betrifft &> mmmm Rechtsund linksradikale Bestrebungen Spionageabwehr Sicherheitsgefährdende Bestrebungen von Ausländern JNGSSCI JTZ1971 betrifft: VERFASSUNGSSCHUTZ 1971 Rechtsund linksradikale Bestrebungen Spionageabwehr Sicherheitsgefährdende Bestrebungen von Ausländern 13 Öffentlichkeitsarbeit des Bundesinnenministeriums Dieser Bericht faßt die Arbeit des Bundesamtes und der Landesbehörden für Verfassungsschutz im Jahre 1971 zusammen. Er schildert Entwicklung und Situation des Linksund Rechtsradikalismus, der Spionageabwehr und der sicherheitsgefährdenden Bestrebungen von Ausländern. Wir alle sind aufgerufen, unsere freiheitlich demokratische Grundordnung zu achten, sie zu erhalten und gegen Angriffe zu schützen. Dafür muß der Staatsbürger umfassend über die Kräfte informiert sein, deren Ziel die Beseitigung unserer Demokratie ist. Ich trete immer wieder der Auffassung entgegen, daß die Arbeit des Verfassungsschutzes in einem die Phantasie anregenden Dunkel geleistet wird. Deshalb gilt bei der Veröffentlichung auch dieses Jahresberichtes wieder der Grundsatz größtmöglicher Transparenz. Nicht aufgenommen in diesen Bericht sind lediglich die Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden, deren Veröffentlichung zu einer Gefährdung der inneren Sicherheit führen könnte. Neben der Unterrichtung soll dieser Bericht auch Verständnis für diejenigen wecken, deren Aufgabe es ist, Gefahren für die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland rechtzeitig zu erkennen; denn eine Demokratie kann sich nur behaupten, wenn sie nach allen Seiten wachsam und in der Lage ist, aufgrund der Arbeit ihrer Sicherheitsbehörden Angriffe gegen ihren Bestand erfolgreich abzuwehren. Ich bin der festen Überzeugung, daß auch in unserer pluralistischen Gesellschaft das Engagement jedes einzelnen, sein Einstehen für seinen Staat, für den Bestand unserer Demokratie lebensnotwendig ist. Nur wenn aktives staatsbürgerliches Bewußtsein und die vom Staat zum Schutze seiner Verfassung eingesetzten Organe zusammenwirken, wird es uns gelingen, das, was wir gemeinsam aufgebaut haben, erfolgreich gegen die Gegner unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu verteidigen. ÖMfl-WXif SS(MA / (c)Kiel P Oldenburg l\U t>Neumüster f^ +* 0 Itzehoe Lübecks Ratze fi burg -v[ix,g (c)Nürnberg ^Saarbrücken ^-/ ("") Heilbronn Bura ,(c) Isruhe Stettenfels ( * ) Regensburg SS Ludwigsburg ^..,- ' Slullaajt--'' * Offenburg (*)Augsburg @ Frei burg (^Kaufbeuren 36 Wahlparolen der NPD rtlfi"^ A S ^ d r mH">jg!^FRIEDEN FREIHEIT FORTSCHRITTI "N Der DGB Nur ein starker Staat ^~*. kann unsere **" "etW" Freiheit "v"*.""<* ^ schützen ^ s * >N-?g"SSB 0 T T 0 -PEUNERS MOBOBWEjl SF NPD DIE NEUE KRAFTDIE ORDNUNG SCHAFFT *f>5> randt und Scheel - Bauernkiller ^^SSSÜ **'v"w": NPD fordert wirksamere Verbrechensbekämpfung!! l ^ 5 5 1 " ! ^ ! ! ! ! a f t - Vertrauen zur NPi 37 Sichergestellte Waffen der Gruppe um den ehemaligen NPD-Funktionär Bernd Hengst V* ^ k^B** /^JL-."2 i ^B' B F^i-ft, *****? , . J^fefeE ^ , ^ B Vi r |ME&^ (tm) L f 1 HBBjPjj Mff ^ **:-"SSAto& ^**s ^ "^fc"! B *Htata * 3 ' " ! * - -^S^* "1llBltlr>"-"A " e M N M M J H 38 KPD-Bestang [Arade] ort. miker, iensi Reniner, N, Pensio[; 4% I Hausygäre 8' "Sf Arbeiter in /; trauen HH mittelständischen &% Betrieben 19% Mittelständische Industriearbeiter Berufe N 15% 32% [Angestellte 1 Arbeiter in mittelständischen Betrieben 23% 7 Hausfrauen Pr Mittelständische Berufe 22% seit 1969 Parolen der "Neuen Rechten" deru y Ca * F Titel von Kampfschriften der "Neuen Rechten" JMESP0K1 S"emDM15.60(obl0a_ ..1-i6S6,5Cn^afrres3M 1971+OW e IRITTE barricade REPUBLl \/\OER ;EWi UKIB; R O R O " * HfN "Aktion Widerstand" Vom Magazin "MUT" vertriebene Bildpostkarte zurWerbung fürdie Demonstrationen anläßlich des 13. August 1971 Seit dem 13. August 1961 sind 17 Millionen Deutsche eingemauert d VORSICHT JTRETMINEN! Widerstand gegen die Anerkennung der Mauer Von Anhängern der "Aktion Widerstand" in Mainz aufgehängte StrohMassenflugblatt der "Aktion Widerstand" puppe anläßlich des 13. August 1971 42 Schlagzeilen der "Deutschen National-Zeitung" U m Bundeskanzler/ warum verraten ** Deutschland? I Dos deutsche Volk wird Sie vertilge" Willy Brandts Landesverrat Agent Br Moskaus Interessen n^Q^reinSil^ndesverrat " Willy Brandts Verbrechen Bahrs DolchstoB gegen Deutschland --jyvöskgus gehorsmwster Diener Ausschreitungen deutscher Staatsbürger aus rechtsextremistischen Motiven 1971 Aufgliederung nach Monaten Zahl -- Ausschreitungen gesamt 80davon Ausschreitungen 70mit Gewaltaspekten 605040302010**> ^ -- 1 1 1 1 F 1 r- 1 1 1 ^-Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Aufgliederung nach Bundesländern Ausschreitungen gesamt davon Ausschreitungen mit Gewaltaspekten NRW Berlin Nds. Bay. Ba.-Wü. Hess. RhI.-Pf. Schl.-H. Hbg. Bremen Saarld. 44 Aufruf der "Deutschen National-Zeitung" (DNZ) 12 MARSCH JEk auf BONN! In diesen Tagen leitet die Bundesregierung den Ratifizierungsprozeß der Ostverträge ein. Die Verträge von Moskau und Warschau legalisieren Austreibung und Zerstückelung unseres Vaterlandes, brechen das Grundgesetz, lösen die Bundesrepublik vom freien Westen und bringen uns in Abhängigkeit vom Osten. Am Ende dieses Weges könnte die Bolschewisierung ganz Deutschlands stehen. In dieser weltgeschichtlich entscheidenden Stunde sind alle freiheitlichen Deutschen aufgerufen zum MARSCH AUF BONN! Die DEUTSCHE VOLKSUNION - überparteiliche Sammlung der verfassungstreuen Mitte und Rechten - wird Hand in Hand mit freiheitlich Gesinnten in einer machtvollen, disziplinierten und legalen Demonstration opportunistischen Abgeordneten des Bundestags vor Augen führen, daß Abertausende Deutsche den Auftrag des Grundgesetzes ernst nehmen, auch für jene zu sprechen, die für immer dem Sowjetimperialismus ausgeliefert werden sollen. Diese Demonstration wird vor der entscheidenden Lesung der Ostverträge, voraussichtlich zu Beginn des Frühjahrs, der Welt vor Augen führen, daß der Wille zum Recht und zur Freiheit in Deutschland lebt. Auch Sie müssen Ihre nationale Pflicht erfüllen und am Marsch auf Bonn teilnehmen! Bitte füllen Sie untenstehenden Antrag aus! Linksradikale Bestrebungen 1971 Vorbemerkung Unter dem Begriff "Neue Linke" sind ideolostischen (marxistischen, trotzkistischen und gische Tendenzen, organisatorische Entwickleninistischen) sowie anderer radikaler Gruplungen und Aktivitäten derjenigen kommunipen dargestellt, die nicht moskautreu sind. A. Allgemeine Erkenntnisse Die linksradikalen Kräfte in der BundesSchlüsse und die Tendenz zu einer gemeinrepublik Deutschland haben 1971 verstärkt samen revolutionären Strategie erkennbar um Resonanz für ihre Ziele geworben und sind. Ihre Strategie ist zunächst darauf geversucht, die Abwehrbereitschaft der Bevölrichtet, ihren Einfluß besonders in Hochschukerung gegenüber dem Linksradikalismus len zu erweitern und diesen für die Heranabzubauen. Schwerpunkte ihrer Aktivität wabildung politischer Kader einzusetzen. ren Jugend und Hochschulen, GewerkschafAlte und Neue Linke suchen soziale Konflikte ten und Betriebe sowie der öffentliche Dienst. zu verschärfen, um Ansätze für Aktionen zu In diesen Bereichen konnten die Linksradigewinnen, die ihren politischen Zielen nützkalen ihre Positionen verbessern. lich sein können. Die DKP hat ihren Mitgliederbestand auf Schwere Gewaltaktionen und Terror kleiner 34000 erhöhen, ihren Parteiapparat ausund kleinster Gruppen haben weiter zugebauen und ihre Aktivität erheblich steigern nommen und den Tod mehrerer Menschen können, sie ist aber - ebenso wie die "Soverursacht. zialistische Einheitspartei Westberlins" -- bei Im Bundesgebiet einschließlich Berlins beallen Landtagswahlen des Jahres 1971 an der standen Ende 1971 zusammen mit DKP und 5-%-Klausel gescheitert. Um so beachtlicher SEW sowie einigen von ihnen beeinflußten sind die Wahlerfolge des "Marxistischen größeren Vereinigungen insgesamt rund 390 Studentenbundes Spartakus" (MSB) an den (Ende 1970: 250) linksradikale Organisatiodeutschen Hochschulen. nen. Sie hatten etwa 89000 (Ende 1970: Auf ihrem 2. Parteitag in Düsseldorf hat sich 84000) Mitglieder. Die 130 (1970: 130) orthodie DKP noch stärker als zuvor als eine dox-kommunistischen Organisationen hatten "revolutionäre Kampfpartei" dargestellt. Sie rund 83000 (1970: 81000) Mitglieder. Unter strebt eine Änderung der gesellschaftlichen Berücksichtigung von MehrfachmitgliedschafOrdnung der Bundesrepublik Deutschland ten sind jedoch nur etwa 67000 (1970: 65000) auf revolutionärem Wege und in Etappen an. Personen organisiert. Dabei bejaht und unterstützt sie gesellschaftVon den übrigen 260 Gruppen sind 35 (1970: liche Reformen insoweit, als sie ihr geeignet 20) maoistisch mit etwa 2000 (1970: 800) Miterscheinen, die Arbeiterschaft für die Revolugliedern, 7 (1970: 5) trotzkistisch mit rund 700 tion zu gewinnen. Ihr Endziel ist der Sozia(1970: 400), 10 (1970: 5) anarchistisch mit lismus sowjetischer Prägung. 250 (1970: 80) und rund 210 (1970: 90) sonDie radikale "Neue Linke" war auch 1971 stige Gruppen der radikalen "Neuen Linken" organisatorisch stark zersplittert, obwohl mit rund 2600 (1970: 2000) Mitgliedern und einige Ansätze für größere Zusammenaktiven Anhängern. 47 Die Linksradikalen propagierten ihre Ziele wohl auf die "Abgrenzungspolitik" der DDR und Methoden in rund 900 (1970: 420) periogegenüber der BRD als auch auf die wachdischen Blättern, davon 200 der "Neuen Linsende publizistische Aktivität der DKP und ken". Insgesamt wurden 1971 16,1 (1970: anderer kommunistischer Gruppen in der 11,2) Millionen Exemplare kommunistischer BRD zurückzuführen ist. und prokommunistischer Blätter vertrieben. Insgesamt haben die radikalen Linken im Die Auflagenentwicklung zeigt die Graphik Jahre 1971 ihre Aktivität verstärkt und weiauf Seite 71. tere Teilerfolge erzielt. Die Sicherheit der Der Umfang der aus der DDR in die BundesBundesrepublik Deutschland ist durch sie republik eingeschleusten Agitationsschriften aber auch 1971 nicht ernsthaft bedroht worist weiter erheblich zurückgegangen, was soden. B. Die Tätigkeit der Kommunisten I. Ziele Die Moral der Kommunisten definierte der Vorsitzende der DKP, Kurt BACHMANN: 1. Ideologische Positionen "Die Hauptsache ist der Kampf um gesellschaftlichen Fortschritt. Moralisch ist, was Die "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) diesem Kampf dient, was ihn fördert, ihn beund die "Sozialistische Einheitspartei Westschleunigt." berlins" (SEW) bewegten sich auch im Jahre (Rede auf der Jugendkonferenz der DKP am 1971 ausschließlich auf der ideologischen 8. 5. 1971 in Hannover, unkorrigiertes Manuund politischen Linie der "Sozialistischen skript.) Einheitspartei Deutschlands" (SED). Sie beDKP und SEW betrachten sich unverändert kennen sich offen zum "Marxismus-Leninisals "Teil der weltumspannenden kommunimus". Die DKP legte ihre Politik und Ziele in stischen Bewegung". Sie bejahen die Prinziden programmatischen "Thesen des Düsselpien des "Proletarischen Internationalisdorfer Parteitages" (25. bis 28. 11. 1971) niemus", anerkennen die führende Rolle der der. Dabei hat sie die Zurückhaltung weitKPdSU und sehen es als ihre Pflicht an, den gehend fallen lassen, die sie früher bei ihren Sozialismus zu verteidigen. Sie verurteilen Zielformulierungen -- so in der "Grundsatzdie KP Chinas, weil diese eine antisowjeerklärung" von 1969 -- geübt hatte. tische Politik betreibe und die kommuniDie DKP versteht sich als "revolutionäre stische Bewegung spalte. In ÜbereinstimKampfpartei", die in der BRD auf revolutiomung mit KPdSU und SED treten die Kommunärem Wege den "Sozialismus" errichten nisten der BRD für die "Friedliche Koexiwill. Das "Grundmodell" dieser sozialististenz" ein, weil sie sich davon günstigere schen Ordnung sieht sie in den Ländern der Kampfbedingungen versprechen: sozialistischen Staatengemeinschaft -- ins"Die friedliche Koexistenz betrifft nur die Bebesondere der DDR -- verwirklicht. Um den ziehung zwischen Staaten unterschiedlicher Weg zur sozialistischen Revolution zu öffnen, Gesellschaftsordnung. Die stärkste Entfaltung streben die Kommunisten für die BRD zudes inneren Klassenkampfs, einschließlich des bewaffneten Freiheitskampfes, wird danächst eine "antimonopolistische Demokravon nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Durch tie" an, die im Wesen der "antifaschistischden Kampf um friedliche Koexistenz werden demokratischen Ordnung" entspricht, wie sie die international günstigsten Bedingungen in der DDR bis 1952 bestanden hat. des inneren Klassenkampfes geschaffen. So hilft der Kampf gegen Rüstung und MilitarisDie DKP erklärt, auch für "Reformen" zu mus, das innere Kräfteverhältnis positiv zu kämpfen, aber nur, um die Arbeiterschaft an verändern, die Bedingungen für den Weg der "revolutionäre Positionen" heranzuführen. Revolution günstiger zu gestalten." 48 (Robert STEIGERWALD, Mitglied des Sekredie Auseinandersetzungen um eine Hochtariats des DKP-PV in "uz" Nr. 45 vom 6. 11. schulreform. 1971, S. 26.) Sie bekämpften die CDU/CSU als "Hauptpartei des Monopolkapitals", die das "wichtigste Die Kommunisten bekämpften wie bisher den Sammelbecken der ultrareaktionären, natio"linken" Opportunismus (Trotzkismus, Maonalistischen und neonazistischen Kräfte" sei, ismus usw.) als "fruchtloses Sektierertum", deren Rückkehr in die Regierung verhindert das die Arbeiterklasse spalten wolle, und den werden müsse. "rechten Opportunismus" (SozialdemokraDer SPD und FDP und der Bundesregierung tismus) als "Bestandteil imperialistischer billigte die DKP "größeren Realismus" in der Ideologie und Politik". Außenpolitik zu und versicherte, alle Regierungsmaßnahmen, die -- nach kommunistischer Ansicht -- den "Interessen des arbei2. Politik tenden Volkes" und einer "realistischen" Ostpolitik dienen, zu unterstützen. Die KomDie Kommunisten setzten ihre Bestrebungen munisten übten jedoch ständig heftig Kritik fort, die äußeren und inneren Voraussetzunan der Regierungspolitik. So behaupteten gen für die "revolutionär-demokratische Umsie, das Reformprog ramm habe sich als gestaltung" der Bundesrepublik herbeizuSchlag ins Wasser erwiesen, weil die Bunführen. desregierung die Interessen des GroßkapiUm die äußeren Bedingungen zu verbessern, tals vertrete und deshalb nicht bereit sei, die setzten sich DKP und SEW dafür ein, die Unternehmergewinne und die Rüstungsausinternationale Stellung der "sozialistischen gaben zu beschneiden. Die Werktätigen Staaten", vor allem der Sowjetunion und der könnten ihre Interessen auch bei einer von DDR zu stärken und deren außenpolitische der SPD geführten Bundesregierung nur Ziele zur Geltung zu bringen. Im Vordergrund durch "Kampf" durchsetzen. stand die Forderung nach sofortiger RatifiEine wesentliche Voraussetzung für einen erzierung der Verträge von Moskau und Warfolgreichen Kampf sehen die Kommunisten in schau und ihrer "Verwirklichung" in der der Schaffung eines "demokratischen BündAußen-, Innenund der Militärpolitik. Gleichnisses aller antimonopolistischen Kräfte" zeitig traten die Kommunisten für die völker(Volksfront) unter Führung der Arbeiterrechtliche Anerkennung der DDR und für klasse. Erste Ansätze gelangen ihnen in eine "EuropäischeSicherheitskonferenz" ein. "Initiativen" für die neue Ostpolitik sowie für Sie wandten sich gegen eine "monopoldie Europäische Sicherheitskonferenz und kapitalistische Einheit Westeuropas" (die bei "Rote-Punkt-Aktionen". Der Kern des umEWG) und setzten sich für den Abzug amerifassenden Bündnisses ist nach kommunistikanischer Truppen sowie eine Revision der scher Ansicht die "Aktionseinheit der ArbeiPariser Verträge von 1954 ein. terklasse", das Zusammenarbeiten der DKP Die Kommunisten griffen die politischen, somit Sozialdemokraten und Gewerkschaftern. zialen und wirtschaftlichen Konflikte in der Als Schlüssel zur Veränderung der politischen BRD auf, bemühten sich, sie zu schüren und Lage in der BRD nannte der Düsseldorfer für ihre Ziele zu nutzen. So schalteten sie Parteitag die Stärkung der DKP. Deshalb ist sich in die Diskussionen um die "Mitbestimdie DKP bemüht, neue Mitglieder zu werben mung" und die Änderung des Betriebsverund sich durch zahlreiche Aktionen vor allem fassungsgesetzes ein, beteiligten sich an bei der Arbeiterschaft und der Jugend als die den Lohnkämpfen, den "Rote-Punkt-Aktio"Arbeiterpartei" herauszustellen, die als einnen" gegen Fahrpreiserhöhungen sowie an zige eine echte Alternative zu der bestehenMieterschutzkampagnen und verschärften den Ordnung anzubieten habe. 49 II. Methoden sich SPD-Mitglieder an einigen örtlich und zeitlich begrenzten Aktionen der DKP. Auch auf ihrem Parteitag appellierte die DKP 1. Bemühungen um "Aktionseinheit" mit mit Nachdruck an die Sozialdemokraten, eine Sozialdemokraten und Gewerkschaftern Aktionseinheit zu bilden, und sagte in ihren Parteitags-Thesen, die Kritik an der Ideolo1.1 Die Taktik der Kommunisten gegenüber gie und der Politik der rechten Führer der der SPD wechselte. In den ersten Monaten SPD sei erforderlich, dürfe jedoch nicht den des Jahres richtete die DKP schärfste Angemeinsamen Kampf von Kommunisten und griffe gegen die "rechte SPD-Führung", die Sozialdemokraten verhindern (These 40). - nach kommunistischer Einschätzung -- auf dem Boden des "staatsmonopolistischen 1.2 Die Kommunisten gehen nach wie vor Kapitalismus" steht, die Arbeiterbewegung davon aus, daß eine revolutionäre Verändespaltet und die sozialistischen Länder zerrung der bestehenden Verhältnisse in der setzen will. BRD nur möglich ist, wenn es gelingt, die in Zahlreiche kommunistische Veröffentlichunden Gewerkschaften organisierte Arbeitergen kritisierten die Beschlüsse der SPD schaft für kommunistische Ziele zu mobilisie(14. 11. 1970; 26. 2. 1971) gegen die Zusamren. Die DKP verpflichtet deshalb jeden Kommenarbeit mit den Kommunisten. Gleichzeimunisten, ein aktiver Gewerkschafter zu sein. tig bemühte sich die DKP, unzufriedene SoDie besondere Bedeutung der Gewerkschafzialdemokraten für sich zu gewinnen. Im März ten für die "Aktionseinheit" hat die DKP er1971 behauptete sie, in Hessen seien 60 Soneut in ihren Parteitagsthesen hervorgezialdemokraten der DKP beigetreten. Auf hoben: einer Pressekonferenz erklärten drei dieser "Die kommunistischen Arbeiter und AngeNeumitglieder, die "antikommunistischen Bestellten sind Teil der Gewerkschaften. Sie schlüsse" der SPD hätten sie zum Übertritt kämpfen aktiv für die den Klasseninteressen veranlaßt. dienenden Beschlüsse dieser ArbeiterorgaNachdem aber BRESCHNEW auf dem SEDnisation und ihre Durchsetzung, für die Entwicklung der Gewerkschaften als KlassenParteitag im Juni geäußert hatte, er zolle den organisation der Arbeiterklasse" (These 30). Regierungen kapitalistischer Länder Achtung, die eine Entspannungspolitik betrieben, und Deshalb war es ihr besonders wichtig, unbeHONECKER an gleicher Stelle betont hatte, schadet aller Unterschiede in politischen es bestünden Unterschiede zwischen "rechtsGrundfragen für ein einheitliches Vorgehen sozialdemokratischen Kräften" und "ultravon Kommunisten und Nichtkommunisten reaktionären" Gruppen, gegen die der Haupteinzutreten. Mit dieser Taktik hofft sie, allstoß zu richten sei, übte die DKP intern mählich Einfluß auf die Gewerkschaften zu Selbstkritik. Auf der 9. Tagung des Parteivorgewinnen. standes (3. bis 4. Juli) erklärte ein PräsiAnläßlich des DGB-Satzungskongresses im diumsmitglied, in der Agitation werde häufig Mai 1971 unterstützten die Kommunisten übersehen, daß sich der "Hauptstoß" nicht solche Bestrebungen, die auf eine Schwägegen die SPD, sondern die CDU/CSU zu chung des DGB-Bundesvorstandes im Verrichten habe. hältnis zu den Einzelgewerkschaften hinausDie DKP rief ständig die Mitglieder der SPD liefen oder bereits vorhandene Dezentralisiezum Kampf für die Verwirklichung gemeinrungsbestrebungen förderten. Es gelang samer Interessen auf (für höhere Löhne, Mitihnen jedoch nicht, das Antragsrecht für bestimmung, Ratifizierung der Ostverträge; DGB-Kongresse auf Kreisorganisationen gegen Preistreiberei und Neonazismus). Das auszudehnen, wo vereinzelt Mitglieder der kommunistische Werben um SozialdemokraDKP tätig sind. ten fand jedoch keinen nennenswerten AnAm 10. Ordentlichen Gewerkschaftstag der klang. Nur in Ausnahmefällen beteiligten IG Metall nahmen nach Angaben der DKP 50 27 DKP-Mitglieder als Delegierte teil. Die einheit mit den Gewerkschaften verfolgten DKP wertete deren Teilnahme als Beweis dadie Kommunisten das Ziel, auf lange Sicht für, "daß im Ringen um eine selbständige, als integrierter und fester Bestandteil der an den Interessen der Mitglieder orientierte Gewerkschaften anerkannt zu werden. Gewerkschaftspolitik die Zusammenarbeit von Sozialdemokraten, Kommunisten und 1.3 Im Rahmen ihrer "Aktionseinheits"-Poliparteilosen Gewerkschaftern nicht nur nottik sind die Betriebe für die DKP das wichwendig, sondern auch möglich sei". tigste Kampffeld geblieben. Hier hofft sie, (Werner CIESLAK, Mitglied des DKP-ParteiVerbündete für gemeinsame Aktionen zu gevorstandes und Referent für Wirtschaftsund winnen, weil DKP-Mitglieder am Arbeitsplatz Sozialpolitik, veröffentlicht im DKP-Pressemit nichtkommunistischen Kollegen zusamdienst Nr. 122/71 vom 5.10.1971.) mentreffen. Auf dem 9. Gewerkschaftstag der IG Druck Folgerichtig hat die DKP in ihrem Statut die und Papier, an dem einige kommunistische Betriebsgruppen als wichtigste GrundeinheiDelegierte teilnahmen, wurde eine DKP-Funkten herausgestellt und u. a. in ihren Parteitionärin in den Hauptvorstand dieser Getagsthesen gefordert, die Betriebsarbeit zu werkschaft gewählt. intensivieren: In ökonomischen Kämpfen sahen die Kom"Dazu muß vor allem die Arbeit der Betriebsmunisten auch 1971 einen wichtigen Hebel, gruppen verbessert werden. Die Arbeit unter ihren Nahzielen näher zu kommen. Ein Mitden Betriebsarbeitern muß die Unterstützung glied des DKP-Präsidiums erklärte dazu, es der ganzen Partei finden. Es ist notwendig, gelte "allen Unterschätzungen der ökonomineue Mitglieder für die Betriebsgruppen zu schen Kämpfe der Arbeiterklasse entgegengewinnen. Dem Aufbau neuer Betriebsgruppen - vor allem in Konzernbetrieben - und zutreten. Diese Kämpfe sind nach wie vor der Koordinierung ihrerTätigkeit müssen alle der wichtigste Hebel, um die Arbeiterklasse Vorstände die größte Aufmerksamkeit schenfür die Verwirklichung ihrer eigenen Interesken. Die Zahl der Betriebszeitungen ist zu sen in Bewegung zu b r i n g e n , . . . ihr Klassenerhöhen und ihr Inhalt überzeugender zu gestalten" (These 42). bewußtsein anhand eigener Kampferfahrung zu entwickeln und sie an weitergehende AufDie DKP will nach eigenen Angaben die gaben heranzuführen." -- ökonomische Zahl ihrer Betriebsgruppen auf 408 (1970: Kämpfe gewännen "unter den heutigen Beetwa 200) und die Zahl ihrer Betriebszeitundingungen des staatsmonopolistischen Kagen auf 326 (1970: rund 170) gesteigert haben. pitalismus direkte politische Bedeutung und Tatsächlich hat sie diese Zahlen nicht ganz Brisanz". erreicht. (Referat Willi GERNS', Mitglied des DKP-PräFast die Hälfte aller DKP-Betriebsgruppen sidiums, auf der VIII. Tagung des Parteivorbefindet sich in Betrieben der Metallindustandes am 27.2.1971, veröffentlicht in "uzstrie. EXTRA" o. D., S. 23.) 17 Betriebsgruppen bestehen im öffentlichen Die DKP konnte die TarifauseinandersetzunDienst, in dem über 500 DKP-Mitglieder gen in der Chemieund Metallindustrie je(überwiegend Landesund Kommunalbedoch nicht beeinflussen, obwohl sie sich andienstete) tätig sind. fänglich bemühte, die Streikbewegung zu Der Einfluß der DKP in Betrieben ist weiterradikalisieren. Ursächlich hierfür war ihre hin äußerst gering. Das zeigt sich z. B. darin, Schwäche, besonders in den chemischen daß sie mit etwa 400 Gruppen nur 0,8 % der Großbetrieben. Deshalb beschränkte sie sich rund 50000 Betriebe in der BRD erreicht (die schließlich in ihrer Streikagitation darauf, für KPD hatte vor ihrem Verbot im Jahre 1956 die -- hinter ihren Vorstellungen zurückbleinoch über rund 1400 Betriebsgruppen verbenden -- Lohnforderungen der Gewerkfügt), die Lohnauseinandersetzungen des schaften einzutreten. Jahres 1971 nicht radikalisieren konnte und Mit dieser Taktik der scheinbaren Aktionsweniger als ein Fünftel der Betriebszeitun51 gen von DKP-Betriebsgruppen, der Rest aber schen Gästen (25. September in Bad Godesvon den übergeordneten regionalen Vorstänberg mit 550 Teilnehmern) die Unterschrift den herausgegeben wird. Dennoch nimmt ihr zweier SPD-Bundestagsabgeordneter und Einfluß in Großbetrieben zu. eines führenden Gewerkschafters zu erhalDie DKP begann 1971 auch, sich mit interten, die jedoch nicht an der Tagung teilnahnationaler Betriebsarbeit zu befassen. Auf men. der Londoner Konferenz kommunistischer Zu einem "Europäischen Treffen der KriegsParteien aus 15 "kapitalistischen" europäteilnehmer, Widerstandskämpfer und Kriegsischen Ländern (11. bis 13. 1. 1971) und auf opfer" vom 18. bis 20. November in Rom zu ihrem Parteitag forderte sie eine enge ZuFragen der "Europäischen Sicherheit", das sammenarbeit der kommunistischen Bemaßgeblich von der kommunistischen "Födetriebsgruppen in internationalen Konzernen, ration Internationale des Resistants" (FIR) Austausch der Betriebszeitungen und interund ihren nationalen Organisationen (in der nationale "Solidaritätsaktionen". Im SeptemBRD die "Vereinigung der Verfolgten des ber trafen sich Vertreter der KommunistiNaziregimes") vorbereitet worden war, hatschen Partei Frankreichs und der DKP in ten acht nichtkommunistische OrganisatioSaarbrücken, um gemeinsame Maßnahmen nen aus der BRD Delegationen entsandt. gegen einen Konzern zu beraten. Für die kommunistische Volksfrontpolitik Bei ihrer Betriebsarbeit stößt die DKP zunehwirkten auch weiterhin die seit Jahren in der mend auf die Konkurrenz der maoistischen BRD bestehenden, vor allem bestimmte BeKPD/ML; häufig waren die Maoisten bei völkerungskreise ansprechenden Organisaaktuellen Anlässen (Streiks u. ä.) mit ihren tionen, wie "Landesfriedenskomitees", "DeutFlugblättern und ihren etwa 80 Betriebszeische Friedens-Union" (Mittelstand), "Westtungen schneller zur Stelle. deutsche Frauenfriedensbewegung", "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" (Antifaschisten), "Fränkischer Kreis" (Intel2. "Volksfronf'-Bestrebungen lektuelle) und "Demokratischer Kulturbund Deutschlands" (Kulturschaffende). Sie unterMit gleicher Intensität wie im Vorjahr haben stützten durch Publikationen und Veranstaldie Kommunisten ihre Bündnisbestrebungen tungen kommunistische Nahziele mit unterunter Einbeziehung bürgerlicher Kräfte schiedlicher Intensität. (Volksfront) fortgesetzt. Unter Ausnutzung Die "Bündnisse" wie auch die Hilfsorganisades Friedensund Entspannungswillens der tionen -- personell vielfach untereinander Bevölkerung warben sie wieder nichtkomund mit der DKP verwoben -- traten sowohl munistische Persönlichkeiten und Gruppen einzeln als auch -- meist örtlich - gemeinfür Initiativkreise, Ausschüsse und Komitees, sam mit politischen, gewerkschaftlichen, studie für Uneingeweihte nicht oder nur schwer dentischen sowie christlichen Gruppen und erkennbar im Hintergrund von Kommunisten einzelnen Vertretern dieser Gruppen als Vergesteuert werden. anstalter oder Einlader auf. Zwar gelang es Besonderen Wert legten die Kommunisten den Kommunisten und ihren Verbündeten darauf, Vertreter der SPD und FDP sowie der nicht, mit einer vielfältigen Agitationsund "Jungsozialisten", "Jungdemokraten", GeVeranstaltungstätigkeit das von ihnen angewerkschaften, Studentenorganisationen und strebte breite Aktionsbündnis aller demokrachristlichen Gruppen für eine Mitarbeit zu getischen und fortschrittlichen Kräfte auch nur winnen. Erfolge dieser Bemühungen hob die annähernd zu erreichen, sie vermochten aber kommunistische und prokommunistische doch häufiger als früher nichtkommunistische Presse besonders hervor. Gruppen - besonders in den Großstädten -- So war es z.B. dem "Initiativkreis Europäfür eine punktuelle Zusammenarbeit zu geische Sicherheitskonferenz" gelungen, für winnen und damit neue Ansätze für eine komeinen Aufruf zu einer Tagung mit ausländimunistisch gelenkte Volksfront zu schaffen. 