation: Neubrandenburg, Stützpunkt Neustrelitz Mitglieder bundesweit: ca. 150 in MecklenburgVorpommern: mindestens 5 Publikationen: ,Jn Aktion" "Angriff Nach den im Berichtszeitraum angefallenen Informationen ist die JF personell und organisatorisch aus dem nicht mehr existenten "Förderwerk Mitteldeutsche Jugend" (FMJ) hervorgegangen. JF dürfte daher für Jugendförderwerk" stehen. Das FMJ hat sich vermutlich aus Angst vor vereinsrechtlichen Maßnahmen (Verbot) zum Schein aufgelöst. Die Aktivitäten werden jedoch offenbar von der JF weitergeführt. Beide Organisationen stehen in engem Zusammenhang mit der im Novem36 ber 1992 verbotenen neonazistischen Organisation "Nationa- listische Front" (NF). Die JF verfügt bundesweit über etwa 130 Mitglieder, wobei der Schwerpunkt in Ostdeutschland liegt. In Mecklenburg-Vorpommern wurden Mitglieder der JF lediglich in Neubrandenburg und Neustrelitz, wo sich offenbar Stützpunkte dieser Organisation befinden, erkannt. Eine genaue Mitgliederzahl konnte im Berichtszeitraum nicht ermittelt werden. Sicher erkannt wurden bisher fünf Anhänger. Mitglieder der JF aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich 1993 an von Neonazis organisierten Sonnenwendfeiern im Juni und Dezember 1993 in Brandenburg bzw. Mecklenburg-Vorpommern. In der Juli-Ausgabe von 1993 der JFSchrift "In Aktion" bezichtigten sich Neubrandenburger JFAngehörige, in der Konzentrationslager-Gedenkstätte Ravensbrück in Brandenburg eine ehemalige Haftzelle aufgesucht und dort ihre Notdurft verrichtet zu haben. Interessant ist auch ein Flugblatt der "Direkten Aktion", das im August 1993 in Neubrandenburg zur Verteilung kam. fcrmde tu ff erzeugenden VerkeHrs Der Titel des Flugblattes "Völkermord auf Raten!" sowie der S tadt verschon de] un e *&PS * Maßnahmen gegen die UberbeTClkerung Rückführung aller Ausländer In Ihre Hetmatstaaf.cn, beginnend Inhalt des Flugblattes ließen bei bei Aaylschwlndlem, Illegalen und anderen Kriminellen. + Förderung umweltfreundlicher Forschung und Entwicklung oberflächlicher Betrachtungs- " i n U t i e , Mensch und Umwelt schädigende Produkte bzw. Abis und Technologien Sind abzuschaffen. Rigorose Strafen f Umweltslinder bis hin üur Enteignung des schuldigen Unternehweise auf einen lediglich umDoch dies alles nützt nur wenig, wenn nicht |eder Einzelne umweltpolitischen Inhalt schließen. zudenken lernt. Wir sind Teil der Natur und können nur in und mit Ihr harmonisch leben. Deshalb woll sinnigen Technologien, keine au to mattste Bei genauerer Betrachtung wurWIR SAGEN NEIN ! den jedoch typische rechtsextremistische Inhalte sichtbar, so - U b a n c h a u b i n n MonschongeroelnschsJten, z. B. die Aussage "Maßnahmen - olnor gesunden Natur und Umwelt, - gesunden Menseben In einer gesunden und solidarischen Volksgemeinschaft, gegen die Überbevölkerung - freien Menschen in einem freien Deutschland ' Ziele dulden keine Kompromisse und wir werden sie Rückführung alter Ausländer in ihre Heimatstaaten, beginnend WER LEBEN WILL, SOLL KÄMPFEN ! bei Asylschwindlern, Illegalen und anderen Kriminellen". DJJUiKTLAKTWN/^minwifieiilwi^ l'oitschlie/ifaih 67 - Perfiderweise soll offenbar ein 167211 dien *VV;=/;V;-;':.-.V< *** Bezug zwischen den hier lebenden Ausländern und der Verschmutzung der Umwelt Hergestellt werden. Darüber hinaus wurden in dieser Flugschrift deutliche nationalrevolutionäre Ansätze erkennbar. So heißt es dort "nur durch nationalrevolutionären Einsatz können unsere Ziele durchgesetzt werden". 37 2.3-3 "Nationale Liste" (NL) Gründung: 1989 Sitz: Hamburg Teil/Nebenorganisationen: Mitglieder bundesweit: ca. 20 in MecklenburgVorpommern: Publikationen: "Index" Vereinzelte Kontakte zur hiesigen rechtsextremistischen Szene suchte auch die NL. Sie besteht seit 1989 und vertritt ebenfalls nationalsozialistische Thesen. Repräsentiert wird die NL durch den Vorsitzenden Thomas WULFF und dessen Vertreter Christian WORCH. Obwohl die NL ihre Aktivitäten weitgehend auf Hamburg beschränkt und nur etwa 20 Mitglieder hat, gilt WORCH als eine der einflußreichsten Persönlichkeiten im bundesdeutschen Neonazi-Spektrum. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hat 1993 beim Bundesverfassungsgericht ein Verbot der NL beantragt. 2.3.4 "Kameradschaftskreis Greifswald" (KKG) 1 Gründung: 1992 Sitz: Greifewald Tell/Nebenorganisationen: Mitglieder bundesweit: i n MecklenburgVorpommern: ca. 10 Publikationen: 38 Seit 1991 existiert in der Hansestadt Greifswald eine eigenständige neonazistische Gruppierung, die sich zunächst Greifswalder Nationalsozialisten" (GNS) nannte und sich nach einem teilweisem Zerfall 1992 in "Kameradschaftskreis Greifswald" (KKG) umbenannte. Ihr gehören ca. zehn Personen an, die zum Teil überregionale Kontakte, insbesondere zur 1992 verbotenen "Nationalistischen Front" (NF), unterhalten. In Greifswald selbst, trat der KKG im Berichtszeitraum nicht einschlägig in Erscheinung. "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei - Auslandsund Aufbauorganisation" (NSDAP-AO) Gründung! 70erJahre Sitz: Lincoln/Nebraska USA TeilVNebenorganisationen: Mitglieder bundesweit: ca. 100 in MecklenburgVorpommern: Publikationen: "NS-Kampfruf, sowie verschiedene a n d e r e Propagandaschriften Die NSDAP/AO ist eine seit 1966 aktive Gruppierung mit zahlreichen, meist unabhängig voneinander arbeitenden und vielfach aus Einzelpersonen bestehenden Stützpunkten in der Bundesrepublik Deutschland. Diese beziehen umfangreiches neonazistisches PropagandaZentrale material aus der Zentrale der NSDAP-AO in den USA. Das von in den USA der NSDAP-AO herausgegebene Propagandamaterial beinhaltet die sechsmal jährlich erscheinende Zeitschrift "NS-Kampfruf", Flugblätter, Plakate und Aufkleber sowie Hakenkreuzfahnen und entsprechende Armbinden. 39 Führer der NSDAP-AO ist der US-Bürger Gary Rex LAUCK. Im Gegensatz zur Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland ist das Verbreiten von nazistischem Propagandamaterial in den Vereinigten Staaten nicht verboten. Daher konnten bislang keine rechtlichen Schritte gegen LAUCK unternommen werden. Über die Verbreitung von Propagandamaterial hinaus ist die NSDAP-AO offenbar auch ein verbindendes Element zwischen den Neonazis in Amerika und Europa. Im Jahre 1993 tauchte in Mecklenburg-Vorpommern wiederholt Propagandamaterial der NSDAP-AO auf. Es enthielt typische Parolen wie: "Trotz Verbot nicht tot"; "Ausländer raus!"; "Die Juden sind unser Unglück!" und "NS-Verbot aufheben!".Das Material ist in der Regel mit einem Hakenkreuz und der Urheberangabe "NSDAP/AO: Box 6414, Lincoln, NE 68 506 LISA" versehen. "Hilfsorganisation für Nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V." (HNG) Gründung: September 1979 Sitz: Mainz Teil/Nebenorganisationen: Mitglieder bundesweit: ca. 220 in MecklenburgVorpommern: 10 Publikationen: "Nachrichten der HNG" Die HNG ist eine der bundesweit mit ca. 220 Mitgliedern stärksten neonazistischen Organisationen. In ihrer Schrift "Nachrichten der HNG" wurden wiederholt inhaftierte Rechtsextremisten aus Mecklenburg-Vorpommern genannt, die 40 Briefkontakte zu Gleichgesinnten aufbauen wollen. Die HNG bietete den Inhaftierten Rechtsschutz an und sorgt gleichzeitig dafür, daß die Inhaftierten ihrer Ideologie treu bleiben. Zu beobachten war, daß die HNG nach den 1992 erfolgten Vereinsverboten zu einem der Sammelbecken des neonazistischen Lagers geworden ist. "Internationales Hilfskomitee für nationale politisch Verfolgte und deren Angehörige e. V." (IHV) Gründung: September 1979 Sitz: Mainz Teil/Nebenorganisationen: Mitglieder bundesweit: ca. 220 In MecklenburgVorpommern: 10 Publikationen: "Nachrichten d e r HNG" Neben der HNG trat in Mecklenburg-Vorpommern auch das IHV auf, das sich ebenfalls der "Betreuung" rechtsextremistischer Inhaftierter widmet. Die Aktivitäten beschränkten sich allerdings auf die Versendung von Propagandamaterialien. Vorsitzender des IHV ist der langjährige Neonazi Ernst TAG, der seine Bundesgeschäftsstelle in Ludwigshafen betreibt. Dort wird auch ein "Nationales Info-Telefon" unterhalten. 2.4 Rechtsextremistische Parteien (ohne Neonazis) "Nationaldemokratische Partei Deutschlands" (NPD) Gründung: 1964 Sitz: Stuttgart (Baden-Württemberg) Teü/Neben- J u n g e National' organfeationen: demokraten" (JN) "Nationaldemokratischer Hochschulbund (NHB) Mitglieder bundesweit: 5000 in MecklenburgVorpommern: ca. 100 Publikationen: "Deutsche Stimme" Die Ideologie der NPD zeigte im Berichtszeitraum keine wesentliche Veränderung. Nach wie vor legt die Partei nur ein formales Lippenbekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung ab. Gleichwohl stellt sie wesentliche Prinzipien dieser Ordnung in Frage. Sie vertritt eine völkisch-kollektivistische Weltsicht, das heißt der rassisch definierten "Volksgemeinschaft" hat sich das Individiuum unter Preisgabe seiner Freiheitsrechte unterzuordnen. Dies formulierten bereits die Nationalsozialisten mit dem bekannten Zitat "Du bist nichts, dein Volk ist alles". Damit verbunden ist ein extremer Nationalismus, der Deutschland gegenüber anderen Völkern als höherwertig ansieht. Eine "multi-kulturelle" Gesellschaft wird mit "multikriminell" gleichgesetzt. Gehetzt wird gegen Ausländer, insbesondere Asylbewerber, die pauschal als "Scheinasylanten" diffamiert werden, gegen Juden, "Zigeuner" etc. Das bestehende Regierungssystem wird abgelehnt. Dies zeigt sich in der permanenten Verunglimpfung des parlamentarischen Rechtsstaates und dessen Vertretern (u.a. des Bundespräsidenten). Darüber hinaus versucht die NPD das Gewaltregime der Nationalsozialisten zu verharmlosen und dessen Greultaten zu rechtfertigen. Diesem Zweck dient auch die Verbreitung sogenannter revisionistischer Ansichten, d. h., man leugnet insbesondere den Völkermord an den Juden während des III. Reiches. Die NPD unterhält daher Kontakte zu führenden Vertretern dieser Thesen u. a. zu Fred A. LEUCHTER, dessen pseudowissenschaftliches Machwerk "Der LEUCHTER-Report" zu beweisen sucht, daß der Holocaust angeblich nicht stattgefunden hat. Auch der britische Publizist David IRVING, der ähnliche Thesen vertritt, ist folgerichtig gern gesehener Gast bei NPD-Veranstaltungen. Die NPD fordert ferner die Errichtung eines Großdeutschland in den Grenzen von 1937 mit den deutschen Ostgebieten. Damit einher geht eine ständige Agitation gegen die europäische Union. Die NPD versucht damit die innerhalb der Bevölkerung latent vorhandenen Ängste vor einem angeblichen Identitätsverlust in einem europäischen Gesamtsystem zu schüren und für die Zwecke der eigenen Partei zu instrumentalisieren. Auf Bundesebene stagnierte der Mitgliederstand der NPD bei ca. 5.000. Beachtet man die Erfolge dieser Partei von 1967 bis 1969 (der Mitgliederhöchststand wird 1969 mit ca. 28.000 Mitgliedern beziffert), so zeigt sich, daß sich die NPD derzeit in einer Krise befindet. Die 1990 im Vorfeld der Bundestagswahlen erhaltene Wahlkampfkostenerstattung in Höhe von 820.000,DM, die bereits verbraucht wurde, muß zurückgezahlt werden. Hieraus erwächst der ohnehin nicht besonders finanzstarken Partei eine erhebliche Belastung. An den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft am 19. September 1993 sowie an den Kommunalwahlen in Brandenburg am 05. Dezember 1993 beteiligte sich die NPD mangels Erfolgschancen nicht. Auch 1993 war die NPD bemüht, ihre Organisationsstruktur in Mecklenburg-Vorpommern auszubauen und ihren Mitgliederstamm zu erweitern. Sitz der Partei im Lande ist Rostock, wo auch der Landesvorsitzende Harry PIEL seinen Wohnsitz hat. Offensichtlich ist es der NPD gelungen, ihre Mitgliederzahl von ca. 80 im Jahr 1992 auf ca. 100 zu vergrößern. Es muß allerdings davon ausgegangen werden, daß sich darunter vornehmlich passive Mitglieder befinden dürften, denn die Aktivitäten der NPD (diese verfügt nur über wenige aktive und arbeitsfähige Kreisverbände) beschränkten sich im wesentlichen auf Flugblattund Plakatierungsaktionen. Öffentliche oder halböffentliche Veranstaltungen erzielten nur eine geringe Resonanz in der Bevölkerung. Von der Öffentlichkeit mit großem Interesse verfolgt, wurde der Prozeß gegen den ehemaligen Vorsitzenden des NPDKreisverbandes Boizenburg, Rüdiger KLASEN, der maßgeblich an dem versuchten Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Boizenburg/Bahlen im Jahre 1992 beteiligt war und deshalb im Juni 1993 wegen Landfriedensbruchs in Tateinheit mit versuchter schwerer Brandstiftung und versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt wurde. Das Urteil wurde jedoch zwischenzeitlich vom Bundesgerichtshof (BGH) aufgehoben, da auch eine Verurteilung wegen versuchten Mordes nicht ausgeschlossen werden könne. Die zumeist jugendlichen Mittäter erhielten Jugendstrafen auf Bewährung. 