52 3. Jugendund Studentenarbeit Im Rahmen der weltweiten Kampagne "Jugend klagt den Imperialismus an", die der In der kommunistischen Jugendund Stukommunistische "Weltbund der Demokradentenarbeit haben die "Sozialistische tischen Jugend" (WBDJ) durchführt, verDeutsche Arbeiterjugend" (SDAJ) und der stärkte die SDAJ insbesondere die Arbeit in "Marxistische Studentenbund Spartakus" den Betrieben zur Gewinnung von Lehrlin(MSB) sowie die DKP-Hochschulgruppen gen und Jungarbeitern, die Agitation gegen ihre Positionen gefestigt und ihre Aktivität die Bundeswehr und den Kampf für die Rativerstärkt. Über 9 0 % der Mitglieder des fizierung und "Verwirklichung" der Verträge SDAJ-Bundesvorstandes und etwa 75 % der von Warschau und Moskau. Mitglieder des MSB-Bundesvorstandes geDie Agitation der SDAJ in den Betrieben richhören der DKP, zum Teil in leitenden Funktete sich weiterhin vor allem gegen die Prationen, an. Beide Organisationen bekennen xis der Berufsausbildung und forderte ein sich in ihren Grundsatzdokumenten zum einheitliches Berufsausbildungsgesetz mit Marxismus-Leninismus, beide sind diszipliumfassender demokratischer Mitund Selbstniert und ideologisch geschlossen, beide bestimmung. unterstützen offen die Politik der DKP. Den Kampf gegen "Rechtskartell" und Wirt3.1 Die DKP hat sich seit Anfang des Jahres schaftsmonopole unterstützten mehrere bemüht, die Jugendarbeit zu verstärken. In Großveranstaltungen der SDAJ wie im Januar ihrer Parteitagthese 31 bezeichnet sich die ein "Strauß-Guttenberg-Tribunal" in Bonn DKP als "die politische Heimat der bewußund ein "CDU-Tribunal" in Essen, im Mai ein testen, revolutionär orientierten Kräfte der Kongreß "Arbeiterjugend kontra Monopole" Jugend", die den "Kampf der Gewerkschaftsin Recklinghausen sowie im Laufe des Jahjugend, der Sozialistischen Deutschen Arbeires mehrere "Tribunale" gegen namhafte terjugend und anderer ArbeiterjugendorganiIndustriebetriebe. sationen, der demokratischen und sozialistischen Schülergruppen . . . für die DurchsetInsbesondere beiden "Rote-Punkt-Aktionen" zung der Forderungen der jungen Generagegen Fahrpreiserhöhungen arbeitete die tion unterstützt." Auf der ersten DKP-JugendSDAJ zunehmend mit demokratischen Grupkonferenz am 8. Mai in Hannover erklärte die pen wie "Gewerkschaftsjugend", "JungDKP auch, "wie und gegen wen die Fordesozialisten", "Naturfreundejugend" u.a. zusammen. rungen der Jugend durchgesetzt" werden müßten: "Im gemeinsamen Kampf aller, der Starke Aktivität entwickelten die SDAJ und Arbeiter, Schüler und Studenten gegen die ihre Verbündeten auch, um die "wachsende Reichsten der Reichen, gegen die Herren der antimilitaristische Opposition der Jugend" Konzerne und Banken, gegen das Großkapiauszunutzen. Diesem Zweck dienten im Septal. Dieser Kampf ist Klassenkampf", tember ein von SDAJ und MSB Spartakus ("unserezeit" Nr.20vom 15.5.1971, S.13.) organisierter und von nichtkommunistischen Gruppen unterstützter "Solidaritätskongreß Dementsprechend proklamierte die "Sozialider Jugend - gegen Ausbeutung und Krieg" stische Deutsche Arbeiterjugend" (SDAJ), die mit 2000 Personen, darunter ausländischen der DKP in der Jugendpolitik als TransmisDelegationen und Bundeswehrsoldaten in sionsriemen dient, Aktionsziele wie EnteigUniform, in Bremen und eine Veranstaltung nung der Schlüsselindustrien, Mitbestim"Jugend gegen Militarismus" in Bochum. Am mung in den Betrieben, Schulen, UniversiParteitag der DKP nahmen ebenfalls Soldatäten, Staat und Gesellschaft, Kampf gegen ten der Bundeswehr (insgesamt etwa 20) das "Rechtskartell" (NPD, CSU und CDU), demonstrativ in Uniform teil. Kampf für den Frieden durch Bildung eines "Europäischen Jugendwerkes", das zur SDAJ und DKP agitierten in der neuen ZerAktionseinheit der Jugend beitragen soll. setzungsschrift "Links um! Zeitung für Solda53 ten" (es erschienen zwei Ausgaben), für den erweitern können. Sie verfügten am Ende des "Abbau des aggressiven NATO-Paktes", Jahres 1971 neben etwa 40 DKP-Hochschul"den Abbau des Antikommunismus" und für gruppen und Gruppenansätzen ("Betriebsden "unversöhnlichen nationalen und intergruppe Universität") erstmals über einen nationalen Klassenkampf gegen den Militaüberregionalen Studentenverband, nachdem rismus". sich der "Marxistische Studentenbund SparDKP und SDAJ fordern ihre Mitglieder auf, in takus" (MSB) nach über zweijähriger Aufbauder Bundeswehr politisch zu arbeiten: phase am 20./21. Mai in Bonn aus den Hochschulgruppen der "Spartakus - Assoziation "Die Mitglieder der SDAJ führen den Kampf Marxistischer Studenten" (AMS) gebildet gegen den Militarismus preußischer und nahatte. In seiner Grundsatzerklärung stellte zistischer Prägung in den Reihen der Bundeswehr, wenn sie zum Barras gezogen der MSB Spartakus heraus, er wisse sich werden." "der Deutschen Kommunistischen Partei ("unsere zeit", Nr. 35 vom 28. 8.1971, S. 8.) durch die gemeinsame marxistische Theorie, das sozialistische Ziel und die gemeinsame Demgegenüber treten die "Deutsche Frieantimonopolistische Orientierung im Hochdensgesellschaft/Internationale der Kriegsschulkampf solidarisch verbunden". dienstgegner", der "Verband der Kriegsdienstverweigerer" und die "SelbstorganisaDer MSB Spartakus gehört mit etwa 2000 Mittion der Ersatzdienstleistenden", in denen gliedern sowie Gruppen und Gruppenansätimmer wieder Ideen der radikalen Linken zu zen an 70 Hochschulen zu den stärksten polierkennen sind, verstärkt für Wehrdienstvertischen Studentenverbänden. Seine Entwickweigerung ein. lung wurde durch die Selbstzersplitterung Die SDAJ verstärkte ihre internationalen Beder radikalen "Neuen Linken" ebenso geförziehungen und ihre Zusammenarbeit mit der dert wie dadurch, daß Disziplin und Unter"Freien Deutschen Jugend" der DDR. SDAJwerfung der Mitglieder unter Beschlüsse der Delegationen nahmen an internationalen Führungsgremien keine politischen Richkommunistischen Jugendkonferenzen im Intungskämpfe aufkommen ließen. Diese ideound Ausland sowie an Veranstaltungen in der logische und organisatorische GeschlossenDDR teil. heit sowie das Bündnis mit dem "Sozialdemokratischen Hochschulbund" (SHB) und Die Bemühungen der SDAJ, in die Jugenddie Bereitschaft zur Solidarisierung mit allen ringe von Bund, Ländern und Gemeinden "progressiven Kräften" innerhalb der Stuaufgenommen zu werden, hatten teilweise dentenschaft und des Lehrkörpers haben Erfolg. Am Jahresende war sie Mitglied in dem MSB Spartakus bei den Wahlen zu den den Landesjugendringen Saarland, Bremen Studentenparlamenten Erfolge gebracht. und Hamburg und in 13 Kreisoder StadtEnde 1971 waren "Spartakisten" in mindejugendringen. Sie ist jedoch nur in wenigen stens 18 Hochschulparlamenten und an Städten als förderungswürdige Jugendorga11 Hochschulen im Allgemeinen Studentennisation anerkannt. Ihre andauernden Verausschuß (AStA) vertreten. suche, in den Deutschen Bundesjugendring aufgenommen zu werden, scheiterten jedoch Durch das Bündnis mit dem SHB ist der MSB im November zum vierten Mal, als die 40. VollSpartakus seit November 1970 im vierköpfiversammlung des DBJR ihren Aufnahmeangen Vorstand des "Verbandes Deutscher trag ablehnte. Studentenschaften" (VDS) vertreten. Diese Koalition haben SHB und MSB Spartakus auf 3.2 Die Kommunisten haben, begünstigt durch der 23. ordentlichen VDS-Mitgliederversammdie Zersplitterung der radikalen "Neuen Linlung vom 18. bis 21. 3. 1971 in Bonn durch ken" und durch eigenes Engagement innerdie gemeinsame Bildung des VDS-Vorstanhalb der Studentenschaft, ihre Positionen im des (drei SHB-Mitglieder und ein MSB-SparHochschulbereich festigen und ihren Einfluß takus-Mitglied) erneuert. 54 Wegen der Schwäche des in sich politisch neten Kräfte beschuldigen diese Parteien zerstrittenen SHB konnte der MSB Spartanach wie vor, die Revolution verraten zu kus seine politischen Forderungen immer haben und zu "Handlangern des Monopolstärker als die des VDS ausgeben. Das zeigte kapitals degeneriert" zu sein. sich z. B. bei den Protestdemonstrationen ge(Vgl. "Programmatische Erklärung" der Bergen das Hochschulrahmengesetz, an denen liner KPD, abgedruckt in "Rote Presse Korresich nach dem Aufruf des VDS 30000 Persospondenz" vom 30. 7.1971.) nen am 1. Dezember in den UniversitätsDie DKP bekämpfte den "Antisowjetismus" städten der Bundesrepublik beteiligten. Loder "ultralinken Spaltergruppen". Sie lehnte sungen und Forderungen der Demonstranten eine Zusammenarbeit mit den Führungskräfwie "MARX an die Uni", "Gegen Elite und ten dieser Gruppierungen, vor allem der Helotenstudium", "Gegen Kriegsforschung KPD/ML, ab, sieht aber "ihre Aufgabe darin, und Vernichtungswissenschaft", "Hochschuldie Mitglieder und Anhänger linkssektiererahmengesetz als Mittel staatsmonopolistirischer Gruppen vom Einfluß dieser Spalter scher Formierungsabsichten", Anerkennung zu lösen und für den gemeinsamen Kampf des politischen Mandats lagen auf der Linie gegen den Imperialismus zu gewinnen". des MSB Spartakus, der die Aktionen mit (Vgl. These 41 des Düsseldorfer Parteitages Unterstützung von DKP und SDAJ vorbereider DKP.) tet hatte. Auf einigen ihrer Veranstaltungen setzte sich Die Koalition des SHB mit dem MSB Spartadie DKP scharf mit Vertretern der "Neuen kus hat den Kommunisten eine SchlüsselLinken" auseinander, um sich gegen deren position für ihre Arbeit unter Studenten verideologische Vorstellungen abzuschirmen. schafft. Auch die "Sozialistische Einheitspartei WestIn Berlin konnte die "Sozialistische Einheitsberlins" (SEW), die 1970 begonnen hatte, mit partei Westberlins" (SEW) mit Hilfe ihrer einzelnen Gruppen der "Neuen Linken" zuHochschulgruppen an der Freien Universität, sammenzuarbeiten, grenzte sich nach den der Technischen Universität und der PädagoWahlen in Berlin (März) wegen sichtbarer gischen Hochschule an Einfluß gewinnen. ideologischer Gegensätze deutlicher von der Ihre Bestrebungen wurden durch die "Ak"Neuen Linken" ab. Ihre Wahlniederlage betionsgemeinschaften von Demokraten und gründete sie intern damit, daß die ArbeiterSozialisten" (ADS) in den Fachbereichen geschaft die SEW mit Politik und militanten fördert, deren Bildung die SEW eingeleitet Aktionen der "Neuen Linken" identifiziert oder unterstützt hatte. Der SEW ist es z. B. und sie deshalb nicht gewählt habe. gelungen, den AStA der Pädagogischen Zu gemeinsamen Aktionen zwischen einzelHochschule weitgehend unter ihren politinen Gruppen der "Neuen Linken" und der schen Einfluß zu bringen. Aber auch an der DKP und SEW kam es nur selten. Freien Universität konnte die SEW-Hochschulgruppe über die ADS-Gruppen Positio5. Propaganda nen in Mitbestimmungsgremien erringen. Da dem ideologischen Kampf nach Ansicht der DKP eine wachsende Bedeutung zu4. Verhältnis der Kommunisten zur kommt, bemühten sich die Kommunisten, "Neuen Linken" ihre Ideen auf vielen Wegen zu verbreiten. Das Verhältnis der Kommunisten zu den anEine besondere Rolle spielt dabei das "Inderen Linksradikalen, von denen sich die stitut für Marxistische Studien und Forschunmeisten gleichfalls Kommunisten nennen, gen" (IMSF) in Frankfurt/Main, das von Prowar weiterhin gespannt. Zwischen moskaufessor SCHLEIFSTEIN, Mitglied des DKPtreuen und maoistischen Kommunisten kam Parteivorstandes, geleitet wird. Diese Eines mehrfach zu Handgreiflichkeiten. Die von richtung entspricht den marxistisch-leninistider DKP und SEW als "Ultralinke" bezeichschen Instituten anderer kommunistischer 55 Parteien, zu denen das IMSF Verbindungen progressiver Künstler sowie von Songund unterhält. Agitprop-Gruppen. Auf vielen weiteren DKPDas IMSF veranstaltet "theoretische TagunVeranstaltungen traten Künstler aus der DDR gen" und gibt "Beiträge", "Arbeitsmateriaund der Sowjetunion auf. lien", "Informationsberichte" und einen "MarDen Kommunisten diente die in München erxismus-Digest" heraus. scheinende literarische Monatsschrift "KürDer kommunistische "Verlag Marxistische biskern" als Mittel, literarische Kreise zu beBlätter GmbH" in Frankfurt/Main veröffenteinflussen. Zu ihren Herausgebern gehören licht neben der Zweimonatsschrift "MarxiHannes STÜTZ, Referent beim DKP-Parteistische Blätter" gut aufgemachte und billige vorstand, und Oskar NEUMANN, ehemaliges "Marxistische Taschenbücher", "Marxistische Mitglied des KPD-Politbüros, jetzt Mitglied Paperbacks", "Marxistische Lehrbriefe" und der DKP. "Klassiker-Werke". Er arbeitet dabei eng mit DDR-Verlagen und anderen kommunistisch gesteuerten Verlagen zusammen. Die Schrif6. Wahlergebnisse ten werden zum großen Teil in kommunistisch Die DKP hat sich im Jahre 1971 an den Landgelenkten Druckereien hergestellt und über tagswahlen in Rheinland-Pfalz (21. März) und ein eigenes Vertriebsnetz (Werbeu. LiteraSchleswig-Holstein (25. April) sowie an der tur-Vertriebs GmbH, Neumünster, GeschäftsWahl zur Bremischen Bürgerschaft (10. Oktoführer Erich MAYER, Mitglied des DKP-Parber), die "Sozialistische Einheitspartei Westteivorstandes) abgesetzt, dem über 20 linke berlins" (SEW) an der Wahl zum AbgeordBuchhandlungen angeschlossen sind. netenhaus und an den Wahlen zu den BeAuf dem Gebiet des Films ist die kommunizirksverordnetenversammlungen (14. März) stisch beeinflußte "UNIDOC-Film GmbH" in beteiligt. München tätig. Insgesamt ergibt sich, daß die DKP bei den Die DKP hat auch die kulturelle Massendrei Landtagswahlen des Jahres 1971 - mit arbeit, die einen wichtigen Platz im ideoloAusnahme von Schleswig-Holstein -- besser gischen Klassenkampf einnimmt, verstärkt. abgeschnitten hat als die ADF bei der BunHannes STÜTZ, Referent für Bildungsund destagswahl 1969. Dagegen ist die DKP in Kulturpolitik beim DKP-Parteivorstand, führte allen drei Ländern trotz aufwendiger Wahldazu aus: kämpfe - wie bei den sechs Landtagswahlen des Jahres 1970 -- hinter den Ergebnissen "Die DKP hat immer wieder herausgestellt, der DFU bei den Landtagswahlen früherer daß ihre KulturpolitikTeii ihrer Gesamtpolitik i s t . . . Daraus ergibt sich bereits ihr KlassenJahre zurückgeblieben. Bemerkenswert ist charakter . . . Stärkt das Bündnis zwischen jedoch das gute Abschneiden der DKP bei Arbeiterklasse und Intelligenz - in ForJungwählern in Bremen, wo sie ihr bisher schungsinstituten und Entwicklungsabteilunbestes Landtagswahlergebnis erzielte. Hier gen, in Kindergärten, Schulen und Hochergab die amtliche repräsentative Wahlstatischulen, in Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen und Verlagen, bei Schriftstellern, bildenden stik, daß 9,8 % der 18bis 21jährigen Wähler Künstlern und Musikern. (14,4 % der männlichen und 4,6 % der weibEntwickelt die Elemente der demokratischen lichen) für die DKP gestimmt haben (Landesund sozialistischen Kultur im Kampf gegen durchschnitt 3,1 % ) . die Macht des Monopolkapitals." ("unsere zeit" Nr. 47 vom 20.11.1971, S. 26.) Die SEW erhielt trotz eines sehr intensiv geführten Wahlkampfes nur 33930 Stimmen Diesen Zielen dienten im Juni anläßlich des ( = 2,3%), erzielte damit aber ein besseres Dürer-Jahres ein "Kulturpolitisches Forum" Ergebnis als bei den Wahlen im Jahre 1967 der DKP und eine Ausstellung "Kunst als (22913 Stimmen = 2 % ) . Waffe" in Nürnberg und die " 1 . ArbeiterfestBei der Kommunalwahl in Baden-Württemspiele Roter Punkt" im September in Hannoberg (24. Oktober) kandidierte die DKP in ver unter Beteiligung kommunistischer und 12 Städten und Gemeinden. Sie konnte ledig56 lieh je ein Mandat im Stadtrat Mannheim und der "Deutschlandsender", dessen Sendunim Kreistag Esslingen erringen. gen sich hauptsächlich an Hörer in der BRD Bei den Kommunalnachwahlen in Hessen errichteten, den Namen "Stimme der DDR". hielt die DKP am 14. März einen Sitz im StadtDieser Sender übernahm auch das deutschrat Butzbach/Kreis Friedberg und am 13. Juni sprachige Europaprogramm von "Radio Bereinen Sitz im Gemeinderat Neuberg/Kreis lin International". "Die Berliner Welle" wurde Hanau. ebenso wie der seit 1956 in den Dienst der Damit verfügt die DKP im gesamten BundesKPD gestellte "Deutsche Freiheitssender gebiet über 63 Mandate in 45 Kommunalund 904" ganz eingestellt. Kreisparlamenten. In dieser Zahl sind auch Im August löste der "Freie Deutsche Gewerkdie kommunistischen Abgeordneten enthalschaftsbund" (FDGB) den seit 1956 besteten, die bei früheren Kommunalwahlen als henden "Ständigen Ausschuß der Deutschen Kandidaten "freier" Wählerlisten, der DFU, Arbeiterkonferenzen" auf, dem Kommunisten der "Demokratischen Linken" (DL) und der aus der BRD und der DDR angehörten. Fast "Deutschen Demokratischen Union" (DDU) gleichzeitig stellte das von der FDJ gegewählt worden waren und sich heute als steuerte "Ständige Komitee der Arbeiter"DKP-Vertreter" bezeichnen oder wegen jugend der DDR, der BRD und Westberlins" ihrer DKP-Mitgliedschaft als solche angeseine Tätigkeit ein. Damit entfielen die sehen werden können. Die Vertretung der "Deutschen Arbeiterkonferenzen", die zweiDKP in Kommunalund Kreisparlamenten mal jährlich während der Messezeit in Leipzeigt die Obersicht auf Seite 74. zig stattfanden, sowie der jährliche "Arbeiterjugendkongreß" in Erfurt. Dagegen wird 7. DDR-Aktivität gegen die Bundesrepublik die jährlich in Rostock stattfindende "ArbeiDeutschland terkonferenz der Ostseeländer, Norwegens 7.1 Die "Westarbeit" der SED wurde im Jahre und Islands", an der auch Kommunisten aus 1971 entscheidend von der "Abgrenzungsder BRD teilnehmen, wegen ihres internatiopolitik" gegenüber der BRD beeinflußt, die nalen Charakters fortgeführt. zur Auflösung oder Umbenennung einiger Ab Mitte des Jahres ging auch die Zahl der Einrichtungen führte, die seit Jahren in der in die BRD eingeschleusten DDR-Agitations"Westarbeit" eine Rolle gespielt, in ihrem schriften erheblich zurück. Es liegen AnhaltsNamen und ihrer Funktion aber an deutsche punkte dafür vor, daß "gesamtdeutsche" "Gemeinsamkeiten" erinnert hatten. Auch Publikationen nicht mehr erscheinen werden. traditionelle Großveranstaltungen, die nicht So hat sich die Redaktion der "Sozialisti"international", sondern im kommunistischen schen Briefe", die sich hauptsächlich an SoSinne "gesamtdeutsch" ausgerichtet waren, zialdemokraten und Gewerkschafter wandte, fanden seit dem Sommer nicht mehr statt. von ihren Lesern verabschiedet. Sie sollen auch nicht wieder aufleben. Auf diesem Hintergrund wandelten sich im Diese Entwicklung begann bereits Ende 1970 Jahre 1971 auch die Methoden der "Westmit der Umbenennung des "Deutschen arbeit". Die schriftliche Agitation ist nicht nur Städteund Gemeindetages" in "Städteund quantitativ eingeschränkt worden, sie grenzt Gemeindetag der DDR". Im Juli 1971 löste sich auch thematisch ab. Während immer die SED das "Staatssekretariat für westmehr die DKP und andere kommunistische deutsche Fragen" auf. Im gleichen Monat Kräfte in der BRD den publizistischen Angriff schloß sie die für die "Westarbeits"-Forgegen die innere Ordnung der BRD überschung und die für die Erarbeitung von Hinnehmen, dient die DDR-Agitation überwietergrundmaterial wichtigen Einrichtungen gend der Selbstdarstellung. "Deutsches Institut für Zeitgeschichte" und Auch die Methode der politischen Beeinflus"Deutsches Wirtschaftsinstitut" zu einem sung der Besucher aus der BRD hat sich geneuen "Institut für internationale Politik und wandelt. An die Stelle der Veranstaltungen Wirtschaft" zusammen, im November erhielt sind zunehmend "Beratungen" und Einzel57 besprechungen in der DDR getreten. SED, nären mit politischen Aufträgen in das BunFDGB und FDJ luden Sozialdemokraten, mit desgebiet dauert an. Im Jahre 1971 wurden den Kommunisten sympathisierende Ge2092 erkannt (1970: 2286). Die Entwicklung werkschafter und Angehörige sozialistisch der Reisetätigkeit in den letzten Jahren zeigt orientierter nichtkommunistischer Jugenddie Graphik auf Seite 73. und Studentengruppen zu Gesprächen in die Mehr als 1000 Funktionäre suchten VeranDDR ein. Die Teilnehmer aus dem Bundesstaltungen auf, in den meisten Fällen, weil gebiet wurden dabei nicht nur politisch und sie als Redner eingeladen waren. Ebensomethodisch unterwiesen, sondern auch anviele führten nebenher oder ausschließlich gehalten, Stimmungsberichte aus Gewerkoffen oder heimlich Gespräche mit Kontaktschaften und Jugendorganisationen und Mapersonen aus kommunistischen, prokommuterialien ihrer Tagungen mitzubringen. nistischen und demokratischen Gruppen. Diese systematische Beeinflussung von PerNach dem Reiseverkehr dieser Funktionäre sonen aus der Bundesrepublik ist geregelt konzentriert sich die SED deutlich auf zwei durch das Patenschaftssystem der SED, der Zielbereiche: die Pflege der Beziehungen zu FDJ und anderer Organisationen für beDKP und SDAJ sowie Kontakte zu Kreisen stimmte Gebiete in der Bundesrepublik. In in der BRD, die von der DKP nicht oder nur diesem Rahmen reisten auch zahlreiche Mitunvollkommen erreicht werden. glieder der DKP und SDAJ zu politischen Anleitungsgesprächen in die DDR. 7.3 Im Bundesgebiet fand im Jahre 1971 nur Obwohl die DDR mit der Neuorientierung noch eine Veranstaltung unter dem Motto ihrer "Westarbeit" demonstrieren will, es "Woche der DDR" (im Vorjahr 10) statt. Auch gebe keine deutschen Gemeinsamkeiten die Zahl der Foren der "Clubs DDR objektiv" mehr und die Verbindungen in die Bundesin Mannheim und Karlsruhe und ähnlicher republik unterschieden sich nicht von "interGruppen sowie der DFL! mit Rednern aus nationalen Beziehungen", ist das Organisader DDR ging mit rund 55 gegenüber dem tionsgefüge der Westarbeit im ZK der SED Vorjahr (rund 70) zurück. Sie waren meist und ihren Bezirksleitungen unverändert. schlecht besucht und förderten nicht die Bestrebungen für eine breite Eigendarstellung 7.2 Auch die Entsendung von DDR-Funktioder DDR in der Bevölkerung der BRD. C. Die "Neue Linke" I. Allgemeine Entwicklung Die Entwicklung der "Neuen Linken" ist deshalb gekennzeichnet durch Die "Neue Linke" bleibt vorwiegend eine Be- * verstärkte Bemühungen, überörtliche und wegung innerhalb der studentischen Jugend. überregionale Organisationen als Vorstufe Die Vielfalt ihrer Gruppen, ihre Zersplittefür die Bildung einer revolutionären Komrung und Uneinigkeit bestehen fort. Durchmunistischen Partei zu schaffen; gesetzt hat sich die Erkenntnis, das gemein- * verstärkte Agitation unter der Arbeitersame Ziel, der Aufbau des Sozialismus unter schaft; der Klassenherrschaft des Proletariats, sei * systematische Schulung ihrer Anhänger nur zu erreichen, wenn es gelingt, umfasund sende Organisationen zu schaffen und Ein- * Ausweitung ihres Einflusses im Hochschulfluß auf die Arbeiterklasse zu gewinnen. bereich. 58 II. Ideologische und organisatorische Ansätze für überregionale Organisationen Tendenzen finden sich auch bei einem im November vom "Sozialistischen Arbeiterund Lehrlingszentrum" (SALZ) und dem "Kommunistischen 1. Ideologische Tendenzen Arbeiterbund" (KAB) in Hamburg gegründeDie meisten Gruppen der "Neuen Linken" ten "Kommunistischen Bund" (KB) und dem bekennen sich zum "Marxismus-Leninismus", maoistischen "Kommunistischen Arbeiterden sie jedoch sehr unterschiedlich auslebund" (KAB) in Baden-Württemberg, denen gen. Sie orientieren sich an den Schriften sich kleinere Gruppen aus anderen BundesMAO TSE TUNGs oder STALINs oder beländern anschlossen oder unterordneten. kennen sich zum Trotzkismus oder AnarchisWeitere Gruppen und Zirkel nehmen für sich mus. Sie lehnen die kommunistischen Parin Anspruch, den Parteiaufbau zu fördern, teien sowjetischer Prägung ab, denen sie darunter der "Kommunistische Bund/ML" "Revisionismus" und Verrat an der Arbeiter(KB/ML) in Berlin und der "Kommunistische klasse vorwerfen. Die Sowjetunion ist für sie Bund" Bremen (KBB), die "Marxistische Aufdas Zentrum des modernen Revisionismus, bauorganisation" (MAO) und die Gruppe der das politische Hauptinteresse der Arbei"Revolutionärer Kampf" in Frankfurt/M. soterklasse verraten habe und weltweit mit wie die "Arbeiterbasisgruppen" (ABG) in dem Imperialismus kollaboriere. München. Alle Gruppen stimmen darin überein, nur in Auch trotzkistische Gruppen unternahmen der Einheit der Arbeiterklasse könnten die erste Versuche, sich zu vereinigen. sozialistische Revolution, die historisch auf In der maoistischen "Kommunistischen der Tagesordnung stehe, vollzogen und die Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten" Diktatur des Proletariats errichtet werden. (KPD/ML) schreitet dagegen der Zerfall fort. Alle Gruppen der "Neuen Linken" sind sich Nach mehreren Spaltungen standen sich nach wie vor darin einig, daß der Übergang Ende 1971 mindestens fünf rivalisierende zum Sozialismus nicht mit friedlichen Mitteln selbständige Fraktionen gegenüber, von erreicht und die bestehende Gesellschaftsdenen lediglich die "Fraktion Rote Fahne" ordnung nur durch "revolutionäre Gewalt" eine gewisse Bedeutung hat. beseitigt werden könne. Über Art und Zeitpunkt der Anwendung von Gewalt bestehen 2.2 Neben .den Gruppen und Zirkeln, die den jedoch unterschiedliche Auffassungen. Aufbau einer Kommunistischen Partei anstreben, entstanden neue Studentenorganisationen, die sich "Massenorganisationen" 2. Organisatorische Tendenzen nennen und für den Kommunismus gewonDie Bemühungen zur Bildung überregionaler nene Intellektuelle vereinigen wollen. Ihnen Organisationen um das "Zirkelwesen" und gehören große Teile der "Roten Zellen", den "Sektenstreit" zu überwinden, hatten "Basisgruppen" und andere Gruppen an, die erste, wenn auch begrenzte Erfolge. nach dem Scheitern der studentischen Protestbewegung an den Hochschulen entstan2.1 Die Berliner "KPD/Aufbauorganisation" den waren. konstituierte sich im Juli als Partei und nennt In Berlin gründeten im Mai einige "Rote Zelsich nunmehr "Kommunistische Partei len", die schon in der Studentenkommission Deutschlands" (KPD). Sie bildete Regionalder "Kommunistischen Partei Deutschlands/ komitees im Ruhrgebiet und in NorddeutschAufbauorganisation" (KPD/AO) die Vorarbeit land und als "kämpferische Frontorganisageleistet hatten, den "Kommunistischen Stution aller antiimperialistischen Studenten und dentenverband" (KSV), der -- organisatoIntellektuellen" eine "Liga gegen den Imrisch selbständig -- sich als "Massenorganiperialismus", die über Stützpunkte in Nordsation" der Berliner KPD versteht. Dem KSV rhein-Westfalen, Hessen und Bayern verfügt. haben sich bisher mehr als zehn "Rote Zel59 len" in Berlin angeschlossen. Im übrigen ihres Studiums als "Multiplikatoren" die reBundesgebiet sind Zellen des KSV in Bochum, volutionäre Bereitschaft vor allem in BetrieFrankfurt, Marburg, München und Erlangen ben und im Erziehungswesen vorantreiben ' entstanden. sollen. Die "Kommunistischen Studenten-Gruppen/ Deshalb sind die Hochschulen das eigentML" (KSG/ML) in Tübingen, Saarbrücken, liche Tätigkeitsfeld der "Neuen Linken" geFrankfurt, Hannover, Stuttgart, Aachen und blieben. An ihnen kämpfen sie um jeden Sitz Marburg (gemeinsames Organ "Der Rote in den Studentenparlamenten, den AllgemeiPfeil") ordnen sich dem "Kommunistischen nen Studentenausschüssen und den EntArbeiter-Bund" (KAB) in Tübingen, der scheidungsgremien und versuchen ihre An"Kommunistische Hochschulbund/ML" (KHB/ hänger in Professoren-, Assistentenund ML) in München den "Arbeiterbasis-GrupTutorenstellen unterzubringen. Sie erzwanpen" (ABG) und der "Kommunistische Stugen unter Ausnutzung der neuen Hochschuldentenbund" (KSB) in Göttingen dem "Komverfassungen in größerem Umfang die Übermunistischen Bund" (KB) unter. nahme ihrer marxistisch-leninistischen LehrEin weiteres Beispiel für diese Entwicklung veranstaltungen (sogenanntes "Sozialistiist die im Dezember vollzogene organisatosches Studium"), die der Schulung ihrer Karische Trennung der Nachfolgeorganisation der dienen, in die offiziellen Vorlesungsverder Heidelberger SDS-Gruppe "Neues Rotes zeichnisse. Forum" in "Kommunistische Gruppe Neues Rotes Forum" (KG/NRF) und "Kommuni1.1 Ende des Sommersemesters 1971 hatten stische Hochschulgruppe NRF". Gruppen der "Neuen Linken" an 28 Universitäten 424 ( = 36,5%) von 1161 Sitzen in 2.3 Organisierte Jugendgruppen haben leden Studentenparlamenten besetzt. Sie diglich die Trotzkisten und die Maoisten. Die waren ferner in 17 Allgemeinen Studententrotzkistischen Jugendorganisationen bemüausschüssen dieser Universitäten vertreten. hen sich um eine Vereinigung und um den Dieser Einfluß wird noch durch die Erfolge Aufbau einer "Revolutionären Jugendinterdes MSB Spartakus verstärkt (vgl. Abschnitt nationale". Die maoistischen Jugendgruppen B II 3.2). An der Freien Universität in Berlin teilen weitgehend das Schicksal ihrer gespalist es Gruppen der "Neuen Linken" in einitenen Partei. Von einiger Bedeutung ist hier gen Fachbereichen gelungen, die Tutorennur der "Kommunistische Jugendverband stellen überwiegend mit ihren Anhängern zu Deutschlands" (KJVD), der sich der KPD/ML besetzen und dadurch das Studium nach (Fraktion Rote Fahne) zuordnet. ihren Interessen zu gestalten. Hier werden bereits Weichen für die Zusammensetzung des künftigen Lehrkörpers gestellt. Hi. Tätigkeit an Hochschulen Wie viele Anhängerdie "Neue Linke" im Lehrkörper, bei den Assistenten und Tutoren und 1. Die Gruppen der "Neuen Linken" haben in Hochschulgremien unterbringen konnte, erkannt, daß sie in der Arbeiterschaft und ist nicht überschaubar. Einzelerkenntnisse anderen breiteren Bevölkerungskreisen lassen darauf schließen, daß ihre Zahl erkeine Basis für ihre revolutionäre Aktivität heblich ist. haben. Das hat sie veranlaßt, ihre Strategie zu ändern. Sie verzichteten weitgehend auf 1.2 An der Freien Universität in Berlin forgrößere öffentliche Aktionen, lehnten "blinderten die "Roten Zellen" im Wintersemester den Aktionismus" ab und versuchten ziel1970/71 zum erstenmal die Durchsetzung strebig die Hochschulen zu erobern. Dort ihres "Sozialistischen Studiums". Das Verwollen sie die materiellen und personellen bot des Senators für Wissenschaft und Kunst Möglichkeiten ausnutzen für die Ausbildung beantworteten sie mit "Kampftagen" und revolutionärer Kader, die nach Abschluß einer Streikwoche im Februar, mit der sie 60 den Lehrbetrieb weitgehend lahmlegten. Das Parteiinitiative" (PL/PI) ihre Tätigkeit vom Verwaltungsgericht hob das Verbot auf. Hochschulbereich auf die Betriebsarbeit umDanach propagierten die Gruppen der gestellt. "Neuen Linken" im Laufe des Jahres an vieNach dem Vorbild der DKP versuchen viele len Hochschulen ihr "Sozialistisches StudienGruppen der "Neuen Linken", in Großbetrieprogramm". ben Betriebszellen zu bilden. Sie geben BeDie Zeitung "Hochschulkampf (1. Jg. Nr. 19/ triebszeitungen heraus, die sich vorwiegend 20 vom 1.11.1971, Seite 4) - Organ des mit innerbetrieblichen Angelegenheiten be"Initiativkomitees der Roten Zellen" in Berfassen und ihre Hauptaufgabe in der Auflin -- erklärte offen, die "scheindemokratideckung angeblicher sozialer MißStände im schen Zugeständnisse (der Reformer) erBetrieb sehen. möglichten den Studenten die Einrichtung In der Betriebsarbeit scheint das "Sozialinker Seminare und ganzer linker Grundlistische Arbeiterund Lehrlingszentrum" studiengänge, durch das Vorhandensein lin(SALZ) in Hamburg, das sich im November ker Prüfer erfüllten die Prüfungen nicht die mit dem "Kommunistischen Arbeiterbund" ihnen zugedachte Funktion". (KAB) zum "Kommunistischen Bund" (KB) zusammengeschlossen hat, besonders er1.3 Die "Neue Linke" erzielte ihre Erfolge folgreich gewesen zu sein. Es verfügt über auch durch die bewußte Verletzung demoBranchenund Betriebsgruppen und gibt kratischer Spielregeln und gewaltsame AkBranchen-, Betriebsund Lehrlingszeitungen tionen (Störung von Lehrveranstaltungen, heraus. Seine Aktivisten arbeiten in GewerkVerhinderung von Sitzungen, Diffamierung, schaften und gewerkschaftlichen JugendausNötigung, psychischer Terror und physische schüssen mit. Andere Gruppen der "Neuen Gewaltanwendung gegen Hochschullehrer), Linken", besonders der maoistischen KPD/ um politische Nahziele durchzusetzen. Ihre ML, geben ebenfalls zahlreiche BetriebsBestrebungen wurden gefördert durch die zeitungen heraus und agitieren auf andere Passivität und das politische Desinteresse Weise unter Arbeitern, verfügen aber nur verder meisten Studenten, die Duldsamkeit und einzelt über Betriebsgruppen. Resignation eines Teils der Lehrenden wie auch der Leiter der Hochschulen und vielfach 2. Die Tarifauseinandersetzungen in der ein unzureichendes Ordnungsrecht. Chemieund Metallindustrie veranlaßten auch Gruppen der "Neuen Linken" zu einer verstärkten Agitation. In ihren Publikationen, IV. Tätigkeit außerhalb der Hochschulen Extraausgaben und Flugblättern stellten sie überhöhte, nicht durchsetzbare Lohnforde1. Die Tätigkeit der Gruppen der "Neuen rungen und diffamierten Gewerkschaftsund Linken" außerhalb der Hochschulen konzenSPD-Führung als Reaktionäre, die sich längst trierte sich vor allem auf die Arbeiterschaft, auf die Seite des Kapitals geschlagen hätten. bei der sie bisher keinen Anklang gefunden Sie verbreiteten Losungen wie "Weg mit den hatten. Viele Gruppen meinen, das politische Lohnleitlinien", "Gewerkschaften raus aus Bewußtsein der Arbeiter sei unterentwickelt, der konzertierten Aktion", "Machen wir die ihnen fehle die revolutionäre Bereitschaft des Gewerkschaften wieder zu einer KampforgaProletariats. Sie geben aber auch zu, die nisation der Arbeiterklasse" und "Kampf Lebensbedingungen der Arbeiterklasse nur gegen das arbeiterfeindliche Betriebsverfaswenig zu kennen. sungsgesetz". Einige Gruppen sahen deshalb 1971 in der systematischen Untersuchung "proletari3. Die trotzkistischen Gruppen haben 1971 scher Lebensbedingungen" und verstärkter die Zusammenarbeit mit ausländischen SekSchulung und Agitation ihre Schwerpunkte. tionen verstärkt. Besondere Bedeutung hatte So hat z. B. die Berliner "Proletarische Linke/ die von der "Jungen Garde - für die revo61 lutionäre Internationale der Jugend" gemeinvolutionäre Gewalt", halten aber den Zeitsam mit englischen und französischen Trotzpunkt für den Beginn der Revolution noch kisten ausgerichtete "Internationale Vernicht für gekommen. Individuelle Terrorund sammlung der Jugend" im Juli 1971 in Essen Gewaltakte lehnen sie daher in der gegenmit etwa 4000 Teilnehmern. Der Kongreß bewärtigen Phase als ungeeignetes Mittel des schloß, ein ständiges Sekretariat einzurichrevolutionären Kampfes ab. ten, um die Konstituierung einer "RevoDiese Grundauffassung hindert sie jedoch lutionären Jugendinternationale" vorzubenicht, bei geeigneten Anlässen ihren politireiten. schen Willen mit Regelverletzungen und gewaltsamen Aktionen durchzusetzen. Wann 4. Bei der Verbreitung linksradikaler Ideen, und in welcher Form Gewalt angewendet vor allem unter Schülern und Studenten, gewird, hängt nach Meinung vieler Gruppen winnen "linke Buchläden" und kleinere Vervon der Einschätzung der Klassenverhältlage der "Neuen Linken" zunehmend an Benisse, der Klassenkampfsituation und der deutung. Sie sind häufig auch Anlaufund Reife der revolutionären Bewegung ab. Kontaktstellen für Gruppen und Anhänger Einige - meist anarchistische - Gruppen der "Neuen Linken". der "Neuen Linken" meinen dagegen, der Viele von ihnen habe sich dem im Herbst Zeitpunkt für eine Revolution sei bereits ge1970 gegründeten "Verband des linken Buchkommen. Sie befürworten den bewaffneten handels" -- Sekretariat in Göttingen -- anKampf als die Form des Klassenkampfes geschlossen, um die Isolierung der auf dem und handeln entsprechend. Buchhandelssektor arbeitenden linken GrupIm April erschien eine Druckschrift mit dem pen zu überwinden und eine optimale finanTitel "RAF -- Rote Armee Fraktion - Das zielle und agitatorische Hilfsfunktion für die Konzept Stadtguerilla" die die Gewaltakte revolutionäre Bewegung zu erreichen. der im Untergrund lebenden "BAADER/ MEINHOF-Bande" ideologisch rechtfertigt und die Bildung bewaffneter WiderstandsV. Terrorismus und sonstige Gewalt gruppen fordert. Der Staat wird darin als Gewaltsystem bezeichnet, gegen das der be1. Ideologische Motivationen waffnete Kampf möglich und gerechtfertigt Alle Gruppen der "Neuen Linken" stimmen sei. nach wie vor darin überein, daß die beAuf der gleichen Linie liegt die Schrift "Die stehende Gesellschaftsordnung in der BunLücken der Revolutionären Theorie schliedesrepublik nur revolutionär, d. h. gewaltsam ßen -- Die Rote Armee aufbauen", die im beseitigt werden könne. Die "Gewalt als Juni in Berlin unter dem Tarn-Titel "VerMittel der Politik" motivieren sie jedoch kehrsrechtund Verkehrsaufklärungsheft -- ebenso unterschiedlich, wie sie sich in den die neue Straßenverkehrsordnung" verbreiAuffassungen über den Zeitpunkt der Antet wurde. Sie erläutert den jetzt zu beginwendung von Gewalt unterscheiden. Sie setnenden bewaffneten Volkskrieg unter Verzen aber die "Macht der Herrschenden" - arbeitung der Lehren von MARX, LENIN und den Staat -- mit Gewalt und Repression MAO TSE TUNG und entwickelt eine revogleich und benutzen für ihre Agitation ebenlutionäre Theorie als Anleitung zum Guerillaso wie für ihre Aktionen den Begriff "Gegenkampf. gewalt". Insoweit wird die Neigung von AnStrategische und taktische Anleitungen für hängern der radikalen "Neuen Linken", Geterroristische Gewaltakte enthalten ferner die waltakte zu begehen, stark ideologisch beauch 1971 von zahlreichen "linken Bucheinflußt. läden" verbreitete Schrift "Minihandbuch des Die meisten offen auftretenden Gruppen der Stadtguerilla" von Carlos MARIGHELLA und "Neuen Linken" fordern zwar die "Proletadie Berliner Anarchistenblätter "883" und rische Revolution" und befürworten die "re"FIZZ". 62 2. Terrorgruppen Mordes und fortgesetzter Urkundenfälschung zu 9 Jahren und 1 Monat Freiheitsstrafe Die meisten der politisch motivierten Terrornoch nicht rechtskräftig verurteilten ehemaakte sowie Fälle schwerer Kriminalität werligen Kommunarden Dieter KUNZELMANN den von kleinen revolutionären Terrorgruptätig war, beging hauptsächlich im Raum pen und Einzeltätern begangen. Vier terMünchen Terrorund Gewaltakte, darunter roristische Gruppen haben eine größere Bezwei bewaffnete Banküberfälle; Kontakte deutung erlangt. Münchener Gruppenmitglieder zur "BAABei der Ausführung zahlreicher Straftaten im DER-MEINHOF-Bande" sowie viele andere Jahre 1971, darunter bewaffnete RaubüberAnzeichen lassen darauf schließen, daß diese fälle auf Banken und Sparkassen, haben PerGruppen zusammenarbeiten und sich bei sonen, die der "BAADER-MEINHOF-Bande" ihren Terrorakten gegenseitig unterstützuzurechnen sind, wiederholt von der Schußzen. waffe Gebrauch gemacht und dabei zwei Im Laufe des Jahres sind Ansätze für die BilPolizeibeamte getötet und mehrere verletzt. dung weiterer kleiner anarchistischer TerrorDie Polizei erschoß zwei von ihnen und nahm gruppen, die sich Waffen und Sprengstoffe mehrere fest. Die Rädelsführer befinden sich beschafft haben oder zu beschaffen suchten, noch in Freiheit. sichtbar geworden. Da ihre politischen MoEine weitere terroristische Gruppe, das "Sotive die gleichen sind, ist nicht auszuschliezialistische Patientenkollektiv Heidelberg", ßen, daß sie oder einzelne ihrer Anhänger wollte bis zur Jahreswende 1972/73 tausend sich den bereits aktiven terroristischen GrupPersonen organisatorisch vereinigen, um das pen anschließen und sie verstärken. gegenwärtige Gesellschaftssystem gewaltsam zu stürzen. Die Polizei nahm im Juli die führenden Köpfe des Kollektivs fest. Die noch 3. Zahl der Terrorund Gewaltakte in Freiheit befindlichen Mitglieder scheinen sich überwiegend der "BAADER-MEINHOFDie Zahl der Terrorund Gewaltakte sowie Bande" angeschlossen zu haben. der Androhung von Gewalttätigkeiten mit Auch die sogenannten "Schwarzen Zellen" vermutlich linksradikalem Hintergrund ist im in Berlin üben Terror und Gewalt aus. In Jahre 1971 mit insgesamt 555 bekannt geihnen haben sich etwa 100 Jugendliche, wordenen Fällen gegenüber dem Vorjahr überwiegend Lehrlinge, Schüler und Arbei563 Fälle) fast gleich geblieben. Die Zahl ter, zusammengefunden. Sie orientieren der schweren Gewalttätigkeiten (Mordansich an den anarchistischen Vorstellungen schläge, bewaffnete Raubüberfälle, Körpereiner staatslosen Gesellschaft, unbeschränkverletzung und Sachbeschädigung) hat aber terFreiheitdeseinzelnen und Leugnung jeder erheblich zugenommen. Über ein Drittel der Autorität. Nach dem Wahlspruch "Macht kaGewaltund Terrorakte richtete sich gegen putt, was euch kaputt macht", propagieren Hochschulen und Schulen, die anderen übersie offen Gewalt. wiegend gegen Justizund Polizeibehörden Ihre Auffassungen und Forderungen werden sowie gegen Verkehrsbetriebe, amerikanivor allem von den Blättern "883" und "FIZZ" sche Einrichtungen sowie Banken und Sparverbreitet, die sich mit den "Genossen der kassen. Die meisten wurden in Berlin und RAF" (Rote Armee Fraktion") solidarisieren, Bayern sowie -- bedingt durch gewalttätige weil sie die gleichen Ziele verfolgten, nämAusschreitungen bei "Rote-Punkt-Aktionen" lich die "Zerschlagung des Staates und aller - in Nordrhein-Westfalen verübt. seiner Repressionsorgane". Die zahlenmäßige Entwicklung der TerrorEine andere Gruppe, die früher unter Fühund Gewaltakte sowie der Drohungen mit rung des im Dezember wegen versuchten Gewalt zeigt die Übersicht auf Seite 74. 63 D. Entwicklung der bedeutenderen Organisationen und Gruppen I. Kommunistische und kommunistisch Seit August 1971 hat die DKP in der Parteibeeinflußte Gruppen schule "Karl LIEBKNECHT" in Essen eine Internatsschule. Dort werden in Wochenlehr1. "Deutsche Kommunistische Partei" (DKP) gängen vor allem Mitglieder von Betriebsgruppen unterrichtet. DKP und SDAJ ließen 1.1 Für die DKP war das wichtigste Ereignis ferner 1970/71 mehr als 200 Mitglieder in des Jahres ihr 2. Parteitag vom 25. bis 28. Dreimonats-, Halbjahresund EinjahreslehrNovember in Düsseldorf, auf dem sie sich als gängen an Schulen der KPdSU und des Komdisziplinierte und straff organisierte Partei somol in Moskau und der SED in Berlindarstellte. Der Parteitag legte die GeneralBiesdorf ausbilden. linie der Partei in 44 "Thesen" nieder und rief in einem "Manifest" die Bevölkerung auf, 1.3 Große Bedeutung maß die DKP der Verdie DKP zu unterstützen. breitung der Parteipresse bei. Während der Um zu demonstrieren, daß die DKP die "reAbsatz der Wochenzeitung "unsere zeit" volutionären Traditionen" der deutschen Ar(uz), des Zentralorgans der DKP, und der beiterbewegung fortsetzt, wählte der Parteitheoretischen Zweimonatsschrift "Marxistitag Max REIMANN, bisher I.Sekretär der sche Blätter" kaum zunahm, erhöhte die DKP verbotenen KPD, zum "Ehrenpräsidenten" die Zahl der unregelmäßig erscheinenden der DKP. 76 ( = 83%) der neugewählten 91 "Kleinzeitungen" (Betriebsund WohngeParteivorstandsmitglieder waren früher für bietszeitungen) von rund 260 im Vorjahr auf die illegale KPD tätig. Der Parteivorsitzende über 500 im Jahr 1971. Zur Verbesserung des Kurt BACHMANN und sein Stellvertreter HerInhalts dieser Blätter gab der Parteivorstand bert MIES wurden wiedergewählt. Erstmalig einen besonderen Artikeldienst heraus. Für berief der Parteivorstand nicht nur ein Präsiihre Öffentlichkeitsarbeit ließ die DKP weiterdium (15 Mitglieder), sondern auch ein Sekrehin Presseund Informationsdienste des Partariat (7 Mitglieder), womit die DKP ihre Orteivorstandes und einiger Landesverbände ganisationsform in der Führungsspitze der erscheinen. anderer kommunistischer Parteien anglich. 1.4 Zu ihrer Finanzierung erklärte die DKP 1.2 Die DKP hatte am Jahresende - nach auf ihrem Parteitag, sie habe 1970 mehr als eigenen, im wesentlichen zutreffenden An- 6 Millionen DM eingenommen (davon 4,67 gaben - 33 410 Mitglieder, die in 1302 ParMillionen DM "Spenden" und 0,88 Millionen teigruppen (408 Betriebs-, 871 WohngebietsMitgliedsbeiträge). Ihre Ausgaben dürften und 23 Hochschulgruppen* organisiert sind. 1970 wie auch 1971 wesentlich höher geweDiese Parteigruppen sind in mehr als 200 sen sein. Kreisorganisationen, diese wiederum in 6 öffentliche Mittel erhielt die DKP nur in BreLandesund 6 Bezirksorganisationen zusammen als Wahlkampfkostenerstattung in Höhe mengefaßt. von 43 500 DM. Als marxistisch-leninistische Partei legte die DKP auf die Schulung ihrer Mitglieder und 1.5 Die engen und vielfältigen Kontakte der Funktionäre besonderen Wert, denn: DKP zur SED wurden weiter ausgebaut. Zahlreiche Studiendelegationen der DKP reisten "Die letztlich entscheidende Bedingung für zu den Patenbezirken der SED; auf höchster den erfolgreichen Kampf des Proletariats ist Parteiebene fanden Gespräche statt. An dem die Meisterung der marxistisch-leninistischen Weltanschauung." DKP-Parteitag nahm eine starke Delegation (Robert STEIGERWALD, Sekretär des DKPder SED unter Führung Albert NORDENS, Parteivorstands, in "Marxistische Blätter", Mitglied des Politbüros, teil, der auch Heinz 4/71, S. 47.) GEGGEL, Leiter der "Westabteilung" des * tatsächlich 40 einschl. Gruppenansätze SED-Zentralkomitees, angehörte. NORDEN 64 versicherte, seine Partei helfe "aktiv, ideell des "KPD-Restapparates" in Ost-Berlin und und materiell allen, die gegen den ImperiaMitglied des letzten KPD-Politbüros, Erich lismus kämpften. Er sagte der DKP: "Ihr seid GLÜCKAUF, tritt jetzt öffentlich als hauptdoch Fleisch von unserem Fleisch, ihr seid amtlicher SED-Funktionär auf. Während früGeist von unserem Geist". her die KPD neben der DKP an internationalen kommunistischen Veranstaltungen und 1.6 Um ihre politische Schwäche zu verdekan Parteitagen anderer kommunistischer ken, betonte die DKP stets, Teil der weltumParteien (zuletzt am VIII. Parteitag der SED spannenden kommunistischen Bewegung zu im Juni) teilgenommen hatte, ist sie dort seit sein. Sie betrachtete es als eine AuszeichOktober nicht mehr vertreten gewesen. nung, daß 21 Bruderparteien und die internationale kommunistische Zeitschrift "Pro3. "Sozialistische Einheitspartei bleme des Friedens und des Sozialismus" Westberlins" (SEW) hohe Funktionäre zum Düsseldorfer Parteitag entsandt hatten. Die SEW hat sich in Mitgliedschaft, Aktivität Besondere Bedeutung räumte die DKP ihren und Wirkung kaum weiterentwickeln können. Beziehungen zur KPdSU ein, deren führende Das zeigte sich bei den Wahlen zum AbRolle sie anerkennt. Mehrfach reisten -Spitgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordzenfunktionäre der DKP in die Sowjetunion, netenversammlungen, bei denen sie nur 4017 u. a. zum Parteitag der KPdSU. Die KPdSU Stimmen ( = 0,3 deg/o) gegenüber den letzten bemühte sich, die DKP durch gezielte AktioWahlen hinzugewann, ebenso wie in der nen politisch aufzuwerten. So leitete das MitStagnation ihrer Mitgliederzahl (6000), obglied des Politbüros der KPdSU, A. J. PELwohl sie zahlreiche jüngere Mitglieder aufSCHE, die Delegation seiner Partei zum Pargenommen hat. Der Abonnentenstand der teitag der DKP. Andere KPdSU-Funktionäre fünfmal in der Woche erscheinenden Zeitung besuchten die DKP und informierten sich der SEW, "Die Wahrheit" (Auflage: 14000), über deren Arbeit. blieb mit 8500 festen Beziehern ebenfalls Kontakte unterhielt die DKP auch zu andenahezu unverändert. ren, vor allem europäischen kommunistiIm Gegensatz zum Vordringen der SEW im schen Parteien. Sie entsandte zu deren ParHochschulbereich (vgl. Abschnitt B II 3.2) teitagen Delegationen, arbeitete an der Zeitblieb ihre Infiltrationstätigkeit in Betrieben schrift "Probleme des Friedens und des Soauch 1971 ohne nennenswerte Wirkung. Um zialismus" mit und war auf internationalen Einfluß in den Gewerkschaften zu gewinnen, kommunistischen Veranstaltungen vertreten. vermied sie -- wie die DKP -- alles, was sie in offenen Gegensatz zu gewerkschaftlichen 2. "Kommunistische Partei Deutschlands" Zielen und Forderungen hätte bringen kön(KPD) nen. Die SEW bekennt sich - wie die DKP - unDie illegale KPD, die zuletzt nur noch aus verändert zur internationalen kommunistieinem kleinen "Restapparat" bestanden schen Bewegung und zur Führungsrolle der hatte, trat seit dem Eintritt ihres langjähriKPdSU. Sie arbeitet mit vielen kommunistigen 1. Sekretärs, Max REIMANN, in die DKP schen Parteien zusammen und läßt Funktio(September 1971) nicht mehr in Erscheinung. näre in Moskau schulen. REIMANN erklärte, nur noch einer Partei, der DKP, anzugehören. Die internen "Informa4. "Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend" tionen" des SED-Zentralkomitees stellten (SDAJ) fest, es gebe nur noch eine kommunistische Partei in der BRD: die DKP. Der "Deutsche Die SDAJ hat ihre Mitgliederzahl infolge starFreiheitssender 904", seit dem Tag nach dem ker Fluktuation gegenüber dem Vorjahr KPD-Verbot Sprachrohr der KPD, stellte am (10 000) kaum steigern können, obwohl die I.Oktober seine Sendungen ein. Der Leiter Zahl ihrer Ortsgruppen auf über 200 (Vor65 jähr: 170) gewachsen ist. Die Erklärung der (FDJW) umbenannt. Die Zahl ihrer Mitglieder SDAJ, sie habe etwa 23 000 Mitglieder, ist (etwa 500) blieb nahezu unverändert. offenbar eine Zweckbehauptung, mit der sie Das Schwergewicht der politischen Tätigkeit ihre Aufnahme in den Deutschen Bundesder FDJW lag im schulischen Bereich, wo sie jugendring fördern will. Sie gliedert sich an einigen Oberschulen Stützpunkte bilden nach wie vor in zehn vom geschäftsführenkonnte. Die sogenannten "Sozialistischen den Bundesvorstand angeleitete LandesvorSchülerkomitees", die die FDJW im Frühjahr stände, diese in Ortsverbände und gelegent1970 in mehreren Stadtbezirken gebildet lich in Kreisverbände. Sprachrohr der SDAJ hatte, haben ihre Arbeit eingestellt, nachdem ist die in der Dortmunder Weltkreis-Verlags die meisten Angehörigen dieser Komitees GmbH erscheinende Monatsschrift "elan -- Mitglieder der FDJW geworden waren. Magazin für junge Leute" (Auflage: 21000) Versuche der FDJW, unter den Jungarbeitern geblieben. und in der Gewerkschaftsjugend größeren Ende 1971 gab die SDAJ nach eigenen glaubEinfluß zu erzielen, blieben ohne Erfolg. haften Angaben 125 Betriebs-, Lehrlingsund Berufsschulzeitungen heraus. Die von ihr behauptete monatliche Gesamtauflage 6. "Marxistischer Studentenbund Spartakus" von über 150 000 Exemplaren ist jedoch stark (MSB) überhöht. Viele Zeitungen erschienen unregelmäßig, einige nur einoder zweimal im Der "Marxistische Studentenbund SpartaJahr. kus" wählte auf seinem Gründungskongreß Die Kader der SDAJ werden nach ähnlichen (20./21.Mai in Bonn) einen Bundesvorstand, Grundsätzen wie bei der DKP in Wochenenddem 27 Personen angehören, von denen drei kursen in der BRD, aber auch im SowjetsekViertel Mitglieder der DKP sind. Zum 1. Vortor Berlins und in Moskau geschult. sitzenden wurde Christoph STRAWE, MitDie SDAJ vertiefte ihre Beziehungen zur glied der DKP, zu stellvertretenden Vorsitzen"Freien Deutschen Jugend" (FDJ) der DDR. den Jürgen BUESCHER, Mitglied der DKP, Zwischen beiden Organisationen fand ein und Michael MAERCKS, Mitglied des DKPreger Delegationsaustausch statt. Mehr als Parteivorstandes, gewählt. 650 Mitglieder und Anhänger der SDAJ beDer MSB Spartakus hat im Laufe des Jahres teiligten sich im Juli/August an einem interseine Organisation zielstrebig ausgebaut. nationalen Freundschaftslager der FDJ in Nach eigenen, wahrscheinlich zutreffenden Wilhelmstal bei Eisenach. Die Beziehungen Angaben hat sich die Zahl seiner Mitglieder zu ausländischen kommunistischen Jugendin etwa 70 Hochschulgruppen und Gruppenorganisationen wurden erweitert. Unter den ansätzen bis zum Jahresende verdoppelt Personen, die auf Einladung des sowjeti(auf über 2000). Die Gruppen werden in der schen KOMSOMOL im Juli an einem FreundRegel direkt vom Bundesvorstand angeleitet. schaftslager der Jugend der UdSSR und der Sie können sich aber, wenn z. B. an einem BRD in Uljanowsk, der Geburtsstadt LENINs, Ort mehrere Hochund Fachhochschulen beteilnahmen, befanden sich viele Mitglieder stehen, in Übereinstimmung mit dem Bunder SDAJ. Delegationen der SDAJ besuchdesvorstand zu einer Gesamtgruppe zusamten Polen, Dänemark, Italien, den Sudan, die menschließen, wie das in Hamburg, Bremen Volksrepublik Kongo (Brazzaville), Cuba und und Münster geschehen ist. Chile. Aktivität und Bedeutung der örtlichen Gruppen sind jedoch sehr unterschiedlich. Der MSB Spartakus hat seine Schwerpunkte in 5. "Freie Deutsche Jugend Westberlins" Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Der Bun(FDJW) desvorstand gibt das MSB-Organ "rote blätDie "FDJ von Westberlin" hat sich im Dezemter" heraus. Daneben propagiert die fünfmal ber in "Freie Deutsche Jugend Westberlins" jährlich erscheinende Broschüre "facit -- 66 Beiträge zur marxistischen Theorie und Polimissionen auf Bundesund Länderebene ihre tik" die Ziele des MSB. Aktivität und bemühte sich um engere Kontakte zur Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft". Auf bildungspolitischen Arbeits7. "Vereinigung der Verfolgten des tagungen forderte sie, den "antimilitaristiNaziregimes" (VVN) schen Kampf an der Basis" (Schulen, HochDie VVN, deren Mitgliederzahl infolge ihres schulen) zu verstärken, um die steigende natürlichen Mitgliederschwundes auf etwa "Militarisierung des Bildungswesens" und 10 000 gesunken ist, hat auf ihrem Bundesdie "wechselseitige Integration von Bundeskongreß (20. bis 23. Mai in Oberhausen) ihren wehr und Gesellschaft" durch ein "breites Namen durch den Zusatz "Bund der AntiBündnis" zu stoppen. faschisten" ergänzt. Sie hofft, damit und 1971 hat sich die DFU zur Wahrung ihres Pardurch die Bildung weiterer "Arbeitskreise teienstatus lediglich an den KommunalwahJunger Antifaschisten" den Mitgliederlen in Baden-Württemberg (24. Oktober) beschwund auszugleichen, besonders junge teiligt. Sie kandidierte nur in Heidenheim, wo Menschen für ihren "antifaschistischen sie mit 4 , 3 % der abgegebenen gültigen Kampf" gewinnen und ihre politische BedeuStimmen keinen Sitz im Stadtrat erhielt. tungslosigkeit überwinden zu können. Von den 66 Mitgliedern des auf dem Bundeskongreß gewählten neuen VVN-Präsidiums sind II. Gruppierungen der radikalen über die Hälfte Kommunisten. Die VVN wird "Neuen Linken" von einem Präsidium und einem geschäftsführenden Präsidium geleitet. Sie verfügt über neun Landesverbände (in Rheinland1. Maoistische Gruppen Pfalz ist sie verboten), die sich in Kreisver1.1 Die "Kommunistische Partei Deutschbände gliedern. lands/Marxisten-Leninisten" (KPD/ML), eine Die VVN ist Mitglied der internationalen komvon dem Altkommunisten Ernst AUST Ende munistischen "Federation Internationale des 1968 gegründete Partei, hat sich mehrfach Resistans" (FIR), durch die sie mit angespalten: deren nationalen kommunistischen WiderDie von AUST geleitete "Fraktion Roter Morstandskämpfer-Organisationen eng verbungen", die vor allem in Hamburg, München den ist. und Berlin auftritt, ist Ende 1971 völlig ausSprachrohr der VVN ist die Wochenzeitung einandergebrochen. Organ der Fraktion ist "die tat" mit einer Auflage von 12 000 Exemdas Blatt "Roter Morgen". plaren. Die "Fraktion Rote Fahne", geführt von einem "Zentralbüro" in Bochum, die sich vorübergehend organisatorisch gefestigt 8. "Deutsche Friedens-Union" (DFU) hatte und in den meisten Bundesländern Die von einem Direktorium und dem ge"Landesverbände" unterhielt, steht nach schäftsführenden Bundesvorstand geleitete, ideologischen und taktischen Streitigkeiten in Landes-, Bezirksund Ortsverbände geam Jahresende ebenfalls vor einer Spaltung. gliederte DFU mit ihren knapp 5000 MitglieSprachrohr der Fraktion ist die "Rote Fahne". dern, spielte auch 1971 ihre Rolle als InstruDie übrigen Abspaltungen, "Gruppe revolument kommunistischer Volksfrontpolitik weitionärer Weg" in Solingen sowie "Neue Einter. Sie unterstützte wie bisher die innenund heit" und "Sozialistische Deutsche Arbeiteraußenpolitischen Ziele der Kommunisten und partei" in Berlin, sind ohne Bedeutung gesetzte ihre Zusammenarbeit mit dem "Natioblieben. * nalrat der Nationalen Front" der DDR fort. Der "Kommunistische Jugendverband Auf dem Gebiet der Bildungspolitik verDeutschlands" (KJVD) mit etwa 30 Ortsgrupstärkte die DFU mit Hilfe besonderer Kompen und Sitz in Bochum, der sich an die 67 "Fraktion Rote Fahne" anlehnt, hat seine Der KSV richtete eine Oberschüler-KommisTätigkeit wieder aktiviert. Am Jahresende sion ein, die die Gründung eines "Kommukam es zwischen KJVD und "Fraktion Rote nistischen Jugendverbandes" (KJV) vorbeFahne" jedoch erneut zu schweren Richreiten soll. Blätter des KSV sind die "Rote tungskämpfen. Zentralorgan des KJVD ist Pressekorrespondenz" (RPK) und die Zei"Der Kampf der Arbeiterjugend". tung "Dem Volke dienen". Einige Studentengruppen, die der KPD/ML Weitere von der KPD gegründete Organisanahestehen, nennen sich "Kommunistischer tionen sind die "Liga gegen den ImperialisStudentenbund/ML" (KSB/ML). Es ist ihnen mus" und das "Rote Hilfe Komitee Westbisher nicht gelungen, einen Bundesverband berlin". zu gründen. 