2.4.2 J u n g e Nationaldemokraten" 0 N ) J Gründung: 1967 Sitz: Stade TeUVNebenorganisationen: Mitglieder bundesweit: ca. 190 in MecklenburgVorpommern: 10 Publikationen: "Denkzettel" "Der Aktivist" "Einheit u n d K a m p f "JN-Intern" J u n g e r Norden" Bundesweit stagniert die Mitgliederzahl der JN auf niedrigem Niveau (ca. 190). Als Grund dafür gelten u. a. Querelen mit dem Bundesvorstand der NPD. 1993 versuchte die JN die 44 Öffentlichkeit mit verschiedenen aufsehenerregenden Aktio- nen auf sich aufmerksam zu machen. So wurde beispielsweiJugendse anläßlich eines Treffens der schlesischen Landsmannorganisation schaften während der Rede des CSU-Landesgruppenvorsitder NPD zenden im Bundestag ein Transparent entrollt mit der Aufschrift "Verzicht ist Verrat". Die JN vertritt offensichtlich radikalere Ansichten als die Mutterpartei, was ihre Kontakte zur Neonazi-Szene zeigen. So nahmen am 14. August 1993 JN-Angehörige am "Rudolf-HessGedenkmarsch" in Fulda teil. Auch trat die JN neben der NL, der FAP und der "WikingJugend" (WJ) als Veranstalter der verbotenen "Heldengedenkfeier" in Halbe auf. Die JN vermochte wie bereits 1992 in Mecklenburg-Vorpommern keine funktionierenden Strukturen aufzubauen. Trotz vereinzelter Interessenten und Mitglieder stellt diese Organisation im Lande bislang kein ernstzunehmendes Potential dar. Die JN bekennt sich als Jugendorganisation der NPD zur Programmatik der Mutterpartei. 2.4.3 "Mecklenburg-Vorpommern bleibt unser" (MBU) Gründung! 1992 Sitz: Rostock Teil/Nebenorganteationen: Mitglieder bundesweit: tat MecklenburgVorpommern: 30 Publikationen: verschiedene Flugblätter Die Bürgerbewegung "Rostock bleibt deutsch" wurde Ende 1992 in "Aktion Mecklenburg-Vorpommern bleibt unser" (MBU) umbenannt. Wie der Name bereits andeutet, ist die Agitation gegen Ausländer und Asylbewerber programmatischer Schwerpunkt der MBU. Die MBU wird maßgeblich beeinflußt durch die "Hamburger Liste für Ausländerstopp" 45 KEINE (HLA), die wiederum durch die NPD gesteuert wird. Durch das Schüren von Ängsten vor einer angeblichen ÜberASgAN fremdung und die Brandmarkung der Asylbewerber zu "Sündenböcken" für soziale Mißstände, versucht die MBU ~Hf* \W\ * Anhänger zu gewinnen. Darüber hinaus H ( ^ greift die MBU die Sorgen vieler Bürger in Mecklenburg-Vorpommern auf, wie Ein Lichtenhagen war genug i Ruhe für Rostock z. B. Mieterhöhungen oder Arbeitslosig- S keit. In d e m sich die MBU als "Bürgerbe!~IÜI= "" w e g u n g zum Schutz unserer Heimat k M siH;äPSli"ssr~ 1 B Mecklenburg-Vorpommern gegen zügelMBU lose West-Kapitalinteressen" bezeichnet, i",".. versucht sie, sich zur Interessenvertretung der Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns aufzuPseudoschwingen. Entsprechend beschränken sich die Aktivitäten Interessender MBU auf Mecklenburg-Vorpommern. Der derzeitige Mitvertretung gliederstand liegt etwa bei 30. 2.4.4 "Deutsche V o l k s u n i o n " (DVU) Gründung: 1971 I (ab eingetragener Verein) 1987 (als Partei) Sitz: München (Bayern) Tell/NebenLandesverband M-V organisationen: Initiative flür Ausländerbegrenzung (I. f. A.) Ehrenbund Rudel, Aktion Oder-NeiSe (AKON) Aktion deutsches Radio und Fernsehen (ARF), Deutscher Schutzbund für Volk und Kultur, Volksbewegung für Generalamnestie (VOGA) 46 Mitglieder bundesweit: ca. 26.000 in MecklenburgVorpommern: ca. 200 Publikationen: Deutsche Nationalzeitung (DNZ) Deutsche Wochenzeitung/ Deutscher Anzeiger (DWZ) Die Partei DVU sowie deren Aktivitäten w e r d e n im h o h e n Maße von ihrem Vorsitzenden, Dr. Gerhard FREY, geprägt. Dieser ist seit 1959 bis heute als Zeitungsverleger tätig. Seine wöchentlich erscheinenden Publikationen "Deutsche Wochenzeitung" und "Deutsche National-Zeitung" erreichen zusammen eine Wochenauflage von etwa 80.000 Exemplaren und gelten, da die DVU über kein eigenes Parteiorgan verfügt, als deren Sprachrohr. Die darin verbreiteten Meinungen finden sich auch in Äußerungen führender Vertreter der Partei wieder. Ähnlich wie die meisten rechtsextremistischen Parteien ist die Grundhaltung der DVU volkskollektivistisch und damit verbunden extrem nationalistisch. Hauptthema der FREYschen Periodika sind zum einen die ständige Warnung vor der sogenannten "Überfremdung" des deutschen Volkes, u. a. durch "Überfremdung Asylbewerber oder "Zigeuner" und zum anderen der ständige des deutschen Versuch der Relativierung des nationalsozialistischen GewaltreVolkes" gimes. Damit verbunden ist ein ständiges Bemühen, das Bild des "deutschen Soldaten" aus beiden Weltkriegen aufzuhellen. Daneben w e r d e n führende Vertreter des parlamentarischen Regierungssystems verunglimpft. Bundesweit zählt die DVU, die 1987 aus d e m bereits seit 1971 bestehenden "DVU e.V." hervorgegangen ist, ca. 26.000 Mitglieder. Aufgrund des autoritären Führungsstils des Dr. FREY ist die DVU weitgehend politikunfähig. So kam es 1993 in der Bremer Bürgerschaft und im Schleswig-Holsteinischen Landtag zum Austritt der DVU-Abgeordneten aus der Partei, da sie die ständigen Einmischungen aus der Münchner Parteizentrale nicht mehr länger hinnehmen wollten. Die DVU-Fraktionen zerfielen. Bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft im September des Berichtsjahres verfehlte die DVU den Einzug in das Landesparlament mit 2,8 % der abgegebenen Stimmen. Wegen 47 dieses schlechten Abschneidens (zusammen mit den ebenfalls angetretenen "Republikanern" hätten über 7 % und damit der Einzug in die Bürgerschaft erreicht werden können) veranstaltet Dr. FREY in seinen Zeitungen eine "Urabstimmung der Bündnis der Rechten", um im "Wahljahr 1994" ein gemeinsames Bündnis rechten Parteien der rechten Parteien zu erreichen. Die "Republikaner" haben bislang alle Angebote zur Zusammenarbeit ausgeschlagen. Vau. DEUTSCHE UOLKSUNION Für Deutschlands Freiheit -au,. DEUTSCHE