1.4 Der Kommunistische Bund" (KB) in Ham1.2 Der "Kommunistische Arbeiter-Bund" burg (rund 600 Mitglieder) entstand im No(KAB/ML) in Tübingen verfügt vorwiegend vember aus einem Zusammenschluß von über Ortsund Betriebsgruppen in Baden"Sozialistisches Arbeiterund LehrlingszenWürttemberg und im Saarland. Er gibt das trum" (SALZ) und "Kommunistischer ArbeiBlatt "Rote Fahne" heraus. Die ihm zuzuter Bund" (KAB) Hamburg. Die Gruppen rechnende "Revolutionäre Jugend (ML)" (RJ/ SALZ Bremerhaven, KB/ML Eutin, KB/ML ML) mit etwa zwölf Stützpunkten leistet vorFlensburg, SALZ Frankfurt und KAG Oldenwiegend Betriebsarbeit und gibt gelegentburg haben sich ihm angeschlossen. Diese lich Betriebszeitungen und ein Zentralorgan Gruppen behielten noch weitgehend ihre po"Rebell" heraus. Der KAB/ML leitet die litische Selbständigkeit, änderten aber ihren "Kommunistischen Studentengruppen (ML)" Organisationsnamen und nennen sich "Kom(KSG/ML) in Tübingen, Saarbrücken, Frankmunistischer Bund Gruppe . . . " (Ortsname). furt/M., Stuttgart, Aachen und Marburg an. Sie stellten die bisher von ihnen herausgegeIhr gemeinsames Organ ist "Der Rote Pfeil". benen Zeitungen zugunsten der gemeinsamen politischen Zeitung "Arbeiterkampf" 1.3 Die "Kommunistische Partei Deutschund des theoretischen Organs "Unser Weg" lands" (KPD) (früher: "KPD/Aufbauorganiein. Der KB bereitet die Gründung eines sation") in Berlin, die die Diktatur des Pro"Sozialistischen Studentenbundes" (SSB) letariats errichten und den "Sozialismus als vor. Übergangsetappe zur klassenlosen Gesellschaft, dem Kommunismus", aufbauen will, konnte sich organisatorisch festigen und auf 2. Trotzkistische Gruppen das übrige Bundesgebiet ausdehnen. In Berlin hat die KPD etwa 100 Mitglieder, die überDie trotzkistische Bewegung in der Bundeswiegend Studenten sind. republik ist in mehrere konkurrierende RichSie unterhält einen eigenen Verlag, gibt als tungen gespalten. Zentralorgan die "Rote Fahne" und als "BeDie "Gruppe Internationale Marxisten" (GIM) triebszellen-Zeitung" die "Kommunistische mit 200 Mitgliedern ist hauptsächlich in HamArbeiterpresse" in acht verschiedenen Beburg, Berlin, Stuttgart, Nordrhein-Westfalen triebsausgaben heraus. und im Main-Gebiet tätig. Ihre JugendorgaIm Mai gründete die KPD den "Kommunistinisation, die "Revolutionär-Kommunistische schen Studentenverband" (KSV) (etwa 350 Jugend" (RKJ) mit etwa 250 Mitgliedern in Anhänger) als ihre studentische "Massenor20 Gruppen zweier Regionalbezirke konganisation", dem sich in Berlin mehrere "Rote stituierte sich auf ihrer 1. "National KonfeZellen" anschlossen und sich in KSV-Zellen renz" im Mai in Frankfurt als Bundesorganiumbenannten. Nach diesem Vorbild und unsation. Auf ihrer 2. "National Konferenz" im ter Anerkennung der KSV-Leitsätze entstanOktober in Köln erörterte die RKJ Fragen der den solche Zellen auch in München, ErlanVereinigung mit weiteren trotzkistischen gen, Frankfurt, Marburg, Bonn und Bochum. Gruppen. 68 Die Gruppe "Internationale Kommunisten ihm zusammenarbeitenden "MarxistischDeutschlands" (IKD), die mit ihrer JugendLeninistischen Hochschulgruppen", organisation "Spartacus -- Kommunistische die "Kommunistische Räteorganisation" Jugendorganisation" etwa 200 Mitglieder (KRO) und die hat, ist hauptsächlich in Berlin, Kiel, Hildes"Marxistisch-Leninistische Hochschulheim, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und im organisation" (MLHO) in Kiel, Rhein-Main-Gebiet tätig. (beide zur Bedeutungslosigkeit herabgeGIM und IKD nehmen beide die Bezeichnung sunken), "Deutsche Sektion der IV. Internationale" für sich in Anspruch. der neugegründete "Thälmann Kampfbund/ Eine dritte Gruppe "Revolutionäre Marxisten ML" in Kiel, in Deutschland (Trotzkisten)" ist aus dem der "Kommunistische Bund" (KB) in GötKreis um die trotzkistische Zeitschrift "Intertingen, Wilhelmshaven, Osnabrück, nationale Arbeiterkorrespondenz" (IAK) in Wolfsburg und Bremen, Frankfurt/M. hervorgegangen. Zu ihr bekennt die "Kommunistische Gruppe/Neues Rotes sich die Jugendorganisation "Junge Garde - Forum" in Heidelberg, für die revolutionäre Internationale der Jugend", deren knapp 100 Mitglieder - hauptder "Bund Kommunistischer Arbeiter" in sächlich in Nordrhein-Westfalen - sich als Freiburg, "Linkstrotzkisten" bezeichnen. die "Arbeiter-Basis-Gruppen" (ABG) in München mit ihrem "Kommunistischen Hoch3. Sonstige Gruppen schulbund/ML", die "Rote Fahne Organisation" in 3.1 Neben den aufgeführten maoistischen Saarbrücken. und trotzkistischen Organisationen bestehen - vorwiegend an den Hochschulorten - weiAn Hochschulen dominieren noch immer die tere örtliche Gruppen der "Neuen Linken", "Roten Zellen" in Fakultäten oder Fachbedie überwiegend von Studenten getragen reichen, von denen im Laufe des Jahres anwerden und unterschiedliche Bedeutung nähernd 100 tätig geworden sind. Daneben haben. Sie haben meist weit weniger als bestehen zahlreiche weitere Studentengrup100 Mitglieder. Ihre Tätigkeit konzentriert pen, die sich "Kommunistische" oder "Soziasich auf die Schulung der Mitglieder und Anlistische" oder auch "Marxistisch-Lenihänger und auf die Herausgabe von Zeitunnistische" Hochschuloder Studentengruppe gen, Betriebszeitungen und Flugblättern, die nennen, ferner zahlreiche linksradikale "Bavorwiegend im Abzugsverfahren hergestellt sisund Projektund Initiativgruppen" sowie werden. Kollektive. Sie haben insoweit Bedeutung, als sie bei Zusammenschlüsse und Zusammenarbeit bestimmten politischen Anlässen, unterstützt dieser Gruppen gibt es nur dort, wo sie sich von ihren Anhängern, gemeinsam mit andeeiner Partei oder einem "Parteiansatz" unterren Gruppen zu einem beachtlichen Störfakordnen. Manche linksradikalen Studententor werden. gruppen sind auseinandergebrochen, weil Solche Gruppen sind z. B. sie sich über die Frage der Unterordnung nicht einigen konnten. die "Proletarische Linke/Parteiinitiative" (PL/ Von solchen Gruppen werden Zeitungen, PI) in Berlin, "Infos", Kommentare, Extraund Flugblätter der "Kommunistische Bund/Marxistenherausgegeben, die - häufig sehr unregelLeninisten" (KB/ML) in Berlin und die mit mäßig - in großer Zahl erscheinen. 69 E. Beurteilung I. Nach dem derzeitigen Entwicklungsstand splitterung zunächst andauern, auch wenn ist damit zu rechnen, daß die kommunistische ihre Gruppen -- wie sich das 1971 wieder Aktivität und die Versuche kommunistischer deutlich zeigte -- gleiche revolutionäre Ziele Organisationen zunehmen werden, nichtverfolgen und Anzeichen für überregionale kommunistische Gruppen und PersönlichZusammenschlüsse sichtbar wurden. Der keiten für eine Zusammenarbeit zu gewinnen, Dogmatismus der bedeutenderen Gruppen die ihr ein breiteres Wirken in der Bevölkewirkt größeren Zusammenschlüssen entgerung ermöglichen soll. Das haben die progen. Der "Neuen Linken" fehlen nach wie grammatischen Forderungen der DKP auf vor führende Persönlichkeiten mit Ausstrahihrem Düsseldorfer Parteitag ebenso gezeigt lungsund Überzeugungskraft, die einen wie ihre zielstrebige Arbeit im Jahre 1971. Einigungsprozeß fördern könnten. Diesen Bemühungen kommt die Bereitschaft Die politische Agitation der "Neuen Linken" gewisser Kreise entgegen, Kommunisten in wird vor allem bei Schülern und Studenten vielen Bereichen des gesellschaftlichen Leauch weiterhin Anklang finden, welche die bens als Partner zu akzeptieren. bürokratischen Strukturen in den Staaten Die DKP stellt sich als Partei der Jugend dar. des Sowjetblocks ablehnen. Deshalb ist Es wächst auch der Einfluß kommunistischer weder an den Hochschulen noch im außerStudenten an den Hochschulen. In Bremen universitären Bereich mit einem Ende der wählten 14,4% der männlichen Jungwähler Bewegung der "Neuen Linken" zu rechnen. die DKP. Auch der Anteil junger Menschen Das gilt besonders für die Hochschulen, an an Mitgliedschaft und Führung der DKP ist denen "Neue Linke" Positionen im Lehrverhältnismäßig hoch, eine Entwicklung, die körper, der studentischen Selbstverwaltung, durch den wachsenden Einfluß der "Soziain Entscheidungsgremien und Fachbereichen listischen Deutschen Arbeiterjugend" unter besetzen konnten. Lehrlingen und Jungarbeitern gefördert wird. Die Entwicklung der Neuen wie auch der In der DKP selbst sind die Voraussetzungen Alten Linken an den Hochschulen wird durch für eine Weiterentwicklung der Partei ebendie "Erstsemester-Beratungsstellen" ebenfalls günstig. Sie verfügt über eine wachso gefördert wie durch die Berufung marsende Zahl von Funktionären, die in Moskau xistischer Hochschullehrer und durch die und Ost-Berlin intensiv für den Kampf gegen "Sozialistischen Studienprogramme". Dabei die verfassungsmäßige Ordnung der BRD * kommt ihnen die anhaltende politische geschult worden sind. Eine nennenswerte Gleichgültigkeit der "schweigenden MehrOpposition gibt es in ihren Reihen nicht. heit" der Studenten und die Resignation vieler Hochschullehrer und HochschulverwalII. Bei der radikalen "Neuen Linken" wird tungen entgegen. die organisatorische und ideologische Zer70 Auflagen der periodischen Schriften des Linksextremismus 1971 1970 1969 1968 1967 Gesamtauflage 1 R nnr\ nnn _ 1 ^ noo 000 14 000 000 1 T nnn nnn Parteischriften -- 1 o nnn nnn 11 nnn nnn 1 n nnn nnn Q nnn nnn y uuu uuu D r \ nnn 7 nnn nnn R nnn nnn 0 UUU UUU yi nriri nnn / '.. .** o nnn nnn Schriften der ', /' Hilfsorganisationen *\ ,** PS UUU UUU 1 UUU UUU "X, nicht organisationsgebundene X Schriften 71 Stimmenanteil der KPD, DKP, SEW, DFU, WV und des BdD bei Landtagswahlen KPD Rheinland-Pfalz 1951 1955 1959 1963 1967 1971 1947 1951 1955 1959 1963 1967 1971 62.483 50.896 6.613 23.585 22.871 1 7.841 19.290 21.244 18.229 10.153 10.607 17.240 13.828 4,3% 3,2% 0,4% 1,3% 1,2% 0,9% 8,8% 6,4% 5,0% 2,6% 2,68% 4,25% 3,13% 1 > Wählervereinigung gegen atomare Aufrüstung für Frieden und Verständigung Schleswig-Holstein Berlin SED-W KPD SEW KPD 1950 1954 1958 1962 1967 1971 1954 1958 1963 1967 1971 28.319 24.731 6.037 13.758 11.526 5.264 41.375 31.572 20.929 29.913 33.930 2,2% 2,1% 0,5% 1,2% 0,9% 0,4% 2,7% 1,9% 1,4% 2,0% 2,3% Funktionäre aus der DDR mit politischen Aufträgen im Bundesgebiet Januar Februar August September Oktober November Dezember März April Mai Juni Juli350 300 250 / ** 1 *"*f 200 * * *:' / I 150 jff \ --i Si <>--< " ** V i> *' / 100 li *, y * y i **-* 50 1969 1970 1971 73 Vertretung der DKP in Kommunalund Kreisparlamenten Bundesland KreisAnzahl StadtAnzahl GemeinAnzahl Insgesamt parlader parlader deparlader PariaMandate mente Mandate mente Mandate mente Mandate mente Nordrhein-Westf. - 1 2 1 2 2 4 Hessen 2 3 5 6 7 9 Rheinland-Pfalz - - 5 6 5 6 Bayern 1 1 1 1 2 2 Baden-Württbg. 1 1 5 6 2 2 8 9 Saarland 4 8 16 24 20 32 Niedersachsen - - 1 1 1 1 Insgesamt 13 20 31 42 45 63 Gewaltanwendung und -androhung mit vermutlich linksradikalem Hintergrund I. Terrorakte 1971 1970 1969 Mordanschläge 10 -*) - Sprengstoffanschläge 29 61 28 Brandstiftungen 40 56 20 79 117 48 Gewaltakte Körperverletzung 53 13 23 Sachbeschädigung 76 71 125 Sonstige 159") 78**) 390 288 162 538 III. Androhungen von Mord und Entführungen 15 38 8 Sprengstoffund Brandanschlägen 158 206 79 Sonstigen Gewaltakten 15 40 17 188 284 104 Insgesamt 555 563 690 *) Drei Mordanschläge wurden 1970 statistisch nicht gesondert ausgewiesen; sie sind in der Rubrik Körperverletzung und sonstige Gewaltakte enthalten. **) Darunter bewaffnete Raubüberfälle 1970:4; 1971; 8 74 Die Spionageabwehr 1971 1. Allgemeine Entwicklung Auch im Jahre 1971 setzten die Nachrichtenheitsbehörden freiwillig offenbart. Das bedienste der kommunistischen Staaten ihre deutet zwar einen Rückgang gegenüber dem geheimdienstlichen Operationen gegen die Jahr 1970, in dem sich 57% aller AngesproSicherheit der Bundesrepublik Deutschland chenen den Sicherheitsbehörden selbst geunvermindert fort. Die Ausspähung gegen die stellt hatten. Dieser Rückgang hängt aber Bundesrepublik Deutschland ging dabei nach mit dem Erfolg der Abwehrbehörden zusamwie vor überwiegend von den Nachrichtenmen, bestimmte Massenanbahnungsaktiodiensten der DDR aus. nen eines DDR-Nachrichtendienstes bereits In allen kommunistischen Staaten gehört die in den Anfängen erkannt und ihren Erfolg politische, militärische, wirtschaftliche und rechtzeitig und nachhaltig vereitelt zu haben. wissenschaftliche Ausspähung nichtkommuInfolgedessen fielen gerade bei den brieflich nistischer Länder durch Geheimdienste weiAngesprochenen weniger Erkenntnisfälle ter zu den vorrangigen Aufgaben. Die gleichaufgrund von Offenbarungen an. Der prozenbleibenden Anstrengungen der Dienste dietuale Rückgang der sogenannten "Selbstgeser Staaten kennzeichnen die Bedeutung, steller" spricht deshalb nicht für ein Nachlasdie sie der geheimen Nachrichtenbeschafsen der Bereitschaft zur Offenbarung nachfung weiterhin beimessen. richtendienstlicher Kontakte. Vielmehr liegen Diese Ausspähtätigkeit bedeutet nach wie Anzeichen dafür vor, daß die Wachsamkeit vor eine ernstzunehmende Gefahr für die gegenüber gegnerischen WerbungsversuSicherheit der Bundesrepublik. chen und die Entschlossenheit, entsprechende Angebote von vornherein abzuleha) Den Spionageabwehrbehörden wurde im nen, insgesamt gesehen zunehmen. HierJahre 1971 im Verhältnis zum Vorjahr eine zu haben nicht unwesentlich die Aufrufe um rund 22% höhere Anzahl von Personen des Bundesinnenministers beigetragen, mit bekannt, die von kommunistischen Nachrichdenen er Personen, die sich in nachrichtentendiensten zur Spionagetätigkeit gegen die dienstliche Beziehungen hatten verstricken Bundesrepublik Deutschland aufgefordert lassen, auf die Möglichkeit hinwies, bei freiworden waren. Vor allem auf brieflichem williger Aufdeckung ihrer Tätigkeit StrafmilWege wurde in deutlich zunehmendem Maße derung oder sogar Straferlaß zu erhalten. versucht, Agenten anzuwerben. Von den "Selbstgestellern" hatten 84% von Nicht zuletzt aufgrund der vorbeugenden Aufvornherein eine Mitarbeit abgelehnt oder klärungstätigkeit der Sicherheitsbehörden waren trotz einer entsprechenden Verpflichist jedoch auch die Zahl der bekanntgewortung nicht tätig geworden; die restlichen Perdenen Fälle, in denen die Bemühungen gegsonen hatten vor ihrer freiwilligen Offenbanerischer Nachrichtendienste um Anwerbung rung Aufträge ausgeführt. von Agenten gescheitert sind, im Jahre 1971 erkennbar gestiegen. b) Die Zahl der erkannten Spionageaufträge Im Jahre 1971 haben 45% aller Personen, ist seit einigen Jahren im wesentlichen kondie erkanntermaßen von kommunistischen stant. Im Jahre 1971 ist sie geringfügig zuSpionagediensten zur Mitarbeit angeworben rückgegangen. In der sachlichen Zielrichtung werden sollten oder auch für sie gearbeitet hat sich das Schwergewicht der gegnerischen haben, sich sofort oder später den SicherAufträge noch mehr auf den militärischen 75 Bereich verlagert. Die Auswertung der bei der Spionageabwehr der Bundesrepublik der Spionagebekämpfung gewonnenen ErDeutschland ist immer noch ungleich. In kenntnisse ergibt, daß besonders die Nachenger Zusammenarbeit der Verfassungsrichtendienste der DDR noch qualifizierteres schutzbehörden mit dem Militärischen AbPersonal als bisher eingesetzt und die techschirmdienst konnten jedoch bisher die gegnische Ausrüstung verbessert haben. nerischen Aktivitäten nachhaltig gestört und Das Kräfteverhältnis zwischen den Spionageviele Aktionen östlicher Geheimdienste aufdiensten der kommunistischen Staaten und geklärtwerden. 2. Art und Umfang des gegnerischen Agenteneinsatzes, Werbungsmethoden Seit Jahren gehen rund 8 0 % der gesamten sowohl unter Bewohnern der Bundesten nachrichtendienstlichen Aktivität der östrepublik als auch unter Personen aus dem lichen Staaten gegen die Bundesrepublik eigenen Machtbereich (Beispiel: Aussiedler, von Nachrichtendiensten der DDR aus. Sie Besuchsreisende in die Bundesrepublik nutzen dabei die besonderen politischen und Deutschland). geographischen Verhältnisse im geteilten Neben dem Einsatz von Einzelagenten verDeutschland aus, die ihnen günstige Vorzichten die östlichen Geheimdienste aber aussetzungen für die Rekrutierung, die verauch nicht auf das Führungsmittel sogenannhältnismäßig gefahrlose Führung und eine ter "legaler Residenturen" (vgl. 3). zentrale Steuerung ihrer Agenten bieten. Die Methoden dieser Nachrichtendienste Der überaus umfangreiche und auf westsind im wesentlichen unverändert geblieben. licher Seite freizügige Reiseverkehr zwischen Nach wie vor werden die meisten angesproder Bundesrepublik und dem gesamten Ostchenen Personen bei Aufenthalten im komblock ermöglicht es aber auch den Nachrichmunistischen Machtbereich, sei es bei Vertendiensten der anderen kommunistischen wandtenbesuchen, bei beruflichen AufentStaaten, Agententreffen im eigenen Land halten, Messebesuchen, Urlaubsreisen, bei oder im befreundeten Ausland abzuwickeln Besuchen Ost-Berlins oder auch auf den Verund dadurch das Risiko der Agenten zu verbindungswegen von und nach Berlin, zur ringern. Die sowjetischen Nachrichtendienste Mitarbeit aufgefordert. Das Versprechen von KGB (zivil) und GRU (militärisch) unterhalten finanziellen oder persönlichen Vorteilen, zu diesem Zweck in Berlin-Karlshorst die nachrichtendienstliche Ansprache unter "Außenstellen", die in ihrer Struktur den einem unverfänglichen Vorwand oder unter Moskauer Zentralen entsprechen. Von KarlsTäuschung ("falsche Flagge"), die Benuthorst aus lenken sie überwiegend die Spiozung von Druckmitteln, aber auch die Ausnage gegen die Bundesrepublik und zum Teil nutzung ideologischer Motive gehören zum auch gegen das westeuropäische Ausland. Katalog jener Mittel, die diese NachrichtenFür die geheimdienstliche Ausspähung der dienste bei ihren Anwerbungsbemühungen Bundesrepublik setzen die östlichen Nachseit jeher anwenden. richtendienste nach wie vor überwiegend Die östlichen Geheimdienste setzten auch Einzelagenten ein. 1971 viele Instrukteure und Kuriere ein, die Die Nachrichtendienste der DDR und die aus dem eigenen Machtbereich unter falscher sowjetischen Dienste verwenden als Agenten Identität und mit gefälschten Dokumenten vornehmlich Personen aus der Bundesrepuin das Bundesgebiet entsandt wurden. Auf blik Deutschland und dem westlichen AusInstrukteure greifen die gegnerischen land. Die Nachrichtendienste der übrigen Dienste insbesondere dann zurück, wenn Länder des Sowjetblocks suchen ihre Agenhäufige Reisen des im Bundesgebiet tätigen 76 Agenten in den kommunistischen Machtbezu bewähren" und Linientreue zu beweisen. reich die Aufmerksamkeit westlicher AbwehrVor dem "Westeinsatz" werden die Instrukdienststellen erregen oder die Benutzung teure sorgfältig in der Benutzung falscher anderer Führungsund Verbindungswege Personalpapiere, in der Anwendung von Leeine Sicherheitsgefährdung, insbesondere genden und im Gebrauch von nachrichtenfür den wertvollen Agenten mit guten Zudienstlichen Hilfsmitteln geschult. Besonders gangsmöglichkeiten, darstellen könnten. werden sie wie auch die anderen, nicht als Besonders bei den DDR-Nachrichtendiensten Instrukteure eingesetzten Agenten über das ist - wie bereits erwähnt - eine zunehmende Verhalten im Falle der Festnahme und vor Qualifizierung der als Instrukteure eingeGericht belehrt und eingehend über die Mögsetzten Agenten zu beobachten. Geeignete lichkeiten und die Praxis des Austausches Personen werden nach ihrer politischen Zuaufgeklärt. Demgemäß verweigern besonverlässigkeit und ihrem persönlichen und ders Agenten mit langjährigen nachrichtenberuflichen Herkommen - zumeist akadedienstlichen Erfahrungen nach der Festmische Ausbildung - ausgewählt und angenahme oft die Aussage in der Hoffnung auf worben. Aber auch Zweifel an der politischen einen baldigen Austausch. Weisungsgemäß Zuverlässigkeitdie unerläßliche Voraussetmachen sie nur insoweit Angaben, als ihnen zung vor allem für das berufliche Fortkomunwiderlegbare Beweise vorgehalten werden men ist - waren mitunter Anlaß zu der Aufkönnen oder eine beschränkte Aussagebeforderung, sich durch Mitarbeit für das Minireitschaft geeignet erscheint, ihre strafprosterium für Staatssicherheit "gesellschaftlich zessuale Situation zu verbessern. 3. Legale Residenturen in der Bundesrepublik Deutschland Im Herbst 1971 hat die Bekanntgabe nachdiesen "legalen Residenturen" ein Sicherrichtendienstlicher Aktivitäten sowjetischer heitsproblem dar. Diplomaten im westlichen Ausland Aufsehen In der Bundesrepublik ist die Unterhaltung erregt. Im September 1971 hatte der Mitlegaler Residenturen der östlichen Nacharbeiter der sowjetischen Handelsvertretung richtendienste - im Unterschied zu anderen in London, der Angehörige des Komitees für westlichen Ländern - nur eines der bewährStaatssicherheit (KGB) Oleg L, in Großbriten Mittel der Spionage. Die Bedeutung soltannien um politisches Asyl nachgesucht. cher Stützpunkte dürfte allerdings hier Wenig später war auch der mittlerweile wiewegen des Vorhandenseins anderer, besseder in die Sowjetunion zurückgekehrte, als rer und weniger auffälliger ArbeitsmöglichAngehöriger der Sowjetischen Handelsverkeiten geringer sein (vgl. 2). Gleichwohl tretung in Brüssel getarnte Offizier der spielen auch in der Bundesrepublik legale Hauptverwaltung für Aufklärung (GRU), AnaResidenturen in der nachrichtendienstlichen toli T., in den Westen übergetreten. Erneut Gesamtaktivität des Ostens eine wichtige sind dadurch die klassischen Methoden östRolle. Neben geheimer Führung von Agenten licher Nachrichtendienste, ihre diplomatiund Unterstützung der zentral gesteuerten schen Vertretungen und andere legale Nie"illegalen" Agenten oder Agentengruppen derlassungen als getarnte Stützpunkte für stehen die "Abschöpfung" von Persönlichdie Spionage (sogenannte legale Residentukeiten des öffentlichen Lebens mit nachrichren) gegen das Gastland zu nutzen, der tendienstlich interessanten Zugängen und Öffentlichkeit sichtbar geworden. Auch für die Versuche, auf Handlungsweise und Entdie Bundesrepublik stellt die Anwesenheit scheidungen solcher Personen Einfluß zu und Tätigkeit offizieller und offiziöser Vertrenehmen, im Vordergrund. In jüngerer Zeit vertungen der kommunistischen Staaten mit stärkten die Angehörigen legaler Residen77 turen ihre Bemühungen um Kontakte zu Perden Handelsvertretungen und anderen Einsonen in Behörden, Wirtschaft, Wissenschaft richtungen dieser Länder. In der Botschaft und Forschung und in den politischen Parund den konsularischen Vertretungen Jugoteien. Der nachrichtendienstliche Zweck dieslawiens sind 121 jugoslawische Staatsangeser Abschöpfungsund Einflußarbeit wird hörige tätig. den Gesprächspartnern nur selten bewußt. Unter diesen Personen ist der Anteil der MitDie Beobachtung der Aktivität und die Gearbeiter, bei denen der Verdacht besteht, daß winnung von Hinweisen für die Spionagebesie einem östlichen Nachrichtendienst ankämpfung werden durch die oft zu beobachgehören, sehr verschieden. Er schwankt zwitende Arglosigkeit beim Umgang mit Angeschen 1 1 % und 30%; in einem Fall beträgt hörigen östlicher Vertretungen und die aller sogar 46% des ausländischen Personals. gemeine Zurückhaltung gegenüber der TäNur ein Teil dieser Mitarbeiter ist verdächtig, tigkeit der Abwehrbehörden wesentlich erSpionage gegen die Bundesrepublik zu beschwert. treiben. Insgesamt sind in der Bundesrepublik Die Spionageabwehrbehörden gehen den Deutschland bei den diplomatischen und konAnhaltspunkten für eine nachrichtendienstsularischen Vertretungen, Handelsvertretunliche Tätigkeit dieser Personen mit der gen, Einrichtungen der Seeund Binnenhöchstmöglichen Sorgfalt und Intensität nach. schiffahrt, den staatlichen FluggesellschafSeit 1958 gelang es, insgesamt 36 Personen, ten, Touristikunternehmen, Reisebüros und darunter 24 sowjetische Staatsbürger, als Presseagenturen osteuropäischer Staaten Angehörige östlicher Nachrichtendienste zu 577 Personen beschäftigt, die aus den Ententtarnen. Einige mußten auf Veranlassung sendungsstaaten stammen. Die Sowjetunion deutscher Stellen die Bundesrepublik verist dabei mit 177 Mitarbeitern am stärksten lassen. Andere kamen durch vorzeitige Abvertreten. 