VOLKSUNION (DVU) *"*"" Die Partei für Deutschland ' jfM' Deutsche Volksunion e. V. * Überparteiliche Vereinigung der verfassungstreuen Rechten und freiheitlichen Mitte fsl Initiative für Ausländerbegrenzung (I. f. A.) >>? verteidigt den deutschen Charakter Deutschlands .. äff Ehrenbund Rudel * Gemeinschaft zum Schutz der Frontsoldaten PSfiAktion Oder-Neiße (AKON) VJy setzt sich für ein deutsches Deutschland in gerechten Grenzen ein # | Aktion deutsches Radio und Fernsehen (ARF) '***' will die Interessen des deutschen Volkes bei diesen Medien durchsetzen Jfe Deutscher Schutzbund für Volk und Kultur ^O' kämpft für den Erhalt des Lebens und der Heimat. , "aA Volksbewegung für Generalamnestie (VOGA) **C*^Ä arbeitet für ein Ende der Knegsverbrecherprozesse gegen Besiegte des II. Weltkrieges Stärken Sie die DVU und ihre Aktionsgemeinschaften durch Beitritt! Im Berichtszeitraum hat der Landesverband der DVU Mecklenburg-Vorpommern versucht, die bisher kaum vorhandenen Parteistrukturen im Lande auszubauen. Der Erfolg war jedoch eher bescheiden. Sitz der Partei ist ebenfalls Rostock. Der Mitgliederbestand dürfte bei ca. 200 - eher darunter - liegen. Die Resonanz der Bevölkerung auf einzelne Flugblatt48 Verteilungen der DVU blieb gering. 2.4.5 "Deutsche Liga für Volk und Heimat" (DLVH) 1 Gründung: 03. Oktober 1991 in Villlngen-Schwennigen (Baden-Württemberg) Site: Berlin TeüVNebenorganisatlonen: Mitglieder bundesweit: ca. 900 in MecklenburgVorpommern: ca. 20 Publikationen: "Deutsche Rundschau" Die DLVH wurde 1991 von ehemaligen Angehörigen der "Republikaner" und der NPD gegründet. Sie versteht sich als "Demokraten Sammlungsbewegung für "Demokraten und Patrioten" innerund Patrioten" halb des rechten Parteienspektrums. Seit ihrer Gründung verfolgt die DLVH das Ziel, eine "gemeinsame Wahlpartei" zu errichten. Eine Abgrenzung zu anderen rechten Parteien ist bisher nicht erfolgt, Doppelmitgliedschaften werden geduldet. In Sprache und Ideologie ist eine Anlehnung an die NPD festzustellen, Agitationsschwerpunkt sind "kriminelle Scheinasylanten". Bundesweit konnte die DLVH ihren Mitgliederbestand von ca. 800 im Vorjahr auf etwa 900 erweitern. Der DLVH ist es bislang nicht gelungen, in Mecklenburg-Vorpommern funktionierende Strukturen aufzubauen. Ihre Mitgliederzahl dürfte unter 20 liegen. 49 2.4.6 "Die Republikaner" (REP) J Gründung: 27. November 1983 in München Sitz: Berlin Teil/Neben"Arbeitskreise organlsationen: Republikanische Jugend" Mitglieder bundesweit: 23.000 in MecklenburgVorpommern: 900 (Eigenangabe) Publikationen: "Die Republikaner" Die Gründung der REP im Jahre 1983 geht auf unzufriedene CSU-Mitglieder zurück. Äußerer Anlaß war der vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef STRAUSS vermittelte Milliardenkredit an die DDR im gleichen Jahre. Im Dezember 1992 wurden die REP bundesweit - also auch Beobachtungsin Mecklenburg-Vorpommern - zum Beobachtungsobjekt des objekt des Verfassungsschutzes erklärt. Ziel war und ist es, die insbeVerfassungssondere in Hamburg und Nordrhein-Westfalen angefallenen schutzes tatsächlichen Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen der REP zu überprüfen. Dagegen leiteten die REP zahlreiche rechtliche Schritte ein. Sie waren allerdings nicht sehr erfolgreich. Beim Bundesverfassungsgericht wurde eine Organklage sowie ein Antrag auf einstweilige Anordnung gegen eine Beobachtung mit nachrichtendienstlichen Mitteln von den REP selbst zurückgezogen, nachdem in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Saarland und Rheinland-Pfalz entsprechende Anträge von den zuständigen Verwaltungsgerichten abgewiesen worden waren. Lediglich in Niedersachsen befanden die Verwaltungsrichter aufgrund des dort geltenden Verfassungsschutzgesetzes, daß die rechtlichen Voraussetzungen für eine nachrichtendienstliche Beobachtung der REP nicht gegeben seien. Die REP und insbesondere deren Bundesvorsitzender, Franz 50 SCHÖNHUBER, sind bemüht, ihre Partei als national-konser- vativ nicht jedoch als rechtsextremistisch darzustellen. Daher ist ein Wahlbündnis zwischen den REP und anderen rechtsextremistischen Parteien unwahrscheinlich, auch wenn die REP den Einzug in die Hamburger Bürgerschaft im September 1993 denkbar knapp mit 4,8 % der abgegebenen Stimmen verfehlten. Daneben gibt es eine innerparteiliche "Säuberungsaktion", mit deren Hilfe Personen aus der Partei entfernt werden sollen, die nach Auffassung der REP als Rechtsextremisten zu bezeichnen sind. 1993 verfügten die REP bundesweit über 23.000 Mitglieder. In Mecklenburg-Vorpommern versuchten die REP durch eine DIE Reihe von Propagandaaktivitäten auf sich aufmerksam zu REPUBLIKANER machen. Hauptthema waren, wie bei NPD, DVU und DLVH, die Ausländerund AsylprobleGEGEN: matik, die Ablehnung des sich vollziehenden europäischen Oder-Neiße-Linie Einigungsprozesses und der Vorwurf an die sogenannten Besatzu ngstru ppen "Altparteien", sich den Staat zur Asylantenflut Beute zu machen. Die ResoKriminalität nanz in der Bevölkerung blieb jedoch eher gering. Eigenen Angaben zufolge verfügen die REP im Lande über 900 Mitglieder. Zeitweilig wurde die Zahl auch mit 1000 angegeben. Die Eigenangaben für 1994 liegen bei 500 bis 600 Mitgliedern. Die im Berichtszeitraum bekanntgewordene "Programmatische Erklärung" des Landesverbandes der REP MecklenburgVorpommern enthält u. a. folgende Aussagen: "Zur Diskussion um die sogenannte , multikulturelle Gesellschaft' in Deutschland ist unsere Auffassung ohne Umschweife: Diese Art von Kultur ist konsequent abzulehnen. Das sind wir den Generationen vor uns und denen, die als Deutsche noch nach uns kommen werden, schuldig. Es muß entschlossen vorgegangen werden gegen die von bestimmten antinational eingestellten Kreisen vorsätzlich betriebene Zersetzung des kulturellen nationalen Erbes über die Schaffung der sogenannten , multikulturellen Gesellschaft' als vollendete und irreversible Tatsache. Diese Gefahren der Zersetzung nationaler Kulturen der verschiedenen Völker haben nicht nur wir wahrgenommen. Auch andere nationalbewußte Völker versuchen immer stärker, sich gegen die Plünderung und Verfremdung ihrer kulturellen Werte zu wehren. Viele Deutsche