74 tschechoslowakische, 66 rumäreise in ihre Heimat entsprechenden Maßnische, 56 ungarische, 37 polnische und 46 nahmen zuvor. bulgarische Staatsangehörige arbeiten bei 4. Wissenschaftlich-technische Spionage Die wissenschaftlich-technische Spionage Iand. Gibt es eine solche legale Möglichkeit der östlichen Staaten dient der Förderung nicht, so wird der zuständige Nachrichtender volkseigenen, staatlich gelenkten Wirtdienst mit der geheimen Beschaffung betraut. schaft. Die allgemein im Rahmen von "FünfDie in diesen Institutionen eingesetzten jahresplänen" an die Wissenschaft und ForNachrichtenoffiziere sind in den wenigsten schung gerichteten Anforderungen der verFällen Fachleute. Sie trachten, im eigenen schiedenen staatlichen Bereiche werden von Land unter Wissenschaftlern und Technikern eigens eingerichteten Institutionen koordigeeignete Mitarbeiter zu gewinnen, die oft niert, deren Personal sich aus Wissenschaftschon während des Studiums gefördert und lern und aus Angehörigen der Nachrichtenspäter in geeignete Positionen gebracht werdienste zusammensetzt. Diese gemischten den, so daß sie sich dem Staat besonders Stellen prüfen zunächst, ob und inwieweit verpflichtet fühlen. Sie wissen zumindest anwissenschaftlich-technische Bedürfnisse von fangs meist nicht, daß ihr Auftraggeber einem der eigenen Volkswirtschaft, d. h. aus eigeNachrichtendienst angehört. Noch zu Beginn ner Kraft und mit eigenen Mitteln befriedigt ihrer Tätigkeit bleibt ihnen oft der nachrichwerden können. Hierzu gehört auch die Betendienstliche Charakter ihrer Einsätze im schaffung von Lizenzen, wissenschaftlichen westlichen Ausland verborgen. Erst nach Dokumentationen und Erzeugnissen im Auslängerer Zusammenarbeit und Bewährung 78 wird der eigentliche Charakter der Verbintionen befaßt. Es untersteht dem Ministerrat dung offengelegt; der Mitarbeiter wird "koder UdSSR und dem ZK der KPdSU und optiert" oder hauptamtlich übernommen. wertet alle verfügbaren offenen (PublikatioEin zweiter Weg, zu wissenschaftlich-technen) und halboffenen Quellen (z. B. Tagungsnischen Erkenntnissen aus dem westlichen und Kongreßberichte) aus dem Westen aus. Ausland zu kommen, führt über die AnwerEs bedient sich auch geheimer Beschaffungsbung westlicher Staatsbürger. Geschäftsmöglichkeiten. leute, Techniker und Monteure werden durch. In der CSSR ist für dieses Arbeitsgebiet das Vertreter der legalen Residenturen bereits "Amt für wissenschaftliche und technische in ihrem Heimatland ausgesucht und abgeForschung" zuständig. klärt. Der Versuch nachrichtendienstlicher Die DDR unterhält zu dem gleichen Zweck Verstrickung wird dann nach einer Einladung eine Arbeitsgruppe beim MfS. Sie wertet geins östliche Gastland unternommen. Der Geheim und offen beschaffte Informationen aus, brauch von Druckmitteln spielt dabei nach übermittelt die gewonnenen Erkenntnisse an wie vor eine wesentliche Rolle. die DDR-Industrie, stellt den Bedarf der eigeIn der Sowjetunion ist das "Staatskomitee nen Industrie an wissenschaftlichen und für Wissenschaft und Technik" (GKNT) mit technischen Erkenntnissen fest und koordider Beschaffung und Auswertung moderner niert diese Bedürfnisse mit der operativen wissenschaftlicher und technischer InformaBeschaffung. 5. Aussiedler als Ziel nachrichtendienstlicher Werbung Seit eh und je nützen die Nachrichtendienste wachsen, die vor der erhofften Aussiedlung aller östlichen Staaten Aussiedlungsbemüvon gegnerischen Nachrichtendiensten zur hungen für die Anwerbung und EinschleuMitarbeit aufgefordert wurden. sung von Agenten in die Bundesrepublik. Das gilt besonders für die polnischen, tschechoslowakischen, rumänischen und ungariBeispiele: schen Nachrichtendienste. 1. Ein junger Handwerker aus Schlesien hatte Die Aussiedler versuchen in der Regel, ihre sich bereits seit Ende der 50er Jahre wieBeziehungen zur früheren Heimat aufrechtderholt vergeblich um eine Ausreise in die zuerhalten. Diese Absicht bietet AnsatzBundesrepublik bemüht. Anfang 1971 wurde punkte für den Versuch, sie als Agenten zu er zur Miliz vorgeladen und einem Angehögewinnen und zu führen. Die gegnerischen rigen des Nachrichtendienstes zugeführt. Nachrichtendienste greifen daher immer wieDieser erklärte ihm zunächst, seine wiederder auf das Reservoir der Aussiedler zurück. holten Einsprüche gegen die AblehnungsbeWerbungsmittel sind etwa die Zusage der scheide kämen einem staatsabträglichen Beschleunigung der Ausreiseformalitäten, Verhalten gleich. So könne er nie mit einer die Genehmigung der Mitnahme von VerAusreisegenehmigung rechnen. Nach einer mögenswerten oder von späteren BesuchsVerpflichtung, mit niemandem über diese reisen, aber auch die Androhung von RepresUnterhaltung zu reden, wurde er wenige salien gegenüber zurückbleibenden FamiTage später zu einem weiteren Gespräch lienangehörigen. bestellt. Derselbe Angehörige des NachrichDie Unterzeichnung der Verträge von Moskau tendienstes forderte ihn nunmehr unverund Warschau durch die Bundesregierung blümt zur Mitarbeit für den polnischen Nachveranlaßte viele Menschen, die Bemühungen richtendienst auf. Als Gegenleistung stellte um ihre Umsiedlung wieder zu verstärken. er ihm die gewünschte Aussiedlung und die Damit ist auch die Zahl von Personen geErlaubnis in Aussicht, alljährlich Angehörige 79 und Freunde in Polen besuchen zu dürfen. und unterschrieb eine VerpflichtungserkläDer Handwerker verpflichtete sich schriftlich, rung. Sie lebt jetzt in der Bundesrepublik. Informationen zu beschaffen und zu liefern. 3. Ein Handwerker aus Litauen hatte sich beKurz darauf erhielt er die Ausreisedokureits seit mehreren Jahren um eine Ausreisemente, aber auch Spionageaufträge, für genehmigung in die Bundesrepublik bemüht. deren Erledigung geheime Verbindungswege Im Dezember 1970 wurde er schriftlich zur festgelegt wurden. KGB-Dienststelle vorgeladen und ausführ2. Eine junge Angestellte aus einem schlelich zu seinem Ausreiseantrag gehört. sischen Ort hatte ebenfalls mehrmals vergebBei weiteren Vorladungen im Januar 1971 lich versucht, die Ausreisegenehmigung zu mußte er seine persönlichen Verhältnisse einerhalten. Nach ihrem letzten Antrag Ende gehend schildern und eine Liste über seinen 1970 wurde auch sie zur Miliz vorgeladen, Verwandtenund Bekanntenkreis, verbunden von einem Nachrichtenmann empfangen und mit einer Charakteristik der einzelnen Permit Kaffee, Cognac und Zigaretten bewirtet. sonen, fertigen. Nach "aufgelockertem" Gespräch stellte ihr Beim letzten Gespräch eröffnete ihm ein der Nachrichtenoffizier die Ausreise in AusKGB-Angehöriger, er solle als Agent einsicht, wenn sie sich zur nachrichtendienstgesetzt werden. Als Gegenleistung für seine lichen Mitarbeit verpflichte. Als Aufträge Mitarbeit werde man ihm zur Ausreise verseien vorgesehen: Eintritt in einen Vertriebehelfen. Ihm wurde angedeutet, daß er auf vernenverband und Lieferung von Informationen schiedene, der UdSSR nicht genehme Peraus diesem Bereich, Brückenbauvorhaben in sonengruppen angesetzt werden solle. der Bundesrepublik, Erkundung von MilitärBei weiteren Treffen mit KGB-Angehörigen transporten. Die Frau verzögerte die Mitist es in diesem Fall nicht zu einer schriftarbeit mit der Begründung, sie eigne sich lichen Mitarbeitsverpflichtung gekommen. nicht zur Spionage. Um ihre Ausreise nicht Dennoch wurde die Ausreisegenehmigung zu gefährden, fügte sie sich später dennoch erteilt. 6. Einzelne Spionagefälle Übertritt eines MfS-Angehörigen Geld an Agenten zu überbringen. Mitte 1969 in den Westen wurde er hauptamtlich in den aktiven Dienst des MfS übernommen und nach einer SpeAm 15.1.1971 flüchtete ein 30 Jahre alter zialausbildung von Juli 1970 bis zu seinem Unterleutnant der Hauptverwaltung AufkläÜbertritt bei der "Arbeitsgruppe Grenze" einrung (HVA) des MfS in die Bundesrepublik. gesetzt. Zu seinen Aufgaben gehörte es, PerAls Absolvent eines Ingenieur-Fernstudiums sonen anzuwerben, deren Anschriften als an der Akademie in Plauen hatte er 1964 den Deckadressen oder deren Wohnungen für ersten Kontakt zum MfS gehabt und sich im geheime Treffen geeignet erschienen. Ferner Frühjahr 1965 schriftlich zur Mitarbeit vermußte er ortskundige Führer für Grenzopepflichtet. Zunächst hatte er in der DDR Perrationen ausfindig machen und Personen für sonen abklären und Stimmungsberichte lieeinen späteren Agenteneinsatz in der Bunfern müssen. Er wurde dann auf Einsätze in desrepublik gewinnen. Er nahm an zahlreider Bundesrepublik vorbereitet und in nachchen Schleusungsoperationen teil, bei denen richtendienstlichem Verhalten geschult. Im Personen und nachrichtendienstliches MateAuftrage des MfS führte er mit gefälschten rial in die Bundesrepublik oder umgekehrt Personalpapieren etwa zehn Kurierreisen in geschleust wurden. die Bundesrepublik durch, hauptsächlich, um Nach dem Übertritt des Unterleutnants in die 80 Bundesrepublik konnten mehrere im grenzNach längerer Vorbereitung und entsprenahen Raum operierende Agenten des MfS chender Schulung wurden die Eheleute D. festgenommen werden: auch mit einem Dezimeter-Funkgerät für den zweiseitigen Sprechverkehr im Richtfunkvera) Der Geschäftsführer und Gastwirt Rolf D. fahren ausgestattet. und seine Ehefrau waren als zwei wichtige, 1969 pachteten sie bei Bad Harzburg ein in der Grenzaufklärung tätige Agenten des Dachcafe. Es entsprach in idealer Weise den MfS im Räume Goslar eingesetzt. Forderungen des MfS für die Abwicklung des D. war 1960 nach Berlin (West) geflüchtet. Da Wechselsprechfunkverkehrs, da eine einer sich dort jedoch nicht einleben konnte, wandfreie Sichtverbindung zum Brocken geversuchte er schon bald, in die DDR zurückgeben war. Dort war in der Wetterwarte die zukehren. Dabei fand er Kontakt zu einem MfS-Gegenstelle eingerichtet. Die geheimMfS-Angehörigen, der ihm nach einer "Bedienstliche Tätigkeit der Eheleute D. hatte währung im Westen" die unbehelligte Rückihren Höhepunkt 1970 zur Zeit der Herbstkehr in die DDR in Aussicht stellte. D. ermanöver der Warschauer-Pakt-Staaten ("Wafklärte sich bereit und führte später auch seine fenbrüderschaft") erreicht. Während der Ehefrau dem MfS zu. Beide wurden unter Manöver hielt sich der Instrukteur "Jonny Decknamen zur nachrichtendienstlichen MitC." über eine Woche im Räume Goslar auf. arbeit verpflichtet. Der als Terminsachbear"Jonnys" Beobachtungen auf der westlichen beiter bei einer Firma in Berlin-Tempelhof Seite der innerdeutschen Grenze hatte D. beschäftigte D. charakterisierte zunächst bei über Funk an die Führungsstelle zu melden. regelmäßigen Treffen mit seinen FührungsNoch zwei Tage nach dem Übertritt des Überleuten in Ost-Berlin Mitarbeiter und Vorläufers, am 17.1.1971, erschien "Jonny" bei gesetzte aus dem Betrieb und berichtete über den Eheleuten. Er warnte sie vor einer mögdie Fertigung der Firma. lichen Entdeckung und gab ihnen Verhal1964 pachteten die Eheleute nach Absprache tensmaßregeln. Weisungsgemäß vernichtete mit dem MfS eine Pension im Harz. Ihre AufD. die Funkunterlagen und das Kontaktträge konzentrierten sich dann darauf, papier. Das Funkgerät versteckte er. Stimmungsberichte zu liefern, Die Eheleute D. wurden am 18.1.1971 festgenommen. Verbindung zu einflußreichen Personen herzustellen, sie abzuklären und Belastendes festzustellen, b) Der Angestellte bei einer Stadtverwaltung die Überwachung und Sicherung der innerHeinz W. hatte dem MfS seit 1960 vornehmdeutschen Grenzen auf der Seite der Bundeslich Stimmungsberichte, Erkenntnisse über republik abzuklären, Manöver, militärische Anlagen und Objekte Truppenbewegungen und militärische Übunsowie Informationen über Truppenbewegungen im Bereich der innerdeutschen Grenze gen an der innerdeutschen Grenze geliefert. zu beobachten. In seiner Tätigkeit beim Amt für VerteidiDas MfS bildete sie zur Nachrichtenübermittgungslasten (u. a. Bearbeitung von Manöverlung in der Herstellung unsichtbarer Schrifschäden) hatte er gute Zugangsmöglichkeiten mittels Kontaktpapier sowie im einseiten. Er war aber auch daran beteiligt, Instruktigen Funkverkehr aus. Neben anderen nachteure und Kuriere über die innerdeutsche nchtendienstlichen Hilfsmitteln standen ihnen Grenze zu schleusen. als Verbindungsweg mehrere Deckadressen Die Verbindung zur Führungsstelle wurde jur Verfügung. Vierteljährlich fanden Treffen über Treffen in Ost-Berlin, Mitteilungen in nit der Führungsstelle in Ost-Berlin und in unsichtbarer Schrift über Deckadressen und Jer Bundesrepublik mit dem Instrukteur im Funkverkehr gehalten. 1964 führte W. auch Jonny C." statt. "Jonny" überbrachte seit seinen Sohn dem MfS zu. Bis etwa 1966 1965 regelmäßig etwa dreimal jährlich Weisetzte er die Spionagetätigkeit mit Untersungen und Geld. stützung seines Sohnes und einer gemein81 samen Bekannten, der Rentnerin Elisabeth nachrichtendienstlichen Mitarbeit verpflichtet K., fort. wurde. Auch W. konnte noch vom MfS gewarnt werMitte Januar 1971 wurde A. durch den MfSden. In einem Telegramm wurde er in "BluInstrukteur "LORENZ" gewarnt, "jemand aus mensprache" zu einem Treffen am Hauptder DDR" habe ein Ehepaar aus dem Harz bahnhof in Hannover aufgefordert. Offenverraten. Er vernichtete daraufhin weisungssichtlich sollte er bei diesem Treffen gewarnt gemäß seine nachrichtendienstlichen Hilfswerden. Das Treffen kam jedoch nicht zumittel. "LORENZ" ist vermutlich mit dem im stande. W. wurde noch in Hannover festgeFall "D." aufgetretenen Instrukteur "Jonny C." nommen. identisch. Bemerkenswert ist in allen Fällen die Schnelc) Der 24 Jahre alte Bäcker Helmut A. wurde ligkeit, mit der das MfS seine Agenten war1964 angeblich wegen versuchter "Republiknen konnte. flucht" zu einer Gefängnisstrafe mit Bewährung verurteilt. Der Angehörige der MfSKreisdienststelle Wernigerode, Hans-Joachim Nachrichtendienstlicher Einsatz eines M., verpflichtete ihn im Juni 1967 unter dem Diplomphysikers Decknamen "Helmut Schäfer" zur nachrichtendienstlichen Mitarbeit. Er hatte zunächst Nach längeren Vorermittlungen des VerfasMitstudenten einer Ingenieurschule zu besungsschutzes wurde in Berlin (West) der spitzeln, war jedoch von vornherein für einen 41jährige geheime Mitarbeiter der HVA des Einsatz in der Bundesrepublik vorgesehen. MfS, Diplomphysiker Helmut B., nach einem Nach entsprechender Schulung wurde er im Treffen mit einem Agenten des MfS festgeSeptember 1967 bei Torfhaus (Harz) über die nommen. innerdeutsche Grenze in die Bundesrepublik B., der sich bei der Festnahme mit einem auf geschleust. Seine ersten Aufträge betrafen den Namen Helmut F. ausgestellten DDRdie Abklärung eines DDR-Flüchtlings in DüsAusweis legitimierte, verweigerte zunächst die seldorf. Im September 1969 verzog A. weiAussage. Erst nach Vorhalt bei ihm vorgefunsungsgemäß in den Raum Goslar. Seine dener Unterlagen auf den Namen B. gab er künftigen Aufträge waren vor allem auf die zu, daß Helmut F. sein Deckname sei. Klärung von Radiound Sendestationen im B. ist, nachdem er seit 1964 bereits auf VerHarz und aller Polizeiund Bundesgrenzanlassung eines Herrn "KLOSE" an drei schutz-Dienststellen im Raum Goslar, BraunFachgesprächen mit einem Physiker aus der lage und Bad Harzburg gerichtet. Bundesrepublik teilgenommen hatte, etwa im Mit der Führungsstelle stand A. durch Treffen zweiten Halbjahr 1966 von einem Herrn in Ost-Berlin und Wernigerode in Verbin"BACH" angesprochen worden. dung, zu denen er jeweils bei Hohegeiß/Harz "BACH" wies sich als Angehöriger des Volksüber die innerdeutsche Grenze geschleust wirtschaftsrates der DDR aus und gab vor, wurde. mit der Beschaffung wirtschaftlich auswertInstrukteurtreffen in der Bundesrepublik und barer Informationen von Bürgern der BunSchriftwechsel unter Deckadressen vervolldesrepublik betraut zu sein. B. vermutete ständigten den Verbindungsweg. Er war mit zwar in "BACH" einen MfS-Angehörigen, erklärte sich aber dennoch zur Mitarbeit beKontaktpapier, Chemikalien zum Sichtbarreit. machen unsichtbarer Schriften sowie mehreren Containern (Geheimversteck in GegenIn der ersten Phase der geheimdienstlichen ständen des täglichen Gebrauchs) ausgeTätigkeit hatte er lediglich mit Bundesbürstattet. gern, die bereits mit dem MfS in Kontakt Im November führte er weisungsgemäß standen, Testgespräche zu führen, um festauch seine Ehefrau dem MfS zu, die unter zustellen, ob diese für eine Lieferung interdem Decknamen "Werner DIETRICH" zur essanter Informationen geeignet erschienen. 82 So will er u. a. mit zwei Ingenieuren, einem Veranstaltungen, u. a. in Farnborough und technischen Zeichner und einem Mann, der Paris, getroffen. Es hatte sich, auch bei späeine Erfindung verkaufen wollte, Gespräche teren Besuchen von Seh. in Wiesbaden, ein geführt haben, um zu prüfen, ob das MfS auf reger Erkenntnisund Erfahrungsaustausch diese Weise wirtschaftlich auswertbare Inforentwickelt. Obwohl Seh. bestreitet, bereits zu mationen wissenschaftlicher oder technischer diesem Zeitpunkt für das MfS tätig gewesen Art erlangen könne. Außerdem wurde er für zu sein, besteht der Verdacht, daß er schon Kurierfahrten nach Berlin (West) eingesetzt. damals seine fachlichen Kontakte zur nachB. konnte weiter nachgewiesen werden, daß richtendienstlichen Abschöpfung benutzte. er in zwei Fällen versucht hat, WissenschaftBei einer solchen Gelegenheit äußerte Seh. ler aus der Bundesrepublik für eine geheimgegenüber Fachkollegen u. a., er habe den dienstliche Tätigkeit anzuwerben. Auftrag, einen Piloten ausfindig zu machen, Im Frühjahr 1968 wurde er mit Führungsaufder bereit sei, gegen eine Prämie von 6 Milgaben betraut. Er übernahm von "BACH" die lionen DM - zahlbar in jeder beliebigen WähFührung eines seit Oktober 1967 für das MfS rung - eine "Phantom" in die DDR zu flietätigen Elektro-Ingenieurs. Im Dezember 1969 gen. Die Äußerung will Seh. im Scherz getan sorgte er für die Übersiedlung der Verlobten haben. dieses Agenten in die Bundesrepublik. OffenNach seiner eigenen Darstellung kam er erst bar plante das MfS, sie künftig ebenfalls als im März 1971 anläßlich der beabsichtigten Agentin einzusetzen. Reise zur Luftfahrtschau von Paris mit dem MfS in Kontakt. Das MfS habe ihn mit seiner früheren Zugehörigkeit zur NSDAP unter Interesse des MfS an der Luftfahrt Druck gesetzt. Als Gegenleistung für besonim westlichen Ausland dere Vorteile, die er im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit in der DDR genieße, habe In Düsseldorf wurde der in der Fachwelt man von ihm die Bereitschaft zur nachrichbekannte 59jährige Luftfahrtjournalist Heinz tendienstlichen Mitarbeit gefordert. AngeSeh. aus Ost-Berlin wegen geheimdienstsichts der drohenden Gefährdung seiner licher Tätigkeit festgenommen. Seh., der im beruflichen Möglichkeiten habe er sich darBegriff war, zur Internationalen Luftfahrtaufhin verpflichtet. schau nach Paris zu fliegen, ist Herausgeber Seh. bestritt nach seiner Festnahme jede der DDR-Fachzeitschrift "Flieger-Jahrbuch" nachrichtendienstliche Betätigung. Er war und Verfasser mehrerer Bücher über Luftzunächst nicht bereit, seine Auftraggeber zu fahrt, die auch von Verlagen in der Bundesnennen. Erst nach und nach konnte er zu republik vertrieben werden. einigen Aussagen über seine Tätigkeit für Seh. hatte im März 1971 versucht, einen bei das MfS veranlaßt werden. Nach dem Ergebder US-Zeitschrift "Air-Force-Magazine" tätinis der Ermittlungen sind seine bisherigen gen Redakteur für eine nachrichtendienstAngaben lediglich als Teilgeständnis zu werliche Mitarbeit anzuwerben. Der Redakteur ten. Umfang und Dauer seiner Spionagesollte u. a. US-Air-Force-Dienstvorschriften, tätigkeit dürften schwerwiegender sein als Telefonbücher, Organisationspläne und den bisher von ihm zugegeben. Evakuierungsplan des US-Hauptquartiers der Luftwaffe in Wiesbaden beschaffen. Seh., der in Ausübung seines Berufes regelNachrichtendienstliche Ansprache unter der mäßig in die Bundesrepublik und in das westLegende eines "UNO-Mitarbeiters" liche Ausland reiste und vielfältige fachliche und berufliche Kontakte unterhielt, hatte den Nach Vorermittlungen einer Landesbehörde Redakteur bereits 1964 anläßlich der Luftfür Verfassungsschutz wurde der 31jährige fahrtschau in Hannover kennengelernt. Beide Maschinenbau-Ingenieur Horst R. festgehatten sich in der Folgezeit bei ähnlichen nommen. 83 R. hat im April 1971 versucht, einen DiplomOrganisation, Arbeitsvertrag, UNO-Ausweis Kaufmann, Prokurist einer Firma für Luftund sonstigen Unterlagen beantwortete bildaufnahmen in Köln, nachrichtendienstlich "REICHENSTEIN" ausweichend. Er stellte anzubahnen. jedoch die Aushändigung eines AusweisDer Diplom-Kaufmann, der weder private papieres der UNO zu einem späteren Zeitnoch geschäftliche Kontakte zur DDR unterpunkt in Aussicht. hielt, hatte im März 1971 im "Kölner StadtVereinbarungsgemäß trafen sich "REICHENAnzeiger" Annoncen mit dem Text: "DiplomSTEIN" und der Diplom-Kaufmann am 26. 5. Kaufmann, englische und französische Kor1971 erneut in Köln. respondentenprüfung, Schwerpunkt OrganiWährend des Treffens gab R. dem Kaufmann sation, sucht sich zu verändern", aufgegeben. die Anschrift Am 20.4.1971 suchte R. die Wohnung des REICHENSTEIN, Kaufmanns auf, stellte sich der Ehefrau unter CH 1200 Genf, Poste Restante, dem Namen "REICHENSTEIN" vor und bat unter der Vorspiegelung, Mitarbeiter eines als Verbindungsweg für besondere Fälle. Er UNO-lnstituts zu sein, um ein Gespräch mit forderte ihn auf, ihm eine Aufstellung über dem Prokuristen. Da dieser nicht anwesend die Umsatzexpansion eines oder mehrerer war, kam ein Treffen erst am nächsten Tage Konzerne für den Zeitraum von 1967 bis 1970 in einem Cafe in Köln zustande. zu fertigen und Luftaufnahmen der betreffen"REICHENSTEIN" erklärte, Vertreter eines den Unternehmen zu beschaffen. Wirtschaftsinstituts der UNO zu sein und gab Nach dem Treffen wurde "REICHENSTEIN" vor, es bestehe Interesse an jungen Wissenfestgenommen. Er war im Besitz eines DDRschaftlern, die auf Grund ihrer Befähigung Reisepasses, ausgestellt für Horst R., Maund Erfahrungen in der Lage seien, wissenschinenbauingenieur. schaftliche Analysen zu erstellen. Diese AnaIn seinem Hotelzimmer wurde in einer als lysen sollten angeblich dem Ziel dienen, BeContainer umgearbeiteten Lederbriefmappe rührungspunkte für eine Annäherung zwiein total gefälschter "behelfsmäßiger Perschen den einzelnen Staaten und Blöcken auf sonalausweis", ausgestellt auf den Namen wirtschaftlichem Gebiet zu erkennen. "Horst REICHENSTEIN", aufgefunden. "REICHENSTEIN" schlug dem Diplom-KaufR. hat im Zuge der polizeilichen Vernehmunmann vor, für ihn methodische Analysen gen über seine nachrichtendienstliche Tätigüber wirtschaftliche Probleme der Bundeskeit keine Angaben gemacht. Er behauptete, republik Deutschland zu erarbeiten. Er zeigte Mitarbeiter der "Vereinigung volkseigener sich insbesondere an Ausarbeitungen über Betriebe" in Ost-Berlin zu sein und wirtSchwerindustrie, Rüstungsprobleme und schaftliche Gespräche in der Bundesrepublik Fragen internationaler Arbeitsteilung im zu führen. Transportwesen interessiert. Für jede Analyse bot er ein Honorar von 500,DM, zuSpionagetätigkeit eines Angehörigen züglich eventuell anfallender Spesen. einer osteuropäischen Handelsvertretung Bei einem Treffen am 5. 5.1971 in Köln erklärte "REICHENSTEIN" dem Diplom-KaufNach Vorermittlungen des Verfassungsschutmann, daß aus den erwähnten Interessenzes wurde am 7.10.1971 ein Angehöriger gebieten für ihn das Thema einer Handelsvertretung eines osteuropäischen Staates bei einem Treffen mit einem "Internationale Arbeitsteilung von ihm geführten Agenten in Frankfurt/Main mit Schwerpunkt Transportwesen" durch Beamte der Sicherungsgruppe festgeausgewählt worden sei. Er übergab in einem nommen. Er hatte den Agenten, der 1965 in Umschlag 300,DM als "Vorschuß der UNO" die Bundesrepublik geflüchtet war, im März auf die zu erwartenden Ausarbeitungen. 1970 angesprochen und ihm bei insgesamt Fragen des Diplom-Kaufmanns nach Sitz der 15 Treffen folgende Aufträge erteilt: 84 Beschaffung von Forschungsergebnissen auf Besonderes Interesse hatte der östliche dem Elektronik-Sektor; Nachrichtendienst an der VerwaltungsangeSchreiben von Personen-Charakteristiken; stellten. Für den Fall einer Heirat des AgenBeschaffung von deutschen Reisepässen und Blanko-Kfz-Briefen; ten mit ihr hatte er ihm 100000,DM in AusHeirat einer bei einem Bundesamt beschäfsicht gestellt. tigten Verwaltungsangestellten zum Zwecke Der Angehörige der Handelsvertretung hat der nachrichtendienstlichen Mitarbeit; am 17.10.1971 auf Verlangen der BundesErmittlung eines ehemaligen Offiziers eines östlichen Nachrichtendienstes, der vor einiger regierung die Bundesrepublik verlassen. Zeit in die Bundesrepublik flüchtete und anSeine Ehefrau lehnte eine Rückkehr in ihre geblich "liquidiert" werden sollte. Heimat ab. 7. Verurteilungen wegen Spionagetätigkeit Im Jahre 1971 wurden in der Bundesrepublik 3 Personen durch das Oberlandesgericht 47 Personen wegen Landesverrats, geheimDüsseldorf dienstlicher Tätigkeit oder sicherheitsgefähr- 3 Personen durch das Oberlandesgericht denden Nachrichtendienstes verurteilt (1970 Stuttgart waren es 39, 1969 33 Personen). 3 Personen durch das Landgericht Flensburg Verurteilt wurden 1 Person durch das Landgericht Dortmund 15 Personen durch das Bayerische Oberste 1 Person durch das Landgericht Lüneburg Landesgericht 1 Person durch das Landgericht Nürnberg. 8 Personen durch das Kammergericht Berlin Von den Verurteilten hatten 42 Personen Be- 8 Personen durch das Oberlandesgericht ziehungen zu einem DDR-Nachrichtendienst, Frankfurt/Main drei zu einem tschechoslowakischen und 4 Personen durch das Oberlandesgericht zwei zu einem sowjetischen NachrichtenCelle dienst. 85 Sicherheitsgefährdende Bestrebungen von Ausländern 1971 I. Allgemeine Erfahrungen Im Jahre 1971 erreichte die Zahl der im Bungebiet lebenden Ausländern in erster Linie desgebiet einschließlich Berlin (West) gemelvon politischen Flüchtlingen und Emigranten, deten ausländischen Arbeitskräfte mit 2,24 Sozialrevolutionär eingestellten Studenten Millionen ihren bisher höchsten Stand (vgl. sowie von Aktivisten ausländischer OpposiTafel S. 109). tionsgruppen aus, die mit Aufträgen ihrer Nach den Erkenntnissen der Ämter für VerOrganisationen in die Bundesrepublik fassungsschutz werden die Gastarbeiter zuDeutschland eingeschleust worden sind. Annehmend von ausländischen Extremisten mit gesichts der Zielstrebigkeit, mit der diese dem Ziel umworben, eine Massenbasis für Kreise auf deutschem Boden operieren, ist politisch radikale Aktivitäten in und außerjedoch zu befürchten, daß sich die Bereithalb der Bundesrepublik Deutschland zu schaft der Gastarbeiter zu politisch extremen schaffen. Das Schwergewicht dieser BemüAktionen künftig verstärken wird, sofern es hungen liegt z. Z. bei Infiltrationsversuchen nicht gelingt, dieser drohenden Entwicklung auf der Grundlage einer breit angelegten rechtzeitig Einhalt zu gebieten. Propaganda. Zahlreiche zumeist fremdspraEin weiterer Schwerpunkt politisch radikaler chige Druckerzeugnisse nehmen die sozialen Aktivität liegt im akademischen Bereich. UnProbleme der ausländischen Arbeiter und ter den rund 27000 Ausländern, die z. Z. an den politischen Konfliktstoff in ihren Heimatdeutschen Hochschulen und Universitäten stustaaten zum Ausgangspunkt einer oft hemdieren, gewannen Sozialrevolutionäre Ideen mungslosen Polemik, die in Revolutions-und des orthodoxen Kommunismus und der Klassenkampfparolen gipfelt und Gewalt und "Neuen Linken" eine relativ starke AnhänTerror im politischen Kampf glorifiziert. Dagerschaft. Besonders Studenten aus den poneben werden ausländische Arbeitskräfte litischen und sozialen Krisengebieten des relativ oft zu Spenden und sonstigen HilfeMittelmeerraumes, aus Entwicklungsländern leistungen an konspirativ arbeitende Extreund autoritär regierten Staaten sind von diemistengruppen genötigt oder wegen ihrer ser revolutionären Unruhe erfaßt. Sie haben abweichenden Überzeugungen belästigt und an nahezu allen deutschen Hochschulen bedroht. Dennoch haben radikale Tendenzen Stützpunkte errichtet, neben denen vielfach unter den Gastarbeitern bisher nur in gerinkeine weiteren studentischen Zusammengem Umfang Fuß gefaßt. Die weitaus überschlüsse gleicher Nationalität bestehen. In wiegende Mehrzahl verhält sich politisch ihrer politischen Arbeit werden sie von ideoneutral, zurückhaltend oder gemäßigt. logisch verwandten deutschen GruppierunNach wie vor gehen die sicherheitsgefährgen unterstützt. denden Bestrebungen unter den im Bundes86 II. Statistische Daten zur Entwicklung der ausländischen Extremistengruppen a) Organisationen konspirativ oder zeigen terroristische TenDie Zahl der Ausländervereinigungen, die denzen. Der Rest setzt sich aus 22 Studennach ihren Zielen oder auf Grund des Vertenvereinigungen, 21 politisch radikalen Orhaltens ihrer Anhänger als sicherheitsgeganisationen zur "Betreuung" ausländischer fährdend beurteilt werden, hat sich im Jahre Arbeiter und 129 Widerstandsund Opposi1971 durch Entstehung neuer und Radikalitionsgruppen sehr verschiedener Art zusamsierung bereits bestehender Vereinigungen men. Besonders stark nahmen die radikalen mehr als verdoppelt. Nach den FeststellunGruppierungen der Griechen, Türken, Spagen des Bundesamtes für Verfassungsschutz nier und Italiener auf deutschem Boden zu. operierten um die Jahreswende 1971/72 insSie haben auch das Netz ihrer regionalen gesamt 219 Vereinigungen dieser Art im Stützpunkte im Bundesgebiet erheblich ausBundesgebiet gegenüber 101 vor Jahresfrist. gebaut. Näheres ergibt die folgende Über47 der z. Z. bestehenden Gruppen arbeiten sicht: Statistik des Organisationsstandes ausländischer Extremistengruppen im Bundesgebiet Nationalität 1970 1971 Zahl der Regionale Zahl der Regionale Organisationen Zweiggruppen Organisationen Zweiggruppen Ostemigration und Jugoslawien 22 162 29 165 Spanien, Portugal 18 81 45 127 Italien 10 20 21 119 Griechenland 23 115 43 318 Türkei 5 25 15 50 Iran 5 27 8 24 Palästinenser 8 134 10 142 Sonstige Staaten 10 60 46 73 International - - 2 3 Insgesamt 101 624 219 1021 Den Fortschritten auf organisatorischem Geund des palästinensischen Widerstands bliebiet entspricht die Mitgliederentwicklung. ben die Anhängerzahlen nahezu konstant. Nach vertraulichen Dokumenten der kommuAufs Ganze gesehen dürften die politisch nistischen Parteien Italiens und Spaniens radikalen Ausländergruppen im Bundesgehaben allein diese beiden Organisationen biet im Verlaufe des Jahres 1971 etwa 12000 unter ihren im Bundesgebiet arbeitenden bis 15000 neue Anhänger gefunden haben. Landsleuten im letzten Jahr mehr als 2000 Ihre gegenwärtige Gesamtstärke wird auf neue Mitglieder geworben. Erheblich stärrund 65000 Mitglieder geschätzt. kere Mitgliedergewinne erzielten die HilfsDie Linksextremisten dominieren. Das gilt sound Tarnorganisationen ausländischer komwohl für ihre Aktivität, als auch im Blick auf die munistischer Parteien sowie die meisten SoZahl und Stärke ihrer Organisationen, die zialrevolutionären Gruppen maoistischer Präz. Z. im Bundesgebiet insgesamt etwa 46000 gung. Lediglich im Bereich der Ostemigration Mitglieder haben dürften. 87 Statistik der ausländischen Extremistengruppen nach ihrem politisch-ideologischen Standort Stand: 31.12.1971 Nationalität Linksrevolutionäre i Gruppierungen RechtsinsAnarchiextremisten gesamt Alte Neue zusten Linke Nationalisten Linke* sammen Ostemigration und Jugoslawien - 7 - 7 22 29 Spanien, Portugal 5 35 5 45 - 45 Italien 5 9 4 18 3 21 Griechenland 1 15 19 35 8 43 Türkei - 4 7 11 4 15 Iran - 1 6 7 1 8 Palästinenser - - 10 10 - 10 Sonstige Staaten 6 2 34 42 4 46 International - 1 1 2 - 2 Insgesamt 17 74 86 177 42 219 * In der Spalte "Neue Linke" sind Trotzkisten, Maoisten, akademische "Neue Linke" sowie linksrevolutionäre Nationalisten zusammengefaßt. b) Publizistik türkischer Maoisten, unter denen die Zeitung Zur Zeit werden unter den im Bundesgebiet "Safak" (Morgenröte) inzwischen eine Auflebenden Ausländern mindestens 158 Presselage von 10000 Stück erreicht hat. organe verbreitet, die antidemokratische Wie aus der nachstehenden Tabelle ersichtoder sicherheitsgefährdende Propaganda lich, brachten die radikalen türkischen Grupenthalten. Sie haben steigende Auflagen. pierungen im Jahre 1971 insgesamt 15 neue 69 dieser Periodika werden im Bundesgebiet Presseorgane heraus. Damit hat sich die Zahl gedruckt, davon allein 16 in Frankfurt. In ihrer Publikationen im Vergleich zum VorMünchen erscheinen die meisten Blätter der jahre mehr als verdoppelt (siehe auch BildOstemigration, in Berlin vorwiegend solche tafel S. 110). Statistik der Presseorgane ausländischer Extremistengruppen im Bundesgebiet Nationalität 1970 1971 Zahl der davon in der Zahl der davon in der Periodika BRD Periodika BRD gedruckt gedruckt Ostemigration und Jugoslawien 22 10 24 12 Spanien, Portugal 16 4 20 5 Italien 10 1 16 4 Griechenland 17 5 22 9 Türkei 9 6 24 20 Iran 10 4 11 5 Palästinenser 16 5 15 4 Sonstige Staaten 20 9 26 10 Insgesamt 120 44 158 69 88 Fast 80% dieser ausländischen Presseorgen der Türken auf der Linie eines Kommugane bekennen sich zu linksrevolutionären nismus prochinesischer Prägung ("Devrimci Ideologien. Die restlichen 20% entfallen auf Motor", "Devrimci Elektrik", "Devrimci extrem nationalistisch eingestellte Blätter. Kömür"). Besonders auffällig ist die Zunahme maoistiIm einzelnen gliedert sich die im Bundesgescher ausländischer Periodika. So liegen biet verbreitete extreme ausländische Presse z. Z. alle politisch radikalen Betriebszeitunwie folgt auf: Statistik der Zeitungen ausländischer Extremistengruppen nach ihrem politisch-ideologischen Standort Stand: 31.12.1971 Nationalität Linksrevolutionäre Blätter Rechtsinsradikale gesamt AnarchiAlte Neue zuBlätter sten Linke Linke* sammen Ostemigration und Jugoslawien - 3 - 3 21 24 Spanien, Portugal 1 9 10 20 - 20 Italien 6 5 2 13 3 16 Griechenland - 15 6 21 1 22 Türkei - 7 14 21 3 24 Iran - 2 8 10 1 11 Palästinenser - - 15 15 - 15 Sonstige Staaten 6 - 19 25 1 26 Insgesamt 13 41 74 128 30 158 * Die Spalte "Neue Linke" faßt alle im Bundesgebiet aufgetretenen Blätter ausländischer Trotzkisten, Maoisten sowie linksrevolutionärer Nationalisten zusammen. Das hier skizzierte Presseaufgebot wird Betriebszeitungen der DKP und KPD/ML, durch die Herausgabe von Broschüren und deren fremdsprachige Beilagen sich an itaPlakaten unterstützt. Hinzu kommen Publilienische, griechische, spanische und türkationen deutscher Extremisten wie etwa die kische Arbeiter wenden. III. Struktur und Arbeitsweise Zahlreiche ausländische Extremistengruppen Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben, zum Teil mit Erfolg, versucht, ihre weigerten sich Gruppen der "Generalunion Zusammenschlüsse vor den deutschen BePalästinensischer Studenten", der "Generalhörden geheimzuhalten oder diese durch union Palästinensischer Arbeiter" und der Vorlage frisierter Satzungen, irreführende "Conföderation Iranischer Studenten" den Vereinsnamen wie "Griechische Demokrazuständigen Behörden Auskünfte über ihre tische Bewegung", "Türkischer Arbeiter-KulMitglieder und Finanzen zu geben. Sie spieturclub" und ähnliche Tarnungen über ihre gelten in diesem Zusammenhang u. a. vor, wahren Ziele zu täuschen. Die Verstöße geausschließlich berufsständische Interessen gen die Anzeigeund Auskunftspflichten zu vertreten. nach SSSS 19, 20 der Verordnung zur DurchViele ausländische Extremisten halten sich führung des Vereinsgesetzes häufen sich. In illegal im Bundesgebiet auf. Konspirative 89 Techniken sind nicht nur bei Anarchisten"Koordinierungsbüro der griechischen antiund Terrorgruppen üblich, sie werden auch diktatorischen Komitees" (EAE) niedergevon Exilparteien und ihren Hilfsorganisatiolassen. Die im Iran verbotene kommunistinen angewendet. Streng konspirative Lesche Tudeh-Partei hat z. Z. ihren Exilsitz in bensführung gehört z. B. seit Jahrzehnten zu Leipzig. Zentrale Leitungen weiterer im Bunden Merkmalen der spanischen Exilkommudesgebiet vertretener Extremistengruppen nisten. Entsprechendes gilt für die politisch befinden sich in Schweden, Großbritannien, aktiven Reste der Ostemigration. Gewisse Frankreich, Belgien, Italien und im Nahen Kreise der griechischen Opposition entfalten Osten. hinter dem Schleier einer Mitarbeit in demoDiese auswärtigen Führungsstäbe greifen in kratischen Vereinigungen häufig zugleich die Tätigkeit ihrer hiesigen Stützpunkte auch illegale Aktivitäten, die bis zur Fördedurch Weisungen und Aufträge zu konkreten rung politisch motivierter Gewalttaten reiAktionen ein, entsenden Kuriere und Instrukchen. teure und übermitteln Propagandamaterial. Wie die Angriffe palästinensischer TerroriDie zur Arbeit auf deutschem Boden erforsten auf die Sicherheit des internationalen derlichen Geldmittel werden fast ausschließLuftverkehrs, Sprengstoffanschläge europälich durch Spenden und Beiträge aufgeischer Anarchisten und ähnliche Ausschreibracht, die von Mitgliedern und Sympathisantungen aus jüngster Zeit erkennen ließen, ten im Bundesgebiet erhoben werden. In den gehört es zu den festen Arbeitsmethoden letzten Monaten hat sich indessen der Vereiniger Gruppen, schwerwiegende Gewaltdacht verstärkt, daß Sozialrevolutionäre türtaten in der Regel nicht durch Mitglieder mit kische Kreise in West-Berlin Subventionen Wohnsitz in den jeweils betroffenen Ländern aus Ost-Berlin erhalten. ausführen zu lassen, sondern sie als grenzUnter den wenigen Extremistengruppen mit überschreitende Kommandounternehmen internationalem Aktionsrahmen, deren zenauswärtiger Täter zu organisieren, die das trale Leitungen sich im Bundesgebiet befinZielland unmittelbar nach Ausführung ihrer den, entfaltet die "Patriotische Einheitsfront Aufträge wieder verlassen. Durch diese Takfür eine demokratische Türkei -- Europa" tik wird die Wahrung nationaler Sicherheitsvon ihrem West-Berliner Sitz aus starke pubelange wesentlich erschwert. Zusätzliche blizistische Aktivität. Nach eigenen Angaben Erschwernisse ergeben sich aus der Tatverfügt sie außer im Bundesgebiet auch in sache, daß die meisten ausländischen ExtreSchweden, Großbritannien, Frankreich und mistengruppen im Bundesgebiet von Fühden Niederlanden über Zweigorganisationen. rungsstellen außerhalb der Bundesrepublik Ähnlich international verzweigt ist die linksDeutschland gesteuert werden. Sitz mehrerer revolutionäre "Conföderation Iranischer StuBefehlsstellen dieser Art ist Ost-Berlin. Dort denten". Auch sie steuert vom Bundesgebiet hat sich u. a. die zentrale Leitung der türkiaus ihre auswärtigen Sektionen. schen kommunistischen Exilpartei sowie ein IV. Regionale Schwerpunkte a) Tendenzen der Anteil ausländischer Arbeiter im Bundesdurchschnitt z.Z. bei 10,3% liegt (vgl. Tafel Die meisten ausländischen Arbeiter leben in S. 111). In einzelnen Industriegemeinden und industriellen Ballungsräumen. In den ArbeitsGroßunternehmen ist sogar jeder zweite oder amtsbezirken in industriellen Schwerpunktdritte Arbeiter ein Ausländer. Am 30. 9.1971 gebieten stellen sie heute 20% und mehr waren allein 811554 Ausländer in der eisenaller unselbständig Beschäftigten, während und metallschaffenden oder -verarbeitenden 90 Industrie, weitere 530342 in sonstigen Vertreten. Von den bisher erkannten Zweiggruparbeitungsbetrieben beschäftigt. pen haben sich nur einige wenige zu SchwerEs liegt auf der Hand, daß Gemeinden und punkten örtlicher Breitenarbeit entwickelt. Städte mit überdurchschnittlich hohen GastDieses Prädikat hat z. B. die Kommunistische arbeiterquoten seit jeher bevorzugte OperaPartei Spaniens bisher nur ihrem Ortsvertionsgebiete ausländischer Extremisten sind. band Hannover beigelegt. So bleibt es eines Auch im abgelaufenen Jahre setzten diese der wesentlichsten Ziele der genannten VerGruppen alles daran, gerade dort neue Stützeinigungen auch für 1972, in den Wohnund punkte zu errichten oder bereits bestehende Arbeitsschwerpunkten der Gastarbeiter auf zu Trägern wirksamer Massenarbeit zu möglichst breiter Front Fuß zu fassen. machen. Entsprechende Forderungen sind in zahlreichen Publikationen und internen Dokumenten verschiedener Nationalitäten entb) Die gegenwärtigen Schwerpunktgebiete halten. Die Ergebnisse dieser Aktivität blieben jedoch zumeist hinter den Erwartungen Das Schwergewicht der Aktivität politisch exder einzelnen Gruppen zurück. tremer Ausländer liegt z. Z. in den deutschen Bei den Vereinigungen von Emigranten aus Großstädten. Dort sind die Voraussetzungen Jugoslawien stellten die Ämter für Verfasfür eine wirksame Zusammenarbeit von polisungsschutz keine regionale Ausweitung des tischen Emigranten, radikalen ausländischen Organisationsstandes fest. Die Anwesenheit Studentengruppen und Gastarbeitern gleivon 478000 jugoslawischen Gastarbeitern hat cher Nationalität sowie für die Unterstützung im Gegenteil dazu beigetragen, die politische durch deutsche und andere GesinnungsEmigration dieses Landes im Bundesgebiet freunde am günstigsten. Dort erreichen ausspürbar zu verunsichern. Anders verhält es ländische Demonstrationen und Versammsich mit der Entwicklung linksund rechtslungen in der Regel auch ausreichende Teilradikaler Gruppen der Italiener, Griechen, nehmerzahlen und damit die von den InitiaTürken und Spanier. Sie sind dem Ziel ein toren gewünschte öffentliche Beachtung. Als gutes Stück näher gekommen, an den wichSchauplätze solcher Aktivitäten sind insbetigsten Standorten ihrer Landsleute im deutsondere Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt/M., schen Industrierevier durch regionale StützStuttgart und München zu nennen. Hinzu punkte, eigene Betriebsgruppen und politisch kommen einige weitere Hochschulstädte, insextrem infiltrierte Betreuungsstellen vertrebesondere soweit sie in Industrielandschaften zu sein (vgl. Tafel S. 112). Nur haben sie ten mit hohem Gastarbeiteranteil liegen. zugleich erkennen müssen, daß der Ausbau Schließlich ist die Bundeshauptstadt Bonn ihrer z. Z. noch schwachen Basisgruppen auf mit ihren zahlreichen diplomatischen Vertrewachsende Schwierigkeiten stößt, sobald die tungen als Brennpunkt politisch radikaler Sozialrevolutionären Absichten offen zutage Aktionen von Ausländern hervorzuheben. V. Ausschreitungen a) Politisch motivierte Gewaltkriminalität Zeit vom 1.1.1969 bis 31.12.1971 bekanntgewordenen Ausschreitungen unter AnwenUm Grundlagen zur Beurteilung des Umdung oder Androhung von Gewalt, bei denen fangs und der Erscheinungsformen gewaltaus der Wahl des Angriffsobjekts, aus den samer politischer Ausschreitungen von Ausbesonderen Umständen der Tatausführung ländern zu gewinnen, hat das Bundesamt für oder auf Grund von Erkenntnissen über ZielVerfassungsschutz statistische Untersuchunvorstellungen und Persönlichkeit der Täter gen durchgeführt. Erfaßt wurden alle in der auf politische Motive geschlossen werden 91 mußte. Dabei wurden auch Fälle ohne herschien erforderlich, da die Randbereiche der ausragende politische Bedeutung und ohne politischen Gewaltkriminalität für die Beurpolitischen Bezug auf die Bundesrepublik teilung der Gesamtlage nicht ohne Interesse sowie die politisch motivierten Fälle bloßer sind. Die Ergebnisse dieser statistischen ErAndrohung von Gewalt berücksichtigt. Die hebungen sind in der nachstehenden Überbewußt weite Auslegung des Begriffs Gewalt sicht zusammengefaßt: Statistik der politisch motivierten Ausländerkriminalität 1.1.1969 bis 31.12.1971 Ausschreitungsart 1969 1970 1971 Terrorakte Mordanschläge Sprengstoffanschläge 19 22 Brandstiftungen Flugzeugentführungen Gewaltakte Körperverletzungen 31 Gewalt gegen Sachen 79 13 58 Sonstige 14 ) Androhung von Mord und Entführungen 37) Sprengstoffund Brandanschlägen 81 47 102 Sonstigen Gewaltakten 18 I Insgesamt 65 182 168 Der Vergleich mit den statistischen Werten in Schweden festgenommenen kroatischen für 1970 führt zu den folgenden ErgebnisTerroristen, die am 7. 4.1971 ein Attentat auf sen: den jugoslawischen Botschafter Rolovic in Stockholm verübt hatten. Der Botschafter 1. Die Fälle der Androhung von Mordund war seinen Schußverletzungen nach wenigen Sprengstoffanschlägen oder ähnlich schweTagen erlegen. rer Formen des politischen Terrors sind nahezu unverändert häufig. 102 Vorkomm2. Die politischen "Demonstrationsfolgenisse dieser Art lassen nach den Tatumständelikte" ausländischer Täter haben sich den mit an Sicherheit grenzender Wahrrückläufig entwickelt. Erfaßt wurden 58 Ausscheinlichkeit auf ausländische Täter und schreitungen dieser und ähnlicher Art, die politische Motive schließen (gegenüber 81 im sich im wesentlichen aus KörperverletzunJahre 1970). Sie richteten sich in erster Linie gen, Sachbeschädigungen und Fällen des gegen die diplomatischen und konsulariWiderstandes gegen die Staatsgewalt zuschen Vertretungen Jugoslawiens, Griechensammensetzen (gegenüber 79 im Vorjahre). lands, Spaniens, Israels, des Iran und der Nach den Erkenntnissen der StaatsschutzTürkei. In der Zeit von April bis Ende August behörden dürfte der Rückgang solcher De1971 wurden auch der schwedische Botschaflikte u. a. damit zu erklären sein, daß die auster in Bonn und der Generalkonsul dieses ländischen Extremisten zur Zeit mehr daran Landes in Hamburg von unbekannten kroainteressiert sind, durch diszipliniertes Vertischen Nationalisten telefonisch mit Mord halten in der Öffentlichkeit Sympathisanten bedroht. Anlaß für diese anonymen Mordund Mitglieder zu gewinnen, als durch neue drohungen war die Strafverfolgung von fünf Ausschreitungen von sich reden zu machen. 92 Im übrigen sind mehrere Demonstrationen jedoch in der Ansicht überein, daß sich darausländischer Oppositionsgruppen vor den aus keine Rückschlüsse auf künftige EntBotschaften und Generalkonsulaten ihrer wicklungen ziehen lassen. Gerade auf dieLänder nur deshalb störungsfrei verlaufen, sem Gebiet liefern statistische Daten nach weil diese Objekte von der Polizei jeweils aller Erfahrung keine brauchbaren Hinweise wirksam geschützt worden sind. In Berlin, zur Beurteilung aktueller Gefahren für die Schweinfurt und Frankfurt führten Schlägeinnere Sicherheit. Dies ist nur auf der Grundreien zwischen rechtsund linksextremen lage ständiger Beobachtung der Pläne und Griechen zum Teil zu gefährlichen KörperAbsichten ausländischer Terrorgruppen mögverletzungen. Großer Sachschaden entstand lich. durch eine antisemitische Gewalttat von PaDie radikalsten palästinensischen Widerlästinensern. Mitte September verwüsteten standsgruppen versuchen nach wie vor, sich FATAH-Anhänger den jüdischen Friedhof in durch Terroranschläge außerhalb des nahBrühl, indem sie zahlreiche Grabsteine aus östlichen Krisengebietes neue Publizität zu ihren Verankerungen rissen und zertrümverschaffen und ihren zum Teil verlorenmerten. gegangenen Einfluß bei den Palästinensern wieder zurückzugewinnen. So haben palä3. Die schweren politischen Terrorakte haben stinensische Terroristen am 15.12.1971 ein sich im Jahre 1971 vermindert. Attentat auf den jordanischen Botschafter in Die Statistik dieses Jahres enthält nur 8 einLondon und am 16.12.1971 einen Sprengschlägige Fälle gegenüber 22 im Jahre dastoffanschlag auf die ständige Mission Jorvor. daniens bei den Vereinten Nationen in Genf Am 1.4.1971 wurde der ehemalige boliviaverübt. Im Sommer 1971 sind palästinennische Generalkonsul Roberto Quintanillasische Terroristen mit Sabotageaufträgen Pereira in Hamburg von einer unbekannten gegen israelische und jordanische Flugzeuge Frau erschossen. Der Tat lagen politische nach Westeuropa eingereist, wobei das GeMotive zugrunde. In Berlin entging der Präbiet der Bundesrepublik Deutschland berührt sident des "Kroatischen Nationalkomitees" wurde (Sprengstoffanschlag auf eine MaDr. Branimir JELIC nur knapp zwei aufeinschine der jordanischen Fluggesellschaft anderfolgenden Anschlägen politischer GegALIA in Madrid am 24.8.1971, versuchte ner auf sein Leben. Am Vormittag des 5.5. Sprengung zweier israelischer Passagierwurde gegen ihn und seine Lebensgefährtin flugzeuge am 28.8.1971 in Rom bzw. am ein Sprengstoffanschlag verübt. Zwei Tage 1. 9.1971 in London, wobei gutgläubige junge darauf konnte der Versuch einer bewaffneten Europäerinnen als Bombenträger fungierten). Jugoslawin vereitelt werden, zu ihm nach seiAuf eine weitere Gefährdung des zivilen ner Einlieferung in ein Berliner Krankenhaus Luftverkehrs und anderer schwer zu schütvorzudringen, um ihn auf seinem dortigen zender Objekte (z. B. Schiffe) deuten auch Krankenlager zu töten. Offensichtlich gleichInformationen über die Entwicklung neuer falls aus politischen Gründen haben unbeSabotagetechniken durch die "Volksfront für kannte Täter am 14. und 19.9.1971 vor dem die Befreiung Palästinas" (PFLP) und ähnspanischen Generalkonsulat in Frankfurt liche besonders radikale Gruppen hin. Brandsätze entzündet sowie am 5.12.1971 Zahlreiche Gruppierungen anderer Nationaeinen Kellerraum im gleichen Objekt mit Benlität betrachten die Gewalt als geeignetes zin in Brand gesetzt (vgl. Bildtafel S. 113). Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Diese Taten dürften spanischen Anarchisten Pläne. Dies gilt im besonderen Maße für gezuzurechnen sein. wisse kroatische Nationalisten, die sich im Die Terrorund Gewaltakte von Ausländern Bundesgebiet immer wieder mit Plänen für haben auch in anderen westeuropäischen politische Terrorakte befassen. Neuerdings Staaten im Vergleich zu 1970 nachgelassen. sind derartige Tendenzen auch bei griechiDie zuständigen Sicherheitsorgane stimmen schen Widerstandsorganisationen und im 93 Bereich des internationalen Anarchismus legen für längere Zeit an den Fabrikzaun. wieder verstärkt hervorgetreten. Damit beAnläßlich des Tarifstreiks in der Metallindusteht die Gefahr schwerer politischer Ausstrie Baden-Württembergs und Nordrheinschreitungen von Ausländern im BundesWestfalens verstärkte sich die ausländische gebiet unvermindert fort. Klassenkampfagitation. In der Regel sind Eine besondere Form politischer Gewaltaber Flugschriften dieser Art von der austaten, die nur in Ausnahmefällen bekannt ländischen Arbeiterschaft bestreikter Bewird und deshalb kaum Eingang in die Statriebe ebensowenig beachtet worden wie die tistik findet, besteht in individuellem Terror, für diesen Personenkreis bestimmte Agitader von Angehörigen radikaler Gruppen getiondeutscher Kommunisten. genüber politischen Gegnern, AußenstehenWeit stärker als durch inländische Konfliktden oder sogar Mitgliedern der eigenen Orstoffe wurde die Aktivität radikaler Auslänganisationen ausgeübt wird. Es handelt sich dergruppen im Jahre 1971 von politischen hier um Fälle von Nötigung, Erpressung, KörEreignissen in ihren Heimatstaaten bestimmt. perverletzung und ähnlichen Delikten, die an Politische Strafprozesse, Streiks, innenpoliEinzelpersonen verübt und aus Angst vor tische Krisen und nationale Gedenkund weiteren Repressalien nicht angezeigt werFeiertage waren die bevorzugten Anlässe zu den. So wurden Araber mißhandelt, weil sie Demonstrationen und sonstigen Veranstalsich weigerten, monatliche "Spenden" an die tungen, die häufig von Exzessen begleitet FATAH zu zahlen. Einem Jugoslawen wurde waren oder nach dem Willen der Veranstalangedroht, man werde ihm den Kopf abter von vornherein die Grenzen legaler polischneiden, falls er nicht der "Ustascha" beitischer Betätigung überschritten. Offenkuntrete. dig jenseits der Toleranzgrenze lagen u. a. die folgenden Aktionen: 1. Im ersten Quartal 1971 wurden Festb) Sonstige politisch radikale Aktionen und Gedenkveranstaltungen offizieller griechischer Einrichtungen im Bundesgebiet minWie in den Vorjahren umfaßten die Ausdestens in neun Fällen von Regimegegnern schreitungen ausländischer Extremisten neso nachhaltig gestört, daß zur Wiederherstelben Fällen der Gewaltkriminalität vielfältige lung von Sicherheit und Ordnung starke andere Aktionen. Auch durch sie wurden z.T. Kräfte der Polizei eingesetzt werden mußten. wichtige innenund außenpolitische Belange In Berlin, Düsseldorf, Offenbach, Frankfurt der Bundesrepublik Deutschland berührt, zuund Dortmund blockierten linksextreme Exilmal es sich bei ihnen häufig um gezielte griechen die Eingänge zu den VeranstalKampfmaßnahmen ausländischer Opposititungsgebäuden. Zusammen mit deutschen onsgruppen handelte, die von starken Teilen politischen Freunden schmähten, belästigten ihrer Anhänger getragen wurden. und bedrohten sie die eintreffenden Gäste, Manchmal boten aktuelle Probleme der Gastderen Ankunft vielfach einem Spießrutenlauarbeiter Anlaß zu Exzessen. Auf Initiative fen glich. Am 24.3.1971 versuchten sie den spanischer Kommunisten kam es am 3.10. griechischen Generalkonsul in Frankfurt 1971 zu einer "Hausbesetzung" in Essen, durch Zwischenrufe und Sprechchöre daran dort quartierten sich fünf Gastarbeiterfamizu hindern, die Festansprache aus Anlaß des lien unbefugt in einem leerstehenden Ge150. Jahrestages der Befreiung Griechenbäude ein. In Dortmund und Köln haben italands von türkischer Herrschaft zu halten. lienische Arbeiter die Konsulate ihres Landes Der rechtsgerichtete "Verband der Griechen zu besetzen versucht, um auf soziale Mißin Deutschland" rüstete dann wenige Tage stände aufmerksam zu machen. In einem später seinen Ordnerdienst bei einer VeranFrankfurter Kunststoffwerk fesselten streistaltung aus gleichem Anlaß in Mainz mit Pikende Gastarbeiter einen arbeitswilligen Kolstolen aus. 94 2. In der Zeit von Mai bis Oktober 1971 führte kam es am 26.11.1971 in Frankfurt darüber die von linksextremen Kräften beherrschte hinaus zu Widerstandshandlungen gegen"Conföderation Iranischer Studenten - Naüber Polizeibeamten. In Frankfurt, Bonn und tional-Union" (CISNU) aus Protest gegen die Hannover haben Anhänger der "Union der Handhabung der politischen Strafjustiz in Kommunistischen Jugend Spaniens" (UJCE) ihrer Heimat und gegen die Feierlichkeiten Schmieraktionen durchgeführt, in denen der zum 2500jährigen Bestehen des persischen spanische Staatschef als Mörder bezeichnet Kaiserreiches zahlreiche Veranstaltungen sowurde. wie umfangreiche Flugblattund PlakatNeben den bisher geschilderten Exzessen im aktionen durch, die in Beleidigungen und Rahmen einer öffentlich geführten Agitation Diffamierungen der persischen Regierung haben die Staatsschutzorgane zahlreiche gipfelten. Sie polemisierte in besonders hefFälle ermittelt, in denen von politisch radikatiger Form gegen den Schah, der als "Deslen Ausländern mündlich oder durch heimpot", "Parasit" und "Verbrecher" bezeichlich verbreitete Druckschriften zum politinet wurde. Die Feierlichkeiten in Persepolis schen Terror aufgerufen wurde. Kennzeichwurden als "Gangsterschau" und "Geiernend für diese Art extremer Betätigung sind party" abqualifiziert. Demonstranten trugen u. a. die folgenden Vorfälle: vielfach Gesichtsmasken. Die von ihnen mitIm Januar 1971 wurde der im Bundesgebiet geführten Transparente zeigten Parolen wie lebende Kroate Drago M. in Jugoslawien "Sieg im Volkskrieg" und "Tod dem Schahbei dem Versuch festgenommen, mehrere Faschismus". Am Abend des 14.10.1971 1000 Flugblätter zu verbreiten, die den serwurden im Rahmen einer vorwiegend von bischen Teil der Bevölkerung zu politischen Studenten persischer und anderer NationaGewalttaten aufwiegeln sollten (vgl. Bildtafel lität veranstalteten Demonstration an der S. 114). Das Kreisgericht in Karlovac hat ihn Hauptwache in