fürchten, daß ihr Vaterland, unser Deutschland, und sein Volk selbst seine nationale Identität verliert. Sie fürchten, daß durch eine verräterische Politik der regierenden Parteien die Hoheitsrechte des deutschen Staates Schritt für Schritt aufgegeben werden, zugunsten einer europäischen Administration. Andere Staaten könnten diese mißbrauchen, um das deutsche Volk noch einmal nachträglich einem fremdländischen Diktat zu unterwerfen. Wir fordern von den Politikern der, Altparteien', jetzt endlich Farbe zu bekennen und offen zu sagen, ivas längst jeder weiß: , Wir Vertreter der Altparteien haben keine Konzepte und sind politische Dilettanten, weil wir unfähig, aber auch unwillig sind, zu klaren und eindeutigen Erkenntnissen und Entscheidungen. Wir beschäftigen uns mit uns selbst. Das Volk interessiert uns nur, wenn wir wieder einmal ein Wahljahr haben.'" Die Zitate belegen, daß der Landesverband der REP Mecklenburg-Vorpommern deutliche Ängste vor einer "Überfremdung" zeigt. Jeder Einfluß von außen auf das eigene Volk oder die eigene Nation wird offenbar als schädlich empfunden. Hier zeigt sich die auch für andere, rechtsextremistische Bestrebungen verfolgende Parteien typische Überhöhung des Wertes der eigenen Nation gegenüber anderen Völkern/ Nationen. Kennzeichnend für Rechtsextremisten ist auch die ständige Verunglimpfung der anderen politischen Parteien als sogenannte "Altparteien", "Verräter" oder "politische Dilettanten", die angeblich nicht die Interessen des eigenen Volkes vertreten würden. Bereits im Verbotsurteil gegen die rechtsextremistische Sozialistische Reichspartei" (SRP) von 1952 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, daß der Vorwurf der SRP an die anderen Parteien, die als "Lizenzoder Monopolparteien" bezeichnet wurden (vgl. REP vs. "Altparteien"), die "vitalen Intessen des deutschen Volkes zu verraten", anderen Parteien die Daseinsberechtigung abspreche und zugleich der Anspruch erhoben werde, als einzige Partei eine wahrhaft deutsche Politik zu betreiben. Nach Auffassung des BVerfG stellen derartige Angriffe nicht nur auf einzelne Parteien ab, sondern sollen schlechthin das Mehrparteienprinzip als eine tragende Grundlage der Bundesrepublik untergraben (BVerfGE 2, 66). Eine Ähnlichkeit zwischen der Propaganda der SRP und den aufgeführten Zitaten der REP ist offensichtlich. Im Ergebnis sind damit die rechtlichen Voraussetzungen für eine weitere Beobachtung des Landesverbandes der REP durch den Verfassungsschutz gegeben. 2.5 Sonstige rechtsextremistische Bestrebungen "Wiking-Jugend e. V." (WJ) Gründung: 02. Dezember 1952 Sitz: Stolberg Nordrhein-Westfalen Teil/Nebenorganlsationen: Mitglieder bundesweit: 400 in MecklenburgVorpommern: ca. 10 Publikationen: "Wikinger" Die WJ ist eine der ältesten rechtsextremistischen Organisationen in der Bundesrepublik. Sie wurde 1952 gegründet und verfügt derzeit über etwa 400 Mitglieder. Die WJ ist nach dem Führerprinzip Führerprinzip organisiert und hängt einer germanischen und Nordlandideologie an. Sie gliedert sich in Gaue und Horste. germanische Eine zusätzliche Bedeutung erlangte die WJ nach den 1992 Nordlandund 1993 erfolgten Verboten rechtsextremistischer Gruppieideologie rungen, da sie zum Teil als Ausweichgruppierung für ehemalige Angehörige der von Verboten betroffenen Organisationen genutzt wurde. Auffällig ist auch, daß die WJ immer häufiger als Mitinitiator verschiedener neonazistischer Großveranstaltungen auftritt. In Mecklenburg-Vorpommern machte die WJ 1993 nur sporadisch auf sich aufmerksam. So konnte Ende November 1993 im Raum Bad Doberan eine kleinere WJ-GrupUWfflS-JiäJijdffll pe bei einem "Orientierungsmarsch" beobachtet werden. Bis auf den Führer der Gruppe DCQTSCHlAHV waren die Teilnehmer * muß (eben III noch im Kindesalter. Offenbar scheint die straffe militärische Hierachie in der WJ sowie deren wehrsportartige Aktivitäten immer wieder junge Menschen anzulocken. Insoweit sollte das Auftreten der WJ von Eltern, aber auch von den für die Jugendarbeit zuständigen Stellen, aufmerksam beobachtet werden. 2.5.2 "SS-Division Walter Krüger" Wolgast Bei der "SS-Division Walter Krüger" handelt es sich um eine kleinere Gruppe von Rechtsextremisten in Wolgast. Nach Vorbild ihrem Selbstverständnis betreiben sie "Traditionspflege" für Waffen-SS die Waffen-SS, die sie als Vorbild sehen. Ein Teil dieser Personen war bereits seit 1988 im gleichen Sinne aktiv. Noch vor 54 der Wende waren deswegen die Gruppe vom Ministerium für Staatssicherheit beobachtet und zerschlagen worden. Mehrere Gaipp e n m i t g^ e < ^ e r wurde zu Haftstrafen verurteilt. Spätestens seit 1992 fanden sich einige der ehemaligen Mitglieder zusammen, um im gleichen Sinne weiterzumachen. Im Berichtszeitraum veranstaltete die Gruppe, deren harter Kern aus ca. sechs Personen bestand, eine Reihe interner Treffen u. a. zu Hitlers Geburtstag (20. 04.). Ferner führte sie in nachgemachten SS-Uniformen und mit sogenannten "Dekorationswaffen" Wehrsportübungen im Raum Wolgast/Usedom sowie Schießübungen mit Luftgewehren u. ä. durch. In einem Fall sollen Mitglieder der Gruppe die Wohnung eines Ausländers verwüstet haben. Ein "antifaschistischer" Brandanschlag im August 1993 auf die Wohnung des Führers der Gruppe und die Sicherstellung verschiedener rechtsextremistischer Materialien durch die Polizei veainsicherten die Gruppe erheblich, so daß bis zum Jahresende praktisch keine Aktivitäten entfaltet wurden. 2.5.3 Die "Revisionismuskampagne -- Verbreitung der REMER-Depesche" Unter "Revisionismus" werden aus der Sicht des Verfassungsschutzes Bestrebungen von Rechtsextremisten verstanden, die die angeblich in der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart "falsch" dargestellte Geschichte beider Weltkriege und die des nationalsozialistischen Gewaltregimes rechtfertigen bzw. korrigieren wollen. Die Leugnung des Völkermordes an den Juden im III. Reich wird als Revisionismus im engeren Sinne bezeichnet. Der Begriff "Revisionismus" wird meist in diesem engeren Sinne gebraucht. Ein wesentliches Forum zur Verbreitung revisionistischer Thesen ist die sogenannte "REMER-Depesche", die von dem ehemaligen Generalmajor der Wehrmacht Otto-Ernst REMER herausgegeben wird, der zuletzt am 25. November 1993 vom Bundesgerichtshof rechtskräftig wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt wurde. 