Frankfurt eine Schah-Figur inzwischen zu drei Jahren schwerer Haft veröffentlich verbrannt und eine weitere Strohurteilt, die er z. Z. in einem jugoslawischen puppe symbolisch aufgehängt. Infolge der Gefängnis verbüßt. Wie die Ermittlungen in verhältnismäßig starken Beteiligung linksder Bundesrepublik Deutschland ergaben, gerichteter deutscher Organisationen an den waren die bei ihm sichergestellten HetzVeranstaltungen der Iraner anläßlich der schriften von einer Gruppe der in der Bun2500-Jahr-Feiern gerieten ihre Aktionen zum desrepublik Deutschland verbotenen "KroaTeil unter den Einfluß linksradikaler deuttischen Revolutionären Bruderschaft" (HRB) scher Kräfte, die diese Gelegenheit nutzten, im Räume Stuttgart hergestellt worden. Eine um sich der Öffentlichkeit ins Bewußtsein zu Flugschrift des "Kroatischen Studentenausbringen. schusses in Europa" enthielt den "Aufruf an die Kroaten außerhalb der Heimat", Frauen 3. Ab September mehrten sich die Fälle poliund Kinder in Sicherheit zu bringen und sich tischer Zusammenstöße von rechtsund selbst mit Waffen zu versorgen, um für die linksgerichteten Ausländern gleicher NatioUnabhängigkeit Kroatiens "alsbald zu kämpnalität. Auch die nächtliche Schmiertätigkeit fen und zu sterben". Am 4. Juli forderte die dieser Kreise nahm zu. führende Black-Panther-Aktivistin Kathleen In Berlin und Köln uferten türkische DemonCleaver anläßlich einer Vortragsreise durch strationen gegen die Verurteilung von Mitdie Bundesrepublik farbige US-Soldaten in gliedern der "Volksbefreiungs-Armee" in AnHeidelberg zur Sabotage an Fahrzeugen und kara bzw. gegen die Aktivität türkischer KomWaffen ihrer Einheiten auf. Im gleichen Monat munisten im Bundesgebiet in tätliche Ausbezeichnete der Angehörige der brasilianieinandersetzungen politischer Gegner aus. schen Stadtguerillas Rene de Carvalho auf Bei der Konfrontation italienischer Rechtseiner Veranstaltung der linksgerichteten und Linksextremisten aus Anlaß der Eröffdeutsch-ausländischen Studentenorganisanung eines Büros des "Comitatio Tricolore" tion "Trikont" in Köln die Entführung von 95 Diplomaten aus "imperialistischen Staaten" den Araber während des ganzen Jahres fort. als "legales Mittel zur Vorbereitung eines Im Rahmen dieser Aktivität hat die "VolksVolkskrieges". Im Juli hat die Kontrolle eines front zur Befreiung Palästinas" (PFLP) Druckaus Österreich einreisenden griechischen schriften eingesetzt, die als Flugscheine für Studenten zur Beschlagnahme von 150 kleindie im Vorjahre entführten oder gesprengten formatigen Druckschriften geführt, die AnleiLinienmaschinen aufgemacht waren und Patungen zur Herstellung von Sprengstoff und rolen wie "Unser Moralkodex ist unsere ReAufrufe zur politischen Geheimbündelei entvolution" enthielten (vgl. Bildtafel S. 116). hielten (vgl. Bildtafel S. 115). Die palästinenDiese hier nur grob skizzierten Aktivitäten sischen Widerstandsorganisationen setzten weisen auf die Existenz ausländischer Terrorihre propagandistischen Bemühungen um die gruppen verschiedener Nationalität auf deutRadikalisierung der im Bundesgebiet lebenschem Boden hin. VI. Auslandische Terroristengruppen Seit dem sprunghaften Anstieg der politisch a) Die Geheimbünde kroatischer motivierten Gruppenkriminalität in den JahNationalisten ren 1969/70 haben die Staatsschutzorgane der westeuropäischen Staaten verstärkt ErMit dem Sprengstoffanschlag auf die jugoslakenntnisse über Terrorgruppen mit internawische Botschaft in Bad Godesberg/Mehlem tionalem Aktionsrahmen ausgetauscht. Diese am 29.11.1962 begann die Terrortätigkeit gegenseitige Unterrichtung hat den Erkenntkroatischer Nationalisten im Bundesgebiet. nisstand der beteiligten Stellen wesentlich Seit diesem Initialdelikt ist die Kette ihrer verbessert und damit die Aussichten erhöht, schweren politischen Gewalttaten nicht abden sicherheitsgefährdenden Aktivitäten ausgerissen, obwohl im Verlaufe der vergangeländischer Geheimbünde wirksamer als bisnen neun Jahre zahlreiche Kroaten zu hohen her entgegenzutreten. Freiheitsstrafen verurteilt und mehrere ihrer Die Gefährlichkeit der genannten GruppieUntergrundorganisationen verboten und aufrungen liegt nicht so sehr in ihrer Zahl und gelöst worden sind. Immer wieder kommt es Mitgliederstärke als in der Skrupellosigkeit unter den Exilkroaten im Bundesgebiet zu ihrer Mitglieder und Hintermänner. Viele Terneuen konspirativen Zusammenschlüssen, roristen haben im Umgang mit Waffen und die an die totalitäre Ideologie der "Ustascha" Sprengstoff, im Gebrauch konspirativer Techanknüpfen und mit Gewalt und Terror für ein niken und in der Geborgenheit unter Gleichunabhängiges Kroatien kämpfen wollen. Der gesinnten ihren Lebensinhalt gefunden. Ihr Anstoß dazu geht häufig von Zentren der Verhalten wird vorwiegend von politischem kroatischen Emigration in Australien, SüdFanatismus, Ressentiments, Geltungsstreamerika, den USA und Kanada aus. Von dort ben und Haß bestimmt. Die meisten Unterwird auch die Untergrundarbeit der Exilkroagrundgruppen suchen ihre Anhängerschaft ten im Bundesgebiet maßgeblich unterstützt. bewußt in Kreisen, "die mit dem normalen In Süddeutschland haben sich Mitglieder der Leben eines von den Fremden nicht aneram 24.6.1968 verbotenen "Kroatischen Rekannten, erniedrigten und rechtlosen Emivolutionären Bruderschaft" (HRB) erneut zu granten brechen wollen" (Auszug aus einem konspirativen Dreiergruppen zusammengesichergestellten Dokument der "Kroatischen schlossen. Als Richtlinien für ihre UnterRevolutionären Bruderschaft"). grundarbeit dienen die Broschüren "Kletva" 96 (Der Fluch) und "Osvetnici Bleiburga" (Die zeigen. Die Terrortechnik der einander Rächer von Bleiburg), in denen die HRB ihren feindlichen Lager ist nahezu identisch; tyAnhängern genaue Anweisungen zur Handpisch für die Arbeitsweise der Anarchisten habung von Brandund Sprengsätzen gibt. ist jedoch vor allem der bewußte Verzicht "Osvetnici Bleiburga" weist den im Bundesauf eine feste Organisation. gebiet entstandenen "Troikas" im wesentIn den beiden letzten Jahren haben spalichen folgende Aufgaben zu: nische Anarchisten insgesamt 14 Brandund Sprengstoffanschläge auf Konsulate und * "Der Kettenprozeß" von Sprengstoffund sonstige Niederlassungen ihres Landes im Brandanschlägen auf jugoslawische VertreBundesgebiet verübt. Die Täter dürften tungen im Ausland "muß unaufhörlich beeinem internationalen Terroristennetz angeschleunigt werden", da er Jugoslawien "moralischen und materiellen Schaden zufügt". hören, das dem "Iberischen Befreiungsrat" (CIL) zuzurechnen ist. In Erinnerung an eine * "Die Träger der heutigen serbo-jugoslaam 1.5.1966 begangene Entführung mit powischen Regierung müssen an jeder Stelle, litischem Hintergrund hat sich die Organisawo sich nur eine Gelegenheit bietet, durch Attentate vernichtet werden. Der Schrei nach tion den Namen "Grupo Primero de Mayo" Rache ist die Nahrung der kroatischen Atten(Gruppe 1. Mai) gegeben. Das Netz wird von täter." dem Berufsrevolutionär mexikanischer Her- * Sabotageund Terrorakte innerhalb der kunft Alberola-Surinach und seinen spaGrenzen Jugoslawiens "sind zur Zeit das ernischen Gesinnungsfreunden geführt. Ihm folgreichste Mittel, um das Volk für die Revogehören jedoch auch italienische, franzölution zu erwärmen". sische und deutsche Anarchisten an. Damit * Durch "Explosionen, Brände und Schläist die "Gruppe I . M a i " über ihre ursprünggereien" muß erreicht werden, daß die auslich gegen Franco gerichtete Zielrichtung hinländischen Behörden "im Interesse der Erausgegangen und hat sich in eine Internatiohaltung von Ordnung und Frieden auf ihrem nale des Aufruhrs verwandelt, die sich jetzt eigenen Territorium von der weiteren Einfuhr u. a. auch damit befaßt, amerikanischen Soljugoslawischer Arbeiter Abstand nehmen". daten in Europa zur Flucht zu verhelfen. Ihre In der gleichen Broschüre werden die UnterStützpunkte auf deutschem Boden werden in grundkämpfer aufgefordert, SprengstoffvorFrankfurt und anderen Großstädten vermutet. räte außerhalb ihrer Wohnungen zu lagern, sich im Messerwerfen zu üben und ständig Unter den sonstigen Anarchistengruppen Pistolen bei sich zu tragen, sobald sie sich entfalten z. Z. nur einige italienische sicheran ihrem Exilwohnsitz von politischen Gegheitsgefährdende Aktivitäten. Dazu gehören: nern oder polizeilich verfolgt fühlen. Der Mord an dem amerikanischen Präsidenten * Die anarchistische Vereinigung "Lotta Kennedy wird als Beispiel eines sorgfältig Continua" (Der Kampf geht weiter). Sie setzt vorbereiteten Attentats herausgestellt. Darsich in einem Programm der Gewalttätigkeit für die Abschaffung des bürgerlichen Staates über hinaus werden auch andere politische ein. Im Bundesgebiet hat sie versucht, italieVerbrechen der Zeitgeschichte als Modellnische Arb'eiter zum Kampf gegen die "Ausfälle für eigene künftige Aktionen propagiert. beuter" durch Sabotageakte bei Montagearbeiten an den Fließbändern aufzuwiegeln (Betriebszeitung der "Lotta Continua"-Gruppe bei BMW Nr. 1/71, S. 3). b) Anarchisten * Die anarcho-syndikalistische Bewegung "PotereOperaio" (Arbeitermacht). Nach eigeDie Vorstellungswelt militanter Anarchisten nen Angaben hat sie Stützpunkte in Hamburg und Frankfurt errichtet und im Herbst 1970 wird von der gleichen Bereitschaft zum poliAusschreitungen italienischer Arbeiter anläßtischen Terror beherrscht, wie sie kroatische lich eines wilden Streiks bei den Ford-Werken und andere nationalistische Terrorgruppen in Köln organisiert. 97 c) Militante Widerstandsgruppen Athen verwendet worden. Nach außen hat die der Exilgriechen Godesberger Gruppe bis zum Ende ihrer Tätigkeit im Jahre 1970 den Eindruck zu erSeit dem Bestehen der Militärregierung in wecken versucht, sie propagiere lediglich Griechenland sind in der Bundesrepublik den passiven Widerstand. Mehrere ihrer geDeutschland und anderen Staaten Europas heimen Mitarbeiter haben sich inzwischen exilgriechische Geheimbünde entstanden, anderen griechischen Untergrundgruppen die sich im Rahmen ihrer Untergrundarbeit angeschlossen. auch mit der Planung und Durchführung poDie z. Z. bestehenden Widerstandsgruppen litischer Sprengstoffanschläge, Attentate und der griechischen Emigration werden durchähnlicher Terrorakte befassen. Führungsrivaweg von Führungsstäben außerhalb der Bunlitäten und ideologische Differenzen haben desrepublik Deutschland geleitet. Sie verfüdie organisatorischen Strukturen im Verlaufe gen jedoch im Bundesgebiet über konspirader Jahre mehrfach verändert; dennoch biltive Zellen, die sich in ähnlicher Form wie die den sich neue Gruppierungen immer wieder erloschene "Griechische Demokratische Beum einen gleichbleibenden Kern von Rädelswegung" zu Umschlagplätzen für illegale führern und Spezialisten. Die MitgliederzahSprengstoffund Waffentransporte nach len sind sehr gering. Die Masse der Helfer Griechenland entwickelt haben. Von Anund Sympathisanten sammelt sich in öffentschlägen auf griechische Vertretungen in der lich arbeitenden Hilfsvereinigungen, denen Bundesrepublik haben sie bisher abgesehen. die Aufgabe zufällt, Untergrundaktionen Entsprechende Pläne wurden allerdings in finanziell, materiell und publizistisch zu unletzter Zeit erwogen. terstützen. Wie die Erfahrung lehrt, gehöNach den Erkenntnissen des Verfassungsren aber Funktionäre solcher Hilfsorganisaschutzes stützen sich insbesondere die foltionen häufig zugleich einer der konspirativ genden Gruppierungen auf geheime Zweigarbeitenden Widerstandsgruppen als Mitund Kontaktstellen auf deutschem Boden: glied an. So lassen die kürzlich sichergestellten Akten der "Griechischen Demokratischen * Die maoistischen griechischen Terrorgruppen "Bewegung des 20. Oktober" und "TroBewegung" (EDK) keinen Zweifel daran, daß janisches Pferd 67". Der zuletzt genannte sich das Auslandsbüro dieser griechischen Geheimbund verbreitet u. a. hektographierte Widerstandsgruppe im Bundesgebiet nicht Anleitungen zur Herstellung von Brandund ausschließlich im Rahmen der bestehenden Sprengmitteln aus Grundstoffen, die im freien Handel erhältlich sind. Gesetze betätigt hat, sondern in den Jahren 1968/69 in umfangreiche Waffenund Spreng- * Die Widerstandsgruppe der griechischen Zentrumsunion "Panhellenische Befreiungsstofftransporte nach Griechenland verwickelt bewegung" (PAK). Sie unterhält im Bundesgewesen ist. Unter Decknamen geführte gebiet einen weit verzweigten UnterstützungsKorrespondenz des EDK-Büros mit seinen verein. In einem offenen Brief vom 10.10.1971 Verbindungsmännern in Griechenland, Itasprach sich der Leiter der PAK Andreas Papandreou für politischen Terror "im klassilien und Schweden konnte sichergestellt werschen Rahmen der dritten Welt" aus. Der den. Sitz der Koordinierungsstelle war Bad Brief enthält zugleich eine grundsätzliche Godesberg. Ihre konspirative Aufgabe beStellungnahme Papandreous gegen das parstand darin, Plastiksprengstoffe, Stangenlamentarische System. dynamit, Uhrwerkzünder, Handfeuerwaffen * Die Mitgliedsorganisationen des "Griechimit Schalldämpfern, Handgranaten und schen nationalen Widerstandsrates" (EAS), darunter die kommunistische "Patriotische falsche Pässe zu beschaffen und über MittelsAntidiktatorische Front" (PAM), mit ihrem männer nach Griechenland einzuschleusen. öffentlich arbeitenden Unterstützungsverein Wie sich aus den sichergestellten Schriften "Freunde der PAM" und die Vereinigung ergibt, sind Sprengsätze aus solchen Liefe"Demokratische Verteidigung" (DA). rungen u. a. bei einem Anschlag auf das von Anfang September 1971 führte die "DemoNATO-Offizieren bewohnte Hotel Galaxis in kratische Verteidigung" in Bonn ihre Gene98 ralversammlung durch, an der 32 Funktionäre 1971 nachgelassen. Das scharfe Vorgehen dieser Organisation aus neun Staaten teilder jordanischen Regierung gegen die Guenahmen. Etwa zur gleichen Zeit wurden den rillagruppen, das zum Verlust ihrer Operazuständigen Behörden Einzelheiten über tionsbasen in Jordanien führte, sowie ihre illegale Aktivitäten dieser Organisation bestärkere Überwachung im Ausland haben kannt, die Exekutivmaßnahmen in und außerihre hiesigen Gefolgsleute verunsichert. Die halb der Bundesrepublik Deutschland erforAnziehungskraft der FATAH auf die im Bunderlich machten. Der Zugriff wurde durch desgebiet lebenden Palästinenser sank. Zwar einen Waffenund Sprengstoff-Fund am 3. 9. beherrscht diese Organisation nach wie vor 1971 im D-Zug Kopenhagen-Hamburg ausden Dachverband der Fedayeen.die "Palästigelöst. nensische Befreiungsorganisation" (PLO,vgl. Auf seiner Fahrt zur Generalversammlung in Bildtafel S. 118); sie ist jedoch von SpaltungsBonn hatte der DA-Gruppenleiter Nicolas K. tendenzen bedroht. Innerhalb der Vereiniaus Stockholm insgesamt 12,5 kg Dynamit, gungen palästinensischer Arbeiter und Stueine Maschinenpistole, vier Pistolen, zwei denten, die im Bundesgebiet bisher als HilfsSchalldämpfer, 40 Sprengkapseln und 300 organisation der FATAH fungierten, wird der SchußMunition im Zuge versteckt (vgl. Bildtafel FATAH-.Führer Arafat zunehmend kritisiert. S. 117). Er führte auch eine Liste von 38 SaEr wird für die Niederlage der Fedayeen in botageobjekten sowie organisationsinterne Jordanien verantwortlich gemacht. Nicht zuSchriftstücke mit sich, die zum Teil verschlüsletzt dadurch ist auch das Spendenund Beiselt waren. K. befindet sich seither in Untertragsaufkommen für diese Widerstandsorgasuchungshaft. Er hat gestanden, Waffen und nisation erheblich zurückgegangen. Sprengstoff im Auftrage seiner Organisation Weniger beeinträchtigt durch die Ereignisse beschafft und in die Bundesrepublik eingeim Nahen Osten wurden die Gruppen der schleust zu haben. Die Durchsuchung seiner prochinesischen "Demokratischen VolksWohnung in Stockholm hat außerdem zur Befront für die Befreiung Palästinas" (PDFLP) schlagnahme verschiedener Materialien gein der Bundesrepublik. Im Gegensatz zur AL führt, die ihm offensichtlich zur Herstellung FATAH hatte diese Organisation stets beelektrischer Zünder gedient hatten. Am Tage hauptet, daß die Errichtung eines sozialistiseiner Einreise nahm die Kriminalpolizei in schen palästinensischen Staates ohne eine Bonn den Exilgriechen Andreas C. fest. Er ist vorherige revolutionäre Umgestaltung der verdächtig, als Angehöriger des Londoner Anrainerstaaten Israels, insbesondere JordaDA-Sekretariats an der Organisation illegaler niens, nicht zu erreichen sei. Unter Hinweis Waffentransporte für den Untergrundkampf auf die Ereignisse in.Jordanien, die diese in seiner Heimat beteiligt gewesen zu sein. Ansicht zu bestätigen schienen, versuchte Dieser Verdacht hat sich erhärtet. Die Krimisie, ihre Organisation auf deutschem Boden nalpolizei in London fand in seiner Wohnung durch Abwerbung von FATAH-Mitgliedern zu eine Liste von Schlüsselworten für Sprengstärken. Darüber hinaus war sie bestrebt, und Zündmittel und andere belastende Doneue Anhänger unter erst kürzlich aus dem kumente. Wenige Tage darauf wurden Nahen Osten geflüchteten Palästinensern zu schließlich mehrere Kilo Sprengstoff, acht gewinnen. Die Ergebnisse dieser BemühunSprengkapseln und konspirative Aufzeichgen waren indes gering. Das gleiche gilt für nungen bei dem DA-Repräsentanten Vassidie maoistische "Volksfront für die Befreiung lios P. in Rom sichergestellt. Palästinas" (PFLP), die für die meisten Terroranschläge außerhalb des Nahen Ostens verantwortlich ist. Beide Organisationen d) Stützpunkte des palästinensischen haben in der Bundesrepublik Deutschland "Widerstandes" z. Z. zusammen nur einige hundert MitglieDie Aktivität des palästinensischen Widerder. Sie arbeiten konspirativ. Es besteht der standes auf deutschem Boden hat im Jahre Verdacht, daß sie sich zumindest in Einzel99 fällen mit der illegalen Beschaffung technären deutschen und ausländischen Zivilinischer Sabotagemittel befaßt haben (vgl. sten. Dadurch wurde der farbige ExtremisBildtafel S. 119). mus auf deutschem Boden zu einem gemeinErst gegen Jahresende und seit dem Mord samen amerikanisch-deutschen Sicherheitsan dem jordanischen Ministerpräsidenten problem. Wasfi Tel gab es Anzeichen für eine ReakZu den radikalsten Befürwortern des farbigen tivierung des palästinensischen WiderstanExtremismus zählt z. Z. die Vereinigung des im Bundesgebiet. Da nunmehr auch Teile "Black Disciple Party" (Schwarze Jünger) in der FATAH mit der Ideologie der PLFP symHeidelberg. Sie ist eine Nachfolgeorganisapathisieren, hat sich die Gefahr neuer Antion der "Unsatisfied Black Soldiers" (UBS). schläge auch in der Bundesrepublik DeutschDie "Black Disciples" haben etwa 200 Mitland erhöht. glieder, die als Erkennungszeichen einen weißen Knopf mit der Darstellung einer Zeitzünderbombe (Wecker und Granate) tragen. e) Farbige Extremisten Ihr Organ "A'bout Face" ("Abteilung kehrt") In den letzten Jahren hat die Sozialrevoluhat inzwischen eine Auflage von 10000 Stück tionäre "Black-Power"-Bewegung ihre Bemüerreicht. Das Blatt wird im Bundesgebiet gehungen verstärkt, Anhänger und Sympathidruckt und heimlich in die US-Kasernen einsanten unter den etwa 15000 im Bundesgegeschleust. Es fordert zur Bildung konspirabiet stationierten farbigen US-Soldaten zu tiver Zellen, zum Waffendiebstahl und zum gewinnen. Mehrere Aktivisten des radikalen aktiven Widerstand gegen das militärische Flügels der "Black Panther Party" (BPP) mit und zivile "Establishment" auf. Die Zeitung Sitz in Algier haben sich in der Bundesrepuveröffentlicht auch praktische Ratschläge blik Deutschland niedergelassen. Gemeinzur Herstellung von Sprengkörpern. In der sam mit dem deutschen "Black-Panther-SoliAusgabe vom 29.9.1971 wird als Ziel die daritätskomitee" (BPSC) führten sie im Jahre Zerschlagung des amerikanischen Kapitalis1971 Werbeveranstaltungen, ideologische mus bezeichnet und der gewaltsame UmSchulungen und Flugblattaktionen auf deutsturz befürwortet. Ähnliche Ziele verfolgen schem Boden durch. Sie geben die in Frankdie "Black United Soldiers" (BUS) mit Stützfurt/M. erscheinende Monatsschrift "Voice punkten in mehreren Städten Baden-Würtof the lumpen" (Stimme der Lumpen) hertembergs. Beide Vereinigungen haben beaus, die das Sozialrevolutionäre Programm reits Sabotageakte in US-Kasernen verübt. der BPP verbreitet und nahezu in jeder Nach eigenen Angaben erzielen sie im UnterAusgabe farbige US-Soldaten zur Fahnengrundkampf "von Tag zu Tag größere Erflucht, Befehlsverweigerung und zu Ausschreifolge". tungen aufruft. Als Folge dieser massiven Der in den letzten Jahren wiederholt geforAgitation sind in Heidelberg, Mannheim, derte Zusammenschluß aller farbigen SoldaKaiserslautern, Karlsruhe, Stuttgart, Nürnten-Organisationen auf deutschem Boden ist berg, Würzburg, Berlin und anderen amerinicht zustande gekommen. Ende 1970 scheikanischen Garnisonsstädten radikale Verterte der letzte derartige Versuch. Seither einigungen farbiger amerikanischer Soldaten werden dezentralisierte Strukturen bevorentstanden, die sich auch konspirativ und zugt. Alle konspirativ arbeitenden Gruppen terroristisch betätigen. Die meisten dieser sind als eigenständige Zellen nach dem VorGruppen pflegen Kontakte zu linksrevolutiobild der "Stadtguerillas" aufgebaut. 100 VII. Träger linksextremer Tendenzen a) Ausländische kommunistische Parteien kommunistischen Parteien des Iran, Portuund ihre Hilfsorganisationen gals und der Türkei arbeiten in der BRD nur einzelne Funktionäre. Nach den Erkenntnissen der Ämter für VerDie kommunistische "Massenarbeit" vollfassungsschutz haben kommunistische Parzieht sich nach erprobtem Rezept in Tarnteien aus sechs ausländischen Staaten auf (Front-)organisationen. Zahlreiche Vereinideutschem Boden Fuß gefaßt. Insgesamt vergungen bieten sich den ausländischen Arbeifügen sie z. Z. über etwa 7000 Mitglieder, die tern, Studenten und Jugendlichen als angebaktive Parteiarbeit verrichten. Ihr Organisalich unabhängige Zusammenschlüsse mit tionsstand ist sehr unterschiedlich. Nur der kulturellen, sportlichen, sozialen oder überitalienischen und der spanischen KP gelang parteilich demokratischen Zielen an, während es, im Bundesgebiet Parteiapparate aufzusie in Wahrheit Hilfsorganisationen kommubauen, die von Betriebsgruppen, örtlichen nistischer Parteien sind. Sie werden von ParZellen über Kreisund Gebietskomitees bis teifunktionären gesteuert. Auch ihre regionazu zentralen Leitungen reichen (vgl. Bildtafeln len Zweige sind fast ausnahmslos in komS. 120 und 121). Die "Partito Comunista Itamunistischer Hand. Dadurch haben sich die liano" (PCI) hat gegenwärtig 2500, die "Parkommunistischen Parteien Griechenlands, tido Comunista de Espana" (PCE) annähernd Italiens und Spaniens ausgedehnte Möglich1200 zahlende Mitglieder. Das Führungsgrekeiten zur Agitation und Mitgliederwerbung mium der PCI befindet sich in Stuttgart, das erschlossen, die sie erfolgreich nutzen. Ende der spanischen Kommunisten in Paris. Beide des Jahres bestanden insgesamt 24 HilfsParteien stützen sich jeweils auf etwa 70 organisationen der genannten Parteien auf Ortsbzw. Betriebsgruppen. Während die Kadeutschem Boden. Näheres ergibt die folder der Kommunistischen Partei Spaniens gende Übersicht: nach wie vor konspirativ arbeiten und nur einige jüngere PCE-Mitglieder dazu übergeStatistik der Hilfsorganisationen griechischer, gangen sind, sich im Bundesgebiet der Öfitalienischer und spanischer kommunistischer Parteien im Bundesgebiet (Stand: 31. 12. 1971) fentlichkeit zu stellen, treten die italienischen Kommunisten auf deutschem Boden offen Organisationen ZweigMitauf. Auf Weisung der Parteileitung in Rom gruppen glieder ca. und des Stuttgarter "National-Komitees" sind die PCI-Gliederungen gehalten, gewaltGriechische 10 87 19 000 same Auseinandersetzungen mit politischen Italienische 8 49 6 000 Spanische 6 52 5 000 Gegnern im Bundesgebiet zu meiden. Wegen Nichtbeachtung dieser Weisung wurden im Insgesamt 24 188 30 000 Jahre 1971 mehrere italienische KP-Funktionäre aus der Partei ausgeschlossen. Politisch Weit verzweigt sind der kommunistisch geunbedeutend in der Bundesrepublik Deutschsteuerte "Bund Griechischer Gemeinden", land sind zwei Abspaltungen der spanischen die griechischen "Antidiktatorischen Komikommunistischen Partei (PCE-ML und "Litees" (EAE), die "Spanischen Kulturclubs" stergruppe"). Die griechische moskautreue (CCE), die "Kommissionen zur Unterstützung "Kommunistiko Komma Ellados" (KKE) hat der Arbeiterkommissionen in Spanien" im Bundesgebiet höchstens 1000 aktive An(CCOO), der italienische "Verband der Gasthänger. Fast doppelt so stark ist der Inlandsarbeiter und ihrer Familien" (FILEF), die flügel der Kommunistischen Partei GriechenBüros des "Instituto Nazionale Confederale lands, der unter dem Namen "Vereinigte Di Assistenza" (INCA) und die italienische Demokratische Linke" (EDA) auftritt und sei"Unabhängige Vereinigung für Erholung und nen Führungsstab in Frankfurt hat. Für die Kultur" (ARCA). 101 b) Neue Linke, Sozialrevolutionäre Rigas Ferreos", die "Griechische Nationale Nationalisten Studentenunion" (EFEE) und mehrere Regionalgruppen der "Arabischen StudentenverDie Zahl der nicht im Untergrund tätigen einigung" (ASV). linksrevolutionären Ausländerorganisationen, Auch in den nicht auf den akademischen Bedie sich vom Kommunismus sowjetischer reich beschränkten Vereinigungen ausländiPrägung distanzieren, ist im Jahre 1971 von scherLinksextremisten.die nicht moskautreue zunächst 25 auf 66 angestiegen (weitere 20 Kommunisten sind, gehen die Impulse für die sind Terrorgruppen). Im gleichen Zeitraum politische Arbeit zumeist von radikalen Stuverdoppelte sich der Mitgliederstand. Die Ordenten aus. So wird die "Generalunion Paläganisationen haben heute zusammen etwa stinensischer Arbeiter" (GUPA) maßgeblich 8000 Mitglieder. Die Skala der von ihnen provon arabischen Akademikern gefördert. Entpagierten Ideologien reicht vom Trotzkismus sprechendes gilt für die Rolle der Studenten und Maoismus bis zum Anarchismus. Eine innerhalb der "Union der marxistisch-leniniSonderstellung nehmen unter ihnen linksstisch-kommunistischen Italiener in Hamextreme Nationalisten und Rassisten ein. burg", der "Vereinigung der progressiven Trotz dieser ideologischen Unterschiede zeiitalienischen Auswanderer" (UEIP), der griegen sich in ihrer Struktur und Arbeitsweise chischen "Sozialistischen Demokratischen Übereinstimmungen, die eine zusammenfasUnion" (SDU) sowie im Resistentia-Verlag sende Darstellung möglich machen. der Palästinenser in Frankfurt und anderen Charakteristisch für diese Vereinigungen Sozialrevolutionären ausländischen Verlagen sind vor allem die folgenden Merkmale: und Redaktionen auf deutschem Boden. 