1 REMER war als Kommandeur des Wachbataillons in Berlin maßgeblich an der Niederschlagung des Aufstandes gegen Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt. Aus diesem Grunde wurde er vorzeitig zum Generalmajor befördert. Er ist bereits über achtzig Jahr alt. 55 Während 1992 einzelne Exemplare der "REMER-Depesche" als Postwurfsendungen an Haushalte verteilt wurden, versandten die Hersteller der Schrift die Mai-Ausgabe im Juli 1993 an Mitglieder der CDU-Fraktion im mecklenburg-vorpommerschen Landtag. Diese Ausgabe enthielt wiederum typische revisionistische Thesen. So wurde durch ein erneutes pseudowissenschaftliches Gutachten die Existenz und der Betrieb von Gaskammern in den Konzentrationslagern des III. Reiches bestritten. 2.5.4 Aktivitäten des "KU-KLUX-KLAN" (KKK) Bis zum Jahre 1991 ist der in den Vereinigten Staaten von Wurzeln in den Amerika beheimatete rassistische KKK in Deutschland ein Vereinigsten Jahrzehnt lang nicht bemerkenswert in Erscheinung getreten. Staaten Offenbar haben Vertreter des KKK aufgrund der neuesten Entwicklung (extreme Zunahme ausländerfeindlicher/rassistischer Gewalt) Kontakt zu einzelnen deutschen Rechtsextremisten aufgenommen. Ihr Ziel dürfte es sein, in Deutschland KKK-Gruppen zu gründen. Der Klan ist für sein skrupelloses Auftreten gegen Farbige in den USA bekannt. Er schreckt vor Mord aus rassistischen Motiven nicht zurück. Auch 1993 sind vereinzelte Hinweise angefallen, die auf Aktivitäten des KKK in Mecklenburg-Vorpommern hindeuten. Der Aufbau einer festen Struktur konnte jedoch wiederum nicht beobachtet werden. 2.5.5 Rechtsextremistisches Propagandamaterial aus dem Ausland Das im Berichtszeitraum in Mecklenburg-Vorpommern aufgefundene Propagandamaterial der NSDAP-AO zeigt, internationale daß auch unser Land von Aktivitäten ausländischer RechtsVernetzung extremisten berührt wird. Dieses Material wird oft unter konspirativen Umständen in die Bundesrepublik eingeschleust, u. a. unter Verwendung neutraler Briefumschläge oder der Benutzung von Scheinadressen durch den Versender. 56 International von Bedeutung sind folgende Publikationen und Personen: * Hauptproduzent von NS-Propagandamaterial ist nach wie vor der Amerikaner Gary Rex LAUCK, der sich als Propagandaleiter der NSDAP-AO bezeichnet und von dem die bereits erwähnten, mit dem Hakenkreuz versehenen, Hetzparolen sowie die Zeitschrift der "NS-Kampfruf" stammt. * Von Bedeutung ist auch der in Kanada lebende deutsche Neonazi Ernst ZÜNDEL, der die "Germania"-Rundbriefe herausgibt. * Zu den Hauptunterstützern bei der Herstellung von neonazistischem Propagandamaterial gehört die spanische Neonazigruppe "Circolo Espanol de Amigos de Europa" ("Spanischer Kreis von Freunden Europas", abgekürzt: CEDADE). In der Druckerei der CEDADE in Barcelona werden u. a. die Monatsschriften "Halt" und "Sieg" hergestellt. Die Herausgeber dieser Monatsschriften, die österreichischen Neonazis Gerd HONSIK und Walter OCHENSBERGER waren nach einer Verurteilung zu Freiheitsstrafen ohne Bewährung in Österreich im Jahre 1992 vor der Strafverbüßung nach Spanien geflohen. Hier zeigt sich erneut die weitreichende internationale Vernetzung der Neonazi-Szene. 2.5.6 Rechtsextremistische Computerspiele Die Verbreitung von rechtsextremistischen Computerspielen mit meist primitiv rassistischen, fremdenfeindlichen und dem nationalsozialistischen Führerkult huldigenden Inhalten wird auf Bundesebene schon länger beobachtet. Ob es im Berichtszeitraum in Mecklenburg-Vorpommern zu einer gezielten Ausbreitung derartiger Spiele gekommen ist, ist nicht bekannt. Die zunehmende Ausstattung junger Leute - auch in den neuen Bundesländern - mit Heimcomputern läßt eine Ausbreitung dieser Machwerke jedoch befürchten. Problematisch ist, daß bei den meisten Spielen ein Hersteller nicht benannt werden kann. Meist findet die Weitergabe mittels sogenannter "Raubkopien" statt. 57 2.6 Rechtsextremismus und Gewalt Vorbemerkung: Im Unterschied zur Polizei - die alle Straftaten zählt - beschränken sich die Verfassungsschutzbehörden meistens auf die statistische Auswertung des Gewaltgeschehens, da dieses die gegenwärtige Situation in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend prägt und wichtige Schlüsse im Hinblick auf die Lageentwicklung zuläßt. 2.6.1. Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation im Jahre 1993 - Bundesgebiet Vom 1. Januar bis 30. Dezember 1993 wurden 2.232 Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation bekannt. Davon richteten sich 1.609 gegen "Fremde" (Stand: 15. 03. 94)2. Das sind rund 72 % aller Taten. Im Vorjahr ereigneten sich 2.639 Gewalttaten. Darin enthalten sind mit ca. 87 % etwa 2.300 Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender fremdenfeindlicher Motivation. Damit verringerte sich die Zahl der Gewalttaten gegenüber 1992 um 15,4 %. Die Gewalttaten forderten 1993 sieben Todesopfer (1992: 17). Allein bei dem Brandanschlag in Solingen am 29.051993 starben fünf Menschen. Weitere Einzelheiten können der nachfolgenden Statistik entnommen werden: 2 Unter den Begriff "Gewalttaten" fallen solche Straftaten, die sich gegen Leib und Leben der Geschädigten richten sowie Sachbeschädigungen mit erheblicher Gewaltanwendung. Eine Angabe zum Zeitpunkt des Sachstandes ist erforderlich, da häufig noch Nachmeldungen von Gewalttaten erfolgen oder aber Gewalttaten als im nachhinein nicht rechtsextremistisch motiviert ein58 zuschätzen sind. Rechtsextremistische Gewalttaten (bundesweit) 106 insgesamt 2.232 1992 insgesamt 2.639 3000 r 157 * Sonstige * Gegen politischen Gegner ("Linke") * Fremdenfeindliche 1992 1993 2.6.2 Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation im Jahre 1993 - Mecklenburg-Vorpommern In Mecklenburg-Vorpommern wurden 1993 111 Gewalttaten mit gesicherter oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation begangen. Das ist gegenüber dem Vorjahr (209 Gewalttaten) ein Rückgang um 46,1 %. Anmerkung: Zu beachten ist allerdings, daß es sich bei diesen Zahlen nur um Gewalttaten handelt, die dem Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern oder der Verfassungsschutzabteilung im Innenministerium bekannt geworden sind. Gerade bei den Gewalttaten gegen "Linke" dürfte eine nicht zu unterschätzende DunkelDunkelziffer ziffer vorliegen. Insoweit lassen die genannten Zahlen nur eine Trendaussage zu. In einer Übersicht des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu fremdenfeindlichen Gesetzesverletzungen im Jahre 1993 liegt Mecklenburg-Vorpommern nur noch an 11. Stelle. Mit 6,3 fremdenfeindlichen Gesetzesverletzungen pro 100.000 Einwohner besetzt das Land einen mittleren Platz und ist damit nicht mehr in einer Spitzenposition wie noch 1992. 59 Die 111 bekanntgewordenen Gewalttaten richteten sich gegen folgende Angriffsziele: Insgesamt gesehen ist also eine teilweise Verlagerung der Angriffsziele festzustellen. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Gewalttaten mit fremdenfeindlicher Zielsetzung Cincl. GUS) um 114 Taten bzw. 60 %. Die Taten gegen "Linke" stieg um 17 Taten bzw. 170 Prozent. Zeitlich verteilten sich die Gewalttaten wie folgt (nach Monaten): 18 16 14 12 8 6 4 2 0 60 J F M A M J J A S O N D Die fremdenfeindlichen Taten und die gegen "LinkeVpolitische Gegner verteilen sich dabei wie folgt: 14 " 1 ** * Gegen Fremde * - 1 * IU * Gegen "Linke" 1 : 4 IL Mi i il n i ... JÜM-. J ui M 0 N Auffällig ist hierbei, daß die Zahl der Gewalttaten in der zweiten Jahreshälfte deutlich zurückgegangen ist. Wurden im Rückgang ersten Halbjahr 76 Gewalttaten registriert (Durchschnitt: 12,6 der Gewalttaten pro Monat) waren es in der zweiten Jahreshälfte nur noch 35 (Durchschnitt: 5,8 pro Monat). Dieser Rückgang ist sowohl bei den ausländerfeindlichen wie auch bei den Taten gegen "Linke" zu bemerken. Die Entwicklung im Lande ist sehr unterschiedlich verlaufen. Während in drei Städten/Kreisen die Zahl der Gewalttaten angestiegen ist, ist die Zahl in vierzehn Städten/Kreisen gefallen. Etwa gleichgeblieben ist die Zahl - allerdings auf höchst unterschiedlichem Niveau in den anderen Kreisen. Interessant ist auch die Verteilung der Gewalttaten. Insgesamt 71 Gewalttaten verteilen sich auf neun Kreise/Städte (40 davon auf nur vier Kreise/Städte), während sich die restlichen 40 Taten auf 28 Kreise/Städte verteilen. Das heißt konkret: Es gibt eine Häufung von Gewalttaten in einigen wenigen Städten/Kreisen, während sich die Lage im restlichen Mecklenburg-Vorpommern als relativ ruhig dargestellt hat. Eine Häufung von rechtsextremistischen Gewalttaten war in folgenden Städten und Kreisen festzustellen (absolute Zahlen): die Stadt Rostock (22 Taten) der Kreis Güstrow (10 Taten) der Kreis Wolgast (9 Taten) 61 * der Kreis Greifswald (7 Taten) * die Stadt Greifswald (5 Taten) * der Kreis Grimmen (5 Taten) * die Stadt Neustrelitz (5 Taten) * die Stadt Schwerin (4 Taten) * der Kreis Schwerin (4 Taten). Die Auswertung nach absoluten Zahlen ist zu relativieren, denn ein bevölkerungsmäßig starker Kreis oder eine große Stadt hat zwangsläufig ein höheres Potential an gewaltbereiten Personen. Legt man die Gesamtgewalttatenzahl auf die Einwohnerschaft Mecklenburg-Vorpommerns um, so ergibt sich ein Durchschnitt von 5,9 Gewalttaten auf 100.000 Einwohner. 3. Linksextremismus 3.1 Vorbemerkung/ Anhänger/Mitgliederzahlen im Überblick Die in der Bundesrepublik Deutschland aktiven linksextremistischen Organisationen und Gruppierungen ließen sich auch 1993 grob in zwei große Lager aufteilen: * in Anhänger der von Karl Marx, Friedrich Engels u. a. entwickelten und bis heute in zahlreichen Ausformungen fortwirkenden Gesellschaftsund Wirtschaftstheorien, insbesondere Marxisten/Leninisten, Stalinisten, Trotzkisten oder Maoisten (dogmatischer Linksextremismus) und * in Anhänger anarchistischer Theorien bzw. Lebensweisen, z. B. militante Autonome und sonstige Sozialrevolutionäre. Trotz unterschiedlicher ideologischer Ansätze verfolgen sie jedoch gemeinsam das Ziel, die bürgerliche (parlamentarische) Verfassungsund Gesellschaftsordnung zu beseitigen und statt dessen * eine sozialistische/kommunistische Gesellschaftsordnung bzw. * eine herrschaftslose (anarchistische) Gesellschaft zu errichten. Die Lage im deutschen Linksextremismus war im Berichtszeitraum durch drei wesentliche Entwicklungen geprägt: * Fortsetzung der Diskussion um den bewaffneten Kampf innerhalb des terroristischen Lagers ("Rote Armee Fraktion", Revolutionäre Zellen), * hohe Gewaltbereitschaft in der Autonomenszene mit Schwerpunkt "Antifaschistischer Kampf", * Konsolidierungsversuche im Bereich der traditionell kommunistischen Organisationen. In Mecklenburg-Vorpommern war das herausragende Ereignis die gegen Angehörige der "Roten Armee Fraktion" (RAF) gerichtete Festnahmeaktion am 27. Juni in Bad Kleinen, bei Bad Kleinen der ein Polizeibeamter des BGS durch den RAF-Angehörigen Wolfgang GRAMS getötet wurde. Mehrere Personen wurden verletzt. GRAMS nahm sich nach den vorliegenden ErmittBad Kleinen lungsergebnissen unmittelbar darauf selbst das Leben. Darüber hinaus sorgten militante Aktivitäten der Autonomenszene gegen "Olympia 2000" in Rostock sowie linksextremistisch motivierte Anschläge in Güstrow für Schlagzeilen. 63 Traditionell kommunistische Parteien bzw. Organisationen konnten auch im Berichtszeitraum keine funktionsfähigen Strukturen errichten. Lediglich trotzkistischen Gruppen ist es gelungen, insbesondere in Rostock, Fuß zu fassen. Die Mitgliederzahlen haben sich im Jahre 1993 wie folgt entwickelt: Linksextremistische Bestrebungen im zahlenmäßigen Überblick Bundesrepublik Deutschland Organisationen und 1992 1993 sonstige Zusammenschlüsse Marxisten-Leninisten usw. 22.500 22.600 (dogmatischer Linksextremismus) - Kernorganisationen - Nebenorganisationen Militante Autonome, sonstige 6.800 6.700 Sozialrevolutionäre und Anarchisten, terroristisches Umfeld Zahl der Mitglieder nach Abzug der 28.500 28.800 Mehrfachmitgliedschaften Nicht erfaßt sind Mitglieder linksextremistisch beeinflußter Organisationen, deren Zahl 1993 nach Abzug der Mehrfachmitgliedschaften bei 12.200 lag. Beispielhaft sei hier die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" (WN-BdA) genannt, die allein über 8.500 Mitglieder verfügt. (Die Mitgliederzahlen der einzelnen Organisationen/Gaippierungen können dem entsprechenden Textteil entnommen werden.) 