1. Ausländische Studenten als Initiatoren und 2. Zunehmende maoistische Tendenzen Träger linksrevolutionärer ZusammenZur Zeit neigen maoistische Gruppierungen schlüsse stark zu sicherheitsgefährdenden Aktivitäten. Es ist kein Zufall, daß die meisten linksrevoSie sind nicht nur erklärte Feinde der freiheitlutionären Ausländergruppen ihren Sitz in lich-demokratischen Rechtsund Staatsorddeutschen Hochschulstädten haben oder nung im Bundesgebiet, sondern zählen zudort zumindest stark vertreten sind. Viele von gleich zu den entschiedensten Propaganihnen sind aus politischen Debattierklubs ausdisten von Terror und Gewalt als Mittel ihrer ländischer Studenten gleicher Nationalität Politik. Deshalb lassen sich aus der Beobhervorgegangen. Die z. Z. bestehenden 15 achtung gerade dieser Organisationen wichlinksradikalen Vereinigungen äthiopischer, tige Anhaltspunkte für die Beurteilung der arabischer, griechischer, irakischer, marokkaSicherheitslage gewinnen. nischer, persischer, türkischer, tunesischer, Bis gegen Ende der 60er Jahre traten ausvietnamesischer und farbiger amerikanischer ländische Maoisten in der Bundesrepublik Studenten haben allein insgesamt etwa 3000 Deutschland nur in kleinen und kleinsten Mitglieder, die sich auf 95 regionale StützGrüppchen auf. Im Jahre 1971 ist die Zahl punkte verteilen. Zu den bedeutendsten geaktiver Anhänger des chinesischen Revoluhören die "Generalunion palästinensischer tionsmodells unter den hier lebenden AusStudenten" (GUPS), die "Conföderation iraländern aber rasch gestiegen. Nach vorsichnischer Studenten - Nationalunion" (CISNU), tigen Schätzungen der Staatsschutzorgane die "Föderation iranischer Studenten in der dürften heute bereits annähernd 1000 AusBundesrepublik und Westberlin" (FIS), die länder maoistischen oder maoistisch unterwanderten Organisationen angehören. Sie "Vereinigung irakischer Studenten" (VIS), verteilen sich auf 24 Vereinigungen, von die "Türkische Studentenföderation in denen die türkischen z. Z. die meisten AnDeutschland" (ATÖF), die "Gesamtgriechihänger haben. sche antidiktatorische Studentenorganisation 102 Am 19./20. Juni 1971 schlossen sich in BraunEinige solcher Vereinigungen haben die Bunschweig 12 maoistische Gruppen unter maßdesrepublik Deutschland als imperialistisch, geblicher Beteiligung der "Türkischen Stureaktionär und faschistisch diffamiert. denten-Föderation in Deutschland" (ATÖF) und der "Proletarischen Revolutionäre der Türkei" (TPD) zu einer Aktionsgemeinschaft c) Solidarisierungstendenzen türkischer Maoisten zusammen, die sich "Patriotische Einheitsfront für eine demokraDas Bedürfnis, sich der Hilfe ideologisch vertische Türkei in Europa" (YBC) nennt. Sie wandter inund ausländischer Gruppierunentfaltet seither von Berlin aus vorwiegend gen zu versichern und mit ihnen gemeinsam publizistische Aktivitäten. Ihr gehören auch zu handeln, ist in linksextremen Kreisen mehrere Zweiggruppen der prosowjetischen fremder Nationalität gewachsen. Diese Zu"Europäischen Föderation türkischer Soziasammenarbeit findet ihren sichtbarsten Auslisten" (ATTF) an, ohne daß diese Gruppen druck in den "Internationalen Arbeiterkomiinzwischen als Abweichler aus ihrem Vertees" (IAK), die seit 1971 in Köln und seit band ausgeschlossen wurden. 1972 in Düsseldorf und Krefeld bestehen. In Unter den vier Vereinigungen griechischer den IAK arbeiten dreizehn griechische, italieMaoisten ist die "Revolutionäre kommuninische, spanische und türkische Vereinigunstische Bewegung Griechenlands" (EKKE) gen mit der "Deutschen Kommunistischen hervorzuheben, die nach eigenen Angaben Partei" (DKP) und der "Sozialistischen Deutin mehreren deutschen Städten über Stützschen Arbeiterjugend" zusammen. Ansätze punkte verfügt. Maoistische Tendenzen zeizu ähnlichen Zusammenschlüssen gibt es gen außerdem je drei iranische und palästiauch bei anderen Ausländervereinen. So hat nensische Widerstandsorganisationen (darsich in Hamburg der "Bund ausländischer unter die "Demokratische Volksfront für die Studentenvereinigungen" (BASV) konstituBefreiung Palästinas" - PDFLP), die "Veriert, dem linksrevolutionäre Gruppierungen einigung der progressiven italienischen Ausjunger Akademiker aus Griechenland und wanderer" (UEIP) und die amerikanische mehreren arabischen Staaten angehören. "Fortschrittliche Arbeiterpartei" (PLP). Die meisten prosowjetischen Ausländervereine sehen neuerdings ihren natürlichen Verbündeten in der DKP, mit der sie "auf der Führungsebene gemeinsame Arbeitsricht3. Brutale Aggressivität hinter antiimperialinien beschließen" (Auszug aus dem Aklistischen und antifaschistischen Parolen tionsprogramm der KPI vom September Die gemeinsame Frontstellung gegen den 1971). Im Einverständnis mit ihren auslän"Imperialismus in Ost und West" sowie gegen dischen Freunden gibt die DKP mehrsprafaschistische Bestrebungen ermöglicht es chige Betriebszeitungen heraus. Darüber hinden genannten Vereinigungen, das eigene aus stellen ihre Druckereien Flugschriften brutale Machtstreben hinter Parolen zu verder kommunistischen Ausländergruppen her. bergen, die öffentlichkeitswirksam sind und Auch die Druckerzeugnisse der ausländiüber alle nationalen und ideologischen Unschen Maoisten erscheinen nicht selten bei terschiede hinweg im Gesamtbereich der entsprechend tendierenden deutschen Verausländischen extremen Linken zugleich inlagen. tegrierend und solidarisierend wirken. Diese Aktivisten der ausländischen "Neuen Linken" zur Schau gestellten Feindvorstellungen ersind vielfach zugleich Mitarbeiter der unter leichtern es selbst unbedeutenden maoistideutscher Leitung stehenden Arbeitskreise schen und marxistisch-leninistischen Splitter"Dritte Welt", Palästinakomitees, "Projektgruppen unter ihren Landsleuten im Bundesgruppen Imperialismus" und "antiimperiagebiet Anhänger und Sympathisanten zu listischen Komitees". Bei öffentlichen Aktiofinden. nen werden sie u. a. von den deutschen "Ro103 ten Zellen", dem kommunistischen Hochnahmen könnten ihre Handlungsfreiheit beschulbund Marxisten-Leninisten, der KPD schneiden. Sie traten deshalb relativ oft mit (ML) und dem "MSB-Spartakus" unterstützt. Flugschriften und Demonstrationen an die Die Solidarität dieser besonders radikalen Öffentlichkeit, in denen sie gegen staatliche Kreise hat sich laufend verstärkt. Anlaß dazu Eingriffe polemisierten und das geltende Ausbot die gemeinsame Befürchtung, Vereiniländerrecht als nicht verfassungskonform hingungsverbote und ausländerrechtliche Maßstellten (vgl. Bildtafel S. 122). VIII. Schwerpunkte der Agitation ausländischer Linksextremisten im Bundesgebiet Die Agitation der linksextremen Ausländerpersischer Linksextremisten. Ihre Propagruppen geht im wesentlichen in zwei Richganda ist darauf abgestellt, unter ihren tungen: Landsleuten im Bundesgebiet eine möglichst große Zahl von Anhängern zu finden, die be- * gegen die Regierung des jeweiligen Herreit sind, nach Rückkehr in die Heimat polikunftslandes, deren Politik und dessen soziale Verhältnisse; tische Untergrundarbeit zu leisten. Eine türkische Zeitung setzte sich das Ziel, möglichst * gegen die Arbeitsbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland und gegen die deutdie Hälfte der Studenten und jeden vierten schen Arbeitgeber. türkischen Arbeiter auf deutschem Boden "mit revolutionärem Geist zu erfüllen" (Zitat aus "Birlik" Nr. 4/70, S. 37). a) Revolutionäre Propaganda Gemeinsames Ziel der linksradikalen Orgab) Klassenkampfpolemik nisationen ist die Beseitigung des herrschenden Regierungssystems in den jeweiligen Diese Agitation wird vorwiegend von türkiHeimatstaaten. Wiederholt wurde zum "Volksschen, italienischen, spanischen und griebefreiungskampf" mit Waffengewalt aufgechischen Vereinigungen getragen. Sie verrufen. So will der palästinensische Widerfolgt die Absicht, MißStände in der Unterbrinstand den Kampf gegen den jordanischen gung, Betreuung und sozialen Eingliederung Monarchen "so lange führen, bis Jordanien der Gastarbeiter auszunutzen, um eine Klaszum Nordvietnam der palästinensischen Resenkampfsituation herbeizuführen. Besonvolution wird". Die Zeitschrift "Palästinenders oft wird der Vorwurf der Ausbeutung sische Revolution" bezeichnet als einzige Löund Diskriminierung inund außerhalb der sung der Palästinafrage den "bewaffneten Betriebe erhoben. Um den gewünschten EfKampf, der als Guerillakampf mit dem Ziel fekt zu erzielen, werden Einzelfälle verallder Eskalierung zum Volksbefreiungskrieg gemeinert. Den deutschen Gewerkschaften geführt" werden müsse. Auch die im Bundeswird vorgeworfen, sie träten nicht mit Taten, gebiet verbreiteten türkischen Blätter "Safak" sondern nur mit Worten für die Interessen (Morgenröte), "Isci-Köylü" (Arbeiter-Bauern) der ausländischen Arbeiter ein. Die Gastund "Türkiyede Kurtulus" (Freiheit für die arbeiter werden als die "Neger Europas" Türkei) propagieren den Bürgerkrieg. Sie rubezeichnet. Sie seien von den Regierungen fen offen dazu auf, für die Begründung der ihrer Heimatstaaten in die Bundesrepublik Herrschaft der Arbeiter und Bauern "die WafDeutschland verkauft worden, müßten dort fen zu ergreifen" und "bis zum letzten Blutswie Sklaven arbeiten und "Überstunden matropfen zu kämpfen". Revolutionspropaganda chen, damit sie nicht vor Hunger stürben" enthalten außerdem viele Veröffentlichungen (Zitat aus der linksextremen griechischen Begriechischer, spanischer, italienischer und triebszeitung "Kampf des Arbeiters"). In der 104 maoistischen türkischen Zeitschrift "Birlik" deutschen Monopolkapitalismus und seine (Nr. 6/70, S. 53) fand sich folgende, in Geimperialistische Außenpolitik" aufgerufen. dichtform gekleidete Parole: "Sie sagen, ihr * In einem gemeinsam verfaßten Flugblatt unterscheidet euch von uns. Wir unterscheivom 23. 11. 1971 bezeichneten die "Generalden uns. Sie sagen, ihr seid schlecht. Wir union Palästinensischer Studenten" und der sind schlecht. Sie selbst sind nicht zu unter"Iranische Studentenverein" in Saarbrücken die SPD als "die augenblickliche Hauptverscheiden. Sie sind gut. Sie stehen voran, die treterin des westdeutschen Imperialismus" Deutschen aus Westeuropa mit arischem (vgl. auch "Iran-Report", Ausgabe Februar Blut". In der Agitation anderer linksradikaler 1971). Ausländervereinigungen werden der Bundes- * Die in München erscheinende Monatschrift republik Deutschland imperialistische Ten"YURTSEVER" (Der Patriot) will "gegen den denzen unterstellt. Beispiele liefern die folImperialismus, insbesondere den amerikanigenden Zitate: schen und westdeutschen Imperialismus kämpfen" (YURTSEVER Nr. 1/71). Der glei- * In einer anläßlich eines Teach-in am 15.11. chen Vorstellung entspringt der Ausruf in der 1971 gemeinsam von der "Projektgruppe maoistischen Betriebszeitung "DEVRIMCI Griechenland" der DKP und der griechischen MOTOR" (Der revolutionäre Motor): "Unsere kommunistischen Widerstandsorganisation Erfolge gegen die imperialistischen ArbeitPAM in München herausgegebenen Informageber in Deutschland werden die Kämpfe tionsschrift "Griechenland Extra" werden die unserer Brüder in der Türkei anspornen" deutschen und griechischen Antifaschisten (DEVRIMCI MOTOR, Köln, Nr. 4/5 vom in der BRD zum "Kampf gegen den westAugust 1971). IX. Offen arbeitende Nationalistengruppen a) Zur Lage der Ostemigration emigration befindet, zeigte sich auch im Jahre 1971 in stagnierenden oder rückläufigen MitDie weltweiten Entspannungstendenzen im gliederzahlen und spärlicher fließenden GelOst-West-Verhältnis und die innenpolitische dern. Auch ausländerrechtliche BeschränEntwicklung in den kommunistischen Staaten kungen, denen einige Exilpolitiker in der Osteuropas beeinflußten im Jahre 1971 die Bundesrepublik zeitweise unterworfen wurpolitische Aktivität der Ostemigration. den, um einen ungestörten Ablauf von StaatsFast alle Exilgruppen setzten ihre Agitation besuchen aus Osteuropa im westlichen Ausgegen die Bundesregierung fort. Sie fühlen land zu gewährleisten, wirkten sich dämpsich in ihrer Haltung gegenüber den kommufend auf die politische Arbeit der Osteministischen Staaten durch die Bekundungen granten aus. Die überwiegende Mehrzahl wachsenden Nationalbewußtseins in Ostder rund 10000 Emigranten aus Osteuropa, europa bestätigt. Ihre politischen Führer die noch politisch aktiv sind, wahrt trotz mußten indes feststellen, daß antikommudieser Entwicklung Zurückhaltung. Sie benistische Parolen allein nicht mehr die erwarschränkt sich darauf, ihre politische Meinung tete Resonanz in der Öffentlichkeit haben. in Wort und Schrift zu verbreiten. Es gibt aber Zaghafte Ansätze zu einer differenzierteren erste Anzeichen dafür, daß radikale Kräfte Beurteilung des Ost-West-Problems waren auch in anderen als kroatischen Vereinigunbei einigen Exilpolitikern erkennbar. Die meigen zu Aktionen drängen. Der Ende Novemsten politisch engagierten Emigranten stelber 1971 von jungen ukrainischen Nationalen sich jedoch weiterhin gegen jeden Verlisten versuchte Anschlag auf sowjetische such einer Normalisierung der Beziehungen Einrichtungen in London könnte ein Auftakt zu den kommunistischen Regierungen von zu Gewalttaten radikaler Gruppen der Ostwestlicher Seite. emigration auch in anderen Ländern, darDas politische Dilemma, in dem sich die Ostunter der Bundesrepublik, sein. 105 Außenseiter unter den Ostemigranten sehen Kroaten im Ausland, um damit symbolisch sich nach neuen Verbündeten um. den kroatischen Unabhängigkeitswillen zu Die "Ukrainische Studiengesellschaft für dokumentieren. Die Vorgänge in JugoslaAsienprobleme" (SGAP) intensivierte im wien werden von den im Westen lebenden Jahre 1971 ihre Kontakte mit offiziellen VerKroaten aufmerksam verfolgt. Viele von tretern der Pekinger Regierung. Sie erhofft ihnen erwarten offenbar seit langem den sich davon eine Förderung der auf staatliche "Tag X", an dem vermeintlich der offene Unabhängigkeit gerichteten nationalukrainiKampf für einen unabhängigen kroatischen schen Bestrebungen auf dem Hintergrund Staat beginnen wird. Bei einer weiteren Zudes sowjetisch-chinesischen Konflikts. Obspitzung der Lage in Kroatien ist zu befürchwohl die Gesellschaft ideologisch mit den ten, daß es auch im Bundesgebiet wieder zu Festland-Chinesen nicht übereinstimmt, erschweren Ausschreitungen kroatischer Exwog sie die Aufnahme von Beziehungen zu tremisten kommt. Welchen Interessen die maoistischen Gruppierungen in Europa, um Initiatoren des am 25.7.1971 gegründeten die Spaltungstendenzen in den kommunisti"Bundes Kroatischer Kommunisten im Ausschen Parteien zu forcieren und den politiland" dienen, ist noch nicht völlig geklärt. schen Einfluß Moskaus zu schwächen. ÄhnSicher erscheint aber schon jetzt, daß das liche Erwägungen haben Ende des Jahres Auftreten dieses reformkommunistischen nazur Bildung einer "Studiengemeinschaft Eutionalistischen Bundes zusätzliche Unruhe ropa-Asien" unter Leitung des ehemaligen unter den Gastarbeitern aus Jugoslawien slowakischen Außenministers Prof. E. DURverbreitet. In seinem Organ "Sozialistisches CANSKY geführt. In dieser Gemeinschaft Kroatien" wendet sich der Bund gezielt an sollen neben Slowaken und Ukrainern auch diese Bevölkerungsgruppe. Deutsche und Repräsentanten anderer europäischer Völker mitarbeiten. Das Bemühen sowjetischer Stellen, mit den b) Italienische, griechische und türkische in der Bundesrepublik lebenden Emigranten Rechtsextremisten aus der UdSSR kulturelle Verbindungen anzuknüpfen, die gegebenenfalls politisch oder Die italienischen Rechtsextremisten bauten nachrichtendienstlich genutzt werden könihre Stützpunkte im Bundesgebiet erheblich nen, war auch 1971 deutlich erkennbar, aus. Zwar haben sie auf deutschem Boden blieb aber ohne nennenswertes Ergebnis. noch keine Sektionen der "MOVIMENTO SODagegen scheinen die Bestrebungen WarCIALE ITALIANO" (MSI) errichtet. Beaufschaus, polnische Landsleute und Deutsche tragte dieser faschistischen Partei steuern polnischer Abstammung im Bundesgebiet zu jedoch zwei im Bundesgebiet weit verzweigte organisieren und im Sinne des dortigen ReBetreuungsorganisationen für italienische gimes zu beeinflussen, gewissen Erfolg zu Arbeiter: Die "ENTE NAZIONALE DI ASSIhaben. STENZA SOCIALE" (ENAS) und das "COMIDie Studentenunruhen und der FührungsTATO TRICOLORE PER GLI ITALIANI NEL wechsel in Kroatien haben die Aktivität der MONDO" (CTIM). Die ENAS-Büros werden kroatischen Nationalisten im Bundesgebiet von einem in Köln wohnenden Generalsekreund in anderen westlichen Ländern belebt. tär angeleitet, die Führungsstelle der TricoDem Präsidenten des "Kroatischen Nationallore-Komitees befindet sich z. Z. in Stuttgart. komitees" (HNO), Dr. Branimir JELIC, gelang Dort erscheint auch das Zentralorgan der es im Dezember 1971, in mehreren GroßCTIM für Westeuropa "OLTRECONFINE" (Über die Grenzen). Beide Organisationen städten der Bundesrepublik etwa 1000 Kroaverfügen z. Z. insgesamt über etwa 30 Ortsten zu mobilisieren, die für ihre Landsleute und Betriebsgruppen im Bundesgebiet. und Gesinnungsgenossen in Jugoslawien Auch der Organisationsstand griechischer demonstrierten. Außerdem betreibt Dr. JELIC Nationalisten hat sich gefestigt. Der regiedie Ausgabe kroatischer "Nationalpässe" an 106 rungsfreundliche "Verband der Griechen sind Antisemiten. An sie wendet sich das e. V." überschritt gegen Jahresende die Zahl in Istanbul erscheinende Wochenblatt "YEvon 8000 Mitgliedern. Er hat sich damit zum NIDEN MILLI MUCADELE" (Neuer Nationadominierenden Element unter den insgesamt ler Kampf). Die Zeitung vertritt faschistische acht rechtstendierenden griechischen VerZiele, in einer Sonderausgabe für türkische einigungen im Bundesgebiet entwickelt. Ein Arbeiter im Bundesgebiet beklagte sie u. a., Teil der Anhängerschaft dieser Gruppen daß die Enkel derjenigen, die mit der türneigt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kischen Armee einst "Wissen, Gerechtigkeit mit der griechischen Opposition. und Humanität bis in die Mitte Deutschlands Rechtsextreme türkische Vereinigungen tragebracht" hätten, heute in den Kohlengruben ten im wesentlichen in West-Berlin auf. Vier dieses Landes unter dem Befehl "dreckiger von ihnen führten dort am 12.9.1971 eine Juden" arbeiten müßten. Doch sei die Zeit gemeinsame antikommunistische Kundgenicht fern, bis die türkische Nation in der bung durch, zu der sie als "Türkische natioLage sei, "wieder über die Welt zu herrnale und religiöse Einheitsfront in Berlin" schen" (YENIDEN MILLI MUCADELE vom aufgerufen hatten. Einige ihrer Anhänger August 1971). X. Maßnahmen Mißachtung strafgesetzlicher oder verwalBlack Panther Party" zum Anlaß einer lebtungsrechtlicher Vorschriften unter Berufung haften politischen Kampagne gegen die Bunauf politische Motive, Anwendung von Gedesrepublik genommen wurde. Staatsanwaltwalt bei politischen Auseinandersetzungen schaftliche Ermittlungsverfahren laufen gesowie Straftaten mit politischem Hintergrund gen Funktionäre der griechischen radikalen wurden auch im Jahre 1971 vorwiegend bei Widerstandsorganisation "Demokratische solchen Ausländergruppen festgestellt, die Verteidigung" (DA) wegen Teilnahme an schon bisher einschlägig in Erscheinung geeiner kriminellen Vereinigung, Waffenund treten und deshalb verstärkt beobachtet worSprengstoffbesitzes und wegen Vorbereiden sind. tung von Sprengstoffverbrechen sowie gegen Strafurteile ergingen in diesem Jahre gegen Mitglieder der "Conföderation Iranischer den Exilkroaten Miljenko J. wegen versuchten Studenten - National-Union" (CISNU) wegen Totschlages und gegen das Mitglied der einer im Verlauf politischer Auseinanderset"Kroatischen Revolutionären Bruderschaft" zungen begangenen schweren Körperverlet(HRB) Stjepan S. wegen unbefugten Waffenzung. Weitere Ermittlungsverfahren betreffen erwerbs. Ein weiteres Urteil gegen fünf kroaMorddrohungen gegen ausländische Diplotische Terroristen wegen gemeinschaftlichen maten und Verstöße von FATAH-Aktivisten Mordversuchs wurde nach Zurückweisung gegen SS 47 Abs. 1 Ziff. 7 des Ausländergeder von den Angeklagten eingelegten Revisetzes (Geheimbündelei). Das bei der Bundesanwaltschaft laufende Verfahren gegen sion durch den Bundesgerichtshof rechtsden Kroaten 0 . u. a. wegen des Verdachts kräftig. In dem Zusammenhang gerichtlicher der Fortführung der vom BundesinnenminiVerurteilungen von Ausländern wegen Gester verbotenen "Kroatischen Revolutionären waltverbrechen aus politischen Motiven geBruderschaft" (HRB) ist noch nicht abgehört auch das Urteil des Schwurgerichts bei schlossen. dem Landgericht Zweibrücken vom Juli 1971 gegen den farbigen US-Soldaten J. wegen Verwaltungsbzw. Bußgeldverfahren wurden versuchten Totschlags, zumal dieses Verfahgegen die Zweigstelle München der "Generen von dem "Solidaritätskomitee für die ralunion Palästinensischer Arbeiter" (GUPA) 107 und den Iranischen Studentenverein in Müngli italiani nel mondo" (CTIM) politisch tätig chen wegen der Weigerung durchgeführt, zu werden. nach SS 20 Abs. 1 und 2 der DurchführungsAnläßlich von Staatsbesuchen ausländischer verordnung zum Vereinsgesetz Auskunft Staatsoberhäupter und Politiker im westüber ihre Mitglieder zu erteilen. Dem ersten lichen Ausland wurden radikalen Emigranten Sekretär der italienischen neofaschistischen aus den betreffenden Ländern AufenthaltsPartei "Movimento Soziale Italiano" (MSI) beschränkungen auferlegt. Gegen 43 als powurde durch die Polizeiund Ordnungsbelitisch radikal bekannte Ausländer bestehen hörde in Frankfurt/M. untersagt, im Bereich Grenzüberwachungsmaßnahmen. Zusätzlich der Bundesrepublik Deutschland für das der ergingen etwa 150 Weisungen für verschärfte MSI nahestehende "Comitato tricolore per Grenzkontrollen in Einzelfällen. XI. Zusammenfassende Beurteilung Das Ergebnis der Beobachtung auslänrisiko. Die Mitgliederentwicklung stagniert discher Radikalisten im Bundesgebiet wird nur im Bereich der Ostemigration. Den stärksten Anhang haben zur Zeit die rechtsund wie folgt zusammengefaßt: linksextremen Organisationen der Griechen. * Die Aktivität politisch radikaler AusländerHier wie bei den entsprechenden politischen gruppen führt immer wieder zu BeeinträchtiFlügelgruppen der Türken gibt es Ansätze zu gungen der inneren Sicherheit und wichtiger einer gefährlichen Polarisierung. außenpolitischer Belange der Bundesrepublik Deutschland. Diese Gruppen werben für * Schwerpunkte der politisch motivierten antidemokratische Ideologien, verherrlichen Gewaltkriminalität sind nach wie vor die im die Gewalt als Mittel der Politik und bereiten Untergrund arbeitenden Gruppen kroatischer damit den Nährboden für Ausschreitungen. Nationalisten, internationaler Anarchisten, Ihre Agitation besteht in Volkskriegs-, Revofarbiger Extremisten sowie die Terrornetze lutionsund Klassenkampfparolen. Wiederdes militanten griechischen und palästinenholt haben sie das Bundesgebiet zum Schausischen Widerstandes. Sie unterhalten konplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen spirative Zellen auf deutschem Boden, die zwischen rivalisierenden Gruppen sowie zum nahezu ausnahmslos vom Ausland her angeAusgangspunkt terroristischer Vorhaben in leitet werden. Für ihre Anhänger verbreiten ihren Heimatländern gemacht. sie Anweisungen zur Herstellung von Brandund Sprengkörpern und Aufrufe zur politi- * Als Träger dieses Radikalismus wurden schen Gewalttätigkeit. In vielen Fällen wurmehr als zweihundert ausländische Vereiniden derartige Anleitungen sogar in frei käufgungen erkannt, von denen etwa die Hälfte lichen Broschüren und Zeitschriften abgeerstmalig im Jahre 1971 aufgetreten ist. Viele druckt. Fortschritte in der Bekämpfung dieser haben die Bundesrepublik mit einem Netz sicherheitsgefährdenden Aktivitäten setzen von Stützpunkten überzogen. Nach Zahl und engste Zusammenarbeit aller nationalen Stärke überwiegen die linksrevolutionären Staatsschutzorgane, nachrichtendienstliche Bewegungen. Auf sie entfallen etwa 46 000 Beobachtung im Vorfeld der Exekutive bei der rund 65 000 Mitglieder einschlägiger VerVerstärkung der personellen und materiellen einigungen. Die Solidarisierung dieser GrupAusstattung, Ausdehnung der Postund Telefonüberwachung auf die ausländischen pen mit deutschen extremen Linken nimmt Geheimbünde sowie einen internationalen zu. Unter den offen arbeitenden Gruppen Austausch von einschlägigen Erkenntnissen bilden die Maoisten wegen ihrer hemmungsvoraus. losen Polemik ein wachsendes Sicherheits108 Ausländische Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland 1971 1970 1969 1966 1bbb 1968 1964 iyö/ 1963 1962 1961 1960 279.400 548.900 711.500 828.700 985.600 1.216.800 1.313.500 991.300 1.089.900 1.501.400 1.949.000 2.241.000 30.9.1971 Arbeitnehr ner aus LAND JUGOGRIECHEN SPANIEN SONST. INSGESLAWIEN ITALIEN TÜRKEI LAND PORTUG. LÄNDER SAMT BADEN-WÜRTTEMB. 153.507 141.900 87.836 67.833 42.872 58.251 552.199 BAYERN 91.458 52.452 74.898 48.492 16.908 78.959 363.167 BERLIN 19.730 3.102 32.301 5.625 1.658 13.117 75.533 BREMEN 2.582 846 5.468 698 2.009 3.567 15.170 HAMBURG 13.166 5.134 14.705 5.105 8.732 19.086 65.928 HESSEN 58.303 51.847 48.615 25.176 43.869 38.235 266.045 NIEDERSACHSEN 23.961 21.688 31.539 15.280 26.489 21.521 140.478 NORDRHEIN-WESTF. 95.575 104.423 129.737 91.346 87.856 118.908 627.845 RHEINLAND-PFALZ 13.376 14.966 15.202 5.836 8.035 15.429 72.844 SCHLESWIG-HOLST. 4.832 1.877 10.311 2.980 5.758 7.096 32.854 SAARLAND 1.831 9.780 2.533 282 789 13.515 28.730 BRD (insgesamt) 478.321 408.015 453.145 268.653 244.975 387.684 2.240.793 109 Linksradikale türkische Periodika 1t u *uunuam nm mm * . "4"ati ; *u. ern*" im"Hi" WV""MI""V"" Kl "MX M t MM " * * * Httvi ; * M M w et"" SÄHYA, ' '"/ " " K U " " " " ., ^ - 4 | f WÄKS W tüME WHflflflB r YURTSEVER lllllTIlt M U l l l KlrilUltl IMITIIi Einsatzschwerpunkte ausländischer Arbeiter im Bundesgebiet CZU 0 - unter 6 % E 2 6%-unter 12% UM 12 % - 22 % 111 Stützpunkte politisch radikaler Ausländergruppen (Stand: 31.12.1971) HAMBURG > ) "r BERLIN "HANNOVER m M ERLÄUTERUNG: % m 813 STÜTZPUNKTE LINKSEXTREMER VEREINI- * 'SSB*# fWus 1' n GUNGEN siS"s"m % 208 STÜTZPUNKTE RECHTSEXTREMER ODER NATIOKÖLN, NALISTISCHER GRUPPEN P" ^ V J L FRANKFURT/M. ne SAARBRÜCKEN' T ***'* "*** " STUTTGART w_ MÜNCHEN 112 Flugblätter der "Kroatischen Revolutionären Bruderschaft" (HRB) im Bundesgebiet, die den serbischen Bevölkerungsteil in Jugoslawien zu Gewalttaten veranlassen sollten CAS OSVETE je-DOSAö/ TITO Übersetzung SE JE u BONM-U Die Zeit der Rache ist gekommen! 5A5TAO TITO hat sich in Bonn mit den UstaschaFührern getroffen! Die Reise in die .SA Benelux-Staaten war nur eine Tarnung! U5TX!>K|M Serbisches Volk - 'reingehauen! An den Galgen mit den Henkern! ?UTOV/INJE U SEWCIU* 75M J PS "ILA JE 5AM0 K A U M H A I A J 5R8SKI NA^OOE,15IBIJMONA5. JASfrtaMCj^ELAte NA VE SA LA 1 ^*fi-Ä#$ .. usf.* w c p o a s l n u Din, z n ä ^ l _. _ üMH ILMtrU m l n u " * a tontrodli- t bol^" t*iaao u dI"hnraoniJ l l a c o a j u . A svado-* i llnlji BJO "tftTJZ TITi potrrcooa J" dooOMtrutivnoD poaaton (tm)1 I 13JDCVCU1 * M d a U t m e l ä o a n e * AiB/JönCA, k o j i j e pofcuäao "Tod dem Kroatischen Jugoslawien! - tinotl OTotlr. u o*fc" teen" M M . aütro J I --Tp"*""* 1 1--HCTrt cansupl . Zate oeno d l W i n poten SU.T3I 3RECZI iL'-TdJE nepo::olBbl"o 1 VOtiaOiino 1 dnltffl J i r l t l nana pottebmi I n t i m i Tod dem Verbrecher Tito! ...sei unr/jcsoi n r a u v r a s;ax n u n ^ITEU tEXUt m a l ÜUELO -?JU::O EEt LU&ni UOTABJ a H E G :*: c c XMEDA IM Es lebe Groß-Serbien!" mar. a L * v i m-üi MMnu" mun UM 2gs .7770 /K4 VC SA LA/ r/r? y/ /JsrJs/ t U , " t . ' Li ^-t"" U- $ Paßt auf! In unserer Tätigkeit und in unserer Kaf Maxi i ' " Ö['- CQ O) Hanau Kelsterbach Langen CO c Egelsbach 3 = Mainz O N Oberursel Offenbach Wetzlar Wiesbaden CO CD - PS Comites de eniace BetriebsBielefeld o eö E ff y coordinacion gruppen Bremen Hamburg o 55 Verbindungsund Kassel O i W Lübeck .t; CD CD ES-o Koordinationscelulas Minden Münster Komitees O CD " Zellen Neumünster Osnabrück c Aachen o '55 Altona *o T3 B S Bergheim/Erft |ui -oCD s>CL %deg Eü. c 5 ~deg -- ges C i 3 CO . s co * C CL CD i - Bergneustadt Bochum O i- *2 5 CD Hückelhoven CL Q. 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