64 Mecklenburg-Vorpommern Organisationen und 1992 1993 sonstige Zusammenschlüsse Marxisten-Leninisten usw. keine ca. 10 1} (dogmatischer Linksextremismus) Angabe - Kernorganisationen - Nebenorganisationen Militante Autonome, sonstige keine ca. 170 Sozialrevolutionäre und Anarchisten, Angabe terroristisches Umfeld Zahl der Mitglieder nach Abzug der Eine verMehrfachmitgliedschaften läßliche Gesamtzahl kann auch für 1993 nicht genannt werden. 1) Bislang konnte nur eine Zahl im Bereich des Trotzkismus ermittelt werden. 3.2 Linksextremistischer Terrorismus 3.2.1 Die "Rote Armee Fraktion" (RAF) Die RAF ist die älteste, gefährlichste und nach der Zahl ihrer Anhänger größte linksextremistische inländische Terrororganisation in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Keimzelle ^PP war eine Gruppe, die sich ca. 1970 um die Journalistin Ulrike MEINHOF in Berlin gebildet hatte. Ihr gehörten Andreas BAADER, Gudrun ENSSLIN und Horst MAHLER an. Von Beginn an bekannte sich diese Gruppe zum MarxismusLeninismus und sah sich somit als Fraktion einer weltweiten revolutionären Bewegung. Im Vordergrund ihrer Strategie stand bzw. steht jedoch nicht die Entwicklung gesellschaftspolitischer Modelle, sondern der 65 "Primat der Praxis" in Form eines brutalen und aus dem Untergrund heraus geführten bewaffneten Kampfes, dem bereits zahlreiche Menschen (Politiker, Wirtschaftsführer, Justizund Polizeibeamte) zum Opfer gefallen sind. Veränderungen Gleichwohl paßt sich die RAF gerade in jüngster Zeit auf ideoin der RAF logischer Ebene den sich verändernden weltpolitischen Bedingungen an. Für die bereits 1992 begonnene Diskussion innerhalb der RAF und ihres Sympathisantenumfeldes über den Sinn militanter Aktionen in der jetzigen Zeit und über die weitere Vorgehensweise im Kampf um die "Revolution" ist der Vorfall in Bad Kleinen von zentraler Bedeutung. Anmerkung: Die spektakuläre Polizeiaktion am 27. Juni 1993 auf dem Bahnhof in Bad Kleinen, bei der ein Beamter der AntiTerror-Einheit Grenzschutzgruppe 9 durch den RAFAngehörigen Wolfgang GRAMS, der unmittelbar darauf Selbstmord beging, getötet und die RAF-Angehörige Birgit HOGEFELD festgenommen wurde, zeigte, daß auch Mecklenburg-Vorpommern von der RAF-Kommandoebene als Operationsgebiet genutzt wird. Hatte die RAF ihr "Stillhalteangebot" an den Staat im Hinblick auf "Tötungsaktionen" abhängig gemacht von dessen Bereitschaft, vom sogenannten "Ausmerzverhältnis gegen Revolutionäre" abzugehen, so ist die Festnahmeaktion sowie die sonstigen staatlichen Maßnahmen im Berichtszeitraum, z. B. neue Strafprozesse, gegen terroristische Gewalttäter aus der Sicht der RAF ein eindeutiger Beweis dafür, daß der Staat sein Verhalten gegenüber den "Revolutionären" nicht verändern, sondern sie "vernichten" will. Dagegen gelte es Widerstand zu leisten. Bereits der folgenschwere Anschlag eines RAF-Kommandos auf einen Gefängnisneubau am 27. März im hessischen Weiterstadt, der zwar ca. 170 Millionen DM Sachschaden verursachte, sich aber bewußt nicht gegen Personen richtete, war eine Warnung an den Staat, insbesondere in der Frage der Freilassung inhaftierter terroristischer Gewalttäter mehr Kompromißbereitschaft zu zeigen. Insoweit "waren im Berichtszeitraum gegenüber der Entspannung im Vorjahr weitere - auch gegen Personen gerichtete - 66 Anschläge der RAF zu befürchten. Sie blieben jedoch aus. Trotz der für die RAF höchst unbefriedigenden Vorgehensweise des Staates scheint die Diskussion um den bewaffneten Kampf anzuhalten. Sie hat zwischenzeitlich zu einer sichtbaren Spaltung der RAF geführt. Der Riß geht sowohl durch das Sympathisantenspektrum als auch durch den Kreis der Inhaftierten, die sich nur noch zum Teil dem Kommandobereich verbunden fühlen. Offenkundig wurde der Bruch durch einen Brief des inhaftierten RAF-Mitgliedes Brigitte MOHNHAUPT. Sie erklärte den gleichzeitigen Bruch mit einem Teil der Inhaftierten und der Kommandoebene der RAF damit, daß diese sich in der "Gefangenenfrage" zu verhandlungsbereit gegenüber dem Staat zeigten. Die Beziehungen untereinander seien zerstört, es sei keine andere Entscheidung als die Trennung mehr möglich. Frau MOHNHAUPT spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem "Verrat" durch bestimmte Inhaftierte und die RAF-Kommandoebene. Offenbar wollen die Inhaftierten um MOHNHAUPT das RAFUmfeld und andere Kräfte der gewaltbereiten Linken zwingen, für ein Aufleben "wirklich revolutionärer" Ansätze Partei zu ergreifen und die RAF nach den herkömmlichen militanten Konzeptionen neu entbzw. weiterbestehen zu lassen. Insoweit muß im Rahmen der Klärungsprozesse innerhalb des "Kollektivs RAF", das offenbar zerbrochen ist, ein Entstehen neuer terroristischer Gruppen in der Tradition der RAF befürchtet werden. Bestimmte, im Bundesgebiet begangene Anschläge, die sich bisher allerdings nur gegen Sachen richteten, deuten bereits eine entsprechende Entwicklung an. 3.2.2 "kommando revolutionäre front" in Güstrow Ende November 1993 bekannte sich ein "kommando revolutionäre front" zu einem nächtlichen Schußwaffenanschlag auf das Amtsgericht in Güstrow. Wenn auch dieses "kommando", das bereits 1992 mit einem Anschlag auf eine Filiale der Deutschen Bank in Güstrow (ca. Anschläge 500.000 DM Sachschaden) in Erscheinung trat, nach hiesiger in Güstrow Einschätzung nicht zu den Gruppen zu zählen ist, die der RAFKonzeption folgen, so bezogen sich die Täter in ihrer TaterkläGl rung auch auf die gegenwärtige Diskussion innerhalb der RAF. Der Anschlag sei, so betonen die Verfasser, aus "Solidarität mit der RAF und dem übrigen antiimperialistischen Widerstand (sie)" erfolgt. Angestrebt werde eine "neue Revolution". ,. , , . i . . Die Menschen würPS eLlrfari. tat int t aar rQt "nd dem übrigen den jedoch durch "gezielte desinformation und die ermordung von wie"/(r haben am zo" novöubs"4JS3 cks gertditigebaude m güstraty derstandskämpfem $ngeä.ri(fen und wellen h t e r w i l unsere soLidar'tt-iJfmit der mf w i e W o l f p a n p CRAMS und Mit des" ü b r i g e m tvie